Jhoseph und die Villeroy Lady

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Jhoseph und die Villeroy Lady
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Jhoseph und die Villeroy-Lady

Titel: Jhoseph und die Villeroy-Lady

1.Auflage

© Doreen Brigadon 2019

doreen.brigadon@gmx.at

Neobooks – epubli

Neopubli GmbH

Prinzessinnenstr. 20

10969 Berlin

Geschäftsführer: Dr. Florian Geuppert

Handelsregister Charlottenburg, HRB 108995

Cover: © Doreen Brigadon

Lektorat: T.W. Anderer

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist einschließlich aller Inhalte urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder Reproduktion in irgendeiner Form sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mit Hilfe elektronischer Systeme jeglicher Art, gesamt oder auszugsweise, ist ohne ausdrückliche Genehmigung des Urhebers untersagt.

Urheberrechtlich geschütztes Material

Inhaltsverzeichnis

Der neue Job

Der „ERSTE“ Tag

Montag, der echte erste Arbeitstag

Zweiter Tag

Dritter Tag

Das Genua Wochenende

Der Alltag!?

Frau Voss in Not!

Der geile Einkauf

Rudolf

Der Wunsch

Der Vertrag

Der verpatzte schöne Abend

Das neue Leben!

Weihnachtsfeier!

Kostümball!

Kate und ihr Vertrag!

Isabella

Lange Nächte in Genua!

Das Seminar!

Rollentausch

Mistress Contessa!

Der neue Butler!

Genua einmal anders!

Der Mensch denkt und … die Zeit lenkt!

DIE HOCHZEIT!

Das ganz neue Leben

Nachtrag!

JHOSEPH

Ich fuhr zu einem sehr guten Freund von mir. Bert war einer der besten Arbeitskollegen, die ich hatte, und war mir immer ein guter Freund gewesen.

Ich darf auch mit ruhigem Gewissen sagen, dass ich attraktiv bin und erfolgreich als Manager in einer großen Firma arbeitete, wo auch Bert noch arbeitet. Eine jede Frau würde sich alle zehn Finger abschlecken und von mir träumen. Doch mit den Frauen habe ich so mein Problem. Die Letzte hatte mir Liebe vorgeheuchelt und hat mich im Beruf auch noch ausgetrickst. Das lässt sich keiner gefallen. Ich kündigte und verschwand für einige Zeit. Meldete mich nur einmal kurz in den letzten drei Jahren, und jetzt stand ich vor seiner Tür. Er öffnete und war hocherfreut, mich wieder zu sehen. Nachdem wir uns begrüßt hatten, er mir etwas zum Trinken und Essen angeboten hatte, sah ich natürlich in seinen Augen die neugierige Frage:

„Was hast du die letzten drei Jahre gemacht? Du siehst ja glücklich aus.“

Da erzählte ich ihm, was ich erlebt hatte …

Der neue Job

Dazu musste ich weit ausholen. Als ich noch in meiner alten Firma gearbeitet hatte, verliebte ich mich in Kate, meine Arbeitskollegin. Doch sie war mehr hinter dem Chefsessel her als hinter mir. Sie spielte mit unfairen Mitteln. Sie schmeichelte sich bei einem jeden ein, und wenn es nötig war schlief sie auch mit jedem. Als ich das rausbekam, machte ich Schluss. Sie wollte es als Lappalie abtun. Doch das wollte ich nicht. Entweder sie ist mit mir zusammen oder mit jemandem anderen. Aber nicht mit einem jeden. Vielleicht sollte ich ihr eigentlich noch dankbar dafür sein. Damals nahm ich meinen Resturlaub und verschwand erstmal in die Karibik. Erst danach ging ich auf die Suche nach einem neuen Job. Nein, nicht wieder in die alte Branche. Ich brauchte mich nicht zu beeilen, einen anderen Job anzunehmen, ich hatte doch einige Rücklagen. So konnte ich gemütlich auf die Suche danach gehen. Ich wollte einen, der mir auch Spaß macht und ich nicht immer gestresst von einem Termin zum anderen hetzen musste. Der Zufall kam mir zu Hilfe. Eine Firma suchte für ihren Chef einen Chauffeur. Ich bewarb mich, hatte zwar wenig Hoffnung, ihn zu bekommen, da ich ja keine Referenzen dazu aufweisen konnte.

Überraschender Weise wurde ich aber zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Es waren noch zwei andere Bewerber da. Alle beide schön in Uniform gekleidet. Ich in einem schon älteren Anzug. Wollte nicht gleich mit einem neuen Anzug von Armani auftauchen.

