Czytaj książkę: «Blonde Schokolade Vol.1»

Czcionka:

Blonde Schokolade Vol.1

1  Titel Seite

2  Blonde Schokolade Vol.1

3  Inhaltsverzeichnis

4  Mantra

5  Vorwort

6  Deine Gedanken, deine Welt!

7  Der Samstag vor 19 Jahren

8  Die Distanz

9  So wie es begann, so endete es

10  Die Zukunft

Blonde Schokolade Vol. 1

Blonde Schokolade Vol.1
Impressum

Texte: © 2021 Copyright by Glen Cassiel

Umschlag: © 2021 Copyright by Glen Cassiel

Verantwortlich

für den Inhalt: Glen Cassiel

Glen Cassiel

c/o AutorenServices.de

Birkenallee 24

36037 Fulda

Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Deine Gedanken, deine Welt

Der Samstag vor 19 Jahren

Die Distanz

So wie es begann, so endete es!

Die Zukunft

Fortsetzung folgt …

Mantra

„Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.“

- Marcus Aurelius -

Vorwort

Wenn ich etwas in meinem bisherigen Leben gelernt habe, dann, dass alles vorbeigeht, alles! Die Zeit bleibt nicht stehen, für niemanden. In manchen Lebenslagen ist es ein Segen, dass die Zeit schnell vergeht, und in manch einem Augenblick steckst du in einer Zeitblase und verfluchst diesen verdammten Zeitlupen-Modus. Eigentlich muss es doch andersherum sein: Wenn wir glücklich, frei und im Flow sind, dann sollte die Zeit doch stehen bleiben. Jeder sieht, was an einem vorbeiging, aber keiner sieht, was auf einen zukommt.

Während andere vielleicht gerade ihre freie Zeit am Strand genießen oder auf einer Party sind, sitze ich hier und schreibe alles auf, was seit einigen Jahren hinter mir herläuft und mir keinen Seelenfrieden lässt. Ich habe das Gefühl, dass ich die Vergangenheit nicht loslassen kann. So kam ich zu dem Entschluss, diese weiße Fläche mit Wörtern zu füllen, die sich zu Gedanken, Gefühlen formen und mich hoffentlich ein Ende finden lassen.

Dieses Buch basiert zum Teil auf meinem Leben, zum Teil ist es eine fiktive Geschichte. Was jedoch Fiktion ist, das zu entscheiden, überlasse ich dir. Ich habe mich für diesen Weg entschieden, aus reinem Egoismus. Ich möchte damit in der Anonymität der breiten Masse untertauchen. Ich bin ein durchschnittlicher Typ, keine Ausnahme, einer von vielen Millionen Menschen. Deshalb sind alle Namen geändert, auch meiner. Vielleicht bin ich ein Nachbar oder ein Mitglied deiner Familie, wer weiß? Letztlich ist es doch egal, wer ich bin, die Hauptsache ist, dass du aus meinen Zeilen vielleicht etwas für dich mitnehmen kannst. Ich möchte mich mit diesen Seiten auch nicht zur Schau stellen oder zeigen, was für ein toller Hecht – oder Idiot – ich bin. Ich will auch keinen Ruhm, ich brauche keine Bühne. Ich habe einfach das Bedürfnis, alles Erlebte niederzuschreiben. Man weiß ja nie, aber denk mal an den Butterfly-Effekt, Edward N. Lorenz‘ berühmte Theorie über die Unvorhersehbarkeit langfristiger Auswirkungen Vielleicht gibt dieses Buch einer Person etwas Gutes, und dadurch entstehen wiederum neue schöne Dinge. Ich hoffe es sehr, aber wirklich herausfinden werde ich es vermutlich nie .

Hiermit lade ich dich herzlich ein, in meine Welt einzutauchen, und ich danke dir, dass du dir die Zeit nimmst, dich mit meinen Gedanken auseinanderzusetzen. Du musst wissen, dass ich meine Erlebnisse über einen Zeitraum von 19 Jahren niedergeschrieben habe.

Um das ganze noch ein wenig lebhafter zu machen, habe ich eine Spotify Liste erstellt, welche du dir gerne anhören kannst. Die dort enthaltene Musik war und ist ein guter Begleiter für all meine Lebenslagen. Jeder Song hat seine Bedeutung und unterstreicht die jeweilige Stimmung und meinen Gefühlscocktail.

Natürlich ist die Musik Geschmacksache, dem einen wird sie gefallen und dem anderen nicht.

