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Kuren in der biokosmetischen Hautbehandlung

Kuren und die BioKosmetik stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang zueinander, ja sie bedingen einander. Was bedeutet die Kur für die biokosmetische Behandlung der Haut, welchen Sinn hat sie und wie wird sie in der Praxis verwirklicht? Nehmen wir dafür ein kleines Beispiel: Eine Klientin kommt zu Ihnen zur Behandlung, nach 14 Tagen wieder, um dann eine längere Zeit zu pausieren. Eine derart unregelmäßige Behandlung kann im Sinne einer biologischen Kosmetik niemals den Erfolg erzielen, den die Klientin selbst unbewusst ersehnt oder bewusst wünscht, und den selbstverständlich auch Sie als den Sinn Ihrer Arbeit erstreben.

Behandlungsrhythmus

Es ist eine bekannte Tatsache in der Biopharmazie und Pharmakologie, dass Wirkstoffgaben in einem gleichmäßigen Rhythmus einen wesentlich besseren Erfolg zeigen als die Verabreichung einer einzelnen hohen Dosis oder kleiner Dosen in unregelmäßigen Abständen. Die gleichmäßige Rhythmik der Applikation wirkt wie ein immer wieder neuer, physiologischer Impuls, der durch seine Regelmäßigkeit die wirksame Dosis im Körper aufrechterhält. Daraus folgt für die BioKosmetik der im Wesen der Physis begründete Vorteil, durch eine gleichmäßige, rhythmische Behandlung in konstanten Intervallen den angestrebten ästhetischen Erfolg wesentlich verbessern zu können. Es ist daher im Interesse der Klientin, wenn Sie danach streben, die Behandlungen in gleichmäßigen Abständen und sich wiederholend – also in Kuren – durchzuführen. Dabei hat sich in der Praxis gezeigt, dass Sie am besten jeweils 6 bis 10 Einzelbehandlungen zu einer Kur zusammenfassen. Die Behandlung erfolgt am besten einmal wöchentlich oder alle 14 Tage, möglichst jeweils am gleichen Wochentag und zur gleichen Tageszeit.

Gesichtspunkte für biokosmetische Hautkuren

Die Grundlage bildet für Sie, wie stets bei Ihrer kosmetischen Behandlung, die jeweilige individuelle Hautkonstitution, das Hautbild und neurovegetativ bedingte Erscheinungen. Für eine Kosmetikbehandlung in Kuren haben sich folgende Wirkstoffe und Wirkstoffkomplexe seit Jahren besonders bewährt:

Normale Haut

Bei einer normalen Haut geben Sie im Sinne einer Erhaltung der normalen, ausgeglichenen Konstitution, aber zugleich auch einer Vorbeugung gegen die leider nicht zu vermeidenden Tendenzen zum Altern der Haut eine Vitamin-Hautkur, insbesondere im Winter und in den ersten Monaten des Frühlings. Das heißt in den so genannten sonnenarmen Monaten des Jahres.

Reife Haut

Bei physiologischen Erscheinungen des Alterns führen Sie mit Ihrer Klientin zur Anregung, Belebung und besseren Durchblutung des Teints eine Revitalisations-Hautkur auf der Basis von pflanzlichen Keimextrakten durch, vor der Sie zur Erhöhung der Absorption in die Haut eine biologische Schälung anwenden.

Seborrhoe

Bei Seborrhoe und Neigung zu Akne sollten Sie in jedem Fall eine systematische kurmäßige Hautbehandlung vornehmen. Verwenden Sie dazu als biokosmetische Wirkstoffe vor allem den Vitamin-B-Komplex, ferner Schieferöl, Allantoin, Panthenol, Huminsäuren und Moorextrakte, eventuell auch Azulen, wenn die Seborrhoe und die Komedonen-Akne durch neurovegetative Überfunktionen bedingt sind.

Reizung und Rötung

Bei der Kur-Behandlung einer zu Reizungen, Rötungen und Irritationen neigenden Haut stehen Azulen, Bisabolol, Panthenol, Glycyrrhicin, Aucubin und Hamamelin im Vordergrund der Wirkstoffanwendung.

Einfluss der Jahreszeit

Neben dieser Auswahl an Wirksubstanzen für die Behandlungen, dem jeweiligen individuellen Hautbild entsprechend, spielt der Einfluss der Jahreszeit, der natürliche Jahresrhythmus eine Rolle für die möglichst günstige Wahl des Zeitpunktes einer biokosmetischen Hautkur. Grundlegend bevorzugt man im Frühjahr und Sommer pflanzliche Wirk- und Grundstoffe sowie wenig Fett, zumeist als Öl-in-Wasser-Emulsion. Im Herbst und Winter hingegen möchte man der Haut mehr Fett zuführen und zieht daher Wasser-in-Öl-Emulsionen vor und verwendet als Wirkstoffe vor allem Vitamine und biogene Komplexe aus Keimextrakten und Lecithin.

