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Unentdeckt, mittendrin und schwer zu erreichen

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist der vierthäufigste Krebs in den USA und einer der tödlichsten, der nach Angaben der National Institutes of Health für mehr als 33.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich ist. Prominente Opfer dieser Krankheit sind Patrick Swayze, Luciano Pavarotti und Steve Jobs. Bis 2030 wird Bauchspeicheldrüsenkrebs voraussichtlich die zweittödlichste Krebsart der Welt sein.

Bauchspeicheldrüsenkrebs gilt als der Krebstyp mit den niedrigsten Überlebensraten. Weniger als sieben von 100 Patienten überleben die ersten fünf Jahre nach der Diagnose. Ärzte führen diese verheerende Prognose auf zwei Umstände zurück: Bauchspeicheldrüsenkrebs verursacht häufig keine Anzeichen oder Symptome und hat zum Zeitpunkt der Entdeckung in den meisten Fällen bereits ein sehr fortgeschrittenes Stadium erreicht. Außerdem breitet er sich sehr früh außerhalb der Bauchspeicheldrüse aus.34 Exzessiver Alkoholkonsum und Tabakrauch scheinen diese Art von Krebs extrem zu fördern. Ein neuer Bluttest kann Bauchspeicheldrüsenkrebs in den frühesten Stadien der Krankheit erkennen. Da das Immunsystem als Erstes auf Bedrohungen etwa durch komplexe Krankheiten wie Krebs, Autoimmunerkrankungen und Infektionen reagiert, wurde ein Microarray (parallele Nachweise von mehreren Hundert Molekülen) entwickelt, um diese frühe Reaktion widerzuspiegeln. Dieses liefert Informationen über die Entwicklung von Tumoren, lange bevor sie im CT sichtbar sind oder mit herkömmlichen Tests im Labor nachgewiesen werden können. Aus diesen Hunderten von Markern wurden 29 ausgewählt, um Bauchspeicheldrüsenkrebs in Stadium I und II mit einer Genauigkeit von 96 % zu erkennen.35

Die Bauchspeicheldrüse liegt zwischen Magen, Zwölffingerdarm, Milz und Leber. Der Krebs kann daher schnell andere Organe befallen. Chemotherapeutika wirken oft nur sehr schlecht, weil sie oft nicht die entarteten Zellen erreichen. Es wird angenommen, dass Stromagewebe (bindegewebiges Stützgerüst eines Organes) Faktoren enthält, die das Überleben und Wachstum des Tumors unterstützen. Von Bedeutung ist, dass diese Dichte bei Bauchspeicheldrüsenkrebs ein Faktor ist, der verhindert, dass krebszerstörende Medikamente den Tumor erreichen.36

Das Böse ist immer und überall

Das Mikrobiom ist in den Medien häufig positiv besetzt und auch in der Werbung werden zahlreiche Mittelchen angepriesen, die das Mikrobiom stärken und die Taschen der Hersteller füllen sollen. Mikroben sind aber weder gut noch böse. Sie verbreiten sich dort am schnellsten, wo die Bedingungen für sie am besten sind. Bestimmte Pilze wandern vom Darm in die Bauchspeicheldrüse, vergrößern ihre Population um mehr als das Tausendfache und fördern das Wachstum von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die in der Zeitschrift Nature Online veröffentlichte Studie ist die erste, die starke Beweise dafür liefert, dass die verschiedenen Pilzarten die lokale Mischung (Mykobiom) in der Bauchspeicheldrüse stören und Veränderungen auslösen, die normale Zellen dann in Krebszellen (PDA) verwandeln. Diese Form von Krebs ist normalerweise innerhalb von zwei Jahren tödlich. Ein Ziel für die Zukunft besteht darin herauszufinden, wie das Tumorwachstum mit gezielten Antimykotika verlangsamt werden kann und Nebenwirkungen dabei möglichst gering gehalten werden können.37

Forscherinnen fanden heraus, dass das Vorhandensein von bakterieller DNA bei Patienten, die sich einer invasiven Pankreasendoskopie unterzogen hatten, höher war. Dabei wurde ein flexibler Schlauch in den Mund eingeführt, um Pankreaserkrankungen zu untersuchen und zu behandeln, wodurch möglicherweise orale Bakterien in die Bauchspeicheldrüse übertragen wurden. Vielleicht könnte das Risiko einer Übertragung oraler Bakterien auf die Bauchspeicheldrüse verringert werden, indem der Mund mit einem antibakteriellen Mittel ausgespült wird.38

