Czytaj książkę: «Alles anders, aber viel besser»
Dagmar Glüxam
Alles anders,
aber viel besser
Mein Umgang
mit Krebs
ENNSTHALER VERLAG STEYR
Erklärung:
Die in diesem Buch angeführten Vorstellungen, Vorschläge und Therapiemethoden sind nicht als Ersatz für eine professionelle medizinische oder therapeutische Behandlung gedacht. Jede Anwendung der in diesem Buch angeführten Ratschläge geschieht nach alleinigem Gutdünken des Lesers. Autoren, Verlag, Berater, Vertreiber, Händler und alle anderen Personen, die mit diesem Buch in Zusammenhang stehen, können weder Haftung noch Verantwortung für eventuelle Folgen übernehmen, die direkt oder indirekt aus den in diesem Buch gegebenen Informationen resultieren oder resultieren sollen.
Der Verlag dankt für folgende Abdruckgenehmigungen:
Übung »Die Reise des Lächelns« auf Seite 310 entnommen aus: Christine Ranzinger: »Wellness Yoga«, 1. Auflage, Schirner Verlag 2011, S. 35/36
Tabelle entnommen aus: Richard Béliveau/Denis Gingras: »Krebszellen mögen keine Himbeeren«, Übersetzung: Hanna van Laak © 2007, Kösel-Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
1. Auflage 2014
ISBN 978-3-7095-0033-0 EPUB
Dagmar Glüxam · Alles anders, aber viel besser
Alle Rechte vorbehalten
Copyright © 2013 by Ennsthaler Verlag, Steyr
Ennsthaler Gesellschaft m.b.H. & Co KG, 4400 Steyr, Österreich
Satz und Umschlaggestaltung: Thomas Traxl, Steyr
Umschlag-Titelbild: istockphoto.com – chaoss
Karikaturen im Buch: Mag. Dr. Franz J. Schweifer
Für Christian in Liebe
»Sobald Frauen die Witterung aufgenommen haben, sind sie gewöhnlich nicht mehr zu bremsen. Der Schreibtisch wird leer gefegt, Beziehungen werden entweder geklärt oder gekündigt, die Gedankenwelt wird entrümpelt, ein Schlußstrich gezogen, eine neue Seite im Buch des Lebens aufgeschlagen. Und falls es gar nicht anders geht, wird die Welt, wie sie uns vorgeschrieben wurde, aus den Angeln gehoben, denn ohne den spürbaren Kontakt zur Wilden Frau gehen wir keinen Schritt weiter.«
Clarissa Pinkola Estés, »Die Wolfsfrau«
Vorwort
Vorwort
Es war Donnerstag, der 10. Juli 2008. Ich saß entspannt zusammen mit meiner damals elfjährigen Tochter in unserem kleinen Landhaus in F. vor dem Fernseher. Draußen herrschte ein herrlicher Sommerabend, nichts deutete darauf hin, dass bereits kurze Zeit später mein Leben gänzlich aus den Fugen geraten sollte. Bis heute weiß ich nicht warum, aber eine unsichtbare Macht bewegte plötzlich meinen linken Arm, und ich griff mit den Fingern exakt auf eine Stelle meiner rechten Brust, wo ich eine Verhärtung, einen Knoten spürte.
Was in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten folgte, bezeichne ich als meinen persönlichen Tsunami. Jeder, der Ähnliches erlebt hat, weiß, wovon ich spreche. Meine Welt wurde in ihren Grundfesten erschüttert; ich dachte, mein Leben sei vorbei. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich zu jenem Zeitpunkt gar nicht weiterleben; nach jahrzehntelang betriebenem Raubbau an meinem Körper und mehreren schweren Schicksalsschlägen fühlte ich mich zu erschöpft dafür. Irgendeinem Funken meines ramponierten Lebenswillens gelang es aber trotzdem, das Lebensfeuer − oder eher zunächst ein »Lebensflämmchen« − in mir wieder zu entfachen.
