Czytaj książkę: «Das kleine Paradies», strona 5

Czcionka:

»Da..., da ist es wieder!«, rief sie.

Leider musste sie selber lachen und verfehlte somit die Wirkung.

»Soll ich lieber ernst gucken?«, sagte er übertrieben langsam und schaute sie diesmal durchdringend an. Sie musste schlucken. Dieser Blick war noch unerträglicher. Unerträglich umwerfend!

Sie merkte wieder das Kribbeln in der Brust. Als wenn sich dort ein Bienenschwarm eingenistet hätte und nun mit aller Kraft gegen ihre Brust flogen, um den Ausgang zu finden.

Was soll das Julia? Du kannst dich nicht verlieben. Du kannst kurze Affären nicht leiden. Schon vergessen? Jetzt reiß dich zusammen und reagiere auf sein Lächeln nicht so, als wenn du noch nie angelächelt wurdest!

»Mir egal. Mach was du willst. Ich werde nur noch aus dem Fenster schauen.«

»Wie jetzt? Kein Lächeln? Kein Grinsen?«

Sie nickte und drehte ihren Kopf in Richtung Seitenfenster. Sie hatte beschlossen, ihn nicht mehr anzusehen. Im Moment fiel ihr nichts Besseres ein, als sein Lächeln zu boykottieren.

Eine gute Idee, fand sie. Er nicht!

»Okay! Kein Lächeln?.. dann nehme ich eben deine Hand.«

Kaum hatte er es ausgesprochen, verschränkte sie ihre Hände.

»Nein, auch keine Hand!«

Er griff trotzdem nach links und umfasste mit seinen schlanken Fingern ihre gefalteten Hände.

Sie boxte ihm gegen den Arm und tadelte ihn: »Okay, ich gebe auf. Du hast gewonnen. Grinsen darfst du, aber meine Hand bekommst du nicht!«

„Na geht doch!“ –

„Ohne dein Grinsen würde mir was fehlen“, gestand sie leise.

Sie versuchte weiterhin seinem Blick auszuweichen. Sie wollte auf Nummer sicher gehen und ihren Puls zur Ruhe zwingen. Bloß keine unnötigen Hormonschübe verursachen. Das ist das Letzte, was sie jetzt in ihrer Situation bräuchte. Also schaute sie verträumt aus dem Fenster und stellte fest, dass es bereits dämmerte und man nur noch schemenhaft die Landschaft erkannte.

Während er noch überlegte, ob er ihr wieder Fragen aus seinem Fragenkatalog stellen sollte, klingelte ihr Smartphone.

Es war Rose und Julia zwang sich, nicht so verärgert zu klingen.

«Hi Rose!«

»Hi Kleines, du warst vorhin so kurz angebunden. Ist alles in Ordnung?«

»Rose!«, fauchte sie. »Du sollst mich nicht Kleines nennen!«

»Schon gut, schon gut. Erzähl endlich, was ist los bei dir? ...kannst du reden?«

Sie drehte sich automatisch zur Tür und ihre Stimme wurde leiser.

»Ja, ich kann reden. Deutsch versteht hier keiner.«

»Auch das Sahneschnittchen nicht?«

Kevin zuckte ein wenig zusammen. Er hatte ihr noch immer nicht gesagt, dass er sie verstand. Sollte er ihr jetzt einen Wink geben, bevor es peinlich für sie wird? Die Antwort bekam er von ihr.

»Nein Rose, er hätte es mir schon längst erzählt. Er versteht uns nicht, glaube mir.«

»Wieso bist du dir so sicher?«

»Weil er mich nicht anlügen würde.«

»Hallooooo... was hast du in deinen letzten Beziehungen gelernt? Männer lügen!«

»Rose, lass meine Beziehungen aus dem Spiel. Außerdem ist er nicht so wie die anderen.«

Es entstand eine kleine Pause.

Rose musste Luft holen, damit sie nicht platzte.

