Czytaj książkę: «Das kleine Paradies», strona 4

Czcionka:

»Schon vergessen? Ich habe dir gerade ein Versprechen gegeben.«

Er verstand nicht.

»Ja, und? Das sollst du auch einhalten«, sagte er wie selbstverständlich. Er legte dabei seinen Arm um ihre Taille und zog sie leicht zu sich heran. Er wollte sie jetzt und hier küssen. Sie seufzte.

»Aber wenn ich mich verliebe, geht das nicht mehr!«

Sie blickte ihn schüchtern an und löste sich aus seiner Umarmung. Sie schlich sich an ihm vorbei. Er stand noch immer regungslos da. Drei Sekunden verschwendete er für die Aufnahme ihrer Worte. Zwei weitere für die Abwägung, war das gut oder war es schlecht? Und nur eine Sekunde um sich an ihren Satz bei Adam zu erinnern... leider ist meine Natürlichkeit verflogen, wenn ich mich verliebe...

Er schluckte und drehte sich schnell herum. Sie lief bereits Jack entgegen. Mit langsamen Schritten folgte er ihr. Aber im Inneren, machte er 5m-Sprünge. Sie würde sich in ihn verlieben? Durch einen Kuss? Von ihm?

Leise, so dass sie es nicht hören konnte, sagte er zu sich selber: »Julia Montana... du sollst ihn bekommen?«

Kapitel 3

Jack war nur wenige Meter von ihnen entfernt, als sie ein Kläffen und Jaulen hörte. Max rannte an Jack und Julia vorbei direkt in die Arme von Kevin, der bereits in einer hockenden Position auf ihn wartete. Julia drehte sich um und schaute dem Hund hinterher. Es war ein schönes Bild. Man konnte schwer erkennen, wer sich von den beiden mehr freute. Max sprang an ihm hoch und brachte Kevin kurz zum Schwanken. Nur mit viel Mühe konnte er verhindern, dass er rückwärts hinfiel.

»Ist ja gut mein großer... braver Hund... Max ist ja gut«, hörte sie ihn rufen. Sie musste lächeln. Ja, so hatte sie sich die Begrüßung mit seinem Hund vorgestellt. Max wedelte unaufhörlich mit dem Schwanz und rannte, nachdem er drei Mal um Kevin herumgelaufen ist, zu Julia und wollte sie gerade anspringen. Aber mit einem Satz stand Kevin neben ihr und hielt ihn zurück. Er schnupperte an ihr herum und sie hielt ihm die Hand hin. Er leckte daran und jaulte vor Freude. Kevin zog ihn von ihr weg und sagte: »Hör auf Max! Das macht kein braver Hund. Sitz!«

Er wedelte noch ein paar Mal mit dem Schwanz und setzte sich dann widerwillig hin. Kevin hockte sich neben ihn und flüsterte ihm ins Ohr: »Das ist Julia. Du musste ganz besonders lieb zu ihr sein.«

Ein Zungenschlecker quer über das Gesicht war die Antwort.

Julia kicherte und sagte leise zu ihm gewandt: »Na siehst du, jetzt hast du ja doch noch ein Kuss bekommen.«

Er stand auf und flüsterte lächelnd: »Freches Ding!«

Jack kam mit gestreckter Hand auf Julia zu. Sie war etwas unsicher, da sie nicht wusste, was er alles gesehen hatte.

»Hallo Julia, es freut mich, dass du endlich hier bist.«

»Hallo Mr. John, und ich freue mich über ihre Einladung. Danke nochmals!«

»Bitte nenne mich Jack«, sagte er freundlich.

Julia betrachtete ihn und musste sich eingestehen, dass auch dieser Mann sehr gut aussah. Er hatte dunkles, fast schwarzes Haar und grüne Augen. Er war etwas kleiner als Kevin, aber ebenso schlank. Fast muskulös. Er hatte ein freundliches Gesicht und sein Blick wirkte immer sehr aufmerksam. Julia bemerkte, dass sie in wenigen Sekunden abgescannt wurde. Eigentlich war es ihr egal, was ihr Boss von ihrem Aussehen hielt. Jedoch war er Kevins Freund. Dies ließ die Begutachtung in einem ganz anderen Licht rücken. Was, wenn Jack sie nicht attraktiv genug für Kevin fand? Würde er auf das Urteil seines Freundes hören? Sie versuchte durch ein tiefes Durchatmen, ihre Gedanken zu ordnen.

Julia, konzentriere dich nur auf deinen Job hier und lass die Männergeschichten, ermahnte sie sich.