Wie das Leben selbst ändert sich über die Jahre natürlich auch der Geschmack und tendiert zu neuen Stilrichtungen. Die Grundtendenz jedoch ist geblieben: Mit jedem neuen Titel eröffnet sich für mich eine neue Perspektive und schenkt mir neue Sichtweisen … Musik halt!

Ich wünsche dir viel Freude beim lesen.


Bitte Code Scannen um zur Playliste zu gelangen

Deine Gedanken, deine Welt!

Alles, was du glaubst, ist das Resultat deiner Entscheidungen. Doch es steht fest, dass das Leben für dich passiert, nicht gegen dich! Es ist wichtig, sich dies immer wieder bewusst zu machen, denn damit eröffnen sich neue und andere Blickwinkel. Betrachtet man das Leben gegen sich, dann ist auch die Welt gegen einen und man sieht nur die negativen Aspekte. Damit verwehrt man sich jedoch selbst, das Schöne im Leben zu sehen. Dankbarkeit spielt ebenfalls eine große Rolle. Viele Menschen sind nur dankbar, wenn etwas Schlimmes nicht passiert ist oder sie knapp einem Unglück entgangen sind. Man sollte eigentlich jeden Tag dankbar sein, morgens, wenn man aufsteht, denn man hat wieder einen Tag geschenkt bekommen. Diesen kann man voll ausnutzen und das Beste daraus machen. Wieder ein Tag mehr, an dem man an seinen Zielen arbeiten kann. Und man sollte abends dankbar sein für das, was man an diesem Tag erlebt hat. Sich diese Gedanken zweimal täglich bewusst zu machen, hebt die innere Stimmung und Haltung enorm und gibt gleichzeitig Zuversicht und Selbstsicherheit, die sich wiederum in Zufriedenheit umwandeln. Damit ebnet sich ein Weg für eine selbstbestimmte Zukunft, und so, wie man seine Zukunft sieht, so wird sich diese auch gestalten.

Es gibt dieses schöne Sprichwort. Jede Gewohnheit beginnt mit einem Gedanken. Säen wir einen Gedanken, ernten wir eine Handlung. Säen wir eine Handlung, ernten wir eine Gewohnheit. Säen wir eine Gewohnheit, ernten wir einen Charakter. Säen wir einen Charakter, ernten wir ein Schicksal: Es lässt sich alles auf einen Gedanken zurückführen. Das muss dir nur bewusst werden. Ich weiß, man kann nicht immer mit diesem Bewusstsein durchs Leben gehen, denn der Mensch wird zu 95 % durch sein Unterbewusstsein gesteuert. Aber mindestens einmal am Tag sollte man eine bewusste Entscheidung treffen. Wenn du das machst, dann bist du den anderen schon einen großen Schritt voraus.

Ich versuche, aus Erfahrungen, Herausforderungen und Erlebnissen zu lernen, ich bin mir bewusst, dass man in und aus jeder Situation etwas lernen kann. Das ist, so glaube ich, der entscheidende Punkt, wie man sich stetig verbessern und über seine Grenzen hinauswachsen kann. Aber in vielen Fällen kann dies mit Schmerzen verbunden sein. Es ist unangenehm, nicht gerade komfortabel. Deshalb resignieren viele, sobald es schmerzhaft wird, dadurch verweigern sie sich der Veränderung und alles bleibt gleich.

Mentale Stärke ist dabei ein wichtiger Aspekt, der heutzutage immer häufiger genannt wird, den aber nur die wenigsten richtig verstehen. Denn mentale Stärke erfährt man nur, wenn man sich in Grenzsituationen befindet und dabei entweder nicht die Nerven verliert oder aber entgegen seiner inneren Stimme dagegen ankämpft, diese ignoriert und einfach weitermacht. Hierzu passt ein Lied von Alexa Fresa sehr gut: Der Titel Mut beschreibt sehr schön das Wort und auch gewisse Umstände. Am besten hörst du dir den Song einfach mal an.

Allerdings muss man sich selbst im Nachgang reflektieren und darüber nachdenken, was für eine Erfahrung, Erlebnis oder Situation das war. Was zieht man für Erkenntnisse daraus, was war gut, was war schlecht usw.? Nur in Verbindung mit der Auswertung ergeben diese Ereignisse einen weiteren Schritt nach vorne in eine bessere, selbstbestimmte Zukunft, die man selbst geschaffen hat.

