Czytaj książkę: «Die Verschwörung des Fiesco zu Genua», strona 8
Dreizehnter Auftritt
Die Verschwornen, welche zumal hereintreten. Damen von der andern Seite. Fiesco. Leonore und Julia.
Leonore. Mein Gemahl, das war allzu streng.
Fiesco. Ein schlechtes Herz verdiente nicht weniger. Deinen Thränen war ich diese Genugthuung schuldig. (Zur Versammlung.) Nein, meine Herrn und Damen, ich bin nicht gewohnt, bei jedem Anlaß in kindische Flammen aufzuprasseln, Die Thorheiten der Menschen belustigen mich lange, eh sie mich reizen. Diese verdient meinen ganzen Zorn, denn sie hat diesem Engel dieses Pulver gemischt. (Er zeigt das Gift der Versammlung, die mit Abscheu zurücktritt.)
Julia (ihre Wuth in sich beißend). Gut! Gut! Sehr gut, mein Herr!
(Will fort.)
Fiesco (führt sie am Arm zurück). Sie werden Geduld haben, Madame – Noch sind wir nicht fertig – Diese Gesellschaft möchte gar zu gern wissen, warum ich meinen Verstand so verleugnen konnte, den tollen Roman mit Genuas größter Närrin zu spielen-Julia (aufspringend). Es ist nicht auszuhalten! Doch zittre du! (Drohend.) Doria donnert in Genua, und ich – bin seine Schwester.
Fiesco. Schlimm genug, wenn das Ihre letzte Galle ist – Leider muß ich Ihnen die Botschaft bringen, daß Fiesco von Lavagna aus dem gestohlenen Diadem Ihres durchlauchtigsten Bruders einen Strick gedreht hat, womit er den Dieb der Republik diese Nacht aufzuhängen gesonnen ist. (Da sie sich entfärbt, lacht er hämisch auf.) Pfui, das kam unerwartet – und sehen Sie! (indem er beißender fortfährt) darum fand ich es für nöthig, den ungebetenen Blicken Ihres Hauses etwas zu schaffen zu geben; darum behängt' ich mich (auf sie deutend) mit dieser Harlekinsleidenschaft, darum (auf Leonoren zeigend) ließ ich diesen Edelstein fallen, und mein Wild rannte glücklich in den blanken Betrug – Ich dank' für Ihre Gefälligkeit, Signora, und gebe meinen Theaterschmuck ab. (Er überliefert ihren Schattenriß mit einer Verbeugung.)
Leonore (schmiegt sich bittend an den Fiesco). Mein Ludovico, sie weint. Darf Ihre Leonore Sie zitternd bitten?
Julia (trotzig zu Leonoren). Schweig! du Verhaßte-Fiesco (zu einem Bedienten). Sei Er galant, Freund – biete Er dieser Dame den Arm an; sie hat Lust, mein Staatsgefängniß zu sehen. Er steht mir davor, daß Madonna von Niemand incommodiert wird – draußen geht eine scharfe Luft – der Sturm, der heute Nacht den Stamm Doria spaltet, möchte ihr leicht – den Haarputz verderben.
Julia (schluchzend). Die Pest über dich, schwarzer heimtückischer Heuchler! (Zu Leonoren grimmig.) Freue dich deines Triumphs nicht, auch dich wird er verderben, und sich selbst und – verzweifeln!
(Stürzt hinaus.)
Fiesco (winkt den Gästen). Sie waren Zeugen – Retten Sie meine Ehre in Genua! (Zu den Verschwornen.) Ihr werdet mich abholen, wenn die Kanone kommt. (Alle entfernen sich.)
Vierzehnter Auftritt
Leonore. Fiesco.
Leonore (tritt ihm ängstlich näher). Fiesco? – Fiesco? – Ich verstehe Sie nur halb, aber ich fange an zu zittern.
Fiesco (wichtig). Leonore – ich sahe Sie einst einer Genueserin zur Linken gehen – Ich sahe Sie in den Assembleen des Adels mit dem zweiten Handkuß der Ritter vorlieb nehmen. Leonore – das that meinen Augen weh. Ich beschloß, es soll nicht mehr sein – es wird aufhören. Hören Sie das kriegerische Getöse in meinen Schloß? Was Sie fürchten, ist wahr – Gehn Sie zu Bette, Gräfin – morgen will ich – die Herzogin wecken.
Leonore (schlägt beide Arme zusammen und wirft sich in einen Sessel).
Gott! meine Ahnung! Ich bin verloren!
Fiesco (gesetzt, mit Würde). Lassen Sie mich ausreden, Liebe! Zwei meiner Ahnherrn trugen die dreifache Krone; das Blut der Fiesker fließt nur unter dem Purpur gesund. Soll Ihr Gemahl nur geerbten Glanz von sich werfen? (Lebhafter.) Was? Soll er sich für all seine Hoheit beim gaukelnden Zufall bedanken, der in einer erträglichen Laune aus modernden Verdiensten einen Johann Ludwig Fiesco zusammenflickte? Nein, Leonore! Ich bin zu stolz, mir etwas schenken zu lassen, was ich noch selbst zu erwerben weiß. Heute Nacht werf' ich meinen Ahnen den geborgten Schmuck in ihr Grab zurück – Die Grafen von Lavagna starben aus – Fürsten beginnen.
Leonore (schüttelt den Kopf, still phantasierend). Ich sehe meinen Gemahl an tiefen tödtlichen Wunden zu Boden fallen – (Hohler.) Ich sehe die stummen Träger den zerrissenen Leichnam meines Gemahls mir entgegen tragen. (Erschrocken aufspringend.) Die erste – einzige Kugel fliegt durch die Seele Fiescos.
Fiesco (faßt sie liebevoll bei der Hand). Ruhig, mein Kind. Das wird die einzige Kugel nicht.
Leonore (blickt ihn ernsthaft an). So zuversichtlich ruft Fiesco den Himmel heraus? Und wäre der tausendmaltausendste Fall nur der mögliche, so könnte der tausendmaltausendste wahr werden, und mein Gemahl wäre verloren – Denke, du spieltest um den Himmel, Fiesco. Wenn eine Billion Gewinnste für einen einzigen Fehler fiel', würdest du dreist genug sein, die Würfel zu schütteln und die freche Wette mit Gott einzugehen? Nein, mein Gemahl! wenn auf dem Brett Alles liegt, ist jeder Wurf Gotteslästerung.
Fiesco (lächelt). Sei unbesorgt, das Glück und ich stehen besser.
Leonore. Sagst du das – und standest bei jenem geisterverzerrenden Spiele – ihr nennt es Zeitvertreib – sahest zu der Betrügerin, wie sie ihren Günstling mit kleinen Glückskarten lockte, bis er warm ward, aufstand, die Bank forderte – und ihn jetzt im Wurf der Verzweiflung verließ – O mein Gemahl! du gehst nicht hin, dich den Genuesern zu zeigen und angebetet zu werden. Republikaner aus ihrem Schlaf aufzujagen, das Roß an seine Hufe zu mahnen, ist kein Spaziergang, Fiesco. Traue diesen Rebellen nicht. Die Klugen, die dich aufhetzten, fürchten dich. Die Dummen, die dich vergötterten, nützen dir wenig, und wo ich hinsehe ist Fiesco verloren.
Fiesco (mit starken Schritten im Zimmer). Kleinmuth ist die höchste Gefahr. Größe will auch ein Opfer haben.
Leonore. Größe, Fiesco? – Daß dein Genie meinem Herzen so übel will! – Sieh! Ich vertraue deinem Glück, du siegst, will ich sagen – Weh dann mir Ärmsten meines Geschlechts! Unglückselig, wenn es mißlingt! wenn es glückt, unglückseliger! Hier ist keine Wahl, mein Geliebter! Wenn er den Herzog verfehlt, ist Fiesco verloren. Mein Gemahl ist hin, wenn ich den Herzog umarme.
Fiesco. Das verstehe ich nicht.
Leonore. Doch, mein Fiesco! In dieser stürmischen Zone des Throns verdorret das zarte Pflänzchen der Liebe. Das Herz eines Menschen, und wär' auch selbst Fiesco der Mensch, ist zu enge für zwei allmächtige Götter – Götter, die sich so gram sind. Liebe hat Thränen, und kann Thränen verstehen; Herrschsucht hat eherne Augen, worin ewig nie die Empfindung perlt – Liebe hat nur ein Gut, thut Verzicht auf die ganze übrige Schöpfung: Herrschsucht hungert beim Raube der ganzen Natur – Herrschsucht zertrümmert die Welt in ein rasselndes Kettenhaus, Liebe träumt sich in jede Wüste Elysium. – Wolltest du jetzt an meinem Busen dich wiegen, pochte ein störriger Vasalle an dein Reich – Wollt' ich jetzt in deine Arme mich werfen, hörte deine Despotenangst einen Mörder aus den Tapeten hervorrauschen und jagte dich flüchtig von Zimmer zu Zimmer. Ja, der großäugige Verdacht steckte zuletzt auch die häusliche Eintracht an – Wenn deine Leonore dir jetzt einen Labetrank brächte, würdest du den Kelch mit Verzuckungen wegstoßen und die Zärtlichkeit eine Giftmischerin schelten.
