Best of H.P, Karr - Band 3

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Z serii: Best of H.P. Karr #3
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Best of H.P, Karr - Band 3
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Best of H.P Karr

Band 3

Drei Kriminalstories

Table Of Contents

01 Showdown in Alphabet City

02 Die Methode Wagner

03 Fred und der Einbrecher

05 Bonusstory Lovely Rita, love me do

Leseprobe / Anzeige Der Mord macht die Musik

Die credits

Showdown in Alphabet City…

… oder: Smarter Schnüffler schlägt über alle Stränge

Sein Name ist Max. Max Gutenberg. Er ist ein Schnüffler. Ein guter Schnüffler. Einer, dem man kein X für ein U vormachen kann. Einer, der sein Geschäft von A bis Z beherrscht. Einer, der dem Bösen in die Buchstabensuppe spuckt …

Die Methode Wagner…

… oder: Kakao am Morgen nimmt Kummer und Sorgen

Scheuren kommt nicht mehr voran. Scheuren weiß nicht mehr weiter, er weiß nur eins: er ist in seiner Ehe festgefahren. Kein Vor, kein Zurück. Bis ihm der Zufall einen USB-Stick mit dem Schlüssel für eine bessere Zukunft in die Hand spielt.

Fred und der Einbrecher …

… oder: Firmenkultur ist alles

Der Einbrecher, den Fred stellt, ist auf der Suche nach einem süßen Geheimnis – der Rezeptur der Spezialität, mit der Simoneit Schokoladen dem Confiserie-Markt umkrempeln will. Doch dann macht Fred ihm das beste Angebot seit Erfindung des Süßstoffes …

und als Bonusstory

Lovely Rita, love me do

Millionen haben sie geliebt - Lovely Rita, den sexy Schlagerstar. Jetzt soll Koehler, der Strippenzieher im Medienbusiness, noch einmal viel Geld aus ihrem Leben herausholen. Denn Rita liebt den falschen Mann.

01 Showdown in Alphabet City

Ein Max-Gutenberg-Krimi

Es war einer von diesen Tagen, an denen mein Kopf so leer war wie die Kästchen des Kreuzworträtsels, auf das ich starrte, während draußen eine behäbige Sonne wie ein dickes fettes O über den Dächern von Alphabet City aufging.

Sie werden mich nicht kennen - Max Gutenberg. Mit einem großen G. So steht es in schwarzen Buchstaben am Glaseinsatz meiner Bürotür. Durch die kam, gerade als ich mir das Gehirn nach einem Nebenfluss des Mississippi zermarterte, die Blondine. Sie war eine wirkliche Blondine, mit einem großen B. Wenn Sie verstehen, was ich meine.

»Sie sollen der Beste sein«, sagte sie, während sie sich setzte.

»Der Beste, mit einem großen B«, zerquetschte ich zwischen den Zähnen. »Wenn Sie verstehen, was ich meine.«

Sie hieß Lucy Tonguetwister, und ihr war ihr Bruder abhanden gekommen. »Luke«, sagte sie mit einer Klang in der Stimme, bei dem sich einem Kerl wie mir die letzten Haarspitzen aufrichteten. »Eigentlich stammen wir aus Massachusetts, aber Luke hat lange in Missouri, Minneapolis, Minnesota, Miami und Maine gelebt, ehe er nach Alphabet City gegangen ist. Das hier ist das Letzte, was ich von ihm gelesen habe.«

Sie reichte mir ihr Handy mit Lukes letzter SMS.

Ich las: »Ein chinesischer Chirurg schenkt tschechischen Skifreunden frischgebackene Shrimps.«

Ich dachte: Was für ein Blödsinn.

Ich sagte: »Interessant.«

Sie sagte: »Sie werden ihn doch finden, oder?«

Ich dachte: Klar, Baby!