Auch wenn es mal Misserfolge gibt oder man auf emotionaler Ebene enttäuscht wird, was wiederum einen verletzt oder woran man innerlich zerbricht, muss man das ganze Spektrum bewusst wahrnehmen und sich damit auseinandersetzen, und das können nicht alle, da viele Menschen sich ständig selbst verarschen und diese Möglichkeiten der Weiterentwicklung nicht sehen.

Wenn man sich die Menschen mal so anschaut, stellt man doch sehr schnell fest, dass sie immer die gleichen Gewohnheiten, Probleme, Wünsche, Sehnsüchte und das gleiche Verhalten aufweisen.

Schlafen, essen, aufs Klo gehen, Sex haben, dazwischen ein wenig Konsum – und dann beginnt die Spirale wieder von vorn. Egal, auf welcher Insel oder in welchem Land man sich gerade befindet, es sind immer die gleichen Beweggründe, die den Menschen leiten. Das ist zwar nur auf das Notwendigste heruntergebrochen, aber es trifft auf alle zu. Denn alles, was wir sind, entsteht aus den Gedanken, den Worten und den daraus resultierenden Taten.

Es ist schon komisch, wenn man sich den Lebensverlauf eines Menschen anschaut.

Also, was tun? So viel machen, schaffen, lernen, speichern, weitergeben und hoffen, dass die nächste Generation dieses Wissen weitergibt und das Aufgebaute weiter ausbaut und noch größer macht. Aber man muss anfangen, etwas aufzubauen und die Träume und Wünsche in die Tat umzusetzen, Verpflichtungen eingehen, sich selbst und dem engsten Familienkreis das Versprechen geben, das Bestmögliche aus seinem Leben zu machen.

In erster Linie ist für mich das Wichtigste, dass man sich nicht für den anderen verstellen und sich nicht rechtfertigt muss.

Vertrauen, Akzeptanz, Ehrlichkeit, Respekt und Verständnis – wichtige, ja sehr wichtige Aspekte, an denen ich festhalte und an die ich glaube, bei denen ich manchmal aber auch versage, sie nicht beherzige, weil es vorkommt, dass mein EGO sich in meinem Kopf breitmacht und mir den Weg versperrt. Ich habe festgestellt, wenn man nicht Ego-bezogen lebt, dann lebt es sich deutlich leichter und besser. Dadurch erkennt man , wie viele Menschen eigentlich von ihrem Ego geleitet werden. Das ist schon krass: Sobald man sein eigenes Ego ablegt, nimmt man die anderen komplett anders wahr. Diese Erkenntnis habe ich Dr. Wayne Dyer zu verdanken, der leider bereits verstorben ist. Doch dank der digitalen Medien sind viele seine Vorträge (auf Englisch) im Internet zu finden, zudem gibt es einige seiner Bücher auf Deutsch. Er eröffnete mir eine neue Welt; wie gern hätte ich ihn persönlich getroffen. Dennoch bin ich dankbar, seine Werke kennengelernt zu haben, sie haben mir wirklich sehr geholfen und ich kann sie dir nur empfehlen – vielleicht ist auch etwas für dich dabei?

Trotz der motivierenden Erinnerung an Dyers Werke stecke ich gerade in diesem Moment, da ich diese Zeilen schreibe, in einem emotionalen Loch. Ich bin innerlich zerbrochen.

Ich lese Dyers Texte und merke, dass sie mir doch Kraft spenden, und dadurch lädt sich die Glaubensbatterie wieder auf. Nichts passiert gegen mich, alles passiert für mich – wie auch für dich! Doch nun genug vom Vorgeplänkel, kommen wir zu dem Kapitel, wo die Geschichte ihren Lauf nimmt .

Der Samstag vor 19 Jahren

Sobald ich eine Frau gefunden hatte, die mir auf Anhieb gefiel, schaltete sich mein Kopf aus, das Herz ging an, die Gefühle zerstoben in tausend Teile und alles andere war mir egal. Vielleicht liegt es daran, dass ich vom Sternzeichen Krebs bin? Ich hatte in meiner Vergangenheit einige Freundinnen, die mich alle auf irgendeine Art geprägt haben.. Viele dieser Frauen haben mein Vertrauen missbraucht, mich verletzt oder mir Kummer bereitet und sind von mir fortgegangen. Doch als ich am Boden zerstört war, nicht mehr weiterwusste, hatte ich tief in mir so eine kleine Hoffnung, irgendwann doch noch eine Person zu treffen, die zu mir steht, mich akzeptiert, respektiert und bei mir bleibt. Denn das Beste kommt immer zum Schluss, so lautet doch das Sprichwort?

