Czytaj książkę: «Rettungskreuzer Ikarus 79: Der Boomium-Plan»

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Impressum

Eine Veröffentlichung des

Atlantis-Verlages, Stolberg

November 2020


Alle Rechte vorbehalten.

© Dirk van den Boom & Thorsten Pankau


Druck: Schaltungsdienst Lange, Berlin


Titelbild: Lothar Bauer

Umschlaggestaltung: Timo Kümmel

Endlektorat: André Piotrowski


ISBN der Paperback-Ausgabe: 978-3-86402-739-0

ISBN der E-Book-Ausgabe (EPUB): 978-3-86402-755-0


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Prolog

Der Rettungskreuzer Ikarus des Freien Raumcorps wird dafür eingesetzt, in der besiedelten Galaxis sowie jenseits ihrer Grenzen all jenen zu helfen, die sich zu weit vorgewagt haben, denen ein Unglück zugestoßen ist oder die anderweitig dringend der Hilfe bedürfen. Die Ikarus und ihre Schwesterschiffe sind dabei oft die letzte Hoffnung bei Havarien, Katastrophen oder gar planetenweiten Seuchen. Die Crew der Ikarus unter ihrem Kommandanten Roderick Sentenza wird dabei mit Situationen konfrontiert, bei denen Nervenstärke und Disziplin alleine nicht mehr ausreichen. Man muss schon ein wenig verrückt sein, um diesen Dienst machen zu können – denn es sind wilde Zeiten …

Frasunlemart behielt seine menschliche Maske als Axis Gambon bei, als er sich auf den Weg zur Landehalle der Shuttles machte. Er hatte sich an das humanoide Äußere gewöhnt und es kostete Kraft und Energie, sich in seine Originalgestalt zu verwandeln. Die anderen würden es ihm nicht übel nehmen, bedienten sie sich doch in der Regel selbst der Gestalt von Menschen.

Omsekaway und Hadenberaut waren bereits vor einigen Stunden eingetroffen, Tensoralur erst vor Kurzem. Die beiden hatten auf seine Ankunft in ihren Schiffen im Orbit gewartet. Sie wollten gemeinsam zur Oberfläche fliegen und ihre Erfahrungen mit Frasunlemart austauschen.

Der Kesawain war seit einigen Stunden von einer Unruhe erfasst worden. Er sah ihrem Gespräch mit gemischten Gefühlen entgegen und Frasunlemart wusste, es würde nicht einfach werden.

Besonders Tensoralur würde es ihm nicht leicht machen. Er war nun einmal ein Sok, ein Wissenschaftler. Doch nicht das bereitete Frasunlemart Sorge.

Es war die Religiosität der Sok, über die er sich Gedanken machte. In ihrer Heimat waren die Sok einerseits als fähige Forscher und Gelehrte geachtet und man suchte ihren Rat. Doch es war genau dieser religiöse Hintergrund, der Kem wie Frasunlemart und Hadenberaut immer wieder zu schaffen machte. Die Sok sahen in ihrem Volk nicht das absolut Einzigartige wie die Kem, die Soldaten.

Omsekaway war ein Gal, ein Politiker. Er versuchte oft genug, zwischen den Kem und Sok zu vermitteln. Leicht fiel den Gal das nicht, denn die schon fast extrem zu nennenden liberalen Ansichten der Sok und die mindestens genauso extremen konservativen Standpunkte der Kem ließen sich nur selten miteinander vereinen.

Was sie jedoch verband, das war der Krieg; der Krieg mit einem Feind, der vielleicht noch älter als die Kesawain war. In ihrer Heimat tobte diese Auseinandersetzung schon seit vielen Jahrhunderten. Sie wogte hin und her, mal schien die eine Seite kurz vor dem Sieg zu stehen, mal die andere.

Als die Sok – ausgerechnet die Sok! – einen Weg fanden, wie der Krieg möglicherweise rasch beendet werden konnte, waren die Kem zuerst unsicher, ob sie den Vorschlägen der Sok folgen sollten. Als sie sich dann endlich dazu durchgerungen hatten, verlangten die Soldaten aber zuerst einen Test. Der Krieg hatte schon viele Opfer aus ihrem Kreis gefordert. Sehr viel mehr als bei den Gal oder den Sok. Die Kem wollten nicht in ein möglicherweise sinnloses Unternehmen ziehen.

