Czytaj książkę: «Dauergeil»
Im Jahr 1964 wurde Carrie Fox in Dinslaken, Nordrheinwestfalen geboren und verbrachte ihre Jugend in Duisburg.
Außer einer Eins in Deutsch und Kunst zeichnete sich nie ab, dass sie einmal Romane schreiben würde. Ihr beruflicher Lebenslauf führte sie über eine handwerkliche Ausbildung zur Verkaufsberaterin.
Seit vielen Jahren arbeitet sie für denselben Arbeitgeber und schafft sich ihren Ausgleich mit ihrem Hobby, dem Schreiben erotischer Romane. Sie publizierte in früheren Jahren über 50 wissenschaftliche Artikel für eine historische Fachzeitschrift und wechselte 2010 zum Thema Erotik.
Bisher von ihr erschienen sind:
2011 »Dauergeil«, Juicy-Books
2012 »Beobachte mich!«, Juicy-Books
2013 »Entfessle mich!«, Juicy-Books
2014 »Der Duft von Heu«, Juicy-Books (»Die VögelFarm«, Elysion-Books)
2015 »Die Vögelinsel«, Elysion-Books
2016 »Die Vögelfarm«, Elysion-Books
2017 »Anstandsfesseln«, Elysion-Books
2017 »Dauergeil«, Elysion-Books
geplant: 2018 »Duo Dominante« (Dauergeil 2), Elysion-Books
Carrie Fox
Dauergeil
CARRIE FOX
DAUERGEIL
ELYSION-BOOKS
2. überarbeitete Auflage: Oktober 2017
VOLLSTÄNDIGE AUSGABE
ORIGINALAUSGABE
© 2017 BY ELYSION BOOKS GMBH, LEIPZIG
ALL RIGHTS RESERVED
UMSCHLAGGESTALTUNG: Ulrike Kleinert
FOTO: © Bigstockphoto/PH.ok
LAYOUT &WERKSATZ: Hanspeter Ludwig
LEKTORAT: Inka-Gabriela Schmidt
ISBN (vollständiges Ebook) 978-3-960000-64-8
ISBN (vollständiges Buch) 978-3-960000-65-5
INHALT
Die Veränderung
Erste Erfahrungen
Silky Sexlife
Mikes Longdong
Zeig mir mehr!
Spanische Männer
Die Sexrevolution
Gangbang!
DIE VERÄNDERUNG
Seine heiße Zunge hinterließ eine prickelnde Flammenspur auf ihrer Haut. Er bedeckte ihren Körper mit leidenschaftlichen Zungenschmeicheleien und leckte feucht über ihre Brüste. Erregt reckten sich die Nippel in die Höhe. Sein nicht zu erkennendes Gesicht wanderte weiter nach unten, über ihre zarte Haut, ihren Bauch und ihre Hüftknochen. Gänsehaut überzog ihren Körper und sie stöhnte auf. Wenig später machte er sich mit seiner Zunge an ihrer Lustperle zu schaffen. Was für ein aufregendes Gefühl. Es war, als ob sie in die Höhe gezogen wurde. Sie spürte die Feuchte, die Hitze, die in ihrem Körper strahlte und ehe sie sich versah, überkam sie ein durchflutender Orgasmus, als ob sie durchgewirbelt und davongespült wurde.
Emma schreckte auf und blinzelte. Sie war aufgewacht und bemerkte, dass sich ihre Hand zwischen den Beinen befand. Sie zog sie heraus und betrachtete ihre benetzten Fingerkuppen. Wieder hatte sie so einen geilen, feuchten Traum, der sie immer dann im Schlaf übermannte, wenn sie Sehnsucht nach einem Mann hatte. Einen, der zu ihr gehörte, an den sie sich lehnen konnte und der ihr ein guter Liebhaber war. Schade, dass dieser unsagbar schöne Traum zu Ende war. Sie rieb sich die Augen und streckte ihre Arme so weit nach oben, dass ihre Brüste sich prall nach vorne richteten. Als sie sich anschließend entspannt hinsetzte, sah sie aus dem Fenster und stellte enttäuscht fest, dass der heutige Spätherbsttag trüb und grau war. Es war Montagmorgen. Es regnete. Wassertropfen liefen in diamantglänzenden Streifen an der Fensterscheibe herunter. Emma räkelte sich noch einmal, bevor sie sich entschloss, aufzustehen. Sie steckte ihre Füße, noch auf der Bettkante sitzend, in das Paar Birkenstocksandalen, die vor ihrem Bett warteten, stand auf und schlurfte völlig nackt zu ihrem Kleiderschrank. Ohne einen Blick in den Spiegel zu werfen, öffnete sie schwungvoll die beiden großen Türen und fand, dass sie heute als Kontrast zu diesem mehr als schlechten Wetter etwas Sonniges anziehen sollte, vielleicht etwas Gelbes oder Orangefarbenes. Sie nahm die Kleidungsstücke heraus und schloss die Türen ihres Schrankes wieder. Dann schlüpfte sie in die einfachen und bequemen Sachen und betrachtete sich eingehend im Spiegel, der sich auf den Außenseiten der Schranktüren befand. Dabei drehte sie ihre Hüften, um sich von allen Seiten begutachten zu können. Die Kleidung war praktisch und hinderte sie nicht daran, sämtliche Bewegungen auszuführen. Die Hose war mit einem Gummibund versehen, so dass sie sich in jede Richtung drehen oder sich in gebückter Haltung aufhalten konnte, um ihren häuslichen Tätigkeiten nach zu gehen. Sie sah sich genauer im Spiegel an. Ja, sie gab vor sich selbst zu, dass sie sich gehen lassen hatte. Vor allem, was die Kleidung betraf. Aber für wen, verdammt noch mal, sollte sie sich hübsch machen?
