Czytaj książkę: «Traumgeschichten der Bibel»
Inhaltsverzeichnis
Gute Nacht! – Vorwort
Josef – Traumspezialist par excellence
Jugendlicher Größenwahn? – Die Träume des heranwachsenden Josef
Gefährliche Träume – Josefs Brüder verkaufen Josef nach Ägypten
Tod oder Leben – Die Träume der Gefangenen
Agrarische Träume eines Staatsmannes – Der Pharao träumt von Kühen und Ähren
Nächtliche Reiseversicherung – Gott macht Jakob Mut für die Reise nach Ägypten
Von Berufungen und Kehrtwenden
Hören statt Sehen – Die »Hör-Träume« des jungen Samuel
Schwerer Auftrag – Die Berufung des Propheten Jesaja
Wende um 180 Grad – Das Bekehrungserlebnis des Paulus
Alles darf gegessen werden! – Eine Vision ändert den Standpunkt des Petrus
Aufbruch zu neuen Ufern – Paulus wird nach Europa gerufen
Traumhafte Aussichten? – Träume, die in die Zukunft blicken
Erfolg garantiert – Ein Traum sagt Gideons Sieg voraus
Auf die Probe gestellt – Der Traum vom Standbild mit den tönernen Füßen
Ein Traum als Spiegel – Nebukadnezzars Traum vom gefällten Baum
Ausflug in die Monsterwelt – Die Bestien in den Träumen Daniels
Ein Engel als Traumdeuter – Die acht Visionen des Sacharja
Traum statt Vaterschaftstest – Die Ankündigung der Geburt Jesu
Durch Träume gewarnt
Aus der Traum! – Abimelech erfährt im Traum die Wahrheit über Sara
Familienstreitigkeiten – Gott schützt Jakob vor Laban
Sterndeuter auf Umwegen – Herodes soll nichts über das neugeborene Jesuskind erfahren
Lebensrettende Träume – Die Flucht nach Ägypten
Wunschträume
Ein Traum erfüllt sich – Jubel über die Heimkehr aus dem Exil
Davon kann man nur träumen! – Salomo hat einen Wunsch frei
»Wäre er doch nur hier …!« – Liebestraum im Hohelied
Wenn der Himmel sich öffnet
Reger Verkehr zwischen Himmel und Erde – Jakobs Traum von der Himmelsleiter
Gott on the road – Die Thronwagenvision des Ezechiël
Göttliche Lichtverhältnisse – Die Verklärung Jesu
Freie Sicht nach oben – Stephanus’ Vision vor seinem Tod
Offene Himmelstüren – Die Offenbarung an Johannes
Alpträume: Göttliche Botschaften oder Teufelswerk?
Nächtliche Schreckgespenster – Die Träume Ijobs und seiner Freunde Elifas und Elihu
Kleine Frau – großer Traum – Der Traum der Frau des Pilatus
Kein Entkommen – Schreckensbilder verfolgen die Gottlosen
Wer zu viel nachdenkt, träumt schlecht – Entspannungstipps des Predigers
Das Leben – ein einziger Alptraum? – Was Sirach über das Schicksal des Menschen denkt
Trau nicht jedem Traum!
Träume sind Schäume! – Sirach hält nicht viel von Träumen
Misstrauen ist angebracht – Gegen die Anbeter der falschen Götter
Träume(r) auf dem Prüfstand – Jeremia warnt vor Lügenpropheten
Träume und Visionen von einer neuen Welt
Schwerter zu Pflugscharen – Eine Welt ohne Krieg
Tote Knochen wieder lebendig – Ezechiëls Vision vom Totenfeld
Wenn Kalb und Löwenjunges zusammen weiden – Jesajas Traum vom Friedenskönig
Schöne neue Welt – Die Vision des Johannes
Guten Morgen! – Nachwort
Reihe Biblische Taschenbücher
Impressum
Gute Nacht!
