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Elenea Schäfer

Lehrwerks­inte­grierte Lernvideos als innovatives Unterrichtsmedium im fremdsprachlichen Anfangsunterricht (Französisch/Spanisch)

Narr Francke Attempto Verlag Tübingen

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© 2017 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

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E-Book-Produktion: pagina GmbH, Tübingen

ePub-ISBN 978-3-8233-0014-4


Inhalt

  Motto

  Vorwort

 1 Einleitung: Thema und Methode1.1 Thema1.2 Methode

  Theoretische Grundlegungen zum Hör-Seh-Verstehen

  2 Zur Geschichte des Bildes in der Fremdsprachendidaktik 2.1 Auf den Spuren von Comenius 2.2 Vom statischen zum bewegten Bild, Video und DVD 2.3 Onlineressourcen statt DVDs – ein künftiger Trend?

  3 Mentale Prozesse bei der Rezeption und Verarbeitung audiovisueller Daten 3.1 Audiovisuelle Informationsverarbeitung 3.2 Wahrnehmung als komplexer Prozess: Selektionsmechanismen und Aufmerksamkeitslenkung 3.3 Lernpsychologische Überlegungen 3.4 Didaktische Konsequenzen für den Fremdsprachenunterricht

 4 Zur curricularen Stellung eines integrierten Hör-Seh-Verstehens als Teilfertigkeit des Sprachlernprozesses4.1 Curriculare Vorgaben zur Schulung des Hör-Seh-Verstehens4.1.1 Der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen4.1.2 Die Bildungsstandards für den Mittleren Bildungsabschluss und die Allgemeine Hochschulreife4.1.3 Die Kerncurricula und Lehrpläne des Landes Hessen für die Fächer Französisch und Spanisch4.2 Curriculare Forderungen nach einem integrierten Hör-Seh-Verstehen4.3 Befürwortung einer mediengestützten Didaktik und deren Auswirkungen auf die Lehrwerksgestaltung

 5 Kompetenzerwerb durch Lernvideos: Diskursfähigkeit, Medienkompetenz und Differenzierungsmöglichkeiten5.1 Förderung funktional-kommunikativer Kompetenzen durch Lernvideos5.1.1 Rezeptive Kompetenzen5.1.2 Produktive Kompetenzen5.2 Transkulturelle Kompetenzen5.3 Sprachlernkompetenzen und Sprachbewusstheit5.4 Medienkompetenz durch Lernvideos5.5 Differenzierter Kompetenzerwerb

  Theoretische Grundlagen und hermeneutische Lehrwerkanalyse

 6 Lernvideos: lehrwerksunabhängig – lehrwerksbegleitend – lehrwerksintegriert6.1 Lernvideos außerhalb des deutschen Schulbuchsektors6.1.1 Lernvideos professioneller Medienunternehmen und Verlage6.1.2 Lernvideos im Netz und als App6.2 Lernvideos innerhalb des deutschen Schulbuchsektors6.2.1 Überblick über lehrwerksbegleitende Lernvideos der deutschen Schulbuchverlage für die Fächer Französisch und Spanisch6.2.2 Symbole und Verweise auf lehrwerksbegleitende Lernvideos6.2.3 Ein Medium – viele Bezeichnungen: Lernvideos im Spannungsfeld begrifflicher Unstimmigkeiten6.3 Die Kategorie ‚lehrwerks­inte­grierte Lernvideos‘ als Zeichen einer neuen Lehrwerksgeneration6.3.1 Novum und Potential lehrwerks­inte­grierter Lernvideos am Beispiel der Lehrwerke ‚Punto de Vista‘ (seit 2006) und ‚À plus! Nouvelle édition‘ (seit 2012)6.3.2 Lernvideos = Alleskönner?6.3.3 Kategorien von Filmmaterial: Zwischen didaktischen Spielszenen und authentischen Beiträgen6.3.4 Merkmale lehrwerks­inte­grierter Lernvideos6.4 Expertenbefragung: Zur Entwicklung und Konzeption lehrwerks­inte­grierter Lernvideos aus Autorensicht6.4.1 Diskussion und Begründung der Methodenauswahl zur Datenerhebung6.4.2 Auswahl und Kurzvorstellung der Experten6.4.3 Überlegungen zur Datenauswertung6.4.4 Ergebnisse der Expertenbefragung und Diskussion

