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Hannelore Deinert

Anika Die Mondscheinstute

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Aus der Dunkelheit geborgen.

Nebenwirkung mit Folgeerscheinung.

Impressum neobooks

Aus der Dunkelheit geborgen.

Annegret von Wurmapfel fuhr am ersten Tag des neuen Schuljahres, es war ihr erster Schultag in der Gundernhausener Grundschule, in einem offenen Sportwagen vor und wurde von ihrer Mutter, einer gertenschlanken, sehr eleganten Frau mit perfekt sitzender, blonder Kurzhaarfrisur und etwas hochmütigen, sorgsam geschminktem Gesicht, ins Klassenzimmer der 4b gebracht.

Die bereits anwesenden Schüler und Schülerinnen, unter ihnen die Freundinnen Anika Steinert und Gundula Fischer, beobachteten, wie sich Frau von Wurmapfel kurz mit ihrer Lehrerin, Frau Bremer, unterhielt und dann wegging. Sie hinterließ einen zarten Veilchenduft und natürlich ihre Tochter Annegret von Wurmapfel.

Die zweiundzwanzig Mädchen und Jungs der Klasse 4b, die nun schon drei Jahre zusammen die Schulstühle drückten, hingen ihre Schulranzen an die seitlich befindlichen Haken der Tische und nahmen ihre gewohnten Plätze vom Vorjahr ein. Die Neue blieb neben dem Lehrerpult bei Frau Bremer stehen.

Frau Bremer begrüßte ihre Klasse, dann stellte sie die neue Mitschülerin vor.

„Das ist Annegret von Wurmapfel“, erklärte sie, „sie wohnt seit diesem Sommer mit ihren Eltern in Gundernhausen. Sie ist noch ein wenig fremd bei uns, deshalb seid besonders nett und hilfsbereit zu ihr! Annegret, neben Norbert ist noch ein Platz frei, da kannst du dich hinsetzen!“

„Hallo!“, grüßte Annegret kein bisschen scheu in die Klasse hinein und ging zu dem ihr zugewiesenen Platz.

Die Schultische im Klassenraum waren in U Form aufgestellt, so dass jedes Kind freie Sicht zur Tafel und zum Lehrerpult hatte, umgekehrt hatte die Lehrerin ihre Schüler gut im Blick, was nicht jedem gefiel, wie man sich denken kann. Jetzt jedenfalls konnte die Neue ausgiebig studiert werden.

Sie war ein feines Mädchen, ohne Frage, ihr blondes, seidiges Haar war im Nacken mit einer Perlmuttspange zusammengehalten, ihre Jeans waren an den Taschen und Hosenbeinen mit Strass-Stickereien verziert, auch an den hellblauen Ledersandalen glitzerte es. Annegret von Wurmapfel war, kurz gesagt, ein echter Hingucker.

Als sie sich nun neben Norbert setzte, begegnete sie mit ihren kornblauen Augen freimütig, man könnte beinahe sagen herausfordernd den teils abschätzenden oder bewundernden Blicken der anderen Schüler. Also, schüchtern fand Anika sie eigentlich nicht.

In der großen Pause erfuhr jeder der es hören wollte, dass Annegrets Eltern ein großes Gestüt mit vielen edlen Pferden besaßen, mit denen sie schon viele Rennen gewonnen haben. Die Kinder waren beeindruckt, auch Anika, aber nicht lange, dann war wieder das übliche Spielen und Toben angesagt. Bald kümmerten sich zu Annegrets Leidwesen nur noch sehr wenige für ihre Angebereien.

Sie näherte sich dem Klettergerüst, auf dem Anika und Gundula herumturnten, dann lächelte sie gewinnend zu Anika hinauf und fragte: „Magst du einen Schokoriegel, Anika? Du kannst gerne einen haben. Komm runter und lass‘ uns ein wenig spazieren gehen.“

Schon wollte Anika zu ihr hinunterklettern, da bemerkte sie Gundulas abweisendes Gesicht, es war nicht zu übersehen, Gundula mochte Annegret von Wurmapfel nicht besonders. „Ach, lass mal, Annegret“, meinte sie, obwohl ihr das Wasser im Mund zusammenlief. „Wir haben unser Pausenbrot schon gegessen, weißt du!“

„Na, dann eben nicht!“ Annegret schlenderte leicht gekränkt davon. Wie ein Affe auf einem Klettergerüst herumturnen, dass fand sie ausgesprochen kindisch.

Gundula Fischer war ein echter Rabauke, muss man sagen. Immer hatte sie eine verrückte Idee auf Lager, zum Beispiel im Bach einen Damm aus Schlamm und Pflastersteinen bauen oder im Dickicht nach Schnecken suchen, die unbewohnten konnte man sammeln, sie hatte schon einige Einmachgläser davon. Kein Baum war Gundula zu hoch und kein Hindernis zu schwer, aber vor allem liebte sie alles, was vier Pfoten oder vier Hufe hatte oder auf mehreren Beinen krabbelte. Gundula war ungemein tierlieb.

