Czytaj książkę: «Männerdämmerung»

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FRANK KRAUSE

Männerdämmerung

AUF DEM WEG ZU WAHRER

IDENTITÄT UND STÄRKE

GLORYWORLD-MEDIEN

1. E-Book-Auflage 2021

© 2010 Frank Krause

© 2010 GloryWorld-Medien, www.gloryworld.de

Alle Rechte vorbehalten

Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 1985, entnommen.

Weitere Bibelübersetzung: [LU84]: Luther Bibel, Revidierte Fassung von 1984.

Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.

Lektorat/Satz: Manfred Mayer

Illustrationen: Rainer Zilly, www.kreativ-agentur-zilly.de

Umschlaggestaltung: Kerstin & Karl Gerd Striepecke, www.vision-c.de

Foto: istockphoto

ISBN (epub): 978-3-95578-142-2

ISBN (Druck): 978-3-936322-42-2

Inhalt

Prolog

Teil I: Transformation

1 Verwandlung

2 Männer-Herzen

3 Männer-Erweckung

4 Männer-Träume

Teil II: Revolution

5 Einführung zu Teil II

6 Revolution der Freude

7 Revolution des Gebets

8 Revolution der Jüngerschaft

9 Männerdämmerung

Nachwort von Emmerich Adam

Prolog

Der Begriff Götterdämmerung geht zurück auf die germanische Mythologie. Die Götter reiben sich dort gegenseitig in einem großen Kampf auf, und in der Folge geht die Welt in Flammen auf. Allerdings geht aus diesem Untergang und Chaos eine neue Ordnung hervor. Ein neues Gleichgewicht wird gefunden und damit eine neue Welt geboren aus der Asche der alten. In diesen Sagen findet sich die ewige Wahrheit wieder, dass es kein Neues geben kann, ohne dass Altes vergeht. Allerdings wird auch deutlich, dass die alten Götter und ihre Ordnung nicht kampflos gehen. Ohne Konflikt, Chaos und tiefgreifende Auseinandersetzungen kann es keine Erneuerung geben. Das ist der Punkt, vor dem viele Männer zurückschrecken. Sie warten lieber weiter zu und schieben „Dienst nach Vorschrift“, den sie zwar ehrlich gesagt ziemlich „öde“ finden, aber um des „lieben Friedens willen“ weiter bedienen, auch wenn ihr Herz darüber einschläft und sie sich selbst verraten.

Männer, die sich nicht trauen, ihre Welt in den Brand zu stürzen, der unweigerlich ausbricht, wenn sie sich aufmachen, sich selbst zu finden, sie selbst zu werden und nicht nur eine Marionette der Erwartungen anderer zu sein – auch wenn diese religiöser Natur sein mögen –, korrumpieren sich selbst und in der Folge verachten sie sich auch selbst. Männer, die nicht wissen, wer sie sind und was sie wollen, Männer, die an sich verzweifeln und ihre Selbstachtung verloren haben, gibt es viele. Sie verstehen nicht, wie sie das Leiden an ihrem desolaten Zustand nutzen können für einen Prozess der Transformation. Um dieses Wort wird es im ersten Teil dieses Buches gehen.

Viele Männer sind also tief in sich selbst durchaus verzweifelt genug und vom Leben ausreichend enttäuscht, aber aufzustehen, zu kämpfen und den großen Konflikt zu riskieren, das wagen sie dann doch nicht. Wie sollen sie eine solche Revolte auch angehen, und wer hilft ihnen dabei, damit sie nicht nur jede Menge Geschirr zerschlagen, ohne dabei zu einer anderen Ebene von Mannsein durchzubrechen? Also geben sie sich damit zufrieden, die alten Wege hier und da ein wenig aufzuhübschen, noch sicherer und bequemer zu machen, jedoch nicht, sie zu verlassen. Sie wollen nichts Grundsätzliches verändern und sich keinem schmerzlichen Prozess der Verwandlung aussetzen, der ihre Welt womöglich auflösen würde zugunsten einer neuen Ordnung aus der Asche der alten. Und sie wissen ja noch nicht einmal, wie diese neue Ordnung aussehen soll. Sie werden lieber dekadent und backen „kleine Brötchen“. Der Traum von Größe und Fülle wird auf Eis gelegt oder auf das Jenseits verschoben.

