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Eva | Erotischer CumingOfAge Roman
von Gaby Lamarr
Gaby Lamarr wurde 1972 in einem kleinen Dorf in Österreich geboren. Sie liebt seit jeher die ungestüme Natur und genoss ihre Kindheit auf dem Land in wilder Freiheit. Als Jugendliche wurde ihr diese begrenzte Welt jedoch zu eng und sie zog zum Sprachstudium in die Hauptstadt. Während ihrer Karriere als Dolmetscherin lernte sie Europa, Asien, die USA und die arabische Welt kennen. Gabys lustbetonte Art lässt sie das Leben in vollen Zügen genießen und die Welt mit offenen Sinnen erkunden – in jeder Hinsicht. Neben erotischen Romanen befasst sich Gaby Lamarr auch mit gesellschaftspolitischen und feministischen Themen. Starke Frauen wollen starke Männer – ob im Bett oder an ihrer Seite.
Lektorat: Marie Gerlich
Für Wolf
Originalausgabe
© 2018 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: www.heubach-media.de
Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de
ISBN 9783862778065
www.blue-panther-books.de
Prolog
Sie schlug die Augen auf. Der Himmel über ihr war gleißend hell. So hell, dass die weißen Wolkenknäuel in dem tiefblauen Azur unscharf erschienen. Am Rand ihres Gesichtsfelds flatterte ein hellgelber Punkt.
»Im Frühling wohnen in Tipasa die Götter. Sie reden durch die Sonne und durch den Duft der Wermutsträucher, durch den Silberkürass des Meeres, den grellblauen Himmel, die blumenübersäten Ruinen und die Lichtfülle des Steingetrümmers. Zu gewissen Stunden ist das Land schwarz vor lauter Sonne.«
Sie hatte immer gern gelesen. Stundenlang konnte sie sich in einem Buch vergraben, die kunstvoll gesetzten Worte in sich aufsaugen. Albert Camus musste, als er während seiner Zeit in Algier »Hochzeit des Lichts« schrieb, die Natur ähnlich empfunden haben wie sie jetzt gerade. Oder hatte er einfach guten Sex? Damals, 1939, als über Algerien eine ähnliche Hitze brütete, wie sie sie gerade in ihrem Unterleib fühlte. Camus war einer ihrer Lieblinge – zu früh verstorben, bei einem lächerlichen Autounfall.
Gonepteryx rhamni! Die Hormone waren unglaublich. Sie brachten, auch wenn ihr Körper scheinbar zur Regungslosigkeit verdammt schien, ihre Sinne und ihre Synapsen auf Hochgeschwindigkeit. Sonst wäre ihr die lateinische Bezeichnung für den Zitronenfalter niemals eingefallen – zu lange lag der Biologieunterricht zurück, fast dreißig Jahre.
Zitronenfalter, dachte sie, ist eigentlich ein nutzloser Beruf. Zitronen müssen nicht gefaltet werden. Synapsen schalten unter Hochgeschwindigkeit nicht immer logisch.
Der kleine Falter verschwand im unbestimmten Zickzackflug aus ihrem Blickfeld. Der Himmel über ihr wurde dunkler, die weißen Wolken bekamen langsam schärfere Umrisse. Sie spürte noch einen Spermarest aus ihrer Vulva heraussickern. An der frischen Luft kühlte er ab und kitzelte, als er trocken und spröde wurde. Die Wiese, in die sie sich gebettet hatte, duftete, wie Wiesen es nur im Sommer tun.
»Der herbe Geruch der Kräuter kratzt in der Kehle und benimmt in der ungeheuren Hitze den Atem.« Camus ließ das Licht heiraten. Seine Frau Simone Hié überließ er dem Morphium und ihren Liebhabern. Ob Simone ähnliche ekstatische Erfahrung machen durfte, wie sie es gerade erlebte? Das wünschte sie jeder Frau auf diesem Globus.
Der G-Punkt
»Was bildet sich der Scheißkerl eigentlich ein?«
Seit über sieben Jahren hatte Christina Berger eine Beziehung mit einem verheirateten Mann. Nennen wir ihn der Diskretion halber einfach G-Punkt. Die fest etablierte Affäre bedeutete für sie, liiert und gleichzeitig frei zu sein. Diese Beziehung funktionierte deshalb schon so lange und so gut, da sich beide an gemeinsam entwickelte Regeln hielten: gegenseitiges Respektieren der Privatsphäre, gegenseitiges Fördern und Fordern auf sexuellem, intellektuellem und beruflichem Gebiet, keine emotionalen oder persönlichen Verpflichtungen. Eine intensive Freundschaft, in der Sex die Hauptrolle spielte. Klingt perfekt, war es auch über lange Zeit.
