Czytaj książkę: «Der Maharadscha und ich | Erotischer Roman»

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Der Maharadscha und ich | Erotischer Roman

von Dorothy Brown

Dorothy Brown lebt mit ihrem Ehemann, zwei Kindern und einem Hund im Norden Londons. Seit frühester Kindheit ist es ihre Leidenschaft, Geschichten zu erzählen und aufzuschreiben. Heute verfasst sie am liebsten erotische Geschichten. Ihr Ehemann ist geborener Inder und betreibt in London ein Restaurant, das vor allem euro-asiatische Fusionsküche anbietet.

Lektorat: Daniela Jungmeyer

Originalausgabe

© 2018 by blue panther books, Hamburg

All rights reserved

Cover: Yuri_Arcurs @ istock.com Valentyn_Volkov @ depositphotos.com pius99 @ depositphotos.com nejron @ depositphotos.com

Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de

ISBN 9783964770615

www.blue-panther-books.de

1.

»Wie konnte ich nur so bescheuert sein und mich auf eine Reise nach Indien einlassen? Überall stinkt es nach Räucherstäbchen, das Essen ist grausam, die Luft zu feucht und überhaupt ist es viel zu warm. Ich bin gute deutsche 22 Grad gewohnt, höchstens. Hier sind es schwüle 35 Grad – im Schatten. Wer kann das schon aushalten?« Auch die vierte Dusche, die sie heute schon genommen hat, hilft ihr da nicht. »Es ist einfach zu heiß. Sollen die anderen doch losziehen und sich irgendwelche Paläste und Tempel ansehen, ich bleibe in unserer Unterkunft. Nur gut, dass das Hotel so große Fenster hat, so dass immer ein kleiner Durchzug weht. Der Blick auf den See hilft ebenso. Ich mag jetzt keine kleinen verwinkelten Gässchen sehen mit irgendwelchen bunt gekleideten Indern, die einem aus der Hand lesen oder eben diese stinkenden Räucherstäbchen andrehen wollen.«

Sandrine legt sich auf das breite Bett, das mitten in dem geräumigen Zimmer steht. Ein großer Baldachin überdeckt es. An seinen Seiten hängen weiße Seidenvorhänge, die sich sanft im Wind bewegen, der durch den Raum weht. Es ist weniger ein Zimmer als vielmehr ein Saal, in welchem zentral vier weiße Säulen aufragen, verziert mit feinsten Ornamenten, Blüten und Blättern. Auch die Fenster sind von diesen kunstvoll geformten Ranken und Blättern in Weiß umgeben, ihre Form selbst ist geschwungen mit einer auslaufenden Spitze in der Mitte.

All das nimmt Sandrine nicht wahr. Sie hört nur das Pochen in ihrem Schädel, der schmerzt. Sie spürt den Schweiß auf ihrer Haut. Vor ihr sieht sie nur Bilder eines herbstlichen Ostseestrandes mit kühlem Wind. Das Hämmern in ihrem Schädel ist so laut, dass sie dieses andere Pochen an ihrer Tür nicht hört. Es ist eine große Holztür, die ebenfalls mit feinsten filigranen Schnitzarbeiten verziert ist.

»Massage, Madame!«, sagt eine Stimme mit diesem typischen indischen Akzent. Sandrine braucht einen Moment, um zu realisieren, dass sie nicht an der Ostsee ist, dies kein ostdeutscher Kellner mit einem Bier ist, sondern ein sie sympathisch anlächelnder Inder. Man habe ihn gerufen, weil sie Kopfschmerzen habe. Es gäbe kein besseres Rezept gegen Kopfschmerzen als eine gute Massage. »Aber nicht am Kopf!«, vermag Sandrine noch zu sagen. Alles andere ist ihr egal.

