Czytaj książkę: «Die Collide-Lovestory», strona 13

Czcionka:

"Okay."

Während des Essens reden Dad und ich kaum miteinander, das setzt mir ziemlich zu. Margret hat sich zwar die ganze Zeit nicht mehr blicken lassen, aber trotzdem ist die Situation zwischen uns sehr angespannt. Und daran ist allein sie Schuld. Ich kann kaum noch glauben, dass sie auf einmal wieder aufgetaucht ist. Seit ich zwölf war, habe ich sie nicht mehr gesehen und plötzlich sitzt sie hier am Tisch und tut so, als wäre nie etwas gewesen. Als wäre sie nicht der Teufel höchstpersönlich.

Nachdem wir gegessen haben, gehe ich in mein Zimmer - das noch genauso aussieht wie bevor ich es verlassen habe - und schmeiße mich seufzend in mein Bett. Ich entschließe den Gedanken an Margret und Dad beiseite zu schieben und schreibe Scar eine Nachricht, dass ich angekommen bin und wann die Feier startet. Eigentlich mag ich solche großen Geburtstagsfeten nicht. Vor allem die von Scar. Scar hat unendlich viele Freunde und davon sind genug dabei die null Ahnung davon haben, wie man sich benimmt. An ihrem letzten Geburtstag hat mir irgend so eine Freundin von ihr auf die Schuhe gekotzt und mich danach auch noch angepöbelt. Im Großen und Ganzen weiß ich jetzt schon, dass der Geburtstag eine reine Folter wird. Aber es ist eine gute Ablenkung von all dem hier Zuhause. Ich hoffe, dass ich im betrunken Zustand zu Margret ins Zimmer gehe und ihr ins Gesicht reiher. Bei dem Gedanken muss ich grinsen.

Die Party beginnt um neun Uhr. Ich freu mich, dich wieder zu sehen! :-) Schreibt Scar. Neun Uhr, okay. Ich schaue auf die Uhr - fünf vor Acht. Ich habe noch genügend Zeit mich in Ruhe zu duschen und zu Scar zu laufen, also schleiche ich durch den Flur, um bloß nicht Margret zu begegnen. Sie jetzt nochmal sehen zu müssen, würde meine Laune noch mehr senken und das möchte ich nicht. Scar zu Liebe.

Als ich unter der Dusche stehe, habe ich zu viel Zeit, um über das Szenario von vor nicht

einmal einer halben Stunde nachzudenken und ich versuche mit dem Wasser meine Sorgen abzuwaschen. Sorgen vor dem, was noch alles passieren kann. Margret könnte Dad etwas vorspielen und ihm ein zweites Mal alles wegnehmen. Wieso denkt Dad nicht an so etwas? Das wäre das erste, was ich denken würde, wäre ich er. Oder liebt er sie noch und ist deshalb so naiv? Hach, ich weiß es nicht. Ich hoffe es auf jeden Fall nicht. Ich muss an den Spruch denken, den Aiden gestern gemacht hat 'Es kann schwer sein jemanden gehen zu lassen, der dein Herz glücklich macht.' Aber Margret hat Dad doch nie wirklich glücklich gemacht, oder? Sie war schon immer eine unerträgliche Furie.

Ich atme tief ein und aus und steige letztlich aus der Dusche, schminke mich leicht, und ziehe mir ein graues T-Shirt mit normaler Jeans an. Ich hole meine Kopfhörer aus meiner Tasche, stopfe sie in meine Hose, öffne meine Zimmertür und schaue ein letztes Mal auf mein Handy. Ich gehe die Treppe runter und will gerade nach dem Haustürschlüssel greifen, als ich Stimmen aus der Küche höre. Hört sich an wie ein Kichern. Ist das Margret? Ich stehe mit dem Türgriff in der Hand am Ausgang und runzle die Stirn.

"Maggy, jetzt komm, gib her." Mein Dad lacht ebenfalls. Maggy... So hat er sie früher immer genannt. Sie scheinen sich besser zu verstehen, als ich dachte.

"Hol sie dir doch", kichert Margret.

Was zur Hölle? Ich will mir das nicht länger anhören und gehe ohne mich zu verabschieden aus der Tür. Ich stopfe mir die Kopfhörer in die Ohren, mache The National an und blende den Rest aus. Die Sonne ist schon fast untergegangen und es ist sehr kalt. Ich muss an Aiden denken und wie wir an dem See waren. Was macht er gerade? Kurz überlege ich, ihm einfach eine Nachricht zu schreiben und zücke mein Handy.