Ich sagte: »Klar, Baby!«

Die D-Street lag zwischen der C-Street und der E-Street. Was auch Sinn machte, wenn man wusste, dass der ganze Bezirk mit der A-Street anfing und mit der Z-Street endete. Es war eine Gegend, in der man sich abends besser nicht allein sehen ließ - es sei denn, man war auf schnellen Sex oder billige Drogen aus - oder umgekehrt. Das Haus Nummer 34 lag zwischen dem Haus Nummer 33 und dem Haus Nummer 35, was auch wieder Sinn machte, wenigstens wenn man sich ein bisschen mit Mathematik auskannte. Hier sollte Luke wohnen, in Appartement 421, was entweder das erste Appartement in der 42. Etage war oder das 21. in der 4. Etage. Weil das Haus Nummer 34 nur 5 Etagen hatte, war das Problem relativ leicht zu lösen.

Die Adresse hatte ich mit einem Anruf bei Lore Ipsum abgestaubt, einer blinden Texterfasserin bei der Stadtverwaltung, der ich mal geholfen hatte, als ihr die Rechtschreibprüfung im Nacken saß.

In der Lobby von Nummer 34 ritzte ein schlitzäugiger Portierhausmeisterverwalter mit einem Chirurgenskalpell gedankenverloren japanische Schriftzeichen in seinen wurmstichigen Tresen. Das hätte mir zu denken geben müssen. Gab es aber nicht. Mein Fehler.

Natürlich hatte das Haus keinen Lift, aber ich löste das Problem, indem ich die Treppe nahm. Oben klopfte ich an die Tür von Nummer 421.

Es war eine Holztür, zerkratzt und beschmiert mit Graffititags, deren Bedeutung ich nicht kannte. Nebenan ging die Tür von Nummer 22 auf, und eine mandeläugige Schönheit linste durch den Spalt.

»Wollen zu Mistel Luke?«

»Und wenn?«

»Mistel Luke nicht da.«

Ich bin keiner, dem man ein L für ein R vormachen kann. Also stellte ich meinen Fuß in den Türspalt von Miss Mandelauge, hielt ihr meine Visitenkarte hin und sagte: »Könnte ich mal auf Ihren Balkon?«

»Balkon?« Sie runzelte ganz allerliebst die Stirn.

»Oder wäre Ihnen Terrasse lieber?« Sie roch nach Sandelholz, genau wie ihr ganzes Appartement. Das hätte mir zu denken geben müssen. Gab es aber nicht. Noch nicht.

Über Mandelauges Balkon kam ich rüber auf Lukes Balkon. Und weil seine Balkontür aufstand, kam ich auch in sein Appartement.

Luke hatte es bescheiden geliebt. Ein Tisch, ein Stuhl, ein Bett. Ein Kühlschrank mit Eismaschine, ein Plasma-Fernseher, eine Highend-Subwoofer Musikanlage, eine X-Box, eine PSP S&L, einen BLU-RAY DVD-Player und ein 5.1-Heimkino-System mit THX und MGM. Also nur das Nötigste, was man so zum Leben brauchte.

Mit einem Magneten war an der Kühlschranktür die Speisekarte eines Schnell-Italieners angepappt. Daneben eine CD-Hülle, auf deren Cover das Lächeln einer Rothaarigen schmolz. Drauf stand, mit rotem Filzstift: 4ever - Vicky. Und: XXX

Auf dem Schreibtisch wartete eine einsame Funkmaus darauf, geklickt zu werden. Daneben zeichnete sich im dünnen Staub ein rechteckiger Umriss ab. Auf dem Bett zeichnete sich unter der Decke der Umriss von Luke ab.

Ich zog die Decke weg und musterte das kleine Loch in seiner Stirn; ein Loch, so klein und rund wie ein kleines o. Ein kleines o wie in Tod, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich tippte auf eine 9-Millimeter Times Ten Roman, so ein Spielzeug, das vor allem Ladys in ihren Handtaschen rumtragen, wenn sie irgendwohin gehen, wo man nicht ohne Begleitung hingehen sollte.

In Lukes Hand klemmte sein iPhone, und als ich es einschaltete, sah ich seine letzte SMS: Ein chinesischer Chirurg schenkt tschechischen Skifreunden frischgebackene Shrimps.