Bis G. Chris freudestrahlend erzählte, dass er sich in eine Kollegin verliebt hatte, die vierunddreißig, blond und sehr hübsch war. Und wow! Er hatte nicht übertrieben: auf ihrem Profilbild auf Facebook blickten zwei große, blitzblaue Augen aus apartem Antlitz treuherzig himmelwärts.
Das war es aber nicht, was Chris den Teppich unter den Füßen weggezogen hatte. Im Gegenteil, sie hatte sich anfangs sogar für ihn gefreut. G. war kein sehr emotionaler Charakter und sie gönnte ihm das wunderbare Gefühl des Verliebtseins. Sie hatten eine offene Beziehung und schafften es, diese auch zu leben. So hörte sie sich geduldig seine Nöte an, die er zu durchleiden hatte, als er bei Blondie das erste Mal fast am Ziel seiner Träume gewesen war. Eine Einladung zum Abendessen bei ihr daheim, im sorgfältig durchgeplanten Designerhaus, ein perfekt zusammengestelltes Menü nebst passendem Rotwein. Die Spannung knistert fast schon hörbar, es kommt zur ersehnten Annäherung. Ausgerechnet in dieser Situation lässt sein bester Kumpel G. im Stich. Fast konnte Chris es nicht glauben, denn als unzuverlässig kannte sie G.s bestes Stück gar nicht. Sie war amüsiert über dieses Missgeschick und freute sich, dass er bei ihr dennoch klaglos funktionierte.
»Und das nächste Mal machst du mir keine Schande«, flachste Chris fröhlich mit G., während sie sich sein strammes Glied einverleibte. Der erfolgreiche Funktionstest tröstete ihn ein wenig über die erlittene Schmach hinweg.
Bis dahin war für Chris also noch alles in Ordnung. Der Schlag kam ganz harmlos und en passant aus dem Nichts. Es war seine unbedachte, verletzende, in aller Naivität geäußerte Aussage, dass es sich wunderbar angefühlt hatte, wieder mal eine jüngere Frau im Bett zu haben.
Peng! Das saß! Dieser Hieb traf genau ins sensible Zentrum des bald fünfzigjährigen weiblichen Egos. Eigentlich war Chris mit sich und ihrem Körper einigermaßen zufrieden. Sie war sportlich, hatte schmale Hüften, einen hübsch geformten Po und nicht zu kurze, muskulöse Beine. Ihren Busen hatte sie noch nie wirklich gemocht, aber mit der Zeit hatte sie sich – gezwungenermaßen – mit dessen etwas schlaffer Üppigkeit arrangiert. Die zwei bis drei Kilo zu viel bekam man mit etwas Disziplin in den Griff und die weißen Haare, die sich vermehrt in ihrem roten Schopf zeigten, fand sie eher attraktiv denn störend. Sie war keine Schönheit, doch sie empfing noch immer eindeutig interessierte männliche Blicke. Und sie genoss es. Welche Frau täte das nicht!
Als Kind hatte sie sehr unter dem Spott ihrer Mitschüler gelitten, die ihr wegen ihres roten Lockenkopfs deftige Sprüche nachriefen. Oft lief sie nach der Schule weinend nach Hause und wünschte sich um nichts in der Welt mehr als schwarze, glatte Haare.
Als sich ihr kindlicher Körper zu dem einer Frau entwickelte, war sie entsetzt über die Tatsache, dass zwischen ihren Beinen anstatt des schwarzen Haarbusches, wie sie ihn aus den illustrierten Heften kannte, die ihr großer Bruder ganz unten im Schrank zu verstecken pflegte, rötlich-blonde Härchen zu sprießen begannen. Eine größere Enttäuschung konnte es für sie nicht geben! In den Umkleidekabinen der Schule versuchte sie diese Tatsache lange vor den anderen zu verstecken, weil sie sich so sehr schämte. Sie wollte nicht auch noch da unten anders sein als alle anderen. So beobachtete sie genau, ob vielleicht auch andere Mitschülerinnen andersfarbige Schambehaarung bekamen, aber nicht einmal die blonden Mädchen taten ihr den Gefallen.
Ihre recht früh erwachende Sexualität war natürlich auch eng mit diesem Thema verknüpft. Mit knapp zwölf war sie neugierig, wie Küsse schmeckten, und ließ bald nach der ersten diesbezüglichen Erfahrung die schwitzige Hand eines nervösen Jungen in ihr Höschen gleiten. Aber bei aller Neugierde auf die Entdeckung ihrer Lust und dem, was Jungen dazu beitragen konnten, zog sie sich nie nackt aus. Die Angst war zu groß, dass sie ausgelacht würde oder dass es den Jungen bei dem absurden Anblick ihres rotblonden Busches gar ekeln könnte. Es war ja auch zu hässlich!
Ja, es waren harte Zeiten für die kleine Chris. Heute wäre dieses Problem schlichtweg keines, denn mit den wechselnden Moden in der Körperkultur und der heute modernen Intimrasur wären Chris’ Ängste mitsamt den entfernten Härchen den Abfluss hinuntergespült worden.
Peu à peu entdeckte sie aber, dass dieser von ihr so verhasste rotblonde Busch eine besondere Anziehung auf das andere Geschlecht ausübte. Auch wenn die Avancen, die ihr damals gemacht wurden, eher als derb zu bezeichnen waren – waren sie doch männlich-jugendlicher Unsicherheit entsprungen –, so spürte sie bald, dass ihr damit eine gewisse Macht gegeben war. Der Mythos, der rothaarige Frauen umgab, tat bei Chris langsam seine Wirkung. Mit fünfzehn erledigte sie die Sache mit der Jungfernschaft und ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich ihre Libido rasant weiter. Ihr persönliches Selbstbewusstsein hielt damit nicht immer Schritt und auch nicht das der jungen Männer, die in Chris’ Bett landen durften. Die Leidenschaft, die sie beim Sex zutage brachte, überforderte viele der jungen Recken. Erst später sollte sie Männer treffen, die sich auf ihren körperlichen Einsatz und ihre sexuelle Gier bestens einlassen konnten, ihre hingebungsvolle Art genossen. G. war einer davon. Er war einer der besten Liebhaber, die sie bisher genießen durfte.
Es gab noch eine weitere Besonderheit, was Chris’ körperliche Reaktionen beim Sex betraf. Das erste Mal war es in ihren frühen Zwanzigern gewesen, dass sie das Bettlaken so richtig vollspritzte. Bis dahin hatte sie noch nie von der Möglichkeit einer weiblichen Ejakulation gehört und schämte sich furchtbar. Sie hatte angenommen, dass im Eifer des Gefechts und ob der Heftigkeit ihres Orgasmus‘ der Schließmuskel ihrer Blase versagt hätte. Gott sei Dank passierte ihr dieses alles überflutende Erlebnis mit einem erfahrenen jungen Mann, der sie – hoch erfreut über diese nicht allen Frauen eigenen Besonderheit – sogleich beruhigte und aufklärte. Der Theorie folgte gleich noch ein praktisches Beispiel in Form eines weiteren Orgasmus mit Mösensaftfontäne, woraufhin Chris statt eines Komplexes eine gehörige Portion Stolz auf dieses nicht weit verbreitete Talent entwickelte. Allerdings versiegte der Brunnen wieder, nachdem sie mit ihrem Lehrmeister Schluss gemacht hatte. Es sollten viele Jahre ins Land gehen, bis wieder ein versierter Liebhaber den Quell anzapfte. Dazu gehörte auch ihr talentierter Lover G.