Nach der Chemotherapie war ich physisch wie psychisch am absoluten Tiefpunkt meines Lebens angelangt. Die behandelnden Ärzte erklärten mich nach Operation und Chemotherapie zwar für tumorfrei und gaben mir auch ausgezeichnete Prognosen, ich spürte aber deutlich, dass wirkliche Gesundheit sich ganz anders anfühlen müsste. Auch beschäftigte mich intensiv die Frage:
»WAS MUSS ICH TUN, DAMIT DER KREBS NICHT ZURÜCKKEHRT?«
In meinem Streben nach vollständiger Genesung fuhr ich nach den langen, zermürbenden Behandlungen auf eine Erholungskur, auf der ich unter anderem eine ausgezeichnete psychotherapeutische Beratung bekam. Während einer Sitzung gab mir meine Psychotherapeutin den − wie sich später zeigen sollte − entscheidenden Rat: »Tun Sie alles, was Ihnen guttut, und lassen Sie alles, was Ihnen schadet.« Ein in der Tat kluger Ratschlag, nicht wahr? Das Problem war lediglich, dass ich zu jenem Zeitpunkt noch überhaupt nicht ahnte, was mir gut tat und was mir schadete. In meiner akademischen Karriere auf einem Höhepunkt angekommen, war ich buchstäblich blind und taub gegenüber allem, was meinen eigenen Körper und meine Seele betraf. Ich wusste gar nicht mehr, wie es sich anfühlt, wenn es einem gut geht. Ich wusste nur, dass ich mich schlecht fühlte, dass ich depressiv und unglücklich war.
Irgendwie dämmerte es mir aber, dass der Rat der Psychotherapeutin der richtige Weg für meine Genesung sein könnte. So entschied ich mich – nicht zuletzt nach meinen Erfahrungen mit der Schulmedizin, von der ich mich bis auf die Operation im Stich gelassen fühlte –, das zu suchen, was mir − und vielleicht auch anderen betroffenen Menschen − guttun sollte. Zusammen mit meinem Mann – einem praktischen Arzt, der sich neben seiner schulmedizinischen Ausbildung schon immer traute, über den engen Tellerrand des »klassischen« medizinischen Zugangs zu blicken und sich mit alternativen Methoden zu beschäftigen – startete ich die wichtigsten Recherchen meines Lebens. Was ich und wir gefunden und erfahren haben, was sich als entscheidend oder wichtig auf dem Weg der Genesung herausgestellt hat, darüber berichtet dieses Buch.
Als der weltbekannte Journalist Tiziano Terzani an Krebs erkrankte, begab er sich auf eine lange Reise nach Asien, um dort alles über die verschiedenen alternativen Heilmethoden zu erfahren. Auch ich machte mich auf Reisen − wenn auch auf etwas andere Art.
Die erste Reise führte mich in die Welt der Bücher. Hand in Hand mit dem Anstieg der Krebserkrankungen in den westlichen Ländern während der letzten Jahrzehnte gibt es bereits viele Menschen, die sich mit dieser Krankheit auseinandersetzen mussten oder wollten und die faszinierende und hilfreiche Bücher über ihre Erfahrungen geschrieben haben. Ich durfte die Früchte ihrer Arbeit bereits ernten und bin dafür unendlich dankbar. Die dort beschriebenen Erkenntnisse haben mir geholfen, den Weg aus der Krebshölle zu finden und mein Leben auf eine freudige, positive Weise zu gestalten. Die herausragenden Leistungen dieser Buchautoren verdienen es, multipliziert und weitergegeben zu werden. Ich habe die mir wichtigsten Bücher im Literaturverzeichnis angeführt.
Die weitere Reise führte mich direkt in meinen Körper und meine Seele. Zum ersten Mal in meinem Leben lernte ich, mir selbst zuzuhören. Alles, was ich erfahren hatte, wurde ausprobiert. Zeigten sich mein Körper und meine Seele zufrieden oder riefen sie sogar nach mehr, wusste ich, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand.
Auf meinem Weg der Genesung wurde mir bewusst, wie mühsam ich Informationen gesammelt und mich zu meinem heutigen Wissen durchgearbeitet hatte. Nicht ein Arzt oder Therapeut, sondern viele Ärzte und Therapeuten, nicht ein Buch, sondern viele Bücher begleiteten mich in diesem Prozess. Aus diesem Grund entschied ich mich, die einzelnen Schritte auch für andere zu beschreiben. Man hört so oft, dass geheilte Krebspatienten ihr Leben »auf den Kopf gestellt« hätten. Was heißt das aber konkret? Welches sind die einzelnen Mosaiksteinchen, die jenseits von Chemo- und Hormontherapie oder Bestrahlung zur Heilung führen?
