Czytaj książkę: «Die Vampirschwestern 2 – Das Buch zum Film»

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Schulhof-Boarding


Es war ein fast ganz normaler Tag auf einem fast ganz normalen Schulhof im Herzen von Bindburg. Die Sonne spiegelte sich in den weit geöffneten Fenstern und Laute drangen aus den Klassenzimmern. Lange Reden (von den Lehrern) und lange Seufzer (von den Schülern). Was man von außen nicht sehen konnte, waren die sehnsüchtigen Blicke der Schüler zur Uhr. Denn heute war eben nur ein fast ganz normaler Tag – es war der letzte Schultag vor den großen Ferien. Tick, tack, tick, tack … noch drei, zwei, eins. Drrrrrr! Endlich Schule aus! Aus allen Türen strömten jubelnde Schüler. Sie lachten, rannten, riefen und sprangen – wobei das Springen bei einer Schülerin ein bisschen so aussah, als würde sie fliegen. Sie hatte schwarze Haare, die nach allen Seiten abstanden, und ihre Klamotten (schwarze Lederjacke über einem rot-schwarz geringelten Pulli und zerrissene Jeans) waren so cool und wild wie ihr Sprung – oder Flug – die Treppe hinunter. Das Mädchen riss ihre Arme in die Höhe und rief laut: „Sommerferien! Endlich! Boi, boi, boi!“

Boi, boi, boi hieß so viel wie super, super, super und war vampwanisch. Denn das Mädchen trug nicht nur ungewöhnliche Klamotten, sie sprach auch eine ungewöhnliche Sprache und hatte einen nicht ganz normalen Namen. Das lag daran, dass sie nicht ganz normal war. Dakaria Tepes, genannt Daka, kam aus Transsilvanien und war ein Vampir. Genau genommen ein Halbvampir. Das erklärte auch, warum sie ungewöhnlich blass für diese Jahreszeit war.

Hinter ihr sprangen ihre beste Freundin Helene Steinbrück, ein fast normales Menschenmädchen, wenn man von ihrer Vorliebe für gruftige Orte und monstercoole Kugelschreiber-Tattoos absah, und Ludo Schwarzer, ein fast normaler Menschenjunge mit einem Skateboard unter dem Arm, wenn man ignorierte, dass er gelegentlich Dinge sehen konnte. Dinge, die in der Zukunft passierten. Er hatte Visionen. Düster und geheimnisvoll. Meistens zumindest. Heute aber nicht. Noch nicht. Im Moment war alles wundervoll, die Sommersonne schien und es waren Ferien.

Ludo ließ seinen Rucksack und sein Skateboard auf den Boden fallen und mit einem: „Ich darf doch mal …!“ schnappte sich Daka sein Board, Helene sprang übermütig mit auf und die beiden Mädchen fuhren kichernd und schlenkernd über den Schulhof.

„Uuaaa!“, rief Daka und Helene hielt sich an ihr fest. „Wackel doch nicht so!“, schrie sie.

Ludo sah seinen Freundinnen lachend nach. Hinter ihm kam Dakas Zwillingsschwester Silvania Tepes aus der Schule geschlendert. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden war unverkennbar. Aber nicht, weil sie gleich aussahen, das taten sie nämlich überhaupt nicht, sondern weil Silvania genauso auffallend anders war wie ihre Schwester. Sie zog jedoch keine rockig-punkigen Klamotten an, sondern bevorzugte romantische Röcke und Kleider mit Rüschen und Blümchen und sie liebte Strohhüte in allen Farben. Sie trug ihre Haare auch nicht kurz und schwarz und spitz, sondern lang, rot-blond und weich gelockt. Silvania war ebenfalls sehr blass, wenn auch nicht ganz so blass wie ihre Zwillingsschwester. Das lag zum einen daran, dass Silvania etwas mehr Mensch in sich hatte und sich deswegen auch lieber als Halbmensch, als als Halbvampir beschrieb. Zum anderen lag es sicher auch an dem Jungen, der neben ihr lief und sie an der Hand hielt. Jacob Barton. Er hatte hellgraue Augen, honigblonde Haare und einen roten Mund, der nach einer Mischung aus Hackbällchen (lecker, fand Silvania) und Knoblauch (egal, fand Silvania) schmeckte. In Jacob war Silvania heiß verliebt – er war einfach zum Anbeißen. Bei einer ihrer ersten Verabredungen hätte Silvania ihn auch wirklich fast gebissen. Aber er wurde trotzdem ihr Freund und ließ ihr Herz schneller schlagen und ihre Wangen röter schimmern.