In einem Buch für Horoskope steht über den Krebs-Mann:

„Wenn der Krebs in der Liebe enttäuscht wird, so kann er ein launenhafter Schürzenjäger und ein unglücklicher Herzensbrecher werden.“

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da steckte ich in der Haut eines Menschen, dem ich eigentlich gar nicht ähnelte. Frauen waren nur Trophäen für mich, ich wollte ihnen das Gleiche antun, was sie mir angetan hatten. Doch dadurch fühlte ich mich auch nicht besser; ich konnte mich schnell davon befreien und habe wieder zu mir selbst gefunden.

Es gibt nicht viele Frauen, die mir gefallen, sie müssen dieses gewisse Etwas haben. Worauf ich persönlich achte, sind diese banalen Kleinigkeiten, die normalerweise als selbstverständlich in einer Beziehung gelten. Ob sie mir zuhört, mich in den Arm nimmt oder einfach nur küsst oder mir einen liebevollen Blick zuwirft. Sobald sie mich spüren lässt, dass ich ihr wichtig bin, sie mich respektiert und mir das Gefühl gibt, dass ich der Auserwählte für sie bin, dann ist nichts mehr unmöglich für mich. Egal, welchen Wunsch sie hat oder was auch immer sie glücklich macht – ich tue es als Zeichen meiner Dankbarkeit. Nun zu der Frau, bei der alles anders gelaufen ist, wie ich es bis dahin kannte.

Ich war 17 Jahre alt, als Malena in mein Leben trat.

Leider bin ich jemand, der mit einer beachtlichen Leidensfähigkeit ausgestattet ist, und ich danke meinem besten Freund Emilio, der mich in dieser Zeit immer wieder aufmunterte. Ein weiteres Danke dafür, dass er mich damals in jene Disco mitgenommen hat, in der die Geschichte begann.

Unser Heiliger Gral, der Samstagabend! Bereits am frühen Morgen ist die Vorfreude so groß, dass man gar nicht lange schlafen kann. Alles, was ansteht, wird möglichst schnell erledigt, und zur Abenddämmerung wächst die Freude weiter an, denn das ist die Zeit, auf die man die ganze Woche gewartet hat. Es ist schon fast ein Ritual, das sich nach und nach eingeschlichen hat. Schnell duschen, das Parfüm darf nicht fehlen, sich anschließend ein cooles Outfit zurechtlegen, in der Regel eine Jeans, ein Hemd und je nach Witterung ein Jackett oder eine andere Jacke. Per Handy wird mit den Freunden eine Uhrzeit und ein Treffpunkt ausgemacht. Vorher aber noch ein Abstecher an die Tanke, ein paar Dosen Smirnoff Ice und vor allem Kaugummis dürfen nicht fehlen. Kaum ist man im Jugendzimmer des Kumpels angekommen, werden schon zur Begrüßung die ersten Dosen geöffnet und die alkoholischen Getränke in sich hineingeschüttet. Die Lautstärke der Musik wird zum Warmmachen noch etwas aufgedreht und die Stimmung steigt mit jedem Schluck weiter. Nach einer Weile gehts los. Die Zeit ist gekommen, es ist kurz nach 23:00 Uhr und man will nur eins: feiern und die restliche Woche hinter sich lassen, Mädels kennenlernen und einfach den Abend genießen. Die Fahrt dauert keine zwanzig Minuten, über die Autobahn und noch ein wenig durch die Stadt. Der Hauptstraße folgend wird nach Parkplätzen Ausschau gehalten, man wird schnell fündig. Den Wagen geparkt, bis auf Geld und den Wagenschlüssel haben wir nichts mehr dabei. An der Tür ist bereits der dumpfe Klang der Musik zu hören. Zwei weiße Gorillas stehen vor der Tür, nicht ganz helle in der Birne, bewegen sie ihre Arme wie Roboter entlang unserer Körper und tasten sich durch. Passend zum Alkoholpegel erlaube ich mir die Frage, ob er nach einem Date sucht, da er mich so zärtlich anfasst?! Diese Frage kommt nicht so gut an, sein Blick wird düster und man merkt, wie sein kleines Hirn die Frage verarbeitet. Bevor er diese ausgewertet hat, erlöse ich ihn und gebe ihm zu erkennen, dass das nur ein kleiner Spaß war. Daraufhin schiebt er uns mit einem Arm durch und wendet den Blick bereits den Nächsten zu. So, geschafft. Wir sind drin.