Ziel dieses Buches ist es daher weniger, über die Erkrankung, als vielmehr über meine persönlichen Erfahrungen auf dem Weg der Genesung zu berichten, mit all den Hilfestellungen jenseits der Schulmedizin, die mir durch Bücher oder gleichsam vom »Universum selbst« zugetragen wurden oder die ich selbst entdeckt habe. Für eine erschöpfende Darstellung der verschiedenen alternativen Therapiemöglichkeiten gibt es andere Bücher, wie etwa Heilungschancen bei Krebs. Wegweiser im Krankheitsfall von Dr. Thomas Kroiss oder Chemotherapie heilt Krebs und die Erde ist eine Scheibe von Lothar Hirneise.
Vielmehr ist mein Buch eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit der Krankheit; es beschreibt meinen Weg von einem fremdbestimmten und unglücklichen Leben zu einer neuen Lebensphase, deren Beginn zwar von einer lebensbedrohlichen Krankheit markiert wurde, die mir aber im Endeffekt Selbsterkenntnis, Freude und Glück gebracht hat.
Ich hoffe, dass es mir gelingt, möglichst viele Menschen, Frauen wie Männer zu inspirieren und ihnen so zu helfen, ihren »richtigen« Weg zu finden. Es geht hier um viel mehr als den Brustkrebs oder Krebs überhaupt: Es geht um ein glückliches Leben.
Savudrija, 8. 6. 2011
Dank
Dank
Ich danke von ganzem Herzen meinem Mann Dr. Christian Glüxam für seine aufopfernde Hilfe während meiner Krankheit, für die zahllosen Anregungen, die entscheidend zu meiner Genesung beigetragen haben, für die vielen nützlichen Bücher, die bis heute immer wieder auf meinem Nachtkästchen landen, für seine Geduld. Er ist mein Fels in der Brandung. Es war viel leichter, sich der Krankheit mit einem Arzt an der Seite zu stellen. Wäre ich allerdings nicht an meinen Mann, sondern an einen ausschließlich schulmedizinisch orientierten Arzt geraten, wäre ich heute nicht dort, wo ich bin.
Doch möchte ich hier eine innige Bitte an meinen Mann richten. Da ich sie öffentlich ausspreche, hoffe ich, dass sie bei ihrem Adressaten auch ankommt:
»Lieber Christian, nimm dir bitte für dich selbst zumindest einen Bruchteil der Zeit, die du täglich für all deine Patienten aufbringst!«
Darüber hinaus danke ich meinen Kindern Jan-Lucas und Florentina für ihre emotionelle Reife und Selbstständigkeit. Ich danke ihnen auch dafür, dass sie mir stets einen lehrreichen Spiegel vor die Augen hielten, und dafür, dass sie Sonne und Humor in mein Leben bringen.
Ich danke meiner Schwägerin Eva für ihre unverzichtbare Hilfe während der Erkrankung, für ihre scharfen Beobachtungen und für die zahllosen Gespräche, die mir halfen, das Erlittene mit anderen Augen zu betrachten. Dank gilt auch meiner Schwägerin Brigitte und meiner ganzen »Badener Familie« für ihre selbstlose Hilfe und Unterstützung.
Meinen Eltern danke ich dafür, dass sie mich mein Leben lang auf meinem schulischen und beruflichen Weg nach allen Kräften unterstützt haben. Von meiner Mutter habe ich die Liebe zu Büchern vermittelt bekommen, die mir so sehr auf dem Weg der Genesung halfen, von meinem Vater Geduld und Gelassenheit, Eigenschaften, denen ich nun endlich mehr Platz in meinem Leben gebe. Durch meine Eltern habe ich begriffen, dass ich von jedem Menschen das Wertvollste von dem nehmen darf und soll, was er mir geben kann.
Dr. Nikolaus Lilgenau, dem leitenden Oberarzt der Dermatologischen Abteilung des Wiener Krankenhauses Rudolfstiftung, für seine perfekte Operation, die er zusammen mit seinem Team durchführte.
Dr. Jens Wurster aus der Klinik Santa Croce in Locarno (Schweiz) für seine ausgezeichnete und kontinuierliche homöopathische Behandlung. Durch diese Behandlung habe ich gelernt, meiner Seele und meinem Körper zuzuhören.
Herrn Dr. Georg Weidinger, der mit seinen umfangreichen Kenntnissen auf dem Gebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin sowie mit seinen Anregungen meine Genesung wesentlich unterstützt hat. Seine Empfehlungen (die ich gewissenhaft einhalte!) trugen dazu bei, dass ich mich heute gesund, vital und um zwanzig Jahre jünger fühle.