Zur inneren Rhythmik des individuellen Lebens

Biomorphose

Ebenso wie in der Natur verlaufen auch die Vorgänge im menschlichen Organismus nicht kontinuierlich und gleichmäßig stetig, sondern in ganz bestimmten Rhythmen und Intervallen. Dass der Mensch lebenslang dauernden, gezeitenhaften Wandlungen unterliegt, hat Max Bürger Biomorphose genannt. In diesem Begriff sollen der sich abwechselnde Aufbau und Abbau des physiologischen Geschehens, die Wandlungen eines Menschenlebens nach der Geburt, über die Kindheit, die Jugend, die Reife und das Altern zum Ausdruck kommen. Es soll die Dynamik in den Vordergrund gestellt werden. Denn nicht nur der gesamte, gesunde Lebenslauf vollzieht sich in rhythmischen Wandlungen wechselnder Dominanz der Funktionen, der Vorgänge und der Prozesse in den Geweben und Organen, sondern auch die Krankheit unterliegt der rhythmischen Biomorphose, obwohl sie eine Störung der normalen Funktion bedeutet.

Lebensmelodie

Karl Ernst von Baer sprach schon im vorigen Jahrhundert von der „persönlichen Melodie eines jeden Menschenlebens“ und meinte damit den ganz bestimmten typischen Rhythmus, der ein Menschenleben charakteristisch durchpulst. Der eine Mensch lebt schnell, hektisch, eine Vielzahl von Eindrücken aufraffend und ebenso schnell und hastig auf sie reagierend. Der andere Mensch hingegen, der heute allerdings selten geworden ist, lebt geruhsam, jeden Eindruck, jedes Erlebnis bewusst in sich aufnehmend. Bevor er auf die Eindrücke der Außenwelt reagiert, lässt er sie im Unbewussten in sich nachwirken, zugleich aber auch sie in bewusster Überlegung bedenkend. So kann man das Leben eines Menschen nicht allein danach bemessen und beurteilen, welcher äußere Zeitraum sich zwischen seiner Geburt und dem Heute vollzogen hat, sondern man muss ihn immer nach der Art, der Intensität, der Weise seines Erlebens und seines Reagierens und Handelns betrachten. Nur in diesem umfassenden Sinn ist dann ein Leben erfüllt oder trotz einer Fülle scheinbarer Erlebnishäufigkeit dennoch innerlich leer. Die Welt der von außen auf uns einströmenden Eindrücke und die Welt der sich in uns abspielenden Vorgänge körperlicher, seelischer und geistiger Art, unbewusst bleibend oder uns bewusst werdend, bestimmen unsere Lebensgezeiten, unseren jeweils ureigensten Erlebensrhythmus, unsere persönliche Biomorphose. Welches Maß ist uns aber für diese Individual-Zeit gegeben, wenn die Lebensrhythmik und die innere Zeit eines jeden Menschen verschieden ist? Wenn Wachstum und Entwicklung, Empfindung und Reaktion, Regeneration und Degeneration jeweils ihre individuell bestimmte, von Mensch zu Mensch variierende Dauer haben, so ist der innere Wandel eines jeden Menschen spezifisch, eigentümlich, grundsätzlich autonom und an sich scheinbar unabhängig von der Periodik der umgebenden Natur. Aber beide begegnen einander.

Relativität der Zeitempfindung

Vielleicht kommen wir hier zu der Frage der Relativität der Zeitempfindungen, dahingehend, dass nicht nur unsere physiologischen Zeitphasen andere sind als die der astronomischen Sternenzeit, sondern dass außerdem die Geschwindigkeit des organischen Wandelns in der Jugend größer ist als im Alter, wir jedoch in der erlebnisreichen Jugend glauben, dass die Zeit langsam vergeht. Im Alter hingegen, wenn unsere inneren organischen Funktionen vermindert und verlangsamt sind, erleben wir die Zeit schneller, kürzer, gedrängter. Das heißt, dass Biomorphose und subjektive Zeitempfindung einander entgegengesetzt verlaufen: Die Biomorphose unseres Organismus, unseres Körpers, unseres ganzen Ichs verläuft in der Jugend rasch und verlangsamt sich im Laufe unseres Lebens mehr und mehr, während die Zeit zu Beginn unseres Daseins langsam und gegen das Ende hin schnell verlaufend erlebt wird.