»Ich wäre dumm gewesen, wenn ich dich nicht ausgewählt hätte. Du hast von allen Bewerberinnen die besten Qualitäten. Weißt du denn gar nicht, dass dein Name in Deutschland schon in aller Munde ist?«

Skeptisch schaute sie zu ihm auf.

»Oh!«, stieß sie hervor.

Kevin stand die ganze Zeit hinter ihr und musste bei dieser Frage schmunzeln. In Gedanken sah er ihre hochgezogene Braue. Jack bemerkte die Reaktion von Kevin. Seinem Blick entging nichts. Seine Frage behielt er jedoch für später auf.

Mit diesem „OH“ hatte unser Gespräch auch angefangen, dachte Kevin. Ob sie mit Jack auch solche Gespräche führen wird? Er merkte ein leichtes Kribbeln in der Bauchgegend. War er eifersüchtig? Nein, das Recht hatte er nicht. Aber fragt ein Gefühl nach dem Recht?

Jack blickte kurz zu Kevin.

»Und... war er ein angenehmer Chauffeur? Oder hat er dich gelangweilt?«

Kevin verdrehte die Augen.

»Hey, hör auf damit. Ich bin nicht langweilig«, protestierte er.

Julia drehte sich kurz um und musste an die letzten Minuten denken. Sie blickte in warme Augen, über die sich eine kleine Falte bildete. Sie lächelte ihm zu und drehte sich wieder um.

»Kevin war sehr amüsant. Ich hatte nicht eine einzige Minute Langeweile. Im Gegenteil, die Zeit verging viel zu schnell.«

Jack kniff die Augen zusammen.

»Du redest von diesem Kevin da?«, fragte er unglaubwürdig.

Er zeigte mit dem Finger auf Kevin. Sie drehte sich nochmals um und bestätigte es.

»Ja doch. Genau der Kevin.«

Nun grinste Jack und ging zu Kevin hinüber. Er legte seinen Arm auf seine Schulter und boxte ihm in die Rippen.

»Na so was mein Alter. Hätte ich gewusst, dass du auftaust, wenn ich dich als Chauffeur durch die Gegend schicke, dann hätte ich das schon viel früher getan.«

Julia verstand diese Andeutung nicht und war sich nicht sicher, ob sie die überhaupt verstehen wollte. Kevin schaute ihn verärgert an.

»Jack, konzentriere du dich lieber auf deine Arbeit und lass mich in Ruhe. Und Julia möchte bestimmt endlich das Team kennen lernen.«

Jack verdrehte die Augen.

»Ist ja schon gut. Habe verstanden.«

Er lief zu Julia zurück und sagte höflich: »Julia, das Team kann ich dir erst Morgen vorstellen und außerdem muss ich mich bei dir erst einmal entschuldigen.«

»Warum entschuldigen?«, fragte sie erschrocken.

»Es ist uns leider ein Fehler bei der Terminvergabe unterlaufen. Dein Auftrag ist erst nächste Woche.«

Während er ruhig mit ihr sprach, ging er voraus und beide folgten ihm.

Na toll, es wäre auch ein Wunder gewesen, wenn bei mir mal alles glatt laufen würde.

Es war wie verhext. Sie sah Rose vor sich, wie sie den Finger hob und sarkastisch sagen würde „Na, hab ich recht behalten?“.

Geduldig hörte sie zu und blickte dabei abwechselnd zu Jack und Kevin.

»Könntest du deinen Aufenthalt hier für eine Woche verlängern?«

Etwas hilflos sagte sie: »Na ja, das müsste ich erst klären und Daheim anrufen.«

»Natürlich! Es wäre aber wirklich schön, wenn du es ermöglichen könntest.«

Sie nickte, lenkte aber ein: »Aber ich möchte euch hier nicht im Weg stehen. Vielleicht sollte ich doch lieber wieder nach Deutschland fliegen und nächste Woche wieder kommen?«

Nein, dachte Kevin. Sie soll nicht wegfliegen. Hilfesuchend schaute er zu Jack und schüttelte kaum sichtbar mit dem Kopf. Er hoffte, dass Jack das richtig deutete und sie bittet, nicht zu fliegen. Jack verstand!