Der eine war ein Jüngling von 25 Jahren, hatte sicher noch keine oder wenig Erfahrungen als Chauffeur. Der andere war sicher schon um die 50 Jahre. Zuerst kamen die beiden dran, kamen jedoch nach kurzer Zeit missmutig wieder heraus. Ich wurde immer neugieriger. Was war da drinnen los? Der Ältere kam ganz verärgert raus.

„Ich bin doch keine 50! Ich bin erst 41!“

Ich sah ihm überrascht nach, denn ich hatte ihn auch auf 50 geschätzt. Kam dann gar nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn ich wurde auch schon aufgerufen. Ein etwas älterer Herr bat mich zu sich rein.

„Herr Josef Vossner bitte!“

Ich gab ihm die Hand und berichtigte meinen Namen. Auf das waren nicht nur meine Eltern heikel gewesen, sondern mittlerweile auch ich.

„Tschoseph Vossner, bitte“, gab ich ihm zur Antwort.

Er sah mich überrascht an, und ging zu seinem Schreibtisch weiter.

„Georg Kauder“, stellte er sich vor.

Etwas abseits saß eine Frau. Ich begrüßte sie auch und sie quittierte es mit einem Kopfnicken. Sie dürfte in meinem Alter sein. Bei meinem Anblick hob sich eine Augenbraue und sie war anscheinend nicht mehr so gelangweilt wie vor ein paar Sekunden, blätterte aber wieder in ihrer Zeitschrift weiter. Beobachtete das ganze Gespräch trotzdem hinter ihrer Zeitschrift. War sie seine Frau, die darauf wartete, dass er bald fertig war? Sie war etwas jung für ihn, aber sehr interessant. Wenn ich nicht gerade ein Vorstellungsgespräch gehabt hätte, ich nicht von Kate so enttäuscht geworden wäre, und sie frei wäre, dann hätte man ja etwas anfangen können. Ich ignorierte sie und konzentrierte mich auf das Gespräch. Er bot mir einen Platz an.

„Was können Sie für Referenzen vorweisen? In Ihrem Bewerbungsschreiben war nichts dergleichen zu finden. Mein Mandant hat Sie aber trotzdem eingeladen. Denn ich bin nur der Anwalt und regle alle Sachen.“

Zuerst war ich etwas überrascht, dann begann ich etwas über mich zu erzählen.

„Ich war in einigen Firmen als Leiter und auch als Abteilungsleiter tätig. Bei der letzten großen Firma sogar als Manager. Durch einen privaten und betrieblichen Vorfall habe ich gekündigt und bin auf der Suche nach einem Job, nach einem etwas anderen Job. Will mich anders orientieren. Fahre seit fast 20 Jahren unfallfrei. Habe selber einen Mercedes und einen Audi. Bin früher ein wenig Autorennen gefahren.“

„Und wie sieht es privat aus? Frau? Freundin?“

„Nein, keine von beiden, ich bin derzeit auch nicht auf der Suche, und war auch noch nicht verheiratet. Ich bin gesund, und habe auch ein Attest beigelegt.“

Was mich zwar verwundert hatte, aber man sollte, wenn man viel fahren musste, doch gesund sein.

„Das habe ich gesehen. Und Sie wären gewillt, bei ihrem künftigen Chef ins Nebenhaus zu ziehen, damit Sie immer erreichbar wären? Freizeit und Urlaub gibt es nur mit Absprache. Sie müssten also hier ihre Zelte abbrechen.“

„Und wo ginge die Reise hin?“, fragte ich im Gegenzug.

„Nähe Hamburg!“

„Schöne Gegend. Habe nichts dagegen, etwas anderes zu sehen.“

„Wann könnten Sie anfangen?“

„Also, wenn ich hier noch meine Zelte abbrechen soll, leider erst in einem Monat. Muss meine Wohnung auflösen, ein Auto verkaufen und meine Sachen von der Wohnung irgendwo einlagern.“

Es störte mich ungemein, dass er ständig zu seiner Frau sah. Er versuchte, es mich nicht merken zu lassen, aber meinem geschulten Blick entging das nicht.

„Wenn Sie früher fertig wären, wären Sie bereit, auch schon früher anzufangen?“

„Wäre sicher möglich, wenn alles geregelt ist. Es würde mich hier nichts halten.“

 

Dann gab er mir einige Papiere zur Durchsicht.