Fiesco (bleibt mit Entsetzen stehen). Leonore, hör auf! Das ist eine häßliche Vorstellung-Leonore. Und doch ist das Gemälde nicht fertig. Ich würde sagen, opfre die Liebe der Größe, opfre die Ruhe – wenn nur Fiesco noch bleibt – Gott! das ist Radstoß! – Selten stiegen Engel auf den Thron, seltner herunter. Wer keinen Menschen zu fürchten braucht, wird er sich eines Menschen erbarmen? Wer an jeden Wunsche einen Donnerkeil heften kann, wird er für nöthig finden, ihm ein sanftes Wörtchen zum Geleite zu geben? (Sie hält inne, dann tritt sie bescheiden zu ihm und faßt seine Hand; mit feinster Bitterkeit.) Fürsten, Fiesco? diese mißrathenen Projecte der wollenden und nicht könnenden Natur – sitzen so gern zwischen Menschheit und Gottheit nieder; – heillose Geschöpfe! schlechtere Schöpfer!
Fiesco (stürzt sich beunruhigt durchs Zimmer). Leonore, hör' auf! Die Brücke ist hinter mir abgehoben-Leonore (blickt ihn schmachtend an). Und warum, mein Gemahl? Nur Thaten sind nicht mehr zu tilgen. (Schmelzend zärtlich und etwas schelmisch.) Ich hörte dich wohl einst schwören, meine Schönheit habe alle deine Entwürfe gestürzt – du hast falsch geschworen, du Heuchler, oder sie hat frühzeitig abgeblüht – Frage dein Herz, wer ist schuldig? (Feuriger, indem sie ihn mit beiden Armen umfaßt.) Komm zurücke! Ermanne dich! Entsage! Die Liebe soll dich entschädigen. Kann mein Herz deinen ungeheuren Hunger nicht stillen – o Fiesco! das Diadem wird noch ärmer sein. – (Schmeichelnd.) Komm! ich will alle deine Wünsche auswendig lernen, will alle Zauber der Natur in einen Kuß der Liebe zusammenschmelzen, den erhabenen Flüchtling ewig in diesen himmlischen Banden zu halten – dein Herz ist unendlich – auch die Liebe ist es, Fiesco. (Schmelzend.) Ein armes Geschöpf glücklich zu machen – ein Geschöpf, das seinen Himmel an deinem Busen lebt – sollte das eine Lücke in deinem Herzen lassen?
Fiesco (durch und durch erschüttert). Leonore, was hast du gemacht? (Er fällt ihr kraftlos um den Hals.) Ich werde keinem Genueser mehr unter die Augen treten-Leonore (freudig rasch). Laß uns fliehen, Fiesco, laß in den Staub uns werfen all diese prahlenden Nichts, laß in romantischen Fluren ganz der Liebe uns leben! (Sie drückt ihn an ihr Herz mit schöner Entzückung.) Unsre Seelen, klar, wie über uns das heitre Blau des Himmels, nehmen dann den schwarzen Hauch des Grams nicht mehr an – Unser Leben rinnt dann melodisch wie die flötende Quelle zum Schöpfer – (Man hört den Kanonenschuß. Fiesco springt los. Alle Verschwornen treten in den Saal.)
Fünfzehnter Auftritt
Verschworne. Die Zeit ist da!
Fiesco (zu Leonoren, fest). Lebe wohl! Ewig – oder Genua liegt morgen zu deinen Füßen. (Will fortstürzen.)
Bourgognino (schreit). Die Gräfin sinkt um. (Leonore in Ohnmacht.
Alle springen hin, sie zu halten. Fiesco vor ihr niedergeworfen.)
Fiesco (mit schneidendem Ton). Leonore! Rettet! um Gotteswillen! Rettet! (Rosa, Bella kommen, sie zurecht zu bringen.) Sie schlägt die Augen auf – (Er springt entschlossen in die Höh'.) Jetzt kommt – sie dem Doria zuzudrücken. (Verschworne stürzen zum Saal hinaus. Vorhang fällt.)