  7 Qualitätskriterien lehrwerks­inte­grierter Lernvideos im fremdsprachlichen Anfangsunterricht Französisch und Spanisch 7.1 Besondere Anforderungen, Potentiale und Lernvoraussetzungen im fremdsprachlichen Anfangsunterricht 7.2 Qualitätskriterien lehrwerks­inte­grierter Lernvideos für den Anfangsunterricht Französisch und Spanisch 7.3 Analysemethoden zur Überprüfung sechs ausgewählter Qualitätskriterien

 8 Lernvideos auf dem Prüfstand: Eine exemplarische Analyse und Bewertung lehrwerks­inte­grierter Lernvideos im fremdsprachlichen Anfangsunterricht Französisch und Spanisch8.1 Auswahl und Begründung des Untersuchungsgegenstandes8.2 Exemplarische Analyse lehrwerksintegrierter Französisch-Lernvideos: ‚À plus! Nouvelle édition‘ und ‚Découvertes série jaune‘8.2.1 Analyse zu ‚À plus! Nouvelle édition‘ (1–2)8.2.2 Analyse zu ‚Découvertes série jaune‘ (1–2)8.2.3 Vergleich und Diskussion der Analyseergebnisse von ‚À plus! Nouvelle édition‘ und ‚Découvertes série jaune‘8.3 Analyse lehrwerks­inte­grierter Spanisch-Lernvideos: ‚Encuentros‘ 3000 und ‚¡Adelante!‘8.3.1 Analyse zu ‚Encuentros‘ 30008.3.2 Analyse zu ‚¡Adelante!‘8.3.3 Vergleich und Diskussion der Analyseergebnisse von ‚Encuentros‘ 3000 und ‚¡Adelante!‘8.4 Vergleich und Diskussion der Analyseergebnisse der Französisch- und Spanisch-Lernvideos

  Empirische Erhebungen zur Perspektive von Schülern, Lehrern und Studierenden auf fremdsprachliche lehrwerks­inte­grierte Lernvideos

 9 Perspektiventriangulation zur Erforschung des schulpraktischen Einsatzes lehrwerks­inte­grierter Lernvideos aus Schüler-, Lehrer- und Studierendensicht: Empirische Untersuchungen9.1 Diskussion und Begründung der Methodenauswahl zur Datenerhebung9.2 Planung und Durchführung9.2.1 Inhaltsbereiche und Konstruktion der Fragebögen9.2.2 Stichprobe und Erhebungszeitraum9.2.3 Kritische Anmerkungen9.3 Perspektiventriangulation, deskriptive Statistik und Inhaltsanalyse als Methoden der Datenauswertung9.3.1 Zum Begriff und Potential der Triangulation9.3.2 Deskriptive Statistik9.3.3 Inhaltsanalyse9.4 Ergebnisse und Diskussion der schriftlichen Fragebogenstudie9.4.1 Auswertung der Ergebnisse aus dem Inhaltsbereich I: Einsatz, Emotionen und Lernchancen9.4.2 Auswertung der Ergebnisse aus dem Inhaltsbereich II: Evaluation9.4.3 Diskussion der Ergebnisse aus den Inhaltsbereichen I und II

  Ergebnisse und Perspektiven

  10 Abschließende Diskussion der Forschungsergebnisse und Ausblick 10.1 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse 10.2 Empfehlungen für die Zukunft lehrwerks­inte­grierter Lernvideos

 11 Bibliographie und Verzeichnisse11.1 Bibliographie11.1.1 Sekundärliteratur11.1.2 Internetquellen11.1.3 Online-Videoportale11.1.4 Untersuchte Lehrwerkskompendien und Lernvideos11.2 Verzeichnisse11.2.1 Abkürzungsverzeichnis Lehrwerke und Lernvideos11.2.2 Abbildungsverzeichnis11.2.3 Tabellenverzeichnis

“The most important purpose of evaluation

is not to prove but to improve.”