Gerade hatte er vorgeschlagen, ins Kino zu gehen. „Aber bitte keinen Gruselfilm“, meinte Silvania. Die beiden blieben bei Ludo stehen und warfen ihre Rucksäcke mit auf den Taschensalat von Ludo, Daka und Helene.

„Vielleicht was Lustiges?“, schlug Jacob vor.

Bevor Silvania antworten konnte, dass sie gern einen schaurig-schönen Liebesfilm sehen würde, kamen Daka und Helene auf Ludos Skateboard angerast.

„Weg da! Wir kommen!“, warnte Daka.

„Oioioioiooooh!“, kreischte Helene.

„Krawalleriiiiii!“, rief Daka. Das war vampwanisch und hieß Attackeeeee!.

Silvania, Jacob und Ludo sprangen zur Seite und Daka und Helene purzelten lachend in den Taschenhaufen.

Jacob grinste spöttisch. „Naturtalente, würde ich sagen …“

Ludo nickte. „Absolut.“

„Ich fand uns nicht schlecht!“, meinte Helene und rappelte sich auf.

Daka blieb einfach sitzen und lächelte breit. Dabei blitzten ihre Eckzähne in der Sonne auf. An ihrem letzten Schultag hatte es Daka mit der Dentiküre nicht so genau genommen. Wozu die Eckzähne wegfeilen, wenn sowieso Ferien sind und einen kaum einer mehr sieht? Und Helene und Ludo wussten, dass Silvania und sie Halbvampire waren. Anders als Jacob, aber der hatte ohnehin nur Augen für ihre Schwester. Und die hatte sich natürlich brav die Eckzähne gefeilt. Daka aber wollte nicht brav sein. Sie wollte etwas erleben! Schließlich waren Sommerferien. Ihre Augen funkelten: „Wir müssten was machen! Wir alle zusammen! Irgendwas zensatoi futzi Supertolles! Wie wäre es mit …“, nachdenklich sah Daka in die Runde. „… Zelten! Wir könnten zusammen zelten. Nur wir, ohne Eltern. Am Bindburger See.“

„Cool, da bin ich sofort dabei!“, freute sich Helene.

„Das klingt ja total romantisch.“ Silvania zog Jacob zu sich und küsste ihn schnell auf den Mund. Jacob wurde ein bisschen rot, schließlich schlug auch sein Herz in Silvanias Nähe höher und er gab ihr einen schnellen Kuss zurück.

„Bäh!“, machte Daka angewidert. „Da wurden jetzt doch mindestens 500 Bazillen übertragen.“

Jacob zuckte nur lässig mit den Schultern. „Gut fürs Immunsystem.“

Alle außer Daka kicherten. Küssen, verliebt sein und Händchen halten fand Daka einfach Gumox. Quatsch. Unnötig. Peinlich.

„Aber jetzt wegen Zelten. Wir können doch alle mal unser Campingzeug checken und treffen uns nachher auf dem Friedhof“, schlug Ludo vor.

Damit waren alle einverstanden. „Okay, super!“, riefen Daka und Helene.

Dann schnappten sich die Freunde ihre Taschen und zogen los. Weg von der Schule und hinein in die Sommerferien. Ohne Hausaufgaben, ohne Arbeiten, ohne frühes Aufstehen (für Halbvampire besonders angenehm, da sie tagsüber gar nicht gern wach sind) und mit jeder Menge Spaß, Abwechslung und Abenteuer … und Liebe natürlich. Vor lauter Vorfreude begann Silvania ein altes transsilvanisches Heimatlied zu summen: „Transsil…“

„…vaniaaaa!“, stimmte Daka sofort mit ein. Auch ihre Freunde kannten das Lied inzwischen und sangen lauthals mit:

Transsilvania

Wuzzpogoi, oista snips, flopso, flugo,

Milobom job, rodna fantazyca!

