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Psychologischer Einfluss differenzierter Behandlungsverfahren

Wenn wir über die praktische psychologische Einflussnahme in der kosmetischen Behandlung sprechen, so meinen wir damit nicht eine Psychotherapie im Sinne einer speziellen Behandlung durch einen Psychologen, sondern eine grundlegend menschliche Angelegenheit in der Begegnung von Menschen – in der Kosmetik insbesondere die Begegnung von Frau zu Frau.

Denn wir erkennen heute die Wirklichkeit der Seele nicht nur als einen in sich geschlossenen Eigenbereich des Individuums, sondern, je länger, desto eindringlicher, als eine zwischenmenschliche Wirksphäre konkreter Begegnungssituationen im Raume eines in Partnerschaft gelebten und erlebten Daseins.

Möglichkeiten psychischer Einflussnahme

Bevor wir jedoch besondere Verfahren nennen, fragen wir uns, bei welchen Gelegenheiten sich in der Praxis überhaupt die Möglichkeit psychischer Einflussnahme auf die Klientin und damit auf den Erfolg der Behandlung bietet:

1 Die erste Begegnung als ein aus dem Unbewussten entspringender psychischer Prozess gegenseitigen Erfühlens subjektiver Sympathie oder Antipathie.

2 Die daraus sich anbahnende dialogische Partnerschaft zwischen Ihnen und Ihrer Klientin.

3 Das gezielt formulierte und zur individuellen Differenzierung führende Gespräch als Grundlage für Anamnese und Diagnostik.

4 Die Massage als ein Mittel unmittelbarer psychosomatischer Einflussnahme.

Für die Praxis ergeben sich daraus die Fragen:

1 Worin liegt das grundlegende psychische Motiv dieser vier Behandlungsphasen?

2 Inwieweit ist deren Anwendung methodisch und systematisch zu gestalten?

Die erste Begegnung

Die erste Begegnung ist ein unbewusstes Urteilen, ein rein subjektives, gegenseitiges Sich-Erfühlen, welches nicht methodisch fassbar ist. Im Gegenteil, jede Methodik würde sogar die Unmittelbarkeit der damit verbundenen unbewussten, gegenseitigen Wertung eher stören als fördern. Erleben Sie es nicht bei jeder neuen Klientin immer wieder, dass Sie sich fragen: Wer ist dieser Mensch, der da über die Schwelle hereintritt und mir Angesicht zu Angesicht gegenübersteht? Was sucht sie? Ob ich wohl helfen kann? Die erste persönliche Begegnung ist somit immer wieder ein spannungsvoller Augenblick. Aus Hoffnungen und Zweifeln, die im Moment noch nicht ausgesprochen werden, knüpft sich bereits unbewusst ein Faden gegenseitigen Kontaktes. Es sollte ein Band persönlichen Vertrauens werden: Es stehen sich zwei Partner gegenüber: Ihre Klientin, die sich wünscht, hübscher auszusehen, um beneidet und geachtet zu werden, und Sie als erfahrene Kosmetikerin, die eine Menge Wissen und Erfahrung mitbringt. Ihre Klientin, voll Zweifel, ob ihr Wunsch erfüllbar ist, verlangt Ihren ganz persönlichen Einsatz. Ihr Einsatz, Ihre Persönlichkeit und die bewährte, wohlfundierte Wirkung der anzuwendenden Präparate sind die Basis für eine erfolgreiche Behandlung.

Individuelle Person

In der Kosmetik wird im Grunde das Personale angesprochen, die einmalige Persönlichkeit in ihrer absoluten Subjektivität. So verlagert sich grundlegend die Frage vom Was der Symptome auf das Wer, von den sachlichen Erscheinungen zur individuellen einmaligen Person.

Prozessualität des Sich-Begegnens

Die Behandlung ist nicht etwa ein einseitiger Vorgang nur von Ihnen als der behandelnden Kosmetikerin gesehen, sondern sie ist ein Prozess der Gegenseitigkeit, welcher auf der Aufgeschlossenheit, die in jedem suchenden Menschen vorhanden ist, aufbaut. Das heißt, Ihre Klientin ist nicht etwa nur passiv: Durch ihre innere Einstellung, durch ihre Bejahung oder Verneinung der Behandlung ist sie Partnerin auf dem Weg zu einem gemeinsamen Erfolg. Daraus ergibt sich für Sie und Ihre Klientin als ein lebendiger Vorgang die dialogische Partnerschaft.

Die dialogische Partnerschaft

Die dialogische Partnerschaft zwischen Ihnen und Ihrer Klientin setzt eine innermenschliche Behandlung als eine nach innen, in das Seelische hineingerichtete Persönlichkeitspflege auf der Basis eines gegenseitig sympathischen Kontaktes voraus.

Dialogische Behandlung

Nur in diesem dialogischen Vorgehen zusammen mit der Klientin werden deren latente Kräfte und Fähigkeiten mit in den Behandlungsprozess einbezogen. Deshalb sollte der Behandlungsprozess schon von Anbeginn ein echtes gemeinschaftliches Geschehen zwischen Ihnen und Ihrer Klientin sein, welcher aus der ersten, noch unbewussten Begegnung hinüberführt in die Bewusstheit der personalen Zwiesprache.

Das Gespräch, der Dialog

Die Spannung der ersten Begegnung löst sich mit dem Austausch der ersten Worte. Was die erste Begegnung als ein personaler Vorgang unbewusst in sich birgt, das will das Gespräch dem anderen Behandlungspartner kundtun und von ihm vernehmen. Es gibt Ihnen die Grundlage zur Anamnese, zur Beurteilung Ihrer Klientin hinsichtlich ihrer Wünsche und Anliegen, hinsichtlich der Motivation, welche Ihre Klientin bewegt hat, zu Ihnen zu kommen, sowie ihrer Vorstellungen und Einstellung. Es bildet die Ergänzung Ihrer Hautdiagnose, insbesondere im Hinblick auf Neigungen und Tendenzen, die möglicherweise psychisch bedingt sein können und daher nicht unmittelbar diagnostisch feststellbar sind.

Sich Aussprechen

Das Gespräch ist insofern ein grundlegender Teil der Behandlung, als das Sichaussprechenkönnen in vielen Fällen eine notwendige Voraussetzung für die Bejahung der Behandlung darstellt. Im selbstgewählten, formulierten und ausgesprochenen Wort stellt sich der Mensch den ihn bewegenden Problemen. Es ist ein Sichbewusstmachen der unbewussten Problematik, die oft in ihrer bisherigen „Unverdautheit“ die seelische Ursache für körperlich erscheinende Symptome darstellt. Durch die Formulierung zum Wort im Gespräch mit Ihnen vollzieht sich in der Klientin ein unbewusster Prozess der inneren Entspannung und Lösung.

Positive Ausdrucksform

Durch das Gespräch, in jeweils positiver Form des Ausdruckes, sind Sie in der Lage, den natürlichen Schönheitswunsch selbst psychisch zu stärken und die natürliche Gesundungstendenz positiv zu beeinflussen, indem Sie die oft durch eine falsche Erziehung, durch Vorurteile oder Selbstsuggestion hervorgerufenen negativen psychischen Einflüsse zu neutralisieren und aufzulösen vermögen. Das Gespräch bereitet somit vor, was die nachfolgende Behandlung der Massage als ein Fühlungnehmen von Körper zu Körper suggestiv zu wirken vermag, nämlich das Gefühl der Geborgenheit in der therapeutischen Gemeinschaft, das Gefühl zur Ruhe, zum inneren Frieden zu kommen in der menschlichen Fürsorge der Behandlung. Ihre Klientin weiß: „Es ist jemand mit mir da, der sich um mich kümmert!“

Die Behandlung

Die Behandlung ist im Ursinn des Wortes ein Tätigsein der Hand und durch die Berührung des Körpers gleichsam der Ausdruck für ein Überfließen des Emotionalen. Das Unbewusste, das Vegetative der Behandelnden und der von ihr Behandelten sind gleichsam in Kommunikation. Die Fühlung von Hand zum Körper des anderen Menschen ist vom gegenseitigen Wesen und Wollen getragen und ist unausgesprochen im Stillen spürbar. Denn wenn Sie anderen Menschen helfen, sie unbewusst geleiten und führen wollen, dann müssen Sie mit ihnen Fühlung haben, körperlich und seelisch. Ich hatte schon darauf hingewiesen, dass die Frau, vor allem als Mutter, heilende Hände hat, die geradezu eine Suggestivwirkung auszuüben vermögen, entweder beruhigend, ausgleichend, heilend oder aber anregend, belebend, Stärke, Kraft und Mut spendend. Das Mysterium heilender Hände spielt schon in den ursprünglichsten Heilverfahren eine grundlegende und bedeutende Rolle zu Zeiten, als Arzttum und Priesterschaft noch in einer Person vereint waren.