„Das ist der Vertrag, bitte jetzt lesen, und wenn er passt, bitte auch gleich unterschreiben. Damit dann auch alles fix ist, wenn Sie anfangen.“

Ich nahm die Papiere und las sie in altgewohnter Manier durch. Die vier Seiten des Vertrags hatte ich bald durchgelesen. Es war daran nichts auszusetzen. Die gewohnte Fassung. Nur es kam mir seltsam vor, dass der Anwalt auf einmal so nervös geworden war.

„Sie fragen ja gar nicht nach dem Gehalt?“

„Ist gar nicht so wichtig. Wenn ich dort schlafen kann, erspare ich mir schon mal die Miete, zu essen schätze ich, brauche ich mir auch nichts oder nicht viel zu kaufen. Und mit meinem Auto werde ich auch nicht viel unterwegs sein, oder?“, sagte ich und lächelte ihn an.

Inzwischen hatte ich den Vertrag durchgelesen und unterschrieben.

„Sagen Sie es mir noch, wieviel ich verdiene, oder soll ich auf mein erstes Gehalt warten?“

Jetzt war er doch überrascht.

„2.500 Euro, ……netto!“

Ich pfiff durch die Zähne.

„So viel hatte ich nicht erwartet.“

Er gab mir ein Exemplar des Vertrages mit der Adresse und Telefonnummer in die Hand und verabschiedete sich fast überrumpelt bei mir. Ich war glücklich, so schnell, so einen guten Job gefunden zu haben. Und das Gehalt konnte sich auch sehen lassen. Zwar weniger als ein Managergehalt, aber dafür hatte ich ja auch kaum Ausgaben. Als ich zur Tür raus ging, hörte ich noch kurz, wie die Frau aufsprang und zum Anwalt sagte: „Hat er wirklich unterschrieben?“

Ich dachte mir noch: ‚Was geht Sie das an?‘

Danach machte ich mich gleich daran, jemanden für meine Wohnung zu finden. Das Auto kaufte mir Bert ab, und für meine Sachen fand ich auch ein günstiges Lager. Es ging alles schneller als erwartet und ich konnte schon nach 14 Tagen meine Reise antreten. Ich meldete mich bei der Nummer an, die bei der Adresse dabeistand. Was mich dort erwartete, wusste ich glücklicherweise nicht, ansonsten hätte ich die Stelle vielleicht doch nicht angenommen. Oder doch? Vielleicht schon aus Neugier? Ich war voller Tatendrang, und freute mich auf das Neue, das auf mich zukommen würde.

Der „ERSTE“ Tag

Es war schon später Freitagabend, als ich eintraf. Ein Mädchen, wahrscheinlich das Zimmermädchen, das sich als Doris vorstellte, zeigte mir mein Zimmer im Nebenhaus.

„Die gnädige Frau erwartet Sie morgen pünktlich um 8 Uhr in ihrem Büro.“

Ich bedankte mich und fiel auch bald ins Bett. Also dürfte der ‚gnädige Herr‘ derzeit nicht zu Hause sein, darum durfte ich mich bei der ‚gnädigen Frau‘ mal vorstellen. Auf dem Vertrag, bei der Adresse des Arbeitgebers stand nur ‚Firma Voss‘.

Ich wurde pünktlich um 7 Uhr wach. Holte noch einige Sachen von meinem Auto rein, duschte, zog einen guten Anzug an und ging in das Haupthaus. Doris erwartete mich schon. Sie sah mich geringschätzig an. Behielt aber ihre Meinung für sich. Was auch besser war für sie.

„Gnädige Frau! Der Chauffeur ist hier“, meldete sie mich an.

Ich trat ein und sagte laut: „Guten Morgen!“

„Nicht so laut! Oder wollen Sie Tote aufwecken?“

Ich dachte noch, was daran bitte laut gewesen sein sollte. Aber dann verschlug es mir die Sprache. Die Frau, die vom Schreibtisch aufstand, war keine andere als die Frau, die bei dem Anwalt gesessen hatte. Heute hatte sie Rock und Bluse an. Beim Anwalt einen Hosenanzug. Also waren sie und ihr Mann meine neuen Chefs.

„Guten Morgen“, sagte sie und reichte mir ihre Hand, „Ich hoffe, Sie hatten eine gute Fahrt und eine ruhige Nacht?“

„Ja, danke, es ging alles gut, und die Fahrt war angenehm, nur lang.“

Dann setzten wir uns in die Sitzecke.

„Hier ist die Adresse von meinem Schneider.“

Ich fragte mich noch, was ich mit der Adresse ihres Schneiders sollte, bis sie weitersprach!