Flink und behende kommt der Mann zu ihrem Bett und breitet eine Vielzahl von Dingen aus, die Sandrine nicht alle erkennt. Er ist kaum zu hören, aber ein erfrischender Duft geht von ihm aus. Ganz leicht und – betörend. Sandrine schnuppert mehrmals mit ihrer Nase, bis sie bemerkt, dass es ein zarter Jasminduft ist, den er verströmt. Ungewöhnlich für einen Mann, denkt sie.

Da spürt sie etwas Kaltes an ihren Füßen. Er scheint ihre Füße in kühle, feuchte Tücher gewickelt zu haben. Welche Wohltat! Sofort hört diese pochende Hitze im ganzen Körper auf und es kommt ihr so vor, als würden diese feuchten Stoffe an den Füßen den Schweiß der gesamten Haut aufsaugen. Ein erleichterter Seufzer entfährt Sandrine. Die Tücher werden gegen eine gelartige Creme ausgetauscht. Auch die fühlt sich angenehm kalt an auf der Haut, sehr angenehm. Langsam beginnt er, ihre unteren Gliedmaßen mit diesem Gel zu massieren, umkreist die Füße, umkreist sie immer wieder, fährt dann mit seinen feinen, flinken Fingern zwischen ihre Zehen, knetet jeden davon einzeln. Jetzt verschwindet langsam auch dieses unangenehme Pochen im Kopf an den Schläfen. Sandrine weiß nicht, wie er das fertigbringt, ihr den Kopfschmerz zu nehmen, indem er ihre Füße massiert, aber – es funktioniert. Eine wohltuende Leichtigkeit und Weite breitet sich sogar in ihrem Kopf aus. Ganz leicht wird ihr zumute. Sie glaubt fast zu schweben.

Die Vorhänge an den Seiten des Bettes wehen und tanzen im Wind. Jetzt erst kann Sandrine sie sehen. Es kommt ihr sogar so vor, als könne sie sie auch spüren, als fühle sie die zarten Bewegungen der Seide auf ihrer Haut. Wie ein Streicheln, wie einen Hauch. Es ist ihr so weich und so leicht wie schon lange nicht mehr. Und dann dieser betörende Duft. Der Jasmin scheint jetzt das gesamte Zimmer zu füllen. Sie sieht sich selbst als eine einzige große Jasminblüte, die ihre Blätter öffnet, langsam Blatt für Blatt öffnet. Ein Stöhnen dringt aus ihrem Mund. Was immer dieser Mann da mit ihren Füßen macht, sie scheint wie ausgewechselt. Jetzt in diesem Moment möchte sie am liebsten immer in Indien bleiben und sich in die Hände dieses Mannes begeben.

2.

Als der Mann am nächsten Tag wieder an ihrer Tür klopft, sagt sie ohne Zögern »Come in!«, legt sich auf das Bett und erwartet schon seine kalten Tücher und dieses wunderbare Gel. Ja, sie habe wieder diese entsetzlichen Kopfschmerzen, doch seine Massage am gestrigen Tag habe ihr sehr geholfen. Wieder duftet der Mann nach Jasmin. Die kühlen Tücher erfrischen sie, entspannen sie, entspannen sie so sehr, dass diese Blüte zwischen ihren Beinen ihre Blätter öffnet und ihren betörenden Duft verströmt. Sandrine selbst kann ihn riechen. Sie weiß nicht, was er gemacht hat, aber irgendetwas bei der Fußmassage muss nun auch die Pforte zu ihrer Himmelstür geöffnet haben.

»Nice smell!« – angenehmer Geruch. Ihre Ausdünstung ist also auch ihm nicht verborgen geblieben. »Good massage!«, kann sie nur schüchtern herausbringen. Ob sie noch weiter massiert werden wolle und ob er auch den ganzen Körper miteinbeziehen dürfe, fragt er sie. Sie kann kaum ein Wort sagen. Es ist mehr, als würde diese Blüte zwischen ihren Beinen die Antwort wissen und bereits ausgesprochen haben. Ja, sie möchte noch mehr von dieser Massage.