Hand-Massage

Was die ruhige und entspannte Art der Behandlung und das bewusst und gezielt geführte Gespräch somit vorbereiten, das kann Ihre Massage unmittelbar psychosomatisch vollenden. Die rein somatische Einflussnahme ist bei der Massage von Hand durch den Druck, den Arbeitsfluss, durch die Zügigkeit und den systematischen Aufbau der Griff- und Partiefolge gegeben. Bei der Berührung eines anderen Körpers mit der Hand fließt ein galvanischer Strom, der messbar und daher physikalisch nachweisbar ist. Außerdem kommt es zu einer Intensivierung des Lymph- und Blutstromes. Es tritt eine Temperaturerhöhung vor allem in verkrampften Muskel- und Gewebepartien ein, eine Rötung, eine erhöhte Perspiration.

Pulsfrequenz

Der gleich bleibende Rhythmus und das schnellere oder langsamere Tempo der Massage beeinflussen physiologisch die Frequenz des Pulsschlages. Sie wissen sicher, dass Sie durch die Massage die Pulsfrequenz messbar verlangsamen oder beschleunigen können. Dabei bewirkt eine Erhöhung der Pulsfrequenz meist einen erhöhten Erregungszustand, eine Stimulation, während eine Verminderung des Pulsschlages ein Gefühl der Müdigkeit und des Schlafbedürfnisses hervorruft.

Der Suggestivgriff

Andererseits können Sie entspannend und lösend im neurovegetativen Sinne auf Ihre Klientin einwirken, indem Sie den so genannten Suggestivgriff anwenden: Sie beginnen mit beiden Händen an der Nasenwurzel, streichen über die Stirn zu den Schläfen, wo sie beherzt nach abwärts-auswärts drücken, um anschließend unterhalb der Augen über das Jochbein zur Nasenwurzel zurückführen. Diesen Griff machen Sie gegen Ende der Massage jeweils dreimal hintereinander, lediglich unterbrochen durch allgemeine streichende oder knetende Massagegriffe der Stirne, der Schläfen oder Augenpartien. Sie rufen damit ein ausgesprochen angenehmes Gefühl, ein Bedürfnis nach Ruhe und Schlaf hervor. Ihre Klientin ist in diesem Zustand eines entspannten Wachens oder Halbschlafs im Unbewussten besonders aufnahmefähig und ansprechbar. Wenn Sie ihr nun ganz ruhig sagen, dass sie sich eine Viertelstunde vollkommen entspannt ausruhen oder sogar schlafen kann, dann folgt Ihre Klientin meist von sich aus, dem eigenen Wunsch entsprechend Ihrem Hinweis, der in Wirklichkeit eine leichte Suggestion darstellt.

Schönheitsschlaf

Nach diesem suggerierten Kurzschlaf, einem äußerst wertvollen und unersetzbaren psychischen Behandlungsmoment, zeigen Sie Ihrer Klientin im Spiegel, wie gut erholt und schön entspannt sie nunmehr aussieht. Dieses kleine Selbsterlebnis wird wohl bewusst, aber noch viel stärker im Unterbewusstsein intensiv aufgenommen und es wirkt sich auf den Gesamterfolg Ihrer Behandlung – physisch für das Erscheinungsbild und psychisch für das Selbstwertgefühl – besonders vorteilhaft und vor allem nachhaltig aus.