Sofort suchen meine Augen nach weiblichen Geschöpfen, innerhalb von zwei Minuten hat man fast alles gesehen, was sich im Eingangsbereich tummelt, scheint es. Doch dann, in einer halben Millisekunde, sieht man etwas, was so faszinierend ist, dass man es am liebsten nicht mehr aus den Augen lassen möchte. Diese zuckersüße, leicht gebräunte Haut, die leicht im Licht schimmert, diese goldenen, schulterlangen, glänzenden Haare, die durchs Gesicht streifen, und dazu dieser kleine, zierliche, wohlgeformte Körper. Ich frage mich, wie kann Gott immer wieder solche herrlichen Geschöpfe erschaffen?! Plötzlich ist es im Raum ganz leise, das Drumherum völlig uninteressant, das Herz fängt an, schneller zu schlagen, rasend schnell bildet sich ein Kloß im Hals, ich erkenne mich selbst nicht mehr. Was ist bloß los? Und schon fangen die kleinen Rädchen im Kopf an zu rattern, Vorstellungen, die zu schön sind, um wahr zu werden. Die Analyse startet und verschiedene Fragen kommen auf. Was-wäre-wenn-Szenarien durchlaufen den Kopf wie eine Kinofilmrolle. Hat sie einen Freund? Ich suche nach dem Kerl der jeden Moment zu ihr kommen könnte und sie küsst oder zum Tanzen auffordert. Doch nichts passiert. Sie bleibt auf ihrem Platz sitzen, lacht mit den Freundinnen. Es ist ein wahrer Genuss, ihr beim Lachen zuzuschauen. Ein Bein über das andere geschlagen, die rot glänzende Hose schmiegt sich an die straffen, sportlichen Beine. In der rechten Hand hält sie eine Zigarette und zieht nach einer Weile daran. Die Bewegungen sind fließend, einfach alles passt in diesem Moment zusammen, obwohl mich Frauen, die rauchen, eher abstoßen. Doch ich verdränge dieses dämliche Laster. Durch das Farbenspiel der wechselnden Discobeleuchtung gibt es Licht- und Schattenspiele auf ihrer Haut. Ich erkenne rote Lippen, dazu passend lackierte Fingernägel, offene Schuhe und ein weißes, enges Oberteil. Ein leichtes Dekolleté lässt weitere Formen zum Vorschein kommen. Mein Blick geht zur Decke und ich bedanke mich beim lieben Gott, dass er so einen guten Geschmack hat. Ich stelle fest, dass der Blick nach oben doch für Aufmerksamkeit sorgt, da sich einige Personen, die an mir vorbeilaufen, umdrehen und auch nach oben schauen, als ob dort etwas hängen würde. Ich fange mich wieder und blicke auf das perfekte Abbild einer Frau. Wir stehen einige Meter von ihr entfernt. Mein „Zwilling“ besorgt gerade die nächsten Getränke an der Bar. Mit dem Rücken zu mir gedreht, sieht er nicht, wie ich sie mustere. Dann kommen meine Ellenbogen in Spiel, man könnte fast meinen, dass mein Kumpel am nächsten Tag den Arm voller blauer Flecken haben wird, weil ich ihn ständig anstupse, nur um ihm zu signalisieren: Da ist jemand, den man mit Worten nicht beschreiben kann. Mein Kopf wird von einem Gedanken-Tsunami überschwemmt und immer verrücktere „Bagger-Sprüche“ durchlaufen das Gehirn, aber nichts scheint passend für diese Frau. Was soll ich tun?