„Dort fahren Sie heute noch hin. Sie sind schon angemeldet. Er wird Ihnen hoffentlich einen passenden Anzug geben können. Er wird dann noch Maß nehmen und einen, nein, eigentlich mehrere, für Sie nach Maß anfertigen. Dann kommen Sie wieder zurück, und Rudolf, mein Butler, wird Ihnen dann die Garage mit den Autos zeigen und Sie unterweisen. Das wäre vorläufig alles. Nach dem Mittagessen melden Sie sich wieder bei mir.“

Als wäre es ausgemacht, klopfte es an der Türe, und ein Mann trat ein. Zuerst dachte ich, es wäre der Herr des Hauses, doch er trug eine Butler Uniform.

„Rudolf, zeigen Sie bitte Herrn Vossner die Garage und wenn er vom Schneider wieder hier ist, dann auch die anderen Autos! Danke, das wäre es vorläufig.“

„Ich hätte noch eine Frage?“

Der Butler sah mich erschrocken an.

„Und die wäre?“, fragte sie überrascht.

„Wann lerne ich den Herrn des Hauses kennen?“

Der Butler hätte fast das Glas fallen gelassen. Sie schmunzelte etwas.

„Gar nicht!“, sagte sie und lächelte, „Es gibt nämlich keinen!“

Daraufhin drehte sie sich um und ging zum Schreibtisch. Ich war immer auf viel gefasst und ließ mir auch nichts anmerken, doch diesmal fiel mir fast die Kinnlade runter. Gut, dass sie es nicht mehr sah. Rudolf ging mit einem Glas und einem Teller hinter ihr her, stellte es hin und sie nahm sofort die Tablette und trank Wasser nach. Er hatte wahrscheinlich erwartet, dass sie verärgert wäre. Aber mir wurde nichts gesagt, außer dass ich den Mandanten erst hier kennen lernen würde.

‚Kopfschmerzen?‘ dachte ich mir, ‚Gestern zu viel getrunken?‘

Normalerweise hätte ich schon etwas gesagt, aber diesmal war ich in angestellter Position und nicht Chef. Ich musste mich sehr zusammenreißen, um nichts zu sagen. Das war noch Neuland für mich und schon etwas ungewohnt und gewöhnungsbedürftig. Dann nahm der Butler das Geschirr sofort wieder mit und sagte zu mir, etwas von oben herab: „Folgen Sie mir bitte!“

Er stellte das Glas und den Teller auf einer Kommode ab und ging durch die Halle und einen langen Korridor entlang, bis zu einer versperrten Tür. Es war eine dicke Tür, ähnlich einer Brandschutztür.

„Hier hängt immer der Schlüssel zum Aufsperren“, sagte Rudolf und nahm den Schlüssel vom Haken runter und sperrte auf.

Wir kamen sofort in die Garage.

„Sie bekommen später für diese Tür, für die Eingangstüre und für das Nebenhaus noch die Schlüssel. Und hier muss jeder, der die Türe mit diesem Schlüssel zusperrt, ihn wieder dort aufhängen, damit man immer und zu jeder Zeit durchkann“, nahm von dem Schlüsselbord rechts einen Schlüssel und ging dann zu einem Mercedes.

„Mit diesem Auto dürfen Sie heute fahren, und immer, wenn sie es anordnet“, sagte er in einem etwas abwertenden Ton.

„Meistens werden Sie mit der Limousine fahren. Das Mercedes Cabriolet ist für Sie tabu. Wenn Sie damit fahren will, dürfen Sie es vorfahren, mehr jedoch nicht. Der Range Rover wird eher selten benutzt. Den sollten Sie hin und wieder, wenn Sie Zeit haben, bewegen, aber nur hier auf dem Gelände.“

Er sperrte die Tür vom Mercedes auf und drückte mir eine Fernbedienung in die Hand.

„Ich hoffe, Sie kennen sich mit so etwas aus. Der ist für das Eingangstor und die Garage. Die Adresse haben Sie ja und falls Sie bei privaten Fahrten einen Schaden machen, zahlen Sie dafür. Die Türe lasse ich noch offen, damit Sie nachher wieder rein können, und wieder zusperren!“

Mit diesem Satz ließ er mich stehen und verschwand. Ich sah ihm noch nach und dachte mir meinen Teil. Das war doch eine ganz andere Welt als die, die ich bisher kannte. Diesmal war ich … auf der anderen Seite.