Äußere Zeit

Wenn auch in der äußeren Zeit die Wandlung unserer Organe als Biomorphose verläuft, so ergibt sich dennoch aus der Individualität des Zeitempfindens die Möglichkeit, eine Wandlung unseres körperlichen, seelischen und geistigen Seins dadurch zu bewirken, als es uns gelingt, unseren Eigenrhythmus selbst zu bestimmen. So ist es möglich, die eigene Biomorphose in ihrem Geschehen zu verzögern und damit zu verlängern oder sie zu beschleunigen und damit zu verkürzen. Ein Schlüssel dazu ist die Fähigkeit, sich von den Rhythmen des Zeitgeschehens „draußen“ lösen zu können und wiederum zu lernen, auf die individuelle, persönliche, autonome Rhythmik des eigenen Lebens und Lebensgeschehens intuitiv erfühlend zu horchen und ihr zu gehorchen. Dass dies allerdings nur in einem bestimmten lebensgesetzlichen Rahmen möglich ist, ist verständlich, denn durch die Relation der beiden Welten, der Natur außer uns und der Leib-Seele-Einheit in uns, unterliegen wir irreversiblen Veränderungen der lebendigen Substanz. Diese unentrinnbare Funktion der Zeit nennen wir Altern. Das Ausgerichtetsein alles Lebendigen auf das Altern ist aber aus der Erfühlung der eigenen Lebensrhythmik durch eine konsequente Körper- und Gesundheitspflege hinauszuschieben. Und darin liegt einer der bedeutendsten Sinngehalte einer echten naturgemäßen und lebensverbundenen BioKosmetik.

Biorhythmik

Das Leben ist ein ständiger ununterbrochener Zeugungsvorgang, bei dem männliche und weibliche Faktoren aufeinander wirken. Es ist ein Zeugen und Gebären, ein zeitweiliges Bewahren, Sichdarleben (Da-Sein), Vergehen und Sichauflösen.

Rhythmik des Kosmos

Alle Begegnungen und Prozesse im gesamten Weltall verlaufen in Rhythmen. Dies ist eine Erkenntnis, welche schon im Altertum die Menschen intuitiv empfanden und nach der sie ihren Lebenslauf ausrichteten. In der heutigen Zeit moderner Wissenschaft hat man diese Weisheit wiederentdeckt, ihre Phänomene systematisch verfolgt und versucht, sie bildhaft, symbolhaft, geometrisch oder mathematisch zu formulieren. Überall finden wir rhythmische Vorgänge, die nebeneinander, aber auch mit- und ineinander verlaufen, sich gegenseitig überformen, einander integrierend, in gestaltender Harmonie oder zu sich selbst auflösender Disharmonie.

Innere Zyklen

Inmitten all dieses rhythmischen Geschehens der ihn umgebenden Welt lebt der Mensch als eine Individualwelt in sich. Auch in unserer eigenen Innenwelt spielen sich gesetzmäßig verlaufende Zyklen und Rhythmen ab, wie die zu- und abnehmende Tätigkeit der Organe des Menschen, des Verdauungstraktes, von Leber, von Galle, Pankreas, die wechselnde Dominanz der Sympathikus- und Parasympathikus-(Vagus-)Aktivität, von energie- sowie substanzverbrauchender Tätigkeit und aufbauender, regenerierender Erholung. Eigengesetzlich und individuell stehen sie dennoch in Abhängigkeit und stetem Zusammenspiel mit den uns umgebenden kosmischen Rhythmen, wie dem Rhythmus von Tag und Nacht, dem Sonnenaufgang und dem Sonnenuntergang, den Jahreszeiten und ihrer Witterung und der verschiedenen Dauer von Licht und Dunkelheit, um nur einige zu nennen. So können wir grundlegend nach ihrem Entstehen und ihrem Ablauf zwei verschiedene Einflusssphären in Bezug auf den Menschen unterscheiden:

1 Die äußeren, externen Rhythmen des Kosmos, der uns umgebenden Welt.

2 Die inneren, internen Zyklen unseres individuellen Eigenlebens, körperlicher, seelischer und geistiger Art.

Periodik

Die Periodik umfasst ein breites Spektrum der verschiedensten rhythmischen Funktionen, beginnend mit den schnellsten rhythmischen Aktionen im Nervensystem, in den Nervenzellen mit einer Frequenz von 1/1000 Sekunden. Potenzialschwankungen im Gehirn haben rhythmische Wellenfrequenzen von zwischen 1/20 bis 1/2 Sekunden. Der Rhythmus des Herzschlages beim Gesunden beträgt etwa 72 pro Minute, die Frequenz des Atemrhythmus in Ruhe normalerweise 18 pro Minute. Rhythmische Vorgänge mit Perioden-Dauern von einer bis zu zwei Stunden kennzeichnen die Funktionen der inneren Organe, und zwar ineinander übergehend, so dass innerhalb des 24-Stunden-Rhythmus sämtliche Funktionen des Körpers beteiligt sind. Alle Organe und Organsysteme haben dabei ganz bestimmte Hauptleistungszeiten (Maxima) mit unmittelbar daran anschließenden Erholungsphasen (Minima), was einen wesentlichen Einfluss auf unsere körperliche und unsere seelische Befindlichkeit ausübt:


ZeitraumLeistungsmaximum des Organs
1– 3 UhrLeber
3– 5 UhrLunge
5– 7 UhrDickdarm
7– 9 UhrMagen
9–11 UhrMilz und Pankreas
11–13 UhrHerz
13–15 UhrDünndarm
15–17 UhrBlase
17–19 UhrNieren
19–21 UhrKreislauf
21–23 Uhrallgemeine Energiegewinnung
23– 1 UhrGalle

Den Aktivphasen folgen unmittelbar die ebenfalls etwa zwei Stunden währenden Erholungsphasen der entsprechenden Organe. In dieser Regenerationsphase sollten die Organe nicht belastet werden. Das heißt, ab 21 Uhr wäre somit der optimale Zeitpunkt des Schlafbeginns.

Unter normalen Lebensbedingungen wirkt das Tageslicht als Zeitgeber (Aschoff), so dass dadurch eine strenge Koordination des eigenen inneren 24-Stunden-Rhythmus mit dem Tagesablauf besteht. Die Zeit des Sonnenaufgangs und des Sonnenuntergangs beeinflussen ganz wesentlich unsere innerkörperlichen Vorgänge und die Tätigkeiten der Organe. Wir können generell einen „Tagbetrieb“ mit Aktivität und Wachheit bei überwiegendem Energieverbrauch unterscheiden von einem „Nachtbetrieb“ mit Passivität und intensiver Regeneration des ganzen Körpers. Die Zeitpunkte der jeweiligen Umstellung sind Morgendämmerung, Mittag, Abenddämmerung und Mitternacht.

Tagesphase

Der von außen kommende Reiz des Sonnenlichtes bestimmt aktiv die Stoffwechselvorgänge der vom Sympathikus beherrschten Tagesphase: Die Reaktion tendiert zum Alkalischen (zur Alkalose), mit einem pH-Wert des Gewebes um 7,3. Der Körper ist bei einem gesteigerten Energieverbrauch, erhöhtem Eiweiß-Fett-Stoffwechsel und überwiegendem Substanzabbau auf Leistung und Aktivität eingestellt.

Nachtphase

Die Tagesphase geht in die vorwiegend vom Vagus (Parasympathikus) bestimmte Nachtphase über, welche durch Reize hormoneller Natur vom eigenen Organismus ausgelöst und gesteuert wird. Die Stoffwechselvorgänge verlagern sich von der Peripherie zum Körperzentrum mit zunehmender Passivität, Speicherung, Erholung und Regeneration der Körpersubstanz, bei erhöhter Körperwärme, Blutdrucksteigerung und gesteigertem Zellaufbau. Der pH-Wert des Gewebes neigt zu einem Säuregrad (zur Acidose) um 6,9 mit der Folge einer erhöhten Reizungs- und Entzündungsneigung.

Leistungsmaxima

Unsere körperliche, seelische und geistige Leistungsfähigkeit steigt im Rahmen dieses Tagesrhythmus am Morgen beginnend und erreicht gegen 9 Uhr Vormittag ihren Höhepunkt. Dann sinkt sie stark ab, um danach wieder leicht anzusteigen bis zu einem zweiten, etwas niedrigeren Hochpunkt gegen 18 Uhr. Danach tritt ein Abfall der Leistungsfähigkeit und ein Übergang in die Nachtphase ein, die bis gegen 3 Uhr Mitternacht ihren Tiefpunkt erreicht.

