Czytaj książkę: «Verwurzelt in der Caritas»
32
Studien
zur Theologie und Praxis
der Caritas und Sozialen Pastoral
Herausgegeben von
Klaus Baumann und
Ursula Nothelle-Wildfeuer
Begründet von
Heinrich Pompeÿ und
Lothar Roos
Band 32
Daniela Blank
Verwurzelt in der Caritas
Die Entwicklung der Gemeinschaft katholischer Gemeindereferentinnen e.V. zwischen 1926–2014
echter
Als Dissertation an der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. eingereicht am 10. 01. 2018,
im Promotionsausschuss angenommen am 20. 11. 2018.
Feststellung des Gesamtergebnisses der Promotion am 06. 12. 2018.
Dekan: Prof. Dr. Karl-Heinz Braun
Erstgutachter: Prof. Dr. Klaus Baumann
Zweitgutachter: Prof. Dr. Karl-Heinz Braun
D 25
Bibliografische Information
der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ›http://dnb.d-nb.de‹ abrufbar.
1. Auflage 2019
© 2019 Echter Verlag GmbH, Würzburg
E-Book-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
ISBN
978-3-429-05305-5
978-3-429-04992-8(PDF)
978-3-429-06402-0(ePub)
Vorwort
„Es reicht nicht, wenn Frauen Geschichte machen – sie muss auch erinnert werden.“1
Dieses Zitat der evangelischen Theologin und Pfarrerin Ellen Ueberschär aus ihrer Veröffentlichung „Fürchtet euch nicht! Frauen machen Kirche.“ zeigt meine Motivation für die vorliegende Arbeit auf. Frauen schreiben Geschichte, auch in der Katholischen Kirche, jedoch wird diese häufig nicht festgehalten. Dann ist es nur noch ein kleiner Schritt ins Vergessen. Wenn (Kirchen-) Historie aber dem Anspruch einer möglichst wahrheitsgetreuen Wiedergabe gerecht werden möchte, darf ein Vergessen nicht geschehen. Der zumeist selbstlose Einsatz der Frauen in der Seelsorge für die Menschen und die sich selbst zurücknehmende Haltung vieler Mitglieder der in der vorliegenden Arbeit porträtierten Berufsgemeinschaft soll nicht dazu führen, dass dieser Part der Historie in Vergessenheit gerät.
Demnach widme ich diese Dissertationsschrift, die am 10.01.2018 an der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg eingereicht und vom Promotionsausschuss am 20.11.2018 angenommen wurde, und damit im Jahr des 90-jährigen Jubiläums der ersten Ausbildungsstätte für Gemeindehelferinnen eingereicht wurde, mit tiefem Respekt und großer Anerkennung allen bisher ungenannten und der Öffentlichkeit unbekannten Frauen, die sich innerhalb der Katholischen Kirche, gestern, heute oder morgen und trotz aller Herausforderungen, die dieses Engagement mit sich brachte und bringt, engagier(t)en.
Mein Dank gilt folgenden Personen, die mich während der Bearbeitung unterstützten: Herzlich danke ich vor allem meinem Erstbetreuer Prof. Klaus Baumann für die regelmäßigen hilfreichen und inspirierenden Gespräche. Ebenso danke ich meinem Zweitbetreuer Prof. Karl-Heinz Braun für den Austausch in Bezug auf kirchenhistorische Aspekte.
Herzlichen Dank richte ich auch an Dr. Dieter Fuchs, welcher mir auf dem Gebiet der qualitativen Forschung bei Fragen zur Seite stand. Bedanken möchte ich mich bei meinen Kolleginnen und Kollegen, die gemeinsam mit mir den Weg der Promotion begingen: Für die wertvollen Rückmeldungen, die gegenseitige Motivation und das stets unterstützende Miteinander. Eine wertvolle Unterstützung bot mir ebenfalls die Graduiertenschule Humanities. Den Mitgliedern der dort angegliederten interdisziplinären Arbeitsgruppe Biografien danke ich herzlich für die hilfreichen Inputs.
