Czytaj książkę: «Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western», strona 10

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6

„Und wer bezahlt meinen Schaden?“, fragte der Keeper mit einem schiefen Blick auf Matt Wister.

„Wahrscheinlich der, der ihn angerichtet hat. Aber das haben Sie sicher nicht so genau gesehen, nicht wahr?“ Der Keeper gab keine Antwort. Brummend verschwand er in der Küche.

„Hal hat zur Ranch zwei Stunden zu reiten“, sagte der Sheriff in die eingetretene Stille hinein. „Es wird also vier bis fünf Stunden dauern, bis Garett hier sein kann. Nutzen Sie die Zeit, Fremder! Sie haben ein gutes und ausdauerndes Pferd. In drei Tagen können Sie über die Grenze sein. So weit folgt Ihnen von hier kein Mensch.“

Matt lächelte den Sheriff an.

„Wenn ich alles, was Sie sagten, richtig verstanden habe, könnte ich mich doch zu der anderen Partei schlagen, nicht wahr?“

Das Gesicht des Sheriffs wurde lang. „Zu Troger?“

„Ginge das nach Lage der Dinge nicht?“

„Kann schon sein.“

„Habe ich Sie enttäuscht, Sheriff?“, fragte Matt mit einem verbindlichen Lächeln. „Ist es etwas anderes, wenn ich fortreite?“

„Es ist Ihre Sache, was Sie machen“, knurrte der Sheriff. „Komm, Tim, wir wollen Les in ein Zimmer tragen.“

7

Alan Trogers Ranch war weiträumig angelegt. Ein weiß leuchtendes Haupthaus stand in der Mitte, mit einer breiten Veranda davor, zu der eine breite Freitreppe hinaufführte. Rechts und links davon weitästige Cottonwoods, im Hintergrund ein paar Eisenholzbäume. Rechts und links davon Ställe und Schuppen, ein langgestrecktes Bunkhaus mit niedrigen Fenstern und zwei breiten Türen. Eine Pferdekoppel, von einem Corralzaun umgeben, große Fässer, die das Regenwasser auffingen, und zwei flache Ranchwagen vor einem der Schuppen, neben denen ein Buggy stand. Hinter dem Haupthaus drehten sich zwei Windräder knarrend in der lauen Brise, die über das Grasmeer strich.

Maude Freese, die auf der Veranda saß, umfasste das alles mit einem Blick, in dem Stolz lag. Sie umfasste mit diesem Blick auch Alan Troger, der ihr gegenüber saß und der das alles aus dem Boden gestampft hatte. Ihr Blick glitt über ihn hinweg, zu der fernen Staubwolke hinter den Hügeln.

Dort hinten stand die große Herde Herefords. Eine Herde, die sich schnell vergrößern würde. Gutes, sattes Vieh, für das an der Bahnlinie in Nebraska mehr als zwanzig Dollar pro Stück bezahlt wurde.

Sie wusste, dass Troger eines Tages ein reicher Mann sein würde. Schon heute gehörte ihm ein großes Stück dieses Landes. Eines Tages würde er Garett bezwungen haben.

Dann würde ihm alles Land gehören, das am Big Sioux River lag. Er würde Tage, vielleicht Wochen brauchen, um die Grenzen seiner Riesenranch umreiten zu können. Und zu dieser Ranch würde dann auch Watertown gehören, denn sie würde auf ihrem Gebiet liegen.

An das alles dachte Maude Freese, die selbst nicht mehr wusste, wann sie sich in diesen Gedanken verbissen hatte. Sie wollte eine große Rolle in diesem neuen Rinderland spielen. Dabei entging ihr, wie nachdenklich der Rancher geworden war.

Sein ehemals so selbstsicheres, strahlendes Gesicht wirkte eingefallen und müde. Es schien, als wäre er nach ihrem Bericht um Jahre gealtert. Als sie ihn wieder anblickte, sah sie das alles auf einen Schlag.

Sie beugte sich über den Tisch, an dem sie sich gegenübersaßen. Ihre blonden weichen Locken fielen über ihre Stirn ins Gesicht. Mit ihrer weichen, biegsamen Stimme fragte sie: „Was hast du, Alan? Ist es, weil Garett mich fangen lassen wollte?“

Troger reckte seine gedrungene Gestalt, und die kleine Narbe links des Nasenflügels glühte dunkler als sonst. Als er den Mund öffnete, wirkte der Goldzahn in seinem Mund stumpf und matt.