Ich wurde schon ganz neugierig, was noch so kommen würde. Hielt die Fernbedienung zur Tür und wirklich sie ging auf. Danach stieg ich ins Auto und fuhr los. Das Garagentor ließ ich offen und fuhr die Auffahrt raus. Jetzt erst sah ich, wie groß das Anwesen war. Hinter mir im Spiegel sah ich das Herrenhaus. Ich fuhr zu der Adresse, die mir gegeben wurde. Gut, dass das Auto ein Navi hatte, und die Adresse war sogar schon gespeichert.

Ich wurde wirklich schon erwartet. Der Schneider, Herr Sebastian, so stellte er sich mir vor, nahm sofort Maß und sah sofort nach. Er hatte wirklich einen fast perfekten Anzug lagernd. Mit dem durfte ich auch gleich wieder abfahren und die anderen konnte ich Mittwoch, spätestens Donnerstag abholen. Er gab mir noch seine Nummer, damit ich ihn anrufen könnte, wenn es mir meine Zeit erlaubte. Mit dem Vermerk noch: „Ich könnte ihn auch privat anrufen! Ich wäre ein toller Mann!“

Das hatte ich gleich bemerkt, dass er vom anderen Ufer ist, aber so weit war es noch lange nicht. Frauen waren mir aber immer noch lieber. Er gab mir noch eine Tasche, in die ich meine privaten Sachen einpacken konnte. Und sagte noch zum Schluss: „Na dann viel Spaß mit der neuen Chefin!“, und lachte etwas süffisant.

So fuhr ich dann wieder Richtung neuer Heimat. Jetzt konnte ich mir die Gegend erst richtig ansehen. Sie wohnte weit außerhalb der Stadt. Das Haus war von einem großen Grundstück umgeben. Das Haupthaus war in der Mitte, links war das Nebenhaus, in dem ich wohnte. Die Garage war an das Haupthaus angebaut. Ich fuhr das Auto wieder in die Garage, stellte es ab, sperrte zu und hängte den Schlüssel wieder an seinen Platz. Die Tür war wirklich offen. Ich sperrte diese auch zu und hängte den Schlüssel auch auf. Ging den Korridor entlang, stand dann wieder in der Halle und wusste nicht, wo ich jetzt hinsollte. Denn bis ich wieder bei ihr erscheinen sollte, dauerte es noch. Zum Glück kam Doris vorbei. Sie zeigte mir die Räume, in denen wir uns aufhalten durften. Die Küche, wo ich täglich mein Essen bekam, so fern ich hier war, den Aufenthaltsraum, wo ich kurz meine Kleidung deponieren konnte, und noch andere Räume, die ich kennen sollte. Der Butler wartete schon auf mich. Er sah mich etwas wütend an. Wieso sagte er nicht. Er ging mit mir wieder zur Garage und erklärte mir die Limousine. Es gab einige besondere Dinge. So wie die zwei Glasscheiben, die die Fahrerkabine vom hinteren Teil trennten. Sie konnten nur von hinten geöffnet und geschlossen werden. Wo das Navi versteckt war, sowie die Fernbedienung für die Tore.

„Und jetzt drehen wir gleich eine Runde zur Übung“, und grinste frech.

Ich stieg ein, startete und öffnete das Tor. Das Tor war noch nicht ganz offen, fing ich schon an zu fahren.

„Das Tor ist noch nicht ganz offen!“, sagte er ganz laut.

„Aber es bleibt nicht stehen und während ich zurücksetze, geht es ganz auf“, bot ich ihm Paroli.

Das konnte es ja nicht geben, dass er mich von oben herab behandelte. Ich war zwar hier auch angestellt, aber deswegen und weil ich neu war, musste er mich ja nicht so von oben herab behandeln.

Also fuhr ich mal gemächlich raus. Fuhr zum Haupthaus und blieb, so als würde ich schon auf meine Chefin warten, stehen.

„Passt das so?“, fragte ich etwas ironisch.

„Wenn Sie immer so langsam fahren, müssen Sie schon eine Stunde früher wegfahren.“

Ich nicht feig, schmiss den Gang wieder rein und zog mit einem kleinen Kavaliersstart weg und fuhr die Auffahrt raus.

„Spinnen Sie? Sie können hier nicht so wegfahren!“, sagte er ganz laut.

Inzwischen waren wir schon fast beim Tor. Ich drückte auf die Fernbedienung, damit das Tor aufgehen konnte. Weil das Tor aber langsamer aufging, als ich fuhr, musste ich stark bremsen.