»Oh nein, du störst nicht. Im Gegenteil! Ich möchte, dass du uns bei der Arbeit zuschaust und ein Gefühl für unsere Zusammenarbeit bekommst. Es würde uns allen sehr helfen.«

»Okay, ich versuche es.«

Kevin stieß erleichtert die Luft aus und nickte Jack dankend zu. Sie hatten bereits die Tür erreicht und erst jetzt sah Julia, wie groß dieses Haus war. Sie hatte ein kleines Schloss oder eine kleine Burg erwartet; halt etwas, was typisch für Schottland ist. Dies jedoch war ein riesiges und modernes Haus. Zwei Stockwerke hoch und mit einem flachen Dach. Auffallend war die Eingangstür, die wie ein altes hölzernes Tor aussah, verziert mit Schnitzereien. Sie passte genauso wenig zum Haus, wie das Haus nach Schottland. Es passte aber zu Jack. Sie liefen die kleine Steintreppe hoch und als Jack die riesige Eingangstür öffnete, sagte er höflich: »Willkommen in meinem bescheidenen Haus, Julia.«

Kevin umfasste ihre Taille und schob sie sanft durch die Tür. Sie zögerte beim Eintreten

»Hey, ist alles in Ordnung?«, flüsterte er.

Sie lächelte ihn verlegen an und nickte.

»Ja, ich bin nur ein wenig überwältigt«, flüsterte sie zurück.

Dass es an seiner Berührung lag und nicht an dem Haus, verschwieg sie. Sie kam sich albern dabei vor. Wie ist das nur möglich, dachte sie. Wie konnte ein Mann, den sie gerade erst kennengelernt hatte, so auf sie wirken? Ihr schossen so viele Fragen gleichzeitig durch den Kopf. Doch die einzige, die ihr im Moment am wichtigsten schien, war die, ob dieser Job es wert war. Ob es wert war, sein Herz zu verlieren, das einem nach einer Woche wieder zurückgegeben wird.

Sie liefen durch einen großen, endlos langen Flur. Links gingen drei Räume und rechts fünf Räume ab. In einige konnte man hineinblicken. Ein großes Büro, ein riesiges Wohnzimmer, eine Küche, ein Computerzimmer, ein Esszimmer. Bewundernd blickte Julia in die Räume. Die Einrichtung war farblich aufeinander abgestimmt, sehr modern und sehr teuer. Davon war sie überzeugt. Am Ende des Flures ging rechts eine Treppe hinunter. Links kamen sie in einen großen Raum, der mit Licht geradezu durchflutet wurde. Sie blickte sich um. Das Zimmer war sehr hoch, ein Atelier. Es ging direkt hoch bis zum Dach, ohne Zwischendecke, und hatte über der Eingangstür eine integrierte Veranda. Man gelangte von der obersten Etage zu ihr und hatte so einen genauen Blick über das Geschehen im unten Bereich. Ihr geschultes Auge erkannte sofort den Wert der Fotoausrüstung und der dazugehörigen technischen Gegenstände. Dies war also das Arbeitszimmer, dachte sie. Es war mit Hightech ausgestattet, das jedes Fotografenherz höher schlagen ließ. Sie bekam rote Wangen. Aufgeregt streckte sie die Hand zu einer Kamera aus, die auf einem Stativ stand.

»Darf ich?«

Die Begeisterung in ihren Augen gefiel Jack.

»Aber natürlich. Schau dich ruhig um. Ich muss nur kurz mit Kevin reden. Wir sind gleich wieder bei dir.«

Sie lief im Raum umher und hörte ihn schon gar nicht mehr. Sie kam sich wie ein Kind vor, dass im Spielzeugladen eingeschlossen war. Jack schob Kevin ungeduldig ins gegenüberliegende Büro. Kaum hatte er die Tür geschlossen, ging das Verhör los.

»Erzähl schon! Warum bist du nicht gleich hierher gefahren? Warum hast du sie auf deine Klippe geführt und dann zu Adam? Das ist sehr ungewöhnlich, also was ist los mit dir?«

Es störte Kevin auf einmal, dass er von ihr erzählen sollte. Er wollte nicht, dass Jack alles über sie erfuhr. Und auf gar keinen Fall sollte er bemerken, dass er auf den besten Weg war, sich in sie zu verlieben. Also versuchte er davon abzulenken.

»Ist das so schwer zu erraten? Du selbst hast gesagt, sie sei eine gute Fotografin. Also dachte ich, dass sie die Schönheit meiner Klippe erkennt. Hat sie ja auch.«

Er wollte so belanglos wie möglich klingen. Es fiel ihm schwer, da er sofort wieder an die schönen Momente denken musste: Sein Herz fing an zu flattern. Einen Oskar hätte er für diese Vorstellung nicht gewonnen.