Stufflebeam 1985, 1511

Vorwort

 Mein herzlicher Dank gilt in erster Linie meiner Doktormutter, Frau Prof. Dr. Heide Schrader, Insitut für Romanische Sprachen und Literaturen der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, die meinen Weg in die Didaktik geprägt und mich mit wertvollen Ratschlägen von der ersten Idee bis zur Fertigstellung dieser Arbeit begleitet hat.

 Mein weiterer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Daniel Reimann, Institut für Romanische Sprachen und Literaturen der Universität Duisburg-Essen, für die freundliche Übernahme des Zweitgutachtens und sein entgegengebrachtes Engagement.

 Des Weiteren möchte ich den Kollegen des Methodenzentrums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt für die statistische Beratung danken sowie allen Lernvideoautoren, Schülern, Lehrern und Studierenden, ohne deren Bereitschaft der empirische Teil dieser Arbeit nicht möglich gewesen wäre.

 Ein besonderer Dank gebührt darüber hinaus Basti, meiner Familie, Catanja sowie meinen Freunden und Korrekturlesern, die alle auf ihre Weise zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben.

1 Einleitung: Thema und Methode
1.1 Thema

Lernvideos sind aus fachdidaktischer Sicht von besonders hoher Bedeutung für die schulpraktische Realisierung des fremdsprachlichen Hör-Seh-Verstehens. Dessen Schulung hat sich in den letzten Jahren als wichtiger Teilbereich des Sprachlernprozesses herauskristallisiert, zumal sich das Wissen und die Kultur unserer Gesellschaft zunehmend auf die visuelle Präsenz sowie diesbezügliche Speicher- und Distributionsverfahren konzentriert. Im Zuge dieser Entwicklung gewinnen Bilder gerade im schulischen Bereich an Bedeutung für die Vermittlung von Wissen und sind fernab ihrer ursprünglich illustrativen Funktion nunmehr fester „Bestandteil von Erkenntnisprozessen“ (Ballstaedt 2004, 6). Vor diesem Hintergrund widmet sich die vorliegende Arbeit der Analyse lehrwerks­inte­grierter Lernvideos im Anfangsunterricht der Fremdsprachen Französisch und Spanisch, weil sie ohne Zweifel eine Bereicherung und Weiterentwicklung gegenüber bisherigen Ansätzen zur Hör-Seh-Verstehensschulung darstellen und unlängst Einzug in den Schulalltag gehalten haben.

Bislang galt die fachdidaktische Aufmerksamkeit, abgesehen von statischen Bildern, insbesondere audiovisuellen Medien im Sinne von Spielfilmen, Videoclips und Kurzfilmen. Entsprechend hoch erweist sich die Anzahl an fremdsprachendidaktischen Artikeln und Themenheften, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu diesem Themenbereich publiziert wurden. Seit Inkrafttreten der Bildungsstandards und der Verkürzung der Schulzeit von G9 auf G8 hat sich der Bedarf an Unterrichtsmedien und -materialien erhöht, die sowohl der zeitlichen Ökonomie des Fremdsprachenunterrichts als auch der Outputorientierung der Lehrpläne genügen müssen.

Einhergehend mit den bildungspolitischen Reformen und der damit verbundenen Aufwertung des fremdsprachlichen Hör-Seh-Verstehens1 scheint es, als haben deutsche Schulbuchverlage das Medium Film neu für sich entdeckt: Jüngste Lehrwerksreihen der hier primär fokussierten Fremdsprachen Französisch und Spanisch2 zeugen von dieser Tendenz, indem sie audiovisuelle Medien in Form von Lernvideos in die Lektionen integrieren und zu einem festen Bestandteil des Medienverbundes etablieren. Sie werden im Folgenden als lehrwerks­inte­grierte Lernvideos bezeichnet.