Es war ihr, als wäre eine große dunkle Wolke über die Ranch gezogen. Alles strahlte auf einmal nicht mehr so hell. Alles wirkte dunkel, grau und feindlich. Auch Alan Troger war nicht mehr der strahlende Mann aus ihren Träumen. Irgend etwas hatte ihn plötzlich sehr verändert.

„Garett ist ein Schurke“, hörte sie ihn verzerrt sagen. „Dafür sollte man ihm die ganze Ranch über dem Kopf anbrennen!“

„Du musst das nicht so wichtig nehmen“, sagte sie. „Ich glaube, er würde sich schnell überlegen, dass eine solche Methode seinen Untergang nur beschleunigen kann. Sie könnten mich doch nicht umbringen. Ich würde eines Tages wieder frei sein. Dann würde ich nach Fort Sisseton reiten und dem District-Marshal ein Licht anstecken.“

„Ja, dann wäre es vielleicht gut gewesen, dieser … Wie hieß er gleich?“

„Matt Wister, Alan.“

„Ja, dieser Wister wäre gar nicht gekommen. Was ist er für ein Kerl?“

„Ein Mann, den du gebrauchen könntest, Al. Er wird sicher über Nacht in Watertown bleiben. Du solltest mit mir kommen und mit ihm reden. Vielleicht hat er Lust, bei dir zu arbeiten.“

„Ist er … Ich meine, sah er wie ein Revolvermann aus?“

Maude überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf.

„Er sah wie ein Cowboy aus. Aber irgendwie war er anders. Ich möchte zu gern wissen, was er mit Vane und Spears noch gemacht hat.“

„Vielleicht sollte ich mir den Burschen wirklich ansehen“, brummte Troger. „Sagte er sonst noch etwas zu dir?“

„Nein, Al, nichts. Wirst du mitkommen?“

„Du solltest besser über Nacht hierbleiben, Maude. Ich werde ein paar Männer von der Weide holen, die auf dich aufpassen. Es ist zu gefährlich, wenn wir allein reiten. Morgen begleiten dich meine Boys in die Stadt.“

„Aber …“

„Es geht darum, dass Garett keine Handhabe gegen mich bekommen darf. Was nützt uns der District-Marshal? Gar nichts! Garett würde mich erpressen. Er würde mit deinem Tod drohen, wenn irgendeiner davon erfährt. Du weißt, er bekämpft mich ohne Gnade!“

„Und du, Al?“

„Ich muss mich wehren. Was bleibt mir weiter übrig. Aber ich werde es mit ihm allein ausmachen. – Also, du reitest morgen zurück.“

Sie schaute ihm nach, wie er die Treppe hinunterstieg. Seine Bewegungen erschienen ihr eckig und hölzern. Als er sein Pferd unten vor dem Corral sattelte, da klappte das nicht so wie an anderen Tagen, da sie ihn beobachtet hatte.

Sie schaute ihm nach, wie er fortritt, und plötzlich beschlich sie ein unangenehmes Gefühl. Irgend etwas war anders, als es immer gewesen war. Irgend etwas verschwieg er ihr.

Sie stand mit einer langsamen Bewegung auf, schob den Holzsessel zurück und stützte die Hände auf das Geländer. Ihr Blick folgte der wehenden Staubfahne, die von den Hufen seines Pferdes hochgeschleudert wurde und träge in der flimmernden Luft hing.

Was war es?

Immer wieder hatte sie das Bild eines Mannes vor Augen, der wie aus dem Boden gewachsen neben dem Weg gestanden hatte, die Winchester 73 in der Armbeuge. Ein Mann, an dem irgend etwas anders war als an anderen Männern – anders als an Garett, anders als an Sheriff Riley, als an Vane und Spears – und auch anders als an Alan Troger.

Sie wusste, dass dieser Mann durch seine Art, durch sein unerschrockenes Auftreten Eindruck auf sie gemacht hatte. So wie Troger mit seiner Riesenranch Eindruck auf sie machte. Plötzlich fühlte sie den tiefen Zwiespalt in ihrer Seele. Doch sie wusste noch nicht, dass es zu viele Dinge waren, die sie liebte und haben wollte.