Im Nachhinein dachte sie oft darüber nach und wunderte sich, wie sehr ihre Menschenkenntnis sie bei G. im Stich gelassen hatte. Lange Zeit hatte sie ihm gegenüber ein Brett vor dem Kopf gehabt, seine Qualitäten verkannt. Sie waren Arbeitskollegen, sahen sich beinahe täglich, und Chris fand ihn eher eigentümlich. Er war ausgesprochen intelligent, groß gewachsen, schlank und sportlich, hatte aber eine etwas linkische Art. Er war schnell beleidigt und kaschierte seine Unsicherheit durch Zynismus. Lange war er als Mann für sie unsichtbar gewesen, auch wenn sie sein Interesse ihr gegenüber bemerkt hatte. Grundsätzlich war er ihr nicht unsympathisch, doch sie zeigte ihm immer freundlich, aber konsequent die kalte Schulter – bis zu einer legendären Weihnachtsfeier:
Zu fortgeschrittener Stunde und nach einigen Gläsern Wein war ein Lokalwechsel vorgeschlagen worden. Der übliche harte Kern, darunter auch er, traf sich an der Bar eines kleinen Dorfwirtshauses wieder. Es ergab sich, dass G. und Chris sich in ein ernsthaftes Gespräch über Karrieremöglichkeiten und diesbezügliche Hindernisse vertieften. Chris war interessiert an den Hintergründen seiner zynischen Art, sie war eine leidenschaftliche Hobbypsychologin. Sie analysierte seine Ängste und Unsicherheiten und versuchte, sein Ego ein wenig aufzubauen. Ihr Helfersyndrom war angestachelt und ein paar Schnäpse brachten sie so richtig in Fahrt. Vom Beruflichen ins Private war es nicht weit und G. breitete – mit vom Alkohol gelöster Zunge – bereitwillig seine Vita vor ihr aus. Das Gespräch wurde immer leidenschaftlicher und intimer. Der Alkohol hatte seinen Mut befeuert, ihr Interesse an ihm nahm er als Aufforderung wahr. Also baggerte er das Objekt seiner Begierde nach allen Regeln der Kunst und gar nicht mal so ungeschickt an. Das Knistern zwischen den beiden war geradezu spürbar. Es war eben eine klassische, ganz dem Klischee entsprechende Firmenweihnachtsfeier.
Aber auch diese musste einmal ein Ende finden. Um die ganze Bande guten Gewissens frühmorgens um halb vier loszuwerden, bestellte der Lokalbesitzer ein Sammeltaxi, das mit großem Hallo gestürmt wurde. Kollegen, die Schwierigkeiten mit dem Einsteigen hatten, wurde assistiert. Die Route, die die Fahrerin nun nehmen musste, um alle Insassen nach Hause zu bringen, war ziemlich lukrativ für sie, obwohl sie wahrscheinlich insgeheim um die Sauberkeit ihrer Inneneinrichtung besorgt war.
Gott sei Dank kam es auf der Fahrt zu keinen abrupten Entleerungen. Ein Passagier nach dem anderen wurde samt vollständigem Mageninhalt am jeweiligen Ziel abgesetzt. Schließlich blieben nur noch Chris und ihr noch nicht vollständig austherapierter Kollege übrig. G. hatte den längsten Weg. Chris saß auf der Rückbank des Kleinbusses, er in einer der mittleren Reihen. Einen halben Kilometer lang tat sich gar nichts, bis Chris die Initiative ergriff, eine Reihe nach vorn kletterte und ihn leidenschaftlich küsste. Die Art, wie er den Kuss erwiderte, war weder linkisch noch schüchtern, sondern sehr verheißungsvoll.
Schau an, er hat auch hier Potenzial, befand Chris.
G. fackelte nicht lange, schob seine Finger unter Chris’ Rock und wollte so schnell wie möglich ihre Strumpfhose loswerden. Nun übernahm er das Kommando. Mit der Hand zwischen ihren Beinen dirigierte er sie wieder auf die Rückbank, zog ihr mit einer Bewegung Strumpfhose und Höschen herunter und machte sich daran, sie leidenschaftlich zu lecken. Chris war überwältigt. Erstens von seiner dominanten Art und zweitens von seiner Technik, mit ihrer Möse umzugehen. Er bearbeitete ihren Kitzler auf virtuose Art mit Zunge und Zähnen und fickte sie mit seinen langen, flinken Fingern mal hart, mal zart. Schon nach den ersten Berührungen begannen ihre Säfte zu fließen und sie stöhnte, was das Zeug hielt. Die Mischung aus Alkohol und Wollust machte es ihr unmöglich, sich zu beherrschen und leise zu sein.
Die Taxifahrerin nahm das Geschehen im Heck des Wagens offenbar als willkommenen Anlass, eine kurze Pause einzulegen. Sie fuhr an den Rand der einsamen Landstraße und drehte das Radio auf. Chris war sich später nicht sicher, ob sie eine Zigaretten- oder Pinkelpause gemacht oder ihnen aus voyeuristischen Motiven bei ihrem Treiben zugesehen hatte. Möglicherweise wollte die Fahrerin auch ganz profan nur die Kontrolle darüber haben, dass ihr Fahrzeug nicht versaut wurde. Doch all das war den beiden auf dem Rücksitz in diesem Augenblick herzlich egal.