Bei der Kategorie lehrwerks­inte­grierter Lernvideos handelt es sich um einen Teilbereich zeitgenössischer Lehrwerke, der bislang weder einer systematisch-theoretischen noch einer empirischen Analyse unterzogen wurde. Das Unterrichtsmedium stellt somit ein unmittelbares Forschungsdesiderat dar, zu dessen Erschließung diese Studie beitragen möchte.

Die vorliegende Arbeit widmet sich daher zunächst der Genese und Kategorisierung fremdsprachlicher Lernvideos des deutschen Schulbuchsektors und der Frage nach deren Innovationspotential gegenüber herkömmlichen Videoformaten. Daran anknüpfend und vor dem Hintergrund einer systematischen Förderung des fremdsprachlichen Hör-Seh-Verstehens ab dem ersten Lernjahr gilt es, Einblicke in konzeptionelle Qualitätsstandards lehrwerks­inte­grierter Lernvideos zu erhalten und diesbezügliche schulpraktische Erfahrungswerte von Schülern3, Lehrern4 und Lehramtsstudierenden4 zu beleuchten, sodass künftige Lehrwerksgenerationen von den gewonnenen Ergebnissen profitieren können.

1.2 Methode

Angesichts der Komplexität des Forschungsgegenstandes beschäftigt sich die vorliegende Arbeit sowohl mit der theoriegeleiteten als auch mit der empirisch gestützten Erforschung lehrwerks­inte­grierter Lernvideos (cf. Neuner 1999, 161sqq.; cf. Quetz 1999, 171). Die Untersuchung erfolgt mit dem übergeordneten Ziel der Evaluationsforschung und konzentriert sich auf den fremdsprachlichen Anfangsunterricht der Fächer Französisch und Spanisch. Im Vergleich zu anderen Forschungsansätzen nehmen Evaluationsstudien eine Sonderstellung ein, da sie diverse Forschungstypen beinhalten können. Sie eignen sich in besonderem Maße zur systematischen Analyse der Verwendbarkeit und Güte von Objekten und können problemlos auf Projekte, Programme und Materialien des schulischen Kontexts übertragen werden.

Die Auswahl dieser Forschungsstrategie erscheint als adäquat, da sich die Evaluationsforschung „nicht auf die Beschreibung und Analyse eines untersuchten Gegenstandes [beschränkt], sondern […] darüber hinaus auch dessen Bewertung mit dem Ziel, die schulische Praxis zu verbessern (ohne jedoch handelnd in sie einzugreifen)“, beinhaltet (Böhn-Kasper/Göbel/Gräsel 2011, 38). In diesem Sinne verfolgt die vorliegende Arbeit das Ziel einer „abschließenden“ Bewertung lehrwerks­inte­grierter Lernvideos und kann als summative Evaluationsstudie klassifiziert werden. Der Rückgriff auf mehrere empirische Methoden, darunter eine Expertenbefragung, eine Qualitätsanalyse und -bewertung sowie eine Fragebogenstudie, dient der gegenseitigen Überprüfung und Ergänzung der Forschungsergebnisse: Sie erlauben einen direkten Vergleich zwischen Theorie und Praxis und liefern Denkanstöße für die Optimierung lehrwerks­inte­grierter Lernvideos.

Die Arbeit gliedert sich (abgesehen von dem Literaturverzeichnis) in zehn Kapitel, die sich vier großen Themenblöcken zuordnen lassen. Diese umfassen zum einen theoretische Grundlagen zum Hör-Seh-Verstehen und zum Einsatz von Lernvideos (Kapitel 2–5) sowie eine hermeneutische Lehrwerkanalyse (Kapitel 6–8). Zum anderen werden empirische Erhebungen zur Perspektive von Schülern, Lehrern und Studierenden im Umgang mit lehrwerks­inte­grierten Lernvideos des Fremdsprachenunterrichts Französisch und Spanisch vorgestellt (Kapitel 9), sodass die daraus abzuleitenden Ergebnisse und Perspektiven diskutiert und als Anregung für nachfolgende Generationen von Lernvideos herangezogen werden können (Kapitel 10).

