Czytaj książkę: «Die Juden», strona 5

Czcionka:

Funfzehnter Auftritt

Der Reisende.

Der Reisende. Ich vermisse meine Dose. Es ist eine Kleinigkeit; gleichwohl ist mir der Verlust empfindlich. Sollte mir sie wohl der Vogt?—Doch ich kann sie verloren haben,—ich kann sie aus Unvorsichtigkeit herausgerissen haben.—Auch mit seinem Verdachte muß man niemand beleidigen.—Gleichwohl,—er drängte sich an mich heran; —er griff nach der Uhr:—ich ertappte ihn; könnte er auch nicht nach der Dose gegriffen haben, ohne daß ich ihn ertappt hätte?

Sechzehnter Auftritt

Martin Krumm. Der Reisende.

Martin Krumm (als er den Reisenden gewahr wird, will er wieder umkehren). Hui!

Der Reisende. Nu, nu, immer näher, mein Freund!—(Beiseite.) Ist er doch so schüchtern, als ob er meine Gedanken wüßte!—Nu? nur näher!

Martin Krumm (trotzig). Ach! ich habe nicht Zeit! Ich weiß schon, Sie wollen mit mir plaudern. Ich habe wichtigere Sachen zu tun. Ich mag Ihre Heldentaten nicht zehnmal hören. Erzählen Sie sie jemanden, der sie noch nicht weiß.

Der Reisende. Was höre ich? vorhin war der Vogt einfältig und höflich, jetzt ist er unverschämt und grob. Welches ist denn Eure rechte Larve?

Martin Krumm. Ei! das hat Sie der Geier gelernt, mein Gesicht eine Larve zu schimpfen. Ich mag mit Ihnen nicht zanken,—sonst—(Er will fortgehen.)

Der Reisende. Sein unverschämtes Verfahren bestärkt mich in meinem Argwohne.—Nein, nein, Geduld! Ich habe Euch etwas Notwendiges zu fragen—

Martin Krumm. Und ich werde nichts drauf zu antworten haben, es mag so notwendig sein, als es will. Drum sparen Sie nur die Frage.

Der Reisende. Ich will es wagen—Allein, wie leid würde mir es sein, wann ich ihm unrecht täte.—Mein Freund, habt Ihr nicht meine Dose gesehn?—Ich vermisse sie.—

Martin Krumm. Was ist das für eine Frage? Kann ich etwas dafür, daß man sie Ihnen gestohlen hat?—Für was sehen Sie mich an? für den Hehler? oder für den Dieb?

Der Reisende. Wer redt denn vom Stehlen? Ihr verratet Euch fast selbst—

Martin Krumm. Ich verrate mich selbst? Also meinen Sie, daß ich sie habe? Wissen Sie auch, was das zu bedeuten hat, wenn man einen ehrlichen Kerl dergleichen beschuldigt. Wissen Sie's?

Der Reisende. Warum müßt Ihr so schreien? Ich habe Euch noch nichts beschuldigt. Ihr seid Euer eigner Ankläger. Dazu weiß ich eben nicht, ob ich großes Unrecht haben würde? Wen ertappte ich denn vorhin, als er nach meiner Uhr greifen wollte?

Martin Krumm. Oh! Sie sind ein Mann, der gar keinen Spaß versteht. Hören Sie's!—(Beiseite.) Wo er sie nur nicht bei Lisetten gesehen hat—Das Mädel wird doch nicht närrisch sein, und sich damit breit machen—

Der Reisende. Oh! ich verstehe den Spaß so wohl, daß ich glaube, Ihr wollt mit meiner Dose auch spaßen. Allein wenn man den Spaß zu weit treibt, verwandelt er sich endlich in Ernst. Es ist mir um Euren guten Namen leid. Gesetzt, ich wäre überzeugt, daß Ihr es nicht böse gemeint hättet, würden auch andre—

Martin Krumm. Ach,—andre!—andre!—andre wären es längst überdrüssig, sich so etwas vorwerfen zu lassen. Doch, wenn Sie denken, daß ich sie habe: befühlen Sie mich,—visitieren Sie mich—

Der Reisende. Das ist meines Amts nicht. Dazu trägt man auch nicht alles bei sich in der Tasche.

Martin Krumm. Nun gut! damit Sie sehen, daß ich ein ehrlicher Kerl bin, so will ich meine Schubsäcke selber umwenden.—Geben Sie acht! —(Beiseite.) Es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn sie herausfiele.

Der Reisende. O macht Euch keine Mühe!

Martin Krumm. Nein, nein: Sie sollen's sehn, Sie sollen's sehn. (Er wendet die eine Tasche um.) Ist da eine Dose? Brotkrümel sind drinne: das liebe Gut! (Er wendet die andere um.) Da ist auch nichts! Ja; —doch! ein Stückchen Kalender.—Ich hebe es der Verse wegen auf, die über den Monaten stehen. Sie sind recht schnurrig.—Nu, aber daß wir weiterkommen. Geben sie acht: da will ich den dritten umwenden. (Bei dem Umwenden fallen zwei große Bärte heraus.) Der Henker! was laß ich da fallen?

(Er will sie hurtig aufheben, der Reisende aber ist hurtiger, und erwischt einen davon.)

Der Reisende. Was soll das vorstellen?

Martin Krumm (beiseite). O verdammt! ich denke, ich habe den Quark lange von mir gelegt.