Job enzero inima naz, Transsilvania!

Wörtlich übersetzt hieß das Lied:

Transsilvanien,

herumtollen, verrückt sein, flopsen, fliegen!

Wir lieben dich, du schöne Heimat!

Du bist für immer in unserem Herzen, Transsilvanien!

Für den heutigen Tag hieß das Lied frei übersetzt:

Sommerferien,

herumtollen, verrückt sein, flopsen, fliegen!

Wir lieben dich, du schöne Zeit!

Wir freuen uns von Herzen, Sommerferien!

Der Vampirjäger


Die Sonne schien hoch über dem Lindenweg. Die Autos vor den Häusern waren blitzblank gewaschen, aus den gepflegten Beeten ragte kein einziger Löwenzahn und die kurz geschorenen Rasen der Gärten luden zum Hinlegen ein. Wenig einladend dagegen war das Haus mit der Nummer 21. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt und davor hingen Knoblauchzöpfe in Kreuzform. Gelb-schwarze Warnschilder steckten am mannshohen Gartenzaun, der zusätzlich von Stacheldraht umgeben war. Hier wohnte jemand namens Kombast. Dirk van Kombast. Seine Haustür war durch mehrere Sicherheitsschlösser gesichert, genau wie sein Gartentor. Denn seine Mission war gefährlich. Tödlich gefährlich. Dirk van Kombast war Jäger. Vampirjäger genau genommen. Leider hatte er bereits mehrere Schlachten gegen die Vampirheit verloren. Doch er würde niemals aufgeben. Mission Fledermaus lief in die nächste Runde. Dafür hatte Dirk van Kombast aufgerüstet. Entschlossen, sein neuestes Wunderwerk auszuprobieren, betrat er vorsichtig seinen Garten. Er sah nach links und nach rechts. Die Luft schien rein zu sein. In der einen Hand hielt er einen durchsichtigen Trichter aus Plastik. In der anderen Hand einen blauen Staubsauger mit mehreren großen Schaltern und einem extralangen Schlauch. Nur der Aufsatz zum Saugen fehlte.

Der Vampirjäger stellte den Staubsauger ab, strich stolz mit der Hand darüber und murmelte ergriffen: „Mein Meisterwerk! Eine Präzisionswaffe im Gewand eines profanen Staubsaugers.“ Er kicherte irre. „Ein Wolf im Schafspelz sozusagen.“ Mit entschlossener Miene sah er zum Haus mit der Nummer 23 hinüber. „Damit gebe ich euch den Rest, Vampirpack! Mit diesem Gerät mache ich euch wehrlos, platt, zahm wie Kätzchen. Und dann präsentiere ich euch der Öffentlichkeit!“ Van Kombast richtete sich auf. „Ich werde die Existenz von Vampiren beweisen – ein für alle Mal! Niemand wird jemals wieder an Muttis und meiner geistigen Gesundheit zweifeln. Man wird mich bewundern, verehren – das Bundesverdienstkreuz ist mir sicher.“ Mit einem Seufzer dachte der Vampirjäger an seine Mutter, die seit Jahren in einer geschlossenen Anstalt saß, nachdem sie behauptet hatte, von Vampiren entführt und von ihnen auf dem Bindburger Kirchturm ausgesetzt worden zu sein. Niemand hatte ihr geglaubt. Auch Dirk van Kombast zweifelte zunächst an der Geschichte seiner Mutter. Doch dann waren Vampire in seine Nachbarschaft gezogen. In das heruntergekommene Haus mit der Nummer 23. Er hatte so gehofft, dass dort eine nette kleine Familie, oder noch besser: ein ruhiges Paar mittleren Alters, einziehen und das Haus auf Vordermann bringen würde. Das Efeu entfernen, ein sauberer Anstrich, den Rasen trimmen – schon würde das Haus wunderbar in den ordentlichen Lindenweg passen. Doch leider passte hier gar nichts. Die neuen Nachbarn hatten sich von Anfang an merkwürdig verhalten. Dirk van Kombast hatte so unauffällig wie möglich Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass es in der Familie Tepes Vampire gab. Zumindest Herr Tepes war ein bissiger Blutsauger. Und die beiden Töchter waren Halbvampire. Dass Frau Tepes rein menschlich war, änderte nichts an der Gefahr, die auch von ihr ausging, denn sie steckte ja offensichtlich mit diesen Flatterwesen unter einer Decke. Oder sollte er sagen, unter einem Sargdeckel? Bei ihrem Einzug hatte Herr Tepes nämlich einen riesigen Sarg ins Haus getragen.