Nachdem Chris einige Male direkt in den Mund des talentierten Kollegen gekommen war, drehte sie den Spieß um. Mit zittrigen Fingern nestelte sie am Reißverschluss seiner Hose. Deren Stoff war derart gespannt, dass Chris ihrerseits schon gespannt war, was sie zu sehen bekäme. Mit seiner Hilfe schaffte sie es schließlich, den prallen Schwanz freizulegen. Und was für ein schönes Exemplar das war! Sie hielt sich allerdings nicht lange mit Bewunderung auf, sondern steckte sich den steifen Prügel gleich tief in den Rachen. So gierig er vorher ihre Fotze bearbeitet hatte, so aufgegeilt und hemmungslos lutschte sie nun seinen Schwanz. Er roch herrlich nach Mann, schmeckte köstlich und war von einer Dimension, wie sie Schwänze liebte. Es dauerte nicht lange und er ergoss sich in ihren Mund. Sie saugte auch noch das letzte Spermium aus seinem Schaft und leckte ihn artig sauber. Chris liebte es, die Wehrlosigkeit eines Mannes nach dem Orgasmus auszunutzen und die überreizte Eichel mit ihrer Zunge und den Zähnen zu bearbeiten. Der Kerl, der an dem Schwanz dranhing, zuckte dann immer so nett. Auch ihrer neuen Eroberung ließ sie diese Behandlung angedeihen und er genoss den Drahtseilakt der phallischen Empfindungen zwischen »zu viel« und »geil« spür- und hörbar.
Das Taxi hatte sich in der Zwischenzeit wieder in Bewegung gesetzt. Im Eifer des Gefechts war ihnen das gar nicht gleich aufgefallen. Schweigend zogen sie sich an. Bevor G. ausstieg fragte er Chris, ob sie noch mit zu ihm kommen wolle, er habe sturmfreie Bude.
»Nein danke, ich fahre heim«, war ihre knappe Antwort. Klar wollte sie! Sie wollte mit ihm schlafen, von ihm gevögelt werden, war geil auf ihn. Aber dafür wollte sie erstens mehr Zeit haben und zweitens weniger betrunken sein.
Dich möchte ich mit allen Sinnen genießen, dachte sie bei sich. Versonnen betrachtete sie den vorweihnachtlichen Mond, malte sich den ersten kollegialen Fick in allen Farben aus und spielte auf der Heimfahrt träumerisch mit ihrer noch immer nassen Möse.
Und wie war es mit Gewissensbissen? Immerhin hatte er Familie. Sie war momentan ungebunden, kannte aber sehr wohl den Ruf der Gelegenheit. Treue im klassischen Sinn war nie Chris’ Stärke gewesen. Auch während ihrer vergangenen Ehen hatte sie immer wieder mal flüchtige Abenteuer gesucht. Diese waren selten wirklich von Bedeutung gewesen und dienten lediglich der Befreiung von aufgestauter Lust und der Neugierde. Und natürlich auch der Selbstbestätigung. Eine Eroberung hieß, dass sie noch im Rennen, noch attraktiv war, sich holen konnte, was sie wollte. In den meisten Fällen war der Nervenkitzel das Beste an den kleinen »Ausritten«. Es waren wenige Männer darunter, die ihr unvergessliche Stunden bescherten. Diese waren an einer Hand abzuzählen.
Da die meisten ihrer außerpartnerschaftlichen Geschichten kein Gewicht hatten, beeinflussten sie ihr Zusammenleben mit ihren Partnern keineswegs. Nun, so ganz stimmte das auch wieder nicht, denn sie hatte schon Angst, ihre Gemahle damit zu verletzen, sollten sie es erfahren. Denn das wollte sie auf keinen Fall. Trotzdem ging sie fremd. Manche interpretierten es als Mangel an Liebe, als Egoismus. Doch bis zu welchem Grad konnte ein Mensch einem anderen »gehören«? Waren die gesellschaftlich anerkannten Treueschwüre mit der Natur des Homo sapiens überhaupt in Einklang zu bringen?