Die Sok stimmten zu – nachdem die Gal sie endlich dazu überredet hatten. Und so kam es, dass Frasunlemart, Omsekaway, Hadenberaut und Tensoralur in die Galaxis der Menschen verschlagen worden waren. Das Experiment war geglückt, aber nicht so, wie es vorhergesehen war.

Sie hatten, wie der Sok es fast schon beiläufig formuliert hatte, den falschen Ausgang genommen. Nichts, was er nicht in den Griff bekommen könnte, wie er behauptete. Wenn er dazu nur die richtigen Mittel, die geeigneten Werkzeuge und ausreichend Zeit zur Verfügung hatte.

Leider zeigte sich jedoch, dass die Technologie der Menschen und der anderen Völker der Milchstraße lange nicht so fortgeschritten war wie die der Kesawain. Und auf dem Raumschiff, mit dem sie gekommen waren, gab es zu wenig ihrer eigenen Technik, als dass sich die Rückkehr in die Heimat innerhalb kürzester Zeit vollziehen ließ. Die Kesawain mussten sich erst die nötigen Materialien und Werkzeuge beschaffen oder sie selbst herstellen. Und sie mussten ein geeignetes Schwarzes Loch finden.

Letzteres war die Aufgabe Tensoralurs, denn nur der Sok besaß das erforderliche Wissen. Omsekaway beschaffte Material und die finanziellen Mittel, Hadenberaut die technischen Geräte und ihre Raumschiffe. Und Frasunlemart übernahm die Aufgabe, mithilfe des entdeckten Boomiums die Bauteile zu formen, die zur Inbetriebnahme des Elayon notwendig waren. Überdies war er für alles auf Olkasand zuständig.

Einige Jahrzehnte war es her, dass sie damit begonnen hatten. Jedem der vier Kesawain war klar, dass es nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen sein würde. Doch sie wussten noch etwas anderes: Der Zeitablauf in der menschlichen Galaxis und ihrer Heimat war unterschiedlich. Der Sok hatte das herausgefunden. Jahrzehnte hier waren nur Wochen dort. Sie würden in eine Welt des Krieges zurückkehren und doch nicht zu spät kommen. Der Plan der Sok würde funktionieren – wenn man den richtigen Ausgang nahm. Das konnte Tensoralur aber inzwischen garantieren.

Irgendwann in dieser Zeit mussten sie feststellen, dass sie nicht allein gekommen waren. Ein kleiner Teil der Streitkräfte des alten Feindes war mit ihnen in diese Galaxis verschlagen worden.

Doch während die Kesawain an eine Heimkehr glaubten und daran arbeiteten, dies so rasch als möglich zu schaffen, tat der alte Feind das Gegenteil davon. Er legte ihnen Steine in den Weg, wo immer er nur konnte. Vermutlich war ihm klar, dass eine Rückkehr der Kesawain in ihre gemeinsame Heimat die Niederlage bedeuten würde. Die endgültige Niederlage. Oder er führte etwas ganz anderes im Schilde.


Frasunlemart wartete am Rand der Halle, bis die Einstiege der Shuttles sich öffneten, dann erst näherte er sich ihnen.

Hadenberaut war der Erste, der sein Schiff verließ. In ihrer Heimat war er Kommandeur einer großen Flotte gewesen. Immer an vorderster Front und immer in Gefahr, in einer Schlacht gegen den Feind sein Leben zu verlieren. Was seinen Rang anbelangte, so hatte er über Frasunlemart gestanden, doch er hatte ohne Zögern die Führung des anderen Kem anerkannt. Frasunlemart gehörte zum strategischen Führungsstab ihres Volkes und diese Kem hatten im Krieg das Sagen.

Omsekaway, der Politiker, stieg als Nächster aus. Er und Hadenberaut gesellten sich zu Frasunlemart. Gemeinsam mussten sie sich gedulden. Der Sok ließ sich wie immer Zeit.

Schließlich erschien Tensoralur in der Schleuse seines Shuttles. Wie alle Wissenschaftler bevorzugte er dunkle Kleidung. Daran hatte sich auch nichts geändert, seit sie Menschengestalt angenommen hatten. Er kam langsam, beinahe würdevoll auf die drei Wartenden zu und sein menschliches Gesicht zeigte ein selbstzufriedenes Lächeln.

»Ich könnte ihn …«, begann Hadenberaut leise, doch Frasunlemart unterbrach ihn.