Jedenfalls hatte Dirk van Kombast von seinem Job als Pharmavertreter, den er inzwischen nur noch zur Tarnung ausübte, auf Vampirjäger umgesattelt. Mit seinem völlig neu entwickelten Supersauger würde er mit seiner Mission endlich Erfolg haben.

„Gut. Testphase eins: saugen“, murmelte er und drückte einen der Schalter auf dem Staubsauger. Dann öffnete er den Deckel des Saugers und nahm ein paar Knoblauchknollen heraus, die er auf dem Rasen verteilte, und hielt gespannt den Sauger über die erste Knolle. SCHLUPP, FLUPP! verschwand sie im Inneren des Saugers. Mit einem zufriedenen Lächeln begann der Vampirjäger, die anderen Knoblauchknollen einzusaugen.

Die Spürnase


Sein Name war Hase. Poldi Hase. Er war seines Zeichens Dackel und führte soeben sein Frauchen zurück nach Hause in den Lindenweg. Dabei hielt er die Nase witternd in die Luft. Seit diese muffigen Nicht-Menschen in sein Revier eingezogen waren, war Poldi ständig auf der Hut und immer bereit zuzubeißen. Denn diese Menschen waren keine normalen Menschen. Bis auf die Frau. Von den anderen ging Gefahr aus. Besonders von dem Mann. Poldi war nicht entgangen, dass es in seinem Revier immer häufiger nach Blut roch. Vor allem den Geruch von Rattenblut hatte er in letzter Zeit öfter in seiner feinen Nase.

Auch wenn er für sein Frauchen alles tat, hätte Poldi sie gern gegen ein Herrchen umgetauscht. Dirk van Kombast wäre seine erste Wahl. Soweit Poldi ihn beobachtet und beschnüffelt hatte, roch er nicht nur lecker nach Ginseng-Patschuli-Parfüm, sondern er hatte auch erkannt, was für eine Gefahr von den neuen Nachbarn ausging, und bekämpfte sie entschlossen. Oder er versuchte es zumindest. Poldis Frauchen dagegen ahnte nichts.

Poldi sträubten sich die Haare. Da kamen diese zwei muffigen Mädchen. Sie rochen nach ranziger Friedhofserde mit einem Hauch Blutwurst. Das wäre normalerweise für einen Dackel Anlass zur Freude, aber Poldi ließ sich nicht täuschen. Wütend kläffte er Daka und Silvania an, die freundlich grüßten: „Hallo, Frau Hase.“

„Hallo, ihr zwei!“, grüßte Poldis Frauchen zurück.

Es war zum Verzweifeln, fand Poldi. Roch sie denn gar nichts? Immerhin blieb sie jetzt am Zaun von Herrn van Kombast stehen.

„Was macht der denn da?“, wunderte sich Frau Hase.

Dirk van Kombast bemerkte weder Hund noch Hase. Er startete gerade hoch konzentriert die zweite Testphase: das Präzisions-Mahlwerk. KNURPS, KRACH! klang es aus dem Staubsauger. Zufrieden nahm der Vampirjäger den langen Schlauch des Saugers in die Hand und trat auf einen anderen Schalter. „Und Testphase drei: blasen bitte!“, befahl er.