Danken möchte ich weiter den Mitarbeitenden der Archive, die eine wesentliche Quelle der Information für die Recherche darstellten: Ich danke Gabriele Witolla, Andrea Renner-Palat und Mathias Reininger vom Archiv des Deutschen Caritasverbandes in Freiburg. Weiter danke ich Dr. Katharina Seifert und Verena Baader vom Margarete-Ruckmich-Haus in Freiburg für die Einblicke ins Hausarchiv sowie Dr. Christoph Schmider und Dr. László Strauß-Németh vom Erzbischöflichen Archiv Freiburg und Josef Bilstein vom Archiv des Bonifatiuswerkes in Paderborn. Ein Dankeschön richte ich auch an Pater Dietmar Weber vom Provinzialat der Kamillianer in Essen.
Besonderer Dank gilt allen Interviewpartnerinnen, die mir ihr Vertrauen schenkten. Danken möchte ich weiterhin dem (ehemaligen) Vorstand der Gemeinschaft katholischer Gemeindereferentinnen für die Unterstützung. Außerdem danke ich einzelnen Personen, welche mir ihre privaten Unterlagen bereitwillig zur Verfügung gestellt haben. Weiter danke ich den Studierenden in der Ausbildung der zukünftigen Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten im Margarete-Ruckmich-Haus, die mir einen Einblick in die Hausgemeinschaft gewährten. Der Erzbischof-Hermann-Stiftung der Erzdiözese Freiburg danke ich sehr für ihre Unterstützung durch die Förderung der Studie. Ebenso bedanke ich mich für das gewährte Promotionsabschlussstipendium nach dem Landesgraduiertenförderungsgesetz (LGFG). Für den gewährten Druckkostenzuschuss für diese Publikation bedanke ich mich ebenfalls sehr bei der Erzdiözese Freiburg.
Daniela Blank
Freiburg im Breisgau, im Dezember 2018
1 Überschär (2012), 70.
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
1.1 Forschungsgegenstand und -ziele
1.1.1 Forschungsgegenstand
1.1.2 Fragestellungen
1.2 Forschungsstand und Quellenlage
1.2.1 Stand der Forschung
1.2.2 Quellenlage
1.3 Methodisches Vorgehen und Aufbau der Arbeit
2. ENTSTEHUNG, ENTWICKLUNG UND AUFLÖSUNG EINER BERUFSGEMEINSCHAFT
2.1 Wegbereitung zur Entwicklung eines neuen Laienberufes für die Frau in der Katholischen Kirche (1850-1925)
2.1.1 Die Frau zur Jahrhundertwende
2.1.2 Katholische Kirche und die Herausforderungen der Seelsorge um 1900
2.1.3 Maßnahmen des Deutschen Caritasverbandes
2.1.4 Errichtung des Instituts für Caritaswissenschaft in Freiburg
2.1.5 Der Bonifatiusverein Paderborn und die Diasporahelferinnen
2.1.6 Parallele Entwicklungen in der evangelischen Kirche: Die Gemeindehelferin
2.2 Exkurs: Margarete Ruckmich und Pater Wilhelm Wiesen
2.2.1 Margarete Ruckmich
2.2.2 Pater Wilhelm Wiesen
2.3 Gründung der Vereinigung der Katholischen Gemeinde- und Caritashelferinnen (1926)
2.3.1 Erster Kurs und Gründungsmitglieder der Berufsgemeinschaft
2.3.2 Das erste Treffen in Bad Honnef 1927
2.3.3 Zweck des Zusammenschlusses: Aufbau, Ziele, Aufnahmekriterien und Erkennungszeichen
2.3.4 Religiöse Grundsätze der Berufsgemeinschaft
2.4 Die ersten Jahre in der Berufsgemeinschaft Katholischer Gemeindehelferinnen (1926-1933)
2.4.1 Berufliche Perspektiven der Frau in den 1920er Jahren