Jedoch haben einige Männer entdeckt, dass gerade im Schmerz und Feuer die einzige Hoffnung liegt auf ein verwandeltes und herrlichkeitstaugliches Leben. Nach Jahren und Jahrzehnten des bemühten Angepasstseins an die Vorgaben der Systeme, in denen sie leben, haben sie der erschütternden Wahrheit ins Auge sehen müssen: Die Zukunft ist nicht in dem, was sie haben und schon kennen, sondern in dem, was sie nicht haben und nicht kennen. Sie ist nicht im gewohnten Gestern beheimatet, sondern im unbekannten Morgen angesiedelt und ruft von dort aus nach ihnen, sich aufzumachen ins Unbekannte, so wie Abraham einst von Gott berufen wurde, aus seiner Heimat aufzubrechen in ein Land, das er nicht kannte, sondern das Gott ihm erst dann zeigen würde, wenn er aufbrechen und losgehen würde. Das klingt so recht nach Risiko. Mutet Gott uns etwa Risiken zu?! Haben wir von ihm nicht immer nur das eine gewollt: Sicherheit? Der Weg in die Zukunft, die nicht nur die Verlängerung des Gestern ins Morgen ist, sondern eine umfassende Verwandlung und Neuordnung aller Dinge, erschließt sich nur denen, die ihn betreten. Das erfordert Mut und Glauben. Eigentlich sind das wunderbare und für Männer attraktive Eigenschaften, aber die alten Götter verlangen von den Männern, dass sie ihren Glauben und Mut bitte schön nur dafür einsetzen, das Alte und Gehabte zu erhalten, aber nicht, es zu überwinden.

In christlichen Kreisen sprechen wir natürlich nicht von alten Göttern. Es sind damit aber auch in den Mythen die Bilder gemeint, die wir uns von Gott bzw. den Göttern machen und von den „Altvorderen“ gelernt haben. Diese Bilder in Frage zu stellen, ist der erste Schritt auf dem Weg einer Revolution, in der es um mehr geht als um die Optimierung und Modernisierung des Gehabten. Das Gehabte, also den Status quo in Frage zu stellen, ist der Beginn des Aufstandes, den es braucht, um eine neue Ordnung zu finden, die mehr Hoffnung auf ein Leben in Freiheit, Bedeutung und Würde trägt als die bekannte Routine, die kaum mehr als Langeweile zu bieten hat, weil sich ewig das Gleiche wiederholt.

Aber erst dann ist es wirklich Revolution, wenn die Verzweiflung über die Fruchtlosigkeit des alten Weges so groß geworden ist, dass man sich mit Gewalt davon losreißt. Revolution ist dann gekommen, wenn Menschen mit Esther angesichts des beschlossenen Untergangs sprechen: „Komme ich um, so komme ich um!“ und entschlossen aufstehen, um den Weg des Risikos zu gehen. Transformation und Revolution sind keine Begriffe, in denen es um Nebensächlichkeiten geht, aber der gewohnte Weg in der Hauptsache beibehalten wird. Transformation und Revolution lassen nichts, wie es ist, sondern füllen neuen Wein in neue Schläuche.

Nach über zwanzig Jahren im geistlichen Dienst und vielen Jahren in der Männerarbeit habe ich keinen Zweifel daran, dass die Zeit der Männerdämmerung gekommen ist. Die Wehen sind schon lange deutlich zu spüren. Bei einer Geburt geht es ohne Blut und Schreien nicht ab, so auch nicht, wenn Männer laut werden, um selbst geboren zu werden, heraus aus einer dekadenten Ordnung, die ihnen nichts mehr zu bieten hat, sondern sie beengt und einschnürt bis zur Agonie, wie der Mutterleib ein übertragenes Kind. Wie ein Neugeborenes die Welt, in die es mit der Geburt eintritt, nicht vergleichen kann mit der Welt, aus der es gerade kommt, so müssen Männer durchbrechen zu jener neuen Welt, die nicht wieder genauso ist wie die alte, sondern wirklich anders. Genau zu diesem Aufbruch ruft Gott in der „Heiligen Schrift“ unentwegt auf, und wir finden dort zahlreiche Beispiele für Männer, Familien und ganze Völker im Aufbruch heraus aus alten Ordnungen und Wegen hinein in neue. Sie gingen dabei immer wieder Wege, die eigentlich menschenunmöglich waren und nur mit jenem Glauben zu bewältigen waren, der sich nicht mehr umdreht nach dem Alten und den anderen, sondern entschlossen ins Unbekannte marschiert, komme was wolle. Dort wurden all die Wunder erlebt, die wir in der Schrift lesen und bei denen wir uns insgeheim fragen, warum sie eigentlich heute nicht mehr geschehen. Aber sie geschehen heute genauso wie damals. Gott hat sich nicht verändert. Er ruft noch immer dazu auf, im Glauben die Grenzen der Routine und Gewohnheit zu überschreiten und das scheinbar Unmögliche zu tun. Wunder vollziehen sich an denen, die den Weg gehen, der ohne Wunder nicht möglich ist.