Vorwort
Das Licht ist ausgeknipst. Nach einem langen Tag kommt nun der Augenblick, nach dem wir uns den ganzen Tag schon heimlich gesehnt haben: Endlich in die Federn kuscheln! Endlich ausruhen – und schlafen! Wir drehen uns noch ein paar Mal von einer Seite auf die andere und schon kommt auf leisen Sohlen der wohltuende Schlaf. Der erschöpfte Geist kommt zur Ruhe, der Körper schaltet auf »Standby«: Die Arbeit der inneren Organe wird heruntergefahren, die Muskeln entspannen sich, der Blutdruck sinkt. Doch halt! Da gibt es etwas in uns, das unbeirrt weiterarbeitet, sozusagen unser innerer Workaholic. Die Rede ist von unserem Gehirn. Hier, im Kopf, brennt immer Licht. Und da in der Ruhe der Nacht nicht mehr mit der Informationsflut der sinnlichen Eindrücke gekämpft werden muss, hat unser Gehirn nun Zeit und Muße, eine erstaunliche Eigentätigkeit zu entfalten. Während wir hilf- und wehrlos schlummern, wird es zum Autor unzähliger Geschichten und zum Regisseur atemberaubender Filme, von denen wir manche unser Leben lang nicht vergessen.
Ob süß oder gänsehauterregend, ob wirr oder glasklar, ob angstschweißtreibend oder paradiesisch – Träume sind ein faszinierendes Phänomen. Obwohl der Schlaf des Menschen recht gut erforscht ist, kann kein Wissenschaftler heute mit Sicherheit sagen, was es mit unseren Träumen auf sich hat. Viele Menschen spüren, dass ihre Träume mit einer Art innerer Wahrheit in Verbindung stehen. Und wer sich länger und intensiver mit Träumen befasst, ist erstaunt über das kreative Potential, das in ihren Bildern zum Vorschein tritt. Es schlummert wohl in jedem Menschen – denn jeder Mensch träumt, auch wenn sich nicht alle Menschen an ihre Träume erinnern können. Manchmal haben wir das Bedürfnis, anderen unsere Träume zu erzählen, besonders dann, wenn uns ein Traum sehr beschäftigt. Wir möchten, dass ein vertrauter Mensch an unseren nächtlichen Erlebnissen in der fremden Traumwelt teilhat. Manchmal ist ein Traum so außergewöhnlich, dass man ihn einfach erzählen muss. Die Erzählung wächst aus dem Staunen.
Eins steht jedenfalls fest. Woher sie auch kommen mögen und was auch immer es mit ihnen auf sich hat: Träume haben Konjunktur. Wer sich in die Ratgeberabteilungen einschlägiger Buchhandlungen begibt, entdeckt dort große Mengen an Büchern, die mit Versprechungen wie diesen locken: »Schöpferisch träumen«, »Wie Sie im Schlaf das Leben meistern«, »Wie man mit Träumen sein Leben gestalten kann«, »Wie man die Macht der Träume für sich, für seine Ziele einsetzen kann« – so ist dort zu lesen. Ein per Zeitmaschine in eine deutsche Buchhandlung im 21.Jahrhundert versetzter antiker Mensch würde sich hier sofort zurechtfinden, denn Traumdeutungen hatten in der Antike einen hohen Stellenwert. Nicht nur die alttestamentliche Josefsgeschichte, sondern auch die Traumerzählungen bei Homer oder in der griechischen Geschichtsschreibung waren in der Antike selbstverständliche Teile der Literatur und der Kultur. So ist es kein Zufall, dass auch die Bibel etwas zum Thema »Traum« zu sagen hat. Wer dieses Lebensbuch aufschlägt, entdeckt in ihm einen bunten Reigen an verschiedenen Traumgeschichten. Auf der »Traumreise« durch die Geschichten der Bibel erfahren wir von Traumspezialisten, von Warnungen in letzter Minute, von Wunschträumen und traumhaften Einsichten in den zukünftigen Gang des Schicksals. Da die Bibel die menschliche Realität nicht beschönigt, weiß sie auch von quälenden Alpträumen und verlogenen Traumdeutern zu berichten. Wir hören von Menschen, die in Träumen und Visionen Zugang zur göttlichen Welt erhalten und diese eindrucksvoll schildern. Die Träumer und Träumerinnen der Bibel behielten ihre Träume nicht für sich selbst. Es drängte sie, sie weiterzuerzählen. Zu groß war das Staunen über das, was sie in ihren Träumen erlebten und erfuhren. Die meisten von ihnen bringen ihre Träume mit Gott in Verbindung. Er ist es, der dort zu ihnen spricht und ihnen Wegweisung und Rat erteilt, aber auch seine Missbilligung und seinen Zorn zeigt. Durch Träume greift Gott ein in die Pläne der Menschen und ruft sie, einen anderen Weg einzuschlagen. Der Traum wird zum Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch. Doch am besten entdecken Sie sie selbst – die bunte Traumwelt der biblischen Geschichten!
