Czytaj książkę: «Single in 365 Tagen»

Czcionka:

Frank Baumann

Single in 365 Tagen

Ein Leidfaden für Golfer


Einer der ganz großen Träume der golfenden Menschheit (vor allem der männlichen) ist es, so gut Golf zu spielen, dass man eines Tages »single« ist. Nicht etwa Single im Sinne von ledig, sondern lediglich single! Einstellig. Handicap 9 oder tiefer. Bloß, je verbissener man dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen versucht, desto größer ist die Chance, dass die Beziehung zu Bruch geht und man ein Single wird, bevor man single ist. Und deshalb erklärt Frank Baumann in seinem heiteren Werk, das vor allem auch durch die zahlreichen amüsanten Illustrationen besticht, wie man schlechter Golf spielen und dadurch seine Beziehung retten kann.

Aber auch die Angefressenen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als ein Single-Handicap zu haben, werden begeistert sein. Denn liest man zwischen den Zeilen und macht konsequent das Gegenteil von dem, was vom Autor geraten wird, ist die Chance relativ groß, dass man in 365 Tagen tatsächlich einstellig sein wird. Allerdings dann eventuell auch ein Single!

Trailer zu »Single in 365 Tagen«:

www.woerterseh.ch

»Eine grandiose Annäherung an die Leiden und Freuden all jener, die das Golfspiel lieben.«

Mo Wright, PGA-Golf-Proette, Winterberg

»Ich weiß, Frank Baumann ist immer für eine Überraschung gut. Trotzdem hat mich sein Buch verblüfft, und ich wage zu behaupten: Es ist für Profis, genauso wie für Neulinge, ein Muss. Warum? Man kann bei der Lektüre so wunderbar über sich selber lachen. Balsam auf die Seele eines jeden Golfers!«

Bernhard Russi, ehemaliger Schweizer Skirennfahrer und Single-Handicapper

»Ein ironischer Blick auf das Golfspiel mit all seinen liebenswerten und manchmal eben auch sehr abstrusen Seiten: Mit diesem Buch bringt Frank Baumann auf überaus amüsante Art selbst fanatische Golfer zum Schmunzeln.«

Petra Himmel, Golf-Journalistin, Süddeutsche Zeitung

Spielst du Golf, oder hast du noch Sex? Eine selten dämliche Frage. Natürlich spiele ich nur noch Golf … im Gegensatz zu Tiger Woods! Aber dass beides möglich ist, beweist Frank Baumann eindrücklich mit seinem Buch! Danke Frank. Ich spare mir mit Deinem Buch den Therapeuten!

Marco Rima, Schauspieler, Kabarettist, Autor und Golfer.


© Gianni Pisano

Frank Baumann, geb. 1957 in Zürich, ist Texter, TV-Produzent und künstlerischer Leiter des Arosa Humorfestivals. Baumann gewann mit seinen Arbeiten zahlreiche Auszeichnungen. Unter anderem wurde er 1999 am Festival »Rose d’Or« für seine TV-Sendung »Ventil« ausgezeichnet. 2009 wurde seine Sendung »Ein Fisch für 2« für den renommierten Adolf-Grimme-Preis nominiert. Mit »Single in 365 Tagen« erinnert sich der Mann, der in seinen frühen Jahren als Gerichtszeichner und politischer Karikaturist für die verschiedensten Zeitungen und Zeitschriften tätig war, an sein zeichnerisches Talent. Frank Baumann ist Captain des Buna Vista Golf Sagogn und – obwohl »Single-Handicapper« – glücklich verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohnes. Er lebt in der Nähe von Zürich und in Vals.

www.frankbaumann.ch

Alle Rechte vorbehalten, einschließlich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks und der elektronischen Wiedergabe.

Achtung: Die karikierten Personen stehen mit den Handlungen in keinem Zusammenhang.