Julia lauschte auf das komische Geräusch am anderen Ende der Leitung. Kevin verkrampfte seine Hand am Lenkrad. Sollte er sie lieber unterbrechen? Nein. Er wollte unbedingt wissen, was sie über ihn dachte. Es war mordsmäßig gemein, das wusste er. Aber die Neugier war stärker als die Vernunft.

»Julia Montana! Nicht so wie die anderen...?«, kreischte sie . »Ich weiß, er ist ein Sahneschnittchen und ich weiß, dass ich gerne mit dir jetzt auf der Stelle tauschen würde. Aber versteh doch, du darfst dich nicht verlieben.«

»Also, das sagt jetzt die Richtige!«, stieß sie hervor.

Rose kicherte und räusperte sich.

»Okay, okay! Du hast ja Recht. Aber Schätzchen, ich leide auch nicht immer so lange, wenn es schief geht.«

»Das stimmt, sondern kürzer und lauter.«

»Ja? Das habe ich noch gar nicht so gesehen.«

Es wurde still um Rose. Sie musste diese Aussage erst einmal sacken lassen.

»Ach Rose. Entschuldige bitte. Das war nicht so gemeint. Du hast mich bloß so in die Enge getrieben«, sagte sie sanftmütig. Rose zu kränken, war das Letzte, was sie wollte. Doch Rose schwieg.

»Hey Rose... du darfst auch Kleines zu mir sagen«, lenkte sie ein.

Rose nahm sofort an.

»Hmm. Okay Kleines, erzähl mir jetzt, warum du denkst, dass er nicht so ist wie die Anderen.«

Jetzt schwieg Julia. Sie wusste nicht so recht, wie sie die letzten Stunden erklären sollte.

»Na ja, er ist sehr liebenswert. Wir lachen viel... oh nein, er lacht viel über mich«, dabei kicherte sie.

Kevin biss sich auf die Lippen, damit er nicht ebenfalls lachte und sich somit verriet.

»Wie? Das ist alles?«

»Ach Rose, du musst es ja auch nicht verstehen. Ich verstehe es ja selber nicht und kann es nicht mit ein paar Worten erklären. Jedenfalls musst du dir keine Sorgen machen, solange ich bei IHM bin.«

Sein Herz machte einen Luftsprung und kam unbeschadet wieder in der Brust an. Sie dachte also genauso wie er.

Rose wurde hellhörig bei dem Worten SORGEN.

»Warum hast du mich eigentlich nach dem Lord gefragt?«

Julia stöhnte.

»Verdammt Rose, du hast nicht erzählt, dass ich mit dem Sohn dort alleine bin. Der alte Lord ist in den Staaten. Nun sage mir bitte, was ich tun soll?«

Rose zögerte einen Moment.

»Nur Liam ist da?«

»Also wenn der Lord nur einen Sohn namens Liam hat... ja... nur er ist da. Ist er nett?«

»Natürlich ist er nett!«

Julia hätte schwören können, dass Rose Stimme etwas zitterte.

Rose schob hinterher: »Aber ich werde gleich mal Tom anrufen. Vielleicht weiß er etwas Genaueres.«

»Kennst du ihn persönlich?«

»Na ja, ich war doch letztes Jahr kurz in England. Weißt du noch? Ich hatte so eine Fortbildung. Na ja, da habe ich mich mit dem Lord und Tom getroffen und auch seinen Sohn kennen gelernt.«

»Wenn du mir sagst er ist okay, dann ist ja alles prima.«

»Könntest du denn auch bei diesem Mr. John übernachten?«

Julia verstand die Frage nicht. Rose war es schließlich, die nicht wollte, dass sie bei Mr. John übernachtete.

Bevor Julia antworten konnte, stupste Kevin ihr sanft gegen die Schulter und zeigte mit der Hand nach links.

»Julia, wir sind da.«

»Rose, ich muss Schluss machen. Du brauchst Tom auch nicht mehr anrufen. Ich werde gleich selber feststellen, ob der Lord da ist. Mir war nur wichtig, deine Meinung zu hören. Ich rufe dich vor dem Schlafengehen noch mal an. Hab dich lieb.«

Sie schob ihr Smartphone in ihre Jackentasche. Gespannt schaute sie aus dem Fenster und versuchte durch die Dunkelheit etwas zu erkennen. Sie fuhren in eine kleine Auffahrt bis zu einem schmiedeeisernen Tor. Es war verschlossen und Kevin fuhr bis zur Sprechanlage heran. Er hatte ein mieses Gefühl bei der Sache und konnte es nicht loswerden.