In dem vorliegenden Buch mache ich Mut zum Aufbruch. Da ich selber aufgebrochen bin, kann ich einige Hinweise geben auf den Weg der Verwandlung, der zu gehen ist.

Dieses Buch ist nichts für Männer, die nur nach einer Rückversicherung dafür suchen, dass ihr konservativer Weg der richtige war, ist und immer sein wird. Es richtet sich nicht an Männer, die lediglich nach Richtig und Falsch fragen, sondern nach Leben und Tod. Die Frage ist weniger: „Wie mache ich alles richtig?“ als vielmehr: „Wie werde ich lebendig?“ Ich bin überzeugt, wir alle könnten sehr viel lebendiger sein, als wir es sind, und Jesus zielt mit der Aussage „Ich lebe und ihr sollt auch leben!“ (vgl. Joh 14,19) wohl genau darauf ab. Er sendet uns keine Dogmatik und kein Gesetzbuch, damit wir bloß „alles richtig machen“, sondern seinen Geist, der uns lebendig macht. Wir sollen leben bis zum Äußersten, ja, bis es uns aus allen Poren fließt. Wie wunderbar!

Im Folgenden behandle ich eine Reihe von Themen, die für den Aufbruch ins Leben wesentlich sind. Auch einige Leute in der Bibel, die in überragender Weise überwunden haben – oder sich geweigert haben –, werde ich betrachten, da sie uns wertvolle und ewig-gültige Beispiele dafür geben, wie auch für uns Männer von heute der Prozess der Verwandlung und Revolution aussehen kann.

Nachdem mir sowohl Emmerich Adam – siehe Nachwort – wie auch meine Frau dazu geraten haben, Fragen an die Kapitel anzufügen, damit die Leser dadurch eine Hilfestellung erhalten, wie sie das Gelesene für sich anwenden können, habe ich das getan und danke für die Anregung. Ein Tipp gleich vorneweg: Sätze, die beim Lesen ins Auge springen und wichtig werden, anstreichen und nach dem Kapitel noch einmal anschauen mit der Frage, warum gerade diese Worte wichtig wurden.

Die Fragen, die das ganze Buch begleiten, sind:

• Was bin ich bereit, mir eine wirkliche Veränderung an Zeit, Aufwand oder Verzicht kosten zu lassen?

• Mit wem kann ich darüber sprechen? Gibt es jemanden, der in der Lage ist, mir zuzuhören, und mich nicht gleich mit Ratschlägen „zutextet“?

• Gibt es Gefährten auf dem Wege? Männer, die mit mir auf dem gleichen Weg der Verwandlung und Revolution sind?

Frank Krause

TEIL I: TRANSFORMATION

Wenn nun jemand in Christus ist,

so ist er eine neue Schöpfung;

das Alte ist vergangen,

siehe, Neues ist geworden.

2. Korinther 5,17


Kapitel 1: Verwandlung

Ich stehe an einem weiten Feld. Der Acker ist beeindruckend leblos und öde. Kein Halm und kein Blatt ist zu sehen, nichts Grünes auf dem Feld, so weit mein Auge reicht. Der Boden ist verkarstet und schlickig. Er sieht so schwarz aus, als wäre Kohlenstaub darauf gefallen. Er scheint schon vor langer Zeit abgeerntet und dann sich selbst überlassen worden zu sein und liegt nun verwahrlost unter einem diesigen, trüben Himmel einfach da. Die Stimmung in der Atmosphäre ist erfüllt von Resignation und Hoffnungslosigkeit wie am grauesten Herbsttag, den man sich vorstellen kann. Ich möchte den Kragen hochschlagen und bloß schnell weitergehen. Da aber sagt eine Stimme zu mir: „Dies ist das Feld der Männer.“

Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht (2 Kor 3,18).