»Geduld, Bruder, Geduld! Wenn wir wieder in der Heimat sind und der Feind besiegt ist, dann brauchen wir ihn nicht mehr. Wie wir überhaupt auf viele der Sok verzichten können.«

Ein unverständliches Gemurmel Hadenberauts kam als Antwort.

Die Kem und die Sok waren keine Freunde. Waren es nie gewesen und würden es nie sein. Ohne die Gal als ausgleichende Vermittler und ohne den Krieg gegen den gemeinsamen Feind wäre die Gesellschaft der Kesawain womöglich schon lange in einem Bürgerkrieg versunken.

Endlich kam Tensoralur bei ihnen an und blieb stehen.

»Brüder«, grüßte er freundlich. »Es ist schön, euch zu sehen.«

»Das gebe ich gern zurück«, antwortete Frasunlemart. Doch so, wie er wusste, dass der Sok seine Freundlichkeit nicht ernst meinte, so war es auch Tensoralur bewusst, dass der Gal lediglich die übliche Grußformel verwendete. »Ich denke, wir sollten mit der Besprechung sofort beginnen. Die Zeit drängt.«


Sie saßen in einem der Konferenzräume, die zu der Anlage gehörten.

Als die Kesawain den Planeten gefunden hatten, war er in einem Zustand, der sich für ihre Zwecke beinahe perfekt eignete. Wer auch immer auf Olkasand gelebt hatte, war überstürzt aufgebrochen und hatte viel an Einrichtung zurückgelassen. Hauptsächlich technische Geräte waren entfernt worden, sodass die meisten Räume, Hallen und Säle weitgehend leer standen. Von wem die Welt einmal bewohnt war, interessierte die Kesawain nicht. Sie hatten alles übernommen, wie sie es vorgefunden hatten, und ihre eigenen Einrichtungen installiert. Wie etwa die für die Erschaffung des so wichtigen Schwarzen Lochs, dem Elayon.

»Wenn ich dich richtig verstehe, dann sind die Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen?« Tensoralur kniff die Augen zusammen. »Das ist schlecht!«

»Du hast mich nicht richtig verstanden«, erwiderte Frasunlemart ruhig. »Ich sagte, dass wir in Kürze so weit sein werden. Es ist alles vorbereitet, wir müssen jedoch Geduld haben. Nach all der Zeit dürfen wir uns nicht zu überstürzter Eile drängen lassen. Omsekaway und Hadenberaut sind in dem Punkt mit mir einer Meinung.«

»Sind sie das? Weshalb überrascht mich das nicht?« Der ironische Tonfall Tensoralurs war nicht zu überhören.

»Mich interessiert vor allem, ob das Loakeron, auf das du gestoßen bist, wirklich alle Voraussetzungen erfüllt«, sagte Omsekaway. »Deine Berichte waren in diesem Punkt nur sehr vage.«

»Dann hast du sie nicht vollständig gelesen oder sie nicht verstanden«, meinte Tensoralur herablassend. »Ich habe sie allerdings kurz gehalten, denn von den ganzen physikalischen Einzelheiten versteht ihr zu wenig. Doch um es noch einmal für alle verständlich zu sagen: Das von mir entdeckte Loakeron entspricht in allen Punkten den erforderlichen Parametern. Wir werden damit in unsere Heimat zurückkehren können. Uns fehlt lediglich noch das steuernde Elayon.« Er richtete seinen Blick auf Frasunlemart. »Und das ist, wie ich hörte, noch nicht einsatzbereit.«

Frasunlemart ließ sich nicht provozieren. »Das Elayon steht zur Verfügung. Die Bauteile sind bald so weit. Es wird auf die paar Tage nicht ankommen. Wären sie zu früh reif geworden, hätten wir sehr viel größere Reserven anlegen müssen. Du hast die Vorgaben gemacht, an die ich mich gehalten habe.«

»Du hättest den Zeitplan feiner abstimmen können«, widersprach der Sok. »Aber mir ist natürlich klar, dass dies das Können eines Kem übersteigt.«