Meiner Psychoonkologin Dr. Gabriele Traun-Vogt für ihre ungemein wertvollen Beobachtungen, Tipps und Tricks, mit denen sie mir bisher in wirklich jeder Lebenslage geholfen hat, gelassen und mutig in die Zukunft zu schauen.
Meinen Psychokinesiologinnen Brigitte Schweifer-Winkler MSc, MBA aus Mödling (Management-Oase) und Christine Obermaier aus Wien für ihre überaus wichtigen Hinweise zur physischen Genesung und für ihren einfühlsamen Einsatz, mit dem sie meine Seele von jahrzehntealtem Müll befreiten.
Frau Margit Satyana aus Wien für ihre ausgezeichnete und gefühlvolle »Journey«-Begleitung.
Dem ganzen Team des Rehabilitationszentrums in Bad Schallerbach unter der Leitung von Frau Prim.a Dr.in Anna Schaffelhofer für seine einmalig motivierte und liebevolle Betreuung, seinen Zuspruch und sein ehrliches, wohltuendes Mitgefühl.
Frau Mag. phil. Elfriede Keck-Rapp für ihre unverzichtbaren psychotherapeutischen Sitzungen. Die Gespräche mit ihr gaben meinem Leben und meinem Denken die richtige Richtung; die maltherapeutischen Stunden befreiten mich von durchlebten Traumata.
Frau Dr. Irmgard Slanar aus Wien für ihre wertvollen Beobachtungen und Anregungen, mit denen es ihr gelang, meinen unstillbaren Drang nach Aktivitäten verschiedener Art endlich zu zähmen.
Meinem Frauenarzt für seinen engagierten medizinischen Einsatz in der akuten Phase meiner Erkrankung, der weit über seine beruflichen Pflichten hinausging. Auch danke ich ihm für seine tiefe Empathie und Menschlichkeit. (Leider muss ich seinen Namen so wie die Namen seiner Kollegen im Krankenhaus hier verschweigen.)
Dr. Christine Glos, Dr. Ursula Denison, Dr. Thomas Kroiss und Dr. Detlev Pirkhammer für ihre ausgezeichnete medizinische Betreuung und ihre Toleranz meiner Einstellung gegenüber.
Erst nach dem Abschluss der Arbeiten an diesem Buch lernte ich Frau Dr. med. Theresia Maier-Dobersberger, eine Internistin aus Baden bei Wien kennen, die sich seit mehreren Jahren mit der sogenannten Vitalfeldtechnologie beschäftigt und eine entsprechende Therapie anbietet. Da ich diesen Zugang als sehr hilfreich empfand, möchte ich diese Therapie hier unbedingt erwähnen und auch Frau Dr. Maier-Dobersberger meinen Dank für ihre Betreuung aussprechen.
Frau Mag. Nina Steininger, die aus mir in ihrem Yogakula-Studio in Wien einen körperlich wie geistig wendigen Menschen gemacht hat, sowie ihren Mitarbeiterinnen Daniela und Astrid. Ich weiß nicht, wie ich mein Leben heute ohne Yoga überhaupt bewältigen könnte.
Meinen deutschen Kolleginnen Dr. Uta Omonsky und Monika Lustig aus dem Musikinstitut für Aufführungspraxis, Stiftung Kloster Michaelstein, für ihre wundervolle mentale Unterstützung. Meinen Freunden und Freundinnen Gesine und Anton, Marie, Sabine und Jarmila für ihre Hilfe und gute Laune, mit der sie mir in den schweren Stunden meines Lebens immer wieder halfen, optimistisch in die Zukunft blicken. Frau Edith Hahn für ihre unverzichtbare, rasche Nachbarschaftshilfe im akuten Stadium der Erkrankung.
Meinem hochverehrten Kollegen Jeremy Montagu, MA, FSA, und seiner Tochter Sarah für ihre großzügige Unterstützung während meines Forschungsaufenthaltes in Oxford und ihre liebevolle Aufnahme in ihre Familien. Die wunderschöne – und wissenschaftlich höchst ergiebige – Zeit in Oxford werde ich nie vergessen.
Nicht zuletzt danke ich meinem Kater Leo und meiner Katze Mutzi (in memoriam), die während der Chemotherapie nicht von meiner Seite wichen, sowie meiner Katze Rapunzel, die mir täglich zeigt, wie man im Alltag mit charmanter Überlegenheit gesunden Egoismus durchsetzt.