Das gab mir zu denken, denn in dem ganzen verdammten Fall gab es bis jetzt noch keinen verdammten Chinesen, und schon gar keinen verdammten Tschechen.

Also ließ ich mir die vorletzte SMS anzeigen - und wusste Bescheid.

Vom meinem Platz in Susie‘s Diner hatte ich einen guten Blick auf die Garamond Bridge, deren Bögen sich über den Colonna Creek schwangen. Bei Susie gibt es die beste Buchstabensuppe in Alphabet City, und wenn Sie sich was ganz Besonderes gönnen wollen, genehmigen Sie sich hinterher noch ihr Russisch Brot, das sie nach einem alten kyrillischen Familienrezept backt.

Ich sortierte mit dem Löffel die Buchstaben in Susies Suppe und überlegte. Dann klappte ich mein Handy auf und rief meine Auftraggeberin an.

»So schnell?«, hauchte sie. »Sie haben Luke ...«

»Yep«, sagte ich. »Hat er irgendwelche Lieblingsbuchstaben? Dann sortieren Sie sie am besten schon mal für einen netten Grabspruch.«

Sie sagte: »Oh mein Gott!«

Ich sagte: »Gott hatte nichts damit zu tun. Eher jemand mit einer 9-Millimeter Times Ten Roman.« Ich brachte sie auf den Stand.

Sie sagte: »Die Polizei ...«

Ich sagte: »Die Polizei hat noch nichts damit zu tun.«

Sie sagte: »Gut.«

Ich dachte: Eigentlich nicht.

Sie sagte: »Bitte … können Sie herausfinden, wer meinen Bruder ermordet hat?«

Ich dachte: Wenn ich Nein sage, fängt sie bestimmt an zu weinen.

Also sagte ich: »Klar.«

Wenn einer was zu sagen hat zwischen der F-Street und der M-Street, dann ist das Don Cursivo. Seine Pizzeria Perfetto liegt neben dem Cafe Helvetica und gegenüber den Arial Towers mitten in Little Italic. Ich hatte mir eine Pizza Shrimps bestellt und wartete.

»Max«, röchelte es auf einmal hinter mir. »Von allen verdammten Pizzerien auf der Welt musstest du ausgerechnet in meine kommen.«

Er schob mir meine Pizza Shrimps hin und setzte sich.

»Was hast du denn da in den Backen?«, fragte ich. »Watte?«

»Mit Kamillentinktur«, nuschelte er. »Zahnfleischentzündung.«

Ja, so ist er. Eine richtige Plaudertasche.

Ich sagte: »In der Nummer 34 in der D-Street liegt im Appartement 421 ein toter Kerl auf dem Bett. An seinem Kühlschrank hängt deine Speisekarte, und gestern hat er mit einer SMS bei dir eine Pizza Shrimps XXL bestellt. Irgendwelche Ideen?«

»Schlimme Sache.« Er kaute auf seinen Wattebällchen herum. »Er war ein netter Kerl. Hat gelegentlich Pizzas für mich ausgefahren.«

 

Ich spießte ein paar Shrimps auf. »Chinesen?«, fragte ich. Und: »Tschechen?«

Er glotzte mich an.

Ich sagte: »Chirurgen? Skifreunde?«

Er sagte: »Frag Vicky. Aber halt mich da raus. Klar?«

Ich sagte: »Alles klar. Vicky Wer?«

Er sagte: »Vicky Verdana.«

Ich sagte: »Danke für die Pizza.«

Er sagte: »Ich mach dir jetzt ein Angebot, dass du nicht ablehnen kannst!«

Ich sagte: »Und das wäre?«

Er sagte: »Zwei Pizzas 23 Zentimeter und einen Salat und eine Flasche Roten für 9,99 und du lässt dich hier nie wieder blicken.«

Ich dachte: Klingt gut.