2.4.2 Zeichen der Zugehörigkeit und Erkennungsmerkmale: Ein eigenes Berufskleid und eine Brosche
2.4.3 Gründung der Katholischen Gemeindehelferinnenschule im Jahre 1928
2.4.4 Das Erholungsheim Frohhof im Schwarzwald
2.4.5 Ziele der Berufsgemeinschaft: Innere und äußere Sicherung des Berufsbildes
2.4.6 Die Zusammenarbeit mit dem Bonifatiusverein Paderborn
2.5 Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg: Koordinaten der Berufsgemeinschaft (1933-1946)
2.5.1 Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die Katholische Kirche und die Berufsgemeinschaft
2.5.2 Arbeit der Geschäftsstelle in der Kriegszeit
2.5.3 Frau und Berufstätigkeit zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit
2.5.4 Änderung der Satzungen, Ausbau der Dienstverträge und zusätzliche Altersvorsorge
2.5.5 Gründung der Schulungs- und Beratungsstelle für Ordensfrauen (1941)
2.5.6 Die Diözesen und die Berufsgemeinschaft
2.5.7 Der Einsatz des Klerus für den Beruf der Seelsorgehelferin
2.6 Die Berufsgemeinschaft in der Nachkriegszeit (1947-1960)
2.6.1 Seelsorgehilfe in der Diaspora und die Rolle des Bonifatiusvereins
2.6.2 Die Berufsgemeinschaft der Diaspora-Seelsorgehelferinnen im Bonifatiuswerk (DSB)
2.6.3 Ein Seelsorgehelferinnenbund als Konkurrenz zur Berufsgemeinschaft
2.6.4 Die Gründung von Seminaren für Seelsorgehilfe
2.6.5 Die Trennung von Seminar und Berufsgemeinschaft
2.6.6 Das Bruder-Klaus-Heim
2.6.7 Das St. Praxediswerk
2.6.8 Überlegungen zur Umwandlung in ein Säkularinstitut und die Gründung der Gemeinschaft St. Praxedis
2.6.9 Ein neues Haus in Essen-Heidhausen: Das Praxedisheim
2.6.10 Die Schulungs- und Beratungsstelle für Ordensfrauen wird zur Schulungs- und Beratungsstelle für Seelsorgehelferinnen (1944-47)
2.6.11 Die ersten Diözesanreferentinnen
2.6.12 Merkmale der Zugehörigkeit: Ein Ring, ein neues Berufskleid und das Silberkreuz
2.7 Turbulente Zeiten – interne Konflikte und Mitgliederstagnation (1960er Jahre)
2.7.1 Die Teilung Deutschlands: Grenzgängerinnen und Hilfspakete
2.7.2 Der Einfluss des Zweiten Vatikanischen Konzils auf die Berufsgemeinschaft
2.7.3 Die Gründung der Arbeitsstelle zur Förderung des Berufes der Seelsorgehelferin
2.7.4 Dienstanweisungen
2.7.5 Stagnation der Mitgliedseintritte: Erklärungsmodelle
2.7.6 Das Frankfurter Gespräch: Überlegungen zu einem Zusammenschluss in einer großen Berufsgemeinschaft
2.7.7 Neue Satzungsentwürfe und die Religiöse Grundordnung
2.7.8 Interne Konflikte
2.7.9 Organisatorische Umstellung in der Gemeinschaft und Veränderung der Arbeitsaufgaben der Leitung
2.7.10 Ein neues Haus in Frankfurt
2.8 Der etablierte Beruf Gemeindereferent/in und neues Selbstverständnis der Berufsgemeinschaft (1970er)
2.8.1 Frauen in Gesellschaft und Kirche
2.8.2 Änderungen in der pastoralen Berufslandschaft: Die Synode von Würzburg
2.8.3 Die Diskussion um den Diakonat der Frau
2.8.4 Umbenennung zur Berufsgemeinschaft katholischer Frauen im pastoralen Dienst e.V. (1973) und 50-jähriges Jubiläum (1976)
2.8.5 Die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Berufes der Seelsorgehelferin und Katechetin in deutschsprachigen Diözesen