Wir ziehen Richtung Tanzfläche, um die Blicke auf uns zu ziehen. Da die Tanzebene noch relativ leer ist und alle drumherum stehen und warten, bis die Ersten den Tanz eröffnen, entschließen wir uns, genau das zu tun. Eigentlich habe ich dabei keine Scheu und etwas Rhythmusgefühl habe ich auch, aber an diesem Abend machen meine Beine, was sie wollen, sie tanzen in Richtung der Blonden, mein Inneres sträubt sich dagegen, aber ich bin machtlos. Dazu kommt noch die Lieblingsmusik ins Spiel, bei der ich auf keinen Fall aufhören kann zu tanzen. Wir hören am liebsten R’n’B. Der Abstand zwischen der Blonden und mir wird immer kleiner, meine Augen starren sie an und vergeblich hoffen sie, auch von ihren Augen gesehen zu werden. Sie scheint aber ganz aufs Feiern konzentriert zu sein, kein Blick, der zur Männerfront geht. Sie hört einfach der Musik zu, lässt den Kopf unten und schaukelt nach links und rechts. Sieht eigentlich ein wenig komisch aus, aber egal. Sie bleibt weiter sitzen und wippt mit dem Fuß. Enttäuschung kommt in mir auf, ich rede mir ein, dass sie zu hübsch für jemanden wie mich ist. Oder steht sie vielleicht auf Frauen?! Hätte ich nicht so gute Freunde, die mich anspornen, die Blonde weiter anzubaggern. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen, gehe mit schnellen Schritten auf sie zu. Mit jedem Schritt, mit dem ich ihr näherkomme, wächst auf einmal meine Schüchternheit so an, dass ich ungefähr einen Meter vorm Ziel stehen bleibe, mich zur Seite drehe – und an ihr vorbeigehe. Als ob ich eine Grenze passieren würde. Schön peinlich, meinen Kumpel im Nacken, der alles mit angesehen hat und sich sichtlich über mich amüsiert. Was für eine Blamage, sonst so cool und nun ein kleiner Feigling. Das hätte auch eine Szene aus einer schlechten Komödie sein können.

Der Weg endet wieder an der Theke und weiterer Nachschub wird besorgt. Die Verzehrkarte wird dabei munter durch die Barkeeper gelocht. Wie viel zu zahlen ist, weiß ich gar nicht. Ist aber auch irrelevant, der Abend ist noch jung. Mut muss ich mir antrinken, so mein Gedanke. Ein Glas auf ex und die anderen bringe ich meinem Kumpel mit. Also, was tun?

Es wird wieder das Tanzbein geschwungen. Die Fläche um mich herum wird deutlich kleiner, immer mehr bewegen ihre Körper zu Puff Daddy und Co. Na ja, manche versuchen es zumindest. Das Lachen können wir uns nicht immer verkneifen, besonders komisch ist es, wenn Frauen ihre Arme und Beine nicht ganz unter Kontrolle halten können. Aber na ja, was soll man machen? Manche Männer sind auch nicht besser. Ich versuche, meine Aufmerksamkeit wieder der Blonden zu widmen, aber sie ist weg. Ich suche vergebens den Raum nach ihr ab. Laufe hin und her, aber keine Spur von ihr. Niedergeschlagen gehe ich wieder zur Bar, bestelle bei einer nett aussehenden Brünetten weitere Drinks, mein Blick geht etwas nach links, da sehe ich in der Mitte der Bar einen kleinen Durchgang. Helles Licht scheint heraus. Sieht aus wie ein Getränkelager. Mit einem Blick entdecke ich die blonde Mähne, gebunden zu einem Zopf. Sie wirkt hektisch und verärgert, ich wende mich zu der Tür. Ich erkenne zwar, dass sie mit irgendjemandem diskutiert, kann aufgrund der Geräuschkulisse jedoch nichts hören. Aus meiner Position kann ich nur sie sehen. Kurz darauf stürmt sie heraus und geht hinter der Theke entlang zum Durchgang. Ein Typ kommt hinter ihr her. So ein Kanisterkopf mit breiten Schultern, ca. 1,90 m groß und mit ordentlich Wut im Gesicht. Die Haare wie bei einem Schaf auf zwei Millimeter geschoren, das Shirt zu eng, es ist deutlich zu erkennen, dass er nur auf Masse trainiert. Er packt sie am Arm, reißt sie zu sich herum und schreit sie an. Ihr ist anzumerken, wie unangenehm ihr diese Situation ist. Doch niemand unternimmt etwas. Selbst ich beobachte das Ganze nur aus der Ferne. Dieses Schauspiel geht eine kurze Zeit so weiter, bis sie sich schließlich aus seinem Griff befreit und entnervt weiterzieht. Meister Propper geht in die entgegengesetzte Richtung und so trennen sich ihre Wege. Sieht so aus, als ob das ihr Freund wäre, denke ich mir. Nun ja, dann weiß ich Bescheid. Es wird nicht leicht, sie kennenzulernen. Ich erkenne das Problem, habe aber noch keine Lösung parat. Ich will den Abend aber auch nicht so enden lassen.

Im Verlauf des Abends kommen noch andere Freunde vorbei und ich beschließe, mich mit ihnen in die Menge zu werfen, getreu dem Motto „Schwitzen mit Freunden und Fremden“. Irgendwann bin ich genauso voll wie meine Verzehrkarte – oder umgekehrt. Gefühlt hat der Abend in diesem dunklen Raum zwei Stunden gedauert, doch als ich nach Hause komme, ist es 5:30 Uhr am Morgen.

