Czytaj książkę: «Die Juden», strona 4

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Eilfter Auftritt

Martin Krumm. Lisette.

Lisette. Von dem werde ich wenig erfahren können. Entweder, er ist zu dumm, oder zu fein. Und beides macht unergründlich.

Martin Krumm. So, Jungfer Lisette? Das ist auch der Kerl darnach, daß er mich ausstechen sollte!

Lisette. Das hat er nicht nötig gehabt.

Martin Krumm. Nicht nötig gehabt? Und ich denke, wer weiß wie fest ich in Ihrem Herzen sitze.

Lisette. Das macht, Herr Vogt, Er denkt's. Leute von Seiner Art haben das Recht, abgeschmackt zu denken. Drum ärgre ich mich auch nicht darüber, daß Er's gedacht hat; sondern, daß Er mir's gesagt hat. Ich möchte wissen, was Ihn mein Herz angeht? Mit was für Gefälligkeiten, mit was für Geschenken hat Er sich denn ein Recht darauf erworben?—Man gibt die Herzen jetzt nicht mehr, so in den Tag hinein, weg. Und glaubt Er etwa, daß ich so verlegen mit dem meinigen bin? Ich werde schon noch einen ehrlichen Mann dazu finden, ehe ich's vor die Säue werfe.

Martin Krumm. Der Teufel, das verschnupft! Ich muß eine Prise Tabak darauf nehmen.—Vielleicht geht es wieder mit dem Niesen fort.—(Er zieht die entwende Dose hervor, spielt einige Zeit in den Händen damit, und nimmt endlich, auf eine lächerlich hochmütige Art, eine Prise.)

Lisette (schielt ihn von der Seite an). Verzweifelt! wo bekömmt der

Kerl die Dose her?

Martin Krumm. Belieben Sie ein Prischen?

Lisette. Oh, Ihre untertänige Magd, mein Herr Vogt! (Sie nimmt.)

Martin Krumm. Was eine silberne Dose nicht kann!—Könnte ein Ohrwürmchen geschmeidiger sein?

Lisette. Ist es eine silberne Dose?

Martin Krumm. Wann's keine silberne wäre, so würde sie Martin Krumm nicht haben.

Lisette. Ist es nicht erlaubt, sie zu besehn?

Martin Krumm. Ja, aber nur in meinen Händen.

Lisette. Die Fasson ist vortrefflich.

Martin Krumm. Ja, sie wiegt ganzer fünf Lot.

Lisette. Nur der Fasson wegen möchte ich so ein Döschen haben.

Martin Krumm. Wenn ich sie zusammenschmelzen lasse, steht Ihnen die

Fasson davon zu Dienste.

Lisette. Sie sind allzu gütig!—Es ist ohne Zweifel ein Geschenk?

Martin Krumm. Ja, sie kostet mir nicht einen Heller.

Lisette. Wahrhaftig, so ein Geschenk könnte ein Frauenzimmer recht verblenden! Sie können Ihr Glück damit machen, Herr Vogt. Ich wenigstens würde mich, wenn man mich mit silbernen Dosen anfiele, sehr schlecht verteidigen können. Mit so einer Dose hätte ein Liebhaber gegen mich gewonnen Spiel.

Martin Krumm. Ich versteh's, ich versteh's!

Lisette. Da sie Ihnen so nichts kostet, wollte ich Ihnen raten, Herr

Vogt, sich eine gute Freundin damit zu machen—

Martin Krumm. Ich versteh's, ich versteh's!-Lisette (schmeichelnd).

Wollten Sie mir sie wohl schenken?—

Martin Krumm. O um Verzeihung!—Man gibt die silbernen Dosen jetzt nicht mehr, so in den Tag hinein, weg. Und glaubt Sie denn, Jungfer Lisette, daß ich so verlegen mit der meinigen bin? Ich werde schon noch einen ehrlichen Mann dazu finden, ehe ich sie vor die Säue werfe.