2.8.6 Die Gemeinschaft St. Praxedis wird zur Diakonia (1970)
2.9 Krise, Neubelebung und Auflösung (1980er-2014)
2.9.1 Ursachensuche für den Mitgliederrückgang: Bürokratie und Generationenkonflikte (1980)
2.9.2 Umfrage innerhalb der Berufsgemeinschaft und Erfahrungsberichte (1980)
2.9.3 Entstehung neuer Berufsverbände (1980er)
2.9.4 Eine letzte Neuorientierung (1990er)
2.9.5 Umbenennung in Gemeinschaft katholischer Gemeindereferentinnen (1995)
2.9.6 Entscheidung zur Orientierung nach Innen (2003)
2.9.7 Sukzessiver Rückzug der Gemeinschaft
2.9.8 Die letzte Mitgliederversammlung (2011)
3. ZUM SELBSTVERSTÄNDNIS DER BERUFSGEMEINSCHAFT
3.1 Das Verständnis der Berufsgemeinschaft: Aufgaben und Ziele
3.2 Grundlagen: Die Satzungen
3.3 Aufbau und Organisation der Berufsgemeinschaft
3.3.1 Die Struktur der Berufsgemeinschaft.
3.3.2 Die Aufteilung in Groß-und Kleinbezirke und die Bezirksleiterinnen
3.3.3 Interne Kommunikation durch die Mitgliederzeitschriften
3.3.4 Externe Vernetzung durch Gremienarbeit
3.4 Mitgliedschaft: Bedingungen und Aufnahmerituale
3.4.1 Aufnahmebedingungen und Ausschlusskriterien
3.4.2 Berufsweihe als Aufnahmeritual
3.5 Religiosität: Die Gebete der Gemeinschaft und die religiöse Grundordnung
3.6 Ehrungen von Mitgliedern
3.7 Kontakt und Austausch mit dem Ausland
3.8 Lebenszyklus der Berufsgemeinschaft: Organisationsstufen nach Martin Saarinen
4. ERFAHRUNGSHORIZONTE DER MITGLIEDER (ERGEBNISSE DER QUALITATIVEN STUDIE)
4.1 Hinführung
4.2 Forschungsdesign
4.2.1 Darlegung der Forschungsfragen
4.2.2 Gütekriterien der Untersuchung
4.2.3 Darstellung der Methoden
4.2.4 Prozess der Datenerhebung
4.2.5 Aufbereitung des Datenmaterials
4.3 Ergebnisdarstellung
4.3.1 Beschreibung des Kategoriensystems
4.3.2 Kategorienbasierte Auswertung entlang der Hauptthemen
4.3.3 Analyse der Zusammenhänge zwischen Kategorien
4.4 Diskussion der Ergebnisse
4.4.1 Leben und Arbeiten als Einheit
4.4.2 Gemeinschaft als Familie, berufliches Netzwerk und religiöse Heimat
4.4.3 Die Auflösung der Berufsgemeinschaft und Erklärungsmodelle
4.4.4 Die Abhängigkeit von der Persönlichkeit des Priesters und das Verhalten der Gemeindereferentin
5. BEITRAG DER BERUFSGEMEINSCHAFT ZUR BERUFSBILDENTWICKLUNG DER SEELSORGEHELFERIN
5.1 Die Berufsgemeinschaft als Element der erfolgreichen Etablierung des neuen Berufsbildes
5.2 Von der Berufung zum Beruf
5.2.1 Vom Taschengeld zum festen Lohn: Finanzielle und soziale Sicherung
5.2.2 Von der Helferin zur Partnerin
5.2.3 Von der freiwilligen Ehelosigkeit und Jungfräulichkeit zum Familienleben
5.3 Frauenbilder: Werthafte Frau und geistige Mütterlichkeit
5.3.1 Das Konzept der geistigen und sozialen Mütterlichkeit
5.3.2 Differenz oder Gleichheit der Frau zum Mann
5.3.3 Die werthafte Frauenpersönlichkeit: Ruckmichs Erbe in der Berufsgemeinschaft
5.3.4 Frauenbilder in der Berufsgemeinschaft
6. CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN: IMPULSE DER BERUFSGEMEINSCHAFT FÜR DIE ZUKUNFT
6.1 Die Notwendigkeit von Gemeinschaft
6.2 Stärkung und Ausbau des Berufsprofils
6.3 Caritas und Seelsorge
6.4 Bleibende Herausforderungen in der Pastoral
6.5 Grenzen der Arbeit und weiterer Forschungsbedarf
7. ABSTRACT
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS
ANHANG
Abkürzungsverzeichnis
AA | Apostolicam actuositatem |
AG | Arbeitsgemeinschaft |
Anm. DB | Anmerkung der Verfasserin Daniela Blank |
Bd. | Band |
BG | Berufsgemeinschaft |
BKF | Berufsgemeinschaft katholischer Frauen im pastoralen Dienst |
BKG | Berufsgemeinschaft Katholischer Gemeindehelferinnen |
BKS | Berufsgemeinschaft Katholischer Seelsorgehelferinnen |
Cc | Canones |
CIC | Codex Iuris Canonici |
DBK | Deutsche Bischofskonferenz |
DDR | Deutsche Demokratische Republik |
DSB | Diasporaseelsorgehelferinnen im Bonifatiuswerk |
ebd. | ebenda |
e.V. | eingetragener Verein |
f. | folgende |
ff. | fortfolgende |
Fasz. | Faszikel |
GG | Grundgesetz |
GKG | Gemeinschaft Katholischer Gemeindereferentinnen |
KZ | Konzentrationslager |
LG | Lumen gentium |
m.E. | meines Erachtens |
Mk | Deutsche Mark |
NSDAP | Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei |
s. | siehe |
s.a. | siehe auch |
Sr. | Schwester |
SBO | Schulungs- und Beratungsstelle für Seelsorgehelferinnen |
SBS | Schulungs- und Beratungsstelle für die in der Seelsorge stehenden Ordensfrauen |
SHB | Seelsorgehelferinnenbund |
Rm | Deutsche Reichsmark |
U.D.A.P. | Union Des Assistantes Paroissiales |
v.a. | vor allem |
z.B. | zum Beispiel |
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Pater Wilhelm Wiesen und Margarete Ruckmich (1935).
Quelle: AMRH
Abbildung 2: Erster Nachschulungskurs 1926. Ganz links: Pater Wilhelm Wiesen; in der Mitte sitzend: Margarete Ruckmich.
Quelle: Brigitte Schuster
Abbildung 3: Das Werthmannhaus in Freiburg. Sitz des Deutschen Caritasverbandes, der Geschäftsstelle der Berufsgemeinschaft von 1926 bis 1969, sowie der Gemeindehelferinnenschule.
Quelle: ADCV Bilder zur Chronik 1926-1980
Abbildung 4: Ein Mitglied mit Haube und Berufsabzeichen.
Quelle: ADCV 2011/025 (7)
Abbildung 5: Das Berufsabzeichen. Die erste Brosche der Berufsgemeinschaft katholischer Gemeindereferentinnen.
Quelle: ADCV Bilder zur Chronik 1926-1980.
Abbildung 6: Schulheim der Gemeindehelferinnen und Erholungsmöglichkeit in der Hildastraße 65 in Freiburg.
Quelle: Brigitte Schuster
Abbildung 7: Ausbildungskurs 1928/1930.
Quelle: ADCV Bilder zur Chronik 1926-1980.
Abbildung 8: Der Frohhof in Günterstal bei Freiburg. Quelle: AMRH.
Abbildung 9: Die zweite Brosche der Berufsgemeinschaft katholischer Seelsorgehelferinnen. Quelle: Brigitte Schuster
Abbildung 10: Das Bruder-Klaus-Heim in Bad Kissingen. Heim der Berufsgemeinschaft von 1948 bis 1952. Quelle: AMRH.