Fünfter Aufzug
Nach Mitternacht. – Große Straße in Genua – Hie und da leuchten Lampen an einigen Häusern, die nach und nach auslöschen – Im Hintergrund der Bühne sieht man das Thomasthor, das noch geschlossen ist. In perspectivischer Ferne die See. – Einige Menschen gehen mit Handlaternen über den Platz, darauf die Runde und Patrouille – Alles ist ruhig. Nur das Meer wallt etwas ungestüm.
Erster Auftritt
Fiesco kommt gewaffnet und bleibt vor dem Palast des Andreas Doria stehen. Darauf Andreas.
Fiesco. Der Alte hat Wort gehalten – im Palast alle Lichter aus. Die Wachen sind fort. Ich will läuten. (Läutet.) He! holla! Wach' auf, Doria! Verrathner, verkaufter Doria, wach' auf! Holla! Holla!
Holla! Wach' auf!
Andreas (erscheint auf dem Altane). Wer zog die Glocke?
Fiesco (mit veränderter Stimme). Frage nicht! Folge! Dein Stern geht unter, Herzog, Genua steht auf wider dich! Nahe sind deine Henker, und du kannst schlafen, Andreas?
Andreas (mit Ehre). Ich besinne mich, wie die zürnende See mit meiner Bellona zankte, daß der Kiel krachte und der oberste Mast brach – Andreas Doria schlief sanft. Wer schickt die Henker?
Fiesco. Ein Mann, furchtbarer als deine zürnende See, Johann Ludwig Fiesco.
Andreas (lacht). Du bist bei Laune, Freund. Bring deine Schwänke bei Tag. Mitternacht ist eine ungewöhnliche Stunde.
Fiesco. Du höhnst deinen Warner?
Andreas. Ich dank' ihm und geh zu Bette. Fiesco hat sich schläfrig geschwelgt und hat keine Zeit für Doria übrig.
Fiesco. Unglücklicher alter Mann – traue der Schlange nicht! Sieben Farben ringen auf ihrem spiegelnden Rücken – du nahst – und gählings schnürt dich der tödliche Wirbel. Den Wink eines Verräthers verlachtest du. Verlache den Rath eines Freundes nicht. Ein Pferd steht gesattelt in deinem Hof. Fliehe bei Zeit! Verlache den Freund nicht!
Andreas. Fiesco denkt edel. Ich hab' ihn niemal beleidigt, und Fiesco verräth mich nicht.
Fiesco. Denkt edel, verräth dich, und gab dir Proben von Beidem.
Andreas. So steht eine Leibwache da, die kein Fiesco zu Boden wirft, wenn nicht Cherubim unter ihm dienen.
Fiesco (hämisch). Ich möchte sie sprechen, einen Brief in die Ewigkeit zu bestellen.
Andreas (groß). Armer Spötter, hast du nie gehört, daß Andreas Doria Achtzig alt ist, und Genua – glücklich? (Er verläßt die Altane.)
Fiesco (blickt ihm erstaunt nach). Mußt' ich diesen Mann erst stürzen, eh' ich lerne, daß es schwerer ist, ihm zu gleichen? (Er geht einige Schritte tiefsinnig auf und nieder.) Nun, ich machte Größe mit Größe wett – Wir sind fertig, Andreas, und nun, Verderben, gehe deinen Gang.
(Er eilt in die hinterste Gasse – Trommeln tönen von allen Enden. Scharfes Gefecht am Thomasthor. Das Thor wird gesprengt und öffnet die Aussicht in den Hafen, worin Schiffe liegen, mit Fackeln erleuchtet.)
Zweiter Auftritt
Gianettino Doria in einen Scharlachmantel geworfen. Lomellin.
Bediente voraus mit Fackeln. Alle hastig.
Gianettino (steht still). Wer befahl, Lärmen zu schlagen?
Lomellin. Auf den Galeeren krachte eine Kanone.
Gianettino. Die Sklaven werden ihre Ketten reißen. (Schüsse am Thomasthor.)
Lomellin. Feuer dort!
Gianettino. Thor offen! Wachen in Aufruhr! (Zu den Bedienten.)
Hurtig, Schurken! Leuchtet dem Hafen zu! (Eilen gegen das Thor.)
Dritter Auftritt
Vorige. Bourgognino mit Verschwornen, die vom Thomasthor kommen.
Bourgognino. Sebastian Lescaro ist ein wackrer Soldat.
Zenturione. Wehrte sich wie ein Bär, bis er niederfiel.