Ein besonderer Dank gebührt Frau Susanne Kührer-Degener und Prof. Roland Böckle, die mit viel Geduld und Liebe zum Detail nicht nur dieses, sondern bereits andere Bücher von mir lektorierten. Mit Prof. Böckle verbinden mich noch unsere regelmäßige Streichquartettabende, an denen nicht nur wunderbar musiziert, sondern von ihm auch hervorragend und extra für mich vegan gekocht wird. Lieber Roland, danke für Deine Mühe!
An dieser Stelle danke ich auch Mag. Dr. Franz J. Schweifer für seine tollen Karikaturen, mit denen er mein Buch verschönert hat. Möge die Leichtigkeit, mit der er seine Bilder gezeichnet hat, mein Leben und das Leben aller meiner Lieben für immer begleiten!
Es gibt auch Menschen, denen ich nicht danken kann. Ihnen habe ich aber von Herzen vergeben, ähnlich wie ich auf Vergebung von den Menschen hoffe, bei denen ich mich schuldig gemacht habe.
Einleitung
Der Arzt und der Bankberater
(Sie werden sich wahrscheinlich fragen, wie ich zu diesem seltsamen Untertitel meiner Einleitung kam. Nein, es ist kein Märchen von einem Arzt, der zu einem Bankberater ging und dann …)
Werden wir krank, gehen wir meist zum Arzt. Wir lassen uns untersuchen und bekommen Medikamente verschrieben, die wir mehr oder weniger diszipliniert einnehmen. Was der Arzt sagt, das gilt. Er hat sich ja durch sein Studium lange auf seinen Beruf vorbereitet, hat Anatomie, Pathologie und andere seltsam klingende Bereiche studiert und weiß jeden einzelnen Knochen zu benennen. Und außerdem schaut er so überlegen, da fühlt man sich gleich ganz klein! Besonders dann, wenn das eigene Wissen über den Körper nicht allzu groß ist. Wozu auch sich mit dem komplizierten Aufbau des menschlichen Körpers befassen? Dafür sind doch die Ärzte da, die müssen es doch besser wissen. Sie haben es ja schließlich lange studiert … Und je höher die Position (Professor, Primarius …), umso kleiner und unwissender fühlt man sich.
Ich erlaube mir gleich zu Beginn, diese Autoritäten auf eine ungehörige Weise in Frage zu stellen. Und zwar nicht nur deshalb, weil ich in meiner eigenen wissenschaftlichen Praxis immer wieder erleben konnte, wie leitende Stellen besetzt werden. Nicht selten kommen nicht die Kandidaten mit den besten fachlichen Voraussetzungen zum Zug, sondern jene mit den härtesten Ellbogen oder den besten Kontakten. In der Medizin geht es nicht anders zu. Das meiner Meinung noch größere Problem ist aber die oft eingeschränkte Sichtweise dieser Ärzte. Um sozusagen den wissenschaftlichen »Olymp« zu erreichen, ist heutzutage fast immer eine hochgradige Spezialisierung notwendig, die den Blick »aufs Ganze« verschleiert. Während die ganzheitlich orientierte Medizin die Wahrnehmung des ganzen Menschen – mit seinem Denken und Fühlen – nie aus den Augen verlieren möchte, bleibt der hoch spezialisierte Mediziner, um es überspitzt zu formulieren, buchstäblich bei einer defekten Zelle im Körper haften.
Einmal sah ich im Fernsehen eine Talkshow, in der ein sehr angesehener Medizinprofessor vehement die in der Praxis längst erprobten therapeutischen Erfolge der Hypnose bestritt und sie mehr oder weniger als Humbug ohne jede wissenschaftliche Grundlage bezeichnete, obwohl er sich, wie er selbst zugab, nie mit dieser Methode beschäftigt hatte und deshalb auch über keinerlei persönliche Erfahrung verfügte. Ein Experte auf einem eng begrenzten Gebiet zu sein heißt nicht, überall Experte zu sein. Ein weltweit anerkannter Spezialist für Psychoanalyse nach Sigmund Freud zu sein bedeutet nicht, automatisch dieselbe Qualifikation auf dem Gebiet der Hypnose zu besitzen. Nur die wenigsten dieser Kapazitäten trauen sich aber auch zuzugeben, nicht alles zu kennen. Statt zu sagen: »Von diesem Gebiet verstehe ich nichts, aber ich könnte Ihnen den Kollegen XY empfehlen …«, werden nachweisbare Erfolge anderer, alternativer Therapien bestritten oder schlicht ignoriert.