8

Die Sonne stand weit im Westen. Die Hitze des Frühlings hatte etwas nachgelassen.

Sheriff Riley lag drüben unter dem Vorbau vor seinem Haus im Schaukelstuhl und lauschte der knarrenden Begleitmusik zu den Bewegungen der Kufen. Er blickte nicht auf, als er den Reiter unten im knirschenden Sand hörte. Er hatte ihn vorhin gesehen. Er wartete auf Garett. Troger interessierte ihn jetzt nicht.

Aber Troger beachtete den Sheriff auch nicht. Er ritt genauso schweigend an den anderen vorbei, hielt vor dem Saloon an, weil es sonst keinen Saloon in der Stadt gab. Er stieg ab, schlang die Zügel lose um den Holm und stieg die Stufen zum Stepwalk hinauf.

Als er sich durch die Schwingtür geschoben hatte, blieb er stehen und zog die Augen zusammen. Er sah den Mann in der Ecke sitzen, und er wusste sofort, dass das der Mann war, von dem Maude Freese gesprochen hatte, von dem sie fasziniert war, obwohl sie das nicht gesagt hatte.

Troger wusste alles. Er wusste es so klar und deutlich, als wäre gestern der Tag gewesen, an dem er mit dem unfertigen Johnny vor den Geldscheinen auf dem Tisch gestanden hatte.

Achttausend Dollar!

Die Summe hatte alle seine Hemmungen über den Haufen geworfen.

Er, Troger, hatte etwas vorgehabt; etwas ganz anderes, das sich mit der Hälfte des Geldes nicht durchführen ließ. Es war plötzlich alles ganz einfach gewesen.

Ein schneller, glatter Schuss, ein noch schnelleres Pferd, ein anderer Name.

Am Ende: freies Land, billige Zuchtrinder und Geld, mit dem sich eine Menge anfangen ließ. Und schließlich noch James Garett, der dafür sorgte, dass es einem rauen Mann hier oben nicht langweilig werden sollte.

Und nun saß er dort.

Das also war Matt Wister, von dem Johnny oft gesprochen hatte.

Er hatte so oft an ihn gedacht, dass er sich vorgestellt hatte, dieser Matt Wister wäre ein Supermensch. Nun sah er ganz normal aus. Ein kantiges, hartes, scharf geschnittenes Gesicht, mattschwarzes Haar und graue Augen. Gar nichts Besonderes. Und doch ein Mann, der aussah, als würde er in dieser Welt zu Hause sein. Ein gutes Dutzend solcher Kerle, und man könnte mit ihnen Felsen auseinandersprengen.

Matt Wister hatte seine Haltung nicht verändert. Er saß ruhig, die Beine etwas vorgestemmt und die rechte Hand unter dem Tisch.

Der Keeper rutschte mit dem Rücken ungemütlich am Regal hin und her. Es war sonst kein Gast im Saloon. Matt saß immer noch ruhig und abwartend, blickte den leicht gedrungenen Mann mit dem satten Gesicht an, und schwieg.

Troger ging weiter in den Saloon hinein; Schritt um Schritt, bis er an der Theke stand. Er legte die rechte Hand auf die Messingplatte, und er spürte, wie die Unruhe in ihm hochstieg.

Dieser Matt Wister war doch nicht wie andere. Er war anders. Eine überlegene Ruhe strahlte von ihm aus, als habe er sich alles zu diesem Auftritt zurechtgelegt.

Es war sein Auftritt; Troger spürte es. Es war sein großer Auftritt, auf den er wahrscheinlich lange gewartet hatte.

„Einen Whisky“, sagte der Rancher zu dem Keeper.

Der Mann schenkte mit zitternder Hand ein. Auch auf ihn war die Unruhe übergegangen.

„Kümmere dich um mein Pferd“, redete der Rancher weiter. „Es muss abgerieben werden und braucht Futter. Gib ihm erst nach zehn Minuten zu trinken.“

„Ja, Mr. Troger“, brummte der Keeper übellaunig und kam um die Theke herum. Er warf dem ruhig sitzenden Matt noch einen Blick zu, ging dann an Troger vorbei hinaus.