Genieße im guten Aldbury die schöne Wärme und den viel besseren Sonnenuntergang. Hoffe, du verkümmerst nicht allzu sehr im doofen London.

Nicht mal zwei Minuten später kommt schon eine Nachricht.

Ich werde daran denken, wenn ich bei angenehmen zwanzig Grad durch die aufregenden Straßen Londons laufe.

Ich schmunzle und schiebe mein Handy wieder in meine Tasche, da ich an Scar's Haus angekommen bin. Man hört die Musik schon in der Straße nebenan und am liebsten würde ich wieder verschwinden. Die Tür steht offen und ich betrete das Haus. Kaum zu glauben, dass Scars Eltern ihr jedes Jahr erlauben, so eine riesige Fete steigen zu lassen, denn es sieht - wie immer - nicht so aus, als würden die Gäste sich darum scheren, ob irgendwelche Gegenstände kaputt gehen. Allein im Wohnzimmer sind geschätzt mindestens dreißig Leute und das Haus ist riesig. Ich stehe unbeholfen im Flur und versuche, irgendwie über die ganzen Köpfe Scar zu entdecken.

"Buh!" Scar taucht hinter mir auf und springt mir sofort in die Arme. "Endlich bist du da. Ich hab dich vermisst."

Wir lassen voneinander ab und ich lächle. "Ich dich auch. Dieses Jahr sind ja noch mehr Leute da als letztes Jahr."

Scar nickt heftig und kichert. Sie hat definitiv schon etwas getrunken. "Es sind viele Freunde von meinem Freund gekommen. Durch ihn habe ich viele neue Leute kennengelernt."

Ich hebe die Brauen und sehe sie überrascht an. "Seit wann hast du denn einen Freund?"

Ihre Augen beginnen zu glänzen und sie zieht mich in die Küche, während sie erzählt: "Einen Tag nachdem du gegangen bist, haben wir uns kennengelernt. Er ist toll! Ach, da hinten ist er auch schon." Sie zeigt zu einem Ecktisch, an dem ungefähr drei Typen mit zwei Mädchen sitzen.

Wir gehen dorthin und Scar setzt sich auf den Schoß eines blonden Sunnyboys.

Wortwörtlich Sunnyboy - sein Haut ist viel zu braun gebrannt für seine hellen Haare, aber er sieht gut aus. Passt auf jeden Fall zu Scar.

"Hallo, Ravely. Ich bin Danny", grüßt mich Sunnyboy und nickt mir zu.

Ich nicke nur zurück und betrachte ihn skeptisch. Er hat etwas Komisches an sich.

"Steh doch nicht so hilflos rum", lacht Scar und zieht mich neben sie und Danny. Sie greift über den Tisch und zieht eine Bourbon Flasche und einen Becher heran. Sie weiß, dass ich es am liebsten trinke. "Dieses Jahr wirst du Spaß an meinem Geburtstag haben, nicht so wie die Jahre davor, verstanden? Hier, trink das." Scar hält mir einen Becher mit Bourbon entgegen und ich nehme ihn ihr ab, bevor sie es verschüttet, weil sie zu schwanken beginnt. Wie viel hat sie schon getrunken? Wir haben gerade mal halb zehn.

"Baby, lass uns auch noch einen trinken", höre ich Danny in Scars Ohr flüstern, als ich gerade einen Schluck trinke.

Sie scheint erst unsicher zu sein, nickt aber dann und füllt zwei Shotgläser mit Bourbon. Es sieht ihr, um ehrlich zu sein, nicht ähnlich, so viel zu trinken. Zwar hat sie sich auch öfters mal betrunken, aber sie kennt definitiv ihre Grenze.

Während Danny und Scar ihren Shot trinke, lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Uns gegenüber sitzen ein Junge - ungefähr einundzwanzig - und ein Mädchen - ich schätze sie auf neunzehn - und reden angeregt miteinander. Ihre anschmachtenden Blicke entfallen mir nicht, ist dennoch nachvollziehbar, denn das Mädchen ist buchstäblich angezogen wie eine Schlampe. Bauchfreies Top mit mega Ausschnitt. Wundert mich nicht, wenn gleich ein Nippel rausspringt. Sie hat braune, glatte Haare mit blauen Spitzen und mindestens zwei Liter Eyeliner auf den Augen. Na ja, dem Typen scheint es zu gefallen, denn er fällt jede Sekunde über sie her. Anscheinend habe ich sie zu offensichtlich angestarrt, denn plötzlich sieht sie mich fragend an und ihre Augen wandern abwertend von oben nach unten.