Doch die Bakterien kommen anscheinend auch ohne Verschleppung in die Bauchspeicheldrüse. Die Population von Bakterien in der Pankreas nimmt bei Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs um mehr als das Tausendfache zu und wird von Arten dominiert, die das Immunsystem daran hindern, Tumorzellen anzugreifen. Oral verabreichte Antibiotika verdreifachten die Wirksamkeit von Checkpoint-Inhibitoren, einer Form der Immuntherapie, die zuvor in klinischen Studien mit Bauchspeicheldrüsenkrebs gescheitert war, um eine starke Verschiebung der Immunität gegen Tumore zu bewirken.39 Antibiotika wirken hier bei einer Behandlung direkt, aber woher kommen diese Bakterien? Das Vorhandensein bestimmter Bakterien im Mund kann ein erhöhtes Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs aufzeigen und eine frühere, präzisere Behandlung ermöglichen, berichten Forscher. Patientinnen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs sind bekanntermaßen anfällig für Zahnfleischerkrankungen, Karies und schlechte Mundgesundheit im Allgemeinen. Insbesondere fanden die Forscherinnen heraus, dass Männer und Frauen, deren orale Mikrobiome Porphyromonas gingivalis enthielten, ein um insgesamt 59 % höheres Risiko hatten, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken, als Männer und Frauen, deren Mikrobiome das Bakterium nicht enthielten. Die gleiche Schlussfolgerung konnte gezogen werden, wenn Patienten im Mund den Keim Aggregatibacter actinomycetemcomitans hatten.40 41

Auch eine chronische Zahnfleischentzündung (Parodontitis) kann den Körper stark belasten und einige Folgeerkrankungen auslösen. Dies kann man sich so vorstellen: Das entzündete Zahnfleisch ist wie ein Kohlekraftwerk. Aus dem Schornstein kommen jeden Tag Tausende von Bakterien, die den Körper ohne Unterbrechung oft jahrelang belasten. Krebs kann die Folge sein. Eine große Studie hat zudem gezeigt, dass die Kombination aus Rauchen, langjährigem Diabetes und einer schlechten Ernährung das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs über das Risiko eines dieser Einzelfaktoren hinaus erhöht.

Bauchspeicheldrüse: Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum fördern die Krebsentstehung. Bakterien aus dem Mundraum scheinen ein weiterer Faktor zu sein – Mundhygiene nicht vernachlässigen. Diabetes Typ 2 kann durch Ernährungsumstellung unter ärztlicher Aufsicht rückgängig gemacht werden.

Der Dünndarm – das unbekannte Land

Mit einer Länge von drei bis fünf Metern ist der Dünndarm der längste Teil unseres Verdauungstrakts. Seine Hauptaufgabe ist die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung. Auch die Wasseraufnahme erfolgt hier. Die Oberfläche des Dünndarms ist mit zahlreichen Zotten und Krypten versehen. Damit wird die Oberfläche enorm vergrößert, was wiederum hilfreich für die Aufnahme von Nährstoffen ist. Durch die Kontraktion des Dünndarms wird der Nahrungsbrei durchmischt und an die Oberfläche gedrückt. Je nach Zusammensetzung des Nahrungsbreis kann eine Passage durch diesen Teil des Darms zwei bis zehn Stunden dauern. Durch die Verdauungsenzyme werden die Kohlenhydrate, Proteine und Fette aufgespalten. Die Proteine werden dabei nicht in einzelne Aminosäuren zerlegt, sondern nur in Di- oder Tripeptide. Der Gallensaft dient zur Emulgierung der Fette. Über verschiedene Transportsysteme gelangen die zerlegten Nährstoffe so ins Blut. Weiters erfolgt hier die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen. Normalerweise enthält der Dünndarm im Gegensatz zum Dickdarm eine relativ geringe Anzahl von Bakterien.