Langsam knetet er mithilfe des Gels ihre Beine, massiert sich Stück für Stück von den Füßen aufwärts. Sein betörender Jasminduft kommt immer näher und mischt sich mit ihrem süßen Blütenduft. Irgendwann kann sie dann spüren, wie er ihr erstes Blütenblatt berührt, es sanft zur Seite schiebt, um das darunterliegende Blütenblatt sanft zu streicheln. Ihre Schamlippen erzittern und ihr Blütensaft tropft, strömt. Seine Hände sind so weich und so zart. Ganz sanft umkreisen sie auch ihren Blütenstempel, die Lustperle. »Yoni of a goddess«, sagt er. Das muss wohl so viel bedeuten wie göttliche Möse, denkt sie sich. Es ist ihr egal, wie er ihre Pforte nennt. Sie möchte nur, dass er sie dort immer weiter massiert, jedes Blütenblatt weiter verwöhnt und streichelt. Das Gel fühlt sich so aufregend, so erregend, so weitend an. Sie hat den Eindruck, als würde sich ihre Blüte wie ein großes Tor öffnen. Ihm öffnen. Sie schreit vor Lust, als er dann in sie eindringt, tief in sie eindringt, ihr gesamtes Inneres ausfüllt, erfüllt. Sie schreit, schreit immer wieder, lustvoll, laut.

Eigentlich hatte sie gedacht, dass Inder kleine Schwänze haben, aber das Ding da in ihr fühlt sich sehr groß und sehr gewaltig an. Sie traut sich, den Kopf zu drehen, um sehen zu können, wie er in sie eindringt und was er da für einen Ständer hat. Es ist nicht sein Penis, mit dem er in sie stößt. »Shiva lingam«, sagt er. Das bedeutet wahrscheinlich auch wieder irgendwas Göttliches, sinniert Sandrine. Das Teil in seinen Händen ist schwarz, offensichtlich aus Stein und gewaltig groß. Sehr groß. Sandrine dreht sich wieder um. Was auch immer es ist, wie auch immer es heißt, es bereitet ihr köstliche Freuden, beendet sie ihr Nachdenken. Immer wieder dringt er in sie ein, dreht diesen Stein, zwirbelt ihn offensichtlich zwischen den Handflächen. Köstliche Wellen durchströmen Sandrine. Sie kommt erneut, kommt immer wieder. »Good massage!«, lobt sie ihn. »Tomorrow more massage.« Ja, morgen würde sie wieder eine solche Massage haben wollen. Würde sie ihren Freundinnen eben wieder erzählen, dass sie Kopfschmerzen habe.

3.

Massage scheint in Indien das Mittel der Wahl bei Kopfschmerzen zu sein. Das haben auch ihre Freundinnen ausfindig gemacht. Um ihr einen Gefallen zu tun, haben auch sie ihr einen Masseur bestellt. Der kommt um 14 Uhr, der andere soll um 15 Uhr kommen. Da wird sie am Ende des Tages ganz gewiss keine Kopfschmerzen mehr haben. Der Inder, den die beiden Freundinnen für sie eingeladen haben, ist etwas größer und schlanker als der andere. Außerdem riecht er nicht nach Jasmin. Es ist ein leicht herber Geruch, den er verströmt. »Moschus. Ja, er riecht nach Moschus. Auch sehr angenehm. Männlicher«, findet Sandrine. »Was auch immer das eigentlich heißt.«

Auch er beginnt mit ihren Füßen, massiert sie mit einem erfrischenden Gel, wechselt dann allerdings zu ihren Händen. Sanft nimmt er ihre Hände zwischen seine beiden Handflächen, die kühl und samtig sind. Er hält ihre Hände zwischen seinen Händen, umkreist dann jeden einzelnen ihrer Finger und zieht ihn sanft in die Länge, die gleiche Prozedur vollzieht er mit ihrer Hand, dann den gesamten Unterarm, den Oberarm und landet wie zufällig bei ihren Brüsten. Seine Hände umkreisen ihre Brüste, formen zunächst große Kreise um die gesamte Brust, die dann immer kleiner und kleiner werden, bis er schließlich ihre Brustwarzen umkreist. Sie ist froh, dass sie sich auf den Rücken gelegt hat, anders als bei ihrem zweiten Masseur.