In allen Kulturkreisen, die auf Monogamie oder männlich dominierte Polygamie setzen, wird Untreue mehr oder weniger schwer bestraft – durch gesellschaftliche Ächtung, Folter oder gar durch den Tod. Chris war der Überzeugung, dass die eheliche Treue eine männliche Erfindung sei. Männer wollten sich zu allen Zeiten sicher sein, dass sie in ihr eigenes Erbgut investierten, dass sie keine Kuckuckskinder aufzogen, und verlangten von der Frau tugendhaftes Verhalten. Konträr dazu ist die männliche sexuelle Untreue immer auch ein Statussymbol. »Was für ein toller Hecht, der schafft mehr als eine!« Das Modell der Monogamie hält sich erstaunlicherweise bereits viele Jahrhunderte und ist in letzter Konsequenz doch nie umsetzbar. Besitzdenken in Beziehungen und die daraus entstehende Eifersucht sind durch tradierte Verhaltensmuster tief in uns eingegraben. Die Experimente, die in der Ära der sexuellen Revolution in Kommunen durchgeführt wurden, waren daher größtenteils zum Scheitern verurteilt. Kollektives Umdenken war schwerer zu realisieren, als sich im kleinen, privaten Rahmen zu arrangieren. Außerdem waren die meisten Kommunen von Männern dominiert, die dem anerzogenen Machotum ihrer Vorfahren auch nicht entkommen konnten. Dementsprechend wurden auch die Regeln aufgestellt. »Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment.«
Nicht zuletzt entspringt der Treueanspruch auch wirtschaftlichen Abhängigkeiten. Noch bis in die späten Jahrzehnte des vorigen Jahrtausends waren Frauen hierzulande gesetzlich zur ehelichen Treue verpflichtet, andernfalls hätten sie das Sorgerecht für Kinder und die finanzielle Unterstützung des Mannes verloren. Wirtschaftlich abhängig hatten sie schön still zu sein, wenn der Gemahl aushäusig unterwegs war. Dieses Recht konsequenzlos auch für sich zu beanspruchen, war der Gattin nicht nur durch – von Männern ersonnene – Gesetze unmöglich, sondern wurde auch mit Verachtung aus dem sozialen Umfeld geahndet.
Trotz all dieser Repressalien gegen die ausgelebte Sexualität gibt es nirgends auf dieser Welt eine Gesellschaft, die durchgängig und aus tiefstem innerem Antrieb sexuell monogam ist. Es ist uns einfach nicht gegeben, weder dem Mann noch der Frau.
Für Chris war Monogamie also grundsätzlich ein kulturell bedingter Zustand, Promiskuität entsprach ihrer Überzeugung nach eher dem Naturell des Menschen. Dabei war sie selbst nicht frei von Eifersucht. Immerhin war sie ebenfalls ein Kind des christlich geprägten Kulturkreises, auch wenn sie diese zerstörerische und zutiefst egoistische Empfindung für sich weitgehend überwunden geglaubt hatte.
Retrospektiv betrachtet, fanden ihre Abenteuer meistens dann statt, wenn ihre langfristigen Beziehungen in der Routine zu erstarren begannen, man einander selbstverständlich geworden war. »Hab dich lieb« war eine Worthülse, die in den täglichen Wortschatz integriert war, ebenbürtig der Frage: »Was kochen wir denn heute?«
Oft gelang es ihr nicht, ihren Mann vom Fernseher loszureißen, wenn Fußball lief: »Nicht jetzt, ich möchte mir erst noch das Spiel anschauen.«
»Ich hab jetzt gerade Lust auf dich. Komm, fühl mal, wie sehr.«
Er sprang auf »Wow, hast du den Pass gesehen? Großartig spielt der heute wieder!« Seine Augen funkelten vor Begeisterung.
Und schon hatte sich ihre Lust wieder auf die Ersatzbank zurückgezogen. Auch ein Angriff über die Flanke war sinnlos – sie schaffte es nicht, einzulochen.
Dazu kam, dass Chris das Gefühl hatte, er wolle es schnell hinter sich bringen, wenn sie miteinander schliefen. Kuscheln war okay für ihn, aber Sex interessierte ihn nicht sehr. Bei Chris verhielt es sich gerade umgekehrt.
Zurückweisungen und sexuelles Desinteresse machten Chris nach und nach gedanklich frei für aushäusige Abenteuer.
Es war nicht so, dass sie aktiv auf Suche ging. Vielmehr nahm sie Gelegenheiten wahr, die sich ergaben. Wenn ein Mann sie interessierte, machte sie den Flirttest, der aus wiederholt tiefen und vielsagenden Blicken bestand. Und wenn er anbiss, war das Spiel mit dem Feuer oft prickelnder als ein möglicherweise folgender tatsächlicher Vollzug. So war ihr eben auch ihre Affäre »passiert«. Umso erstaunlicher, als dieser Mann ja ursprünglich gar nicht innerhalb ihres Beuteschemas lag. Es steht eben niemandem auf die Stirn geschrieben: »fantastischer Liebhaber«.