Der Mensch im Zustand des Wachbewusstseins kann bei allen dem Bewusstsein nahen Lebensvorgängen wie zum Beispiel dem Schlaf-Wach-Rhythmus deren naturgegebenen Ablauf durchbrechen. Die tieferen, biotischen, vegetativen Rhythmen, wie zum Beispiel der Leber, der Galle, des Pankreas und anderer Organe können durch den Menschen nicht willentlich verändert werden. Die Lebensweise muss sich vielmehr auf sie einstellen, muss sie berücksichtigen, nicht umgekehrt. Jedes unrhythmische Leben wirkt daher störend auf den inneren Rhythmus und damit auf die Gesundheit. Der 24-Stunden-Organrhythmus hat in den der Kosmetik benachbarten Fachgebieten praktische Bedeutung in der Diätetik für die Wahl der Ernährungsweise und der Essenszeit und in der Bäderbehandlung für die Zeitwahl der Anwendung. Darüber hinaus wird bei der Applikation von Medikamenten zusehends der Organrhythmus berücksichtigt.

Dem 24-stündigen Tagesrhythmus folgt ein zusammengehörender Komplex weiterer bestimmter biologischer (biotischer) Rhythmen, die von Fließ neu entdeckt, von Teltscher und Hersey weiterentwickelt und insbesondere von Früh und Groß im Detail unter dem Namen Biorhythmik ausgearbeitet wurden. Wir legen unseren Betrachtungen die psychische Erkenntnis zugrunde, dass in jedem Menschen männliche und weibliche Wesens- und Charakteranlagen vorgegeben sind. C.G. Jung nennt den weiblichen Seelenteil im Mann dessen anima, den männlichen Seelenteil der Frau deren animus. Selbstverständlich pflegen beim Mann die männlichen Wesenszüge zu überwiegen, bei der Frau die weiblichen. Sie dominieren, sie herrschen über die jeweils andere Geschlechtsseele, die gleichzeitig unterschwellig, unbewusst, rezessiv vorhanden ist. Aus diesen Darlegungen ergeben sich – nach Fließ – zunächst zwei Biorhythmen:

1 Die männliche (M-)Periode von 23 Tagen.

2 Die weibliche (W-)Periode von 28 Tagen.

Jeder dieser Rhythmen verläuft in einer wellenförmig darzustellenden Auf- und Abbewegung seiner Funktionen, die man bildhaft als Sinuskurve ausdrücken kann. Die beiden zeitlichen Perioden überlagern und durchdringen einander in einem rhythmischen An- und Abschwellen:

Die männliche Substanzperiode durchläuft ihre Wellenbewegung in 23 Tagen, die weibliche, äußerlich auch ausgeprägtere, in 28 Tagen. Dabei bewegt sich die Kurve der M-Periode in den ersten 11,5 Tagen in der Plus-Sphäre, danach bis zur Vollendung des 23. Tages im Minus-Bereich. Analog befindet sich der W-Zyklus vom ersten bis zum vierzehnten Tag im Hoch, vom fünfzehnten bis zum vollendeten 28. Tag im Tief der Sinus-Kurve. Die Plustage des Hoch-Betriebes bedeuten aktive Kraft- und Energieabgabe, die Minus-Zeiten eine Phase der notwendigen Kräftesammlung, der erforderlichen Regeneration und Erholungsbedürftigkeit.

M-Rhythmus

Der männliche Rhythmus von 23 Tagen bestimmt die somatische (körperliche) Situation eines Menschen, insbesondere das zur Außenwelt (extravertiert) gerichtete Befinden: die Arbeitsenergie, Unternehmungsgeist, Angriffslust, Mut gegenüber der Welt, physische Kraft, Intensität, Durchsetzungsvermögen, Ausdauer und Widerstandskraft gegenüber äußeren Einflüssen. Der männliche Zyklus ist die Ära der Extraversion. Er umfasst das Gebiet der Gliedmaßenmuskulatur, die unserem Willen unterworfen ist (quergestreifte Muskulatur). Während der Plus-Phase sind diese Eigenschaften und Tendenzen erhöht und gesteigert, in der Minus-Phase vermindert und passiviert:

Plus-Phase

In der Plus-Phase des M-Rhythmus besteht ein Maximum der aktivierenden Kräfte. Es ist die Zeit der Kraftentfaltung, der erhöhten körperlichen Leistungs- und Belastungsfähigkeit. Der Körper ist immun gegenüber Infektionen und ist besonders widerstandsfähig. Die therapeutische Folgerung daraus ist: Chirurgische Operationen, abbauende medikamentöse oder physikalische Behandlungen (strenge Diät, Fasten, stark belastende Bäder, Bestrahlungen, Impfungen, bei denen man mit Komplikationen rechnen muss oder Blutentnahme) sowie alle Maßnahmen, die den Körper und seine Konstitution beeinträchtigen und belasten, sollten in diese Hoch-Phase des M-Rhythmus verlegt werden. Denn der Körper ist ihnen während ihrer Dauer durch seine eigene Aktivität ohne Schwierigkeit gewachsen.