Das Gel, seine Finger, das Kreisen … eine Welle durchzieht ihren Oberkörper, eine Welle der Lust, eine Welle des Begehrens. Sie will mehr, immer mehr. Er scheint das zu spüren, knetet nun ihre Nippel und lässt dann Rosenblüten auf die Brüste fallen. Sandrine weiß nicht, woher er auf einmal all diese Rosenblüten holt. Sie spürt das Fallen. Sie spürt das Zarte der Blätter. Sie spürt, wie diese Rosenblätter die Blätter an ihrer Pforte öffnen und wieder der Blütensaft aus ihrer Möse fließt. Sie ist offen, sie ist weit, sie ist bereit. Sie will ausgesaugt werden, ausgelutscht.

»I do good mouth massage.« Langsam kriecht er zwischen ihre Beine, senkt seine sinnlichen braunen Lippen auf ihre Blütenblätter und saugt den Saft ihrer Blüte. Er nimmt ihre Schamlippen mit seinen Lippen auf, umkriecht mit seiner Zunge ihre Lustperle, umspielt sie, dringt mit der Zunge in sie ein, immer tiefer in sie ein. Ihre Innenwände beben, ziehen sich zusammen, entladen sich. Immer neue Orgasmen durchströmen sie.

4.

Als der zweite Masseur um 15 Uhr zu ihr kommt, bei dem sie dann wieder kommt, da weiß sie schon lange nicht mehr, wo sie ist, wer sie ist und erst recht nicht, wie viel Uhr es ist. Sie schwimmt auf Wellen der Lust und nimmt irgendwo tief in den innersten Schichten ihres Gehirns mit ihrem Reptilienwissen, das an den Geruchssinn geknüpft ist, noch wahr, dass sich der Duft geändert hat. Moschus wurde gegen Jasmin ausgewechselt. Das Aussaugen wurde durch ein Ausfüllen ersetzt. Kopfschmerzen hat sie keine mehr und sie kann sich auch nicht erinnern, jemals so etwas wie Kopfschmerzen gehabt zu haben.

Ihre Freundinnen erzählen ihr von einem großen Palast, den sie besucht haben. Überall habe es Pfauenmosaike gegeben. Pfauen seien durch alle Räume des Palastes geschritten. Gerne hätten sie eine der wunderschönen Schwanzfedern ergattert, doch leider sei das nicht möglich gewesen. Nach dem Besuch des Palastes seien sie dann noch in einem Restaurant gewesen, hätten Tee getrunken, der wirklich viel angenehmer sei bei der Hitze als ein Kaltgetränk. Das anschließende Currygericht sei jedoch der Wahnsinn gewesen. Das hätte Sandrine mal probieren sollen. Okraschoten mit Mandeln in einer Joghurtsauce. Der Reis sei mit Kardamom gewürzt gewesen. Sandrine kann gerne verzichten. Dieses indische Zeug ist nichts für sie. Hunger hat sie eh nicht. Wasser braucht sie jedoch. Viel Wasser.

Während sie trinkt, ist sie mit ihrer Aufmerksamkeit immer noch bei den Erlebnissen der beiden Massagen und deren Nachwirkungen. Ihr ganzer Körper prickelt nach wie vor. Denken mag und kann sie nicht. Denken scheint gerade total unwichtig zu sein. Überhaupt wird im Leben viel zu viel nachgedacht. Saugeiles Gefühl gerade. So lebendig und einfach geil.