Josef – Traumspezialist par excellence
Im ersten Buch des Alten Testaments, im Buch Genesis, treffen wir auf einen großen Träumer: Die Rede ist von Josef, einem der zwölf Söhne Jakobs, dem Lieblingssohn seines Vaters. Die Träumerei scheint in der Familie zu liegen, denn auch von Jakob wird berichtet, er habe wichtige Träume gehabt, darunter den großen Traum von der Himmelsleiter (siehe Seite 92). Doch Josef ist nicht nur ein begabter Träumer, sondern macht sich darüber hinaus auch als ausgezeichneter Traumdeuter einen Namen. Träume spielen eine große Rolle für Josef und markieren wichtige Stationen seines Lebens. Seine Brüder verspotten ihn und nennen ihn den »Kerl, dem seine Träume zu Kopf gestiegen sind« (1Mose/Genesis 37,19) – liebevoll ist das bestimmt nicht gemeint!
Über mehrere Kapitel hinweg berichtet die Bibel von Josefs Träumen. Sie führen uns durch drei verschiedene Abschnitte in seinem Leben: Zuerst erfahren wir von den Träumen während seiner Jugendzeit und von den Konsequenzen, die sie für Josefs Leben haben.
Dann werden die Träume der zwei Beamten geschildert, die mit Josef in Ägypten im Gefängnis sitzen. Schließlich lernen wir die Träume des Pharaos kennen, die Josef mit Gottes Hilfe deutet und die wieder einmal große Veränderungen in Josefs Leben mit sich bringen.
Josefs Träume sind nicht nur angenehm. Oft bringen sie ihn in Verlegenheit, in schwierige Situationen und sogar in Lebensgefahr. Doch am Ende der Geschichte wird sichtbar, dass Gott durch diese Träume Josef im Auf und Ab seines bewegten Lebens begleitet und geführt hat. Die Josefsgeschichte ist eine Absage an alle menschlichen Versuche, Träume erschöpfend und definitiv zu deuten. Ihre Aussage ist klar und eindeutig: Gott ist der Einzige, der weiß, was Träume wirklich bedeuten, da er selbst sie den Menschen schickt. Ein Mensch, der die Träume anderer Menschen deutet, kann immer nur ein Sprachrohr Gottes sein.
Jugendlicher Größenwahn?
Die Träume des heranwachsenden Josef
Die Jugend ist das Alter der hochfliegenden Träume. Das ganze Leben liegt noch vor einem und bietet so wie eine unbeschriebene Tafel viel Platz für allerlei große Visionen und Pläne: Die Welt verbessern … etwas Neues erfinden … berühmt werden … das große Geld machen …! Von kühnen Jugendträumen berichtet auch die Bibel. Mit ihnen beginnt die Geschichte von Josef im Buch Genesis. Da ist Josef gerade mal siebzehn Jahre alt. Josefs Träume stehen wie eine leuchtende Überschrift über seinem weiteren Leben – gewissermaßen als Richtungsschild und Zielpunkt. Und anders als viele Jugendträume, die irgendwann an der harten Realität zerplatzen, stellt sich am Ende der Geschichte heraus, dass Josefs Träume Wirklichkeit geworden sind.