Abbildung 11: Mitgliederanzahl 1926-2011
Abbildung 12: Organe der Berufsgemeinschaft ab 1927
Abbildung 13: Organe der Berufsgemeinschaft ab 1934
Abbildung 14: Organe der Berufsgemeinschaft ab 1980
Abbildung 15: Elemente d. Bedeutung d. Berufsgemeinschaft für ihre Mitglieder
Abbildung 16: Faktoren der Etablierung des Berufsbildes der Seelsorgehelferin
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Inhalte des Interviewleitfadens
Tabelle 2: Beispiel für die Verwendung des Anonymisierungsprotokolls
Tabelle 3: Übersicht über das Kategoriensystem
Tabelle 4: Interne und externe Faktoren für den Mitgliederrückgang
1. Einleitung
1.1 Forschungsgegenstand und -ziele
1.1.1 Forschungsgegenstand
Die vorliegende Arbeit stellt die Entwicklung der Gemeinschaft Katholischer Gemeindereferentinnen von ihrer Entstehung bis zu ihrer Auflösung dar. Sie soll einen Beitrag dazu leisten, die innerkirchliche sowie gesellschaftliche Wahrnehmung des Beitrags der Frauen in der (katholischen) Kirche zu vergrößern. Frauen in der Seelsorge stellen sich selbst und ihre Arbeit häufig nicht in den Vordergrund, und doch haben sie eine Bedeutung, die historisch selten aufgearbeitet wird. Da die Berufsgemeinschaft sich beim Entstehen dieser Arbeit in der Auflösung befand, bestand die Gefahr, dass die jahrzehntelange Arbeit und das erfolgreiche Bemühen um die Festigung eines mittlerweile selbstverständlichen und anerkannten hauptamtlichen Berufes für die Frau in der katholischen Kirche in Vergessenheit geraten würde.
1.1.2 Fragestellungen
Neben der historischen Aufarbeitung und Darstellung der Entwicklung der Berufsgemeinschaft mit ihren Inhalten und Zielen wird insbesondere die Bedeutung der Berufsgemeinschaft zum einen für den Berufsstand insgesamt und zum anderen für die einzelnen Mitglieder der Berufsgemeinschaft in den Fokus der Arbeit gestellt. Die Gründe für den Mitgliederrückgang und damit auch für die Auflösung der Berufsgemeinschaft sollen dargestellt werden. Somit ergeben sich folgende Fragestellungen:
■ Mit welchem Hintergrund wurde die Berufsgemeinschaft gegründet und welche Ziele verfolgte sie?
■ Welche Möglichkeiten besaß die Berufsgemeinschaft, ihre Ziele zu verfolgen und wie nutzte sie diese konkret?
■ Welche Bedeutung hatte die Berufsgemeinschaft für ihre Mitglieder?
■ Welche Begründungen für den Mitgliederrückgang in der Berufsgemeinschaft lassen sich finden?
■ Inwieweit kann die Berufsgemeinschaft als relevante Institution betrachtet werden in Bezug auf die Entwicklung der pastoralen Laienberufe für die Frau in der katholischen Kirche, vor allem in Bezug auf das Berufsbild der heutigen Gemeindereferentin und des heutigen Gemeindereferenten?
Der Psychologe Heinz Schuler ist der Auffassung, dass auch Kirchen und Verbände als Organisationen zu gelten haben. Als solche sind sie demnach auch für die Organisationspsychologie interessant.2 Für die vorliegende Arbeit können vor allem folgende Themen als besonders relevant betrachtet werden: Das Commitment in Organisationen, die Organisationsentwicklung sowie die Unternehmenskultur.3
Das Commitment sowie die Unternehmenskultur werden schwerpunktmäßig im empirischen Part dieser Arbeit durch eine Befragung von (ehemaligen) Mitgliedern mithilfe von Interviews sichtbar. Preisendörfer empfiehlt drei Fragen, die zu stellen sind, um eine Organisation zu untersuchen:
„Für diejenigen, der [sic!] eine Organisation wissenschaftlich beschreiben und analysieren wollen, empfehlen sich stets die drei Fragen: Wer sind die relevanten Akteure bzw. Akteurgruppen, welche Interessen haben sie, und über welche Möglichkeiten zur Durchsetzung ihrer Interessen verfügen sie […]?“4
Die vorliegende Arbeit versucht, den hier genannten Fragen nachzugehen und die Akteurinnen der Berufsgemeinschaft mitsamt ihren Interessen und Optionen zur Durchsetzung derselben darzustellen.