„Sie werden diesen Job auch nicht lange haben, wenn Sie so weiter machen“, sagte er zynisch.

„Wieso?“, fragte ich sofort, denn ich hörte da etwas raus, das mir nicht gefiel.

„Das werden Sie schon sehen!“

Mehr sagte er nicht. Inzwischen waren wir schon auf der Straße, und ich fuhr in Richtung der nächsten Ortschaft, dort gab es einen Kreisverkehr, bei dem ich wieder ohne Probleme umdrehen konnte. Er sprach kein Wort mehr. Erst als wir wieder zur Garage kamen.

„Das Tor war auch wieder nicht zu!“

‚Wieso wieder?‘, dachte ich bei mir. Ich fuhr nicht gleich wieder rein, sondern drehte um und fuhr rückwärts in die Garage.

„Passt das so?“, fragte ich jetzt wieder ironisch.

Dazu sagte er nichts, stieg aus und sagte: „Halb 12 gibt es Mittagessen!“, und verschwand.

Ich sah auf die Uhr. Es war erst 11 Uhr. Was sollte ich machen bis dorthin? Der Range Rover gehört bewegt, meinte vorhin der Butler. Okay, also bewege ich ihn gleich. Ich holte mir vom Kästchen den Schlüssel und startete ihn. Oh je! Verstand zwar nicht viel von Motoren, aber das hörte sich nicht gut an. Ich fuhr ihn mal langsam an und wirklich vorsichtig raus. Drehte dann eine langsame Runde. Es wurde zwar etwas besser, aber eines wusste ich jetzt schon! Der gehört in eine Werkstatt! Da stimmte etwas nicht. Ich stellte ihn wieder zurück, schloss das Garagentor, hängte alle Schlüssel auf und ging zurück ins Haus. Nicht vergessend, die Türe zuzusperren und Schlüssel aufzuhängen. Die Küche fand ich dann schnell. Die Köchin freute sich, mich endlich auch kennen zu lernen. Sie war eine Köchin, wie man sie sich vorstellt: Mollig und immer gut drauf. Sie stellte sich als Herta vor und ihr Küchenmädchen war die Bina. Abkürzung von Sabine. Rudolf kannte ich schon, so wie das Zimmermädchen Doris. Der Gärtner wohnte im Südhaus mit seiner Familie. Dann setzten wir uns um den Tisch und begannen zu essen. Es sprach keiner etwas, nur Herta fragte mich aus, von wo ich komme, was ich vorher gemacht hatte usw. Ich erzählte ihr lieber nicht alles, weil sonst sicher noch mehr Fragen aufgetaucht wären. Pünktlich um 12 bekam die ‚gnädige Frau‘, wie sie hier alle ansprachen, das Essen. Um halb eins holte mich der Butler ab zur gnädigen Frau. Er klopfte wieder an und wartete, bis sie herein sagte. Dann trat er ein.

 

„Und haben Sie ihm alles gezeigt und erklärt, Rudolf?“

„Ja, gnädige Frau. Darf ich dazu noch etwas sagen?“

„Ja, bitte.“

„Er hat das Garagentor nicht zugemacht, wie üblich, wenn man wegfährt. Und hat die Limousine wegziehen lassen, was man nicht tut, und fast das Tor umgefahren.“

Ich hörte mir ruhig seine Anschuldigungen an. Auch die gnädige Frau hörte ruhig zu. Er war sehr enttäuscht, dass er dann gleich gehen durfte, ohne dass sie mir, vor ihm, Vorhaltungen machte.

„Danke Rudolf, ich habe es vom Fenster aus gesehen. Und ich sage es Ihnen noch einmal und Sie können das auch den anderen nochmal sagen. Der Chauffeur ist nur mir unterstellt und hat von euch nur die Anweisungen zu erledigen, die ich euch sage. Er arbeitet selbstständig, und wenn etwas ist, hat er es mit mir zu besprechen. Ist das klar?“

Sie wurde immer wütender. Der Butler ging betroffen und etwas beleidigt wieder raus. Dann wandte sie sich an mich.

„Ich muss mich für Rudolf leider entschuldigen. Er ist zwar ein guter Butler, habe ihn von meinem Vater übernommen, besser gesagt, übernehmen müssen. Er glaubt, er muss sich als Herr hier aufspielen, weil es keinen Mann an meiner Seite gibt.“

Inzwischen waren wir wieder bei der Sitzecke angelangt.