PFFF, SCHHH! drang eine dicke Rauchwolke aus dem Schlauchende und Dirk van Kombast hielt es schnell über den Zaun.

„Igitt! Knoblauch!“, rief Frau Hase angewidert, während Poldi bellte, was ein Dackel bellen kann. Poldi war in heller Aufregung. Was immer van Kombast dort trieb, er war sich sicher, dass es mit seinem Kampf gegen die Nicht-Menschen zu tun hatte.

Doch der Vampirjäger hörte seinen kleinen, und vermutlich einzigen, Anhänger nicht. Er war begeistert von seiner Erfindung, die offensichtlich ganz hervorragend funktionierte.

„Wunderbar, ganz wunderbar, Dirk! Fehlt nur noch der Trichter“, meinte er zu sich selbst. Hoch konzentriert nahm er den großen Trichter und schraubte ihn fest auf das Schlauchende. In diesem Moment wurde er von einem Schrei abgelenkt.

„ZENSATOIIII FUTZIIIIII!“, kam es aus dem Haus der Tepesbande.

Vor Schreck stolperte van Kombast, trat aus Versehen auf den Saugen-Schalter seines Staubsaugers und warf gleichzeitig den Schlauch über den Zaun.

SCHLÜRF, SCHLURP! Noch bevor Poldi auch nur „Wuff!“ sagen konnte, hing er schnauzüber in dem großen Trichter am Ende des Schlauches fest.

„Hilfe! Poldi!“, rief sein Frauchen verzweifelt.

„Oh, ohohoho. Keine Angst, ich habe alles im Griff!“, log Dirk van Kombast bei dem Versuch, den hin und her tanzenden Schlauch unter Kontrolle zu bringen.

„Lassen Sie los! So lassen Sie doch los!“, schrie Frau Hase und zog an der Leine, sodass dem armen Poldi die Luft zum Bellen fehlte.

Vampire auf Tour


Das ist so was von obersupervampirogalaktischmegageil! Boi, boi, boi!“, jubelte Daka und flopste, flog und rockte durch das Zimmer, das sie mit Silvania teilte. Flopsen und Fliegen waren bei Tageslicht eigentlich streng verboten, aber wenn die Vampirschwestern zu Hause waren und sie niemand sah, kümmerte sich Daka nicht um die radikalen Regeln, die ihre Mutter Elvira Tepes für das Leben in Deutschland aufgestellt hatte. Und Flopsen sollte man sowieso immer dürfen, fand Daka, weil sie da so schnell von einem Ort zum anderen gelangte, dass ein menschliches Auge ihr ohnehin nicht folgen konnte.

Daka umarmte ihre Schwester stürmisch, die gerade einen Schlafsack aus ihrem Schrank kramte. „Was ist denn los?“, fragte Silvania verwirrt.

Statt zu antworten flopste sich Daka vor ihren Computer und las vor: „Im Rahmen der 231. Sommertournee durch die Ukraine, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Tschechien, Polen, Österreich und die Schweiz geben Krypton Krax ein exklusives Clubkonzert in Schattenwalde in Deutschland.“ Aufgeregt unterbrach sich Daka: „Das ist gar nicht weit von hier im Bat Church Club – Mann, Krypton Krax in diesem kleinen Bat Church Club. In Bistrien füllen die ganze Stadien …“ Bistrien war die Vampirstadt in Transsilvanien und Krypton Krax war Dakas absolute Lieblingsband. Sie kannte alle Songs auswendig und konnte stundenlang den Sänger Murdo auf dem Poster bewundern, das über ihrem Schiffschaukelsargbett hing. Murdo war so cool, wild und düster wie die Musik, die er machte. Daka spielte selbst leidenschaftlich Schlagzeug und träumte seit Jahren davon, einmal mit Murdo auf der Bühne zu stehen.

„Beginn 00:00 Uhr“, las Daka weiter. „Die Flugkoordinaten sind blablabla.“

Daka drehte sich zu Silvania um und nahm feierlich ihre Hände.

„Heute Nacht! Das ist der Hammer. Da müssen wir hin! Das wird super – unser erstes Konzert!“ Daka rannte aus dem Zimmer. „Ich frag gleich Papa!“, hörte Silvania sie noch rufen.