Um sich dem Forschungsgegenstand auf theoretischer Ebene anzunähern, soll in Kapitel 2 des ersten Themenblocks zunächst die historische Entstehung fremdsprachlicher Lernvideos im deutschen Schulbuchsektor nachgezeichnet werden, wobei vom fremdsprachendidaktischen Einsatz statischer Bilder ausgegangen wird. Dieser reicht zurück bis in das Jahr 1658, als Comenius das erste speziell für den Fremdsprachenunterricht entwickelte Bilderkompendium Orbis Sensualium Pictus veröffentlichte (cf. Reinfried 1992, 33). Comenius’ Erfolg fand viele Nachahmer, sodass sich der Einsatz von Bildern im Unterricht schrittweise fortentwickelte. Diese Entwicklung kann in verschiedene Phasen unterteilt werden, die den Bildeinsatz im Fremdsprachenunterricht maßgeblich prägten. Letztere sollen unter Berücksichtigung des technischen Fortschritts vom statischen Bild zur Videokassette, DVD und Online-Ressource näher betrachtet werden.

Die Rezeption und Verarbeitung audiovisueller Daten unterliegt einer Vielzahl komplexer mentaler Prozesse. Folglich bedarf der schulische Einsatz von Lernvideos einer entsprechenden Didaktisierung anhand kognitiver und lernpsychologischer Erkenntnisse. Die daraus abzuleitenden Konsequenzen bilden die Grundlage für die fremdsprachliche Schulung des Hör-Seh-Verstehens und sollen in Kapitel 3 erläutert werden.

Daran anknüpfend behandelt Kapitel 4 die curriculare Stellung eines inte­grierten Hör-Seh-Verstehens. In diesem Kontext werden die Rahmenrichtlinien des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GeR), die nationalen Bildungsstandards sowie die Kerncurricula und Lehrpläne des Landes Hessen vorgestellt und im Hinblick auf die Kompetenz des Hör-Seh-Verstehens als Teilfertigkeit des Sprachlernprozesses diskutiert, sodass diesbezügliche Forderungen und Implikationen für die Gestaltung von Lehrwerken deutlich werden.

Kapitel 5 widmet sich daraufhin dem fremdsprachlichen Kompetenzerwerb durch Lernvideos und unterstreicht deren Potential hinsichtlich der Schulung von Diskursfähigkeit, Medienkompetenz und Differenzierungsmöglichkeiten. Im Sinne eines integrierten Hör-Seh-Verstehens und entsprechend den Spezifika von Lernvideos werden methodisch-didaktische Möglichkeiten zur Förderung und Bündelung verschiedener Kompetenzbereiche erläutert. Diese umfassen funktional-kommunikative Kompetenzen, transkulturelle Kompetenzen, Sprachlernkompetenzen, Sprachbewusstheit und Medienkompetenz sowie Ansätze zu Gunsten eines differenzierten Kompetenzerwerbs.

Vor diesem theoretischen Hintergrund ermöglicht Kapitel 6 als Teil des zweiten Themenblocks eine Übersicht über das Angebot aktueller Lernvideos außer- und innerhalb des deutschen Schulbuchsektors, wobei sich die weiteren Ausführungen dieser Arbeit hauptsächlich auf die Lernvideos der großen deutschen Schulbuchverlage beziehen. Um die Kategorie lehrwerks­inte­grierter Lernvideos als Zeichen einer neuen Lehrwerksgeneration hervorzuheben und von herkömmlichen Videoformaten abzugrenzen, erfolgt eine differenzierende Kategorisierung in lehrwerksunabhängige, lehrwerksbegleitende und lehrwerks­inte­grierte Lernvideos. Neben den medienimmanenten Potentialen und Herausforderungen wird insbesondere auf die Merkmale und Charakteristika lehrwerks­inte­grierter Lernvideos eingegangen. Diese betreffen konzeptionelle Besonderheiten in Bezug auf die darin enthaltenen Filmkategorien (didaktisch/authentisch), sowie auf ihre Länge, Inhalte, Einsatzmöglichkeiten, Begleitmaterialien, Verfügbarkeit und technische Voraussetzungen. Um die Komplexität des Forschungsgegenstandes möglichst vielfältig zu erfassen, wird die empirische Annäherung mit einer Expertenbefragung eingeleitet, in der einige Autoren führender deutscher Schulbuchverlage Einblicke in die Konzeption, Produktion und Qualitätsansprüche lehrwerks­inte­grierter Lernvideos ermöglichen.