„Wie ich sehe, hat Sebastian eine Uniform für Sie gefunden. Und wann bekommen Sie die anderen?“

„Am Mittwoch oder Donnerstag. Er hat mir seine Nummer gegeben, dass ich ihn anrufen kann, wann ich dann Zeit habe, sie abzuholen. Auch wenn ich privat Interesse hätte, mich mit ihm zu treffen“, sagte ich dann noch lächelnd.

Sie lächelte diesmal auch. Wenn sie lächelte, war sie sehr hübsch. Kam es mir in den Sinn, aber dann kam es mir gleich wieder.

‚Hallo! Du bist hier angestellt! Da gibt es keine Affäre mit der Chefin!‘

Sie schob mir die auf dem Tisch liegenden Gegenstände zu. Es war ein Schlüsselbund, eine Mappe und Papiere.

„Bitte die Papiere korrekt ausfüllen, damit wir Sie am Montag auch korrekt anmelden können. In der Mappe befinden sich die Papiere für die Autos und ein Tagebuch. Was Ihre Vorgänger so gemacht haben. Die Schlüssel müssen Sie leider selber rausfinden, wo ein jeder zugehörig ist. Ich will Sie der ‚Herzlichkeit‘ des Butlers nicht noch einmal aussetzen. Ich hoffe, er hat Sie im Haus auch etwas rumgeführt.“

„Nein, das hatte Doris erledigt.“

Sie sah mich etwas böse an.

„Der ist wahrscheinlich noch verärgert, weil ich nicht seinen Neffen als Chauffeur eingestellt habe. Aber meine Leute, mit denen ich ständig zusammen bin und zusammenarbeiten muss, suche ich mir schon selber aus.“

Sie machte eine kurze Pause und sah mich an.

„Haben Sie noch Fragen?“

„Ja, danke, gnädige Frau.“

Es war mir etwas zuwider, sie so nennen zu müssen, aber sie erlöste mich sofort davon.

„Nein, Sie sagen Frau Voss zu mir. Das ‚gnädige Frau‘ überlassen Sie dem Hauspersonal. Wenn ich Sie dafür Josef nennen darf.“

Ich zwickte etwas herum und sagte dann etwas leiser: „Jhoseph bitte, wenn, dann Jhoseph. Meine Eltern waren da sehr heikel und ich bin es leider auch so gewohnt, weil sonst könnte es sein, dass ich nicht darauf reagiere.“

Sie hielt mir die Hand hin und sagte: „Gut Jhoseph! Ich bin dann Frau Voss.“

Ich schlug auch sofort ein. Ihre Hand war sehr zart, warm und weich. Ich glaube, ich hielt sie etwas zu lang in meiner. Sie lächelte nur und sagte nichts.

„Und haben Sie noch was auf dem Herzen?“

„Ja, zuerst möchte ich mich für meine Fahrweise entschuldigen. Aber der Butler brachte mich, mit seiner etwas überheblichen Art, auf die Palme.“

„Ich weis, ist entschuldigt. Und sollte wieder etwas sein, sagen Sie es mir bitte und bitte nicht selber austragen. Er wird sowieso nicht auf Sie hören. Noch etwas?“

„Ja, ich bin mit dem Range Rover kurz gefahren, der gehört in eine Werkstätte.“

Sie deutete auf die Mappe und sagte: „Da ist alles drinnen, was Sie benötigen, und wenn ein Auto in die Werkstatt gehört, vorhersagen, dann Termin ausmachen und hinstellen. Noch etwas?“

„Ja. Warum muss man das Garagentor schließen, wenn man gleich wieder da ist und im Haus sich sowieso wer befindet? Und außerdem gehört dort auch gelüftet. Ist eine total stickige Luft darin.“

Sie sah mich immer noch lächelnd an.

„Ist Ihr Arbeitsort, Sie können, vorausgesetzt Sie haben Zeit, die Autos jeden Tag rausstellen, lüften und waschen, wie es Ihnen beliebt. Die anderen haben Ihnen da nichts drein zu reden. Und würden Sie mir jetzt noch einen Gefallen tun? Bevor ich Sie in Ihre wohlverdiente Freizeit entlasse? Apropos Freizeit. In Ihrer Wohnung gibt es ein Festnetztelefon sowie ein Handy. Das Handy sollten Sie auch in Ihrer Freizeit mithaben, falls ich Sie für etwas Dringendes brauche. Darum ist auch das Gehalt etwas höher als bei einem normalen Chauffeur. Sie sollten immer erreichbar sein.“

So etwas Ähnliches hatte ich mir schon gedacht, denn inzwischen hatte ich mich auch schon erkundigt, was ein ‚normaler Chauffeur‘ bekommt. Weitaus nicht das, was ich hier bekomme. Und dazu noch freies Quartier und Essen.