Poldi verzeiht


Draußen im Lindenweg war es dem Vampirjäger endlich gelungen, seinen Präzisionssauger mit einem gezielten Tritt auszuschalten. SPOTZ, ROTZ! gab der Trichter den armen Poldi frei, der direkt in den Armen seines Frauchens landete.

„Poldi!“, rief Frau Hase und herzte und knuddelte ihren winselnden Dackel. Dann drehte sie sich zu Herrn van Kombast: „Was fällt Ihnen ein! Sie hätten ihn umbringen können mit ihrem Ding da. Teufelszeug!“

„Das ist kein Teufelszeug, das ist mein Knobinator!“, gab Herr van Kombast beleidigt zurück. „Ein Knoblauch-Zerstäuber. Teile davon stammen aus der Weltraumforschung. Unheimlich komplizierte Technologie, unheimlich teuer, aber auch unheimlich wirkungsvoll …“

„Ach, gehen Sie mir bloß weg mit Ihrem Knoblauch-Mist. Ich pfeife auf die Weltraumforschung!“, gab Frau Hase zurück.

„Damit werde ich beweisen, dass unsere Nachbarn Vampire sind! Das ist doch auch in Ihrem Sinne!“, rief Herr van Kombast außer sich.

Daraufhin starrte Frau Hase ihren Nachbarn entgeistert an und tippte sich an die Stirn: „Sie sind völlig irre, was? Suchen Sie sich lieber endlich eine Frau!“ Wütend vor sich hin schimpfend ging Frau Hase davon. Poldi bellte noch wütender. Warum begriff sein dummes Frauchen denn nicht, dass Herr van Kombast die Wahrheit sagte? Denn jetzt war alles glasknochenklar. Diese Nicht-Menschen waren Vampire. Blutsauger. Kalte Wesen. Und außerdem war das mit diesem Knobibrater, oder wie auch immer das hieß, doch nur halb so schlimm gewesen. Um Waffen für die Bekämpfung von Vampiren zu testen, wollte Poldi gern Opfer bringen. Auch wenn es ihn immer noch an seinem Schnauzbart zwickte.

Den Vampirjäger zwickte auch etwas. Aber nicht am Bart, denn er war stets sorgfältig rasiert, sondern am Herzen. „Eine Frau …?!“, flüsterte er verblüfft und sah seiner Nachbarin hinterher.

Dirk van Kombast beschloss, seine Testreihe für Mission Fledermaus für beendet zu erklären. Er brauchte unbedingt ein Frischkäsebrot mit Kresse und dazu einen Entspannungstee. Dirk van Kombast musste nachdenken.

Wecke nie einen Vampir


Dakas Herz trommelte wie das wildeste Schlagzeugsolo, das sie je gespielt hatte. Krypton Krax kamen nach Deutschland! Das war einfach obergrottencool. Schnell wie ein Vampir auf der Jagd raste sie die Treppe hinunter in den Keller. Sie klappte den Sargdeckel auf und rüttelte an ihrem Vater.

„Papa, Papi, Papilein, wach auf!“

Eigentlich sollte man einen Vampir tagsüber besser nicht wecken. Und eigentlich konnte einen 2676 Jahre alten Vampir wie Mihai Tepes auch um diese Tageszeit nichts und niemand wecken. Zumal er die ganze Nacht in der Bindburger Rechtsmedizin gearbeitet hatte. Zwar hatte er sich dort mal wieder mit köstlichen Blutkonserven stärken können, dennoch war er gerade heute sehr müde in seinen Sarg gekrochen. Aber Mihai Tepes liebte seine Töchter mehr als sein Leben und als seinen Schlaf. Also öffnete er die Augen ein wenig.

„Papa! Krypton Krax kommen nach Deutschland. Die spielen heute Nacht im Bat Church Club. Dürfen wir hin? Bitte, bitte, bitte!“

Verschlafen rieb sich Herr Tepes die Augen und runzelte leicht die Stirn.