Psycho-Synthese

Die komplexe Einflussnahme der verschiedenen Behandlungsstadien und Möglichkeiten in der Kosmetik möchte ich im Gegensatz zur Psychoanalyse Psychosynthese nennen: Denn, wenn wir abschließend kurz wiederholen, so bleiben die Prozesse der ersten Begegnung zunächst noch vollkommen im Unbewussten, im Emotionalen verborgen. Es bahnt sich eine dialogische Partnerschaft zwischen Ihnen als Behandelnder und Ihrer Klientin als der für Ihre Behandlung Aufgeschlossenen an. Das Gespräch führt in ein gegenseitiges Erkennen und Bewusstmachen im geformten Wort und Satz. Die Tat der Behandlung im eigentlichen Sinn des Wortes – der tätigen Hand – vereint das unbewusste und bewusste Sichbegegnen im gemeinsamen Werk als einen umfassenden Komplex. Ihr Endziel ist ein Wirken am Menschen, am ganzen Menschen, um ihm auf dem Wege über die äußere, leibhafte Harmonie der Erscheinung den inneren seelischen Weg zu sich selbst und damit wiederum ins Leben zu erleichtern. Denn der Leib ist die organische Erscheinung des Lebens, auf deren Basis sich das Seelische und Geistige in ihren Vollzügen, Handlungen und Taten des menschlichen Daseins aufbauen. Wenn Portmann daher in seinem Buch „Biologie und Geist“ schreibt, dass der Mensch in seiner ganzen Entwicklung und Formung auf sein Menschsein hin angelegt ist, dann ist das so zu verstehen, dass die Erscheinung des Menschen, die gestalthaften Ausprägungen ihn bestimmen und beeinflussen. In diesem gegenseitigen Sichdurchdringen und Ineinander-Verwobensein des Leiblichen und des Seelischen liegt die Möglichkeit für uns in der BioKosmetik, seelisch das schöne, harmonische Aussehen von Menschen zu formen und zu gestalten, sowie umgekehrt durch die ästhetisch ansprechende Erscheinung den Menschen das Gefühl der Zufriedenheit mit sich selbst und mit dem Leben zu schenken.

Kosmetische Behandlung und Selbstwertgefühl

Im Mittelpunkt all unserer Bemühungen steht der Mensch als Person, als ein körperliches, seelisches und geistiges Wesen. Die psychischen Momente während der kosmetischen Behandlung enthalten das von uns berücksichtigte seelische Motiv für die Möglichkeit einer psychischen Behandlung in der Kosmetik: das Selbstwertgefühl.

Selbstwertgefühl

Zur Erklärung des Selbstwertgefühls gehen wir davon aus, dass wir Menschen uns in der Bewusstheit unseres eigenen Ichs erleben. Als Individuum, als Person heben wir uns von der Umwelt und Mitwelt als ein eigenständiges Selbst ab. Andererseits treten wir mit anderen Personen in Wechselwirkung, wir müssen uns mit ihnen auseinandersetzen und uns selbst ihnen gegenüber durchsetzen. Dieses Selbstgefühl erleben wir im ersten Fall als Selbstvertrauen, im zweiten Fall jedoch als das eigentliche Selbstwertgefühl. Der Grad des jeweiligen Selbstgefühles ist dabei innerlich abhängig von der Intensität eines individuellen Biotonus, eines vitalen Turgors, einer so genannten Vitalkraft in Form einer unbewussten psychosomatischen Grundkonstitution. Aus diesem Grund sind Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl nicht ein für allemal unveränderlich gegeben. Sie wandeln sich von Mensch zu Mensch, wie auch innerhalb des Lebens eines jeden Einzelnen. Gute oder schlechte Erfahrungen und Erlebnisse, Erfolge oder Misserfolge, Zuspruch oder Widerspruch anderer Menschen erhöhen oder vermindern sie.

Wir Menschen treten nicht nur als Lebewesen auf, denen es um Selbsterhaltung und Selbstdurchsetzung im Lebenskampf geht, sondern wir sind als Persönlichkeit Träger eines Wertes und einer menschlichen Würde. Dieses Erleben von Wert und Würde der Person empfinden wir in Bewusstheit vor uns selbst als Eigenwertgefühl. Wir erleben dieses Gefühl aber auch in Bezug auf unsere Mitmenschen als Geltungsbewusstsein.

