Czytaj książkę: «Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis», strona 6

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DER VALENTINSTAG: DAS FEST DER JUGEND

„Blumen sind die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur“, meint Johann Wolfgang von Goethe im „Westöstlichen Diwan“. Und wie wahr sind heute noch Dantes Worte, dass nur drei Dinge aus dem Paradies geblieben seien: Sterne, Kinder und Blumen. In der Bibel ist die Lilie die Blume der Blumen. Die weiße Lilie zierte die Säulenkapitelle im Tempel Salomos in Jerusalem. Sie war ein Symbol der Schönheit, oft auch von Fruchtbarkeit und Reichtum. Unter christlichem Einfluss wurde sie zum Sinnbild für geistige Reinheit, Heiligkeit und Auferstehung. Deshalb wurde sie häufig in der Nähe und Umgebung von Kirchen angepflanzt. Die geistlichen Eigenschaften, die in früheren Zeiten der weißen Lilie zugeschrieben wurden, fanden durch einen päpstlichen Erlass im 17. Jahrhundert ihre offizielle religiöse Anerkennung. Der Erlass verweist auf diese Blume im Zusammenhang mit der künstlerischen Darstellung der Verkündigung Mariä. In der Tat zeigen viele Madonnenbilder der Renaissance das auffallende Weiß und die anmutige Form der weißen Lilie, so u. a. die Werke von Tizian und Botticelli. Unter dem Namen „Marienlilie“ oder „Madonnenlilie“ taucht die Blume immer wieder auf alten Kirchengemälden auf, die Maria mit ihr in der Hand zeigen.

„Ich bin eine Blume auf den Wiesen des Scharon, eine Lilie der Täler. Eine Lilie unter Disteln ist meine Freundin unter den Mädchen.“ So spricht die Bibel im Hohen Lied Salomos von der Lilie, die die Christenheit der Jungfrau Maria weihte.

Die deutsche Romantik spricht von der „Madonnenlilie“ und Friedrich von Hardenberg (Novalis) singt das „Marienlied“ dazu: „Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt, doch keins von allen kann dich schildern, wie meine Seele dich erblickt. Ich weiß nur, dass der Welt Getümmel seitdem mir wie ein Traum verweht, und ein unnennbar süßer Himmel mir ewig im Gemüte steht.“

Vornehmlich Tulpen, Nelken und Lilien schenkt man Frauen seither zu besonderen Anlässen, wobei man Tulpen gerne als Blumengeschenke zum Valentinstag nimmt. Aber es müssen keine Tulpen sein. Blumen sollte man mit Bedacht verschenken. Niemals kommt es darauf an, ob es wenige oder viele, ob sie selbst gepflückt, billig oder teuer sind. Blumen sollen immer ein „teures“ Geschenk sein, um damit zu zeigen, wie teuer einem ein geliebter Mensch ist.

Für viele Menschen ist das Verschenken von Blumen sicherlich nur eine äußere Geste, weil sie gar nicht mehr wissen, welche Symbolik darin liegt. Denken wir heute noch darüber nach, wenn wir einen Strauß Blumen verschenken, welche Bedeutung ehemals einem solchen Vorgang zuerkannt wurde? Ein Blumenstrauß war anfangs sicherlich nichts weiter als ein bildgewordener Brief, zumal man den einzelnen Blumen bestimmte Sinnbilder zuschrieb.

Herz und Blumen sind die Symbole des Valentinstages (14. Februar), der seit dem späten Mittelalter das eigentliche Fest der Jugend und der Liebe ist. Der Ursprung ist nicht ganz geklärt: Vermutlich geht die Sitte auf ein altes römisches Fest zurück, bei dem die jungen Männer ein Los mit dem Namen des Mädchens zogen, mit dem sie das Frühlingsfest feierten. Der Valentinstag heißt auch „Vielliebchentag“, denn die Mädchen glaubten früher, sie würden den Mann heiraten, den sie am Valentinstag als ersten vor dem Haus am frühen Morgen erblickten.

Hochzeit an Sankt Valentin

Kann es wunderschöner sein,

wenn Valentin kommt im ersten Frühlingsschein?