»Hör auf Kevin. Erzähl mir doch nichts. Du müsstest mal deinen Blick sehen.«

»Jack, es ist so, wie ich es gerade erzählt habe.«

»Ach ja? Und was sollte das vorhin da draußen? Dein flehender Blick? Du wolltest doch unbedingt, dass sie bleibt.«

Jack lief langsam um den Schreibtisch herum und setzte sich. Kevin stand noch immer an der Tür.

»Ja, weil ich denke, sie ist eine Bereicherung für dich. Sie ist wirklich gut als Fotografin. Ich hab´s gesehen.«

»Okay... dann kann ich sie ja nach Hause schicken und sie nächste Woche wieder anreisen lassen. Dann sehe ich echt keinen Grund, warum sie hier bleiben sollte.«

Diese Richtung gefiel Kevin gar nicht. Also gab er nach und sagte ironisch: »Du bist ein wahrer Freund.«

Jack grinste über das ganze Gesicht. Er bekam immer was er wollte.

»Was willst du wissen?«, fragte Kevin und zog eine Grimasse.

»Dafür, dass du sie am Anfang nicht abholen wolltest, hat die Fahrt ganz schön lange gedauert. Warum?«

Auch Kevin setzte sich jetzt. Er wühlte sich mit seinen Händen durchs Haar.

»Keine Ahnung! Es hat sich alles irgendwie so ergeben. Wir unterhielten uns und sie... na ja... sie ist so... Herrgott Jack, ich kann es nicht erklären.«

»Hey, bleib ruhig.«

Jack stand auf und lief um den Schreibtisch herum. Er blieb davor stehen und lehnte sich dagegen.

Kevin erzählte weiter: »Sie ist so natürlich, verstehst du? Mit ihr fällt mir alles leichter. Sie ist sehr ehrlich. Für sie bin ich Kevin der Mensch und nicht Kevin Brown der Schauspieler.«

Jack stieß zischend die Luft aus.

»Oh je, es ist ja ernster als ich dachte?«

Kevin sprang auf.

»Jack, ich kenne diesen Gesichtsausdruck. Du lässt sie in Ruhe, verstanden! Ich möchte nicht, dass du dazwischen funkst. Ich brauche keine Hilfe von dir. Sie ist deine Angestellte, mehr ist sie für dich nicht. Also behandle sie auch so. Selbst wenn sie sich auch für mich interessieren sollte, ist das allein unsere Sache. Du mischst dich diesmal nicht ein, verstanden!«

Jack hob die Hände zur Versöhnung.

»Hör mal, rege dich bitte nicht so auf. Ich bin dein Freund und wollte doch immer nur helfen.«

»Oh ja, daran kann ich mich gut erinnern. Deine Hilfe sah immer so aus, dass du mir die Frauen auf einem silbernen Tablett serviert hast. Sie waren bereits in mich verliebt, bevor ich sie kannte. Das ist immer sehr frustrierend für mich gewesen. Diese Frauen haben sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, mich kennenzulernen. Wie romantisch!«

»Du bist ungerecht«, sagte Jack zu seiner Verteidigung. »Was kann ich dafür, dass du so begehrt bist? Ich habe nie verstanden, warum du so zurückhaltend bist. Mensch Kevin, wenn ich du wäre, vorausgesetzt ich wäre nicht verheiratet, hätte ich jede Woche eine andere.«

Er grinste verträumt.

»Genau das ist der Punkt. Ich bin nicht wie du! Also versuche nicht mir deine Träume aufzudrücken. Dazu gehört auch, dass du dich aus meinem Liebesleben heraushältst.«

»Jaaaa. Ich habe verstanden!«

Beide verließen das Zimmer. Im Flur fragte Jack: »Musst du nicht wieder in die Staaten?«

»Eigentlich ja. Ich werde aber gleich telefonieren und das Ganze verschieben.«

»Wie, das geht so einfach? Ich denke, du musst zum Set? Die werden doch wegen dir die Dreharbeiten nicht verschieben?«

Kevin verdrehte die Augen. »Du wirst sehen... sie werden!«

Er ließ den verblüfften Jack stehen. Während er zum Smartphone griff, lief er in Richtung Ausgang, damit er ungestört reden konnte. Er wollte es sofort klären, damit er mit seinen Gedanken ganz bei ihr sein konnte.

Jack ging wieder zurück ins Atelier. Julia schaute sich gerade einige Bilder an, die auf dem Boden verstreut herum lagen.

»Gefallen sie dir?«

Sie erschrak, drehte sich zu schnell herum und knickte um, konnte sich jedoch fangen.