»Ja, wer ist da?«, fragte eine tiefe Männerstimme.

»Kevin Brown und Julia Montana. Ms. Montana wird von Lord McDerby erwartet.«

Ohne eine weitere Frage wurde das Tor durch ein Summen geöffnet. Kevin fuhr langsam hindurch und hielt vor dem riesigen Haus... oder war es doch ein Schloss?

»Julia, wenn der Typ nur alleine im Haus ist, dann nehme ich dich wieder mit.«

»Wieso? Meine Freundin hat mir gesagt, dass er nett ist. Sie kennt ihn. Es ist also alles in Ordnung.«

Er hätte sie am liebsten gar nicht erst aussteigen lassen. Wie sollte er es aber verhindern?

»Gut. Ich werde dich aber noch hinein begleiten und mir meine eigene Meinung über diese Typen machen.«

Auf seiner Stirn bildete sich eine Falte. Spontan fragte sie ihn: »Bist du immer um deine Begleiterin so besorgt?«

Ebenso spontan kam es zurück: »Nein!«

»Warum bei mir?«, forschte sie weiter.

Er nahm ihre Hand, diesmal jedoch, ohne es vorher anzukündigen, und drückte sie fest an seine Lippen. Sie spürte diesen Kuss wie ein Stromschlag. Jedoch bestand der Stromschlag nicht aus Schmerz. Sie starrte auf ihre Hand, als hätte er ihr den Ehering aufgezogen.

»Weil du Julia bist! Und weil du so wie du bist, mir gefällst.«

Sie hob die linke Augenbraue. Um seinen Mund zuckte es, da er krampfhaft versuchte nicht zu lächeln. Sofort begriff sie, was sie getan hatte. Sie griff mit ihrer freien Hand nach der Braue und versuchte sie zu verdecken, bzw. hinunterzuziehen. Das sah so verzweifelt komisch aus, dass er schallend lachen musste. Sie schlug ihm die Hand weg und sagte schmollend: »Blödmann! Ich habe gerade angefangen dich zu mögen. Pah, nun hast du es vermasselt. Selbst schuld!«

Sie schnallte sich los und wollte die Autotür öffnen. Er hielt sie an den Schultern fest und sagte mit einer warmen Stimme: »Warte! Geh nicht!«

Er drehte sie langsam zu sich herum und zog sie dicht an sich heran. Er legte seine Lippen auf ihre Lippen... vorsichtig... zaghaft... zärtlich. Sie traute sich nicht zu bewegen. Sie war froh, dass sie das Atmen nicht vergaß. Ihr Erstarren ermutigte ihn nicht gerade den Kuss leidenschaftlich werden zu lassen. Sanft schob er sie wieder weg. Er versuchte in ihren Augen den Grund ihres Verhaltens zu sehen, doch ihre Augen blieben geschlossen. Er legte seine Hand an ihre Wange und fragte: »Habe ich dich mit meinem Kuss sehr geschockt?«

Endlich öffnete sie ihre Augen. Stockend sagte sie: »Nein... nicht geschockt... eher verwirrt.«

Er räusperte sich: »Na gut. Das ist zwar nicht was ich wollte, aber immerhin eine Regung.«

Sie wurde rot und sagte leise: »Es ist nicht so wie du denkst.«

Sie umfasste seine Hand und zog sie langsam runter.

»Was denke ich denn?«

»Dass ich es nicht schön fand?«, fragte sie vorsichtig.

»Nein, das denke ich nicht. Einen Versuch hast du noch.«

Er fand es sehr anziehend, dass sie rot wurde und er sie mit einem Kuss aus der Fassung bringen konnte.

»Dass ich nicht küssen kann?«

Ihre Stimme versagte und sie rang nach Luft.