Wir medizinische Laien wollen gern glauben, dass ein Herr Professor einfach alles wissen müsse. Das weiß er aber nicht, vor allem nicht das, was jenseits der Schulmedizin liegt. So kann man von einem eingefleischten und im System fest verankerten Schulmediziner nicht erwarten, dass er profunde Auskunft etwa bezüglich Homöopathie oder Traditioneller Chinesischer Medizin gibt. Und warum sollte ich dann annehmen, gerade von diesem Arzt außer Medikamenten noch Anregungen aus dem Bereich der alternativen Methoden zu bekommen, die für meinen speziellen Fall vielleicht von entscheidender Bedeutung wären?
Beispielsweise wurde im Verlauf meiner Krankheit niemals nach meiner Verdauung gefragt, denn mit meiner Erkrankung war ich ein klarer Fall für den Frauenarzt und nicht für den Internisten. Es dauerte lange, bis ich mit Hilfe der Kinesiologie herausfand, dass ich an einer Laktoseunverträglichkeit leide und dass diese Unverträglichkeit mindestens zehn Jahre lang kontinuierlich meinen Organismus geschwächt hatte. Ich kann es nicht beweisen, fühle aber mehr als deutlich, dass der dauernde Kampf meines Körpers gegen die unerwünschte Substanz zusammen mit hohem emotionalen Stress zum Zusammenbruch meines Immunsystems beitrug und in weiterer Folge wahrscheinlich zum Ausbruch der Krankheit führte.
Bei diesen Überlegungen geht es mir keineswegs darum, allen medizinischen Autoritäten grundsätzlich ihre Qualifikation abzuerkennen, sondern darum, den Blick etwas zu schärfen und sich nicht durch Titel oder Positionen blenden zu lassen. Es ist wichtig, nein lebensnotwendig, stets auf sich zu achten und zu prüfen, ob man sich mit einem bestimmten Anliegen oder bestimmten Fragen beim richtigen Arzt befindet. Würde ich mir etwa einen Markenwagen kaufen wollen, würde ich mich über dieses Auto bestimmt nicht beim Händler einer anderen Marke informieren. Und wahrscheinlich würde kein Händler mir raten, mir einen Wagen einer ganz anderen Marke zuzulegen, der vielleicht noch besser meinen Bedürfnissen entsprechen könnte. Das würde ich selbst herausfinden müssen, mir einen Überblick über möglichst viele aktuelle Modelle verschaffend. Es ist nun einmal so, dass jeder sich mit jener Materie am besten auskennt, mit der er sich am meisten auseinandergesetzt hat. Ob Arzt oder Autohändler, man kann nur das weiter geben, worüber man Bescheid weiß.
Das blinde Vertrauen in die Ärzte geht manchmal so weit, dass sämtliche eigene Empfindungen unterdrückt oder verleugnet werden. Jene Patienten, die es wagen, eine vorgeschlagene Therapie zu hinterfragen, werden schnell als aufmüpfig oder gar lästig charakterisiert, und nur die wenigsten wollen den Doktor verärgern. Der Arzt, der notorisch über wenig Zeit, eine würdevolle Körperhaltung und (manchmal, vor allem in den höheren Positionen) einen kompromisslosen Blick verfügt, ist oft zu sehr mit dem Bildschirm seines Computers oder dem Verschreiben der Pillen beschäftigt, als dass er in der Lage wäre, Ihnen weitere wichtige Einzelheiten für den Weg der Genesung zu verraten. Und er sagt Ihnen bestimmt nicht, dass es bereits eine wissenschaftliche Studie darüber gibt, dass aufmüpfige Patienten länger leben (siehe Ursula Goldmann-Posch, Rita Rosa Martin, Überlebensbuch Brustkrebs, S. 259)!
Patienten begeben sich freiwillig in völlige Abhängigkeit, legen ihre Gesundheit und ihre Verantwortung in fremde Hände, oft ohne sich vorher zu vergewissern, ob es die richtigen Hände sind. Geht es mir nicht gut? Dann gehe ich eben zum Doktor; der muss es besser wissen als ich. Er gibt mir Tabletten und ich werde wieder gesund. Nicht ich, sondern der Arzt ist für meine Gesundheit verantwortlich. Ich muss nichts tun, nur auf meine Medikamente achten. Eine fatale Einstellung, die etwa das Leben meiner Mutter letztendlich in ein Vegetieren verwandelte und sie vorzeitig das Leben kostete. Das eigene Leben, der eigene Körper und die Verantwortung dafür werden beängstigend oft zur Gänze an andere Personen delegiert.