Das heute oft gehörte Wort „Transformation“ bedeutet „Verwandlung“. Der obige Text in 2. Korinther 3 spricht davon, dass wir in das Ebenbild Christi verwandelt werden. Derjenige, der uns in dieses Bild verwandelt, ist der Heilige Geist. Es sind nicht fromme Veranstaltungen, Predigten, Bücher, Andacht, Bibellese usw., die uns in dieses Bild verwandeln. Solche Dinge sind möglicherweise gute Hilfsmittel, aber wir dürfen uns nicht täuschen und die Hilfen mit dem Eigentlichen verwechseln, was uns wirklich verwandelt. Der Heilige Geist alleine ist in der Lage, uns in eine Begegnung mit Christus zu führen, die uns nicht dieselben bleiben lässt. Wir dürfen unsere Hoffnung und Erwartung nicht zu sehr auf die angebotenen Hilfsmittel setzen und zu wenig auf den, der uns tatsächlich in die alles verwandelnde Begegnung mit Jesus selbst zu führen vermag – von Angesicht zu Angesicht, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Das ist eine sehr spannende und dramatische Angelegenheit voll großartiger spiritueller Erfahrungen und Erlebnisse.

Verwandlung ist wirklich keine geringe Sache, und sie kann nicht unbemerkt bleiben. Denken wir nur einmal daran, wie eine Kaulquappe sich in einen Frosch verwandelt. Das eine Tier lebt im Wasser, das andere geht ans Land. Und doch ist es dasselbe Tier. Es durchläuft eine Metamorphose, die seine Gestalt und sein Leben vollkommen verändern. Genauso verhält es sich mit der Verwandlung in das Bild Christi. Auch mit allem nur denkbaren religiösen Aufwand können wir uns nicht in das Bild Christi verwandeln. Nur der Heilige Geist kann das tun. Dabei können wir weder darüber bestimmen noch kontrollieren, wie er das macht, sondern wir müssen vertrauen. Haben wir uns zu diesem Vertrauen entschlossen, welches der Anfang des Wandels mit Gott ist, werden wir einen Weg geführt, der ein Geheimnis ist und zu einer neuen Geburt unserer Selbst führt.

So wie uns niemand erklären kann, was in einer Schwangerschaft in der Verborgenheit des Mutterleibes wirklich vor sich geht und wie sich dieses neue Leben dort drinnen bildet und entfaltet, so kann uns auch niemand bis ins Letzte das Wunder der geistlichen Geburt erklären. Die Gemeinde kann uns auf dem Weg beistehen und Mentoren können uns helfen, aber der Weg des Geistes ist und bleibt ein Geheimnis und offenbart sich nur dem, der im Vertrauen die alten Sicherheiten loslässt und an der Hand Gottes einen Weg beschreitet, der über die Grenzen menschlicher Möglichkeiten und Machbarkeiten hinausgeht. Allerdings neigen insbesondere Männer dazu, Geheimnisse lieber aufzulösen und „alles zu wissen“, als einfach zu vertrauen. Da fühlen sie sich besser und haben das Gefühl der Kontrolle. Scheinbar hat auch die Gemeinde alle Geheimnisse des Geistes und Glaubens gelüftet und klärt uns nun bis ins letzte Detail darüber auf, was wir zu tun und zu lassen haben, um „richtig“ zu sein und Gott zu gefallen. Uns wird gesagt, wie wir uns im Gottesdienst zu benehmen haben, was wir anziehen und wie lang unsere Haare sein dürfen, damit wir „christlich aussehen“. Uns wird vermittelt, wann und mit welchem Gebet und Andachtsbuch wir morgens aufstehen und wann wir abends zu einer „christlichen Zeit“ ins Bett gehen sollen, welche Veranstaltungen der Kirche wir die Woche über zu besuchen haben, mit welchen Leuten wir uns in einem Hauskreis treffen werden, die jetzt unsere von oben verordneten Freunde sind usw. Diese Darstellung ist bewusst etwas überzogen, um einen Punkt zu setzen. Der Punkt ist, dass es häufig um alles geht, nur nicht darum, wie wir verwandelt werden, obwohl genau dies das eine Ziel des Geistes mit uns ist.