Atme Julia... atme, ermahnte sie sich.

»Nein, das denke ich auch nicht.«

Sie holte tief Luft.

»Herrgott, warum musst du mich so quälen? Ist es nicht schon peinlich genug?«

Wütend stieß sie ihn von sich und schlug ihn gegen seine Brust. Er hielt sie an den Handgelenken fest und sagte lächelnd: »Wenn du dich beruhigst, dann sage ich dir, was ich wirklich dachte.«

Sie hielt inne und schaute ihn erwartungsvoll an.

»Na los! Sag schon!«, forderte sie ihn auf.

»Deine Reaktion fand ich süß. Ganz du selbst, ganz Julia«, sagte er ruhig.

»Soll das ein Kompliment sein?«

»Ja, absolut! Ich sagte es dir bereits... so wie du bist, mag ich dich.«

Eigentlich wollte er noch viel mehr sagen. Er hob es sich für später auf.

Sie fand seine Worte lieb, aber auch peinlich. Um die Peinlichkeit nicht zu steigern, zog sie es vor auszusteigen. Er hielt sie nicht zurück und stieg ebenfalls aus. Er hoffte, dass er mit dem Kuss ihre Gefühle ins Schwanken gebracht hatte. Und sie schwankten... mehr als ihr lieb war. Zwischen Ärger, Peinlichkeit und Herzklopfen wusste sie noch nicht genau, wo sie mit ihren Gefühlen stand.

Beide liefen schweigsam die Eingangstreppe hoch. Bevor sie klingeln konnten, wurde die Tür geöffnet und ein Butler stand vor ihnen.

»Guten Abend Ms. Montana, Guten Abend Mr. Brown!«, sagte er höflich.

»Guten Abend! Wir möchten zu Lord McDerby«, sagte Kevin ebenfalls höflich.

»Kommen sie bitte herein!«

Mit einer einladenden Handbewegung unterstrich er seine Bitte.

»Lord McDerby ist leider auf Geschäftsreise. Aber sein Sohn, Liam McDerby, ist anwesend.«

Kevin blickte zu Julia. Sie spürte den Blick, schaute aber bewusst weiter den Butler an. Auch was Kevin dachte, wusste sie. Plötzlich ging gegenüber der Eingangstür eine Tür auf und Liam betrat den riesigen Flur. Mit ausgestreckter Hand kam er auf Julia zu.

»Herzlich Willkommen, Julia! ...ich darf doch Julia sagen?«

»Natürlich!«, mehr brachte sie nicht heraus. Er strahlte sie mit seinem Sonny-Boy-Lächeln an. Er hatte hellblonde Haare, blaue Augen und war etwas kleiner als Kevin. Er war teuer gekleidet und sehr gepflegt.

Warum mussten bloß alle Männer hier so gut aussehen, dachte sie. Er gab auch Kevin die Hand, nickte aber nur kurz. Kevin erwiderte das Nicken und urteilte... er konnte ihn nicht leiden!

»Bitte kommt doch herein«, sagte er fröhlich und zeigte mit der Hand auf die Tür, durch die er vor 10 Sekunden gekommen war. Und genau seit 10 Sekunden hatte Kevin schlechte Laune. Sie folgten ihm ins Wohnzimmer. Wenn Julia schon das Haus von Jack riesig fand, in dieses Wohnzimmer passte das von Jack bequem hinein. Es war genau so eingerichtet, wie man sich wohl eine Schlosseinrichtung vorstellen würde. Schwere dunkle Möbel, dicke Teppiche, viele teure Bilder, Standuhren, große Kerzenständer, Kronleuchter und ein überdimensionales Ledersofa. Selbst in den Ledersesseln hätten gut zwei Personen Platz gefunden. Rechts von der Fensterfront war eine große Bar; mit sechs Barhockern davor. Liam steuerte darauf zu und fragte im Gehen: »Möchtet ihr etwas trinken?«

Kevin: »Nein, danke!«

Julia: »Ein Wasser bitte!«

Liam drehte sich verwundert um.