Kommt er härter und auch gröber,

Valentin im Schneegestöber,

doch das macht uns gar nichts aus:

Ich hab auch dann den Sonnenschein im Haus.

Mein Vielliebchen, brav und fein,

soll mir der Sonnenschein auf Erden sein.

Einen Kuss nach altem Brauch

und der Himmel strahlet auch!

Ein Strauß mit Rosen und mit Nelken,

er wird in Liebe nie verwelken,

weil unsre Minne ewig hält,

die Valentin für uns bestellt.

Ich will von Liebe singen

auf der Gitarre hier,

dein blondes Lockenhaar umschlingen

mit bunten Kränzen und Gezier.

Wenn dann vom Morgensterne

mit Wonne nieder blinkt

und sich die weite Ferne

mit einer Morgenröte schminkt,

dann flieg ich in den Himmel auf

mit dir im Nachtigallenchor.

Wir werden von Sankt Valentin getraut:

Er sperrt uns auf das Himmelstor.

(Dieter Kremp)

VON DER DUNKELHEIT ZUM LICHT

Februar! Taumond oder Schmelzmond nannten ihn unsere Vorfahren. Ob es der letzte Wintermonat ist? Ab und zu hört man schon die Meisen, die ihre Stimmen für den erwarteten Frühling üben. Noch ist die Kälte die dominierende Kraft in der Natur. An einigen Tagen tragen die Zweige der Bäume und Sträucher, ja auch die Drähte der Zäune, dicke Eismäntel. Schwer hängen die Birkenäste dem Boden entgegen – der leichte Wind bewegt die zarten kalten Äste mächtig-gemächlich, jeden Moment denkt man ans Abbrechen – aber die Birke weicht aus, federt zurück, ist geübt und auserwählt, derartigen Belastungen zu widerstehen. Und unter dem Eis wissen wir die kleinen grünen Blätter, die sich bald, hoffentlich entfalten.

Der Februar ist der Monat der Wende von der Dunkelheit zum Licht, die Scheidung von Nacht und Kälte, die Hinwendung und Erwartung der Wärme in der Freude auf den Vorfrühling.

Mit dem Februar verbunden ist die Freude am Trubel, an der Heiterkeit und Ausgelassenheit, ja am Mummenschanz, mit denen früher die dämonischen Mächte der Dunkelheit vertrieben wurden. Damit soll sowohl der Gedanke der Unsterblichkeit, respektive der Wiedergeburt, ausgedrückt werden, wie auch die Idee, dass das Materiell-Körperliche und das Geistig-Seelische zwar miteinander verbunden sind, dass dieser Zusammenhang aber nur lose ist.

Schließlich ist der Februar auch der Monat der Blumen, die Sinnbilder der Wertschätzung und der Bewunderung für einen lieben Menschen sind. So deuteten einst Nelken auf Anhänglichkeit, Tulpen verkörperten die innere lautere Schönheit und waren Sinnbilder der Verehrung, Wertschätzung und der grenzenlosen Bewunderung. Rosen waren immer Zeichen der Liebe und Dankbarkeit. Strohblumen deuteten auf Unwandelbarkeit, Efeu auf eheliche Treue und Einigkeit, Flieder auf bevorstehende Hochzeit, Narzissen und Kaiserkronen auf glühende Sehnsucht, Veilchen auf Sittsamkeit und Bescheidenheit und Vergissmeinnicht auf unerfüllte Liebe und brennenden Liebesschmerz.

Die Japaner, in besonderer Weise Verehrer der Blüten und des Blumensteckens kundig, haben in ihrem Ikebana den höchsten Ausdruck der Sinndeutung der Blumen und Pflanzen gefunden.

„Keine Rose, keine Nelke kann blühen so schön, als wenn zwei verliebte Herzen beieinander tun stehn“, Heißt es in einem unserer schönsten Volkslieder. Und Heinrich Heine betet seine Geliebte an: „Du bist wie eine Blume, so schön, so hold, so rein. Ich schau dich an und Sehnsucht steigt mir ins Herz hinein.“ Die „Blaue Blume“ der deutschen Romantik hat nie jemand gefunden. Es ist die Sehnsucht, die nie gestillt wird.