Der Reisende. Das ist ja gar ein Bart. (Er macht ihn vors Kinn.) Sehe ich bald einem Juden so ähnlich?—

Martin Krumm. Ach geben Sie her! geben Sie her! Wer weiß, was Sie wieder denken? Ich schrecke meinen kleinen Jungen manchmal damit. Dazu ist er.

Der Reisende. Ihr werdet so gut sein, und mir ihn lassen. Ich will auch damit schrecken.

Martin Krumm. Ach! vexieren Sie sich nicht mit mir. Ich muß ihn wiederhaben. (Er will ihn aus der Hand reißen.)

Der Reisende. Geht, oder-Martin Krumm (beiseite). Der Geier! nun mag ich sehen, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat.—Es ist schon gut; es ist schon gut! Ich seh's, Sie sind zu meinem Unglücke hiehergekommen. Aber, hol mich alle Teufel, ich bin ein ehrlicher Kerl! und den will ich sehn, der mir etwas Schlimmes nachreden kann. Merken Sie sich das! Es mag kommen zu was es will, so kann ich es beschwören, daß ich den Bart zu nichts Bösem gebraucht habe.—(Geht ab.)

Siebzehnter Auftritt

Der Reisende.

Der Reisende. Der Mensch bringt mich selbst auf einen Argwohn, der ihm höchst nachteilig ist.—Könnte er nicht einer von den verkappten Räubern gewesen sein?—Doch ich will in meiner Vermutung behutsam gehen.

Achtzehnter Auftritt

Der Baron. Der Reisende.

Der Reisende. Sollten Sie nicht glauben, ich wäre gestern mit den jüdischen Straßenräubern ins Handgemenge gekommen, daß ich einem davon den Bart ausgerissen hätte? (Er zeigt ihm den Bart.)

Der Baron. Wie verstehn Sie das, mein Herr?—Allein, warum haben Sie mich so geschwind im Garten verlassen?

Der Reisende. Verzeihen Sie meine Unhöflichkeit. Ich wollte gleich wieder bei Ihnen sein. Ich ging nur meine Dose zu suchen, die ich hier herum muß verloren haben.

Der Baron. Das ist mir höchst empfindlich. Sie sollten noch bei mir zu Schaden kommen?

Der Reisende. Der Schade würde so groß nicht sein—Allein betrachten

Sie doch einmal diesen ansehnlichen Bart!

Der Baron. Sie haben mir ihn schon einmal gezeigt. Warum?

Der Reisende. Ich will mich Ihnen deutlicher erklären. Ich glaube—Doch nein, ich will meine Vermutungen zurückhalten.—

Der Baron. Ihre Vermutungen? Erklären Sie sich!

Der Reisende. Nein; ich habe mich übereilt. Ich könnte mich irren—

Der Baron. Sie machen mich unruhig.

Der Reisende. Was halten Sie von Ihrem Vogt?

Der Baron. Nein, nein; wir wollen das Gespräch auf nichts anders lenken—Ich beschwöre Sie bei der Wohltat, die Sie mir erzeigt haben, entdecken Sie mir, was Sie glauben, was Sie vermuten, worinne Sie sich könnten geirrt haben!

Der Reisende. Nur die Beantwortung meiner Frage kann mich antreiben, es Ihnen zu entdecken.

Der Baron. Was ich von meinem Vogte halte?—Ich halte ihn für einen ganz ehrlichen und rechtschaffnen Mann.

Der Reisende. Vergessen Sie also, daß ich etwas habe sagen wollen.

Der Baron. Ein Bart,—Vermutungen,—der Vogt,—wie soll ich diese Dinge verbinden?—Vermögen meine Bitten nichts bei Ihnen?—Sie könnten sich geirrt haben? Gesetzt, Sie haben sich geirrt; was können Sie bei einem Freunde für Gefahr laufen?

Der Reisende. Sie dringen zu stark in mich. Ich sage Ihnen also, daß der Vogt diesen Bart aus Unvorsichtigkeit hat fallen lassen; daß er noch einen hatte, den er aber in der Geschwindigkeit wieder zu sich steckte; daß seine Reden einen Menschen verrieten, welcher glaubt, man denke von ihm ebensoviel Übels, als er tut; daß ich ihn auch sonst über einem nicht allzugewissenhaften—wenigstens nicht allzuklugen Griffe, ertappt habe.

Der Baron. Es ist als ob mir die Augen auf einmal aufgingen. Ich besorge,—Sie werden sich nicht geirrt haben. Und Sie trugen Bedenken, mir so etwas zu entdecken?—Den Augenblick will ich gehn, und alles anwenden, hinter die Wahrheit zu kommen. Sollte ich meinen Mörder in meinem eignen Hause haben?

Der Reisende. Doch zürnen Sie nicht auf mich, wenn Sie, zum Glücke, meine Vermutungen falsch befinden sollten. Sie haben mir sie ausgepreßt, sonst würde ich sie gewiß verschwiegen haben.

Der Baron. Ich mag sie wahr oder falsch befinden, ich werde Ihnen allzeit dafür danken.

Ograniczenie wiekowe:
0+
Data wydania na Litres:
21 maja 2019
Objętość:
50 str. 1 ilustracja
Właściciel praw:
Public Domain
Format pobierania:
epub, fb2, fb3, html, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

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