1.2 Forschungsstand und Quellenlage
1.2.1 Stand der Forschung
Während zu dem Thema pastorale Berufe in der Katholischen Kirche auch in Bezug auf Frauen in der Katholischen Kirche einige Veröffentlichungen zu finden sind, existiert eine Publikation zur Geschichte der Berufsgemeinschaft bisher nicht. Zu dem Thema wurde eine Masterarbeit von der Verfasserin selbst verfasst, die allerdings nicht publiziert wurde und lediglich die ersten 40 Jahre der Berufsgemeinschaft erforschte.5 Die Berufsgemeinschaft selbst gab weiterhin einige Jubiläumsschriften heraus.
Eine Publikation von Almut Rumstadt über Margarete Ruckmich leistet bereits einen wertvollen Beitrag über die Initiatorin des Berufes der heutigen Gemeindereferentin.6
Die an der Theologischen Fakultät Freiburg mit dem Titel Frauen als Seelsorgerinnen. Die Entwicklung des Berufs Seelsorgehelferin, dargestellt am Lebenswerk von Margarete Ruckmich (1894-1985) eingereichte Dissertation bearbeitet sowohl eine umfassende Biografie Ruckmichs als auch die Darstellung der Entwicklung des Berufes der Seelsorgehelferin. Hierbei wird auch ein besonderes Merkmal auf die erste Ausbildungsstätte (Katholische Gemeindehelferinnenschule) in Freiburg gelegt, die von Ruckmich wesentlich geprägt wurde. Die Berufsgemeinschaft findet ebenso Erwähnung, wird aber nicht umfassend dargestellt.7
1.2.2 Quellenlage
Im Archiv des Deutschen Caritasverbandes, welches sich in der Zentrale des Deutschen Caritasverbandes in Freiburg befindet, finden sich einige Akten zur Berufsgemeinschaft. Kurz vor Beginn des Dissertationsvorhabens wurde von der Berufsgemeinschaft eine große Auswahl an Akten in das Archiv des Deutschen Caritasverbandes übermittelt. Eine außerordentliche Zugangsberechtigung wurde von der damaligen Vorsitzenden der Berufsgemeinschaft an die Verfasserin erteilt, sodass ein Zugang zu diesen einzigen Archivunterlagen möglich wurde. Die dortigen 64 Akten sind zum Zeitpunkt der Dissertation noch nicht inventarisiert worden, befanden sich aber größtenteils in mit Jahreszahlen gekennzeichneten Aktenordnern. Das Archivmaterial umfasst beispielsweise einen allgemeinen Schriftwechsel ab 1926, Protokolle der Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen, Protokolle und Berichte aus der Arbeit der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Berufe der Gemeindereferentinnen und Religionspädagogen (ab 1978), Protokolle und Unterlagen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Gemeindereferentinnen und Religionspädagogen (ab 1987), Unterlagen der Jubiläumsfeiern der Jahre 1951 (25 Jahre), 1976 (50 Jahre), 1986 in Limburg, 1996 in Vierzehnheiligen und 2009 in Limburg. Außerdem befinden sich Unterlagen zu Entwicklung des Berufs und der Gemeinschaft im Archiv.
Korrespondenzen seitens der Berufsgemeinschaft mit dem Ausland, die allerdings hauptsächlich von Ruckmich geführt wurden und nach ihrer Tätigkeit als Leiterin des Seminars und der Berufsgemeinschaft ins Leere verlaufen, befinden sich ebenfalls dort. Eine nahezu vollständige Zusammenstellung der internen Mitgliederzeitschrift Unsere Mitteilungen ist im Archiv des Deutschen Caritasverbandes zu finden und ist ebenfalls in der Bibliothek des Deutschen Caritasverbandes8 öffentlich zugänglich.
Eine Umfrage der Berufsgemeinschaft führte dazu, dass einige Berichte von Mitgliedern zu ihren beruflichen Erfahrungen gesammelt und archiviert wurden. Diese liefern wertvolle Hintergrundaspekte des Arbeitsalltags der damaligen Seelsorgehelferin sowie Hinweise auf die Bedeutung der Berufsgemeinschaft für die einzelnen Mitglieder.