Lisette. Hat man jemals eine dümmre Grobheit gefunden!—Ein Herz einer Schnupftabaksdose gleich zu schätzen?

Martin Krumm. Ja, ein steinern Herz einer silbern Schnupftabaksdose—

Lisette. Vielleicht würde es aufhören, steinern zu sein, wenn—Doch alle meine Reden sind vergebens—Er ist meiner Liebe nicht wert—Was ich für eine gutherzige Närrin bin!—(will weinen) beinahe hätte ich geglaubt, der Vogt wäre noch einer von den ehrlichen Leuten, die es meinen, wie sie es reden—

Martin Krumm. Und was ich für ein gutherziger Narre bin, daß ich glaube, ein Frauenzimmer meine es, wie sie es red't!—Da, mein Lisettchen, weine Sie nicht!—(Er gibt ihr die Dose.)—Aber nun bin ich doch wohl Ihrer Liebe wert?—Zum Anfange verlange ich nichts, als nur ein Küßchen auf Ihre schöne Hand!—(Er küßt sie.) Ah, wie schmeckt das!

Zwölfter Auftritt

Das Fräulein. Lisette. Martin Krumm.

Das Fräulein (sie kömmt dazu geschlichen, und stößt ihn mit dem Kopfe auf die Hand). Ei! Herr Vogt,—küß Er mir doch meine Hand auch!

Lisette. Daß doch!—

Martin Krumm. Ganz gern, gnädiges Fräulein—(Er will ihr die Hand küssen.)

Das Fräulein (gibt ihm eine Ohrfeige). Ihr Flegel, versteht Ihr denn keinen Spaß?

Martin Krumm. Den Teufel mag das Spaß sein!

Lisette. Ha! ha! ha! (Lacht ihn aus.) O ich bedaure Ihn, mein lieber.

Vogt—Ha! ha! ha!

Martin Krumm. So? und Sie lacht noch dazu? Ist das mein Dank? Schon gut, schon gut! (Gehet ab.)

Lisette. Ha! ha! ha!

Dreizehnter Auftritt

Lisette. Das Fräulein.

Das Fräulein. Hätte ich's doch nicht geglaubt, wenn ich's nicht selbst gesehen hätte. Du läßt dich küssen? und noch dazu vom Vogt?

Lisette. Ich weiß auch gar nicht, was Sie für Recht haben, mich zu belauschen? Ich denke, Sie gehen im Garten mit dem Fremden spazieren.

Das Fräulein. Ja, und ich wäre noch bei ihm, wenn der Papa nicht nachgekommen wäre. Aber so kann ich ja kein kluges Wort mit ihm sprechen. Der Papa ist gar zu ernsthaft—

Lisette. Ei, was nennen Sie denn ein kluges Wort? Was haben Sie denn wohl mit ihm zu sprechen, das der Papa nicht hören dürfte?

Das Fräulein. Tausenderlei!—Aber du machst mich böse, wo du mich noch mehr fragst. Genug, ich bin dem fremden Herrn gut. Das darf ich doch wohl gestehn?

Lisette. Sie würden wohl greulich mit dem Papa zanken, wenn er Ihnen einmal so einen Bräutigam verschaffte? Und im Ernst, wer weiß, was er tut. Schade nur, daß Sie nicht einige Jahre älter sind: es könnte vielleicht bald zustande kommen.

Das Fräulein. Oh, wenn es nur am Alter liegt, so kann mich ja der Papa einige Jahr älter machen. Ich werde ihm gewiß nicht widersprechen.

Lisette. Nein, ich weiß noch einen bessern Rat. Ich will Ihnen einige Jahre von den meinigen geben, so ist uns allen beiden geholfen. Ich bin alsdann nicht zu alt, und Sie nicht zu jung.

Das Fräulein. Das ist auch wahr; das geht ja an!

Lisette. Da kömmt des Fremden Bedienter; ich muß mit ihm sprechen.