Nach der heißen nächtlichen Taxifahrt dauerte es noch etwa zwei Wochen, bis Chris und der vielversprechende Kollege ein Tête-à-Tête arrangieren konnten. Einen Quickie im Auto nach Dienstschluss hielt sie in diesem Fall nicht für angemessen, denn sie fühlte, dass beide ihrer Begierde mehr Zeit und Raum geben mussten, und vor allem, dass es das Warten wert war. Es steigerte die Spannung zwischen den beiden nur noch mehr. Jedes Mal, wenn sie sich in der Firma begegneten, tauschten sie verheißungsvolle Blicke, machten kleine, von anderen unbemerkte Gesten, die die Glut anfachten. Anfängliche Bedenken über Bord werfend, schrieben sie sich verschlüsselte Texte über den firmeneigenen Mailaccount.
»Was ist mit dir? Du bist in der letzten Zeit so gut drauf. Bist du frisch verliebt?«, fragte sie ein aufmerksamer Kollege aus ihrer Abteilung. Fast wäre sie rot geworden.
»Nicht wirklich, läuft halt alles grad gut im Moment bei mir«, antwortete sie, ohne den Fragesteller direkt anzusehen. Was so ein paar aufgedrehte Hormone ausmachen, dachte sie bei sich und ertappte sich schon wieder beim Grinsen.
***
Das erste, heiß ersehnte Date fand in einem Hotel statt. Alles was sie brauchten, waren ein Bett, eine Dusche und Ungestörtheit. G. hatte das Zimmer vor Chris bezogen und schickte ihr per SMS die Zimmernummer. Auf dem Parkplatz zog sie noch im Wagen das Höschen aus und ging mit pochendem Herzen auf die Suche nach Zimmer Nummer 79. Praktischerweise hatte das Hotel einen 24-Stunden-Check-in, somit brauchte sie nicht beim Empfang vorstellig werden. Die Zimmer waren über eine Außentreppe zu erreichen. Chris fühlte die kalte Luft auf der nackten Haut unter ihrem Rock.
Meine Kleine soll ruhig ein wenig abkühlen, dachte Chris, in den nächsten Stunden wird sie ohnehin keine Gelegenheit dazu haben.
Sie klopfte an die Tür, ihr Herz klopfte mit. Ein Schlüssel wurde umgedreht, die Tür ging langsam auf und da stand er vor ihr, zum Greifen nah.
»Hi!«
»Hi!«
Da hatten sie nun beide ungeduldig und sehnsüchtig auf diesen Augenblick gewartet und dann fiel ihnen nichts Besseres ein, als sich einsilbig zu begrüßen und auf der Türschwelle stehen zu bleiben? Wie Teenager! Chris trat ein und reckte sich hoch, um G. zu küssen. Er war nicht nur unter der Gürtellinie groß gebaut, er überragte Chris auch um etwa zwanzig Zentimeter.
»Möchtest du ein Glas Pommery?«
Champagner! Sie freute sich sehr, dass auch er dieses Date als etwas Besonderes empfand und dementsprechende Rahmenbedingungen schaffte. Während er einschenkte, trat sie von hinten an ihn heran und befummelte seine herrlich knackigen Pobacken. Sie bemerkte das Zittern seiner Hände, als er ihr das Glas überreichte.
»Cheers! Auf die Überraschungen, die das Leben so bereithält.« G. prostete ihr zu. Nach ein paar Schlucken Champagner hatte Chris aber Lust auf eine andere Art von Prickeln. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass sie G. ein wenig auf die Sprünge helfen musste. Diesmal war kein dominantes Verhalten seinerseits zu bemerken. Sie stellte das Glas ab und machte sich daran, seine perfekt sitzenden Jeans zu öffnen. Sein Schwanz war bereits in erregter Vorfreude und schickte sich an, eine ordentliche Erektion aufzubauen.