Erst als ihre beiden Freundinnen wie Teenager zu kichern beginnen, taucht sie wie aus einer anderen Welt auf und schnappt wie nebenbei auf, dass die beiden etwas von einem Maharadscha erzählen, den es hier in Rajasthan noch gäbe. Auch wenn in Indien mittlerweile keine Fürstentümer mehr existieren, so gäbe es doch immer noch die Erben der ehemaligen Maharanas und die hätten auch noch beträchtliche Besitztümer. Ein Nachfahre des ehemaligen Maharadschas von Udaipur würde in eben jenem Palast leben, den die beiden heute besucht hätten. Leider hätten sie ihn nicht zu Gesicht bekommen. Aber wie sie in Erfahrung gebracht hätten, so sei er sehr gut aussehend und alleinstehend. Wieder kichern die beiden und schauen vielsagend ihre Freundin an.

»Ihr braucht mich gar nicht so anzuschauen! Ich bin froh, dass ich gerade einen Kerl losgeworden bin. Da werde ich mir nicht sofort einen neuen anlachen. Schon gar nicht einen Inder.« Sandrine weiß, dass ihre beiden Freundinnen nichts lieber sehen würden, als dass sie wieder einen neuen Freund hätte. Sollen die doch mit ihren Männern rummachen und die jeden Abend erdulden. Sie gönnt sie ihnen. Sie selbst möchte gerade keinen Partner, schon gar nicht einen, der jeden Abend vor dem Fernseher sitzt und eine Serie nach der nächsten anschaut. Davon hat sie genug.

»Es gibt auch noch andere Männer als deinen Dirk. Und nicht alle sitzen sie dumpf vor der Glotze.« Sandrine kennt die Diskussionen mit Anna, die gewiss mit ihrem Florian und der kleinen Lucy ganz glücklich ist. Sie hat keine Lust, wieder einmal mit ihr zu streiten über fernsehschauende und Fußball spielende Männer. Sie kommt gut alleine zurecht. Daran soll sich nichts ändern.

»Wie war denn deine Massage heute?«, fragt nun Saira, die andere der beiden Freundinnen. Sandrine kann nicht anders, ihr Kopf läuft puterrot an, was den beiden Freundinnen nicht verborgen bleibt. »Super Methode gegen Kopfschmerzen«, sagt sie schnell und dreht sich so, dass die beiden sie nicht sehen können. »Mir geht es schon viel besser. Ich könnte mir vorstellen, heute Abend noch mit euch loszuziehen.« Saira und Anna schauen sich vielsagend an, schmunzeln in sich hinein, tun so, als würden sie sich selbst die Brüste massieren und dann langsam mit den Händen immer tiefer den Bauch hinunter wandern bis in den Schambereich.

Sandrine dreht sich zu ihnen, sieht ihr Gestikulieren, das mittlerweile durch ein Stöhnen seitens Anna ergänzt wurde. Die Freundinnen machen sich offensichtlich lustig über sie. »Er hat meine Füße massiert«, versucht Sandrine mit möglichst nüchterner Stimme das Gespräch zu beenden. »Ah, die Füße …«, antwortet Saira höchst anzüglich. »Bestimmt auch den Raum zwischen den Zehen und an der Längsseite des Fußes entlang.« Saira massiert sich selbst sehr lustbetont ihren rechten Fuß, ohne dabei Sandrine aus den Augen zu lassen, während Anna sich hinter sie stellt und dazu die passenden Luststöhner produziert. »Gib’s mir, ja, gib’s mir! Ja, genau dort zwischen dem großen und dem Zeigezeh. Schneller, schneller, oh ja, schneller.« Anna wirft den Kopf in den Nacken, öffnet weit den Mund und stöhnt laut auf, als hätte sie einen Orgasmus. »Aaaaahhhhhhh … Puh! Du bist der beste Masseur, den ich je hatte. Keiner macht es so gut wie du.« Die beiden Freundinnen haben offensichtlich ihren Spaß, umarmen sich, kichern und schauen Sandrine amüsiert an.