»Ein Wasser?«, fragte er ironisch. »Der Abend ist doch noch lang. Wirklich nur ein Wasser?«

»Ja, nur Wasser«, betonte sie.

Kevin fragte sich, ob er jetzt schon zuschlagen sollte, oder erst später.

Liam gab Julia das Wasserglas und sagte: »Setz dich doch!«

Kevin ignorierte er. Sie blieb lieber stehen.

»Wie war dein Flug? Hat alles geklappt? Wer hat dich abgeholt?«

Anstelle von Julia antwortete Kevin stinkig: »Ich habe sie abgeholt. Mr. John hat ein Zimmer für Julia herrichten lassen und da Lord McDerby nicht da ist, werde ich sie gleich wieder mitnehmen.«

Warum warten, dachte sich Kevin. Er sollte gleich wissen, dass er es nicht zulassen wird, dass sie hier übernachtet. Aber Julia wäre nicht Julia, wenn sie nicht anders reagieren würde, als ihm lieb wäre.

»Meine Freundin Rose sagte mir, dass dein Vater hier sei.«

»Oh, er musste gestern in die Staaten fliegen... aus familiären Gründen. Leider konnte er es nicht verschieben. Deshalb bin ich hier. Er wollte nicht unhöflich sein und dir so kurzfristig absagen.«

»Du wohnst hier sonst nicht?«

»Nein. Ich bin extra für dich angereist.«

Was Julia nett fand, fand Kevin dagegen widerlich. Seine Alarmglocken schellten!

„Das ist sehr nett von dir. Aber eine kurzfristige Änderung hätte mir nichts ausgemacht. Kevin erwähnte es ja bereits. Ich kann auch bei Mr. John bleiben.«

Er kam auf Julia zu und nahm ihre Hand.

»Nein, nein. Es macht mir wirklich nichts aus. Ich habe gerne eine schöne Frau um mich.«

Kevin stieß ein Zischen aus. Am liebsten hätte er ihm die Hand von Julia entrissen und seine dafür gebrochen. Was bildete er sich überhaupt ein... es war seine Hand. Es war sein Vorrecht ihre Hand zu nehmen. Julia entzog ihm schnell die Hand und rückte ein wenig näher an Kevin heran. Schützend legte er seinen Arm um ihre Taille. Sie ließ es zu und Liam schaute lächelnd weg. Kevin genoss seinen Triumph. Liam lief wieder zur Bar um sich sein Glas erneut zu füllen. Es wurmte ihn, dass Kevin so besitzergreifend war.

Er drehte sich wieder um und setzte seinen Dackelblick auf: »Bitte gebe mir die Ehre und bleibe hier. Ich habe extra für dich meinen Urlaub unterbrochen. Es macht mir wirklich nichts aus. Mein Vater würde sonst denken, ich wäre nicht nett zu dir gewesen. Das kannst du mir doch nicht antun? Bitte bleib!«

Das waren genau die Worte, die Julia nicht hören wollte. Jetzt konnte sie nicht mehr ablehnen. Das wäre nicht nur unhöflich, sondern Tom gegenüber nicht fair. Schließlich war er mit dem Lord befreundet. Eigentlich war es ja sehr nett von Liam, dass er seinen Urlaub unterbrochen hatte. Fand sie jedenfalls.

Beide Männer bemerkten ihre Unsicherheit. Liam lächelte siegessicher, während Kevin sie am liebsten schütteln wollte.

Julia, dachte er, gehe nicht auf diese schmierigen Worte ein.

Kevins Griff wurde um ihre Taille fester.

»Kennt ihr euch schon lange?«

Beide waren so verblüfft über diese direkte Frage, dass es für 3 Sekunden ruhig war. Kevin wollte schon sagen, dass sie sich eine Ewigkeit kannten, aber umso absurder wäre es, dass sie nicht bei ihm schlief.

Julia, die Ehrlichkeit in Person, sagte dagegen: „Wir haben uns heute erst kennen gelernt.»