»Höchste Zeit, dass er mehr Platz bekommt«, stellte Chris fest und befreite G.s bestes Stück. »Free Willy.«
Sie ging vor G. in die Hocke und rieb ihre Nasenspitze an seiner Eichel. Da war es wieder, das köstliche, männlich herbe Aroma. Sie machte einen tiefen Atemzug und begann, das glänzende Köpfchen zu umzüngeln. Es dauerte nur ein paar Sekunden und der Schwanz stand wie ein Fels in der Brandung. Den steifen Schaft mit einer Hand festhaltend, umschloss sie die Spitze seines Gliedes mit den Lippen und bohrte ihre spitze Zunge in das kleine Loch, aus dem schon ein paar Lusttropfen hervorquollen. Langsam nahm sie den prallen Kerl immer tiefer in ihren Mund auf. Sie versuchte herauszufinden, was ihm am besten gefiel. Jeder Mann reagierte anders auf einen Blowjob. Die einen mochten es eher sanft, für andere war der Einsatz von Zähnen der ultimative Erregungsfaktor. Was ihrer Erfahrung nach aber alle Männer mochten, war Deep Throat.
Der ärztliche Befehl: »Sagen sie Ah« ist die perfekte Vorbereitung dafür, sich einen Schwanz tief in den Rachen schieben zu können. Gegen den Würgereiz hilft ein wenig Selbstdisziplin, Entspannung der Halsmuskulatur und vor allem Übung. Und die hatte Chris, keine Frage! Sie liebte es, Schwänze zu lutschen, wenn sie schön appetitlich waren. Und G.s Schwanz war eines der leckersten Exemplare, das sie je zu Gesicht bekommen hatte. Er entsprang nicht nur perfekt trainierten männlichen Lenden, er war auch von einem hübschen Haarbusch umkränzt, der aber nicht einfach wild vor sich hin wucherte, sondern in seiner ästhetischen Form jedem männlichen Pin-up zur Ehre gereicht hätte. Links von der Peniswurzel kringelte sich ein fürwitziges Löckchen und ein zarter Streifen feiner Härchen zog sich hoch bis zum Bauchnabel. Entgegen dem herrschenden Modediktat mochte Chris glatt rasierte Lümmel gar nicht und war deshalb sehr erfreut, dass G.s Lenden nicht kahl waren. Wenn sie beim Saunabesuch die Wurmparade sah, wie die fein säuberlich epilierten Pimmel nebeneinander aufgereiht waren, musste sie immer an Engerlinge denken. Kein erotisierender Gedanke! Auch die Brustbehaarung ihres Kollegen war gerade dicht genug, um weiblichen Fingern genüssliches Kraulen zu ermöglichen, aber nicht so stark, um an die biologische Einordnung des Menschen in die Familie der Primaten zu erinnern.
Doch eigentlich hatte Chris gar keine Zeit, sich G.s Körperbehaarung so detailliert zu Gemüte zu führen, war sie doch gerade ganz darauf konzentriert, den Fortgeschrittenenkurs im Schwertschlucken zu absolvieren. Es war kein Leichtes, diesen herrlichen Schwanz bis zum Anschlag in ihrem Schlund zu versenken. Sie tastete sich immer weiter vor, nahm ihn bei jeder Bewegung ihres Kopfes weiter in sich auf. Schließlich gelang es ihr, ihre Nase im Haarbüschel über der Wurzel zu versenken. Sie drehte ihren Kopf nach links und rechts, sodass die Rückwand ihres Rachens die Schwanzspitze massierte. G., der ihr voller Vertrauen sein bestes Stück überlassen hatte, atmete heftig und schaute von oben herab zu, was sie da mit ihm anstellte. Chris verharrte und hob ihren Blick. Sein Schwanz steckte immer noch tief in ihrem Hals. G. gefiel dieser Anblick sichtlich. Er schob die Hüften weiter vor, vergrub seine Finger in ihrem roten Schopf und trieb seine Erektion noch tiefer in ihren Rachen. Das war nun doch ein wenig zu viel und Chris musste ein Würgen unterdrücken. Sie ließ seinen Ständer frei und schnappte nach Luft.
G. fasste Chris unter den Armen und zog sie zu sich hoch. Es folgte ein leidenschaftlicher Kuss, bei dem seine Finger gleichzeitig entdeckten, dass nichts den Zugang zu seinem begehrten Ziel behinderte. Da war sie wieder, seine dominante Ader. Er hob sie hoch, warf sie mit Schwung auf das Bett, schob ihren Rock nach oben, spreizte sie weit auf und schickte sich an, sie wieder zu lecken. Doch Chris hatte einen anderen Plan. Sie nahm seinen Kopf zwischen die Hände und entzog sich ihm. Während sie sein Hemd aufknöpfte, bat sie ihn: »Leg dich auf den Rücken.«