Eigenwertgefühl und Geltungsbewusstsein

Das Selbstwertgefühl hat somit zwei Seiten: Nach innen gerichtet als Eigenwertgefühl und nach außen gerichtet als Geltungsbewusstsein. Beide Momente sind an sich voneinander unabhängig. Was jedoch den Grad angeht, so unterscheiden wir zwischen einem positiven oder gehobenen und einem negativen oder gedrückten Selbstwertgefühl.

Positives Selbstwertgefühl

Das positive, gehobene Selbstwertgefühl kann verschiedengestaltig auftreten. Sie wissen, dass zum Beispiel die Jugend in ihrer überschäumenden Dynamik das Vorrecht der Selbstüberschätzung hat. Deren oft übersteigertes Selbstbewusstsein ist ein unkritisches Selbstwertgefühl, welches in einem Mangel an Lebenserfahrung, Vorstellungsvermögen und Urteilskraft gründet.

Dämonisches Selbstwertgefühl

Es gibt außerdem ein dämonisches Selbstwertgefühl oft genialer, leistungsstarker Menschen, die von der Einzigartigkeit ihres Ichs überzeugt sind. Dieses übersteigerte Selbstwertgefühl kann krankhaft ausarten, wenn dem sich selbst zugelegten Geltungsanspruch die innere, schöpferische Fülle oder aber das intuitive Gefühl für die kosmische Tiefe echter, schicksalhafter Verbundenheit fehlen.

Aristokratisches Selbstwertgefühl

Manche Menschen bringen von Natur aus ein aristokratisches Selbstwertgefühl mit, welches mit dem Pathos der Vornehmheit das besondere, qualitative Sein der Persönlichkeit an sich selbst ausdrückt. Der Ausdruck dieses starken Selbstgefühls ist der in sich bewusst gründende, absolut positiv zu wertende Stolz der betreffenden Menschen – im Gegensatz zum Hochmut der Überheblichkeit.

Narzisstisches Selbstwertgefühl

Das gehobene Selbstwertgefühl äußert sich oft darin, dass Menschen in sich selbst und in ihr Bild verliebt sind, sich selbst bewundern und sich gerne bewundern lassen. Deren Grundhaltung ist allerdings die Eitelkeit, ihr Eigenstreben die Geltung und vor allem wollen sie sich dieser Geltung in der Mitwelt auch stets voll und ganz bewusst sein. Sie heischen nach Beifall, nach Anerkennung und Verherrlichung des Ichs.

Das scheinbare Selbstwertgefühl

In der Praxis und im Leben begegnen uns aber viele Menschen mit einem nur scheinbar gehobenen Selbstwertgefühl. Dieses ist jedoch unecht, nur gespielt, eine kompensatorische Verkleidung und Verhüllung eines innerlich gestörten, verminderten oder abwegigen Selbstvertrauens. Es handelt sich dabei um Menschen mit einer erhöhten Empfindlichkeit, Kränkbarkeit und Verletzbarkeit, die stets in Sorge um ihr Prestige sind.

Negatives Selbstwertgefühl

In den Begegnungen mit Menschen, welche ein vermindertes, gedrücktes oder negatives Selbstwertgefühl haben, können wir neben sozialen – scheinbaren oder tatsächlichen – Mängeln vor allem körperliche Diskrepanzen, sichtbare Organschäden, missgestaltetes Aussehen als grundlegende Ursachen feststellen. Die innere Reaktion der einzelnen Menschen auf ihr eigenes negatives Selbstwertgefühl ist jedoch eigenartigerweise konträr:

Resignation

Die einen resignieren, ihr Selbstwertgefühl ist gleichsam gelähmt bis zur vollkommenen Zerstörung des Bewusstseins ihres eigenen persönlichen Wertes. Diese Menschen sind kontaktscheu, selbstunsicher, gehemmt, verlegen, oft auch übertrieben bescheiden und schüchtern.

Überkompensieren des Selbstwertgefühls

Die anderen hingegen lehnen sich gegen das aufkeimende, niederdrückende Gefühl eines verminderten Selbstwertes auf und wählen den Weg der Kompensation, unter anderem durch ein besonders selbstbewusst erscheinendes Gehabe betonter Forschheit, eines besonders imponierenwollenden Gebarens, sogar der Anmaßung, der Rechthaberei oder ähnlicher Verhaltensmuster, jeweils nur um das eigene, negative Selbstwertgefühl vor der Mitwelt zu maskieren.