An seiner Seite wollte Hadenberaut aufbrausen, doch Frasunlemart hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. »Wir sollten nicht streiten«, antwortete er dem Sok. »Das wäre kontraproduktiv. Wir liegen im Zeitplan, das allein ist wichtig.« Doch einen Seitenhieb konnte er sich nicht verkneifen. »Hättest du das Loakeron früher entdeckt, wären wir noch lange nicht so weit gewesen. Und der Zeitplan stammt von dir, wenn ich dich erinnern darf.« Ein gehässiges Grinsen schlich sich auf seine Lippen. »Aber gar nicht auszudenken, was wäre, wenn du es noch gar nicht entdeckt hättest. Du hast trotz deiner überragenden Fähigkeiten, deines Wissens und deiner Kenntnisse erstaunlich lange dafür gebraucht.«

»Ich wollte gründlich sein. Meine Schwäche ist es nicht, übereilt zu handeln.«

»Darum sind wir ja auch hier. Aufgrund deiner gründlichen Vorbereitungen.« Hadenberaut lachte. »Zum Glück sind wir noch am Leben.«

Der Sok bedachte ihn mit einem abfälligen Blick, sagte jedoch nichts.

Wie er wohl reagieren wird, wenn ich ihm sage, dass wir noch etwas länger werden warten müssen? Aber nicht nur auf die Reaktion des Sok war er gespannt. Weder Omsekaway noch Hadenberaut wussten um seinen Plan. Bei seinem Kem-Bruder war er sich völlig sicher, dass dieser auf seiner Seite stehen würde. Der Gal dagegen war in dem Punkt nicht auszurechnen. Es war für Frasunlemart nicht möglich, dessen Entscheidung vorherzusagen.

Bei Tensoralur hingegen stand zu erwarten, dass er schon aus Prinzip dagegen sein würde. Weil ein Kem den Plan entwickelt hatte, nicht weil er ihn für schlecht hielt.

»Wir müssen allerdings noch etwas berücksichtigen«, begann Frasunlemart daher vorsichtig. Er versuchte, in den Mienen der anderen zu lesen, was jedoch nicht einfach war. Hätten sie alle ihren eigentlichen Körper besessen, wäre es ihm leichtergefallen.

»Und was ist das?«

»Unser alter Feind, Tensoralur. Er ist hier.«

»Damit erzählst du uns nichts Neues. Er konnte sich zwar viele Jahrzehnte vor uns verbergen, aber letztendlich haben wir doch von seiner Anwesenheit erfahren.«

»Das ist richtig. Aber ich habe von Nikosem und den anderen Simulationen anstellen lassen. Sie führten zu wenig erfreulichen Ergebnissen.«

Omsekaway beugte sich vor. »Was genau meinst du damit?«

Jedes Wort mit Bedacht wählend, erklärte Frasunlemart den drei Artgenossen, was Nikosem und die anderen Diener herausgefunden hatten. Oder die Simulationen zumindest als wahrscheinlich ermittelt hatten. Während seiner Schilderung versuchte er erneut, in den Gesichtern der anderen zu lesen.

»Du behauptest also«, meinte Hadenberaut, nachdem Frasunlemart geendet hatte, »dass der alte Feind uns schon sehr viel länger beobachtet als wir ihn? Das kann ich nicht glauben!«

»Und doch ist es so, Bruder. Vielleicht nicht alle, doch ein Großteil der Rückschläge, die wir hinnehmen mussten, wurden durch ihn verursacht. Wir wissen zudem, dass er zu dem, was die Menschen Boomium nennen, eine natürliche Affinität besitzt. Selbstverständlich hat es mich wie euch überrascht, dass er überhaupt hier ist und er sich so lange vor uns verbergen konnte. Nicht erstaunt hat mich hingegen, dass er sich an dem Ort verkrochen hat, wo wir ihn lokalisiert haben: auf dem Mond des Planeten Valeran mit seinen riesigen Lagern an Boomium. Er wusste, dass wir es zur Umsetzung unseres Planes brauchen. Er musste dort nur auf uns warten.«

Er hob beinahe beschwörend die Arme.

»Wenn wir das und noch Weiteres in Betracht ziehen, dann ergibt alles einen Sinn.«

Wieder beobachtete er die anderen und wünschte sich, sie wären alle in ihrer wahren Gestalt aufgetreten. Die menschlichen Körper besaßen große Vorteile, besonders dann, wenn sie Umgang mit den anderen Völkern dieser Galaxis hatten. Doch anders als ihre Originalkörper zeigten sie keine eindeutigen und für jeden Kesawain lesbaren Zeichen des emotionalen Gemütszustands. Aber die vorherrschende Spezies in dieser Galaxis waren die Menschen und die Kesawain wollten und durften nicht auffallen.