Der Lebensmitteltransit durch den Dünndarm ist ein komplexer Balanceakt, bei dem der Darmschleimhaut Zeit gegeben werden muss, um Nährstoffe aufzunehmen, ohne dass pathogene Bakterien genügend Zeit haben, den Dünndarm zu besiedeln. Die Entdeckung, dass die Transitzeit von Nahrungsmitteln durch das Hormon GLP-1 reguliert wird, zeigt neue Wege auf, um die intestinale Aufnahme von Nährstoffen zu erhöhen und damit möglicherweise Mangelernährung zu behandeln.42

Es kann aber nicht nur sein, dass zu wenig Nährstoffe aufgenommen werden, auch zu viele können aufgenommen werden – und schuld daran sind wieder die Darmbakterien! Eine neue Studie, die sich auf Mikroben im oberen Gastrointestinaltrakt konzentriert, zeigt, wie die typische kalorienreiche westliche Ernährung die Expansion von Mikroben bewirken kann, welche die Verdauung und Absorption fettreicher Lebensmittel fördern. Im Laufe der Zeit kann das ständige Vorhandensein dieser Mikroben zu Überernährung und Fettleibigkeit führen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Präoder Probiotika möglicherweise eingesetzt werden können, um die Nährstoffaufnahme für Menschen mit Absorptionsstörungen bei wie Morbus Crohn zu verbessern. Ein anderer Weg wäre die Entwicklung sogenannter Post-Biotika (von Bakterien abgeleitete Verbindungen), um auf diese neue Weise die Fettleibigkeit zu verringern.43

Eine Untersuchung der Mechanismen, die an menschlicher Fettleibigkeit beteiligt sind, ist besonders auf der Ebene des Jejunums interessant, einem Teil des Dünndarms, der eine wichtige Rolle bei der Absorption von Lipiden und Kohlenhydraten spielt. Aufgrund seiner Lage im Körper ist das Jejunum schwer zu untersuchen.44 45 Wissenschaftlerinnen haben erst vor Kurzem herausgefunden, dass schwere Fettleibigkeit mit einer Entzündung des Dünndarms und einer verstärkten Immunantwort in dieser Region einhergeht. Dieses Phänomen verringert die Insulinsensitivität von Enterozyten (Dünndarmzellen) und erhöht die Aufnahme von Nährstoffen, wodurch die Krankheit verschlimmert wird.

Bitterstoffe – eine Bremse im Dünndarm

Unsere Vorfahren waren Allesfresser und die Nahrung war meistens ziemlich knapp. Daher mussten auch viele Pflanzen als Nahrungsquelle herhalten. Diese waren oft giftig oder schmeckten stark bitter – als Schutz vor Fressfeinden. Der Mensch hat so gelernt, diese rechtzeitig auszuspucken, um zu überleben. Der bittere Geschmack kann in Speisen durchaus als angenehm empfunden werden und nicht alles, was bitter schmeckt, muss auch gleich giftig sein. Ein Fall wurde in den Medien bekannt, bei dem ein 78-jähriger Pensionist in Deutschland nach einem Zucchinigericht verstarb. Zucchini produzierten in ihrer Urform Giftstoffe; diese wurden weggezüchtet, um das Gemüse genießbar zu machen. Der Pensionist hatte anscheinend über Jahre seine eigenen Zucchini kultiviert und eine spontane Rückkreuzung geschaffen, die wieder Giftstoffe enthielt.46

Neue Forschungsergebnisse haben ergeben, dass Bitterkeit auch den Verdauungsprozess verlangsamt und bitteres Essen länger im Magen bleibt. Wenn bittere Stoffe verschluckt werden, detektieren die Rezeptoren den bitteren Geschmack im Darm und lösen die Produktion eines Hormons namens Cholecystokinin aus, das sowohl den Appetit unterdrückt als auch die Bewegung der Nahrung vom Magen zum Dünndarm verlangsamt. Eine natürliche Reaktion des Körpers, dass von dieser Nahrungsquelle nicht mehr aufgenommen werden soll. Mit diesem Wissen könnten Wissenschaftler Medikamente weniger bitter machen, was wiederum eine erhöhte Schmackhaftigkeit und eine schnellere Absorption ermöglichen würde. Medikamente zur Behandlung von Krebs enthalten manchmal Moleküle, die bitter schmecken. Eine Änderung der Essgewohnheiten der Patientinnen könnte auch die Wirksamkeit solcher Medikamente verbessern.