Sie betrachtete ihr tailliertes Shirt, das schon ein bisschen eng und polsterbetonend anlag und erinnerte sich dabei, wie es war, als sie dieses Shirt von ihrem damaligen Freund geschenkt bekommen hatte.… Szenen entstanden vor ihren Augen. Leidenschaftliche Augenblicke. Schöne Bilder aus einer glücklichen Zeit. Damals hatten sie einen Pauschalurlaub gebucht und für diesen Anlass hatte er ihr ein neues T-Shirt geschenkt. Sie liebte es und trug es im Hotel und am Strand täglich. Es duftete nach Ferien, Sonne, Salzwasser und Sonnencreme. Verträumt spürte Emma dem Gefühl nach und schloss genießend die Augen. Auch nach dem Urlaub und nach vielen Wäschen hatte dieses Shirt immer noch eine besondere Anziehungskraft auf sie. Es war ihr Lieblingsshirt geworden, aber jetzt … Sie erschrak vor ihrer Verlorenheit in der Welt der Erinnerungen … nein, das Shirt hatte nun ausgedient, es war das letzte Erinnerungsstück, das ihr noch von ihm geblieben war. Sie dachte an ihre längst vergangene Beziehung zu ihrem Freund. Zum Teufel, warum konnte sie ihn nicht vergessen? Zwei Jahre war es nun her.
Emma zog das Shirt wieder aus, knüllte es zusammen und schmiss es wütend in die Zimmerecke. Nein, irgendwann musste Schluss sein mit dem Nachtrauern. Zorn packte sie in diesem Moment, denn er hatte sie wegen einer anderen Frau sitzen gelassen, kurz nach diesem schönen Urlaub. Dreckskerl! Wie konnte er ihr das antun? Wut und Sehnsucht wechselten sich in ihrer Stimmung ab. Wehmütig dachte sie an die schöne Zeit vor ihrer Trennung zurück. Es tat immer noch weh … Sie drehte sich um und hob das Shirt noch einmal auf. Sie führte es an ihr Gesicht, hielt es in ihren geballten Händen, schloss die Augen und roch noch einmal prüfend daran, aber es duftete plötzlich nicht mehr nach Sonne, Sand und Meer, es hielt in ihr nur noch schmerzliche Erinnerungen wach. Schließlich warf sie es endgültig in den Mülleimer, so dass der metallene Deckel laut schepperte.
Sie hatte keinen Wert mehr auf ihr Aussehen gelegt, seit sie allein war. Sie betrachtete sich erneut im Spiegel, drehte und wendete sich und merkte, dass ihre innere Gleichgültigkeit sich auf ihr Äußeres übertragen hatte. Sollte sie nicht besser nach vorne blicken? War es nicht schon längst Zeit, einen neuen Anfang zu wagen? Emma trat einen Schritt näher an den Spiegel heran, bis ihr Gesicht fast das Glas berührte. Mittellange, braune Haare hingen glatt und ungleichmäßig bis über die Schultern. Sie zupfte eine Strähne aus dem Gesicht. Ihre großen braunen Augen waren das einzige, was ihr an sich gefiel. Sie hatte einen dezent geschwungenen Mund, der an den Winkeln ganz leicht nach oben zeigte, sodass er an das Lächeln der Mona Lisa erinnerte. Aber der Rest … Kleidung im Schlabberlook, ein ungepflegtes, verschlafenes Aussehen. So würde sie nie jemanden finden! Dabei war sie doch eigentlich noch gut aussehend, auch ungeschminkt. Sie konnte sich eigentlich sehen lassen, wenn da nicht ihre Hemmungen wären, vor Menschen zu treten und jemanden anzusprechen.
Der einzige Vorteil an ihrer derzeitigen Lebensphase war, dass sie frei war. Sie brauchte sich keine Sorgen mehr machen. Sie konnte sich ihre eigenen Ziele stecken oder auch ihre eigenen Ideen ausleben, ganz wie sie wollte, es war niemand mehr da, der sie aufhielt. Aber etwas hinderte sie daran. Sie konnte diese ungewohnte Situation noch nicht fassen, konnte ihre Empfindungen noch nicht einordnen und dem Ruf der Freiheit folgen. Es war schwer, das Gefühl frei zu sein, zu realisieren. Immer noch befand sie sich in einer Art abwartender Haltung, als ob noch etwas geschehen würde, das die ganze Geschichte rückgängig machen würde. Doch das würde natürlich niemals passieren …
Emma nahm die Hände hinter ihren Kopf und zog die Haare stramm zusammen, so dass es aussah, als hätte sie eine Hochsteckfrisur. Sie lächelte ihr Spiegelbild an. So schlecht sah sie doch nicht aus, gewiss könnte sie noch etwas aus ihrer Erscheinung herausholen. Warum sollte sie sich nicht nach einem geeigneten Mann umschauen? Schließlich konnte sie sich nicht für immer verkriechen, nur weil sie eine schlechte Erfahrung gemacht hatte. Die Frage, die sie bewegte, war, wie sie es anfangen sollte und vor allem, WO sie anfangen sollte?
Es gab nur eine, die ihr helfen konnte. Sie nahm das Telefon in die Hand und wählte die Nummer ihrer besten Freundin. Neidvoll beobachtete sie hin und wieder, wie Valentina sich verabredete. Sie hatte ständig Liebschaften, mal für ein paar Wochen, mal für einige Monate und einmal dauerte eine Verbindung sogar ein ganzes Jahr. Sie hatte zwar nie eine echte Beziehung, aber stets einen Mann an ihrer Seite. Wie stellte sie das bloß an? Wahrscheinlich machte das ihr italienischer Charme aus. Sie war schlank und rassig. Ihr Körper allein war schon ein Hingucker. Sie bewegte sich stets elegant, mit einem besonderen Hüftschwung. Dazu hatte sie dunkle, lange, sanft wellige Haare und feurig-erotische Augen, die dunkel schimmerten. Meist hatte sie ihre Augen mit einem rauchigen Lidschatten und schwarzer Mascara betont, so dass jeder Kerl in ihrem Blick gefangen war. Wenn sie ausging, trug sie oft einen roten Lippenstift auf ihren vollen, formvollendeten Lippen. Ihr Wesen war stets positiv gestimmt und so anders als bei anderen Frauen. Valentina war für Emma eine Exotin, wie sie sich viele wünschten. Sie war fröhlich und frivol und sie schaffte es, die Männer zu umgarnen, so dass jeder Kerl sie anhimmelte. Dabei klang ihr italienischer Akzent besonders aufreizend. Für Emma war Valentina einfach die perfekte Frau, die sich alle Männer der Welt angeln konnte. Sie brauchte nur mit den Augen zu klimpern und schon gehörte ihr derjenige Mann, den sie anvisiert hatte. Emma bewunderte ihre Art. Sie war ein Idol und tief in ihrer Seele wusste sie, dass es nicht verkehrt wäre, wenn sie Valentina nacheiferte oder es zumindest versuchte.
Valentina meldete sich mit ihrem melodisch klingenden Nachnamen Alamiano. Sie hatte bereits vor einiger Zeit eine Shoppingtour geplant und wollte Emma mitnehmen.
»Denk an Amore. Nur die Liebe zählt. Du willst doch einen Mann finden, der zu dir passt, oder? Mamma mia! Sieh dich doch mal an! Eine Veränderung würde dir gut tun, glaub mir. Oder willst du dein Leben lang allein bleiben?« Sie schnaufte ins Telefon und Emma glaubte, ihre Ungeduld bildlich vor sich zu sehen.
»Ich glaube, ich bin jetzt soweit«, erwiderte Emma und freute sich auf die Begegnung mit Valentina.
»Das wurde aber auch Zeit.«
»Glaubst du, dass ich mit einem neuen Outfit wieder jemanden für mich finden kann?«
»Was für eine Frage! Wünsch es dir einfach. Ich bin sicher, es wird in Erfüllung gehen. Ich hole dich heute um fünfzehn Uhr ab. Amore, Amore, Amore …«, sang Valentina ins Telefon. Emma kicherte und sah den berühmten hellen Streifen am Horizont. Alles würde gut werden, das spürte sie jetzt schon.