Bald!, sagte er sich. Bald müssen wir uns nicht mehr verstecken!

Für einige Minuten herrschte Schweigen und jeder der Kesawain hing seinen Gedanken nach. Doch schließlich brach Tensoralur die Ruhe:

»Wir sind dicht an unserem Ziel, und wir werden uns nicht länger aufhalten lassen. Ich habe die Koordinaten des Loakeron, auf Olkasand befindet sich das Elayon, die Bauteile werden wohl bald bereitstehen. Wir sind also kurz davor, diesem Universum den Rücken zu kehren!«

Die anderen Kesawain stimmten nickend zu.

Es gibt nur noch eines, was wir regeln müssen, dachte Frasunlemart. Er wusste, dass ihm dabei ein schwerer Gang bevorstand. Aber alles zu seiner Zeit! Zuerst die Bauteile!


Darkwood lag auf seiner Liege und dachte nach. Mehr konnte er im Moment nicht tun, denn nachdem Nikosem sie zurückgebracht hatte, war der Kommandant der Birolan verschwunden und seitdem hatte niemand mehr sie in ihrer Zelle aufgesucht. Nahrung und Wasser erhielten sie durch den Automaten. Das war der einzige Kontakt – wenn man es denn so nennen wollte –, den er und Trooid nach draußen besaßen.

Hauptsächlich drehten die Gedanken des Agenten sich um die Möglichkeit einer Flucht. Er hatte sich bei ihrem Rundgang durch die Lager und dem Besuch des Schwarzen Lochs aufmerksam umgesehen. Olkasand war ein schöner und lebensfreundlicher Planet. Er, Darkwood, würde ausreichend Verpflegung finden, um zu überleben. Auch wenn er vernünftige Nahrung bevorzugte, eine Zeit lang würde er von Früchten existieren können.

Doch mit einer Flucht aus ihrem Gefängnis allein war es nicht getan. Wenn irgend möglich mussten sie den Kesawain auch an der Umsetzung seines Vorhabens hindern. Darkwood durfte nicht zulassen, dass das Leben von Zigtausenden Menschen für etwas geopfert wurde, von dem er noch nicht einmal wusste, worum es sich genau handelte. Es galt, einen Weg zu finden, das zu verhindern. Nur das eigene Leben zu retten, war für den Agenten nicht genug.

Er stemmte sich auf die Ellenbogen und sah zu Trooid. Dieser erwiderte seinen Blick, ohne eine Regung zu zeigen..

»Wie können wir Frasunlemart aufhalten?«

Es dauerte ein paar Augenblicke, bis der Droid antwortete. Und seine Antwort bestand in einer Gegenfrage: »Wobei aufhalten?«

»Dass er diese Menschen opfert.«

Wieder vergingen ein paar Sekunden. »Wir müssen ihm eine Zusammenarbeit anbieten«, erklärte Trooid. »Diese Technologie …«

»Er hat jede Kooperation mit uns Primitiven abgelehnt, falls du dich erinnerst«, unterbrach Darkwood den Droid. Er schwang die Beine von der Liege und stand auf. »Er will diese Menschen in das Schwarze Loch schicken, was zweifellos ihren Tod zur Folge haben wird. Das dürfen wir auf keinen Fall zulassen! Wir müssen hier heraus und etwas unternehmen. Die Technologie mag faszinierend sein und ich glaube dir, dass die Menschen und alle anderen Völker damit wunderbare Dinge anstellen könnten. Doch nicht um diesen Preis!«

»Manchmal müssen im Dienst der Wissenschaft und des Fortschritts Opfer gebracht werden.«

Darkwood starrte Trooid an. Er glaubte, sich verhört zu haben. Das konnte der Droid doch nicht ernst gemeint haben? Galten nicht auch für ihn die drei Robotergesetze, auch wenn er weit mehr als eine der seelenlosen Maschinen war, für die diese konzipiert waren?