Sentimentale Charaktere

Es gibt darüber hinaus ein sentimentales Ichgefühl. Menschen mit sentimentalem Ichgefühl weiden und freuen sich an ihrem Gefühl verminderten Selbstwertes und genießen es gewissermaßen masochistisch. Ihr Leiden an ihrem negativen Gefühl ist ihnen Lebensbedürfnis und Lebensinhalt. Sie fühlen sich in der Haut ihres verminderten Selbstwertes vollkommen zufrieden und wohl.

Bedeutung für die kosmetische Praxis

Hat diese Differenzierung des Selbstwertgefühls auch eine Bedeutung für die Praxis? Diese Frage ist aufgrund vielfältiger Erfahrung zu bejahen. Wir haben festgestellt, das Selbstwertgefühl ist:

1 Geltungsbewusstsein mit dem Schwerpunkt der Anerkennung in der Umwelt.

2 Eigenwertgefühl vor sich selbst, vor dem eigenen Inneren.

Der Mensch und seine Umwelt

Wenn man die einzelnen Klientinnen danach fragt, aus welchen Motiven sie kosmetischen Rat und kosmetische Behandlung suchen, so geht aus ihren Antworten hervor, dass im Vordergrund der überwiegenden Zahl das Streben nach Wohlbefinden, Gesundheit, Entspannung und Pflege, nach dem Erlebnis, auf die Mitwelt schöner, gefälliger oder anziehender zu wirken steht. Dass dieses äußere Moment auch heute noch überwiegend stark betont wird, hat seinen Grund in der menschlichen Eigenart, dass wir gesellige Wesen sind, die unbedingt des Kontakts, der Resonanz, der Relationen zur Mitwelt bedürfen. Das Motiv des Geltungsstrebens überwiegt auch deswegen, weil für einen Teil der Menschen das Dekorative wichtig ist, wie man der Publizistik entnehmen kann. Aber daher kommt es eben, dass in der Öffentlichkeit nur das rein äußerliche Zurechtmachen bekannt ist, nicht die eigentliche BioKosmetik in ihrer umfassenden Bedeutung einer Gesundheitspflege von Haut und Körper und einer ästhetischen Pflege des Menschen zu einem gesunden, harmonischen Selbstwertgefühl. Es ist interessant und aufschlussreich, feststellen zu können, dass in zunehmendem Maße die Klientinnen, welche die heutige Kosmetik in ihren umfassenden drei Tätigkeitsbereichen kennen gelernt haben, nicht mehr nur wegen des bloßen Geltungsbewusstseins den Weg zur kosmetischen Behandlung suchen, um das beglückende und erhebende Gefühl eines in sich harmonischen Eigenwertes und Selbstvertrauens während und nach der Behandlung erleben und erfahren zu können.

Eigenwert und Selbstvertrauen

Dieses durch die Behandlung erweckte, gehobene Eigenwertgefühl wirkt wie ein belebender, erquickender Impuls für das Leben im Alltag. Wenn Ihre Klientin spürt, dass diese Kraft des inneren Aufschwunges und Auftriebes, die Sie ihr durch die kosmetische Behandlung gegeben haben, unter den negativen Einflüssen der Umwelt anfängt nachzulassen, dann spürt sie ganz aus sich selbst heraus wieder den Wunsch, ihres Eigenwertgefühles wegen, zu Ihnen zur kosmetischen Behandlung zu gehen. Dann spielt Wiedererwecken und das Stärken des Eigenwertgefühles und des Selbstvertrauens die größere und – wenn auch meist unbewusst – die bestimmendere Rolle als das Geltungsbewusstsein und das bloße Streben nach Anerkennung in der Mitwelt.