Josefs Brüder verstehen seinen Traum sofort und sind empört. Die Rolle, die ihnen dort zugedacht ist, gefällt ihnen überhaupt nicht. Was für ein verwöhnter, arroganter Schnösel ihr Bruder doch ist! Auch seinem Vater erzählt Josef, was er geträumt hat. Und auch der ist aller Vaterliebe zum Trotz nicht gerade erfreut über den Größenwahnsinn seines Sprösslings, der darin zum Ausdruck kommt. (1Mose/Genesis 37,2-11)
Jakobs Sohn Josef war noch ein junger Bursche von siebzehn Jahren. Er half seinen Brüdern, den Söhnen von Bilha und Silpa, beim Hüten der Schafe und Ziegen. Er hinterbrachte seinem Vater immer, was die Leute sich von dem Treiben seiner Brüder erzählten. Jakob hatte Josef von allen seinen Söhnen am liebsten, weil er ihm erst im Alter geboren worden war. Deshalb ließ er ihm ein prächtiges Gewand machen. Als seine Brüder sahen, dass der Vater ihn mehr liebte als sie alle, begannen sie ihn zu hassen und konnten kein freundliches Wort mehr mit ihm reden.
Einmal hatte Josef einen Traum. Als er ihn seinen Brüdern erzählte, wurde ihr Hass noch größer. »Ich will euch sagen, was ich geträumt habe«, fing Josef an. »Wir waren miteinander auf dem Feld, schnitten Getreide und banden es in Garben. Auf einmal stellt sich meine Garbe auf und bleibt stehen. Und eure Garben, die stellen sich im Kreis um sie herum und verneigen sich vor meiner.« Seine Brüder sagten zu ihm: »Du willst wohl noch König werden und über uns herrschen?« Wegen seiner Träume und weil er sie so offen erzählte, hassten ihn seine Brüder noch mehr. Er hatte nämlich noch einen anderen Traum, und auch den erzählte er ihnen. »Ich habe noch einmal geträumt«, sagte er. »Ich sah die Sonne, den Mond und elf Sterne. Stellt euch vor: Die alle verneigten sich vor mir.« Als er das seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, fuhr sein Vater ihn an und sagte: »Was ist das für ein dummer Traum, den du da geträumt hast? Ich und deine Mutter und deine Brüder, wir alle sollen uns vor dir niederwerfen?« Die Brüder waren eifersüchtig auf Josef; aber sein Vater behielt die Sache im Gedächtnis.
Gefährliche Träume
Josefs Brüder verkaufen Josef nach Ägypten
Träumen ist eine gefährliche Angelegenheit. Und noch gefährlicher kann es sein, gewisse Träume Menschen zu erzählen, die von Neid zerfressen werden. Als Josefs Brüder von den Träumen ihres Bruders erfahren, läuft das Fass über. Sie beschließen: Genug geträumt! Wir zeigen Josef, was wirklich Sache ist! Und so kommt es, dass Josefs Schicksal eine Wendung nimmt, die seinen Träumen zunächst zu widersprechen scheint.