Unauffällig nehme ich einen Schluck von meinem Drink und richte mich an Scar. "Dein Geschenk gebe ich dir übrigens morgen, ich wollte nicht, dass es irgendwie kaputt geht, wenn es hier rumliegt."

Sie wendet ihren Blick von Danny und nickt lächelnd. "Kein Problem. Ich hoffe, du hast dir mehr Mühe gegeben als letztes Jahr."

Ich grinse beschämend. "Ja, habe ich."

"Was hast du ihr denn letztes Jahr geschenkt?", mischt sich Danny ein und sieht mich mit seinen durchdringenden blauen Augen an. Sie sind wirklich so hell, dass man meinen könnte, er wäre blind.

"Sie hat mir Tampons geschenkt", antwortet Scar für mich und lacht.

Ich verdrehe die Augen und nehme noch einen Schluck von meinem Getränk. "Das hört echt nie auf."

"Du hast ihr Tampons geschenkt?", lacht Danny laut und wirft den Kopf in den Nacken.

Kann er das bitte noch lauter sagen? Ich höre ein leises Kichern von der anderen Seite des Tisches. Dem Mädchen mit den blauen Spitzen scheint es nicht entgangen zu sein und sie lacht mich geradewegs dreist aus.

Ich atme nur tief ein und ignoriere ihr Gegacker. "Ganz offensichtlich", sage ich.

Scar will gerade etwas sagen, doch sie wird von einem Mädchen unterbrochen, das im Türrahmen steht: "Scarlett, Andrea und die anderen sind endlich da!"

Scar nickt ihr zu und steht von Danny's Schoß auf.

"Wow, Baby, pass auf", sagt Danny, als Scar über ihre eigenen Füße stolpert.

"Ich steh wie eine eins!", ruft sie und hält ihr Handy hoch. Dann geht sie lachend nach draußen.

Na, super. Jetzt bin ich wieder da gelandet, wo ich letztes Jahr auch schon war; und zwar allein an irgendeinem Tisch. Ich kenne absolut niemanden und am liebsten würde ich verschwinden. Um nicht ganz verloren auszusehen, krame ich mein Handy aus der Hosentasche und tippe darauf herum.

"Ich hab gehört, dass du in London aufs College gehst", fängt Danny ein Gespräch mit mir an und lehnt seine Ellenbogen am Tisch an.

Aus Höflichkeit lege ich mein Handy auf den Tisch und nicke. "Ja, auf die ZOS."

Danny lächelt nur mit einem Mundwinkel und betrachtet mich. Er hat dieses typische Macholächeln. Ich könnte kotzen. "Scar hat mir schon viel von dir erzählt. Sie meinte, dass du Schriftstellerin werden willst?"

Ich hebe die Augenbrauen. Wieso erzählt Scar ihm solche Dinge? Das tat sie doch sonst auch nie.

"Aber das ist auch das einzige, das ich über dich weiß." Er lacht und mir strahlen seine weißen Zähne entgegen.

"Mehr gibt es auch eigentlich nicht zu wissen." Ich quetsche mir ein Lächeln heraus und spiele mit meinem Becher.

Danny legt den Kopf schief. "Da gibt es bestimmt noch mehr. Zum Beispiel, ob du einen Freund hast?"

Ich runzle die Stirn und betrachte ihn misstrauisch. Was soll diese Frage? Es kommt glatt so rüber, als würde er mich anmachen wollen. Langsam schüttle ich den Kopf. "Nein, habe ich nicht."

"Tatsache? Kann ich mir gar nicht vorstellen." Er betrachtet mich von oben bis unten.

Ich will definitiv nicht mehr mit ihm reden. Danny verhält sich sehr merkwürdig. Ich halte Ausschau nach Scar, kann sie aber nicht entdecken.

"Suchst du Scar?", fragt Danny und verfolgt meinen Blick.

"Ja."

"Sie ist bei Andrea, da wird sie auch länger bleiben. Die beiden haben etwas zu besprechen. Also sind wir wohl oder übel allein hier."

Ganz bestimmt nicht. Ich bleibe nicht an Scars Geburtstag zum zigsten Mal allein in irgendeiner Ecke. Ich trinke den letzten Schluck meines Bechers und packe mein Handy in meine Hosentasche. "Ich werde gehen."

Danny hält meinen Arm fest, als ich gerade aufstehen will. "Wieso denn? Ich dachte, wir beide könnten uns ein wenig besser kennenlernen."

"Wieso?" Ich runzle wieder die Stirn.

Er zuckt mit den Schultern und grinst. "Weiß nicht, weil du Scars beste Freundin bist und ich ihr Freund. Wir sollten uns doch verstehen, oder?"

Ich will wirklich nicht unhöflich sein, deshalb nicke ich einfach ergeben und setze mich wieder neben ihn.

"Gut." Danny grinst. "Wir sollten einen zusammen trinken, findest du nicht?"

"Von mir aus." Einer schadet nicht.

Danny schüttet Bourbon in die Shotgläser von ihm und Scar und schiebt mir eins hin. "Also", er hält sein Glas hoch. "Auf einen guten Abend."

Ich stoße mit ihm an und wir kippen die Shots herunter. Bourbon pur ist absolut widerlich und brennt im Hals, deshalb muss ich mir ein Husten verkneifen.

"Also Ravely, wie kommt es, dass so ein hübsches Mädchen wie du keinen Freund hat?"

Ich verschlucke mich an meiner Spucke und räuspere mich dann. "Ehm, ich... weiß nicht."

"Ich wette, dir rennen viele Männer hinterher, nur bist du zu unnahbar und lässt sie reihenweise abblitzen."

Ich reiße erschrocken meine Augen auf und starre ihn an. Ich bekomme kein Wort heraus.

Danny kommt näher zu mir und ich schrecke zurück. Er flüstert jedoch nur etwas in mein Ohr. "Ich würde dir trotzdem noch hinterherlaufen."

Mir klappt die Kinnlade herunter und ich sehe ihn entsetzt an. Sofort rutsche ich ein wenig von ihm weg. Das kann doch nicht sein Ernst sein? "Was zur Hölle tust du hier?"

Danny rutscht mir wieder hinterher und lacht leise. Er ekelt mich an. "Du bist einfach so interessant, Ravely. Ich meine, wie du hier sitzt und so verschlossen bist. Allein die Tatsache, dass du Schriftstellerin bist. O Gott, das macht dich ja so heiß. Das fand ich schon cool, als Scar mir von dir erzählt hat. Die unnahbare Ravely."

Ich muss mich beherrschen, nicht sofort los zu kotzen. Das passiert jetzt gerade nicht wirklich... "Du bist mit Scar zusammen, verdammt." Mein Ton ist scharf, damit er auch versteht, dass ich nicht gut finde, was er tut.

Danny verdreht die Augen und sieht mich dann wieder an. "Wenn Scar nicht so dumm wäre, würde ich das jetzt auch nicht machen. Ich meine, du kommst schon seit der ersten Sekunde so privilegiert rüber, dass man dich einfach sofort kennenlernen will. Und dann noch deine Augen..." Er will mir an die Wange fassen, ich schlage seine Hand aber sofort weg.

Ich verziehe mein Gesicht und rücke noch weiter weg von ihm. "Du bist widerlich."

"Ach, komm schon. Sei nicht so prüde." Er lacht. Wie kann er lachen?

Ich atme tief ein und versuche, mich zu sortieren. "Okay, wenn du mich jetzt in Ruhe lässt, werde ich Scarlett hiervon nichts erzählen."

"Scarlett wovon erzählen?" Ich drehe mich erschrocken um und entdecke Scar genau hinter uns.

"Ähhmm", stottere ich.

"Nichts Besonderes Baby", sagt Danny locker, "Ravely hat mir nur von deinem Geburtstagsgeschenk erzählt."

Ich nicke langsam. "Genau." Ich zwinge mir ein Lächeln ins Gesicht, damit unsere Lüge überzeugender rüberkommt.

"Ach so", lacht Scar und quetscht sich an mir vorbei auf Dannys Schoß. Sie hat eine unglaubliche Fahne.

Ich kann die beiden nicht mal ansehen, ohne sofort ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Danny ist ein absolutes Arschloch und Scar würde es das Herz -mal wieder- brechen, wenn ich ihr von der Szene Sekunden davor erzähle.

"Lass uns noch einen trinken", sagt Danny und füllt wieder das braune Getränk in die Gläser.

"Eigentlich will ich nichts mehr... Mir ist schon schummrig", sagt Scar leise und schiebt den Shot von sich weg.

Danny nimmt ihn und hält ihn ihr hin. "Sei nicht so langweilig."

Was soll die Scheiße? Will er sie abfüllen? Mit zusammen gekniffenen Augen beobachte ich sie.

Scar scheint zu überlegen und beißt sich auf die Unterlippe. Nickt aber dann unsicher und nimmt Danny das Glas ab. Danny grinst triumphierend und die beiden kippen es runter.

"Das ist mein Mädchen", flüstert Danny und küsst Scar. "Noch einen."

Ich sehe, dass Scar schon Schwierigkeiten damit hat, ihre Augen richtig offen zu halten und sie ist sehr blass. Bitte, sag nein, Scar...

Doch sie scheint kaum noch etwas mitzubekommen und nickt einfach wackelig. Danny muss sie schon auf seinem Schoß halten, damit sie nicht umkippt. Er füllt das erste Glas mit Bourbon und da springe ich auf.

"Das kannst du vergessen", gifte ich ihn an und nehme Scars Gesicht in meine Hände, um ihr in die Augen sehen zu können. Ihre Augen sind halb geschlossen und sie scheint halb zu schlafen. "Scar, ich bringe dich jetzt in dein Zimmer."

Sie brummt nur und ich ziehe sie von Dannys Schoß.

"Was soll das? Ich kann wohl selbst auf meine Freundin aufpassen!", brüllt Danny aufgebracht und geht uns hinterher, während ich Scar durch das Wohnzimmer schleife.

"Abfüllen hat nichts mit aufpassen zu tun!", rufe ich zurück und versuche sie die Treppen hoch zu schleppen. "Wenn du unbedingt auf sie aufpassen willst, dann hilf mir gefälligst sie ins Bett zu tragen!"

Danny schnaubt nur und steht am Treppenende. Er verschränkt die Arme und lehnt sich an das Treppengelände. "Vergiss es, du kannst sie auch einfach hier unten lassen."

Ich funkle ihn wütend an. Er ist ein noch größeres Arschloch, als ich dachte. "Arsch", zische ich leise und hoffe, dass er es nicht gehört hat, während ich mir Scars Arm um den Hals werfe, um sie irgendwie die Treppen hochtragen zu können.

"Was hast du gesagt?", höre ich Danny rufen. Mittlerweile starren uns schon die anderen Leute an. Ich fühle mich wie im Zoo. Ich will wirklich keine Szene machen.

Ich beachte ihn nicht, sondern gehe einfach mit Scar weiter die Treppe hoch und das sehr schleppend. Sie ist wirklich schwer. Wieso hilft mir eigentlich niemand, sondern starrt nur doof? Immerhin ist sie das Geburtstagskind!

"Wie auch immer, Loser", ruft Danny noch und verschwindet im Wohnzimmer. Loser. O, wie ich dieses Wort hasse. So, so sehr. Seit mein Ex-Freund mich damals ständig als Loser beschimpft hat, hasse ich dieses Wort abgrundtief. Ich bleibe in der Mitte der Treppe stehen und atme tief ein und aus. Bleib ruhig, Raven. Bring Scar einfach ins Bett. Ich nicke mir selbst zu und ziehe sie weiter die Treppen hoch zu ihrem Zimmer. Als ich bei ihrer Zimmertür ankomme, drehe ich mich noch einmal um und schreie durch die Flure zu den Leuten: "Kein Problem, danke für eure Hilfe! Scarlett hat wirklich gute Freunde in euch gefunden.

Sie starren mich aber alle nur bescheuert an. Ich schnaube verächtlich und öffne die Tür.

Ich lasse Scar weniger sanft auf ihr Bett fallen, als ich es eigentlich geplant hatte. Erschöpft setze ich mich auf die Bettkante und sehe sie an. "Da hast du dir aber einen geangelt."

Natürlich kommt von ihr keine Antwort, denn sie scheint ins Koma gefallen zu sein. Zur Sicherheit sehe ich nach, ob sie noch atmet - gut, tut sie. Ich ziehe ihr die Schuhe von den Füßen und stelle sie neben ihr Bett. Sie grunzt leise, als ich ihr den Schmuck von den Handgelenken ziehe, damit er sie nicht stört, wenn sie schläft. So wie heute habe ich sie bisher nur einmal erlebt, das war der Tag, als sich ihre Eltern scheiden ließen. Sie war damals sehr traurig und wollte sich ablenken, aber danach hat sie nur noch mäßig Alkohol getrunken. Wieso hat sie sich also ständig von diesem Arschloch dazu überreden lassen, immer mehr zu trinken? Aus 'Liebe' oder Zuneigung bestimmt nicht, denn das hat sie bei ihren vielen Freunden vorher auch nicht gemacht. Nachdem ich ihr noch ihr Kleid ausgezogen habe und ihr ein Nachthemd angezogen habe, setze ich mich auf den Boden und lehne mich an ihren Kleiderschrank gegenüber von ihrem Bett, in dem sie liegt und leise schnarcht.

"Was machst du nur?", flüstere ich in die Dunkelheit. Das Zimmer wird nur noch von dem Mond durch das Fenster erhellt.

Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und schaue auf die Uhr. Gerade einmal viertel nach zehn... Scar verpasst ihre eigene Geburtstagsfeier und wahrscheinlich macht sich ihr Freund schon an die Nächste ran. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt am besten nach Hause gehen, oder bei Scar bleiben sollte. Verzweifelt reibe ich mir die Schläfen. Am liebsten würde ich die ganze Party beenden, aber ich alleine werde das wohl niemals hinbekommen und Scars Eltern sind auch nicht Zuhause, deshalb schnappe ich mir einfach Scars Zimmerschlüssel und gehe zur Tür. Ich sehe nochmal zu ihr auf das Bett und öffne dann die Tür. Ich schließe von außen die Tür ab und schiebe dann den Schlüssel durch den Türschlitz, damit sie morgen wieder rauskommt.

Seufzend gehe ich an den vielen Leuten vorbei und steuere auf den Ausgang zu. Ich gehe schnell, damit mich auch bloß keiner mehr aufhalten kann. Ich will nur noch so schnell wie möglich hier verschwinden. Als ich gerade die Treppen der Veranda herunterlaufe, werde ich an der Schulter zurückgehalten. Ich drehe mich um und sehe Danny vor mir stehen.

Er sieht wütend aus und seine Augen sind blutunterlaufen. Hat er sich in den letzten fünfzehn Minuten so sehr abgeschossen, dass er nicht mal mehr richtig gucken kann? "Ravely", faucht er und ich sehe ihn abwartend an. Er hebt den Finger und zeigt auf mich. "Ich sage dir jetzt eine S-Sache. Wehe, du sagst Scar irgendetwas von der Sache in der Küche, ich sch-schwöre dir..."

Ich hebe eine Augenbraue. "Oder du schwörst was?" Ich empfinde nichts als Verachtung für ihn.

"Wenn sie mit mir Schluss macht, dann mach ich dich fertig." Er klingt bedrohlich und sehr sauer. Mir dennoch relativ egal.

Ich schnaube und drehe mich von ihm weg. "Ich brauche ihr nichts davon zu sagen. Wenn sie herausfindet, was für ein Idiot du bist, macht sie schon von alleine Schluss." Ich gehe von ihm weg und lasse ihn auf der Straße stehen.

"Lass es dir gesagt sein!", ruft er mir noch hinterher und ich höre seine schweren Schritte die Veranda hochstampfen.

Es ist halb elf, stockdunkel und arschkalt. Wie konnte ich auch denken, dass der Abend irgendwie gut ausgeht oder vielleicht Spaß macht? Ich bin gerade einmal vier Stunden in Aldbury und würde am liebsten sofort wieder zurück zum College fahren. Erst die Sache mit Dad und Margret und jetzt auch noch die Sache mit Danny. Der Tag soll einfach so schnell wie möglich umgehen. Ich will nur noch ins Bett. Beschissen ist nur, dass ich mich nicht mal auf morgen freuen kann, denn Margret hängt bei uns Zuhause rum. Genervt seufze ich bei dem Gedanken ihre Visage morgen wieder zu sehen. Ich will wieder nach London zu den anderen... zu Aiden. Er würde mich jetzt aufmuntern und mit mir irgendwo hinfahren, wo alles besser ist. Er würde mit mir wieder in dieses coole Nachtrestaurant fahren und mir die ganze Nacht das Ohr über Gott und die Welt abkauen. Kurzerhand beschließe ich einfach, ihn anzurufen. Ich habe das Gefühl, dass nur er meine Laune jetzt heben kann.

Es tutet lange. Ich kaue nervös an den Fingernägeln. Vielleicht schläft er ja schon. Unwahrscheinlich, es ist Freitag und gerade mal halb elf.

"Abendservice, Aiden Bender. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?", sagt er ins Telefon.

Sofort habe ich wieder ein breites Grinsen im Gesicht. Allein der Klang seiner Stimme hebt meine Laune. "Ich brauche jemanden, der meinen nach Hause Weg interessanter gestaltet."

"Stets zu Diensten. Wir haben gerade mal halb elf, was ist das denn für eine megacoole Party gewesen?" Er lacht.

Ich seufze. "Eine richtig megacoole. Scar war schon von Anfang an total betrunken."

"Und deshalb wurde die Feier abgebrochen?"

"Nein, sie läuft noch. Ich habe sie ins Bett gebracht und habe mich dann aus dem Staub gemacht, nachdem sich ihr Freund wie ein komplettes Arschloch verhalten hat."

"Wow, er muss sich ganz schön daneben benommen haben, dass du so etwas wie Arschloch sagst."

"Er ist wirklich ein ganz schönes Arschloch."

"Was hat er gemacht?"

"Er hat sich einfach erlaubt, mich auf ekligste Art und Weise anzumachen, als Scar den Raum verlassen hat. Ich meine, - mal davon abgesehen, dass er ihr Freund ist - kann er doch nicht von mir erwarten, dass ich auf solche Sprüche wie 'Du bist Schriftstellerin, das macht dich so heiß.' oder 'Du kommst so privilegiert rüber', anspringe, oder? Das ist einfach - "

"Absolut lustig", lacht Aiden laut.

Ich runzle verärgert die Stirn. "Was ist daran lustig? Das ist Scar's Freund."

"Das Lustige daran ist, dass privilegiert ein Synonym für etwas ist, wenn jemand besondere Rechte hat, die sonst niemand hat. Was wollte er also damit ausdrücken? Hm - ich nehme an, er wollte dir anbieten, mal eine Runde mit seinem teuren Sportwagen zu fahren."

Kurz denke ich darüber nach, lache dann aber laut. "O man, ist das bescheuert."

"So was von bescheuert. Und hat Scarlett ihm wenigstens danach die Leviten gelesen?"

"Sie hat es nicht mitbekommen. Danny hat sie angelogen und ich habe einfach mitgespielt, weil ich keinen Aufstand machen wollte."

"Bei so einem Idioten wird sie wahrscheinlich sowieso früh genug merken, dass er keine helle Leuchte ist und von alleine Schluss machen."

Ich muss grinsen, weil ich genau das gleiche auch vorhin zu Danny gesagt habe. "Denke ich auch. Was hast du heute so gemacht?"

"Nachdem du gegangen bist, bin ich ins Krankenhaus zu Tammy gefahren und habe noch meine Schwester besucht. Dann bin ich heim und habe bis eben - bevor du angerufen hast - geschrieben."

Ich schmunzle. "Worüber schreibst du?"

"Das erfährst du nächste Woche, wenn wir in der Kirche sind."

"Stimmt, ich wurde ja eingeladen mitzukommen."

"Tammy fährt echt total auf dich ab. Ich kann mir echt nicht erklären, was du mit ihr gemacht hast, als ich mich um Elizabeth gekümmert habe."

"Das weiß ich auch nicht", lache ich und laufe in den Hof meines Hauses.

"Wie war dein Freitag sonst so im guten Aldbury?"

Ich schließe die Tür leise auf und schließe sie genau so leise hinter mir. "Warte mal, ich muss mich kurz in mein Zimmer schleichen."

Aiden lacht leise. "Okay."

Ich streife mir die Schuhe ab, halte mir aber immer noch das Handy an mein Ohr, um Aidens Atem hören zu können. Leise gehe ich die Treppen hoch und hoffe, dass ich Margret und Dad nicht aufwecke. Obwohl es mir bei Margret egal wäre, ich will ihr nur nicht begegnen. Ich will gerade meine Zimmertür öffnen, da höre ich eine leise Stimme hinter mir.

"Ely?"

Ich drehe mich nach rechts und sehe Margret, wie sie ihren Kopf durch die Tür steckt und mich ansieht. Na toll, das hat mir gerade noch gefehlt. Ich beachte sie nicht und öffne meine Tür.

"Ely, bitte warte kurz."

Ich versteife mich und halte die Luft an. Ich will nicht, dass sie Dad aufweckt, deshalb sehe ich sie an und warte bis sie etwas sagt.

Sie kommt zu mir getappt und mir fällt auf, wie verschlafen sie aussieht. Ihre Haare sind total durcheinander und sie hat dunkle Augenringe. "Können wir bitte reden?", flüstert sie durch die Dunkelheit mit einem Sicherheitsabstand von ungefähr zwei Metern. Ihre Stimme ist flehend und kratzig.