Aber Trooid war es völlig ernst, wie er mit seinen nächsten Worten bestätigte: »Wenn wir den Kesawain helfen, in ihre Heimat zurückzukehren, schulden sie uns etwas. Sie werden uns dankbar sein und wir können Olkasand für uns beanspruchen. Mit allem, was sie hier zurücklassen.«

Darkwood schüttelte den Kopf. »Du weißt nicht, was du da redest!«

Trooid erhob sich nun ebenfalls. »Das weiß ich sehr wohl«, widersprach er. »Ich verstehe natürlich deinen Standpunkt, Darkwood, aber rein logisch gesehen, ist das Opfer im Vergleich zu dem, was wir gewinnen können, vernachlässigbar. Ein paar Tausend Menschen gegen eine Technologie, die uns sehr weit nach vorn bringen wird. Stell dir nur vor, wir könnten bislang unerreichbare Regionen der Milchstraße aufsuchen. Ohne dass wir auf Sprungtore oder Hyperantriebe angewiesen sind. Mit künstlichen Schwarzen Löchern wären wir sogar in der Lage, den Verkehr in den bekannten Gebieten unserer Galaxis zu revolutionieren. Keine Woche und nicht einmal Tage, die vergehen, bis man von einem Punkt zum anderen kommt.«

Sprachlos starrte Darkwood den Droid an. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Da läuft etwas ganz gewaltig aus dem Ruder!

»Wenn du fliehen willst, werde ich dir nicht im Wege stehen«, fuhr Trooid fort. »Ich werde dich aber auch nicht unterstützen, sondern hierbleiben und versuchen, mit Frasunlemart eine Einigung zu erzielen.«

»Und ihm verraten, dass ich beabsichtige, sein verrücktes Vorhaben zu sabotieren?«

Trooids Schweigen war Darkwood Antwort genug. Nein, es läuft nichts aus dem Ruder. Da ist bereits etwas aus dem Ruder gelaufen! Im Denkprozess des Droid scheint ganz gewaltig etwas durcheinandergekommen zu sein. Wie sonst kann er so völlig entgegen dem handeln, was man als menschlich ansieht und dem gerade Trooid sonst immer große Bedeutung beimaß? Er ist offensichtlich bereit, den Tod Tausender in Kauf zu nehmen.


Arthur Trooid war sich der Tatsache bewusst, das Darkwood, ein Mensch, seinen völlig logischen Gedankengängen nicht folgen konnte. Ihnen nicht folgen durfte.

Er war sich ebenfalls der Tatsache bewusst, dass seine Bereitschaft, die Menschen in den Lagern bedenkenlos zu opfern, im krassen Widerspruch zu den Robotgesetzen stand. Diese verboten ihm, dass er es zuließ oder gar daran beteiligt war, dass Lebewesen Schaden zugefügt wurde, sie möglicherweise sogar durch seine Schuld ums Leben kamen. Doch manchmal, streng rational gesehen, waren Opfer erforderlich.

Wessen Trooid sich nicht bewusst war, war der Sachverhalt, wie irrational er sich tatsächlich verhielt. Bei einem Menschen hätte man vermutlich gesagt, dass sein gesunder Menschenverstand ausgeschaltet war. Ein Droid besaß dergleichen aber nicht. Er verfügte über eine Basisprogrammierung. Und die war durcheinandergekommen. Allerdings nicht erst auf Olkasand, sondern schon sehr viel früher.


Sonja DiMersi sah zu ihrem Mann, der teilnahmslos, fast apathisch im Sessel des Captains saß und vor sich hin starrte. Anande und Weenderveen ging es nicht besser. Der eine saß in der Krankenstation, starrte auf die Geräte, die An’ta überwachten, und tat ansonsten … nichts. Er hatte jeglichen Forscherdrang verloren und die Suche nach der Ursache der Krankheit aufgegeben. Wenn es überhaupt eine Krankheit war! Den anderen, Weenderveen, hatte sie zuletzt in seiner Kabine ausgemacht. Doch er reagierte auf keinen Anruf.

Nur Thorpa war von der Besatzung noch einsatzfähig. Es hatte den Anschein, als sei er der Einzige, der von dem Ganzen völlig unbeeinflusst blieb.

Ohne die KI wäre DiMersi nicht in der Lage gewesen, die Ikarus zu befehligen. Das Dumme an der Sache war nur, dass sie das Schiff im Grunde gar nicht befehligte. Das Unbekannte hatte ihr lediglich Zugriff auf alles gewährt, was für die Lebenserhaltung wichtig war, darüber hinaus war sie jedoch nur unbeteiligte Beobachterin. Das Unbekannte hatte die KI und damit letztendlich die Ikarus vollständig im Griff. Und hüllte sich die meiste Zeit in tiefes Schweigen.

»Verrate mir endlich, wohin unsere Reise geht!«, verlangte sie zum wiederholten Male.