Gianettino (tritt bestürzt zurück). Was hör' ich da? – Haltet!
Bourgognino. Wer dort mit dem Flambeau?
Lomellin. Es sind Feinde, Prinz! Schleichen Sie links weg.
Bourgognino (ruft hitzig an). Wer da mit dem Flambeau?
Zenturione. Steht! Eure Losung!
Gianettino (zieht das Schwert, trotzig). Unterwerfung und Doria.
Bourgognino (schäumend, fürchterlich). Räuber der Republik und meiner Braut! (Zu den Verschwornen, indem er auf Gianettino stürzt.) Ein Gang Profit, Brüder! Seine Teufel liefern ihn selbst aus. (Er stößt ihn nieder.)
Gianettino (fällt mit Gebrüll). Mord! Mord! Mord! Räche mich, Lomellin!
Lomellin. Bediente (fliehend). Hilfe! Mörder! Mörder!
Zenturione (ruft mit starker Stimme). Er ist getroffen. Haltet den Grafen auf! (Lomellin wird gefangen.)
Lomellin (knieend). Schont meines Lebens, ich trete zu euch über!
Bourgognino. Lebt dieses Unthier noch? Die Memme mag fliehen.
(Lomellin entwischt.)
Zenturione. Thomasthor unser! Gianettino kalt! Rennt, was ihr rennen könnt! Sagt's dem Fiesco an!
Gianettino (bäumt sich krampfig in die Höh). Pest! Fiesco – (Stirbt.)
Bourgognino (reißt den Stahl aus dem Leichnam). Genua frei und meine Bertha – Dein Schwert, Zenturione. Dies blutige bringst du meiner Braut. Ihr Kerker ist gesprengt. Ich werde nachkommen und ihr den Brautkuß gegen. (Eilen ab zu verschiedenen Straßen.)
Vierter Auftritt
Andreas Doria. Deutsche.
Deutscher. Der Sturm zog sich dorthin. Werft Euch zu Pferd, Herzog.
Andreas. Laß mich noch einmal Genuas Thürme schauen und den Himmel!
Nein, es ist kein Traum, und Andreas ist verrathen.
Deutscher. Feinde um und um! Fort! Flucht über die Grenze!
Andreas (wirft sich auf den Leichnam seines Neffen). Hier will ich enden. Rede Keiner von Fliehen. Hier liegt die Kraft meines Alters. Meine Bahn ist aus. (Calcagno fern mit Verschwornen.)
Deutscher. Mörder dort! Mörder! Flieht, alter Fürst!
Andreas (da die Trommeln wieder anfangen). Höret, Ausländer! Höret! das sind die Genueser, deren Joch ich brach. (Verhüllt sich.) Vergilt man auch so in Eurem Lande?
Deutscher. Fort! Fort! Fort! indeß unsre deutschen Knochen Scharten in ihre Klingen schlagen. (Calcagno näher.)
Andreas. Rettet euch! Laßt mich! Schreckt Nationen mit der Schauerpost: die Genueser erschlugen ihren Vater-Deutscher. Mord! Zum Erschlagen hat's noch Weile – Kameraden, steht! Nehmt den Herzog in die Mitte! (Ziehen.) Peitscht diesen welschen Hunden Respect vor einem Graukopf ein-Calcagno (ruft an). Wer da? Was gibt's da?
Deutsche (hauen ein). Deutsche Hiebe! (Gehen fechtend ab.
Gianettinos Leichnam wird hinweggebracht.)
Fünfter Auftritt
Leonore in Mannskleidern. Arabella hinter ihr her. Beide schleichen ängstlich hervor.
Arabella. Kommen Sie, gnädige Frau, o kommen Sie doch-Leonore. Da hinaus wüthet der Aufruhr – Horch! war das nicht eines Sterbenden Ächzen? – Weh! sie umzingeln ihn – Auf Fiescos Herz deuten ihre gähnenden Rohre – Auf das meinige, Bella – Sie drücken ab – Haltet! haltet! Es ist mein Gemahl! (Wirft ihre Arme schwärmend in die Luft.)
Arabella. Aber um Gotteswillen-Leonore (immer wilder phantasierend, nach allen Gegenden schreiend). Fiesco! – Fiesco! – Fiesco! – Sie weichen hinter ihm ab, seine Getreuen – Rebellentreue ist wankend. (Heftig erschrocken.) Rebellen führt mein Gemahl? Bella? Himmel? Ein Rebell kämpft mein Fiesco?