Sie warf Kevin ein Lächeln zu. Er fand es so zauberhaft, dass er sie, wenn sie alleine gewesen wären, am liebsten sofort geküsst hätte. Er verfluchte Liam und wollte ihm die andere Hand brechen.

Liam lief an Kevin vorbei und sagte arrogant und so leise, dass es nur Kevin hören konnte: »Na dann hast du ja nur ein paar Stunden Vorsprung.«

Im Gedanken brach er gerade Liams Genick. Julia schaute ihm hinterher und wunderte sich, dass Kevin sich verkrampfte. Sie flüsterte ihm zu: »Was ist?«

»Ich muss dich alleine sprechen... jetzt!«

Er schob sie zur Tür und sagte im Gehen zu Liam: »Ich muss kurz mit Julia unter vier Augen sprechen.«

Liam nickte nur und schaute ihnen lächelnd hinterher. Kaum waren sie draußen sagte Kevin gereizt: »Julia, du willst doch nicht wirklich bei diesem Widerling bleiben?«

»Aber es wäre unhöflich, wenn ich nicht hier bleiben würde.«

»Es wäre unhöflich, wenn ich ihm den Kiefer brechen würde!«, schnauzte er.

»Pscht, schrei nicht so. Er kann dich bestimmt hören.«

Sie musste sich ein Lächeln verkneifen.

»Na und!«, er holte tief Luft. »Julia... du kannst hier nicht bleiben. Du kennst ihn doch gar nicht.«

Lächelnd sagte sie: »Das gleiche hat Rose auch über dich gesagt.«

»Aber du kannst mir vertrauen. Ich würde nie etwas tun, was dich verletzen würde.«

»Und wieso bist du so sicher, dass er es tun würde? Du kennst ihn doch auch nicht. Aber Rose kennt ihn. Sie würde es nicht zulassen, wenn sie ihm nicht trauen würde.«

Dagegen kam er nicht an. Wieso sollte sie ihm mehr glauben als ihrer besten Freundin? Trotzdem hatte er kein gutes Gefühl und seine Nackenhaare standen hoch. Der Typ war ein Frauenheld wie er im Buche stand.

Grimmig und widerwillig sagte er: »Du hast ja Recht. Aber bitte versprich mir, dass du mich sofort anrufst, wenn er dir zu nahe kommt.«

Diesmal zog sie die Brauen bewusst hoch.

Er lachte bewusst nicht.

»Wie, wenn er mir zu nahe kommt? Meinst du so wie du?«

Sein Schweigen deutete sie als ein Ja. Sein Herz raste. Die Vorstellung, dass er sie küsste, machte ihn wahnsinnig. War er bereits jetzt schon eifersüchtig?

»Hey, schau mich an«, bat sie leise.

Er blickte in dunkle warme Augen.

»Dazu gehören immer noch zwei. Außerdem bin ich nicht so leicht zu haben. Du müsstest es doch wissen.«

Er zog einen Mundwinkel hoch und ein kleines Lächeln machte sich breit. Er gab sich aber noch nicht zufrieden. Was ist, wenn sie sich nun doch in diesen Typen verliebte? Bei diesen Gedanken gaben seine Lachmuskeln wieder auf. Seine Lippen waren nur noch ein Strich. Julia wurde wütend.

»Oh man Kevin, es reicht doch, wenn Rose mir immer eine Szene macht. Ich bin es echt leid ständig meine Entscheidungen zu rechtfertigen. Außerdem geht dich das nichts an. Ich kann gut auf mich selber aufpassen.«

Stimmt! Er hatte überhaupt kein Recht dazu, ihr etwas vorzuschreiben. Wie auch? Schloss man Freundschaft innerhalb weniger Stunden? Nein! Wieso sollte sie ihm vertrauen? Schließlich hatte er das gemacht, was er Liam auch zutraute. Sie küssen. Der Gedanke ließ ihn wieder an Knochenbrüche denken. Das war nicht gut.

»Ich weiß auch nicht, warum ich mir Sorgen um dich mache«, sagte er starrköpfig.