Es ist alles zu Ihrem Besten—Lassen Sie mich mit ihm allein.—Gehen

Sie.

Das Fräulein. Vergiß es aber nicht, wegen der Jahre—Hörst du,

Lisette?

Vierzehnter Auftritt

Lisette. Christoph.

Lisette. Mein Herr, Sie hungert oder durstet gewiß, daß Sie schon wiederkommen? nicht?

Christoph. Ja freilich!—Aber wohlgemerkt, wie ich den Hunger und Durst erklärt habe. Ihr die Wahrheit zu gestehn, meine liebe Jungfer, so hatte ich schon, sobald ich gestern vom Pferde stieg, ein Auge auf Sie geworfen. Doch weil ich nur einige Stunden hierzubleiben vermeinte, so glaubte ich, es verlohne sich nicht der Mühe, mich mit Ihr bekannt zu machen. Was hätten wir in so kurzer Zeit können ausrichten? Wir hätten unsern Roman von hinten müssen anfangen. Allein es ist auch nicht allzusicher, die Katze bei dem Schwanze aus dem Ofen zu ziehen.

Lisette. Das ist wahr! nun aber können wir schon ordentlicher verfahren. Sie können mir Ihren Antrag tun; ich kann darauf antworten. Ich kann Ihnen meine Zweifel machen; Sie können mir sie auflösen. Wir können uns bei jedem Schritte, den wir tun, bedenken, und dürfen einander nicht den Affen im Sacke verkaufen. Hätten Sie mir gestern gleich Ihren Liebesantrag getan; es ist wahr, ich würde ihn angenommen haben. Aber überlegen Sie einmal, wieviel ich gewagt hätte, wenn ich mich nicht einmal nach Ihrem Stande, Vermögen, Vaterlande, Bedienungen und dergleichen mehr zu erkundigen Zeit gehabt hätte?

Christoph. Der Geier! wäre das aber auch so nötig gewesen? So viel

Umstände? Sie könnten ja bei dem Heiraten nicht mehrere machen?—

Lisette. Oh! wenn es nur auf eine kahle Heirat angesehen wäre, so wär' es lächerlich, wenn ich so gewissenhaft sein wollte. Allein mit einem Liebesverständnisse ist es ganz etwas anders! Hier wird die schlechteste Kleinigkeit zu einem wichtigen Punkte. Also glauben Sie nur nicht, daß Sie die geringste Gefälligkeit von mir erhalten werden, wenn Sie meiner Neugierde nicht in allen Stücken ein Gnüge tun.

Christoph. Nu? wie weit erstreckt sich denn die?

Lisette. Weil man doch einen Diener am besten nach seinem Herrn beurteilen kann, so verlange ich vor allen Dingen zu wissen—

Christoph. Wer mein Herr ist? Ha! ha! das ist lustig. Sie fragen mich etwas, das ich Sie gern selbst fragen möchte, wenn ich glaubte, daß Sie mehr wüßten, als ich.

Lisette. Und mit dieser abgedroschnen Ausflucht denken Sie durchzukommen? Kurz, ich muß wissen, wer Ihr Herr ist, oder unsre ganze Freundschaft hat ein Ende.

Christoph. Ich kenne meinen Herrn nicht länger, als seit vier Wochen. So lange ist es, daß er mich in Hamburg in seine Dienste genommen hat. Von da aus habe ich ihn begleitet, niemals mir aber die Mühe genommen, nach seinem Stande oder Namen zu fragen. So viel ist gewiß, reich muß er sein; denn er hat weder mich noch sich auf der Reise notleiden lassen. Und was brauch ich mich mehr zu bekümmern?