Ein Strauß voll Blüten ist immer ein Kompliment. Komplimente öffnen Herzen, wenn sie dem richtigen Menschen zur rechten Zeit zu Füßen gelegt werden. Rosen auf den Weg gestreut! Komplimente werden nicht nur an Worten gemessen, Blumen nicht nur an Farbe und Schönheit. Komplimente und Blumen sind immer Geschenke, wenn sie von Herzen kommen und zu Herzen gehen. Es kann auch „von Apfelblüten ein Zweig“ oder ein Kranz sein, dazu ein Blick, ein Händedruck. Herz und Blumen sind Symbole des Valentinstages, der seit dem späten Mittelalter das eigentliche Fest der Jugend und der Liebe ist.

„Durch die Blume sprechen“ sollte man nicht nur am Valentinstag, wohl aber „Blumen sprechen lassen“, und nicht nur an diesem Tag, sondern an allen Tagen, an denen wir das Bedürfnis haben, einem liebendem Menschen unsere Dankbarkeit zu beweisen. Valentinstag kann alle Tage sein.

MATTHEIS BRICHT DAS EIS

Der heilige Matthias galt bei unseren Vorfahren als Frühlingsherold. Er brachte mit der einsetzenden Blüte des Schneeglöckchens den Beginn des Vorfrühlings. So spielte der Apostel Matthias als Wetterheiliger eine besondere Rolle: „Mattheis bricht das Eis.“ Hoffnungsfroh war man am Matthias-Tag (24. Februar), wenn die Sonne schien: „Taut es auf Mattheis, geht kein Fuchs mehr übers Eis.“ „Wenn Matthias kommt herbei, legen Gans und Huhn das erste Ei.“ „Matthias hab ich lieb, gibt dem Baum den Trieb.“

Durch das Schütteln von Obstbäumen und gleichzeitiges Schreien sollte in früheren Zeiten die Obsternte günstig beeinflusst werden. Der Lärm war dazu da, die letzten Winterunholde und damit die Kälte zu vertreiben, das Schütteln und Schlagen der Zweige mit Ruten war ein Fruchtbarkeitszauber. Am Matthiastag wurden von den Korbflechtern die letzten Weidenruten geschnitten, bevor der Saftstrom einsetzte.

Der Apostel musste an seinem Namenstag auch für allerlei Orakel herhalten. Efeublätter wurden am Abend in eine mit Wasser gefüllte Schüssel gelegt. War eines der immergrünen derben Blätter am anderen Morgen durchgeweicht, musste man vor Krankheiten der Atmungsorgane, wie Husten, Bronchitis, Lungenentzündung und „Schwindsucht“ Angst haben. Ist es nicht seltsam, dass aus einem Wirkstoff des Efeu heute die besten Hustenmedikamente hergestellt werden? Matthias ist bis heute der Patron gegen Keuchhusten geblieben.

Vor allem im Westen und Südwesten Deutschlands hat sich um den Apostel Matthias ein reges Brauchtum entwickelt, ist er doch der Patron des Bistums Trier. Trier kann sich nicht nur seiner über 2000jährigen Geschichte rühmen, es besitzt auch als einziger Ort in Deutschland die Reliquien eines Apostels: Der Schrein mit den Gebeinen des heiligen Matthias steht in der Abteikirche St. Matthias. Die Reliquien waren ein Geschenk von Kaiserin Helena.

Matthias zählt als einer der Jünger Jesu. Nach der Himmelfahrt Jesu wurde er von den Aposteln zum Nachfolger des Verräters Judas Iskariot gewählt, da Jesus die Zahl der Apostel auf zwölf festgelegt hatte. Das Los entschied zugunsten von Matthias. Dargestellt wird der Märtyrer mit den Marterwerkzeugen Beil und Steinen; so bricht er mit dem Beil auch im Vorfrühling das Eis auf.

„Matthias“ (griechisch: Geschenk Gottes), in Deutschland einst ein sehr beliebter Taufname, oft auch Bestandteil zahlreicher Familiennamen, ist seit drei Jahrzehnten wie „Andreas“ und „Michael“ wieder modern geworden.

Wintermärchen

Knorrige Äste im Eis verborgen,

kahle Zweige im Reif am Morgen;

weiß glitzern die Bäume in der Allee,

träumen von großer Kält und Schnee.

Gnome in des Winters Festtagskleid

starren in den Fluren weit und breit,

bizarre Gespenster strecken ihre Hände,

schütteln ihre eisige Lende.

Die letzten Blätter rütteln sich,

werfen einen braunen Stich

auf die nackte Mutter Erde,

auf dass sie leicht bedecket werde.

Still ruhen Pflanze, Mensch und Tier

in des Winters schöner Zier,

warten auf des Lichtes Leben,

wenn junge Keime wieder streben.

(Dieter Kremp)

„KOPF AB“ WAR KEIN TODESURTEIL

Die Korbflechter waren die ersten Naturschützer. Schon vor Jahrhunderten zogen die im Februar hinaus, um noch vor dem ersten Saftstrom die Weidenruten zu schneiden. Als letzter „Rutentag“ galt der 24. Februar, brachte doch der heilige Matthias die Baumsäfte zum Fließen. „Kopf ab!“ Alle drei Jahre wird dieses „Urteil“ über die Kopfweide gesprochen. Dann wird ihr mit Säge, Messer oder Schere Ast für Ast abgeschnitten, bis der Stamm ratzekahl dasteht. Aber für eine Kopfweide ist es nicht schlimm, wenn sie ihren „Kopf“ verliert. Im Gegenteil – das „Köpfen“ rettet ihr das Leben! Würden ihre Äste noch länger und schwerer, könnten sie einem Sturm nicht mehr standhalten. Er würde sie abbrechen oder sogar den ganzen Baum umreißen.

Kopfweiden sind Menschengeschöpfe, frisierte Bäume. Wir pfuschen der Natur ins Handwerk. Ausnahmsweise fügen wir ihr damit keinen Schaden zu, sondern betätigen uns als Naturschützer.

Durch den häufigen Rückschnitt der Korb- oder Bachweide, wie die Kopfweide im Volksmund auch heißt, werden die Stämme mit der Zeit hohl. Zwischen den Aststummeln sammelt sich auf ihren „Köpfen“ Regenwasser. Im Winter gefriert es und reißt den Stamm auf. Das weiche Weidenholz wird morsch, Vertiefungen entstehen. Blätter fallen hinein und vermodern. Baumpilze siedeln sich an. Auch immergrüne Misteln bohren sich in den Stamm und fühlen sich als Halbschmarotzer hier „sauwohl“.

Die Vögel finden in der rissigen Weidenrinde viele Raupen und Insekten. Auf einer Kopfweide können die Raupen von 25 verschiedenen Schmetterlingsformen leben, 183 Insektenarten und all jene Vogelarten, die in Höhlen brüten. In alten, mehrfach geköpften Weidenstämmen entstehen viele Höhlungen, die je nach Größe von Gartenrotschwanz bis zum Turmfalken benutzt werden.

Auch Fledermäuse richten sich hier ein Zuhause ein, Iltisse, Steinmarder und Siebenschläfer. Je mehr die Kopfweide von innen heraus abstirbt, um so mehr Tiere finden ihren Unterschlupf darin. Bei den Kopfweiden wird deutlich, wie Leben und Tod ineinander übergehen. Somit war sie auch gleichzeitig zwei Göttinnen geweiht: Demeter, die antike Göttin der Ähren, des Wachstums und der Fruchtbarkeit wohnte im Weidenbaum, und manchmal tauchte ihre Tochter Persephone auf, die Göttin des Todes und der Wiedergeburt.

Die gekrümmten Gestalten, in zottige Fetzen gehüllt, mit aufgedunsenen Köpfen und wild zu Berge stehenden Haaren haben schon so manchem Wanderer einen furchtbaren Schrecken eingejagt. Zur Zeit der Hexenverfolgungen wähnte man unter den Weiden die Hexen, denn jeder wusste, dass diese ihre Zauberbesen mit Vorliebe aus den Ruten der Weiden fertigten. Die Kopfweide war der Hexenbaum.