Im Bett fing das Karussell an sich zu drehen. Wer hat noch nicht, wer will noch mal, sagte meine innere Ansagerstimme. Der Schädel pochte und es gelang mir nicht einzuschlafen. Mal hatte ich Gedanken ans Kotzen, mal an die Blonde. Doch zu guter Letzt schlief ich doch über der Kloschüssel ein. Ließ mir mehrmals alles durch den Kopf gehen und dehnte so meinen Ausnüchterungsschlaf bis 16:00 Uhr aus, mein Vater war so freundlich und hievte mich irgendwann morgens vom Klo in mein Bett. Der Tag war gelaufen.

Erst nach 17:00 Uhr war ich wieder halbwegs unter den Lebenden und rief Emilio an. Ihm ging es nicht besser, was mich zum Lachen brachte. Wir schafften es, uns gegen 20:00 Uhr zu treffen und fuhren auf einen Burger. Wir saßen eine Weile im Laden, ließen den vergangenen Abend Revue passieren. Nun ja, viel wussten wir nicht mehr, aber das Wichtigste war die Blonde, die hatte ich nicht vergessen. Alles andere war Nebensache. Wir diskutierten – Fragen über Fragen, jedoch keine Antworten. Es blieb mir nichts anderes übrig, als auf den nächsten Samstag zu warten und zu hoffen, sie wiederzusehen. Der Montag war zum Greifen nah und die Woche startete schon kurz darauf wieder durch.

Die fünf Tage vergingen sehr zäh, wartend, dass der Samstagabend anbricht, mit der Hoffnung, sie wiederzusehen. Die Sehnsucht wurde so groß, dass ich schon ein paar Tage vorher darüber nachgrübelte, wie sie wohl heißen mochte. Anna, Eva, Klaudia? Doch kein Name schien mir passend. Deshalb blieb sie die erste Zeit „die Blonde“ für mich. War jetzt nicht der Knaller, mir fiel aber nichts anderes ein.

Endlich war der Samstag da. Nach dem Einlass in die Disco machten wir uns gleich an die Haupttheke, um etwas zu bestellen. Siehe da: Es stellte sich heraus, dass sie in der Disco als Barfrau arbeitete! Also versuchte ich, nur noch bei ihr zu bestellen, klappte nicht immer, aber ich versuchte jedes Mal, dabei mit ihr ins Gespräch zu kommen, doch bei meinem Glück kam es höchsten zur Bestellung der Getränke. Nun ja, die Erfolgsquote war nicht sonderlich hoch.

Es vergingen zwei lange, sehr lange, wirklich unendlich lange, sagenhafte zwei Jahre, die ich so verbrachte, stets in der Hoffnung, sie irgendwie kennenzulernen. Aber es geschah: nichts. Und so machte ich mir ernsthaft Gedanken, nach etlichen abgespulten Kopffilmen verließ mich der Glaube und die Hoffnung, mich ihr zu nähern, herauszufinden, wer und was sie war. An dieses Gefühl musste ich mich erst gewöhnen, musste auch die Gewohnheit ablegen, ständig dort hinzugehen. Mein Kumpel und ich hatten nach so langer Zeit auch langsam die Schnauze voll von all den Gesichtern, die wir jedes Wochenende dort sahen – schon paradox, dass man keinen davon wirklich kannte. Wir verbrachten so viel Zeit mit diesen Fremden, dass wir sogar erkannten, wer schon wieder die gleichen Klamotten anhatte. Eigentlich bekloppt, oder?!

Also erkundeten wir neue dunkle Räume mit lauter Musik. War auch zwischenzeitig sehr witzig und cool, Neues zu sehen. Hin und wieder fiel der Name Pilsudski, jedoch ging es dabei nicht um den Staatsmann, sondern um die Disco, in der die Blonde arbeitete. Ab und an dachten wir daran, mal wieder dort hinzugehen, hielten uns aber doch eine Weile zurück, diesen Schritt zu tun. So bereisten wir im Umkreis von 200 km alle Disco-Sehenswürdigkeiten, ich glaube, wir haben keine ausgelassen. Doch es kam, wie es kommen musste, und wir landeten wieder da, wo das Spiel begonnen hatte.