»Ups!«, rief sie verlegen und klemmte eine Strähne hinters Ohr zurück.

Grinsend sagte er: »Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken.«

»Oh, dazu gehört leider nicht viel«, kicherte sie.

»Und... was sagst du nun zu den Bildern?«

Sie schaute sich noch einmal kurz die Bilder an.

»Hmm, ich finde sie alle schlecht.«

Jack schluckte und starrte sie an.

»Ehrlich?«

»Total ehrlich!«

»Warum findest du sie schlecht?«, fragte er skeptisch und runzelte dabei die Stirn.

»Es wurde die falsche Linse genommen und das Licht kam von der falschen Seite. Selbst die Models sind nicht gut geschminkt worden. Die Farben passen einfach nicht zum Thema und nicht zum Licht.«

Sie legte den Kopf schief und stemmte die Hände wütend in die Hüfte: »Was soll das hier? Ist das ein Test? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du diese Fotos verwenden würdest.«

Über ihre Reaktion war er sehr erfreut. Diesen Test machte er immer mit den ‚Anfängern‘, jedoch war sie die erste, die erkannte, bzw. die sich traute zu sagen, dass die Bilder miserabel waren.

»Respekt Julia! Keiner hat bis heute das erkannt, oder sich getraut es so auszudrücken. Wieder einmal bestätigt sich meine Entscheidung, dich eingeladen zu haben.«

Grinsend ging er an der verblüfften Julia vorbei.

»Komm bitte mit!«

Missmutig folgte sie ihm. Was kommt jetzt, fragte sie sich. Ein Idiotentest?

Er ging durch den langen Flur bis zur ersten Tür, die noch verschlossen war. Bevor sie hineingingen, kam Kevin gerade durch die Eingangstür. Er sah Julias grimmigen Gesichtsausdruck und fragte besorgt: »Hey, was ist passiert?«

Jack bekam von Kevin einen wütenden Blick zugeworfen, der anstelle von Julia antwortete: »Nichts! Kevin, du hattest Recht. Sie ist wirklich verdammt ehrlich.«

Schmunzelnd und höchst zufrieden öffnete er die Tür und forderte, mit einer höflichen Geste, Julia auf ihm zu folgen.

Kevin flüsterte: »Julia? Ist wirklich alles in Ordnung?«

Sie nickte und flüsterte zurück: »Ja.«

Sie betraten ein großes Zimmer, dass ausschließlich in schwarz und weiß gehalten war. Die Wände waren weiß und der Fußboden war aus schwarzem Marmor. An den Wänden waren nur offene schwarze Regale, die mit vielen Büchern, moderne Skulpturen und alten Fotoapparate vollgestellt waren. In der Mitte stand ein riesiges weißes Sofa. Rechts und links jeweils passende Sessel. Vor dem Sofa standen mehrere kleine viereckige Würfel, die aus schwarzem Ebenholz waren und als Tisch dienten. Sie standen auf einem riesigen, weißen flauschigen Teppich. Die linke Seite des Raumes war mit einem gigantischen Fenster ausgestattet. Auch hier wurde der Raum von Licht durchflutet. Gegenüber der Tür stand eine High-Tech-Anlage, die größer war als sie selber. Etwas Edleres hatte sie bisher noch nicht gesehen. Vielleicht in Zeitschriften oder im Fernsehen, jedoch hatte sie noch nie leibhaftig in einem derartigen Zimmer gestanden.

Jack ging zur Anlage und legte eine CD ein. Julia fragte sich, was jetzt wohl kommen würde?

»Julia, setz dich doch«, bat er freundlich.

Sie nahm in einem der großen Sessel platz und wartete. Kevin blieb stehen und beobachtete sie von der Seite. Sie zeigte keine Nervosität, was er erstaunlich fand. Sie benahm sich kein bisschen wie die Julia, die er kannte.

Selbstbewusst fragte sie: »Habe ich nun den Test bestanden, oder bist du schockiert über meine Aussage?«

Er lächelte.

»Nein, ich bin nicht schockiert. Im Gegenteil. Es freut mich sehr, dass du die gleiche Sichtweise hast wie ich. Weißt du, das ist auch der Grund, warum ich manchmal Fotografen von außerhalb dazu nehme. Ich möchte meinem Team immer eine Herausforderung geben. Sie sollen sich weiter entwickeln. Verstehe mich nicht falsch. Mein Team ist sehr gut. Jedoch fördert ein wenig Konkurrenz die Denk- und Arbeitsweise.«

»Also soll ich hier nicht mein Können unter Beweis stellen, sondern dein Team in den Arsch treten?«

Kevin kicherte. Julias berufliche Seite war ebenfalls sehr amüsant für ihn. Jack dagegen verschluckte sich fast.