Reaktionen der Umwelt

Der innere Wunsch nach einer Wiederherstellung eines gesunden und lebensnotwendigen Eigenwertgefühles steht jedoch in all den Fällen schon von vornherein im Vordergrund, bei denen die Klientin infolge ästhetisch störender Hauterscheinungen eine Beeinträchtigung ihres Selbstwertgefühles bewusst empfinden und erleben muss. Dabei spielen auch negative Reaktionen der Umwelt eine Rolle. Der Wunsch nach der Wiedergewinnung des eigenen Wertgefühls ist in diesen Fällen deutlich und klar ausgeprägt und wird auch bewusst genannt. Hier überwiegt das Motiv des Eigenwertgefühles weit über das bloße Geltungsbewusstsein, wenn dieses auch eine sekundäre, ergänzende Rolle bei der Motivation spielt.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, dass das Motiv in seiner Ganzheit individuell von der persönlichen Grundstimmung und Lebenseinstellung der betreffenden Person abhängig ist. Andererseits sind auch die liebevoll verstehende oder kalt ablehnende Art und Weise der Mitwelt bestimmend für den Grad und die Intensität des Selbstwertgefühls und des Eigenwertgefühls. Auch hier besteht, wie in allen zwischenmenschlichen Beziehungen und Relationen, ein lebendig sich veränderndes Wechselspiel von Eigencharakter und Umwelterlebnis.

Motivation der Kosmetik

Daraus ergibt sich, dass das Selbstwertgefühl im zweifachen Sinne seiner Bedeutung – als Geltungsbewusstsein und als Eigenwertgefühl sowie in der Vielfalt seiner Erlebensformen – im Positiven wie im Negativen eine grundlegende Rolle für die Motivation spielt, den Weg zur kosmetischen Behandlung zu gehen. Ist es für Sie in der Praxis notwendig zu wissen, ob mehr das Geltungsbewusstsein oder mehr das Eigenwertgefühl die Klientin zu Ihnen geführt hat? Auch diese Frage ist zu bejahen. Denn mit den drei Tätigkeitsbereichen der heutigen Kosmetik beeinflussen Sie die psychische Einstellung ihrer Klientin verschiedenartig, und zwar:

1 Mit der dekorativen Kosmetik sprechen Sie ausschließlich das Geltungsbedürfnis und das Geltungsbewusstsein an.

2 In der BioKosmetik, speziell durch die beruhigend oder stimulierend durchgeführte Massage, beeinflussen Sie primär das Eigenwertgefühl, aber durch den sichtbaren Erfolg der Behandlung als deren Folge auch wiederum das Geltungsbewusstsein.

3 Mit einer psychisch fundierten Behandlungsmethodik nehmen Sie unmittelbar Einfluss auf das innere Eigenwertgefühl, auf das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.

Untrennbar: Das Physische und Psychische

Wenn wir zusammenfassen, so sehen wir, dass sich bei der kosmetischen Behandlung in allen Behandlungsphasen das Leibliche und das Seelische nicht trennen lassen. Es wäre ein Irrtum, anzunehmen, dass ein optimaler Erfolg nur durch das eine oder nur durch das andere erreichbar wäre. Die physischen Methoden sind ebenso notwendig wie eine psychische Systematik. Sie ergänzen einander, ohne dass das eine das andere zu ersetzen vermag. Beide Methoden, beide Möglichkeiten sind notwendig, und auch ihre Wirkungen bedingen und ergänzen sich gegenseitig: Die sympathisch wirkende körperliche Erscheinung beeinflusst das Selbstwertgefühl, so wie andererseits ein gesundes Selbstvertrauen das Aussehen, den Ausdruck, die Mimik und Gestik, das ganze Verhalten eines Menschen nach außen harmonisch gestaltet und durchwirkt. Wir Menschen sind nun einmal Wesen von Leib, Seele und Geist, die nicht voneinander zu trennen sind, sondern eine untrennbare Einheit und Ganzheit darstellen. So ist die Kosmetik in ihren drei grundlegenden Behandlungsmöglichkeiten heute weit mehr als nur ein Schmücken der Erscheinung und des Menschenbildes vor sich selbst und vor den anderen. Sie ist eine grundlegende menschliche Aufgabe.

Prospektive Pädagogik

Kosmetik kann dadurch eine prospektive ästhetische Pädagogik sein. Eine vorausschauende, in die Zukunft weisende Erziehung des Menschen zu einem Verwirklichen und Empfinden von Schönheit und Wert seiner Persönlichkeit an sich selbst als Harmonie in Erscheinung und Wesen.