»Ihr seid total blöd. Ich weiß nicht, wie ich mich darauf einlassen konnte, gemeinsam mit euch nach Indien zu fliegen.« Hatte sich Sandrine zunächst noch überlegt, den beiden Freundinnen von ihren Erlebnissen mit den beiden Masseuren zu erzählen, so ist ihr jetzt gründlich die Lust dazu vergangen. Das Geheimnis wird sie für sich behalten. »Wie sieht’s aus? Wollen wir jetzt noch was unternehmen? Ich habe drei Tage nur in der Bude gehockt mit Kopfschmerzen. Ich muss raus hier.«

5.

Das Bier von der Bar, das ihr ein Kellner, ganz in Weiß gekleidet und mit einem roten Turban auf dem Kopf, bringt, schmeckt wunderbar und lässt Sandrine fast vergessen, dass sie in Indien ist. Kurz taucht vor ihrem inneren Auge nochmals der Ostseestrand mit seiner kühlen Brise auf. Anna und Saira bestellen sich beide lieber einen Mai Tai. Sie sitzen auf einer kleinen Terrasse aus weißem Marmor. Überall befinden sich kleine Inseln aus eben jenem weißen Marmor, die rund um kleine Teiche gruppiert sind. Das Wasser spiegelt den blauen, sich langsam verdunkelnden Himmel. Gras wächst zwischen den weißen Inseln, die rund und geschwungen sind. In der Mitte des kleinen Sees spritzt eine Fontäne in das nasse Rund. Wie abgefahren, denkt Sandrine. Da sitze ich hier in Indien in der Mitte eines Sees in einem Palast aus weißem Marmor und dort ist nochmals ein kleiner See umgeben von Marmor. Plötzlich wird ihr bewusst, dass der Ort, an dem sie sich befindet, ziemlich luxuriös ist und wahrscheinlich echt was Besonderes.

»Habe ich mich eigentlich schon bei euch bedankt für dieses Geschenk?« Es wird ihr jetzt erst klar, dass es ziemlich blöd für ihre beiden Freundinnen gewesen sein muss, die ihr diese Reise geschenkt haben, dass sie nur mürrisch auf dem Zimmer gehockt hat mit Kopfschmerzen. »Tut mir echt leid, dass ich die letzten Tage nicht mit euch rumziehen konnte.« Sie hält ihr Glas hoch. Auch wenn es nur ein Bier ist, scheint es ihr jetzt ein passender Moment für einen Toast. Die beiden Freundinnen erheben ebenfalls ihre Gläser und stoßen mit Sandrine an.

»Auf eine schöne gemeinsame Reise!« Alle drei strahlen sich jetzt an. Ein schöner Moment. Sandrine spürt nochmals, wie froh sie ist, dass sie die beiden hat. Nach der Trennung von Dirk waren sie beide immer für sie da, haben sie ausgeführt, immer wieder zum Lachen gebracht und versuchen auch jetzt, ihr die schönen Seiten des Lebens zu zeigen. Dass die beiden einen kleinen Spleen mit ihrem Yoga haben und sie überzeugen wollen, dass das auch für Sandrine der beste Weg wäre, nimmt sie den beiden nicht übel, auch wenn sie sicher ist, dass aus ihr niemals eine Yogini werden wird.