Doch wie bei jeder vorhergehenden Aufforderung bekam sie auch jetzt die stereotype Antwort: »Sobald wir am Ziel sind, wirst du mehr erfahren.«

Die ersten paar Male hatte sie noch unwirsch und ärgerlich reagiert. Inzwischen beließ sie es einfach bei der Frage und begnügte sich mit der Antwort. Solange sie nichts anderes zu hören bekam, waren sie eben noch nicht am Ziel.

Sie drehte den Kopf, als sie am Eingang zur Zentrale ein Geräusch hörte.

Thorpa stand dort und sein Strauchkörper wedelte mit Ästen und Zweigen.

»Ich habe nach den anderen gesehen«, erklärte er, ohne näher heranzukommen. »Es geht ihnen gut, soweit ich das beurteilen kann. Der Computer in der Krankenstation zeigt bei An’ta grüne Werte, doch er warnt, dass sich ihr Zustand ständig weiter verschlechtert. Nicht schnell, aber stetig und unaufhaltsam. Jovian ist nicht ansprechbar, bei Darius ist es nicht anders.«

DiMersi nickte dankend.

Wenigstens auf den Pentakka war Verlass. Vielleicht hätte Anande ihn untersuchen sollen, als er noch dazu in der Lage gewesen war. Thorpa schien immun gegen das zu sein, was die anderen befallen hatte. Ein Funken Hoffnung? Aber der konnte auch trügerisch sein. Thorpa besaß eine von den Menschen völlig verschiedene Physiologie. Dass er gegen Boomium nicht immun war, hatte sich auf Valeran gezeigt. Es hatte sich nur anders geäußert. Aber zumindest im Augenblick war er noch aktiv und tat, was er konnte, um sie zu unterstützen.

Anandes Medikamenten-Mix hatte seine Wirkung im Laufe des Fluges verloren. DiMersi hatte die Tabletten schließlich an sich genommen. Es konnte nicht gesund sein, die starken Mittel über eine lange Zeit und in ständig größeren Dosen einzunehmen. Neben der Abhängigkeit waren Nebenwirkungen nicht auszuschließen. Nebenwirkungen, die womöglich schlimmer waren als der Kopfschmerz und alles damit Verbundene selbst. Irreparable Schäden an Körper und Geist etwa.

Sie hatte daher, so schwer es ihr auch gefallen war, ihrem Mann, Weenderveen und Anande den Zugriff auf alle Bordsysteme entzogen. Das Gejammer, solange die drei noch ansprechbar waren, hatte sie stoisch ertragen und schließlich waren die Männer in einen der Grey ähnlichen Zustand verfallen: lethargisch, schweigsam, antriebslos.

»Hat unser unbekannter Kommandant mehr als das Übliche von sich hören lassen?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Ich hoffe, dass wir bald am Ziel sind.«

»Und dann, Thorpa? Erwartest du, dass Roderick und die anderen plötzlich gesund werden?«

»Nein, natürlich nicht, aber womöglich Erklärungen.«

DiMersi lachte bitter. »Ich pfeife auf Erklärungen! Was wir brauchen, ist Hilfe. Oder noch besser: ein Wunder!«

»Ich weiß«, erwiderte der Pentakka mitfühlend.

Wer dem wandelnden Strauch zum ersten Mal begegnete, konnte sich nicht vorstellen, wie einfühlsam und verständnisvoll er sein konnte. Er, der nicht zur Spezies der Menschen gehörte, verstand deren Psyche oft genug besser als jeder menschliche Psychologe.

»Und du spürst immer noch nichts?«

Es dauerte einen Moment, ehe Thorpa antwortete. »Subjektiv gesehen – nein. Aber objektiv betrachtet, kann ich es nicht ausschließen, dass auch ich davon befallen bin. Es äußert sich nur anders. Zumindest aber leide ich weder an Kopfschmerzen noch bin ich antriebslos.«

»Dann sollten wir hoffen, dass es sich nicht ändert.«

»Mehr bleibt uns nicht. In der Tat.«

DiMersi wollte noch etwas sagen, als sich völlig unerwartet das Unbekannte meldete. »Wir werden in Kürze aus dem Hyperraum gehen. Wir haben unser Ziel fast erreicht.«

Sie fuhr hoch und ihr Blick richtete sich auf die Anzeigen. Aber noch war nichts zu erkennen.

»Wo wir wohl herauskommen?«, hörte sie Thorpa fragen.