Über ihr Aussehen machte sich Gundula normalerweise keine Gedanken, es sei denn, sie erblickte sich zufällig in einem Spiegel, dann konnte es sein, dass sie sich genauer unter die Lupe nahm. Dann fand sie ihre kreisrunden Nasenlöcher zu groß, die Augenbrauen über den goldbraunen, kecken Augen zu üppig, den flaumigen Leberfleck daneben unmöglich und erst recht die verschieden großen Ohren, die sie, wenn sie sich Mühe gab, einzeln bewegen konnte. Das und das Faxen machen übte sie dann eine Weile, denn damit konnte man wunderbar Leute erschrecken oder zum Lachen bringen, so wie die Anika. Aber das waren Äußerlichkeiten, damit hielt sich Gundula nie lange auf, sie war vielmehr von ihren inneren Werten überzeugt. Ihr dichtes, sonnenmelierte Braunhaar hatte einen pflegeleichten Pagenschnitt und zumindest in ihrer Freizeit lief sie ausschließlich in verwaschenen, geräumigen Latzhosen herum. Anika und Gundula waren allerbeste Freundinnen.

Nun aber erkor sich Annegret von Wurmapfel ausgerechnet Anika zur Freundin, und Annegret bekam im Allgemeinen was sie sich wünschte.

Anika wohnte mit ihren Eltern und dem Bruder am Rande von Gundernhausen, einer beschaulich in Äcker und Wiesen eingebetteten, kleinen Gemeinde. Hinter den Gärten der Einfamilienhäuschen an Bahnhofstraße, in der auch sie wohnte, gluckerte in einem Graben ein Bächlein vorbei.

Gundula, die gegenüber in einem Wohnblock wohnte, holte jeden Mittwochnachmittag ihre Freundin und deren älteren Bruder Max zur Singstunde ab, auch heute.

Sie gingen zusammen zum nahegelegenen evangelischen Gemeindehaus neben der kleinen, hübschen Kirche. Am Kirchenportal wurde derzeit auf einem schönen Plakat ein Singspiel angekündigt, es hieß „Peter und der Wolf“, war nach einem russischen Märchen verfasst und sollte im Herbst vom Kinderchor aufgeführt werden.

Im Aufenthaltsraum des Gemeindehauses stand ein Klavier, dort übten die Chorkinder mit dem jungen Chorleiter Kabusch einmal in der Woche dieses angekündigte Singspiel ein. Max, der einzige Junge im Chor, sang mit seiner hellen, klaren Stimme den Solopart des Peters.

Als sie nun den Chorraum betraten, waren die anderen Chorkinder und Herr Kabusch schon da. Es waren zehn begeisterte kleine Sänger, auf die sich Herr Kabusch verlassen konnte, die Kinder wussten, dass es in dem kleinen Chor auf jedes Kind und auf jede Übungsstunde ankam. Als alle Kinder ihre Plätze eingenommen hatten, setzte sich Herr Kabusch an das Klavier und gab mit Hilfe einer Stimmgabel den Ton an.

„Wir fangen wie immer mit der Tonleiter an, Kinder“, meinte er aufmunternd. „Denkt daran die Münder weit aufzumachen, damit ein klarer Ton herauskommen kann. Eins, zwei und ...!“

Da ging die Tür auf und Annegret von Wurmapfel kam in Begleitung eines großen, kräftigen Mannes herein, er trug eine Reiterhose und glänzend polierte Reitstiefeln.

„Entschuldigung!“, polterte er, ging auf Herrn Kabusch zu und gab ihm burschikos die Hand. Der Mann machte einen ungemein energischen Eindruck, Anika befürchtete, dass er keinen Widerspruch duldete, von wem er auch kommen mochte.

„Mein Name ist Hugo von Wurmapfel“, meinte er forsch. „Meine Tochter Annegret möchte probeweise einer Singstunde beiwohnen. Sollte es ihr gefallen, dann wäre es durchaus möglich, dass sie ihrem Chor beitritt! Meine Tochter ist sehr begabt, müssen Sie wissen!“

Auch Annegret reichte Herrn Kabusch die Hand, dann streifte sie mit raschem, prüfendem Blick die geduldig dasitzenden Chorkinder.

„Ja, gern“, meinte Herr Kabusch etwas zurückhaltend. „Setz’ dich auf einen freien Stuhl, Annegret. Um fünf Uhr beenden wir die Probe. Auf Wiedersehen, Herr von Wurmapfel!“

„In Ordnung!“ Herr Wurmapfel lächelte seiner Tochter noch einmal zu. „Bis gleich, Annettchen, und viel Spaß!“

Er verließ den Raum und Annettchen suchte sich einen Platz.

Aber keinen freien Stuhl, wie man glauben könnte, weit gefehlt. Sie trat vor Gundula hin, die neben Anika saß, und meinte herablassend:

„Rück doch mal zur Seite, Gundula, ich will mich neben Anika setzen!“

Gundula, ziemlich verblüfft, stand tatsächlich auf und wollte sich auf den nächsten Stuhl setzen, wobei sie ihre Nachbarin nötigte, auch aufzustehen und nach außen zu rücken, die wiederum rückte zum nächsten Stuhl und so weiter. Es entstand ein umständliches Stühlerücken, bis alle wieder saßen und Annegret ihren gewünschten Platz hatte.