»Nein, du bist hier, weil ich dein Können sehen möchte. Und die anderen sollen es auch sehen. Unbedingt.«

»Aber warum soll ich jetzt hierbleiben? Soll ich nur zuschauen und nicht arbeiten?«

»Genau. Bleibe einfach im Hintergrund und studiere das Team. Es wird dir von Nutzen sein, wenn du nächste Woche mit ihnen arbeiten musst.«

Sie überlegte kurz.

»Okay. Aber ich stelle Bedingungen.«

»Hmm, das ist zwar sehr ungewöhnlich, aber gut. Welche?«

»Ich werde in nichts eingeschränkt, wenn ich arbeite.«

»Okay!«

»Ich werde über niemanden aus deinem Team eine Meinung abgeben müssen.«

Er überlegte kurz und sagte dann: »Okay! War´s das?«

»Nein. Du wirst nie in meinem Beisein ein Teammitglied zur Schnecke machen.«

»Hatte ich auch nicht vor.«

Er war über ihre Bedingung überrascht, ließ es sich aber nicht anmerken.

»Hast du noch Fragen, Julia?«

»Ja, wann soll es losgehen?«

»Morgen um 10:00!«

»Okay, ich werde pünktlich sein.«

»Das will ich hoffen, denn du brauchst nur die Treppe runter gehen.«

Er grinste sie breit an.

»Oh, das tut mir leid, aber ich werde nicht hier übernachten.«

Synchron fragten Kevin und Jack: »Wo dann?«

»In Aberdeen. In der Nähe von Aberdeen, glaube ich.«

Jack stand auf und sagte freundlich: »Aber warum hast du eine andere Unterkunft? Das Haus ist groß genug für uns alle. Es steht hier ein Zimmer für dich zur Verfügung.«

»Das ist sehr nett von dir, Danke. Leider hat man mir das nicht mitgeteilt und folglich habe ich mich um eine Unterkunft gekümmert. Ich möchte die Gastfreundschaft von Lord McDerby nicht abschlagen.«

Jack fragte skeptisch: »Lord McDerby?«

»Ja. Er ist ein guter Freund der Familie meiner Freundin. Kennst du ihn?«

»Also den alten Lord kenne ich. Aber soviel ich weiß, ist er gerade in den Staaten.«

»Das kann aber nicht sein? Er erwartet mich.«

Er schüttelte mit dem Kopf und fasste sich an die Stirn: »Vielleicht ist es ja auch nur eine Verwechslung. Aber ich glaube, dass zurzeit nur sein Sohn hier in Schottland ist.«

Sie schaute unsicher von einem zum anderen. Der Hund hatte die ganze Zeit still vor ihren Füssen gelegen und spürte jetzt die Aufregung. Er hob den Kopf und stupste sie leicht an. Automatisch streichelte sie ihn.

Aufgeregt sagte sie: »Ich werde meine Freundin anrufen. Vielleicht habe ich ja auch nur den falschen Namen aufgeschrieben.«

Sie stand auf. Max folgte ihr. Sie verließ das Zimmer und schloss die Tür. Sie wählte die vertraute 1 und musste auch diesmal nicht lange warten.

»Hey Kleines, alles in Ordnung? Erzähl schon.«

Ohne Umschweife stellte sie die Frage.

»Hieß der Freund von Tom Lord McDerby?«

»Ja, Schatz. Wieso?«

»Weil Jack, also Mr. John, glaubt zu wissen, dass er gar nicht in Schottland ist.«

»Das kann nicht sein. Tom hat doch letzte Woche mit ihm noch telefoniert.«

»Okay. Ich melde mich wieder bei dir. Bye!«

Bevor Rose protestieren konnte, legte sie auf und ging zurück ins Zimmer.

Zur selben Zeit:

Kaum hatte Julia die Tür hinter sich geschlossen, fragte Kevin neugierig: »Was ist mit dem Lord McDerby? Warum hast du so komisch reagiert?«

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass der alte Lord abgereist ist. Irgendeine Familiensache in Amerika. Nur der Sohn ist noch hier.«

»Das erklärt aber nicht deine Reaktion auf den Namen McDerby.«

Jack kratzte sich verlegen hinter den Kopf.