Was dabei herauskommt, wenn wir den Weg des „Alles-richtig-Machens“ anstatt der Verwandlung gehen, ist häufig nichts anderes, als dass wir lernen, eine fromme Rolle zu spielen und uns gewisse christliche Verhaltensweisen anzueignen, aber verwandeln kann uns das nicht. Wir bleiben dieselben. Diese Erkenntnis ist für viele Christen zum Verzweifeln. Sie haben viel darangesetzt, um Jesus Christus zu folgen und zu dienen, sind in die Gemeinde gegangen, haben „Stille Zeit“ gemacht und alles Mögliche getan, was von ihnen verlangt wurde – nur, verwandelt wurden sie dadurch nicht. Sie haben noch immer keine neue Kraft, die es doch braucht, einen neuen Weg zu gehen. Sie haben noch immer keine neuen Augen, um den Herrn zu sehen. In ihrem Leben ist von „Herrlichkeit“ nichts zu finden.

Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit (Gal 5,22).

Wir können diese ganze Liste über die „Frucht des Geistes“ durchgehen und Punkt für Punkt darüber enttäuscht sein, dass das eigene Leben trotz aller Mühe diese Frucht nicht hervorbringt, oder wir deuten die Frucht kurzerhand in eine rein humanistische Form dieser Eigenschaften um. Wollen wir allerdings das „Echte“ haben, bleibt uns nur übrig, den Tatsachen klar ins Auge zu sehen: Es ist eben nicht die Frucht der eigenen Bemühungen, sondern die Frucht des Geistes, die sich von ganz alleine einstellt, wenn der Heilige Geist uns in das Bild Christi verwandelt. Denn die Frucht des Geistes ist ja nichts anderes als eine Auflistung der Eigenschaften Christi. Jesus ist so. Wir sind nicht so. Wie also können wir verwandelt werden von Leuten wie uns in Leute wie ihn?

Verwandlung ist nicht Veränderung. Zahllose Christen „arbeiten“ an ihrer Veränderung. Sie wollen sich und ihr Leben mit Gottes Hilfe aufbessern und optimieren. Doch Gott scheint auf dieses Anliegen seltsam wenig zu reagieren. Er wird unentwegt angerufen, er möge doch helfen und unterstützen, das Leben mit all seinen Herausforderungen besser in den Griff zu bekommen. Aber er will uns gar nicht helfen, unser Leben mit seiner Hilfe besser geregelt zu bekommen, er möchte, dass wir aufhören, unser Leben zu leben, und anfangen, sein Leben zu leben. Das ist etwas ganz anderes, als Gott dazu zu bewegen, uns zu segnen. Unser Tun zu segnen und unser Lassen zu vergeben, scheint die einzige Aufgabe zu sein, die wir Gott in unserer modernen, humanistischen Kirche noch gelassen haben. Er aber will uns verwandeln.

Und der, welcher auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und er spricht: Schreibe! Denn diese Worte sind gewiss und wahrhaftig (Offb 21,5).

Im Neuen Testament geht es nicht darum, Altes aufzupeppen, sondern abzulegen und dann Neues anzuziehen. Jesus sitzt auf dem Thron, das heißt, er hat die Autorität. Und er benutzt sie, um alles neu zu machen. Und er weist Johannes, dem er diese Worte mitteilt, an, eine Betonung auf diesen Punkt zu legen: „Dies ist gewiss und wahrhaftig …“

Wir finden diese Betonung auf das Ende des Alten und den Anfang des Neuen überall in der Schrift. Ein bekanntes Wort ist 2. Korinther 5,17:

Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

Dass das Reich Gottes zu uns kommt und alles beim Alten bleibt – das ist ganz unmöglich. Männer, die den Weg der Verwandlung in das Bild Christi gehen, die also einen Prozess tief gehender und umfassender Erneuerung durchlaufen, müssen der Möglichkeit ins Auge sehen, dass sie trotz aller Hilfsmittel, wie ich sie zu Anfang des Kapitels aufgeführt habe, mit dem Reich Gottes nicht in Berührung gekommen sind, den Heiligen Geist und sein Werk der Transformation nicht ausreichend verstanden haben und darum die Herrlichkeit der neuen Schöpfung nicht erleben.

Eines der größten Hindernisse auf dem Weg der Verwandlung besteht darin, dass Männer meinen, sie wüssten schon Bescheid. Sie schauen sich in der einen und anderen Gemeinde um, lesen das eine und andere Buch und meinen dann, genug gesehen und gelesen zu haben, um mitreden zu können. Jesus selbst aber haben sie zumeist nicht befragt, ob das, was sie sehen und lesen, auch wirklich das ist, wovon er redet, wenn er von der neuen Schöpfung, dem Reich Gottes und der Herrlichkeit Gottes spricht, zu der wir berufen sind. Meine Erfahrung in der Männer- und Gemeindearbeit hat mich immer wieder gelehrt, dass viele Männer wie die Kaulquappe in ihrem Tümpel sitzen und über das Froschsein philosophieren, ohne einer geworden zu sein. So ähnlich sitzen sie in ihren Vorstellungen über Gott und das geistliche Leben fest und sinnieren über das Reich Gottes, ohne es aus eigenem Erleben zu kennen.

Das Reich Gottes ist ja nicht eine Theologie, sondern die Kraft Gottes. Wo sie erscheint, geschieht Verwandlung: Da werden die Stummen zu Redenden, die Blinden zu Sehenden und die Lahmen zu Springenden. Da werden Tote lebendig und Schwache stark. Da werden Sünder zu Gerechten und Ängstliche sprechen: „Ich bin ein Held!“ Da werden die Ersten zu Letzten und die Letzten zu Ersten. Da wird die Finsternis zu Licht und die Wüste zum Garten Eden. Da befreit ein 80 Jahre alter Mann namens Mose ein ganzes Volk aus der Hand des mächtigsten Mannes der alten Welt – dem Pharao. Und dort besiegt ein Hirtenjunge namens David einen Giganten namens Goliath.

Diese Auflistung ließe sich beliebig fortsetzen und mit vielen Bibelstellen belegen, die davon sprechen, dass Gott das Schicksal wendet und einen völlig neuen Ausgangspunkt schafft.

Darum ist das Evangelium die „gute Nachricht“ davon, dass „das Reich Gottes nahe herbeigekommen ist“. Und wie schon gesagt: „Das Reich Gottes besteht nicht in Worten, sondern in Kraft“, wie uns in 1. Korinther 4,20 mitgeteilt wird. Diese Kraft erfüllt den Willen dessen, der auf dem Thron sitzt: Sie macht alles neu.

Ich weiß, für Männer ist diese Auflistung oben sehr interessant, weil es ihrem Wunsch entspricht, etwas Wirkliches und Wesentliches zu bewirken. Sie lesen in der Bibel über all die „Männer des Wunders“, die „durch den Glauben Königreiche bezwangen, Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen erlangten, der Löwen Rachen verstopften, des Feuers Kraft auslöschten, des Schwertes Schärfe entgingen, aus der Schwachheit Kraft gewannen, im Kampf stark wurden und der Fremden Heere zurücktrieben“ (vgl. Hebr 11,33-34). Dann legen sie ihre eigene Glaubenserfahrung und Gemeindewirklichkeit daneben und kriegen das eine mit dem anderen nicht in Einklang. Wo ist die Kraft geblieben?! Die Frage nach der Kraft ist für jeden Mann eine sehr zentrale Frage. Männer wollen Kraft haben und etwas tun. Sie sind sehr interessiert an dem, was ihnen Kraft gibt, und andererseits wollen sie abstellen, was sie sinnlos Energie kostet. Jahrelang in einer immer gleich kraftlosen Mühle von Kirchlichkeit zu laufen, in der es nur um „seid nett zueinander“ geht, ist für Männer extrem unattraktiv und scheint ausschließlich Kraft zu kosten, die man aber gerne „opfern“ soll. Es kommt für jeden Mann der Moment, wo er es definitiv wissen will: Wo ist die Kraft, und wie bekomme ich sie? Und die Bibel lässt uns keinen Moment darüber im Unklaren:

Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist … (Apg 1,8).

Jedoch wird der Heilige Geist uns zunächst verwandeln müssen in das Bild Christi, ehe wir mit seiner Kraft auch die Werke Christi tun können. Wir können nicht neue Kraft empfangen, ohne auch neue Menschen zu werden. Ermächtigung und Verwandlung gehen also Hand in Hand. Dies haben aber viele Männer nicht begriffen. Um im Bilde zu sprechen: Sie wollen die Macht haben, zu fliegen, ohne aber von Raupen in Schmetterlinge verwandelt zu werden.