Lisette. Was soll ich mir von Ihrer Liebe versprechen, da Sie meiner Verschwiegenheit nicht einmal eine solche Kleinigkeit anvertrauen wollen? Ich würde nimmermehr gegen Sie so sein. Zum Exempel, hier habe ich eine schöne silberne Schnupftabaksdose—

Christoph. Ja? nu?—

Lisette. Sie dürften mich ein klein wenig bitten, so sagte ich Ihnen, von wem ich sie bekommen habe—

Christoph. Oh! daran ist mir nun eben so viel nicht gelegen. Lieber möchte ich wissen, wer sie von Ihnen bekommen sollte?

Lisette. Über den Punkt habe ich eigentlich noch nichts beschlossen. Doch wenn Sie sie nicht sollten bekommen, so haben Sie es niemanden anders, als sich selbst zuzuschreiben. Ich würde Ihre Aufrichtigkeit gewiß nicht unbelohnt lassen.

Christoph. Oder vielmehr meine Schwatzhaftigkeit! Doch, so wahr ich ein ehrlicher Kerl bin, wann ich dasmal verschwiegen bin, so bin ich's aus Not. Denn ich weiß nichts, was ich ausplaudern könnte. Verdammt! wie gern wollte ich meine Geheimnisse ausschütten, wann ich nur welche hätte.

Lisette. Adieu! ich will Ihre Tugend nicht länger bestürmen. Nur wünsch ich, daß sie Ihnen bald zu einer silbernen Dose und einer Liebsten verhelfen möge, so wie sie Sie jetzt um beides gebracht hat.

(Will geben.)

Christoph. Wohin? wohin? Geduld! (Beiseite.) Ich sehe mich genötigt, zu lügen. Denn so ein Geschenk werde ich mir doch nicht sollen entgehn lassen? Was wird's auch viel schaden?

Lisette. Nun, wollen Sie es näher geben? Aber,—ich sehe schon, es wird Ihnen sauer. Nein, nein; ich mag nichts wissen—

Christoph. Ja, ja, Sie soll alles wissen!—(Beiseite.) Wer doch recht viel lügen könnte!—Hören Sie nur!—Mein Herr ist—ist einer von Adel. Er kömmt,—wir kommen miteinander aus—aus—Holland. Er hat müssen—gewisser Verdrüßlichkeiten wegen—einer Kleinigkeit—eines Mords wegen—entfliehen—

Lisette. Was? eines Mords wegen?

Christoph. Ja,—aber eines honetten Mords—eines Duells wegen entfliehen.—Und jetzt eben—ist er auf der Flucht—

Lisette. Und Sie, mein Freund?—

Christoph. Ich, bin auch mit ihm auf der Flucht. Der Entleibte hat uns—will ich sagen, die Freunde des Entleibten haben uns sehr verfolgen lassen; und dieser Verfolgung wegen—Nun können Sie leicht das übrige erraten.—Was Geier, soll man auch tun? Überlegen Sie es selbst; ein junger naseweiser Laffe schimpft uns. Mein Herr stößt ihn übern Haufen. Das kann nicht anders sein!—Schimpft mich jemand, so tu ich's auch,—oder—oder schlage ihn hinter die Ohren. Ein ehrlicher Kerl muß nichts auf sich sitzen lassen.

Lisette. Das ist brav! solchen Leuten bin ich gut; denn ich bin auch ein wenig unleidlich. Aber sehen Sie einmal, da kömmt Ihr Herr! sollte man es ihm wohl ansehn, daß er so zornig, so grausam wäre?

Christoph. O kommen Sie! wir wollen ihm aus dem Wege gehn. Er möchte mir es ansehn, daß ich ihn verraten habe.

Lisette. Ich bin's zufrieden—

Christoph. Aber die silberne Dose—

Lisette. Kommen Sie nur. (Beiseite.) Ich will erst sehen, was mir von meinem Herrn für mein entdecktes Geheimnis werden wird: Lohnt sich das der Mühe, so soll er sie haben.

Ograniczenie wiekowe:
0+
Data wydania na Litres:
21 maja 2019
Objętość:
50 str. 1 ilustracja
Właściciel praw:
Public Domain
Format pobierania:
epub, fb2, fb3, html, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

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