© 2013 Wörterseh, Gockhausen

Lektorat: Petra Himmel, Gauting

Korrektorat: Andrea Leuthold, Zürich

Umschlaggestaltung: Thomas Jarzina, Holzkirchen

Foto Umschlag: © John Lund/Stephanie Roeser/Blend Images/Corbis

Illustrationen: Frank Baumann

Layout, Satz und herstellerische Betreuung:

Rolf Schöner, Buchherstellung, Aarau

Print ISBN 978-3-03763-039-6

E-Book ISBN 978-3-03763-537-7

www.woerterseh.ch

Lerne leiden, ohne zu klagen!

Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl von Preußen aka Friedrich III. (1831–1888)


Je mehr Schläge, desto besser

Anders als alle anderen Golfbücher erklärt dieses wahnwitzige Werk, wie man schlechter Golf spielt. Darum wird es vor allem all jenen gut gefallen, die lieber extrem viele Golfschläge machen statt möglichst wenige. Jenen also, die etwas auf der Golfrunde erleben und das teure Greenfee amortisieren wollen.

Schritt für Schritt wird erklärt, wie man ohne großen Aufwand Runden von 137 und mehr Schlägen spielen kann. Wie man also mit weniger Training mehr Zeit für sich und die Familie hat. Mehr Zeit für die Familie bedeutet: keine Grundsatzdiskussionen morgens um 3 Uhr 20, kein Erklärungsnotstand. Und dies wiederum bringt Ruhe ins Leben und Glück.

Aber auch die Angefressenen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als ein Single-Handicap zu haben, werden begeistert sein. Denn liest man zwischen den Zeilen und macht man konsequent das Gegenteil von dem, was geraten wird, ist die Chance relativ groß, dass man in 365 Tagen tatsächlich einstellig sein wird.

Doch Vorsicht: 365 Tage, das bedeutet nichts anderes, als an 365 Golf-Tagen die Schläger zu schwingen bis die Bandscheiben knacksen. Endlos kurzes Spiel zu üben. Putten, bis das Gesicht einschläft, tonnenweise Sand aus dem Bunker zu schippen, im Rough herumzusensen und Turnier um Turnier zu spielen, das Autolenkrad wie ein Eisen 7 zu greifen, auf Schritt und Tritt Distanzen zu schätzen und vor und während des Einschlafens an nichts anderes mehr zu denken als an »Easy Swing«, »Longest Drive« und »Chip and run«, an »Fade« und »Draw«, an »Eagle-Putt« und »Dolly Buster« (vgl. Seite 28).

Wer diese Folter auf sich nimmt, wird (mit etwas Talent) in zwei, drei Jahren nicht nur sein ersehntes Single-Handicap haben und »single« sein, sondern eben auch ein Single. Also getrennt und mausbeinallein daheim.


Bloß nicht Single werden

Sie sind bereits Single? Dann können Sie dieses Buch weglegen. Sie möchten Single werden? Dann können Sie es auch weglegen. Sie möchten auf keinen ein Fall Single werden? Dann sind Sie hier richtig.

Einer der ganz großen Träume der golfenden Menschheit (vor allem der männlichen) ist es, eines Tages »single« zu sein, im Golf ein einstelliges Handicap zu haben. Also nicht Single im Sinne von ledig, sondern lediglich »single«! Einstellig. Handicap 9 oder tiefer.

Je verbissener man dieses hoch gesteckte Ziel zu erreichen versucht, desto größer ist allerdings die Chance, dass die Beziehung zu Bruch geht und man Single wird, bevor man »single« ist. Eigentlich logisch, denn mit einer ehrgeizigen Golferin beziehungsweise einem angefressenen Golfer zusammenzuleben, bedeutet für jeden noch so verständnisvollen Partner die Hölle auf Erden. Der Crash der Ehe ist praktisch programmiert. Tag und Nacht nur Golf, und vor dem Zubettgehen noch rasch die Schlüsselmomente der letzten Runde nachstellen, das hält keiner aus. Spätestens in 365 Tagen ist man wieder ledig – also Single.

Unsere Methode gegen das Schicksal »Single in 365 Tagen« wird Ihnen dabei helfen, sich selbst und die Beziehung zu retten. Wenn Sie sich eisern an die Ratschläge halten, werden Sie mit größter Freude und völliger Gleichgültigkeit auf niedrigem Niveau Golf spielen. Sie werden in einem Zustand meditativer Gelassenheit den »weglosen Weg durchs torlose Tor« gehen.

Und sich die Kosten für einen Scheidungsanwalt sparen.


Fast nichts ist unmöglich

Vorsicht: Dieser Leidfaden ist kein Golfbuch im eigentlichen Sinne. Wie der korrekte Golfgriff sein sollte, auf welchem Fuß man wann wie viel Prozent seines Gewichtes haben muss oder welcher Schwung (ob »single« oder »double plane«) der richtige ist, das wird man im vorliegenden Buch gewiss nie erfahren.

Meine erste 65er-Runde spielte ich auf dem Par-72-Golfplatz von Carnoustie in Schottland. Am heutigen Championship Course haben über die Jahre zuerst ein gewisser Allan Robertson, dann »Old« Tom Morris und schließlich James Braid herumgewerkelt, bevor er 1926 ein ordentlicher Golfplatz mit achtzehn Löchern wurde. Jetzt ist er 6941 Yards, also 6346 Meter, 85 Zentimeter und 0,8 Millimeter lang.

Obwohl der Franzose Jean Van de Velde hier 1999 mit einer saftigen Sieben am achtzehnten Loch all seine Major-Träume begrub, fand ich den Platz nicht so schwierig, wie er immer beschrieben wird (mehr dazu auf Seite 69).

Wesentlich anspruchsvoller erscheint es mir, das Zusammenleben mit einer Frau in den Griff zu bekommen als Carnoustie.

Generell ist die Paarbeziehung ja eine hochexplosive Lebensform! Da lachen wir uns doch glatt weg, wenn wir hören, dass kiffende Klippenspringer, Extremskifahrer oder einer, der sich in einem Klohäuschen auf eine Höhe von 31 333 Meter hochziehen lässt, von Red Bull gesponsert werden. Ha! Alles Weicheier. Wir sind es, die gesponsert werden sollten. Wir, die Ehemänner. Wir, die wir im Auftrag unserer Partnerinnen Dinge tun, die wir in der freien Wildbahn nie täten. Zum Beispiel zwei gefüllte (inoffizielle) Abfallsäcke in einen (gleich großen!) offiziellen moschten, um ein paar Rappen zu sparen. Mit einer Frau Tisch und Golfbag zu teilen, ist eine der letzten großen Herausforderungen der männlichen Menschheit!


Stabhochsprung auf Mallorca

Golf ist eine der schwierigsten Sportarten. Die zweitschwierigste überhaupt, sagen Fachleute. Bloß Stabhochsprung sei noch komplexer.

Doch Golf – mit all seinen Geräten, den Umwelteinflüssen und der verstörend oft wechselnden Topografie und, nicht zu vergessen, den strengen Regeln – ist nicht zu toppen. Und überhaupt, wer springt schon Stab? Voilà, da haben wirs schon! Nein, Stabhochsprung ist nix für Golfer. Hat ja auch relativ wenig Spielerisches, die Springerei. Also hören Sie auf damit, falls Sie es tatsächlich tun sollten. Spielen Sie Golf.

Alles, was Sie dazu brauchen, ist eine teure Ausrüstung, einige tausend Bälle, Nerven, ein gesundes Maß an Masochismus und Zeit. Viel Zeit. Sehr viel Zeit. Der Rest erledigt sich von selbst. Klar, beim Stabhochsprung kommen Sie mit wesentlich weniger Material aus. Eine Latte, eine Stange, eine alte Matratze, zwei, drei Meter Verbandsmaterial genügen.

Andererseits ist Stabhochsprung ein Vergnügen, das man nicht unbedingt als gesellig bezeichnen möchte. Kunststück, auf einer Höhe von rund fünf Metern irgendwo da droben. (Die Damen circa 4 Meter 80, die Männer über sechs Meter. Und Sergei Bubka hält mit 6,14 Metern noch immer den Weltrekord.)

Alles wunderbar – aber jetzt stellen wir uns doch einfach mal vor, wir machen mit unserem Partner Stabhochsprungurlaub auf Mallorca. In Schottland, in Südafrika oder Kalifornien. Wir springen die schönsten Plätze, kaufen uns im Pro-Shop neue Stäbe und sündhaft teure Poloshirts mit dem Logo des gediegenen Stabhochsprung-Resorts von Pebble Beach und genießen anschließend ein vorzügliches Essen im Klubrestaurant und beenden den Ausflug mit einer kubanischen Zigarre. Halten Sie das für realistisch? Eben.


Die Paartherapie

Spielen Sie Golf, oder haben Sie noch Sex? Was wie ein Witz klingt, ist selbstverständlich keiner. Ja, überlegen wir uns doch einfach mal, mit welcher Lüsternheit ein Mensch, der stundenlang in der sengenden Sonne rumstolperte, im Unterholz und im knietiefen Gras nach seinem Golfball suchte, verzweifelt in Sandbunkern herumschaufelte und in Wasserhindernissen von blutgeilen Stechmücken ausgesaugt wurde, überlegen wir uns doch einfach mal, mit welcher Lüsternheit jemand, der dermaßen vom System und sich selber fertiggemacht wurde, mit welcher Basisschärfe so jemand nach Hause kommt. Egal, ob Männlein oder Weiblein.

Dass Menschen, die sich bis schier zur Bewusstlosigkeit über ihre eigenen Fehler ärgern mussten, sich vor Wut über ihre ins Sankt-Nimmerleins-Tal geballerten Bälle und vergeigten Dreißig-Zentimeter-Putts am liebsten in den Hintern beißen wollten, dass solche Patienten nach der Runde, erfüllt von Liebe und Romantik, ins Bett oder auf den Partner auf dem Küchentisch steigen würden, scheint unwahrscheinlich. Nein, das Gegenteil ist der Fall; die armen Schweine können nicht abschalten. Ja wie denn, wenn dir zum Heulen zumute und die Stimmung im Eimer ist?! Einzeln oder in der Kleingruppe wird jeder Schlag, jede Situation noch einmal analysiert, wird das nächstbeste Subjekt, nicht selten eben der Partner, mit Geschichten gelangweilt, die individuell vielleicht von größter Wichtigkeit sein mögen, für den Rest der Welt jedoch nur sehr, sehr am Rande von Bedeutung sind.

Die Stabhochspringer habens da übrigens ein bisschen einfacher: So wahnsinnig variantenreich sind die Erlebnisse dort oben in der Luft ja nun auch wieder nicht, dass sie einem Psychiater erzählt werden müssten. Aber beim Golf, klar, da gehts kaum ohne.


Der Söiniggäl

Nun könnte man natürlich unken, was soll denn das Gejammer? Dann hört halt auf mit dem Schwachsinn. Es geht doch auch ohne. Klar, es geht im Leben ja auch ohne Stabhochsprung, ohne Bücher, ohne Religion, ohne Aston Martin, ohne klassische Musik, ohne Philosophie, ohne Kunst und ohne Sex. Aber andererseits ist es doch irgendwie lustiger mit.

Und ist es nicht ein prima Gefühl, nach einem aufreibenden Golftag geknüttelt auf die Matratze zu fallen? Und mit oder mit ohne Sex wegzudriften?

Haben Sie übrigens schon mal bemerkt, dass Sie, ganz egal, ob nach der ersten oder der hundertsten oder der tausendsten Runde, jeden Schlag, den Sie gemacht haben, in Ihrem Golf-Gedächtnis abgelegt haben. Jeden. Die Runden sind vorübergehend eintätowiert. Leben Sie damit!

Es ist zum Glück ja nur vorübergehend. Im Verlauf der Zeit verblassen die Erinnerungen und werden von neuen Erkenntnissen überdeckt. Sie werden zwar noch immer nicht dahinterkommen, warum die Bälle nach rechts wegzischten, warum Sie sie nicht aus dem Sand brachten oder weshalb Sie todsichere Putts verschoben – aber Sie stehen mit diesem Problem nicht allein da. Die Tatsache, dass man die Erfahrungen auf der Runde nicht einfach ausblenden kann, dass sie einen bis in den Schlaf verfolgen, ist zwar einerseits unangenehm, handkehrum aber doch auch irgendwie hilfreich.

Man kann sich abends im Bett endlich die mühsame Zählerei von Schafen ersparen. (Das machen übrigens auch ganz viele Menschen falsch. Anstatt die miefigen Schafe zu zählen, kann man doch auch bloß deren Beine zählen – und dann das Ergebnis ganz einfach durch vier teilen. Tja, gewusst wie!)

Eine andere, noch einfachere Technik ist es, sich mit zwei, drei Gläsern Whisky eine schwere Leichtigkeit anzutrinken. Spontan würde ich jetzt mal einen ungetorften 1970er-Bruichladdich vom Rande des Loch Indaal auf der Insel Islay empfehlen. Dort wird seit 1881 gebrannt, was von Whiskynasen aus aller Welt mit größter Freude geschnuppert wird. Der Fairness halber sei hier aber erwähnt, dass es sich beim vorgeschlagenen Tropfen, der auch bestens in jedes Klubhaus passt, nicht unbedingt um den günstigsten aller Whiskys handelt. Sollten Sie also das dringende Bedürfnis verspüren, nicht in Gläsern, sondern in Flaschen zu rechnen, dürfen Sie die tranquilisierende Wirkung des Getränks nicht unterschätzen. Während sich die Sprachentwicklung beim Konsum einer Flasche schönen Bordeaux, zum Beispiel eines einfachen 61er-Château-Petrus, ja noch einigermaßen kontrollieren lässt, werden Sie sich nach einer Buttel Bruichladdich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ins Zeitalter der ersten Periode der Nordischen Bronzezeit (ca. 1800 vor Christus) zurückversetzt fühlen und auf dem schwankenden Pfad ins Bett wie einer reden, der eine mittelschwere Dysarthrie eingefangen hat. Handkehrum werden Sie spähestens nach de esten Ffasche den Hamen Bruchaddich howieho nich mea hichtig aufprechen gönnen. Cheerio, Miss Sophie!

Mit der Golfmethode dämmern Sie mit wesentlich weniger körperlichem Einsatz und viel simpler weg, da geht alles ganz automatisch. Weil Sie sich ja haargenau daran erinnern, wo der Ball im Verlauf der Runde lag, können Sie sich doppelt entspannt entspannen (ja zweimal entspannen, das ist zeitgenössische Literatur), Sie können sich also zweimal entspannt entspannen, und spätestens beim dritten Wasserhindernis werden Sie – und tschüss – in die erste REM-Phase abtauchen. Und von den vielen wunderbaren Momenten träumen, in welchen Sie auf dieser Runde Ihr Greenfee amortisierten. Von Schlangen im Unterholz, von Pfifferlingen und Morcheln, von poppenden Hasen und von zwergwüchsigen Exhibitionisten, über die Sie im Unterholz stolperten.

Vor einiger Zeit hatten wir auf unserem Golfplatz auch so eine Art Exhibitionisten. Der Wahnsinnige, ein Gast aus dem Norden, habe sich, so gaben die Damen seines Flights zu Protokoll, »wie ein Elefant im Porzellanladen benommen und zudem den Nerv gehabt, während des Turniers mehrfach sein Gemächt auszupacken und munter auf die blauen Abschläge zu pinkeln«. Doch, Sie haben richtig gelesen, »mehrfach sein Gemächt auszupacken, um munter auf die blauen Abschläge zu pinkeln«. Als die drei Frauen, allesamt honorable Ladys unseres Klubs, beim Abgeben der Skorekarten vom sonderlichen Benehmen ihres verhaltensoriginellen Flightpartners berichteten, verstand man im Sekretariat die Welt nicht mehr. Der Manager staunte Bauklötze, und der Headgreenkeeper sprang im Viereck, weil er die Pisserei als persönliche Beleidigung und respektlosen, »vermutlich politisch motivierten«, terroristischen Anschlag eines talibanen Sleepers auf seinen geheiligten Rasen empfand. Frau Muggli hingegen meinte trocken, dass es sie am meisten gestört habe, dass er stehend gebrünzelt und sich anschließend nicht einmal die Hände gewaschen habe, der Söiniggäl!


Die Wiederholbarkeit

Das Maß aller Dinge ist für den Golfer die sogenannte Wiederholbarkeit der Schwungbewegung. Die Fähigkeit, einen spezifischen Golfschlag auf Kommando abzurufen.

Je öfter man die Bewegung trainiert, desto tiefer prägt sie sich in unserm Golfgehirn ein. Und wenns drauf ankommt, kann man den einstudierten Schwung abrufen. Vielleicht.

Denn was einfach klingt, ist in Tat und Wahrheit ein Mysterium. Es gibt Schläge, die man spielend x-fach wiederholen kann. Sieben von zehn Golfern bringen es zum Bleistift problemlos fertig, den Ball achtzehnmal am Abschlag perfekt nach rechts zu slicen. Und diesen Slice, diese wunderbare ästhetische Rechtskurve, die können sie problemlos unendlich oft wiederholen. Keine Sache. Flacher, schneller Rückschwung, Gewicht auf den Zehenspitzen, Arme in affenartiger Geschwindigkeit hoch- und wieder runterreißen, und schon kurvt der Ball spektakulär nach rechts weg. Und wenn der Slice erst einmal drin ist, wenn er quasi imprägniert ist, ja dann kann man ihn beliebig oft wiederholen, das weiß man.

Schwieriger wirds, wenn bestimmte Umstände exakt diese kontrollierte, nach rechts gebogene Banane erfordern. Zum Beispiel, weil es sich beim vorliegenden Loch um ein Dogleg handelt oder weil eine Baumgruppe die Flugbahn aufs Grün versperrt und umspielt werden muss. Dann klappts natürlich nicht mehr, ist ja klar. Dann kurvt der Ball nicht nach rechts, sondern zischt, schnurgerade wie eine Silvesterrakete, in die Bäume oder an ihnen vorbei ins dahinterliegende Out.

Solche, das Golferlebnis bis zum Wanndanndannda belebenden Schläge lassen sich theoretisch mit jedem Equipment vollführen – am besten gehts aber mit dem teuersten.


Die Ausrüstung

Kaufen Sie sich von Anfang an das Teuerste, was es auf dem Markt gibt. Es lohnt sich. Nicht weil Sie dann zwangsweise besser spielen, sondern weil diese Equipment-Dominanz ein gewisses Hochgefühl hervorruft, das auch anhält, wenn der Ball in die Büsche fliegt.

Leisten Sie sich möglichst auffällige, bunte Hightech-Klamotten und schmalkrempige Designer-Strohhütchen. Und ein schweineteures, weil mundgeschmiedetes Schlägerset aus dem Land der aufgehenden Sonne. Am besten Blades mit winzigen Köpfen, falls Ihnen das etwas sagt.

Vergleicht man Golf mit anderen Sportarten, wird man kaum eine finden, bei der das Material a) so bedeutend und b) für alle Beteiligten so gut sichtbar ist. Beim Tennis zum Beispiel können Sie ein noch so teures Racket haben, Ihre Gegner sehen es höchstens dann aus der Nähe, wenn es Ihnen aus Versehen aus der Hand flitzt und übers Netz rauscht. Vor dem Spiel steckt Ihr Sportgerät in einer Tasche, und dort verschwindet es nach dem letzten Ballwechsel auch wieder fein säuberlich. Oder nehmen wir Ihre überrissen teuren Skier. Die nehmen Sie vom Dach Ihres Autos, steigen rein, und ab gehts zum Tiefschneetauchen. Okay, vielleicht quetschen Sie sich mal in eine überfüllte Gondel. Dann hat Ihr Gegenüber wenigstens die Chance, während zwölf Minuten Ihre Skispitzen an der Nasenwurzel zu spüren und den Speedwachs zu schnuppern, der aus Ihren Rennlatten wahre Raketen macht. Aber das wars dann auch schon. Nein, dass die teuren Gerätschaften während Stunden so prominent präsentiert werden und aus nächster Nähe zu bestaunen sind, das gibts wirklich nirgends. Vor diesem Hintergrund steigt die Bedeutung der Schläger, die Sie mit sich führen, im Quadrat. Es geht nicht nur ums Wohlfühlen, sondern auch ums Imponieren, ums Markieren. Oder militärisch gesprochen: um Dissuasion!

Am sichersten ist es, wenn Sie bereits am Abschlag die Weichen in die richtige Richtung stellen und auf eine schlagkräftige Waffe setzen, die in der Außenwirkung sofort dokumentiert, dass Sie ein echter Mann sind. Ich empfehle an dieser Stelle einen Driver mit einem Loft von maximal acht Grad. Mit dem werden Sie die Bälle erfreulicherweise nie in die Luft kriegen, aber das gilt ja vermutlich auch für alle anderen Driver, die Sie ohne professionellen Beistand kaum je in den Griff bekommen werden. Also gib ihm! Und denken Sie doch einfach auch mal daran, dass die Golfschläger enorm viel über deren Besitzer aussagen.

Gerade für High-Handicapper, die etwas für ihr Ego tun wollen, empfehlen sich schön schwere Stahlschäfte, so um die 330 Gramm das Stück. Möglichst bolzenhart, weil extra-stiff. Je steifer, desto besser, dann haben Sie auch gleich ein anständiges Feedback in den Fingern, wenn Sie den Ball nicht richtig treffen. Also immer. Merke: Wenn es sich so anfühlt, als ob Sie einen elektrischen Schlag abbekommen hätten, haben Sie alles richtig gemacht. Die 230-Volt-Schocktherapie, die Sie übrigens bei niedrigen Außentemperaturen potenziert genießen können, hat sich gewaschen und wirkt enorm stimulierend. Viel spektakulärer als eine öde, gute Runde.

Apropos spektakulär: Haben Sie schon mal was vom guten alten Sam Snead gehört? Der Kollege lebte von 1912 bis 2002 und war und bleibt einer der größten Golfer aller Zeiten. Siebenfacher Major-Sieger und so. Sam »Slamin« Snead gewann im Verlauf seiner Karriere 82 Turniere auf der PGA Tour und 70 weitere weltweit. Seine fantastische Laufbahn begann er – wie so manche der alten Größen – als Caddie auf einem Golfplatz. Falls Sie es nicht lassen können und doch ins verschärfte Training einsteigen wollen: Snead nutzte alte Tomaten-Konservendosen als Löcher und allerlei Stöcke aus der durchaus üppigen Waldlandschaft in Virginia als Schläger.

Mit 62 Jahren wurde Sam Snead – mit nur drei Schlägen Rückstand auf den Sieger – spektakulärer Dritter der PGA Championship. Meistens trug er einen kecken Strohhut (eben doch!). Und manchmal spielte er Turniere sogar barfuß. Das konnte er sich leisten, er hatte seine Schläger im Griff. Seine Persimmon-Hölzer und die bocksteifen Blades. Geräte, mit denen heute niemand mehr spielen würde, weil sie geradezu brüllend veraltet und ungeeignet sind. Immerhin spielte er 1984, also mit 72, auf dem Platz von »The Homestead« mit exakt diesen ollen Gurken eine Sechziger-Runde.

Und was lernen wir daraus? Nichts. Oder vielleicht, dass er, hätte er mit heutigem Material gespielt, wahrscheinlich laufend unter sechzig gescorend hätte, was auf eine Form von Talent schließen lässt, auf die Sie erst einmal nicht hoffen sollten. Deshalb bietet es sich an, sich eher an der leicht auffälligen Außendarstellung von Snead zu orientieren, um im Low-Profile-Golfalltag von unsereins zumindest optisch herauszustechen.

So zum Beispiel wie Nordkoreas verstorbener Machthaber Kim Jong Il, der zwar eher selten zum Golfen kam, laut offizieller Propaganda aber dennoch nicht nur der schönste, sondern auch der beste Golfer der Welt war. Für einen Achtzehn-Loch-Kurs soll er nämlich bloß 38 Schläge gebraucht und während der Runde obendrein fünfmal ein Hole-in-one geschossen haben. Chapeau!

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