Sie verdrehte die Augen und sagte bissig: »Weil jeder denkt... wie hat sie nur 32 Jahre überlebt?«

Sie verschränkte ihre Arme und blickte ihn angriffslustig an. Er wollte aber nicht mit ihr streiten. Er wollte sie lieber küssen. Er kratzte sich am Kopf. Das wäre kein guter Moment, dachte er grinsend. Sein Grinsen bewirkte bei ihr einen Waffenstillstand. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, öffnete Liam die Tür.

»Julia, ich störe euch ja ungern, aber mein Vater ist am Telefon und möchte dich sprechen.«

Er gab ihr das Smartphone.

Kevin war sich sicher, dass dieser Typ seinen Vater selber angerufen hatte um Hilfe von ihm zu bekommen. Warmduscher!

»Hallo Lord McDerby.«

......

»Ja ich weiß. Es ist sehr freundlich von Liam.«

Kevin verzog das Gesicht.

......

»Vielen Dank nochmals für ihre Gastfreundschaft.«

Kevin räusperte sich.

.....

»Oh.«

Kevin fand, dieses >Oh< gehörte nur ihm.

.....

»Natürlich bleibe ich hier bei Liam.«

Kevin ballte seine Fäuste.

.....

»Vielen Dank, ich werde es ihm ausrichten.«

Kevin musste sich beherrschen, seinen Fäusten keinen Befehl zu erteilen. Sie gab das Smartphone zurück und wich Kevins Blick aus.

Sie schaute zu Liam, der grinsend sagte: »Nun gut. Dann können wir ja deinen Koffer holen. Ich zeige dir dein Zimmer und dann können wir zusammen zu Abendessen, okay?«

Sie nickte und lief mit Kevin zur Eingangstür. Leise fragte sie Kevin: »Bleibst du noch zum Essen?«

Ihre Stimme zitterte. Dass er jetzt wegfuhr gefiel ihr nicht. Sie hatte keine Angst vor Liam, aber sie wäre gerne noch länger mit ihm zusammen geblieben; in seiner Nähe.

Wütend teilte er ihr mit: »Keine gute Idee. Ich kann ihn nicht ausstehen. Meine Beherrschung kann ich gerade noch 3 Minuten halten.«

»Oh!«, entfuhr es ihr.

Lächelnd drehte er sich um.

»Weißt du eigentlich wie gerne ich dein „oh“ höre?«

Sie kicherte leise: »Und weißt du, wie oft ich Rose damit schon zum Wahnsinn getrieben habe?«

Er überlegte kurz.

»Es ist einfach unglaublich!«

»Was?«

»Dass ich nach so kurzer Zeit dir tausend Dinge aufzählen könnte, die ich an dir mag.«

Er blickte zu ihr runter. Sie zu ihm auf. Sie standen sich dicht gegenüber und keiner wollte diesen Augenblick mit Worten stören.

Außer Liam!

Er stand plötzlich vor ihnen und fragte schroff: »Es ist wohl besser, wenn ich den Koffer hole?«

Kevin überlegte kurz, welchen Knochen er ihm noch nicht gebrochen hatte. Er wollte es nachholen und lief ihm hinterher. Julia hielt ihn jedoch fest und schaute ihn lächelnd an.

»Kevin... nicht!«, befahl sie schmunzelnd.

»Du willst immer noch hier bleiben?«, fragte er verständnislos und verdrehte die Augen.

Sie flüsterte: »Ja! Und ich verspreche dir, ich pass auf mich auf.«

Er hob seine Hand, die Innenfläche nach oben und forderte streng: »Gib mir bitte dein Smartphone!«

»Aber wieso?«, protestierte sie.

»Gib mir bitte dein Smartphone!«, wiederholte er ungeduldig.

Sie biss sich auf die Lippe und suchte ihr Smartphone.

»Da bitte!«

Sie legte es in seine offene Hand und schaute skeptisch.