Eines Tages wird Josef von seinem Vater in die Region von Sichem geschickt, wo Josefs Brüder die Herden der Familie weiden. Nachdem der verträumte Josef eine Weile umhergeirrt ist, findet er seine Brüder schließlich in der Nähe von Dotan. Die Begegnung wird Josefs Leben grundlegend verändern. (1Mose/Genesis 37,18-36)
Die Brüder sahen Josef schon von Weitem. Noch bevor er herangekommen war, stand ihr Entschluss fest, ihn umzubringen. Sie sagten zueinander: »Da kommt der Kerl, dem seine Träume zu Kopf gestiegen sind! Schlagen wir ihn doch tot und werfen ihn in die nächste Zisterne! Wir sagen einfach: Ein Raubtier hat ihn gefressen. Dann wird man schon sehen, was aus seinen Träumen wird!« Als Ruben das hörte, wollte er Josef retten. »Lasst ihn am Leben!«, sagte er. »Vergießt kein Blut! Werft ihn in die Zisterne da drüben in der Steppe, aber vergreift euch nicht an ihm!« Er hatte die Absicht, Josef heimlich herauszuziehen und zu seinem Vater zurückzubringen.
Als Josef bei ihnen ankam, zogen sie ihm sein Obergewand aus, das Prachtgewand, das er anhatte. Dann packten sie ihn und warfen ihn in die Zisterne. Die Zisterne war leer; es war kein Wasser darin. Dann setzten sie sich zum Essen. Auf einmal sahen sie eine Karawane von ismaëlitischen Kaufleuten aus der Richtung von Gilead herankommen. Die Ismaëliter waren auf dem Weg nach Ägypten; ihre Kamele waren mit den kostbaren Harzen Tragakant, Mastix und Ladanum beladen.
Da sagte Juda zu seinen Brüdern: »Was nützt es uns, wenn wir unseren Bruder umbringen? Wir werden nur schwere Blutschuld auf uns laden. Lassen wir ihn leben und verkaufen ihn den Ismaëlitern; er ist doch unser Bruder, unser eigen Fleisch und Blut!« Die anderen waren einverstanden. Als die reisenden Kaufleute herankamen, zogen sie Josef aus der Zisterne. Sie verkauften ihn für 20 Silberstücke an die Ismaëliter, die ihn nach Ägypten mitnahmen.
Als nun Ruben wieder zur Zisterne kam, war Josef verschwunden. Entsetzt zerriss er seine Kleider, ging zu seinen Brüdern und rief: »Der Junge ist nicht mehr da! Was mache ich nur? Wo bleibe ich jetzt?« Die Brüder schlachteten einen Ziegenbock und tauchten Josefs Prachtgewand in das Blut. Sie brachten das blutbefleckte Gewand zu ihrem Vater und sagten: »Das haben wir gefunden! Ist es vielleicht das Gewand deines Sohnes?« Jakob erkannte es sogleich und schrie auf: »Mein Sohn! Es ist von meinem Sohn! Ein Raubtier hat ihn gefressen! Zerfleischt ist Josef, zerfleischt! Er zerriss seine Kleider, band den Sack um seine Hüften und betrauerte Josef lange Zeit. Alle seine Söhne und Töchter kamen zu ihm, um ihn zu trösten, aber er wollte sich nicht trösten lassen. »Nein«, beharrte er, »voll Kummer und Gram gehe ich zu meinem Sohn in die Totenwelt hinunter!« So sehr hatte ihn der Verlust getroffen.
Die Kaufleute aber brachten Josef nach Ägypten und verkauften ihn dort an Potifar, einen Hofbeamten des Pharaos, den Befehlshaber der königlichen Leibwache.