„Schmück den Dachs?“, murmelte er.

„Nein!“ Ungeduldig hüpfte Daka auf und ab. Wieso musste Papa immer alle Namen falsch verstehen?

Krypton Krax, Papi! Du weißt schon. Die absolut zensatoi futziste Band des Universums. Dürfen wir hin? Bitte, bitte, bitte, bitte! Dafür will ich kein Geburtstagsgeschenk und kein Weihnachtsgeschenk und ich putz dir deinen Blutkonservenschrank und streich dir den Sarg neu und …“

Krypton Krax?“ Mit einem Schlag war Mihai Tepes wach. Er setzte sich auf und sah seine Tochter ernst an. „Tut mir leid, aber nein!“

„WAS?“ Daka hörte auf zu hüpfen und sah ihren Vater entsetzt an. „Papa, ich muss da hin!“

Mihai schüttelte bestimmt den Kopf. „Nein. Ich erlaube es nicht.“

In diesem Moment steckte Elvira Tepes ihren rotblonden Wuschelkopf durch die Tür. Sie war gerade aus ihrem Klobrillenladen zurückgekommen, um das Mittagessen zu kochen. Elvira Tepes war Designerin und hatte nicht nur ein Gespür für Farben und Formen, sondern auch für Gefühle und Stimmungen. Besorgt betrachtete sie ihren Ehemann, der für diese Tageszeit viel zu wach, und ihre Tochter, die für den letzten Schultag vor den Sommerferien viel zu unglücklich war. „Was gibt’s denn?“

Den Tränen nahe flüsterte Daka: „Papa sagt, ich darf nicht zum Krypton Krax-Konzert. Dabei spielen die heute im Bat Church Club …“

Elvira sah ungläubig zu ihrem Mann. Normalerweise konnte er seinen Töchtern nichts abschlagen. Und Daka liebte diese Band, das wusste er doch. Beruhigend legte Elvira Daka ihre Hände auf die Schultern.

„Und warum? Das ist doch gar nicht weit von hier. Höchstens eine Flugstunde …“, begann sie, doch ein scharfer Blick ihres Mannes ließ sie den Satz nicht beenden.

„Nein!“, sagte Herr Tepes bestimmt. „Nici doi viati.“

Damit war die Sache entschieden. Wenn Mihai Tepes „Nie im Leben“ sagte und das auch noch in seiner Muttersprache, dann konnte ihn nicht einmal mehr seine Frau umstimmen. Das wusste auch Daka, die sich von ihrer Mutter losriss, wütend aus dem Keller stürmte und die Kellertreppe hochstapfte. Oben angekommen knallte sie die Kellertür zu, sodass Mihais Sargdeckel klapperte.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Elvira ihren Mann an.

„Was war denn das? Du bist doch sonst nicht so autoritär. Was hast du denn gegen Krypton Krax?“

Mihai stieg wortlos aus dem Sargbett und legte seine rote Samtdecke ordentlich zusammen. Dann drehte er sich zu Elvira um und funkelte sie aus seinen tiefschwarzen Augen an.

„Weißt du, wer der neue Manager von Krümel Krach ist?“ Natürlich meinte er Krypton Krax, aber er hatte es einfach nicht mit Namen.

„Dieter Bohlen?“ Elvira grinste.

„Das ist nicht witzig.“ Mihai schnaubte.

Elvira kicherte. „Finde ich schon.“

Mihai verzog keine Miene. „Es ist Xantor!“

Elvira zuckte zusammen. „Xantor?“, flüsterte sie erschrocken.

Mihai nickte finster.

„Der Xantor?“, fragte Elvira.

Wieder nickte Mihai.

„Oh“, keuchte Elvira und sah auf einmal aus wie eine echte Vampirfrau. Leichenblass.

Daka hatte schlechte Laune. Grottenmordsmuffenschlechte Laune. Daran änderte auch das Mittagessen nichts, obwohl es eine von Dakas Leibspeisen gab.

Ihr Vater dagegen tat so, als sei alles in Ordnung. „Mhh, köstlich, Schatz, Inima. Ich liebe deinen Blutspinnen-Auflauf.“

Elvira lächelte. Silvania schaute nervös von einem zum anderen. Daka schwieg.

