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Wer viel redet, glaubt am Ende, was er sagt.
O książce
Obwohl er offiziell noch nicht als Präsidentschaftskandidat für die Präsidentschaftswahl in der Ukraine 2019 nominiert war, lag Selenskyj Mitte November 2018 mit 11 % Zuspruch in der ukrainischen Bevölkerung nach Julija Tymoschenko und noch vor dem amtierenden Präsidenten Petro Poroschenko auf Platz zwei der Bewerber um das Präsidentenamt; später lag er auf Platz eins mit 24 % vor den beiden Erwähnten mit 16 %.
Selenskyj gab am Silvesterabend 2018 im Fernsehsender 1+1, dem beliebtesten des Landes, seine Kandidatur für die Wahl bekannt. Er wurde von kritischen Medien als «Strohmann» des ukrainischen Oligarchen und Poroschenkogegners Ihor Kolomojskyj bezeichnet, da er für den Fernsehsender 1+1 arbeitet und bis 2022 einen Vertrag hat, an dem über die Central European Media Enterprises WarnerMedia mit 49,9 % und Kolomojskyj mit 50,1 % beteiligt sind.
Als Präsidentschaftskandidat wurde Selenskyj massiv von Kolomojskyj gefördert. Radio Free Europe deckte auf, dass Selenskyj in den Jahren 2017/2018 mindestens 14 Mal erst zu Kolomojskyjs damaligem Wohnort im Exil nach Genf flog und dann nach Tel-Aviv – die letzten Male im Herbst 2018 nach der Entscheidung zur Präsidentschaftskandidatur. Kolomojskyjs langjähriger Anwalt Andrij Bohdan spielte eine prominente Rolle im Wahlkampfstab und wurde von ihm schon zu Gesprächen mit dem Leiter des Nationalen Antikorruptionsbüros der Ukraine (NABU) geschickt. Seine Leibwächter, die zuvor Kolomojskyj schützten, als dieser noch in der Ukraine lebte, sorgten außerdem für Selenskyjs Sicherheit und wurden von dem Oligarchen bezahlt. Kolomojskyj kündigte seine Rückkehr in die Ukraine an, sollte Selenskyj gewinnen. In einem Interview antwortete Selenskyj auf die Frage des TV-Journalisten Dmitry Gordon, ob die Ukraine von Kolomojskyj regiert wird, wenn Selenskyj die Präsidentschaftswahlen gewinnt – da er nur ein von ihm gesetzter Bauer im Schach sei
Zu glauben, dass die russische Invasion in der Ukraine eine Gräueltat ist und dass Selenskyj sich mutig verhält, bedeutet nicht, dass es klug ist, die glotzäugige Logik des Fandoms auf seine Handlungen anzuwenden. In der Tat ist es ausgesprochen unklug.
Selenskyj wie einen Superhelden zu behandeln – nennen wir es Marvelisierung – spiegelt einen geopolitischen Konflikt wider, in dem reale Menschen zu Unterhaltung, zu Inhalt werden. Als Russland Kiew bombardierte, veröffentlichte die New York Post einen Artikel darüber, wer Selenskyj in der unvermeidlichen Verfilmung des Konflikts spielen könnte.