Die knorrigen Kopfweiden sind meist geköpfte Silberweiden (Salix albe). Ihre biegsamen Ruten werden gewässert und auch heute noch zum Flechten verwendet. Mit ihrem recht weichen Holz brachte es die Silberweide nur zu bescheidenem Ruhm: es waren daraus Holzschuhe, Kricketschläger und Zündhölzer hergestellt. Doch früher machten sich die Weiden auch anders nützlich: Schafe, Ziegen und Pferde wurden „zu den Weiden getrieben“. Nachdem die Bäume kahlgefressen waren, wuchsen sie mit unbändiger Kraft wieder nach. Aus den größten ausgehöhlten Baumstämmen wurden Backtröge.

Warum so viele Kopfweiden früher entlang von Wiesengräben standen? Unsere Vorfahren zersägten hier Weidenäste und schlugen sie als Zaun ein. Wo der Untergrund feucht genug war, schlug der „Weidenzaun“ Wurzeln. Aus Pfählen wurden Bäume! Die Weide liebt das Wasser und einen nassen Fuß.

Heute erlebt die alte Kopfweide eine Renaissance. Im Zuge der Renaturierung von Bächen wird sie verstärkt wieder an Bachufern gepflanzt, ökologisch doppelt wirksam: Mit ihren Wurzeln hält sie die Uferböschung zusammen, im Alter „geköpft“ wird sie zu einem Eldorado für Tiere.

NEUE BESEN KEHREN GUT

Winterarbeiten unserer bäuerlichen Vorfahren

Zu den bäuerlichen Winterarbeiten unserer Vorväter gehörten früher neben dem Flechten von Körben, Stühlen und Kuchendeckeln und dem Binden von Besen auch das Herrichten des Geschirrs und der Zugseile, das Ausbessern der Wagen und Wagenräder, das Schärfen der Äxte und Beile und das Anspitzen der Bohnenstangen. Das Besenbinden war eine der wichtigsten Winterarbeiten auf dem Bauernhof. In der Regel begann die Arbeit des Bindens von Besen am letzten Donnerstag im November, das konnte der Katharinentag sein. Die Arbeiten erstreckten sich über den ganzen Winter.

Unsere Vorfahren kehrten mit Besen („Hexenreisern“) die Winterunholde, bösen Geister, Hexen und Dämonen aus dem Haus, und der gesellig wachsende Besenginster war im Mittelalter ein wirksamer Schutz gegen Hexerei. Seine harten, zweigähnlichen Stängel wurden auch als Kaminbesen genutzt, wodurch verständlich wird, dass die Hexen nach dem endgültigen Sieg des Frühlingsgottes über die Mächte der Finsternis auf einem Besen reitend das Haus durch den Schornstein verlassen: Hexennacht – Walpurgisnacht.

Bei den mexikanischen Indianern wurden aus den gelben Blüten des Besenginsters aphrodisierende Liebestränke gekocht. Die Yaqui-Zauberer stellten aus der Samenkapsel einen Trank her, der ihnen die Möglichkeit gibt, wahrzusagen, in die Vergangenheit und Zukunft zu reisen und ihre Heilkräfte zu stärken. In sexualmagischen Zirkeln werden Ginsterblüten mit Hanf vermischt als Aphrodisiakum geraucht.

Einzelne Besenruten lagen früher auf dem Küchenschrank und die Buben hatten einen Heidenrespekt davor. Das war der Schlagbesen des Vaters, der damit den Ungehorsam der Kinder bestrafte. Doch die strafende Rute des Nikolaus war ursprünglich das Reis, das Symbol der Fruchtbarkeit, durch dessen Berührung mitten im Winter die Hoffnung auf das Licht der Sonne wachgerufen wurde: Das Reis war die Lebensrute.

Das früher geflügelte Wort aus dem deutschen Sprachschatz stammt aus Freidanks „Spruchdichtesammlung“ (um 1230), betitelt „Bescheidenheit“: „Der niuwe beseme kert vil wol, e daz er stoubes werde vol“: „Der neue Besen kehrt sehr wohl, eh dass er Staubes werde voll.“ Daraus wurde das sprichwörtlich gebrauchte „Neue Besen kehren gut“. Der Besen, das „Zusammengebundene“, war der „Staubsauger“ unserer Vorfahren.