Minus-Phase

In der Minus-Phase des M-Rhythmus überwiegt die Passivität. Es ist die Zeit notwendiger Kräftesammlung, überwiegender Regenerationsnotwendigkeit und -bedürftigkeit. Sowohl für die medizinische Therapie als auch für die biokosmetische Behandlung bedeutet diese Phase des Organismus eine besonders intensive Aufnahmefähigkeit für beruhigende, stärkende, aufbauende Maßnahmen und Präparate.

W-Rhythmus

Auch der weibliche W-Rhythmus von 28 Tagen, entsprechend der normalen fraulichen Periode, bestimmt die körperliche Situation, jedoch überwiegend das Vegetativum, das Innenleben, das Sympathikus-Vagus-System, welches die Lebenstätigkeit aller inneren Organe einschließlich der Drüsen und ihrer Funktionen steuert. Er beeinflusst daher überwiegend die Introversion: Gefühl und Stimmung, Selbstgefühl, Gemüt, Sexualität, Intuition, Meditation, die künstlerische, eigenschöpferische Tätigkeit.

Plus-Phase

In der Plus-Phase hat dies eine erhöhte Lebensstimmung zur Folge. Gefühl, Gemüt und Intuition sind stark betont und ansprechbar. Die Introversion ist stärker ausgeprägt und empfindsam. Man könnte von einer Sehnsucht nach einem in sich und sich selbst Leben und Leben-Wollen sprechen, einem sich selbst Darleben aus der eigenen Mitte heraus, unabhängig von Umwelt und Mitwelt.

Minus-Phase

Während der Minus-W-Phase überwiegen Depression und Passivität. Es ist auch hier die Zeit für eine erneute Sammlung, Erholung und Regeneration der inneren Kräfte, die Phase der notwendigen schöpferischen Pause. Die beiden M- und W-Rhythmen beziehen sich somit grundlegend auf das körperlich unbewusst seelische Geschehen, das psychosomatische Befinden.

I-Rhythmus

Der Mensch ist aber über das Psychosomatische hinaus auch ein geistiges Wesen. Wir fragen uns daher, ob eventuell auch die intellektuellen Kräfte im Menschen wahrnehmbaren und nachweisbaren Rhythmen unterliegen. Teltscher, Hersey und Früh fanden durch systematische Untersuchungen geistiger Leistungsschwankungen in Reihenuntersuchungen den Intellekt-Rhythmus (I-Rhythmus) von 33 Tagen. Dieser Rhythmus steht mit den beiden anderen M- und W-Rhythmen durch die Ganzheit und Geschlossenheit des menschlichen Organismus in Verbindung und Abhängigkeit. Innerhalb dieses I-Zyklus erhöhen und vermindern sich die Verstandesreaktionen, die Auffassungsgabe, die Geistesgegenwart, die Assoziations- und Konzentrationsfähigkeit, um nur einige Parameter zu nennen, die vom Intellekt abhängen. Aufgrund dieser von ihm beeinflussten Phänomene könnte man den dritten Zyklus auch Bewusstseins-Rhythmus nennen.

Überformung

Nach der Biorhythmus-Lehre verlaufen die Bewegungen der drei Zyklen im menschlichen Organismus in sich überlagernden und überformenden körperlichen, seelischen und intellektuellen Funktionsphasen:

1  Der männliche M-Rhythmus von 23 Tagen, der primär die körperlichen Funktionen und Prozesse ausprägt.

2 Der weibliche W-Rhythmus von 28 Tagen, den vor allem das unbewusst Seelische kennzeichnet.

3 Der I-Rhythmus (Intellekt-Rhythmus oder Bewusstseins-Rhythmus) von 33 Tagen mit seiner Darstellung des Bewusstseinszustandes.

Ein Beispiel dafür, wie sich diese Zyklen überlagern können, ist in Abbildung 1 am Beispiel des M- und des W-Zyklus dargestellt. Die dreifache innere Biorhythmik gibt jedem einzelnen Tag eine ganz bestimmte individuelle Wert- und Zustandsstufe. Das ist ein biotisches Gesetz, dem alle Lebewesen, insbesondere der Mensch, unterworfen sind. Innerhalb der Grenzen seiner Eigenart ist die jeweilige Intensität der Zyklen in ihrer Auswirkung auf das menschliche Befinden, entsprechend der persönlichen Sensibilität, Reagibilität, Konstitution und momentanen Konstellation, eindeutig verschieden.