Ich sagte: »Vergiss es.«

Gleich hinter Scrabble Plaza geht‘s links runter nach Sudoku-Town. Es fängt oben an mit dreimal drei Blocks von der 5th bis zu 7th Street an und geht dann nochmal drei Blocks weiter bis zum Fluss. An den Straßenecken verhökern die Dealer Börsenkurse, in den Hinterzimmern werden Lottozahlen übern Tisch geschoben, und in den dunklen Ecken gibt‘s Primzahlen und Quadratwurzeln zu Discountpreisen. Es war Anfang der Achtziger, als die Sudokus anfingen, in Alphabet City mitzumischen. Knallharte Schlitzaugen, die sich nach irgendeinem komplizierten System die Finger abschneiden, wenn sie sich bei einem Ding verrechnen.

Das Palais Palindrom thronte noch wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit am Millennium Court. Ein Neger mit Gazelle bewachte die Tür, und ich musste ihm knallhart einen Zehner in die Hand drücken, damit er mich reinließ.

Vicky Verdana war der Top Act in der Palindrom-Show, die grandiose Rothaarige, die Luke ihre CD verehrt hatte. Ich erwischte sie in ihrer Garderobe. Sie saß auf einem west-östlichen Diwan und teilte sich ein Taschentuch mit dem fetten Chinesen, der bei ihr war - er wischte sich damit den Schweiß ab und sie sich ihre Tränen.

»Ah, Gutenberg«, schnaufte das Schlitzauge. Vicky sagte nichts. Der fette Chinese tupfte ihr ein paar Tränchen weg. Chnick Chnack Chnuck hat im Palais Palindrom mal als Musiker angefangen, mit seinen zwei Brüdern und einem Kontrabass. Inzwischen gehörte ihm der Laden, genau wie der ganze Rest von Sudoku-Town, und zwar bis auf die dritte Stelle hinterm Komma.

»Appartement 421 in der D-Street«, sagte ich.

Vicky schniefte. »Er war schon tot.«

Chnick wrang das Taschentuch aus. »Du musst sie verstehen, Gutenberg. Sie war mal eine kleine Buchstabenumdreherin beim Glücksrad, ehe ich sie da rausgeholt habe. Und Don Cursivos Kerl hat ihr verklickert, dass sie noch einmal so richtig am großen Rad drehen kann. Wenn sie mich bestiehlt.«

Ich verstand. »Eine Funkmaus?«

»Und ein XP Flatbook 999er Dual Core mit WLAN und USB!«, seufzte Chnick.

»Er hat mir weisgemacht, dass er ein tschechischer Skifreund ist«, jammerte Vicky. »Wollte mit mir ein neues Leben anfangen in Ceské Budejovice, Hradec Králové oder Ústí nad Labem. Bis ich ihm aus Chnicks Büro besorgt hatte, was er wollte.«

Ich verstand. Also fast. »Den XP-Flatbook?«

Chnick sagte: »Es geht drum, was drauf ist.«

Ich sagte: »Verstehe.«

Chnick sagte: »Verstehst du nicht.«

Ich sagte: »Genau.«

Chnick sagte: »Es ist die Zahl. Die Zahl Pi, ich habe sie ausgerechnet. Auf dem Flatbook. Nachts, in meinen einsamen Stunden. Du weißt, welche Macht man hat, wenn man die Zahl Pi kennt?«

Ich dachte: Keine Ahnung.

Ich sagte: »Sag‘s mir!«

Vicky sagte: »Es ist die Kreiszahl. Man kann damit ...«

»... den Umfang berechnen«, sagte Chnick. »Zum Beispiel den Umfang einer Pizza. Wer die Kreiszahl hat, kann die perfekte Pizza machen. Sozusagen die Pizza Pi. Wenn du verstehst, was ich meine.«

Ich sagte: »Verstehe!«

»Aber dann hab ich rausgefunden, dass Luke nur ein Pizzafahrer bei Cursivo ist«, schluchzte Vicki. »Und er mich nur benutzt hat, um an die Zahl zu kommen, damit er sie an Cursivo verkaufen kann. Ich wollte alles wiedergutmachen und dem lieben Chnick seinen Flatbook wiederbringen ... aber da war Luke schon tot. Und der Computer war weg. Nur das hier war noch da.«

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