„Und was für einen Gefallen soll ich Ihnen noch tun?“

Sie lächelte mich schelmisch an und sagte: „Würden Sie bitte aufstehen und dort rüber gehen, und wieder zurück? Ich würde Sie gerne in der Uniform betrachten.“

Das hat sie bis jetzt auch getan. Aber was war schon dabei? Ich machte ihr den Gefallen. Stand auf, setzte meine Kappe auf und ging um ihren Schreibtisch und dann wieder zurück.

„Schn….. Schneidig!“, sagte sie.

Wollte sie vorhin was anderes sagen?

„Danke, das sagte auch Sebastian.“

„Ja, das kann ich mir vorstellen. So, wir sehen uns dann wieder Montag um halb 8 Uhr mit der Limousine vor der Tür. Falls ich Sie nicht für etwas anderes am Wochenende brauche. Dann wünsche ich uns eine gute Zusammenarbeit.“

Und hielt mir zum Abschied noch einmal die Hand hin. Ich nahm sie und freute mich auch auf eine gute Zusammenarbeit. Diesmal hielt ich ihre Hand nicht so lange. Ich schnappte mir meine Sachen und ging. Hörte ich da, bevor ich die Tür zumachte, noch einen anerkennenden Pfiff? Hab mich wahrscheinlich verhört, das war sicher nur die Tür. Bevor ich noch draußen war, sah ich den Butler zu ihr gehen. Ich probierte sofort die Schlüssel, welcher für das Haupthaus gehört. Der war Gott sei Dank einfach zu merken. Ich sah dann noch, wie der Butler mit rotem Kopf wieder rauskam. Er sah mich wütend an.

In meinem Zimmer packte ich endlich die restlichen Sachen aus. Dann suchte ich gleich die anderen Schlösser für die Schlüssel. Und merkte sie mir mit farblichen Überziehern. Später sah ich die Mappe durch, was sich darin alles befand. Die Adressen von den Werkstätten, wo ein jedes Auto hingebracht werden sollte, und auch, wann etwas am Auto gemacht wurde. Das Service vom Range Rover war schon lange her. Das wäre das erste, was ich montags dann erledigen musste. Im Nachtkästchen fand ich einen Zettel, wo darauf stand, wann gegessen wurde. Frühstück ab halb 7, Mittagessen halb 12 und Abendessen um 17 Uhr. Ich sah auf meine Uhr. Es war fünf Minuten davor. Also musste ich mich beeilen und kam gerade noch rechtzeitig.

„Freut mich, dass du rechtzeitig hergefunden hast, obwohl es dir keiner gesagt hat, dass um 17 Uhr zu Abend gegessen wird“, sagte Herta und sah Doris und Rudolf böse an.

Das Essen verlief diesmal still. Ich zog mich dann wieder in meine Räumlichkeiten zurück. Und war froh, dass die anderen woanders untergebracht waren. Frau Voss flitze mit dem Cabrio gerade an mir vorbei, als ich zurückging.

Das Haus gehörte mir allein. Es war hergerichtet, dass der Chauffeur mit seiner Familie hier wohnen konnte. Ich sah dann noch etwas fern und musste irgendwann eingeschlafen sein, als mich ein ungewöhnliches Läuten weckte. Ich musste mich zuerst zurechtfinden. Mein neues Handy klingelte wie verrückt. Ich hob ab und es meldete sich Frau Voss.

„Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe, aber ich würde Sie jetzt schon mal benötigen.“

Ich war noch schlaftrunken und kam nicht ganz mit.

„Ja, ich komme sofort rüber zu Ihnen.“

„Nein!“, schrie sie fast in das Telefon.

Das machte mich wach.

„Ich bin nicht zu Hause und es ist mir etwas peinlich, denn ich stehe hier auf der Landstraße mit dem Cabriolet und habe keinen Sprit.“

Jetzt verstand ich sofort die Situation.

„Wo sind Sie?“

Sie erklärte es mir und ich sagte: „Ich komme so schnell als möglich zu Ihnen.“

„Danke sehr.“

Und hängte auf. Ich rieb mir noch den Rest Schlaf aus den Augen und überlegte, was ich machen sollte. Sprit, Sprit! Wo sollte ich jetzt einen Sprit herbekommen? Außerdem: Was brauchte sie denn? Diesel oder Super?