9

Das Knarren der schlecht geschmierten Angeln reichte bis in den letzten Winkel des Saloons, und dazwischen war das leise Wimmern des Verletzten in einem Zimmer des Obergeschosses zu hören.

Matt blickte den Mann an der Theke an. Er sah, dass dessen Hand nicht ganz ruhig war, als sie das Glas hob. Und er sah den goldenen Zahn, als Troger den Mund öffnete.

Er schwieg. Er wartete. Er war weit und lange geritten, und er war nun genau dort, wohin er wollte. Er musste jetzt ganz ruhig bleiben, um über einen der zwei mächtigsten Männer in diesem County einen Sieg erringen zu können.

Troger hatte den Keeper auf mindestens fünfzehn Minuten fortgeschickt. Vielleicht war das die Zeit, die er dachte zu gebrauchen.

Der Rancher kam jetzt von der Theke her näher. Er hatte sein Glas in der Hand, hielt es vor die mexikanische Weste und blickte Matt durchbohrend an.

„Suchen Sie einen Job?“, fragte er.

„Ich weiß noch nicht genau“, erwiderte Matt mit unbewegtem Gesicht.

„Sie haben Miss Freese vor Unannehmlichkeiten bewahrt.“

„Es war nicht der Rede wert.“

„Sind Sie Cowboy?“

„Ja.“

„Ich habe eine Ranch. Ganz hier in der Nähe. Ich könnte vielleicht noch einen guten Mann gebrauchen. Wie ist es, Mister?“

„Ich habe darüber noch nicht nachgedacht.“

Troger trank sein Glas aus und stellte es neben sich auf einen Tisch.

„Ich zahle fünfzig im Monat für einen guten Mann“, sagte er. „Sie müssten sich die Sache aber schnell überlegen. Übrigens: Miss Freese und ich sind verlobt.“

Matt antwortete nicht.

„Deshalb bin ich Ihnen sehr zu Dank verpflichtet“, redete der Rancher weiter. „Ich würde Ihnen einen guten Job anbieten.“

„Welchen?“

„Ich könnte Ihnen ein Weidecamp übergeben, Wister. Sie sind dann der Vormann da draußen.“

„Das ist ein gutes Angebot für einen Fremden, nicht wahr?“

„Allerdings. Wollen Sie?“

Matt fragte sich, worauf Troger hinaus wollte. Er wusste genau, dass der Mann wusste, wen er vor sich hatte. Es konnte für ihn keinen Zweifel geben, dass es allein der Wunsch nach Sühne war, die Matt Wister hierher getrieben hatte.

„Ich muss mir das bis morgen überlegen“, sagte er. „Verstehen Sie, ich war mir noch nicht im Klaren, ob ich hierbleiben will. Ich komme aus Texas. Hier oben ist das Klima rauer.“

„Nicht im Sommer, Wister. Ich komme aus Arizona, da ist das gleiche Klima.“

„Was Sie nicht sagen!“

„Mir bekommt das Klima hier sehr gut. – Gut, reden wir morgen noch einmal darüber.“

Es blieb ruhig zwischen ihnen. Das leise Wimmern des Verletzten drang wieder in den Saloon.

„Wer ist das?“, fragte Troger.

„Les Vane. Ich habe ihn angeschossen. Er wollte mich töten.“

„Wegen …“

„Ja, deshalb. Ich musste den beiden Burschen die Pferde abnehmen. Sie wären Ihrer Verlobten sonst nachgeritten.“

„Sie wissen also, was hier vorgeht?“

„Der Sheriff erklärte mir einiges.“

„Ich bin im Recht, Wister. Das Recht wird sich eines Tages durchsetzen.“

„Sicher, Troger.“

„Also gut, reden wir morgen noch einmal davon.“

Der Rancher wandte sich ab und ging zur Theke. Er nahm sein Glas mit und füllte es aus der auf dem Schanktisch stehenden Flasche. Er trank es aus und warf es ins Spülbecken.

„Dann bis morgen.“

Matt sah das Zögern des Ranchers und bemerkte, wie er unentschlossen stehenblieb und offenbar noch etwas sagen wollte. Aber dann ging er. Die Schwingtür knarrte misstönig.