Der ganze Dienst von Jesus fußt auf einem prophetischen Wort aus Jesaja 61, welches er zu seinem „Dienstantritt“ in seiner Heimat-Synagoge in Nazareth zitiert (vgl. Lk 4,14-30). Dieser Text ist eine einzigartige Beschreibung der transformatorischen Kraft des Evangeliums. Er beginnt mit der Erklärung, woher diese Kraft kommt: „Der Geist des Herrn, HERRN, ist auf mir …“ (Jes 61,1). Dies bestätigt unseren Ausgangstext in 2. Korinther 3, wo klar gesagt ist, dass es der Heilige Geist ist, der uns „von Herrlichkeit zu Herrlichkeit“ verwandelt. Danach wird genau erläutert, was diese Kraft des Geistes bewirkt. Vers 3 sagt dazu Folgendes:

… um den Trauernden Zions Frieden, ihnen Kopfschmuck statt Asche zu geben, Freudenöl statt Trauer, ein Ruhmesgewand statt eines verzagten Geistes … (Jes 61,3).

Der Geist des Herrn ist auf Jesus, um diese Verwandlung zustande zu bringen. Eine gänzliche Verkehrung der Verhältnisse soll erzielt werden. Das Eine soll vergehen und das Andere soll werden. Das ist mehr als Veränderung, das ist Revolution. Diese Absicht eines göttlichen „Umsturzes“ der herrschenden Verhältnisse ist dabei gar nicht vereinbar mit der verbreiteten Ansicht unter den Christen, dass Gott uns lediglich Kraft gibt, um in der Asche, Trauer und Depression auszuhalten. So wundert es nicht, dass die Synagoge von Nazareth nichts mit der revolutionären Ankündigung Jesu: „Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt“ (vgl. Lk 4,21) anfangen konnte. Sie hatten diese Worte aus Jesaja schon so oft gehört, ohne je ihre Kraft zu erleben, dass es ihnen völlig abwegig erschien, dass da einer auf einmal damit rechnete, dass diese Worte sich nun tatsächlich „erfüllen“, das heißt, dass nun wirklich und faktisch geschehen sollte, was die Worte sagen.

Auch heute sind viele Kirchen sehr gut darin, alle Kraft aus dem Evangelium herauszupredigen und nur Worthülsen übrig zu lassen, die keinerlei Substanz und Nährwert haben. Diese gehen den Hörern zum einen Ohr rein und zum anderen wieder heraus. Sie sind für das wirkliche Leben vollkommen nutzlos, weil sie nicht die Kraft haben, es zu verwandeln. Was also sollen die Hörer damit anfangen? Heutzutage ist die wichtigste Eigenschaft einer Predigt, dass sie „kurz“ ist. Da sie sowieso „nichts bringt“, möge sie die Hörer wenigstens nicht durch übermäßige Länge quälen. Jesus predigte völlig anders. Seine Predigt brachte die Kraft auf den Plan, die die Worte erfüllte. Da spielte Zeit für die Hörerschaft, die zu damaliger Zeit im Gegensatz zu heute vorwiegend aus Männern bestand, auf einmal gar keine Rolle mehr. Da wollten sie gar nicht wieder nach Hause gehen. Da überschlugen sich die Menschen geradezu, Jesus zu hören und ihn, wenn möglich, zu berühren, da Kraft von ihm ausging – die Kraft des Heiligen Geistes, das Wort Gottes zu erfüllen und alle Dinge zu verwandeln.

In einem kirchlichen Umfeld, in dem sich Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr im Großen und Ganzen nichts ändert, sondern alles seinen gewohnten Gang geht, haben es Männer schwer, den Weg der Verwandlung zu gehen, eben weil sich um sie her nichts wandelt. Sie müssen gegen den Strom der Routine schwimmen und gegen eine gepflegte Erwartungslosigkeit ankommen, die im Traum nicht davon ausgeht, dass Gott heute so dramatisch eingreifen könnte wie damals. Zu behaupten, dieser weit verbreitete Zustand der Kirche sei „biblisch“ oder entspräche dem „Reich Gottes“, ist nicht korrekt und bringt eine Menge Männer um das Eigentliche, um das es geht.

Im Folgenden gehe ich einmal das fünfte Kapitel des Lukasevangeliums durch, um dort Beispiel um Beispiel zu zeigen, wie die transformatorische Kraft des Evangeliums das Leben ganz verschiedener Männer grundlegend verwandelt hat. Dabei wird sehr deutlich, dass es sich nicht um eine bloße Veränderung der Betroffenen oder Verbesserung ihrer Umstände handelte, sondern um eine Verwandlung der Menschen und ihrer Verhältnisse.

Jesus brachte ihnen nicht lediglich eine sozial-diakonische Hilfestellung und freundliche Unterstützung mit Grüßen von der Gemeinde, sondern ein neues Leben. Los geht es mit der berühmten Geschichte der Berufung des Fischers Simon Petrus:

Als er aber aufhörte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus auf die Tiefe, und lasst eure Netze zu einem Fang hinab! Und Simon antwortete und sprach zu ihm: Meister, wir haben uns die ganze Nacht hindurch bemüht und nichts gefangen, aber auf dein Wort will ich die Netze hinablassen. Und als sie dies getan hatten, umschlossen sie eine große Menge Fische, und ihre Netze rissen. Und sie winkten ihren Gefährten in dem anderen Boot, dass sie kämen und ihnen hülfen; und sie kamen, und sie füllten beide Boote, sodass sie zu sinken drohten.

Als aber Simon Petrus es sah, fiel er zu den Knien Jesu nieder und sprach: Geh von mir hinaus! Denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr. Denn Entsetzen hatte ihn erfasst und alle, die bei ihm waren, über den Fischfang, den sie getan hatten; ebenso aber auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die Gefährten von Simon waren. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.

Und als sie die Boote ans Land gebracht hatten, verließen sie alles und folgten ihm nach (Lk 5,4-11).

Männer, die nichts gefangen und vergeblich gearbeitet haben, fangen Fische bis zum drohenden Sinken mehrerer Schiffe! Jesus ist an diesem Tag ihr Hauptgewinn, der ihr Verlierer-Schicksal wendet. Männer, die sich selbst angesichts von diesem Wunder als „sündige Menschen“ einschätzen, deren Leben doch wohl von einem Heiligen nicht berührt werden konnte, werden zu Berufenen, zu Menschenfischern und zu Aposteln. Erfolg, neue Identität, ein anderer Job – alles an einem Tag. Das ist so recht nach dem Geschmack von Männern! Das ist nicht nur eine „positive Veränderung“, das ist Transformation und Revolution im Doppelpack. Hier kommt für Petrus die Stunde null. Die „Reset-Taste“ wird gedrückt und das Leben beginnt unter neuen Vorzeichen noch einmal von vorne. Für diese Fischer bricht mit Jesus ein neuer Tag an, eine neue Zeitrechnung. Nicht das alte Leben wird christlich angestrichen, um nun aus Petrus und seinen Kollegen „christliche Fischer“ zu machen. Nein, hier bleibt buchstäblich nichts, wie es war. Sie „verließen alles und folgten ihm nach …“ Das liest sich so einfach. Besonders wenn wir diese „alten Geschichten“ schon so oft gehört haben, dass sie uns nur noch ein Gähnen abgewinnen. Aber wenn wir uns nur einen Moment lang in Petrus und seine Männer hineinversetzen und uns einmal vorstellen, wir wären es, in deren Alltag unvermittelt Jesus so definitiv eintritt, dann verspüren wir vielleicht etwas von der tatsächlichen Brisanz dieser Begebenheit. Dann verstehen wir vielleicht auch etwas von dem „Entsetzen“, welches Petrus angesichts der Ereignisse ergriff. Bis heute hat sich an der Lage von uns Männern nichts verändert: Solange uns das Reich Gottes nicht so tief trifft und bewegt wie damals Petrus und seine Leute, solange uns kein Erstaunen ergreift und uns buchstäblich auf die Knie wirft, sondern uns weiter das Alltagseinerlei einschläfert, während wir davon ausgehen, Gott hinge fernab unseres wirklichen Lebens in der Kirche ab, ist die Männerdämmerung für uns noch nicht angebrochen. Solange wir Gott aus unserem Alltag und unserer Arbeit raushalten und auf den frommen Sonntag in der heiligen Messe beschränken, sind wir noch die Kaulquappen im Tümpel und verstehen von der Realität des Evangeliums rein gar nichts.

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