Mihai versuchte weiter, die Stimmung aufzulockern. „Und? Wie war dein Tag, Schatz?“

„Gut. Sehr gut sogar“, antwortete Elvira. „Heute Vormittag kamen wieder Aufträge rein ohne Ende. Die Leute reißen sich um meine Klobrillen. Aber der Laden platzt aus allen Nähten. Ich brauche wirklich etwas Größeres.“

„Jacobs Vater ist in ein neues Atelier gezogen. Ich glaube, er will das alte vermieten“, meldete sich Silvania zu Wort.

„Ach ja? Jacobs Vater hat ein Atelier?“, fragte Elvira interessiert nach.

Silvania nickte. „Er malt immer so blaue Bilder. Moderne Kunst. Früher waren das kleine blaue Bilder, aber jetzt malt er nur noch sehr große blaue Bilder. Und die passen nicht durch die Tür vom alten Atelier, deswegen hat er was Neues gesucht.“

Ein Strahlen ging über Elviras Gesicht. „Ach, ein Künstler! Das wusste ich ja gar nicht. Das hast du nie erzählt. Das ist ja hochinteressant.“

„Menschen gibt’s …“ Mihai schüttelte belustigt den Kopf. Blaue Bilder, was war denn das für eine Farbe? Rot und Schwarz, das waren Farben. Oder seinetwegen noch ein dunkles Grün. Grün wie die Wälder in seiner geliebten Heimat Transsilvanien.

„Willst du seine Telefonnummer?“, bot Silvania ihrer Mutter an, die begeistert nickte: „Oh ja, unbedingt! Da ruf ich sofort an!“

Daka knallte ihren Löffel auf den Teller und stand auf. „Ich bin fertig“, brummte sie.

Silvania hielt sie am Arm fest. „Warte, wir wollten doch noch fragen …“

„Was?“, fragte Daka genervt.

Silvania seufzte. War ja klar. Alles blieb wieder an ihr hängen. Typisch. Nur weil sie sieben Minuten älter war als Daka, musste sie sich immer kümmern.

„Wir wollten fragen, ob wir ein paar Tage zelten dürfen. Mit Jacob, Helene und Ludo. Am Bindburger See …“, begann Silvania.

Elvira nickte, dass ihre Locken wackelten. „Gute Idee, finde ich toll! Mit euren Freunden – was sagst du, Mihai?“

Mihai nickte, wenn auch etwas zögerlich. Aber er hatte heute schon einmal Nein gesagt und wollte nicht schon wieder der Spielverderber sein. Auch wenn er es nicht so berauschend fand, dass seine Töchter allein an einem See herumhängen wollten. Da schien doch ständig die Sonne und das Wasser reflektierte das Licht nach allen Seiten. Nicht gerade das, was einem Vampir gefiel.

„Okay, von mir aus“, murmelte Mihai.

Daka schnaufte wütend und machte ohne ein weiteres Wort die Fliege.

Silvania dagegen hob vor Freude fast vom Boden ab.

„Danke! Super! Superfutzig!“, rief sie und folgte ihrer beleidigten Leberwurst-Schwester.

Mihai sah seinen Töchtern etwas unglücklich hinterher. Elvira bemerkte es, legte ihre Hand auf seine und drückte sie sanft. „Sie beruhigt sich schon wieder. Daka ist halt impulsiv. Das hat sie von dir.“

Mit diesen Worten blickte Elvira ihren feurigen Vampirmann liebevoll an und als er in ihre wunderschönen tiefblauen Augen sah, lächelte er. Und für einen kurzen Moment dachte er, dass blaue Bilder vielleicht doch nicht so schlecht sein konnten.

399 ₽
12,83 zł
Ograniczenie wiekowe:
12+
Data wydania na Litres:
14 kwietnia 2021
Objętość:
123 str. 6 ilustracje
ISBN:
9783732003136
Wydawca:
Właściciel praw:
Bookwire
Format pobierania:

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