Die Krankenhausgepflogenheiten schaffen dabei die besten Bedingungen für dieses Gefühl der totalen Ergebenheit des Patienten dem Arzt gegenüber. So begegnet man als Patient dem Arzt nicht sitzend, sozusagen auf Augenhöhe (nach dem Motto: sein Wissen, aber MEIN Körper!), sondern liegend. Der Arzt schaut hinunter, der Patient hinauf. Vor den ganzen Mitpatientinnen im Zimmer werden die intimsten Angelegenheiten besprochen. Hier erinnere ich mich an eine Situation im Krankenhaus in H., als ein Arzt einer alten Dame sozusagen zwischen Tür und Angel zurief, dass sie höchstwahrscheinlich Darmkrebs habe. Die arme alte Frau schaffte es in ihrem Schock nicht, nach einem Gespräch unter vier Augen zu verlangen, so wurden die Details ihrer Erkrankung in aller Öffentlichkeit erörtert. Ich schämte mich in Grund und Boden: Für die alte Dame, deren Innenleben verbal seziert wurde, und für den Arzt, der eindeutig nicht ein Mindestmaß an Empathie und Respekt für andere besaß – auch eine Folge von maßloser Überheblichkeit und Selbstüberschätzung. SO sollte es nicht sein. Diese Situation erzeugt ein Ungleichgewicht, das für den Patienten äußerst ungünstig ist. Das Gefühl, nichts tun, nichts wissen zu müssen, weil jemand anderer die Verantwortung trägt, wird genährt wie ein Krebsgeschwulst durch ein starkes Blutgefäß.
Es ist erstaunlich, dass ähnlich ungeprüftes Vertrauen die meisten Menschen auch dann an den Tag legen, wenn es um ihre Finanzen geht. Möchte man sich wie beschrieben ein neues Auto kaufen, werden vorher wochen- oder monatelang Prospekte und Zeitschriften studiert, Freunde und Autohändler befragt. Hat man aber zufällig Geld, das man sparen oder anlegen möchte, geht man meist einfach zu einem Finanzberater der »eigenen« Bank und lässt sich dort einige Finanzprodukte vorstellen. Anschließend wird dann mit dem Bankberater das »maßgeschneiderte« (eine tolle, aber leider leicht durchschaubare Marketingtaktik!) Finanzprodukt ausgewählt und Geld angelegt. Auf zehn Jahre gebunden mit 1,5 % Zinsen oder so ähnlich, etwas überspitzt ausgedrückt. Selbstverständlich muss für die Dienstleistungen der Banken etwas bezahlt werden. Aber die Banken kalkulieren ihre Finanzprodukte in der Regel so, dass sie trotz der Zinsen, die sie an den Kunden weiterleiten, mit dem Geld des Kunden noch mächtig verdienen können. Der Kunde bekommt also nur einen geringen Teil des Gewinns, der mit seinem Geld erzielt wird.
Warum tun Menschen so etwas? Warum verlassen sie sich auf die Bank, auch wenn sie wissen, dass diese ihnen einen Teil des Geldes abzieht? Schlicht, weil es ihnen an Finanzwissen fehlt, weil sie nicht wissen, dass es andere, bessere Alternativen gibt. Die Beschäftigung mit dem komplizierten Finanzwesen, mit Aktien, Fonds und Anleihen scheint mühsam zu sein. Außerdem muss man kein Risiko tragen, so glaubt man zumindest. Die Bank vermittelt ein Sicherheitsgefühl, genauso wie der Arzt im weißen Kittel.
Nur, wie uns etliche Skandale mit Banken einerseits und mit gefälschten medizinischen Studien andererseits gezeigt haben: Diese Sicherheit trügt. Wenn wir unsere Gesundheit oder unser Geld blind jemandem anvertrauen, ist das Risiko zu verlieren bzw. nicht das Bestmögliche herauszuholen, ungleich höher, als wenn wir als mündige Patienten oder als Investoren auftreten. Denn: Wer kennt besser meinen Körper und meine Seele, als ich selbst? Wer kann mir am besten sagen, was mir guttut und was nicht? Nur ich selbst, wenn ich mich ausreichend mit mir beschäftigt habe. Der Arzt kann mir höchstens Therapien vorschlagen oder Empfehlungen abgeben; für meine Heilung muss ich selbst sorgen. Das ist eine Tatsache, die in vielen klugen Büchern immer wieder betont wird. Und wer hat das höchste Interesse daran, Ihr Geld optimal anzulegen und zu vermehren? Der Bankberater, der primär die Interessen seiner Bank vertreten muss, oder ich? Freilich bieten Bankberater uninteressante Finanzprodukte oder Sparformen nicht aus purer Böswilligkeit an, sondern sie müssen die Vorgaben ihres Arbeitgebers erfüllen und für Umsatz sorgen.
Ich möchte den Ärzten hier nicht unterstellen, dass sie ausschließlich aus wirtschaftlichen Gründen handeln, wenn auch die Krebstherapie und die Pharmaindustrie ein Kapitel für sich darstellen. Das Krebsbusiness ist ein Milliardengeschäft, so nennt Lothar Hirneise ein Kapitel seines Buchs (S. 183) und trifft damit ins Schwarze. (Ich weiß, was meine eigene schulmedizinische Therapie gekostet hat …) So werden zum Beispiel nur selten wissenschaftliche, großflächig angelegte Studien durchgeführt, die sich mit der heilenden Wirkung natürlicher Nahrungsmittel beschäftigen, dafür aber solche, welche die Wirksamkeit eines bestimmten Medikaments beweisen sollen. Diese Studien werden von Pharmafirmen finanziert, die ihre Medikamente patentieren lassen und damit Unsummen verdienen. Wie schon jemand gesagt hat: Himbeeren lassen sich nicht patentieren und Knoblauch hat keine Lobby …
Ein großes Problem ist meiner Meinung nach, dass die meisten Ärzte zwar Krebs heilen wollen, selbst aber diese Krankheit nicht am eigenen Leib erfuhren. Nein, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich möchte keinem Arzt Krebs wünschen. Es ist aber eine Tatsache, dass jene Ärzte, die selbst erkrankt sind, mit dieser Krankheit anders umgehen. Sie nützen ihr schulmedizinisches Wissen und die Möglichkeiten, die ihnen die Schulmedizin bietet, öffnen sich aber in ihrem eigenen Interesse und vor allem dann, wenn ihnen schulmedizinische Maßnahmen nicht weiterhelfen können, für andere, alternative Wege.
Ein Paradebeispiel dafür ist der Neurowissenschaftler und Psychiater David Servan-Schreiber, der an einem Hirntumor erkrankt war. Auch er ließ sich zunächst schulmedizinisch behandeln. Als er aber nach einigen Jahren einen Rückfall erlitt, begann er, sich intensiv mit seiner Lebensweise zu beschäftigen und damit, wie der Lebensstil die Heilung des Krebses entscheidend begünstigen kann. Servan-Schreiber ist schon als Autor des internationalen Bestsellers Die neue Medizin der Emotionen in Erscheinung getreten (ein Buch, das Krebspatienten auf jeden Fall lesen sollten!). Sein zweites Buch, Das Antikrebs-Buch, in dem er erklärt, wie man durch gezielte Maßnahmen dem Krebs den Nährboden entzieht, sollte als Pflichtlektüre auf jeder Krebsstation ausliegen. Die dort enthaltenen Informationen und Prinzipien sollten als Krebsvorbeugung auch gesunden Menschen nahegelegt werden. Nicht umsonst steht auf der Rückseite des Covers die Empfehlung »Ein unverzichtbares Werk für Kranke wie für Gesunde«. Auch ich fand in dieser Lektüre viele unentbehrliche Hinweise für meine Genesung.
Ich selbst machte in dem Krankenhaus, in dem ich behandelt wurde (eines der modernsten Krankenhäuser Europas …), eigentlich fast nur deprimierende Erfahrungen, denn es wurde mir vielfach vermittelt, selbst gegen die Krankheit eigentlich nichts tun zu können. Ich sollte mich der Operation und der Chemotherapie unterziehen und den Rest sozusagen in Gottes Hände legen. Ja, und die Nachsorge regelmäßig durchführen, um einen Rückfall rechtzeitig zu entdecken. Ich war verzweifelt, denn ich konnte und wollte nicht tatenlos warten, bis mich die nächste Hiobsbotschaft erreichen würde.