»Was willst du damit?«

»Ich speichere dir meine Nummer ein. Ich kann in 30 Minuten hier sein.«

Sie nickte und sagte genervt: »Wenn es dich beruhigt.«

Er beugte sich leicht zu ihr runter, seine Lippen berührten ihr Ohr und flüsterte: »Ja. Eigenartigerweise beruhigt mich das.«

Sie wollte ihm in die Augen schauen und drehte ihren Kopf. Ihre Lippen streiften seine Wange, was zufolge hatte, dass er erneut das Verlangen spürte, sie zu küssen. Diese Frau brachte ihn in weniger als einer halben Sekunde außer Kontrolle. Wie kann das nur sein, dachte er. Wie macht sie das nur? Bevor er dafür eine Erklärung hatte, mischte sich wieder Liam ein. Er stellte sich genau vor ihnen und hob den Koffer ein wenig an.

»Julia? ...können wir?«

Kevins Stirn zog sich zusammen. Seine Augen waren kleine Schlitze. Julia spürte, dass er sauer wurde und sagte zu Liam, ohne jedoch den Blick von Kevin zu nehmen: »Ich komme gleich nach, Liam. Gibst du mir bitte noch einen Moment?«

»Okay. Bis gleich!«, sagte er provokant.

Kevin versuchte diese Stimme zu überhören und ihr fesselnder Blick half ihm dabei. Es kam ihm fast vor, als wenn sie ihn hypnotisieren wollte.

Das ist es, dachte er. So macht sie es also... sie hypnotisiert mich.

Das Lächeln, was sie ihm schenkte, ließ seinen Puls ansteigen.

»Ich freue mich schon auf morgen«, sie stockte kurz. »Wenn ich endlich das Team kennenlerne. Und wenn ich ihnen bei der Arbeit zuschauen kann.«

Etwas enttäuscht, dass nicht ER der Grund war, fragte er: »Soll ich dich morgen abholen?«

»Dann müsstest du aber sehr früh aufstehen?«

»Das macht mir nichts aus. Ich gehe mit Max immer früh durch den Wald. Also? Soll ich dich abholen?«

»Das wäre wirklich sehr nett von dir, Danke!«

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Er umfasste ihre Taille und wollte sie an sich heranziehen. Doch sie löste sich sanft aus seiner Umarmung.

»Bis Morgen um 8:00h!«

Sie lief langsam rückwärts zur Tür und hielt Blickkontakt. Sie sah wie er übertrieben die Arme hängen ließ. Wie er seinen Kopf nach vorne sinken ließ. Laut stieß er seinen Atem aus. Sie musste grinsen. Besser hätte er seine Enttäuschung nicht zeigen können.

Bevor sie sich umdrehte rief sie: »Hey!«

Er schaute hoch. Sie zwinkerte ihm zu und sagte fröhlich: »Ich freue mich auch auf dich!«

Sein Mund verzog sich zu einem leichten Grinsen.

»Wie doll?«, fragte er erwartungsvoll.

Sie zeigte mit ihren Fingern eine Spanne von zwei Zentimeter.

»So wenig?«, rief er entrüstet.

Sie nickte. Mit einem umwerfenden Lächeln rief er ihr zu: »Okay, daran muss ich wohl noch arbeiten.«

»Du hast eine Woche!«, sagte sie lächelnd.

Dann ging sie ins Haus. Er lief zum Auto und stieg ein. Er fuhr nicht gleich los, sondern dachte an ihre letzten Worte. Eine Woche! Er nahm sich vor, jede freie Minute mit ihr zu verbringen. Er wollte sie noch besser kennenlernen. Vor allem wollte er, dass sie IHN besser kennenlernt. Er hatte ihr noch so viel zu sagen. Auch seinen Fragenkatalog hatte er noch nicht durch. Bei diesen Gedanken musste er grinsen. Er schaute noch einmal zur Tür, hinter der sie vor wenigen Augenblicken verschwand. Langsam kam Wut in ihm hoch. Warum hatte er sie nur gehen lassen? Er ließ den Motor an und fuhr langsam los. Dabei fiel ihm ein, was Julia über das Auto sagte.

»Man hört nichts, das Auto hat gar keinen Motor

Ein Lächeln breitete sich aus... schon wieder dachte er an sie. Wie sollte er nur diese Nacht überstehen?

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