»Das werden wir wahrscheinlich bald erfahren.«

Es dauerte tatsächlich nicht mehr lange, dann änderte sich das Bild auf den Schirmen von einer Sekunde zur anderen. Plötzlich waren wieder Sterne zu sehen. Und einer davon sehr groß im Mittelpunkt des Bildschirms. Ihr Ziel?

»Ein G3-Stern«, las sie die Anzeige ab. »Sechs Planeten, einer in der habitablen Zone. Erdähnlich, viel Grün, Berge, Meere, Kontinente.« Sie drehte den Kopf zu Thorpa, der immer noch am Eingang stand. »Unser Ziel!«, erklärte sie mit Bestimmtheit und erwartete einen Kommentar von dem Unbekannten.

Der ließ in der Tat nicht lange auf sich warten. »Richtig, unser Ziel. Und eine Falle.«

»Eine Falle? Wie soll ich das verstehen? Was erwartet uns dort?«

»Der Feind.«

»Dein Feind?«

»Unser aller Feind!«, versicherte das Unbekannte. Zum ersten Mal glaubte DiMersi, so etwas wie eine emotionale Regung herauszuhören, sie konnte sich jedoch auch irren.


Omsekaway und Hadenberaut waren zusammen verschwunden. Frasunlemart vermutete, dass sie die Anlage und die Fortschritte seiner Arbeit mit eigenen Augen sehen wollten.

Tensoralur hingegen hatte ihn begleitet. Der Sok hatte den ganzen Weg lang nichts gesagt und Frasunlemart war froh darum. Er wollte sich nicht mit dem anderen unterhalten.

Sie erreichten schließlich den Ort tief in der Anlage, den man am ehesten als Steuerzentrum bezeichnen konnte. Früher einmal war es eine riesige, leere Halle gewesen. So jedenfalls hatte Frasunlemart sie vorgefunden. Wozu sie einmal gedient hatte, wusste er nicht, doch das spielte auch keine Rolle. Die ehemaligen Bewohner von Olkasand waren spurlos verschwunden und hatten die Welt aufgegeben. Der Kesawain und seine Begleiter waren nur auf wenig gestoßen, was Aufschluss über ihr Schicksal gab. Etwa, dass Olkasand einmal ein Erholungsplanet gewesen war. Die Bevölkerung musste menschenähnlich gewesen sein, darauf deuteten die Funde und die noch vorhandene Einrichtung jedenfalls hin. Nicht alles, doch das meiste hatten sie bei ihrem Abflug mit sich genommen. Möglicherweise waren sie einfach nur weitergezogen. Zu einer anderen, vielleicht noch schöneren Welt.

Frasunlemart hatte in den Hallen, Sälen und Räumen alles entsprechend den Plänen, die Tensoralur ihm gegeben hatte, einrichten und bauen lassen. Das hatte Jahre in Anspruch genommen, aber schließlich hatten sie es geschafft. Die gewaltigen Energiewandler und die Kammer, in der das Elayon entstehen sollte, waren fertig. Die eigentliche Arbeit konnte beginnen: die Vorbereitungen für die Rückkehr in ihre Heimat. Und während Tensoralur sich auf die Suche nach dem Loakeron begab, begannen die Vasallen-Wissenschaftler der Kesawain damit, das Elayon zu schaffen.

Frasunlemart ließ sich in einem der Sessel nieder und sah auf die zahlreichen Bildschirme, die entlang einer Wand eingelassen waren. Er hatte einen Blick auf die Lager mit den Bauteilen, sah die Arbeiter am Elayon. Er … nein, sie konnten stolz auf das sein, was sie geschaffen hatten. Oder hätten es sein können, denn Tensoralurs Worte waren wie ein Stich in sein Herz.

»Du hast versagt, Kem! Wie die Kem immer versagen.« Die Stimme des Sok troff vor Hohn.

Frasunlemart versuchte, ruhig und gelassen zu bleiben. Tensoralur wollte ihn provozieren. Das hatten die Wissenschaftler schon immer getan. Ihrer Ansicht nach machten die Soldaten nie etwas völlig richtig.

»Ich wünsche mir immer wieder, dass nur meinesgleichen hierher verschlagen worden wäre. Wir wären schon längst wieder zu Hause. So aber muss ich mich mit zwei jämmerlichen Kem herumschlagen und einem Gal, der sich wie stets vergeblich um Ausgleich zwischen uns bemüht.«

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