Draußen war die Stimme des Keepers zu hören, der sagte: „Ich habe Ihr Pferd …“

„Ich reite wieder fort. Es ging schneller, als ich dachte.“

Schritte erklangen. Dann tauchte der Keeper in der Tür auf.

„Noch einen Whisky“, sagte Matt. Leise murmelnd ging der Salooner hinter die Theke.

10

Sheriff Riley lehnte sich genau an den Pfosten, an dem auch der Rancher gelehnt hatte. Er blickte Matt eine Weile abwartend an.

Als der schwieg, fragte er: „Was wollte Troger von Ihnen?“

„Er wollte mir einen Job anbieten.“

„Einen Job? – Auf seiner Ranch?“

Matt zuckte die Schultern.

„Ich sollte Vormann in einem Weidecamp werden. Für fünfzig im Monat.“

Riley pfiff leise durch die Zähne. „Fünfzig! Das ist eine Menge Geld. Soviel ich weiß, verdienen Männer wie Vane vierzig. Das ist hoch, die anderen werden dreißig haben. Das ist bei Troger nicht anders als bei Garett.“

„Vielleicht wegen Miss Freese“, sagte Matt und drehte sein halb geleertes Glas auf dem Tisch.

Auf Rileys Stirn stand eine steile Falte, die von der Nasenwurzel bis zum Haaransatz reichte und die Stirn zu spalten schien.

„Fünfzig ist viel Geld“, sagte er leise. „Wister, irgend etwas mit Ihnen ist anders als sonst mit anderen Männern. Sie kommen hierher, haben Ärger, sind der Sieger, bekommen ein gutes Angebot und sitzen verdammt ruhig hier und trinken Whisky. Haben Sie nicht angenommen?“

„Noch nicht. Ich habe mir bis morgen Bedenkzeit gegeben.“

„Und darauf ging er ein?“

„Ja.“

Riley schüttelte den Kopf, als verstünde er immer weniger. „Das hat er noch nie gemacht.“

„Dann bin ich auch in diesem Fall eine Ausnahme“, sagte Matt und lächelte.

„Sie sind vermutlich ein Narr, Wister. Sie wissen doch, dass Garett kommen wird?“

„Es ist anzunehmen.“

„Er kommt so sicher, wie in zwei Stunden die Nacht kommen wird. Er kommt mit einer kleinen, aber saftigen Rechnung. Sie hätten einen großartigen Schutz gehabt, wenn Sie mit Troger geritten wären. Es ist doch klar, dass er mit seiner ganzen Mannschaft auf Ihrer Seite stehen würde.“

„Vielleicht...“

„Wieso? – Bestimmt! Sie haben seine Braut gerettet.“

„Das spielt vielleicht keine sehr große Rolle, Sheriff“, murmelte Matt.

Sheriff Riley schien den Rücken fester gegen den Pfosten zu pressen. Der Blick seiner Augen wurde dunkler.

„Warum sind Sie hier?“, fragte er plötzlich.

Matt lächelte auf eine freudlose Art. Er wusste, dass es sinnlos war, über die Wahrheit reden zu wollen. Er hatte keinen Beweis, und selbst wenn der Sheriff ihm glauben würde, könnte ihn das keinen Schritt weiterbringen.

Er musste diese Sache allein durchsetzen, und er musste es so machen, dass er hier oben ganz offensichtlich im Recht war. Der damalige Mord ließ sich nur noch sühnen, wenn er Troger neue Verbrechen nachweisen konnte. Und er würde sie ihm nachweisen.

Matt Wister war ganz sicher, denn er hatte an Trogers Unsicherheit erkannt, dass er, Matt, hier im Wege war. Vielleicht sollte er auch nur auf die Ranch gelockt werden, damit der mächtige Troger ihn dort schnell und unauffällig für immer verschwinden lassen konnte.

„Was draußen auf der Weide passiert, geht mich nichts an“, hörte er den Sheriff in seine Gedanken hinein sagen. „Aber hier in der Stadt führe ich das Kommando, Wister. Ist Ihnen das klar?“

„Ja.“

„Wenn Sie hierbleiben wollen, müssen Sie sagen, um was es wirklich geht.“

Matt trank sein Glas aus und schob es zur Mitte des blank gescheuerten Tisches.

„Haben Sie etwas gegen Garett oder Troger?“

Matt stand auf und ging um den Tisch herum. Er lehnte sich gegen die Platte und blickte den Sheriff starr an. „Wenn es so wäre, könnten Sie mir dann helfen?“, erkundigte er sich.

„Wahrscheinlich nicht, Wister. Wahrscheinlich deshalb nicht, weil Sie einer Sache nachreiten, die sich nicht beweisen lässt. Einer Sache, die man längst vergessen haben sollte.“

„Meinen Sie?“

„Was ist es?“

„Das spielt keine Rolle. Ich sage es Ihnen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, an dem Sie mir helfen wollen.“

„Wister, diese Stadt ist jung! In dieser Stadt leben Menschen, die von irgendwoher kamen; die ihre Heimat aus irgendwelchen Gründen verlassen mussten. Es gibt viele Gründe, und die meisten davon sind nicht sehr rühmlich. Jeder hier draußen hat irgend etwas in seinem Leben zu verbergen. Vielleicht auch Sie! Jeder hat irgendwann einmal einen Fehler gemacht.“

„Sie meinen, man sollte die alten Sachen ruhen lassen?“

„Genau. Diese Stadt lebt von den Ranches. Es macht nichts, wenn es einmal nur noch eine Ranch ist. Die Stadt wird auch davon leben.“

„Ach so.“

„Reiten Sie weiter. Es ist der einzige Rat, den ich Ihnen geben kann. Sie sind auch allein nicht in der Lage, hier etwas gegen Garett oder Troger unternehmen zu können. – Ist es Troger?“

„Es ist gar nichts, Sheriff“, sagte Matt bitter. „Gar nichts, das Sie interessieren könnte!“

Jim Riley stemmte sich vom Pfosten los und ging mit mürrischem Gesicht zur Schwingtür. Er wandte sich noch einmal um und blickte unsicher zurück, wie auch Troger unsicher zurückgeblickt hatte.

Matt spürte, wie tief die Seele dieses Mannes gespalten war. Er wollte, dass Frieden in dieser Stadt herrschte. Er wollte für Gerechtigkeit sorgen, er wollte aber auch, dass jeder Mann im County in Ruhe gelassen wurde mit alten Geschichten. Verjährt Mord? – Jim Riley wollte zu vieles auf einmal. Deshalb würde er wahrscheinlich nichts davon erreichen.

Matt setzte sich wieder.

„Noch einen Whisky“, sagte er zu dem Keeper, der mit offenem Mund hinter der Theke stand.

Der Mann kam das leere Glas holen, schenkte es an der Theke voll und brachte es zurück. Seine schlurfenden Schritte übertönten das leise Wimmern im Obergeschoss.

Der Keeper blieb stehen.

„Was ist?“, erkundigte sich Matt. „Garett wird kommen, Mister. Er wird ganz sicher kommen.“

„Das sagte der Sheriff schon.“

„Ja, Wister, das hat er gesagt. Garett wird mit seiner Mannschaft kommen. Zumindest mit einem Teil davon. Sie werden das Wimmern oben hören, so wie Sie und ich es jetzt hören. Es wird sie wild machen, Sie werden hier eine Menge Zauber machen! Mein Inventar wird zum Teufel gehen, und keiner wird es bezahlen wollen! Alle werden sagen, Sie wären schuld. Und Sie sind vielleicht nicht mehr in der Lage, etwas zu zahlen.“

„Sie meinen, ich könnte tot sein, nicht, wahr?“, fragte Matt ruhig.

„Genau das meine ich, Wister.“

„Selbst wenn ich am Leben bleibe, könnte ich den Schaden nicht bezahlen. Ich bin ein armer friedfertiger Mann, der hier sitzt und seinen Whisky trinkt. Ich würde freiwillig gehen, wenn es in dieser Stadt noch einen anderen Saloon gäbe. Aber es gibt keinen!“

„Sie sollten fortreiten. Und wenn Sie das nicht wollen, dann wenigstens nicht hier! Haben wir uns jetzt verstanden?“

„Ich habe Sie schon lange verstanden“, erwiderte Matt gepresst und stand auf. Er legte ein Geldstück neben das unberührte Glas und ging mit leise klirrenden Sporen an dem Mann vorbei zur Schwingtür.