Natürlich geht der erste Blick wieder an die Bar, doch sie ist nicht da. Einerseits bin ich erleichtert, andererseits kommen gewisse Stimmen in mir hoch … Na ja, ich will das Thema abschließen, wir wollen feiern – doch plötzlich traut mein Verstand meinen Augen nicht! Da ist sie, steht in direkter Blickrichtung zu mir. Schlagartig geht es mir gut, gleichzeitig kehrt die Sehnsucht zurück, sie kennenzulernen. Ich mustere sie von Kopf bis Fuß. Blaue, enge Jeans, ein weißes, ärmelloses Top. Die leicht gebräunte Haut glänzt, die Farben der Discokugel spiegeln sich in ihrer Kleidung und dem blonden Haar. Sie scheint glücklich und gelöst zu sein, tanzt ausgelassen mit ihren Freundinnen. Keine Ahnung, wie es geschieht, aber irgendwie tanzt sie direkt neben mir. Ich atme ihren Duft ein. Ich würde ihn am liebsten konservieren und nie wieder verfliegen lassen, wie der bekloppte Typ aus dem Buch Das Parfum . Leicht süßlich, mit einer Kopfnote, die sofort in der Nase hängen bleibt. Unsere Blicke treffen sich ab und an, doch eher unbewusst ihrerseits. Meine hingegen sind schon mehr als gezielt. Ich beobachte ihren Tanzstil, nach einigen Schritten können mein Kumpel und ich ihn nachtanzen. Im Rhythmus eingetaucht, machen wir eine Weile mit. Das kommt gut an, denn sie und ihre Freundin lächeln uns zu. Es läuft Hot In Here von Nelly, unsere Blicke werden immer tiefer und wiederholen sich in immer kürzeren Abständen, sodass wir die Hälfte des Liedes einander zugewandt sind. Ich muss sie ansprechen, komme, was wolle. Diesmal muss ich mich trauen! Aber wiederum: wie??? Ich habe nichts zu verlieren. Die Chance meines Lebens, also trete ich einen Schritt näher … und näher …, bis ich direkt vor ihr tanze.

Alle möglichen Satzanfänge gehen mir durch den Kopf – und dann das: „Hi, wie heißt du?“ Mir fällt spontan nichts anderes ein. Da die Musik so laut ist, muss ich ganz nah an sie heran, um zu fragen, und sie natürlich auch wieder ganz nah an mich heran, um zu antworten. Sie wirft mir kurz einen zögernden Blick zu und sagt mit einer hohen und zarten Stimme: „Malena.“

Da ist er nun, der Name. Erlösend speichert er sich sofort im Hippocampus ein, und von da an ist es nicht mehr einfach nur „die Blonde“. Wir kommen ins Gespräch, Fragen meinerseits und ihrerseits werden gestellt und beantwortet. Alles ist zu schön, um wahr zu sein, der Abend kann nicht übertroffen werden. Doch schon kurze Zeit später platzt die Seifenblase, ein großer Kerl in dunkler Tarnjacke wirft seinen Schatten über uns. Dieser Gesichtselfmeter scheint nicht gerade glücklich zu sein, er schaut mich mit grimmigem Gesichtsausdruck an und schiebt sich direkt in mein Sichtfeld. Packt sie am Arm, schleppt sie zur Seite und schubst mich dabei weg. Da er ca. einen halben Meter größer ist als ich, neigt er nur seinen Kopf zu mir, droht mir mit Schlägen und verschwindet mit ihr von der Tanzfläche. Ihr Blick wendet sich von mir weg. Sie dreht sich zum Gang und geht vor ihm her. Schlagartig ist das gute Gefühl weg. Was soll ich machen? Mich mit dem Typen anlegen? Nun ja, er ist einer der Türsteher, und davon gibt es ein paar in diesem Laden. Ich habe sie schon mehrmals in Aktion gesehen. Alle Pros und Kontras gehen mir durch den Kopf, doch bevor ich überhaupt reagieren kann, sind sie schon weg. Perplex stehe ich da, verstehe kurz die Welt nicht mehr und mache mich vor lauter Frust auf den Weg zur Theke. Ehrlich gesagt bin ich immer noch schockiert. Mit dieser Situation habe ich gar nicht gerechnet. Was ist sie, etwa sein persönliches Eigentum?! Wie kann sie das nur zulassen? An dieser Stelle zweifele ich an ihrer Charakterstärke, aber auch an meiner, denn wirklich was unternommen habe ich nicht. Hätte ich mich doch bloß auf die Schlägerei eingelassen.

12,83 zł