Arabella. Nicht doch, Signora, als Genuas furchtbarer Schiedsmann.
Leonore (aufmerksam). Das wäre Etwas – und Leonore hätte gezittert?
Den ersten Republikaner umarmte die feigste Republikanerin? – Geh, Arabella – wenn die Männer um Länder sich messen, dürfen auch die Weiber sich fühlen. (Man fängt wieder an zu trommeln.) Ich werfe mich unter die Kämpfer.
Arabella (schlägt die Hände zusammen). Barmherziger Himmel!
Leonore. Sachte! Woran stößt sich mein Fuß? Hier ist ein Hut und ein Mantel. Ein Schwert liegt dabei. (Sie wägt es.) Ein schweres Schwert, meine Bella; doch schleppen kann ich's noch wohl, und das Schwert macht seinem Führer nicht Schande. (Man läutet Sturm.)
Arabella. Hören Sie? hören Sie? das wimmert vom Thurm der Dominicaner. Gott erbarme! wie fürchterlich!
Leonore (schwärmend). Sprich, wie entzückend! In dieser Sturmglocke spricht mein Fiesco mit Genua. (Man trommelt stärker.) Hurrah! Hurrah! Nie klangen mir Flöten so süß – Auch diese Trommeln belebe mein Fiesco – Wie mein Herz höher wallt! Ganz Genua wird munter – Miethlinge hüpfen hinter seinem Namen, und sein Weib sollte zaghaft thun? (Es stürmt auf drei andern Thürmen.) Nein! Eine Heldin soll mein Held umarmen – Mein Brutus soll eine Römerin umarmen. (Sie setzt den Hut auf und wirft den Scharlach um.) Ich bin Porcia.
Arabella. Gnädige Frau, Sie wissen nicht, wie entsetzlich Sie schwärmen. Nein, das wissen Sie nicht. (Sturmläuten und Trommeln.)
Leonore. Elende, die du Das alles hörst und nicht schwärmst! Weinen möchten diese Quader, daß sie die Beine nicht haben, meinem Fiesco zuzuspringen – Diese Paläste zürnen über ihren Meister, der sie so fest in die Erde zwang, daß sie meinem Fiesco nicht zuspringen können – Die Ufer, könnten sie's, verließen ihre Pflicht, gäben Genua dem Meere Preis und tanzten hinter seiner Trommel – Was den Tod aus seinen Windeln rüttelt, kann deinen Muth nicht wecken? Geh! – Ich finde meinen Weg.
Arabella. Großer Gott! Sie werden doch diese Grille nicht wahr machen wollen?
Leonore (stolz und heroisch). Das sollt' ich meinen, du Alberne – (Feurig.) Wo am wildesten das Getümmel wüthet, wo in Person mein Fiesco kämpft – Ist das Lavagna? hör' ich sie fragen – den Niemand bezwingen kann, der um Genua eiserne Würfel schwingt, ist das Lavagna? – Genueser! Er ist's, werd' ich sagen, und dieser Mann ist mein Gemahl, und ich hab' auch eine Wunde. (Sacco mit Verschwornen.)
Sacco (ruft an). Wer da? Doria oder Fiesco?
Leonore (begeistert). Fiesco und Freiheit! (Sie wirft sich in eine Gasse. Auflauf. Bella wird weggedrängt.)
Sechster Auftritt
Sacco mit einem Haufen. Calcagno begegnet ihm mit einem andern.
Calcagno. Andreas Doria ist entflohen.
Sacco. Deine schlechteste Empfehlung bei Fiesco.
Calcagno. Bären, die Deutschen! pflanzten sich vor den Alten wie Felsen. Ich kriegte ihn gar nicht zu Gesicht. Neun von den Unsern sind fertig. Ich selbst bin am linken Ohrlappen gestreift. Wenn sie das fremden Tyrannen thun, alle Teufel! wie müssen sie ihre Fürsten bewachen!
Sacco. Wir haben schon starken Anhang, und alle Thore sind unser.
Calcagno. Auf der Burg, hör' ich, fechten sie scharf.
Sacco. Bourgognino ist unter ihnen. Was schafft Verrina?
Calcagno. Liegt zwischen Genua und dem Meer, wie der höllische Kettenhund, daß kaum ein Anchove durch kann.
Sacco. Ich lass' in der Vorstadt stürmen.
Calcagno. Ich marschiere über die Piazza Sarzana. Rühr dich, Tambour! (Ziehen unter Trommelschlag weiter.)