Abbildung 1

I.) Der M-Rhythmus von 23 Tagen, II.) der W-Rhythmus von 28 Tagen und III.) die Überlagerung von W- und M-Rhythmus. Gleichgerichtete Tendenzen verstärken sich, entgegengesetzte schwächen sich ab.

Auswirkung

Die Biorhythmik spielt daher für die Reaktionslage Ihrer Klientinnen insofern eine praktische Rolle, als an den so genannten Krisentagen zu Beginn, in der Mitte und am Ende einer Periode mit einer besonders ausgeprägten Hypersensibilität, einer von der üblichen Reaktion abweichenden Hyperergie, mit einer erhöhten Neigung zu Effloreszenzen, einer gesteigerten Nervosität und anderen negativen Hautphänomenen zu rechnen ist. Behandlungen und Präparate, die bisher ausgezeichnet vertragen wurden, scheinen plötzlich unverträglich zu sein. Auch der Erfolg der Behandlung erscheint nicht so auffällig und positiv wie gewohnt. In diesem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, dass der innerlich bedingte und intern sich abspielende persönliche Biorhythmus durch äußere Einflüsse und Einwirkungen des Wetters, des Klimas, der Atmosphäre gefördert oder gehemmt werden kann. Allgemein bedeutet dies, dass der Biorhythmus von den Wirkungen der Bioklimatik auf den Organismus und seine physiologische Gesamtkonstellation beeinflusst wird: Ein Hoch der Klimalage stimuliert ein Hoch der eigenen Rhythmik zu Höchststimmungen bis zur Gefahr der Überleistung. Eine Tieflage der Biorhythmik wird durch ein Witterungs-Hoch in den Zustand mittleren, ausgeglichenen Wohlbefindens neutralisiert. Ein Tief der Witterung hingegen kann ein eigenrhythmisches Hoch dämmen und abschwächen, während es bei einem zeitgleichen Tief der eigenen Zyklus-Phase in krisenhafte Depressionen, lebensverneinende Stimmungen und zu völliger Apathie führen kann.

7-Jahres-Rhythmus

Der eigenwillige, aus anthropologischen statistischen Untersuchungen grundsätzlich erwiesene 7-Jahres-Rhythmus war in früheren Zeiten bereits bekannt. So schrieb Solon im alten Athen bereits eine Elegie, in welcher er den 7-Jahres-Rhythmus ausführlich und auf recht reizvolle Weise bespricht. Die Kenntnis über diese Zusammenhänge war allerdings lange Zeit verloren. Dennoch scheint man in unserem Kulturkreis um den 7-Jahres-Rhythmus intuitiv gewusst zu haben, als man den Schuleintritt in das 7., die Schulentlassung in das 14. und die Mündigkeitserklärung in das 21. Lebensjahr legte. Burbach hat in seiner kleinen Schrift „Über die Zeitrechnung des menschlichen Lebens“ und im dritten Band seiner Physiologie die Entwicklung des menschlichen Organismus in zehn Perioden, jede zu sieben Jahren, 31 Wochen und sechs Tagen, eingeteilt. Diesen Überlegungen lag eine menschliche Lebenserwartung von 73 bis 78 Jahren zugrunde. Burbach erhielt diese Zahlen aus der Periodizität der menschlichen Entwicklungsgeschichte als annähernden, wenn auch individuell variierenden Wert. Auch wenn wir die sieben Jahre, 31 Wochen und sechs Tage in 2780 Tage – unter rechnerischer Berücksichtigung von zwei Schaltjahren – auflösen, so erscheint uns die Zahl willkürlich, eigenwillig und vor allem unerklärlich. Dennoch bewahrheitet sie sich im Rahmen einer individuell variablen Grenze im Lebensablauf. Denn die Entfaltung des menschlichen Lebens verläuft tatsächlich in derartigen Stufenjahren, die sich ineinander umwandeln und dabei trotzdem als voneinander charakteristisch unterschiedene Entwicklungsphasen des Menschen während seines Lebens festzustellen sind. Es ist das stufenweise In-Erscheinung-Treten des Menschen nach den Gesetzen seines Wesens. Deshalb hat Carus in seinen „Vorlesungen über Psychologie“ den Gedanken des 7-Jahres-Zyklus wieder aufgegriffen und seiner Entwicklung der menschlichen Seele diese Rhythmik und Periodik zugrunde gelegt. Hierbei gibt es, wie bei allen biotischen, physischen und psychischen Metamorphosen (Wandlungen), im Laufe eines Lebens keine starren Grenzen, sondern immer nur betonte, hervorzuhebende, charakteristische Akzente. So erfüllen nach Burbach die ersten drei Perioden die Zeit der Unreife beziehungsweise der Jugend:

Jugend

1 Das Säuglings- und Kindesalter (Milchzahnalter).

2 Das Knaben- oder Mädchenalter.

3 Das Pubertätsalter.

Diese ersten drei Perioden sind mit dem 23. Lebensjahr abgeschlossen. In dem zweiten, größeren Teil der Lebenszeit wollen wir Burbach, Carus und Hufeland berücksichtigen, jedoch auch neuere Untersuchungen einbeziehen:

Reife

Drei weitere Perioden, die vierte, die fünfte und sechste, die wir als die Zeit der Reife, etwa bis zum vollendeten 46. Lebensjahr, bezeichnen. Diese dreifache Periode können wir mit Burbach als unsere Lebenshöhe bezeichnen. Es ist die Zeit, in der sich der Mensch mit der Welt, mit seiner Berufsfindung, mit dem Aufbau einer Familie befasst. Es ist die Periode der Lebensgestaltung, der Lebensbewältigung, des überwiegenden Weltbewusstseins.

Klimakterium

Die nächstfolgende, siebte Periode erstreckt sich zwischen dem 46. und dem 53. Lebensjahr. Dies ist vor allem für die Frau die Lebensphase der Wechseljahre, des Klimakteriums, die man als die kritische bezeichnen kann. Denn es ist ein Lebensabschnitt, der eine grundlegende Umstellung und Umstimmung im ganzen Organismus, vor allem im Hormonhaushalt hervorruft. Seelisch sollte es ein Übergehen aus dem aktiven, nach außen blickenden Weltbewusstsein in eine über die Situationen des Weltgetriebes sich erhebende Selbstbewusstheit werden, durch die der Mensch seinen inneren Weg zu den ihm Zeit seines Lebens meist unbewusst waltenden seelischen Mächten suchen sollte.

Altern

Nach Überwindung der vorgenannten Krisis besteht der Sinn und die Aufgabe der folgenden Lebensperioden in bewusstem und bejahendem Altern. Ein Lebensabschnitt, der ganz individuell je nach Lebenskunst noch 1, 2, 3 und mehr 7-Jahres-Perioden andauern kann und den es gilt, bei möglichst wohlerhaltener Gesundheit ganz bewusst zu erleben. Es ist die Zeit, nach den Stürmen des Weltlebens mit ihren Gegensätzen, Widrigkeiten und Kämpfen, die oft hässlich, lieblos und unerbittlich waren oder uns zumindest so erschienen, sicheren Schrittes hineinzugehen und sich hineinzuleben in eine Welt des Schönen, der Güte und des Wahren. Das frisch-fröhliche Gesicht der Jugend in seiner gelösten Unbekümmertheit sollte übergehen in das gütige Antlitz abgeklärter Weisheit des Alters, ein jedes in seiner eigenen Schönheit und Wahrheit, wenn man es wagt, sich zu sich selbst zu bekennen und zu dem Wert seiner jeweiligen Lebenszeit.

Wenn wir die einzelnen Lebenszeiten überblicken, so erkennen wir für eine das Leben in seiner Fülle erfassende und betreuende BioKosmetik, dass jede Lebensperiode wohl allgemeine, aber dennoch charakteristische Merkmale, Eigenschaften und Symptome aufweist. Diese geben uns wertvolle Hinweise auf die jeweiligen Grundstimmungen und Neigungen ihrer körperlichen und seelischen Lebensverfassung mit ihren manchmal abrupten, manchmal allmählichen Wechseln und damit auf die individuelle Art ihrer Behandlung und Betreuung. Denn die Bewältigung oder das Versagen vor der Aufgabe der jeweiligen Lebensperiode prägen die Reagibilität, die Sensibilität und damit die Erscheinung eines Menschen. Denken wir dabei nur an die schwierige Zeit der Pubertät, an die Auseinandersetzungen in der Periode der Weltbewältigung, an die häufige Furcht vieler Menschen vor dem Altern. So ergeben sich ganz bestimmte Tendenzen, Neigungen, Reaktionen und Befindlichkeiten auch der Haut als Organ im Zusammenspiel des Organismus: