Czytaj książkę: «Königin der Sklavinnen», strona 3

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Willkommen in der Freien Welt.

Es dämmerte bereits als Java eintraf. Phenoma hatte mit ihr gerechnet und merkte diesmal die Magie, die sich dem Haus näherte. Einen Augenblick später hörte sie, wie unten im Haus die Türen knarrten und eine Reihe von Personen Geräusche auf den Holzdielen verursachten. Natürlich war Java nicht alleine gekommen. Sie wird einige ihrer Kämpferinnen mit gebracht haben, Kämpferinnen wie Lyam.

Tatsächlich kamen sie jetzt die Treppe hinauf. Lyam erhob sich von dem Bett und stellte sich mit gerader Wirbelsäule vor das Bett auf. Phenoma musste unwillkürlich lächeln, wie sie Lyam nackt dort stehen sah. Sie spürte den Sex mit ihr in all ihren Zellen. Und sie bekam Lust auf einen Nachschlag. Aber erst Mal gab es jetzt wichtigeres.

Phenoma blieb in ihrem Stuhl sitzen als fünf nackte Frauen den Raum betraten. Sie nickten Lyam zu, warfen einen Blick auf Phenoma und stellte sich dann der Reihe nach auf, wie Kriegerinnen. Phenoma konnte sehen, dass einige von ihnen angespannt waren. Zwei von ihnen machten einen entspannten Eindruck. Alle waren sie so jung wie Lyam oder noch jünger, möglicherweise gerade erst volljährig. Es war schön, ihre Körper zu sehen, es schien ihnen nichts aus zu machen. Dies waren keine Sklavinnen der Samskarier. Sie waren die nächste Generation Kämpferinnen, die bereit waren, sich und ihre Körper einzusetzen.

Als Java den Raum betrat, erhob sich Phenoma von ihrem Stuhl. Die ehemalige Herrscherin über Mula hatte sich von unten im Haus ein Tuch geben lassen, das sie um sich geschlungen hatte. Sie war bestimmt doppelt so alt wie ihre Kämpferinnen, also etwa so alt wie Phenoma. Ihre Gesichtszüge hatten etwas verhärmtes, aber ihr Körper war jung geblieben.

Phenoma verhielt sich solidarisch mit den Kämpferinnen und blieb nackt.

„Du musst Java sein,“ begrüßte sie sie und gab ihr die Hand.

Java sah sie misstrauisch an. „Wie lautet dein Name?“

„Ich bin Phenoma, Herrin von Pern.“

Java wich einen Schritt zurück. „Pern. Ein Drachenname. Dann stimmt es also?“

Sie wandte sich Lyam zu. „Hat die Drachenreiterin dich geritten?“

Lyam nickte. „Ja Herrin. Ich kann das Feuer spüren. Und meine Nachtmagie habe ich bereits verloren. Phenoma meint allerdings, dass meine Ausbildung noch lange dauern wird. Weitere vier Einweihungen sind nötig.“

„Die ich leider nicht vornehmen kann, da ich mich nur vorübergehend hier aufhalte,“ ergänzte Phenoma. „Lyam wird sich andere Lehrerinnen suchen müssen, um ihre Ausbildung zu beenden. In dieser Zeit ist sie sehr verletzlich, kann also nicht für den Kampf eingesetzt werden.“

Java blickte sie unwirsch an. Dann sagte sie: „Kannst du sie nicht mitnehmen auf deine Mission in Samskara?“

Sie weiß also schon Bescheid. Nun gut.

„Nein, leider nicht. Lyam, ich nehme nicht an, dass du Samskarisch sprichst, oder?“

Lyam schüttelte den Kopf.

„Ich benötige aber die Tarnung, um meinen Auftrag zu erfüllen. Das geht nur mit Personen, die akzentfrei Samskarisch sprechen. Ihr müsst eine andere Lösung finden.“

Das hättet ihr euch eben vorher überlegen müssen.

Java wurde wütend.

„Da kommt also eine Drachenreiterin sechs Jahre nachdem wir von den Männern erniedrigt und geknechtet wurden durch unser Land spaziert, nimmt meiner beste Kämpferin ihre Kraft und lässt mich anschließend schwächer zurück als zuvor!“ sie blitzte Phenoma böse an.

„Es war eure Entscheidung. Ihr wolltet einen Beweis.“ Phenoma war unbeeindruckt.

Lyam mischte sich ein: „Herrin, ich werde eine Drachenreiterin werden. Glaubt an mich! Zur Not gehe ich selber durch die Berge bis nach Ashoka, wenn es denn sein muss. Und dann komme ich zehnmal stärker zurück.“

Phenoma nickte Java zu. „Deine Kämpferin hat die richtige Einstellung.“

„Warum kommt ihr erst jetzt? Sechs Jahre zu spät?“ fragte eines der Mädchen.

Erstaunt blickte Phenoma sie an. Sie kam ihr noch sehr jung vor. Fast zu jung. „Wie heißt du?“ fragte Phenoma.

„Ich bin Daisan,“ sagte das Mädchen.

„Es war nicht unsere Aufgabe, uns in den Krieg einzumischen,“ erklärte Phenoma. „Zumindest dachten wir das. Die Einschätzung hat sich verändert.“

„Weißt du denn, was wirklich vor sechs Jahren passiert ist?“ fragte Daisan.

Phenoma blicke zu Lyam, die ein Gesicht machte, als würde sie schmollen. Dann blickte sie zu Java, die wütend zu Boden sah und in ihren eigenen Gedanken zu hängen schien.

„Na gut, vielleicht erzählt ihr es mir jetzt, damit ich es verstehe. Java, was genau ist dir vor sechs Jahren, bei der Machtübernahme, passiert?“

Das Ritual

Java setzte sich aufs Bett.

Sie muss erschöpft sein, schließlich ist sie die ganze Nacht geflogen.

„Sie kamen in der Nacht nach Vollmond. Einige unserer Wächter hatten uns verraten. Wir fühlten uns sicher in dem Palast und hatten noch einige Pläne, wie wir die Männer in ihren Streitwagen aufhalten wollten. Erst später begriffen wir, dass unsere Magie fast vollständig versagt hatte.“

„Wie war das möglich?“ fragte Phenoma.

„Wir wissen es bis heute nicht. Es ist, als wäre die weibliche Kraft durch ein grundsätzliches Ereignis geschwächt. Alle berichten davon, die ich seit dem getroffen habe. Die Samskarier haben unsere Macht auf unbekannte Art und Weise gebrochen. Nicht nur hier in Mula, auch anderswo.“

Ja, so ist es. Das ist einer der Gründe für meine Mission.

„Was geschah dann?“

„Alle Frauen des Weisen Rates waren zu dem Zeitpunkt der Erstürmung im Palast gewesen. Wir wurden komplett überrascht, keine konnte fliehen. Der Rat war erst zwei Jahre vorher, nach dem ersten Angriff der Samskarier neu inthronisiert worden, wir waren alle recht jung und offensichtlich zu unerfahren. Wir wussten nicht, was wir gegen die eindringenden Männer machen sollten.

Sie brachten uns und alle unsere Dienerinnen, Beraterinnen, den kompletten Hofstaat in den großen Saal und fesselten uns.“

Phenoma setzte sich auf den Sessel und schlug die Hände vor den Munde. Das war weitaus schlimmer, als sie gedacht hatte.

„Niemand half. Die Kinder wurden weggebracht. Die Männer waren gefangen im Kerker oder übergelaufen. Im Turmzimmer, in dem immer der höchste Rat der Frauen getagt hatte, waren die Kamine entzündet. Die höchsten Vertreterinnen des Mulanischen Reiches waren dabei: Ich, die als Präsidentin den Rat führte und meine drei höchsten Ministerinnen: Maluria, Ministerin für Ernte und Wohlstand, Farienne, Ministerin für Magie und Heilung und Broa, Ministerin für Auswärtige Angelegenheiten. Mit im Raum waren außerdem noch zwanzig oder dreißig weitere Frauen, Mitarbeiterinnen aus dem Ministerien. Ich kannte sie alle.

Sie zogen uns die Kleidung vom Leib, bis wir alle nackt waren. Vielen waren die Hände auf dem Rücken gebunden, andere waren in Ketten gelegt und an diversen Ringen und Schlaufen an den Wänden festgebunden, oder mit den Armen über dem Kopf. Ich und meine drei Ministerinnen standen in der Mitte des Raumes, Rücken an Rücken, die Arme über den Kopf gebunden.

Dann kamen ihre Führer in den Raum.

Der Samskarische Kriegsrat bestand aus 5 Männern unterschiedlichen Alters. Ihnen war ihr Triumph anzusehen. Auf den Tischen des Raumes wurden üppige Speisen und Getränke aufgetragen, samskarische Dienerinnen, nur mit durchsichtigen Tüchern bekleidet, so wie es in Samskara üblich war, füllten die Gläser und kümmerten sich um das Essen. Die Männer bedienten sich ausgiebig, die gefangenen Frauen schauten zu. Zwar wurde mir und den anderen Essen angeboten, aber wir wollten uns nicht mit gefesselten Händen füttern lassen.

Nachdem die Kämpfer des Kriegsrates satt waren, trat Bronior, ihr Anführer, vor mich. Natürlich konnte er kein Mulanisch sondern sprach Samskarisch.

„Eure Niederlage wird besiegelt durch Verfügbarkeit eurer Dienerinnen für unserer siegreichen Kämpfer. Die Frauen die du hier siehst,“ er mache eine weite Geste mit dem Arm und zeigte auf die vielen gefangenen Frauen, „sind unsere Beute. Wir werden sie mit nach Samkara nehmen und sie werden dort für uns arbeiten und unsere Betten wärmen.“

Er zeigte auf eine Ecke des Raumes, in der besonders junge Frauen standen. „Es ist ein Privileg, mit uns zu gehen. Wir nehmen die schönsten Frauen mit. Alle anderen müssen entweder in den Mienen oder in Samskara für uns arbeiten. Wiederum andere können auch hier in Mula bleiben.“

Ich sah in die verängstigten Augen der Frauen, auf die er gezeigt hatte. „Was wird dann mit ihnen geschehen?“ fragte ich ihn.

„Nichts,“ Bronior nahm sich noch eine Feige von einem der Körbe und biss hinein. „Sie können in Mula bleiben und machen was sie wollen. Die von uns ausgewählten allerdings werden wir mitnehmen.“ Er stand auf und trat zu einer Gruppe von Frauen heran, die für Broa im Auswärtigen Dienst gearbeitet hatten und berührte eine von ihnen, die ihm den Rücken zu wandte, am Hintern. „Sie werden unser Volk verdoppeln und Teil unserer Gesellschaft werden. Ihre Söhne werden als Soldaten aufwachsen, ihre Töchter werden gefügige Ehefrauen oder Sklavinnen wie sie.“

Die von ihm berührte Frau drehte sich um, wobei sich ihre gefesselten Arme verdrehten. Sie sprach ihn auf Samskarisch an. „Nehmt mich an Stelle meiner Herrin. Lasst sie frei!“

Bronior betrachte die dunkelhaarige Schöne, dann wandte er sich seinen Soldaten zu. „Bringt diese Sklavin in die Kerker zu den anderen Aufmüpfigen. Bevor sie abtransportiert werden, sollen sie schon mal einen Vorgeschmack bekommen, was sie erwartet.“

Der Soldat nickte, löste die Ketten der Betroffenen, kettete ihre Handgelenke auf dem Rücken zusammen und führte sie aus dem Raum. Bronior wandte sich wieder mir zu. „Unsere Gesetze verlangen von uns, dass unsere Sklavinnen zustimmen müssen, bevor sie von unserem Sperma kosten.“

Er trat an mich heran, und nahm mein Kinn in die Hand. „Hier und jetzt werdet ihr eure Lippen öffnen. Alle sollen sehen, was wir mit Frauen machen, die ein Land beherrschen und es nicht ihren Männern überlassen. Eure Magie ist erloschen. Ihr seit in unserer Hand. Zeige den Frauen, die für dich gekämpft haben, dass du dich für die Hingabe an uns samskarische Männer entscheidest, damit keine mehr Widerstand leistet!“

Mit diesen Worten fuhr seine Hand an meinem Körper herunter, umspielte meine Brüste und legte sich dann auf meinen Oberschenkel. Ich sagte nichts, aber zum Entsetzen der Mehrheit der anwesenden Frauen nickte ich.

Er hatte recht, dass unsere Magie erloschen war. Allerdings beruht alle Magie auf Sex und weibliche Sexualität wird immer stärker und mächtiger bleiben als männliche. Ich entschied mich dafür, den Männern Offenheit zu heucheln, im Vertrauen, dass sie irgendwann an sich selber scheitern werden.“

Phenoma nickte. „Das war der richtige Weg.“

Java fuhr fort: „Daraufhin öffnete er die Kette, die meine Handgelenke über ihren Kopf festgehalten hatte, und führte mich zu einem der Tische, auf denen eben noch Essensreste lagen, der nun aber sauber gewischt worden war. Ich lies mich führen.

Bronior sagte dabei: „Du bist die Erste und du wirst von mir persönlich genommen. Betrachte es als eine Ehre.“

„Du musst nicht weiter erzählen,“ sagte Phenoma dumpf. „Den Rest kann ich mir denken.“

Aber Java fuhr fort.

„Es war ein Ritual. Sie machten ein Ritual daraus. Dies ist die feierliche Übernahme der Macht, rief Bronior. Er wandte sich an die Anwesenden und machte eine Ansprache: Eure Führerin opfert sich für euch. Das ist Nobel von ihr. Mit meinen Eindringen in ihr weibliches Tor besiegel ich die Besetzung eures Reiches durch Samskara. Indem ich meinen Samen in sie spritze, befruchtet unserer Besatzung eure Gesellschaft, auf dass Samskara und Mula nie mehr getrennt sein mögen, sondern Mula immer unter der Herrschaft und dem Wohlwollen von Samskara erblühen möge, von jetzt an und für alle Zeit.“

„Ja, so denken die Männer,“ bestätigte Phenoma. „In Wirklichkeit ist es ein Geben und Nehmen. Ihr vergossener Samen macht sie gleichzeitig zu Knete in unseren Händen.“

Java schwieg jetzt. Phenoma wusste, was danach geschehen war.

„Sie haben auch mich geholt, an jenem Abend,“ sagte Lyam in die Stille hinein. „Ich musste mich zu Java legen. Auf sie drauf. Die alte Herrscherin und ihre Nachfolgerin. Er nahm uns beide gleichzeitig. Anschließend stürzten sich die Männer des Samskarischen Kriegsrats auf die restlichen Frauen. Von hinten, von vorne, von allen Seiten. Sie nannten uns Stuten, die sich nach ihrem Hengst sehnen. Zwischendurch gaben sie uns ein paar kräftige Klapse auf den Hintern. Sie glaubten wir hätten alle darauf gewartet, dass sie kommen, ums uns in Besitz zu nehmen.“

„Ich lies meiner Lust freien Lauf, wohl wissend, dass von diesem Tiefpunkt aus nur noch ein zukünftiger Anstieg möglich war,“ sagte Java. „Ich hatte keinen Hass, keine Wut. Die kam erst später. Dies war der Beginn der Rebellion, der Nullpunkt. Bis es besser wurde, verging allerdings noch eine lange Zeit. Und jetzt müssen wir heraus finden, woran unsere Macht zugrunde gegangen war, die so lange für Frieden und Freiheit gesorgt hatte.“

Phenoma wartete. Aber Java hatte nichts mehr zu sagen.

„Sie lebte drei Jahre in Sklaverei, bis sie endlich mit Lyams Hilfe fliehen konnte,“ sagte Daisan in die Stille hinein. „All die Jahre bis jetzt haben wir uns gefragt, warum uns Ashoka nicht beistand in dieser schweren Zeit.“

Phenoma stand auf. „Ich wusste nicht, dass es so schlimm um euch stand,“ sagte sie. „Niemand in Ashoka wusste es. Aber das ist jetzt vorbei. Wir stehen an eurer Seite.“

Sie ging die Reihen der Mädchen ab, die nackt und stolz vor ihr standen, und blieb bei Lyam stehen, die ruhig und sogar leicht schelmisch in ihre Augen blickte. Beide hatten sie voneinander gekostet. Phenoma lies sich eine Sekunde treiben, bevor sie sich in ihre Rolle zurück versetzte, die sie zu spielen hatte. „Ich verspreche euch, dass ich nicht Ruhen werde, bis in dieser Sache Gerechtigkeit eingekehrt ist.“

Sie wandte sich wieder Java zu. „Überall auf der Welt gab es eine Angriff auf die subtile weibliche Kraft, die bisher alles im Gleichgewicht hielt. Anschließend begann der Eroberungsfeldzug der samskarischen Machthaber. Wir wissen nicht, welche Kraft sich gegen uns und auf die Seite der Samskarier gestellt hat. Wenn wir verhindern wollen, dass alle Frauen versklavt werden, müssen wir es bald herausfinden. Das ist einer der Gründe, warum ich nach Samskara aufbreche.“

Phenoma zeigte auf Lyam. „Ich kann Lyam jetzt nicht mitnehmen, dafür ist meine Mission zu heikel. Aber sie kann nach einiger Zeit nachkommen. Ich denke, dass ich zunächst in Ashwini bleiben werde. Wenn ihr in drei Wochen nichts von mir hört, kannst du dich auf den Weg machen,“ sie wandte sich Lyam zu. „Schleuse dich in Samskara ein und gebe den Frauen Mut. Sorge dafür, dass kein Mann dich anfasst, damit du nicht frühzeitig entdeckt wirst. Wir sind jetzt miteinander verbunden. Du wirst mich in Ashwini finden und dann nehme ich deine Ausbildung wieder auf.“

Lyam nickte. „Gut. Ich werde kommen.“ Sie wandte sich an die anderen Kämpferinnen. „Wer von euch wird mit mir gehen?“

Vier von den fünf Frauen traten vor, darunter Daisan, die Phenoma angesprochen hatte.

„Gut,“ sagte Phenoma. „Dann lasst uns runter gehen und auf unsere gemeinsamen Ziele trinken.“

Hoffentlich habe ich nicht erneut zu viel versprochen.

Verschleppt

Der Tag war schon etwas fortgeschritten, als Phenoma zusammen mit Ronnert ihre Reise fortsetzte. Sie ritten zusammen auf Phenomas Pferd, er würde anschließend alleine zurück reiten. Sie brauchte es jetzt nicht mehr.

„Ich bin schon Mal einer Drachenreiterin begegnet,“ sagte er. „In dem Jahr als ich meine Frau kennen lernte. Sie war auch mit dabei.“

„Wo war das?“ fragte Phenoma.

„Hier in Mula. Vor dem Krieg.“ Er drehte sich um und sah Phenoma in die Augen. Dann sagte er: „Sie hatte ein rotes Schimmern in den Augen. Und sie sagte, sie sei vom Drachen geküsst.“

Phenoma nickte. „Ja, dass passiert bei machen von uns.“

„Aber nicht bei dir?“

„Mit den Jahren nimmt es ab. Nur noch bei besonderen Gelegenheiten werden meine Augen rot.“

Sie schwiegen eine Weile.

„Ich habe dir vorgestern Abend nicht die Wahrheit gesagt.“ gestand Ronnert. „Ich weiß ungefähr wo meine Frau sich aufhält. Aber ich behalte es für mich, aus Rücksicht vor Genson.“

Phenoma schwieg und wartete auf die Fortsetzung.

„Im Nachbarbezirk gibt es eine Frau, die zusammen mit Serena verschleppt wurde. Sie konnte fliehen und hat mir ihre Geschichte erzählt.“

„Und wo ist deine Frau?“

„Sie arbeitet als Sklavin für eine Familie in einem Ort an der Küste. Er heißt Manipura.“

Phenoma nickte. „Ich kenne diesen Ort“

Er sah sie verwundert an. Dann nickte er. „Ich vergaß, dass du selber aus Samskara kommst.“

„Ich habe unsere Vereinbarung nicht so verstanden, dass ich deine Frau von dort retten soll. Dazu habe ich nicht die Mittel und Möglichkeiten. Vielmehr sehe ich es als meine Aufgabe an, auf die Gesellschaft von Samskara so einzuwirken, dass ein Umdenken stattfindet.“

Jetzt war Ronnert ziemlich verblüfft. Dann sagte er „Das kommt mir ziemlich unrealistisch vor.“

„Ich werde tun was ich kann.“

Sie ritten einen Augenblick schweigend weiter. Dann sagte er: „Die verschleppten Frauen müssen in Samskara Arbeitsdienste machen, sie werden aber auch als Lustsklavinnen missbraucht.“

Phenoma nickte. Das wusste sie inzwischen.

„Es gibt dort große Sklavenmärkte, wo Frauen verkauft werden.“

„Wie konnte deine Gesprächspartnerin fliehen?“

„Sie wurde auf einen der Märkte zusammen mit meiner Frau verkauft. Während des Transportes nach Mulandara gelang ihr die Flucht. Die genauen Umstände weiß ich nicht. Anschließend ist sie den ganzen Weg von dort durch die Wildnis von Samskara gelaufen, immer auf der Flucht vor ihren Häschern. Nach einigen Monaten konnte sie dann heimlich über die Grenze und ist in ihr Dorf zurück gekehrt.“

„Die Rückkehr ist niemanden von den Besatzern aufgefallen?“

„So stark ist die Kontrolle nicht. Es gibt keine Personenverzeichnisse, die Verschleppungen sind völlig willkürlich.“ Ronnert zögerte kurz. Dann fügte er düster hinzu: „So war es zumindest bisher.“

Ronnert kannte nicht nur den Kutschenmeister sondern noch eine Reihe anderer Personen, die in der Poststation arbeiteten. Alle waren offensichtlich sofort bereit, ihr zu helfen. Die Abneigung gegen die Besatzer saß tief, auch wenn sie nicht in konkreten Widerstand mündete. Dazu war das Kräfteverhältnis zu unausgeglichen.

Phenoma wusste, dass Mula ein reiner Agrarstaat war. Es gab keine Metallvorkommen und daher auch keine Möglichkeit, an Waffen zu kommen. Ronnert hatte ihr während des zweistündigen gemeinsamen Ritts in die Stadt berichtet, wie die Samskarier die Mulaner klein hielten. Für diese gab es keine höheren Schulen. Sie waren allesamt mehr oder weniger Sklaven in ihrem eigenen Land. Und fast jede Familie hatte Verschleppungsopfer zu beklagen, und hielten still um nicht Anlass für weitere Raubzüge zu geben.

Phenoma bekam einen Platz in der Kutsche und einen gefälschten Passierschein. Darin war zu lesen, dass sie als Frau eines samskarischen Großgrundbesitzers die Ländereien in Mula begutachtet hatte, und sich nun auf der Rückreise befand. Der Mann, der ihr im Beisein von Ronnert den Schein aushändigte glaubte nicht, dass es Probleme geben würde. „Schließlich bist du Samskarierin. Das sieht ja jeder.“ In der Tat gab es deutliche optische Unterschiede zwischen den Menschen der einzelnen Länder. Als Samskarierin würde sie in Samskara nicht weiter auffallen. Das war der Grund, weshalb sie für diese Mission ausgewählt worden war.

Die Kutsche war in Zweisitzer-Abteile aufgeteilt. Außer ihr gab es keine weiteren Passagiere, was sich aber nach Aussage des Kutschers bald ändern würde. Da die Kutsche bis nach Ashwini fährt, würden nach und nach Samskarier zusteigen. Phenoma sah den Kontakt mit ihren Landsleuten mit gemischten Gefühlen entgegen.

Samskara war schon damals als sie dort noch lebte eine zutiefst patriarchale Gesellschaft. Diese Tendenz hatte sich offensichtlich weiter verstärkt. Dies stand in einem krassen Gegensatz zu dem Alltag in Akasha – der Drachenreiter-Orden, der die Regierung stellte, bestand - wie der ehemalige Weise Rat der Mulaner - ausschließlich aus Frauen. Und auch in Shashastra waren überwiegend Frauen in den wichtigen Ämtern. Diese beiden Gesellschaften unterschieden sich so diametral, dass der derzeitige Konflikt fast unausweichlich schien.

Für sie war es jetzt wichtig nicht aufzufallen und unbehelligt Ashwini, die Hauptstadt von Samskara, zu erreichen. Dort würde sie dann Kontakt zu einer Widerstandsbewegung aufnehmen, die mit Akasha in Verbindung stand.

Sie verabschiedete sich von Rennart und umarmte ihn lange. „Nur Mut,“ sagte sie zum Abschied. Er nickte. Dann stieg sie in die Kutsche und fuhr ab.

Phenoma wusste, dass sie jetzt zwei Tage in der Kutsche reisen würde und richtete sich es an ihrem Platz ein wenig ein. Sie besaß eine kleine Tasche, die sie unter ihrer Kleidung verstecken konnte. Sie hatte sich von Ronnert versichern lassen, dass sie mit ihrer Kleidung als Samskarische Reisende durchgehen würde. Sie trug den Temperaturen hier oben im Norden entsprechend feste Stiefel, eine Lederhose und eine Tunika. Ansonsten hatte sie kein weiteres Gepäck. Den ganzen ersten Tag fuhr sie durch eine endlose Agrarlandschaft, überall arbeiteten Menschen auf den Feldern. Alles sah sehr idyllisch aus, fast konnte man denken, dass es keine Konflikte und keinen Krieg gab, Nur Menschen, die die Felder bestellten und ab und zu ein Dorf.

Gegen Abend fiel ihr auf, dass die Besiedlung zunahm, sie befanden sich mittlerweile im Zentrum des Landes. Noch immer hatte sie keinen einzigen Soldaten oder Waffen tragende Menschen gesehen.

Der Kutscher verabschiedete sich von ihr als es dunkel wurde, und wünschte ihr noch viel Glück. Jemand anderes übernahm die Zügel, die Pferde wurden gewechselt und die Fahrt ging weiter. Anfangs konnte Phenoma nicht einschlafen, aber irgendwann wiegte sie das Rattern der Räder in den Schlaf.

Als sie aufwachte dämmerte es bereits. Die Kutsche muss die ganze Nacht hindurch gefahren sein. Draußen hatte sich das Bild verändert. Sie waren in einer Stadt.

Phenoma sah die endlosen Reihen von Häusern und die Straßen. Dies musste Ventura sein, die Hauptstadt von Mula, in der Grenzregion zu Samskara gelegen. Menschen waren noch wenige unterwegs, aber das änderte sich je heller es wurde. Andere Kutschen kamen vorbei oder überholten ihre. Vereinzelt sah sie Uniformierte an den Kreuzungen stehen, offensichtlich Wächter, die ein Auge auf die Bevölkerung richten.

Dann sah sie in einer Seitenstraße einen Eisenwagen. Diese Gefährte waren einer der Gründe für die die technische Überlegenheit der Samskarier. Der Wagen sah riesig und furchterregend aus. Phenoma hatte schon einige gesehen, aber immer nur von Oben, von ihren Drachen aus.

Ihre Kutsche bog jetzt von der großen Straße, die offensichtlich die Hauptstraße war, in eine kleinere ein und nach ein paar Minuten kamen sie auf einen größeren Platz, auf dem schon viele Kutschen standen – offensichtlich ein Ort zum Umsteigen und einsteigen. Ihre Kutsche hielt an einem Steig auf dem einige Frauen und Männer mit allerlei Gepäckstücken warteten. Überall standen in kleinen Gruppe bewaffnete Männer herum, und sahen aufmerksam allen Treiben zu. Am Rande des Platzes sah Phenoma eine Gruppe von Menschen, die auf unnatürliche Art ihre Arme hinter den Rücken verschränkt hatten. Erst auf dem zweiten Blick sah sie, dass alle einen breiten Gürtel um die Taille trugen und offensichtlich an den Händen und zum Teil auch aneinander gefesselt waren.

Phenoma wollte sich heraus beugen, wurde aber abgelenkt weil die Wartenden begannen, ihre Gepäckstücke auf ihre Kutsche zu verladen. Anschließend ging ihre Tür auf, und eine Samskarierin stieg zu ihr rein. Sie begrüßte sie förmlich und setzte sich ihr gegenüber.

„Sie Arme, sie scheinen ja von weiter her zu kommen“ sagte sie.

Phenoma antwortete nicht gleich sondern betrachtete ihre neue Mitfahrerin. Sie war so alt wie sie selber, mit sehr gepflegten Äußeren, außerdem relativ stark geschminkt, so dass man aus ihrem Gesicht schlecht lesen konnte. Sie umgab eine gefühlskalte Aura. Phenoma beschloss auf der Hut zu sein.

„Ja, ich war im Landesinneren unterwegs,“ sagte sie leichthin, und sah dann demonstrativ aus dem Fenster, so als wäre sie nicht länger an einem Gespräch interessiert. Der Samskarierin war das offensichtlich recht, sie begann sich in ihrem Sitz einzurichten, und einige kleine Taschen, die sie dabei hatte, zu verstauen.

Phenoma betrachtete interessiert, was draußen vor sich ging. Wie sie vermutet hatte, waren die gefesselten Personen eine Gruppe von Mulaner, die möglicherweise nach Samskara verschleppt werden sollten. Genau hinter ihrer Kutsche war eine zweite vorgefahren, die aber keine Fenster hatte, sondern kleine vergitterte Scharten. Offensichtlich ein Gefährt für Gefangenen-Transporte.

Phenoma sah, wie die Mulaner von drei bewaffneten Samskariern vor ihren Fenster vorbei zu hinteren Kutsche geführt wurden. Die Gefangenen waren zwei Männer und vier Frauen, alle recht jung. Einer Frau war ihre Verzweiflung anzusehen, die anderen wirkten gefasst.

Aus ihrem Blickwinkel sah Phenoma gerade noch, wie an der hinteren Kutsche die Türen aufgingen. Dann lösten die Bewacher zunächst von der vordersten Gefangenen die Fesseln und führten sie in den Wagen. Anschließend wiederholte sich dass mit allen anderen. In eine der vorderen Türen stiegen Samskarier in das Gefährt, die davor gewartet hatten.

Phenomas Mitfahrerin hatte ihre Blicke offensichtlich richtig gedeutet. „Mein Mann ist Sklavenhändler,„ sagte sie. „Wir haben hier einige sehr hübsche Mädchen bekommen, und auch zwei Männer für die Minen.“

Phenoma war sprachlos.

Die Samskarierin fuhr fort. „Die Mularierinnen sind wunderschön. Kein Wunder, dass das Komitee Mula überfallen hat. Wunderschöne Gesichter. Und schlank, wahrscheinlich durch das gesunde Land-Essen. Überhaupt ihre Körper, ein Traum, elegant und sinnlich. Haben sie schon mal eine Mularierin nackt gesehen?“

Phenoma hatte sich wieder gefangen. Sie nickte. „Ja, vor kurzem.“ Sie konnte die Wärme von Lyam noch auf ihrer Haut spüren. Und ihre Feuchtigkeit zwischen den Beinen.

„Mein Mann und meine Tochter fahren hinten in der Sklavenkutsche mit und machen dort die Begutachtung,“ erzählte die Samskarierin munter weiter. „In der Öffentlichkeit hier in den besetzten Gebieten kann man das ja nicht machen.“ Dann lachte sie schnippisch und schlug Phenoma auf den Oberschenkel. „Ich glaube mein Mann hat auch schon einen Blick auf eine der Frauen geworfen, und würde sie am liebsten selber behalten. Wenn sie zustimmt, bin ich ihn erst mal für zwei Monate los.“

Phenoma betrachtete sie konsterniert. Die Samskarierin schien jetzt endlich zu merken, dass sie irgendetwas an ihren Worten befremdlich fand. „Was ist mit ihnen. Sie machen auf mich den Eindruck, als hätten sie keine Sklaven.“

Phenoma beschloss, dass es kein Sinn machte, an dieser Stelle zu lügen. „Das ist richtig,“ erwiderte sie.

Die Samskarierin winkte ab. „Zu denen gehören sie also.“ Dann sagte sie mit förmlichen Unterton: „Wenn sie erst mal Sklavinnen in ihrem Haus haben, werden sie sehen, wie viel leichter ihr Leben wird. Und für die Wirtschaft unseres Landes ist es auch gut. Bedenken sie, wie es uns vor der Einführung der Sklaverei ging! Was für ein Unterschied zu heute.“

Phenoma schwieg.

„Gerade für uns Frauen,“ fuhr die Samskarierin fort, „gibt es nur Vorteile. Ganz abgesehen von der vielen Arbeit, die wir nun nicht mehr machen müssen: Welche Frau möchte schon ständig ihrem Mann zur Verfügung stehen? Außer vielleicht wenn man jung ist und frisch verliebt.“

„Ständig zur Verfügung stehen?“ wiederholte Phenoma. „Erwartet das ihr Mann von ihnen?“

„Ich kenne keinen Mann, der das nicht erwartet,“ lautete ihre Antwort. „Deshalb hoffe ich, das das Mädchen, das mein Mann so anregend findet, von Anfang an der Verfügbarkeit als Lustsklavin zustimmt. Dann kann er sich noch während der Fahrt an ihr austoben.“ Sie lächelte, offensichtlich ausgelöst durch bestimmte Bilder in ihrem Kopf. Dann wandte sie sich von Phenoma ab, und gab ihr damit zu verstehen, dass eine Fortsetzung des Gespräches nicht in ihrem Interesse war.

Phenoma hatte zwar noch viele Fragen, war aber auch ganz zufrieden, dass die Samskarierin so uninteressiert an ihr schien. Wahrscheinlich hätte ihre Unkenntnis irgendwann im Laufe der Unterhaltung ihr Misstrauen geweckt.

Die Kutschen fuhren den ganzen Tag durch relativ dicht besiedelte Landschaften. Nach wie vor gab es keine Fabriken, keine Rauchsäulen, nur weite Felder, Äcker und ab und zu ein wenig Wald. Zum Abend hin wurde die Landschaft wilder und ursprünglicher. Daran merkte man die sich nähernde Grenze nach Samskara.

Als es Dunkel wurde, hielten die Kutschen an einer Art Herberge. Hier gab es die Möglichkeit, eine Kleinigkeit zu Essen und Toiletten zu benutzen. Alle Samskarier aus den Kutschen kehrten dort ein, Phenoma zog es vor, nichts zu essen. Dadurch blieb ihr Geist klar und wachsam. Außerdem schlug ihr die Fahrt in der Kutsche auf die Verdauung.

Sie ging zu den Frauentoiletten und machte sich frisch. Als sie am Becken stand und sich wusch ging die Tür auf und eine nackte junge Frau kam herein. Sie betrachtete Phenoma mit erschrockenem Blick und ging schnell an ihr vorbei zu den Toiletten. Phenoma sah mit einen Blick, wie hübsch sie war. Vor der Außentür stand ein Mann. Phenoma konnte ihn sehen, kurz bevor die Tür sich geschlossen hatte. In den Händen hatte er einen Strick und an seiner Hüfte erkannte sie ein Schwert. Es war einer der Samskarischen Wachleute, die mit ihnen unterwegs waren.

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