»Wir dachten, es könnte dir mal guttun, eine Weile aus Bielefeld rauszukommen und was anderes von der Welt zu sehen. Wir haben da keine Kosten und Mühen gescheut. Immerhin hat auch schon James Bond in diesem Hotel gewohnt.« Nun ist Sandrine doch etwas überrascht. »James Bond?« Anna erzählt von all den Filmen, die schon hier in Udaipur und speziell in diesem Hotel gedreht wurden: Der Tiger von Eschnapur, Octopussy. Sandrine hat jetzt fast ein schlechtes Gewissen, dass sich die Freundinnen so für sie ins Zeug gelegt haben. »War ein Spezialangebot, sonst hätten wir uns das auch nicht leisten können«, beruhigt Saira Sandrine, nachdem sie deren besorgten Gesichtsausdruck erkannt hat. »Außerdem wollte ich selbst auch immer schon mal hierhin. Kann nicht angehen, dass ich einen indischen Namen habe, aber noch nie in Indien war.« Lächelnd schaut sie Anna an. »Na, und ich als Yogini wollte endlich auch mal das Land meiner Yoga-Meister und Gurus besuchen. Du siehst, eigentlich haben wir dich aus reinem Egoismus eingeladen.« Sie nimmt Sandrine in den Arm. Saira legt nun auch ihre Arme um die beiden, sodass die drei eng umschlungen im Kreise stehen.

»Wie wär’s mit einer Danceoke?« Saira klärt Sandrine und Anna auf, dass das so etwas Ähnliches wie ein Karaoke sei, nur dass man da keine Lieder singt, sondern eben berühmte Tänze nachtanzt. Es gäbe da einen Ort in Udaipur, wo es das gäbe. Zwar meinen die beiden anderen, dass sie auf keinen Fall mittanzen werden, dass sie nämlich gar nicht tanzen können und erst recht nicht indische Tänze, aber zum Zuschauen kommen sie mit. Sie überlegen sich noch, ob sie ihre Kleider mit den schmalen Trägern austauschen sollen gegen etwas bedecktere Kleidung, entscheiden sich dann aber doch, einfach so zu bleiben, wie sie sind.

Mit einem Boot setzen sie über in die Stadt und lassen sich dann von einer Rikscha zu der Disko fahren, in der die Danceoke stattfindet. Als sie dem Rikscha-Fahrer sagen, wo die Reise hingeht, lacht er, wackelt mit seiner Hüfte auf dem Fahrrad, als würde er tanzen. »Shah Rukh Khan!« Die drei wissen erst nicht, was damit gemeint sein könnte. »Famous dancer! Bollywood-Movies!« Offensichtlich handelt es sich um einen Star aus den Bollywood-Filmen. Er streckt seinen Daumen nach oben und es wird deutlich, dass er den wohl besonders toll findet. Mit Gesten fordert er die drei Frauen auf, doch auch mit dem Becken zu wackeln, was die nur abwinken.

Getanzt wird unter freiem Himmel. Die Tanzfläche ist angefüllt mit Menschen, eine farbenfrohe Mischung. Manche tragen bunte Kleidung aus Rajasthan, bestickt mit Silberpailletten, manche auch mit Schleiern, gewickelt, mit klimperndem Schmuck an den Handgelenken, an den Ohren und von der Nase zum Mund reichend. Wieder andere sind nüchtern in Schwarz gekleidet. Alles scheint hier erlaubt. Auf einer großen Leinwand sind tanzende Inder zu sehen. Die Musik ist laut, sehr rhythmisch. Lebendige, wilde Tänze. Die bunte Mischung der Agierenden auf der Tanzfläche versucht, die Schritte auf der Leinwand nachzutanzen. Dass das genau gelingt, scheint nicht so wichtig. Was hier zählt, das scheint der Spaß zu sein.

Sandrine, Anna und Saira werden gleich hineingezogen in die wogende Menge. »This is Shah Rukh Khan!« Wieder taucht der Name auf, den die drei schon vom Rikscha-Fahrer gehört haben. In der Tat sieht der Tänzer, der hauptsächlich auf der Leinwand zu sehen ist, supersüß aus. Gar nicht wie ein typischer Inder, denkt Sandrine. »Was der für leuchtende Augen hat. Der könnte mir auch noch gefallen.« Besonders liebt sie seinen wilden Hüftschwung und dieses Lachen.