Tod oder Leben
Die Träume der Gefangenen
In Ägypten lebt Josef zunächst bei dem reichen Potifar, der ihm die Verwaltung seines gesamten Hab und Guts anvertraut. Alles scheint sich bestens zu entwickeln – bis eine Frau dazwischenfunkt, die Frau des Potifar. Sie hat sich in Josef, der als ausnehmend schöner Mann beschrieben wird, verliebt und versucht, ihn zu verführen. Als ihr das nicht gelingt, verleumdet sie ihn bei ihrem Mann – mit Erfolg: Josef wird ins Gefängnis geworfen. Einen solchen Fortgang der Geschichte haben die Träume Josefs nicht vorausgesehen! Sie haben ihm Macht und Ehre versprochen und nun befindet er sich in einer solchen Misere! Haben die Träume etwa gelogen? Oder hat Josef sie falsch verstanden? Doch die weiteren Ereignisse zeigen: Gott führt die Menschen oft auf verschlungenen Pfaden zum Ziel. Eines Tages erhält Josef im Gefängnis Gesellschaft von zwei hohen Beamten, die beim Pharao in Ungnade gefallen sind. Der eine ist der oberste Mundschenk des Pharao, der andere sein oberster Bäcker. Beide haben seltsame Träume – und Josef erweist sich als Traumspezialist par excellence. In seiner Bescheidenheit verweist er dabei auf den einzig wahren Traumdeuter: Nur Gott kann die Deutung von Träumen schenken. (1Mose/Genesis 40,1-22)
Bald danach ließen sich zwei höhere Beamte des Pharaos etwas gegen den Pharao zuschulden kommen, der oberste Mundschenk und der oberste Bäcker. Ihr Herr, der Pharao, wurde zornig auf sie und ließ sie im Haus des Befehlshabers seiner Leibwache in Haft halten, in dem Gefängnis, in dem auch Josef war. Der Befehlshaber der Leibwache teilte ihnen Josef als Diener zu. Nach einiger Zeit hatte jeder der beiden in der Nacht einen Traum, der für ihn von Bedeutung war. Als Josef am Morgen bei ihnen eintrat, sah er gleich, dass sie in schlechter Stimmung waren. »Warum lasst ihr heute den Kopf hängen?«, fragte er sie. »Wir haben geträumt«, antworteten sie, »und hier im Gefängnis haben wir keinen Traumdeuter, der uns sagen kann, was es bedeutet.« Josef sagte: »Träume zu deuten ist Gottes Sache. Erzählt mir doch einmal, was ihr geträumt habt!«
Zuerst erzählte der oberste Mundschenk seinen Traum: »Ich sah vor mir einen Weinstock, und an dem Weinstock waren drei Ranken. Der Saft stieg in die Knospen, sie blühten auf, und schon reiften die Trauben. Ich hatte den Becher des Pharaos in der Hand. Ich nahm die Trauben, presste sie über dem Becher aus und reichte den Becher dem Pharao.« Josef sagte: »Hier ist die Deutung: Die drei Ranken sind drei Tage. Heute in drei Tagen wird der Pharao dich erhöhen und dich wieder in dein Amt einsetzen. Dann wirst du wieder wie früher sein Mundschenk sein und ihm den Becher reichen. Aber vergiss mich nicht, wenn es dir gut geht! Tu mir den Gefallen und empfiehl mich dem Pharao! Bring mich aus diesem Kerker heraus! Man hat mich aus dem Land der Hebräer entführt, und auch hier in Ägypten habe ich nichts Unrechtes getan. Ich bin ohne jede Schuld in diesem Loch.«
Als der oberste Bäcker sah, dass Josef dem Traum eine günstige Deutung gegeben hatte, sagte er: »Auch ich hatte einen Traum, in dem ich selber vorkam! Auf dem Kopf trug ich drei Körbe mit Gebäck, einen über dem andern. Im obersten lagen Backwaren für die Tafel des Pharaos. Da kamen Vögel und fraßen den Korb leer.« Josef sagte: »Hier ist die Deutung: Die drei Körbe sind drei Tage. Heute in drei Tagen wird der Pharao dich erhöhen und an einen Baum hängen. Dann werden die Vögel dein Fleisch fressen.«
Drei Tage später feierte der Pharao seinen Geburtstag. Er lud alle seine Hofbeamten zu einem Festmahl ein. Da erhöhte er den obersten Mundschenk und den obersten Bäcker vor ihnen allen: Den einen setzte er wieder in sein Amt ein und er durfte ihm den Becher reichen, den andern ließ er hängen, genau wie Josef es vorausgesagt hatte.