In diesem Zusammenhang beleuchtet Kapitel 7 die besonderen Anforderungen, Potentiale und Lernvoraussetzungen des fremdsprachlichen Anfangsunterrichts. Diese bilden die Grundlage für die Erarbeitung und Beschreibung von zehn Qualitätskriterien, denen lehrwerks­inte­grierte Lernvideos im Anfangsunterricht idealerweise genügen sollten. Unter Berücksichtigung ihrer qualitativen Güte folgt eine Fokussierung auf Analysemethoden zur empirischen Überprüfung von sechs der zehn Qualitätskriterien. Sie bilden den Maßstab für die Analyse der lehrwerks­inte­grierten Lernvideos.

Damit die vorgestellten Analysemethoden nicht der Theorie verhaftet bleiben, werden in Kapitel 8 jeweils zwei Lehrwerksreihen des Französischen (À plus! Nouvelle Edition, Découvertes série jaune) und des Spanischen (Encuentros 3000, ¡Adelante!) in Bezug auf die Qualität ihrer Lernvideos überprüft und bewertet. Die empirische Analyse und Bewertung erfolgt kategoriengeleitet anhand von Kategorie I: Angebot an Lernvideos und Spielzeit, Kategorie II: Themen, Schauplätze und Figuren sowie Kategorie III: Zusatzmaterialien und Benutzerfreundlichkeit und beschränkt sich aufgrund des eingangs geschilderten Forschungsinteresses auf die ersten beiden Lernjahre. Dieses Vorgehen ermöglicht sowohl eine Gegenüberstellung auf der Ebene der Einzelsprachen als auch sprachübergreifend in Bezug auf die jeweiligen Schulbuchverlage.

Zusätzlich dazu berücksichtigt Kapitel 9 im Rahmen des dritten Themenblocks die Perspektive von 337 Schülern, 26 Lehrern und 72 Lehramtsstudie­renden der Fächer Französisch und Spanisch. Diese schildern, inwiefern die lehrwerks­inte­grierten Lernvideos in der Schulpraxis zum Einsatz kommen, welche Lernchancen sie bieten und unterziehen sie einer abschließenden Bewertung. Die im Zuge der Fragebogenstudie generierten Mehrfachdaten werden der Komplexität des Forschungsgegenstandes gerecht, weil sie über theoriefundierte konzeptionelle Bedingungen lehrwerks­inte­grierter Lernvideos hinausgehen und einen Einblick in schulpraktische Erfahrungswerte gewähren. Die erhobenen Daten werden anhand einer Perspektiventriangulation zusammengeführt und theoretisch eingebettet, sodass im vierten Themenblock unter Berücksichtigung der vorangegangenen Erkenntnisse dieser Arbeit Empfehlungen für künftige Konzeptionen lehrwerks­inte­grierter Lernvideos abgeleitet und diskutiert werden können.

Wie anhand von Abbildung 1 ersichtlich wird, handelt es sich bei der Erschließung des Themenkomplexes um einen hybrid angelegten Forschungsansatz, der dazu beitragen soll, möglichst umfassende Rückschlüsse auf die Konzeption aktueller lehrwerks­inte­grierter Lernvideos zu ziehen. Langfristiges Ziel ist die Verbesserung künftiger Produktionen im Hinblick auf die systematische Förderung des fremdsprachlichen Hör-Seh-Verstehens ab dem ersten Lernjahr.


Abb. 1: Forschungsansatz zur Erschließung des Themenkomplexes lehrwerks­inte­grierter Lernvideos im fremdsprachlichen Französisch- und Spanischunterricht