Aber Bitterstoffe sind auch wichtig für den Körper. Diese dienen etwa als Essensbremse. Wer Süßes isst, wird oft nach zwei Stunden schon wieder hungrig. Mit einem gewissen Bitteranteil in den Speisen kommt der Hunger erst später wieder. In diesem Sinne sind Bitterstoffe eine sinnvolle Ergänzung bei Diäten. Auch braucht unsere Gallenblase den Reiz der Bitterstoffe, um ordentlich arbeiten zu können. Diese regen die Produktion von Gallensaft an. Es kommt daher auch seltener zu einer Gallensteinbildung. Folgende Lebensmittel sind für ihre Bitterstoffe bekannt: Löwenzahnblätter, Bittergurken, Artischocken, Brokkoli, Radicchio, Rucola und Chicorée. Zu viele Bitterstoffe können die Magenwand reizen – eine Bitterstoffkur mit Aloe-Vera-Direktsaft um dem Darm zu sanieren ist Geldverschwendung und schadet unserem Körper mehr, als sie nützt. Darmsanierung und Entgiftung sind, einfach gesagt, Unfug – hier will jemand nur Ihr Geld haben. Ballaststoffreiche Ernährung mit einigen Bittergemüsen ist für einen gesunden Darm zu empfehlen!

Der Reizdarm – viele Betroffene, wenige Lösungen

Das Reizdarmsyndrom fasst verschiedene gastrointestinale Symptome wie Blähungen, Gasentwicklung, Bauchschmerzen, Verstopfung und Durchfall zusammen. Die Darmmuskulatur reagiert in diesem Fall stärker auf Reize als bei gesunden Menschen. Das vegetative Nervensystem reguliert die Kontraktion der Darmbewegung und nach neuesten Studien können auch die Stoffwechselprodukte der Darmbakterien hier negativ eingreifen. Wenn das vegetative Nervensystem empfindsamer ist, reagiert es auch viel stärker auf alle Reize, beispielsweise aus dem Darm, sowie auf die Psyche, Stress und Ärger.

Ein Reizdarmsyndrom liegt dann vor, wenn folgende drei Punkte erfüllt sind: chronische, länger als drei Monate andauernde Beschwerden, die mit Stuhlgangsveränderungen einhergehen; die Beschwerden sind so stark bzw. häufig, dass die Lebensqualität beeinträchtigt wird; keine für andere Krankheitsbilder charakteristische Veränderungen liegen vor, welche die Symptome verursachen könnten. Eine medizinische Abklärung (auch möglicher anderer Ursachen) ist jedenfalls immer zu empfehlen. Diese wird in der Regel aus einer Stuhldiagnostik bestehen, bei der nach krankheitsverursachenden Keimen wie Salmonellen und Clostridien gesucht wird, einer Darmspiegelung, um entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie oder Tumore auszuschließen sowie Tests auf Laktose- und Fructose-Unverträglichkeit.

Sind alle Untersuchungen negativ und die Beschwerden halten an, kann Besserung mittels Ernährungstherapie versucht werden. Das schwierigste Feld der Ernährungstherapie betrifft den Reizdarm, da unterschiedliche Typen vorliegen: Durchfalltyp, Verstopfungstyp und der Typ, bei dem beides abwechselnd vorkommt. Zu schnelle Darmbewegungen führen zu Durchfall, zu langsame zu Verstopfung. Sie müssen ein Ernährungsprotokoll führen und wirklich alles notieren, was Sie essen oder trinken. Zudem notieren Sie die Beschwerden, die danach auftreten, so genau wie möglich. Vielleicht finden Sie so schon einige Lebensmittel, die sie einfach nicht vertragen, und können diese in Zukunft meiden.