»Ach, vielleicht irre ich mich ja auch.«

»Jaaaack... was ist los?«

»Na ja, sein Sohn ist ein arrogantes Arschloch! Der ist von Beruf Sohn, wenn du verstehst, was ich meine. Der hat in seinem Leben noch nie gearbeitet, außer Geld von Papa auszugeben. Ich glaube nicht, dass es gut wäre, Julia mit diesem Idioten alleine zu lassen.«

Kevin sprang entsetzt auf.

»Dann wird sie da nicht übernachten. Ganz einfach!«

»Kevin, sie kennt uns genauso wenig wie den Lord.«

»Na und. Aber von dem Typen wissen wir, dass er ein arrogantes Arschloch ist. Grund genug also.«

»Tssss«, Jack schüttelte den Kopf. »ICH finde ihn arrogant. Sie kann ihn vielleicht ganz nett finden. Das sollte sie alleine herausfinden. Außerdem sagte sie doch, dass es Freunde von ihrer Freundin sei. Die würde sie doch nicht in die Höhle des Löwen lassen. Außerdem«, er holte Luft und stieß sie wieder scharf aus, »wenn ich daran denke, wie sie mir vorhin ihre Bedingungen aufdrückte, klar und sachlich. Also da bezweifle ich, dass sie Hilfe benötigt.«

Kevin gab sich damit nicht zufrieden. Trotzdem musste er grinsen als er an ihren Gesichtsausdruck dachte. Hart und unbeugsam sah sie aus. Er war sich sicher, sie wäre abgereist, wenn Jack nicht ihren Bedingungen zugestimmt hätte. Diese Julia war neu für ihn.

»Ja, schon. Privat ist sie aber viel verletzlicher. Du kennst sie nicht. Sie ist, sie ist ...«

»Kevin, ich bitte dich. Willst du mir sagen, dass du sie kennst? In... warte mal«, er schaute auf seine Armbanduhr, »6 Stunden?«

Ironie klang in seiner Stimme mit. Jack hatte schon so viele Frauen für ihn angeschleppt. Keine konnte sein Interesse wecken. Keine war seiner Meinung nach fehlerfrei. Und nun wollte er in 6 Stunden diese Frau genau kennen? Unmöglich!

»Denk was du willst. Ich werde sie jedenfalls dort hinfahren und mir diesen Typen anschauen. Vielleicht bringe ich sie auch gleich wieder mit.«

Bei diesen Gedanken leuchteten seine Augen und eine Steigerung gab es, als Julia das Zimmer betrat.

Sofort fragte er: »Und? Ist es Lord McDerby?«

Sie zuckte verärgert mit den Schultern. »Ja, er ist es!«

»Ist er nun hier oder in den Staaten?«, fragte Kevin ungeduldig.

Wieder zuckte sie mit den Schultern: »Weiß sie nicht genau.«

Sie war auf Rose wütend. Sie war wütend über diese Situation. Sie war wütend auf sich. Warum musste sie auch auf Rose hören. Der Anfang mit Kevin war so schön, dass ihr jetzt dieser Teil wie ein Griff in die Verarschkiste vorkam.

»Egal, dann bleibst du eben hier. Jack hat doch gesagt, dass er hier extra für dich ein Zimmer hat herrichten lassen.«

Siegessicher lächelte er. Auf die Idee, dass sie ablehnen würde, kam er nicht. Sie schüttelte entschieden den Kopf.

»Aber das wäre unhöflich. Wenn Rose ihnen vertraut, dann kann ich es auch. Ich werde dort hinfahren.«

Kevin gab keine Ruhe: »Wieso? Ruf doch an. Wenn der alte Lord nicht da ist, kannst du doch dankend ablehnen.«

»Kevin«, sagte sie ruhig aber bestimmend, »ich werde dort hinfahren.«

Jack kam auf Julia zu und hakte sie unter. Beide liefen sie zur Tür.

»Du hast ganz Recht. Es wäre unhöflich, dieser Familie nicht wenigstens einen Besuch abzustatten. Sollte es dir dort irgendwie unheimlich oder eigenartig vorkommen, dann rufe an. Kevin wird dich dann sofort abholen, okay?«

Sie lächelte müde: »Danke Jack.«

Sie verstand jedoch nicht, warum sie sich dort unheimlich oder eigenartig vorkommen sollte. Es gab also noch eine Steigerung für die Verarsche?

Kevin lief hinter beiden her und hätte Jack gerne den Hals umgedreht.

Er mischt sich schon wieder ein . Es lief doch gut. Ich hätte sie schon noch überzeugt. Verdammt!, dachte.