Neben dem Archiv des Deutschen Caritasverbandes bot sich auch das Archiv des Bonifatiuswerk in Paderborn als wesentliche Informationsquelle an, die dort vorhandenen Archivmaterialien beziehen sich hauptsächlich auf Korrespondenzen und die Art der Zusammenarbeit zwischen der Berufsgemeinschaft und dem Bonifatiuswerk. Darüber hinaus existieren einige Unterlagen von ehemaligen Mitgliedern, die der Autorin übermittelt wurden, allerdings nicht öffentlich zugänglich sind.
Weitere als Basis für diese Arbeit relevante Quellen stellen mehrere Publikationen zur Thematik der Gemeindereferentin und des Gemeindereferenten dar, die vor allem in den letzten Jahrzehnten veröffentlicht wurden. Allerdings sind in diesen Publikationen wenig bis keine Bezüge zur Berufsgemeinschaft vorhanden.
Dirk Rietmann erörterte in seiner 2000 an der Universität Münster eingereichten Diplomarbeit mit dem Titel Von der Seelsorgehilfe zur beruflichen Mitarbeit der Frau in der Seelsorge – Pater Wilhelm Wiesen am Deutschen Caritasverband von 1920 bis 1947 bereits den wesentlichen Beitrag, den Pater Wilhelm Wiesen für die Entstehung des neuen Berufes der Seelsorgehelferin geleistet hat.9
Franz-Joseph Wothe zeichnete 1985 die Entwicklung des Berufsbildes, ausgehend vom Deutschen Caritasverband und dem Bonifatiusverein für die Diaspora in groben Zügen nach, dabei erwähnte er die Berufsgemeinschaft lediglich am Rande: „Es hat sich zumindest eine Berufsgemeinschaft entwickelt.“10 Diese hätte sich der Weiterbildung angenommen, das Gemeinschaftsleben gepflegt und soziale Interessen der Mitglieder vertreten. Allerdings wird der Leserin und dem Leser suggeriert, dass die Berufsgemeinschaft sich erst im Laufe der Jahre gebildet hat. Dass diese bereits vor dem ersten Gemeindehelferinnenseminar entstand und darüber hinaus auch für die Stellenvermittlung, soziale Absicherung und mehr sorgte, wurde von ihm außen vor gelassen.11
Ebenfalls 1985 erschien ein Sammelwerk von Josef Hochstaffl mit dem Titel Von Beruf Gemeindereferent. Aufnahme eines Bestandes. Perspektive einer Zukunft. Beim Blick in das Inhaltsverzeichnis fällt auf, dass sich keine einzige weibliche Autorin in diesem Sammelwerk befindet. Das erstaunt, bedenkt man, dass das Berufsbild wesentlich durch Frauen geprägte wurde. Der Titel stimmt ebenso nachdenklich: Von Beruf Gemeindereferent. Wurde hier bewusst die männliche Form gewählt? Wenn diese Frage zu bejahen wäre, ist nach der Begründung zu fragen. Im Jahr 1985 hat sich das Bild des männlichen Gemeindereferenten bereits etabliert, und doch war das Berufsbild von den 1920er Jahren bis hinein in die 1960er Jahre des 20. Jahrhunderts ausschließlich von Frauen geprägt.12
So stellte Annabelle Pithan (1997) in ihrem Sammelwerk Religionspädagoginnen des 20. Jahrhunderts dann auch Frauen vor, die einen wesentlichen Beitrag in der Seelsorge leisteten. Sie begründete diese Darstellung damit, dass Frauen in der Kirche nicht vergessen werden dürfen. Sie erwähnte dabei das Werk Die vergessenen Väter der modernen Religionspädagogik (Pfister, Gerhard), welches 1989 veröffentlicht wurde. Pithan bezeichnete ihr Werk als „Porträtband“, in dem protestantische wie katholische Frauen vorgestellt werden.13 Pithan wollte durch ihre Porträts von Religionspädagoginnen des 20. Jahrhunderts „einen Beitrag zum affidamento und zur weiblichen Genealogie leisten.“14 Sie war der Meinung, dass es Frauen durch das Kennen Lernen von vergangenen und gegenwärtigen Frauenbiografien „möglich [wird, Anm. DB], ihre individuellen Erfahrungen zu transzendieren und symbolisch auszudrücken.“15