In der Fachliteratur wird dazu geraten, kurzkettige Kohlenhydrate zu reduzieren. Diese werden als FODMAPs bezeichnet – Fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole. Diese Stoffe können von Darmbakterien verwertet werden, diese vermehren sich, scheiden ihrerseits wieder Stoffe aus und produzieren Gas. Diese sind beispielsweise in Brot zu finden, das nur kurze Zeit hatte, um zu gären. Die Hefe konnte diese Stoffe noch nicht abbauen. Vollkornprodukte sind gesund, können aber aufgrund des hohen natürlichen FODMAP-Anteils ebenfalls zu Beschwerden führen. Betroffene müssen eine klare Verbindung zwischen aufgenommenen Lebensmitteln und Beschwerden herstellen. So können die Symptome mit einer Art Ausschlussdiät maßgeblich gebessert werden. Beim Durchfalltyp des Reizdarms haben sich Flohsamenschalen als hilfreich erwiesen. Diese verdicken den Darminhalt und helfen so gegen Durchfall.

Die Darm-Gehirn-Achse

Die Parkinson-Krankheit ist dadurch gekennzeichnet, dass das Gehirn aufgrund der Akkumulation des Proteins Alpha-Synuclein und der anschließenden Schädigung der Nervenzellen langsam zerstört wird. Die Krankheit führt zu Zittern, Muskelsteifheit und charakteristischen langsamen Bewegungen der Betroffenen. Das pathologische Alpha-Synuclein ist im Darm bis zu zwanzig Jahre vor der Diagnose nachzuweisen. Nur wenn die Ursache für diese Krankheit bekannt ist, ist eine medizinische Behandlung möglich, die die Krankheit letztendlich stoppen kann.47

Die Darm-Gehirn-Achse ist übrigens eine biologische Realität, da der Darm und seine mikrobiellen Bewohner Signale an das Gehirn senden und umgekehrt. Die Erforschung dieser Achse steckt noch in den Kinderschuhen. Bis jetzt war es unbekannt, wie Informationen im Dünndarm über Nährstoffe oder irgendetwas anderes zum Gehirn gelangen und kognitiv-emotionale Prozesse beeinflussen können und wie diese Prozesse dann umgekehrt auch wieder den Darm beeinflussen können. Durch mehr Forschung können wir endlich verstehen, wie Hunger uns grantig (hangry) macht oder ein stressiger Tag zu einem gereizten Darm führen kann.48

Dünndarm: Bei Verdacht auf einen Reizdarm, führen Sie unbedingt ein genaues Ernährungsprotokoll. Vermeiden Sie Fastfood und Fertiggerichte. Vollkornprodukte sind gesund, können aber auch FODMAPs enthalten. Backen Sie Ihr Brot (Sauerteig) selbst. Genießen Sie Lebensmittel, die Bitterstoffe enthalten.

Der Dickdarm – das Schlaraffenland der Mikroorganismen

Der Dickdarm nimmt den Speisebrei vom Dünndarm auf. Dabei entzieht er diesem Wasser und reguliert den Natrium-, Kalium- und Chloridionen-Austausch. Nur mehr wenige Nährstoffe sowie kurzkettige Fettsäuren werden im Dickdarm aufgenommen. Letztere werden häufig von Mikroorganismen hergestellt, welche die Darmflora bilden und Mikrobiom genannt werden.

Der Dickdarm ist nicht nur ein Verdauungs-, sondern auch ein Immunorgan. Unser Mikrobiom beginnt sich im Moment der Geburt auszubilden und entwickelt sich im Laufe unseres Lebens weiter. Es ist wichtig für das Wachstum und die Reifung des erworbenen Immunsystems in unserem Körper. Wenn es nicht gut entwickelt ist, funktioniert es nicht wie es sollte, was zu Krankheiten führen kann. Im menschlichen Darm leben Mikroorganismen, die unsere Zellen um den Faktor 10 : 1 übersteigen. Wissenschaftlerinnen der Oklahoma Medical Research Foundation haben nun neu definiert, wie das sogenannte Darmmikrobiom funktioniert und wie unser Körper mit den Billionen Bakterien koexistiert.49