Max lief dicht neben Julia und versuchte ihre Hand zu lecken. Es kitzelte und sie musste lachen. Kevin schmunzelte und tätschelte ihm den Kopf.

»Na mein Alter, gefällt dir die Hand auch so gut wie mir?«

Lachend drehte sich Julia um.

»Kevin, hör auf damit.«

»Was denn? Das stimmt doch«, sagte er leise.

Wohl mit der Absicht, dass sie es hörte. Jack öffnete für Julia die Autotür und hielt dabei den Hund fest, der gerade ins Auto springen wollte.

»Oh nein Max, du bleibst hier!«, befahl Kevin sanft.

Grinsend setzte Kevin sich hinters Lenkrad.

»Was ist? Warum grinst du schon wieder?«

»Max mag dich.«

»Ich ihn auch.«

»Ja, das spürt er. Deswegen ist er dir auch nicht von der Seite gewichen.«

»So wie du?«, fragte sie neckend.

Er warf ihr ein umwerfendes Lächeln zu und ihr schoss das Blut in die Wangen. Sie hoffte inständig, dass er das nicht bemerkte. Aber sein Grinsen wurde noch breiter. Mist, dachte sie. Ich hasse meine Blutzirkulation. Während sie noch mit ihrem Blut kämpfte, sprach er mit ruhiger Stimme weiter.

»Eigentlich ist er nie so anhänglich. Obwohl er daran gewöhnt ist immer fremde Frauen um sich zu haben. Schon alleine, weil Jack viele Aufträge bei sich zu Hause abwickelt. Aber du... du scheinst auf ihn anders zu wirken. Hm, da sind wir uns sehr ähnlich.«

»Wieso ähnlich? Bist du sonst nie so freundlich und höflich zu den Frauen, so wie du es zu mir bist?«

»Doch, höflich bin ich immer. So wurde ich erzogen. Aber....«

»Aber?«, fragte sie neugierig.

Wie bringe ich glaubwürdig rüber, dass ich sonst nie mit den Frauen so ausgelassen rede? Wie kann ich erklären, dass ich nur ihr das kleine Paradies gezeigt habe? Wie soll ich in Worte fassen, dass ich mich gerade in sie verliebe?

»Hey ...Kevin? Was ist?«

Er suchte kurz ihren Blick und schaute dann wieder zur Straße. Plötzlich fand er es albern, ihr all das zu sagen. Er hatte Angst, sie würde ihn missverstehen. Er zwang sich zur Ruhe und holte tief Luft. Nein, dachte er, dies wäre der falsche Moment für so ein Geständnis. Was würde sie wohl über ihn denken? Nein, entschied er, nicht jetzt und nicht heute. Er wechselte das Thema.

»Du bist wirklich ein Profi. Ich meine, wie du Jack deine Bedingungen aufgezwungen hast... du hast meinen Respekt!«

Zaghaft fragte sie: »Meinst du, ich war zu forsch«

Er schüttelte mit dem Kopf und war dankbar, dass sie auf sein Ablenkungsmanöver einging.

Ruhig sagte er: »Nein, bestimmt nicht!«

Skeptisch schaute sie zu ihm rüber.

»Du lügst mich jetzt auch nicht an?«

Beleidigt stieß er hervor: »Hey, was denkst du von mir? Warum sollte ich dich anlügen?«

»Verzeih! Es ist nur so, dass ich Lügen hasse.«

»Wer nicht! Wirklich, ich lüge nicht«, sagte er ernst. »Jack kann es verkraften, glaube mir. Im Gegenteil. Er mag es, wenn man weiß was man will.«

»Ja, das weiß ich in meinem Beruf. Ich weiß was ich kann und bin dadurch, ich muss es zugeben, sehr selbstbewusst. Privat sieht es dagegen anders aus.«

Flüchtig schaute er zu ihr rüber.

»Ich finde, du bist privat genau richtig. Der Tag mit dir war sehr schön. Ich habe mich schon lange nicht mehr so amüsiert.«

»Oh ja, stimmt. Warst du nicht der Mann, der ständig über mich lachte?«

Zu seiner Verteidigung hob er die Hand und richtete diese auf sie.

»Du bist schuld. Schau her... ich muss schon wieder grinsen.«

Sein Lächeln war umwerfend und sie stufte es als sehr gefährlich ein.

»Hör sofort auf, mich so anzulächeln«, fuhr sie ihn an.

»Was meinst du? Wie soll ich nicht lächeln?«

Sie zeigte mit ihrem Finger auf seinen Mund und rückte ein bisschen näher an ihn heran. Fast hätte sie seinen Mund berührt.

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