Die drei tanzen, sie tanzen tatsächlich, obwohl sie sich vorgenommen hatten, das genau nicht zu tun. Sie tanzen, als könnten sie mit ihrem Tanz Shah Rukh Khan selbst von der Leinwand herunter tanzen, um ihn für die Nacht in ihr Bett einzuladen. Arme werden geschwungen, Hüften werden gedreht, es wird gesprungen, gelacht. Hände verzwirbeln sich, greifen in die Luft, als würden dort Shah Rukh Khans Hände auf sie warten.

Die Melodien und Texte der getanzten Stücke sind so eingängig, dass die drei auch schnell mitsingen. Sie kommen sich trotz ihrer Sommerkleider mit den Spaghettiträgern beinahe wie echte Inderinnen vor. Sandrine kann sich sogar vorstellen, an ihren Fußgelenken kleine Schellenbänder zu tragen wie die meisten der Tänzerinnen, die auf der Leinwand zu sehen sind. Am liebsten würde sie sich sogar ein Bindi auf die Mitte ihrer Stirn kleben, um wie sie auszusehen. Vielleicht ein silberner Tropfen oder auch eine Blüte, eine Lotusblüte.

Ihre Lotusblüte erinnert sich bei dem Getanze und Gehüpfe sehr gut an das Erlebte des Tages. Nochmals spürt sie die Zunge des einen und den Steinlingam des anderen Masseurs in sich. Ihre Blütenblätter schwellen deutlich an und sie kann wahrnehmen, wie der Saft in ihre Unterhose läuft und sie darin zu schwimmen beginnt. Eine schöne Wärme zieht ihre Beine hinauf und hinunter. Sie pulsiert in den Rhythmen des Tanzes und es pulsiert in ihr. Ein heißer, lüsterner, lustvoller Rhythmus.

»Do you still have your headache?« Sandrine bestellt ein Mineralwasser an der Bar und ist höchst überrascht, dass dieser elegante, gut aussehende Mann von ihren Kopfschmerzen weiß. »Sollte ich Sie kennen?«, fragt sie den charmanten Mittdreißiger, der da neben ihr steht und sie nicht aus dem Visier lässt. Er scheint nicht antworten zu wollen. »Did you enjoy the massage?« Er weiß nicht nur, dass Sandrine Kopfschmerzen hatte, sondern auch, dass sie eine Massage bekam. Wenn er nicht so charmant lächeln und so verdammt gut aussehen würde, und wenn Sandrine nicht so gut drauf wäre, dann, ja, dann würde sie sich vielleicht aufregen und ihm sagen, dass ihn das gar nichts anginge. Jetzt aber sagt sie nur: »Very good massage.«

Sie lächelt ihn an. Reicht ihm ihre Hand. »Sandrine from Germany.« Er nimmt sie und sein Händedruck ist zugleich weich und fordernd. Angenehm kühl ist die Hand und die Haut hat etwas von Seide. Ganz weich. Sandrine nimmt wahr, wie gepflegt seine Hände sind. Es sind lange, feingliedrige Finger. Er wisse sehr wohl, wer sie sei, antwortet ihr der Fremde, ohne allerdings seinen eigenen Namen preiszugeben. Seine Augen schauen sie wach und neugierig an. Sehr offen und klar. Sandrine mag diesen Blick, auch wenn sie sich unter dieser Musterung irgendwie nackt fühlt, ausgezogen. Am nächsten Abend gäbe es im Palace Hotel ein großes Dinner. Ob sie auch zu diesem Abendessen kommen würde. Er würde sich sehr freuen. Mit diesen Worten verschwindet er in der tanzenden Menge. Sandrine sucht mit ihren Augen vergeblich nach ihm. Während sie weiter mit ihren Freundinnen tanzt, geht ihr der elegante Fremde nicht mehr aus dem Sinn. Ob er wohl auch ein Gast im Palace Hotel ist, fragt sie sich.

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