Auf den Bauernhöfen standen früher neben den Obstgärten gewöhnlich an den Grenzen zu den Nachbargrundstücken so genannte „wilde“ Bäume: Birken zur Erlangung der nötigen Besenreiser, ein paar Weiden für Körbe, Stühle, Mulden, Schippen und Tröge, dazu Eschen, die jährlich geköpft wurden, so dass man die schlanken Zweige binden und zum Trocknen an Zäunen aufrichten konnte. Im Winter wurden sie den Schafen auf die Hilte gegeben. Die Tiere fraßen Blätter, kleine Zweige und die Rinde. Von den dicken Astteilen nagten sie den Bast ab. Mit diesen angenagten Ästen wurden Zäune repariert und gebaut. Zwei bis drei Eichen standen auf dem Hof. Sie gaben Futter für die umherlaufenden Schweine. Schließlich gab es da noch den Walnussbaum und den Holunderstrauch, letzterer dicht an der Hauswand zur Abwehr von winterlichen Dämonen, von Gewittern und zur Bereitung von heilenden Wintertees.

Ferne Erinnerungen an Groß- und Urgroßvaters Zeiten werden wach, Erinnerungen an die heimelige Atmosphäre in der gemütlich warmen Besenbinderstube. In mehreren Reihen lagen dicke Birkenreiser-Bündel mit Ruten verschiedener Länge auf den Dielen. Im November wurden die Besenreiser draußen geschnitten, an Ort und Stelle die abstehenden Seitentriebe um die innere Rute aufgedreht und die Nebenästchen am Reiseranfang ausgeputzt. Über Winter wurden die Besenreiser auf dem Speicher getrocknet.

Am besten waren Reiser von sieben- bis achtjährigen Birken, weil sie noch schlanker und biegsamer sind als Ruten von älteren Bäumen. Diese sind meist zu storzig und brechen leichter. In der Besenbinderstube wurden die Reiser der Länge nach sortiert. In jede Hand kamen sieben lange Ruten, wurden nach unten fest zusammengedreht, über dem Knie mit einem Ring gespannt, die beiden Bündeln überkreuzt und zum „Geißfuß“ zusammengesteckt. Weitere Ringe aus Draht oder Seil – sechs bis sieben an der Zahl – wurden nach und nach um die gedrehten und gespannten Reiserbündel gesetzt. In einem der mittleren Ringe steckte man dann kürzere, etwas angespitzte Ruten rundum ein, bis der Besen eine bestimmte Handlichkeit hatte und die Kehrseite „bauschig“ wurde. Der Griff wurde „bündig“ geschnitten, noch vorhandene Stielreste glatt abgeschnitten, damit die Finger beim Kehren nicht aufrissen. Zum Schluss wurden die überstehenden Rutenspitzen an der bauschigen Kehrseite des Besens abgeschnitten.

Für die Herstellung der Besenringe haben früher die Besenbinder keinen Draht verwandt – der war zu teuer – sondern „Hassele-Stecke“ (Haselstrauch), die „Scheenstecke“. „Hassele“ waren etwa 1,50 m lang und so dick wie Flaschenköpfe. Die „Stecke“ wurden am Ende eingekerbt, von den Kerben aus die Rinde in ½ cm breiten Riemen (Schalen oder Schienen) abgeschält. Die abgeschälte Rinde war das Flechtmaterial für das Zusammenbinden der Besenreiser.

Jeder Hof hatte früher ein ganzes Sortiment von Besen, zumeist aus Birkenreisern gebunden. Seltener waren Strohbesen, ganz selten Ginsterbesen. Letztere waren kurz und mit einem Stock versehen.

Die Besen fanden eine vielfältige Anwendung. Die Häuser wurden gekehrt, der Stall, der noch ungepflasterte Hof, die Scheune, die Wege, der Misthaufen, Laub im Herbst und Schnee im Winter.

„Nichts wurde unter den Tisch gekehrt“ bei unseren Vorfahren. Doch den „Dorfbesen“ gab es überall. Doch auch diese Zeiten sind längst vergangen. „Damals auf dem Dorfe war vieles anders.“^

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