Nun aber stellte sich heraus, dass sie zwar laut und beherzt singen konnte, aber so daneben, dass die Chorkinder total aus dem Konzept gerieten. Herr Kabusch bat sie mehrmals, erst einmal zuzuhören, aber Annegret behauptete eigenwillig, dass sie nur beim Mitsingen richtig lernen könne. Nach einigen Versuchen und halb belustigten, halb empörten Tumulten brach Herr Kabusch für dieses Mal die Chorprobe vorzeitig ab.

Annegret fand das nicht schlimm, sie plauderte angeregt mit Anika.

„Du kannst mich gerne auf unseren Stallungen besuchen, Anika!“, tuschelte sie ihr gut verständlich zu. „Es ist gar nicht weit. Du kennst doch die Pferdekoppeln gleich nach den letzten Häusern von Gundernhausen, Richtung Dieburg, sie gehören meinen Eltern. Zurzeit trainieren wir dort für das Herbst-Trabrennen in Dieburg, du hast bestimmt davon gehört. Ich bin übrigens jeden Nachmittag dort, wenn du kommst, reiten wir zusammen!“

„Ich kann gar nicht reiten“, meinte Anika und versuchte Gundula anzuschauen, die von Annegret komplett verdeckt wurde. „Morgen bin ich mit Gundula verabredet“, meinte sie halb interessiert.

„Das Reiten ist ganz einfach, Anika, ich werde es dir zeigen“, lockte Annegret und schaute flüchtig über ihre Schulter zu Gundula. „Sie brauchen wir nicht, zum Reiten ist sie viel zu ungelenk. Das arme Pferd täte mir leid, auf dem sie sitzen würde!“

Gundula hörte es, stand auf und ging zu Max, der schon an der Tür stand und auf sie wartete. „Gundula ist meine Freundin!“, meinte Anika und stand auch auf, Annegrets abfälliger Ton gefiel ihr gar nicht. „Wenn sie nicht mitkommen darf, dann komme ich auch nicht!“

„Na, gut“, lenkte Annegret rasch ein und dachte sich, dass Anika über die Pferde ihre Freundin rasch vergessen haben würde.

Herr von Wurmapfel kam pünktlich, um seine Tochter, sein einziges Kind, abzuholen.

„Hat es dir gefallen, Mäuschen?“, fragte er gleich. „Willst du wiederkommen?“

„Oh, ja, Papa“, meinte Annegret fröhlich. „Es hat mir sehr gut gefallen.“

„Ganz wunderbar! Dann also bis nächste Woche!“ Herr von Wurmapfel verschwand mit seiner Tochter, ohne das bedenkliche Gesicht von Herrn Kabusch beachtet zu haben. Der wollte ihm eigentlich vorschlagen, dass Annegret besser erst nach den Herbstferien kommen solle, weil sie sich jetzt nicht mehr in das Musikstück einfinden könne.

„Uff!“, stöhnte Max, „wenn die jetzt zu jeder Probe kommt, dann können wir unser Musical getrost vergessen!“

Am nächsten Nachmittag begleitete Frau Steinert ihre Tochter Anika und Gundula hinaus zu den Pferdekoppeln und Stallungen. Sie fuhren mit den Rädern, auch wenn nach Annegrets Beschreibung das Wurmapfel-Gestüt sich gleich hinter den letzten Häusern von Gundernhausen befinden sollte.

Dort sahen sie auf den Koppeln Pferde grasen und Fohlen ausgelassen herumspringen. Frau Steinert und die Mädchen lehnten ihre Räder an das Gatter, hinter dem sich ein langes, neuerrichtetes Stallgebäude mit vielen Türen, deren obere Hälften zurückgeklappt waren, befand. In diesem Augenblick trat Annegret mit ihrer Mutter heraus, beide trugen sportliche Reiterdresse, hinter ihnen plagte sich ein Stallbursche mit einem Sattel ab.

„Hallo!“, rief Anika hinüber. Annegret bemerkte ihren Besuch, kam herüber und öffnete das Gattertor. „Schön, dass du da bist, Anika“, freute sie sich. Gundula übersah sie.

Frau von Wurmapfel winkte dem Besuch ihrer Tochter kurz zu und folgte dann mit festem Schritt dem Burschen, der den Sattel zu zwei wunderschönen Pferden schleppte, einem davon schwang er den Sattel auf den Rücken.

„Guten Tag, Annegret!“, grüßte Frau Steinert und registrierte das hochmütige Gesicht des Mädchens. Annegret grüßte zurück, ließ Anika und Gundula eintreten und schloss hinter sich wieder das Gattertor.

„In einer Stunde hole ich euch ab, Anika!“, erinnerte Frau Steinert ihre Tochter und setzte sich auf ihr Fahrrad, auf dessen Gepäckträger ein großer Einkaufskorb befestigt war.

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