Die Ernährung wird als ein Hauptfaktor angesehen, der Einfluss auf die Struktur der mikrobiellen Gemeinschaft im Darm hat, was wiederum die Fähigkeit nützlicher oder schädlicher Mikroben, sie zu besiedeln, erheblich beeinflusst. Das Mikrobiom des menschlichen Darms beeinflusst auch die Nährstoffaufnahme, die Vitaminsynthese, die Energieausbeute, chronische Entzündungen sowie die Immun- und Stoffwechselreaktion des Körpers, Faktoren, die auch das Krankheitsrisiko beeinflussen können.50 Laut einer neuen Studie, die im Journal des National Cancer Institute veröffentlicht wurde, korreliert eine verminderte Diversität in der mikrobiellen Gemeinschaft im menschlichen Darm mit Darmkrebs.51 Jüngste Studien haben gezeigt, dass das Darmmikrobiom ein diagnostisches Potenzial für Gesundheit und Krankheit aufweist. Die Forscherinnen fanden spezifische Marker, die Fälle von Darmkrebs von gesunden Proben unterscheiden könnten. Dies setzt voraus, dass Darmkrebs nicht nur eine genetische, sondern auch eine mikrobielle Erkrankung ist.52 Wissenschaftler haben auch gezeigt, dass etwa ein Drittel der Darmkrebserkrankungen mit einem gemeinsamen oralen Bakterium namens Fusobacterium nucleatum assoziiert ist.53 54 55 Weitere Studien zeigten einen Zusammenhang zwischen chronischer Verstopfung – diese ist jedoch nicht die Ursache – und sowohl Darmkrebs als auch gutartigen Neubildungen. Der postulierte ursächliche Zusammenhang zwischen Verstopfung und erhöhtem Darmkrebsrisiko besteht darin, dass längere Transitzeiten die Kontaktdauer zwischen der Dickdarmschleimhaut und konzentrierten Karzinogenen wie Gallensäuren oder anderen verlängern.56

Dickdarmkrebs und die westliche Ernährung

Wissenschaftlerinnen haben dramatische Auswirkungen auf Risikofaktoren für Darmkrebs festgestellt, als amerikanische und afrikanische Freiwillige nur zwei Wochen lang ihre Ernährung wechselten. Es wird angenommen, dass westliche Diäten, die reich an Eiweiß und Fett, aber arm an Ballaststoffen sind, das Darmkrebsrisiko im Vergleich zu afrikanischen Diäten mit hohem Ballaststoff- und niedrigem Fett- und Eiweißgehalt erhöhen. Eine neue Studie, welche in Nature Communications veröffentlicht wurde, bestätigt, dass eine ballaststoffreiche Ernährung das Risiko für Dickdarmkrebs erheblich reduzieren kann, und zeigt, dass im Darm lebende Bakterien eine wichtige Rolle bei diesem Effekt spielen. Zu Beginn, als die Gruppen ihre normale Ernährung zu sich nahmen, hatte fast die Hälfte der amerikanischen Probanden Polypen, d. h. abnormale Wucherungen in der Darmschleimhaut, die harmlos sind, aber zu Krebs führen können. Keiner der Afrikaner hatte diese Anomalien. Nach zwei Wochen afrikanischer Ernährung hatte die amerikanische Gruppe signifikant weniger Entzündungen im Dickdarm und reduzierte Biomarker für das Krebsrisiko. In der afrikanischen Gruppe nahmen die Messwerte, die auf ein Krebsrisiko hinweisen, nach zwei Wochen westlicher Ernährung dramatisch zu.

Die Ergebnisse legen nahe, dass Menschen ihr Darmkrebsrisiko erheblich senken können, indem sie mehr Ballaststoffe essen. Dies ist an sich nicht neu, wirklich überraschend aber ist, wie schnell und dramatisch die Risikomarker in beiden Gruppen nach einer Ernährungsumstellung wechseln können. Diese Ergebnisse lassen ernste Bedenken aufkommen, dass die fortschreitende Verwestlichung afrikanischer Gesellschaften dazu führen könnte, dass Darmkrebs auf diesem Kontinent zu einem wichtigen Gesundheitsproblem wird.57

Eine weitere Studie legt nahe, dass fettreiche Diäten das Wachstum von Darmkrebs fördern, indem sie das Gleichgewicht der Gallensäuren im Darm stören und ein hormonelles Signal auslösen, das potenziell krebsartige Zellen gedeihen lässt. Die Ergebnisse könnten erklären, warum Dickdarmkrebs, dessen Entwicklung Jahrzehnte dauern kann, heute gehäuft bei jüngeren Menschen auftritt, die in einer Zeit aufwachsen, in der fettreiche Diäten allgegenwärtig sind.58 59

Darmowy fragment się skończył.