"Nein", sage ich reichlich unfreundlich.

Margret sieht bedrückt nach unten und sie lässt ihre Schultern hängen. "Ely, bitte nur noch einmal. Ich möchte dir so viele Dinge erklären."

Ich ziehe meine Brauen zusammen und sehe sie abschätzend an. "Hör auf mich so zu nennen", sage ich leise durch zusammengepresste Zähne. Ich hoffe, dass Aiden das alles nicht hören kann. "Und nein, ich werde nicht mit dir reden."

"Es tut mir leid..."

"War's das? Ich würde gerne schlafen gehen."

Margret nickt betroffen und schleift langsam zu ihrer Zimmertür. "Schlaf gut... Ravely." Zum Ende hin hat sie sich angehört, als würde sie weinen. Soll sie doch weinen. Ich habe jahrelang geweint.

Ich atme tief ein und gehe in mein Zimmer. "Da bin ich wieder", sage ich in mein Handy.

"Raven, wer war das denn?" Aiden klingt absolut nicht mehr belustigt.

Ich schalte Aiden auf Lautsprecher und ziehe mich aus. "Niemand von Bedeutung."

"Niemand von Bedeutung? Das klang aber anders. Sie klang sehr... traurig."

"Der Schein trügt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Satan so etwas wie Trauer empfinden kann."

Kurz herrscht Stille in der Leitung. "War das deine Mum?"

Ich gehe zu meinem Schrank und ziehe ein Shirt meines Vaters heraus. "Das war die Frau, die mir das Leben schenkte, ja."

Ich höre Aiden tief einatmen und er sagt dann: "Möchtest du darüber reden?"

Nachdem ich mir das Shirt übergezogen habe, halte ich mir das Handy wieder an das Ohr, schalte das Licht aus und lege mich ins Bett. "Ich weiß nicht. Ich glaube nicht."

"Hast du denn mit Scar darüber geredet?"

"Nein, wie denn auch?"

"Dann rede jetzt mit mir darüber."

Ich decke mich zu und starre an die Decke. "Wieso? Was würde das bringen?"

"Du kannst nicht ständig alles in dich hineinfressen. Ich bin hier und du kannst mit mir darüber reden. Glaub mir, danach fühlst du dich befreiter."

Ich seufze und beiße mir auf die Wange. Ich denke, er hat Recht. Vielleicht kann er mir ja sagen, wie ich damit umgehen soll, dass sie wieder da ist und mein Vater sich so gut mit ihr versteht.

Also erzähle ich ihm davon, wie ich nach Hause gekommen bin und meine Mutter am Esstisch saß und mich angrinste. Wie sie sich bei mir entschuldigt hat und weinte. Ich erzähle, wie mein Vater sie in Schutz nahm und ich am Ende nur noch für mich allein kämpfte. Davon, dass sie ein Zimmer bei uns hat und ich sie vorhin mit meinem Vater kichern hören habe, bevor ich zu Scars Party gegangen bin.

"Das ist eine ganz schön beschissene Situation", sagt Aiden, nachdem ich ihm alles erzählt habe. "Und du denkst, du kannst deiner Mutter niemals verzeihen?"

"Nein, auf keinen Fall. Es ist einfach unmöglich, selbst, wenn ich es wollen würde. Ich hätte zu schlimme Bilder von ihr vor meinem Auge, jedes Mal, wenn ich sie sehen würde."

Während ich Aiden alles erzählt habe, hat er mich komischerweise nicht einmal gefragt, was Margret mir und meinem Vater eigentlich angetan hat. Wahrscheinlich will er mir nicht zu nahe treten und ich muss ehrlich sagen, dass ich das gut finde.

"Das kann ich absolut nachvollziehen. Aber... ich weiß nicht, vielleicht solltest du ihr morgen - beziehungsweise heute einfach nochmal zuhören und ihre Seite der Geschichte hören. Vielleicht erklärt sich dann ihr Verhalten von damals."

"Ich glaube nicht, dass das überhaupt möglich ist. Sie ist einfach... es ist einfach unmöglich."

"Ich finde, dass du das tun solltest. Aber reden wir über etwas anderes. Ich merke, dass das Thema dich ganz schön anpisst." Er lacht. "Was machst du morgen?"

Ich gähne und lege mich auf die Seite. "Scar ihr gut durchdachtes Geschenk überreichen und dann - hm, weiß ich noch nicht. Du? Oh nein, stopp. Du gehst ja an den tollen Strand."

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