Endlich fühlte sie sich stark genug für einen Neubeginn. Valentina könnte Recht haben, eine Veränderung an ihrem Aussehen könnte etwas an der Situation ändern. Wahrscheinlich war es die einzige Wahl, die Emma treffen konnte. Ansonsten würde sich in ihrem kümmerlichen Dasein niemals etwas ändern. Schon beim Anziehen heute Morgen hatte sie bemerkt, wie recht Valentina hatte. Sie musste etwas grundlegend ändern, in ihrem tristen, eingefahrenen und stinklangweiligen Leben.
Emma bürstete ihre herunter hängenden Haare durch, zog ihre verwaschene Jeansjacke an und stieg in die bequemen Sportschuhe, die sie zu jedem Anlass trug. Dann griff sie den Stoffbeutel, den sie stets zum Einkaufen mitnahm und steckte ihre Kreditkarte in die Brusttasche ihrer Jeansjacke. Valentina wartete schon mit einem aufgespannten Regenschirm vor der Haustür.
»Komm! Das Wetter ist genau richtig für eine Einkaufstour.« Valentina hakte sich unter Emmas Arm und führte sie flink zum Auto. Der Regen prasselte auf ihren Schirm. Sie machten sich auf den Weg in das nahe gelegene Einkaufszentrum. Emma war gespannt, denn sie war sonst nicht gerade einkaufsfreudig. Sie kaufte Sachen generell nach ihrem Zweck, aber heute sollte sie Kleidung und Accessoires nach Optik kaufen. Viel Ahnung von der Mode hatte sie wirklich nicht. Ohne Valentina wäre sie aufgeschmissen.
Sie stiegen gleichzeitig aus dem Auto, wobei Valentina ihre silberne Umhängetasche über die Schulter schwang und Emma ihren braunen, verwaschenen Beutel in den Händen knüllte. Sie war nervös.
»Kannst du dir vorstellen, wie aufgeregt ich bin?« Emma sah Valentina skeptisch an.
»Ach komm, du kleines, hässliches Entlein, heute machen wir einen schönen Schwan aus dir. Los, avanti, avanti!!«
Gut, dass Valentina an ihrer Seite war, sie kannte sich aus, war immer modisch gekleidet, perfekt geschminkt und konnte ihr ehrlich sagen, was ihr stand und was sie lieber sein lassen sollte. Emma atmete noch einmal tief durch, bevor sie durch den Glaseingang in die lange, doppelgeschossige Passage trat. Auf der linken Seite in der unteren Etage befand sich ein Modefrisör. Bei ihm standen sie kurz darauf an der Theke, um sich anzumelden. Valentina übernahm das Wort.
»Haben sie noch einen Platz frei, Signore? Am besten sofort?«, und an Emma gerichtet erklärte sie: »Dieser Maestro flirtet wie ein Casanova, aber mehr will ich dir nicht verraten.«
»Natürlich, kommen sie rein. Für sie beide?« Er wedelte ihnen mit der Hand zu, dass sie eintreten sollten.
»Nein, für sie.« Valentina deutete mit dem Kopf in Emmas Richtung und trat einen Schritt zur Seite, damit sie gut sichtbar vor dem Frisör stehen konnte. Der nette Mann kam tänzelnd hinter der Theke hervor, deutete süffisant lächelnd und mit ausgestreckter Hand auf einen Frisörstuhl. Er sah trotz seiner weichlichen Gesichtszüge gut aus, hatte blondes, gepflegtes Haar und sicher gute Manieren.
»Nehmen sie Platz. Was soll ich denn mit ihnen machen?« Emma setzte sich, der Frisör hängte ihr mit einer eleganten Drehung einen bunten Umhang über die Schultern. Sie wurde den Eindruck nicht los, dass er schwul war. Seine weiblich wirkende Handgestik und sein übertriebenes Lächeln waren eindeutig.
»Mmh…«, überlegte sie unentschlossen.
»Sie haben wunderbare Haare und ich mache die schönste Frau der Stadt aus Ihnen, ebenso schön wie die hübsche Signora, ihre Freundin nehme ich an?« Als er den Umhang an ihrem Nacken zusammengebunden hatte, nahm er mit zwei Fingern einige Haarspitzen und begutachtete sie. Bisher hatte sie sich ihre Haare selbst geschnitten, das war auch für den Frisör offensichtlich, der mit prüfendem Blick alles erkannte.
»Es ist wohl schon ein wenig länger her, dass sie beim Frisör waren?«
»Ja kann schon sein.« Emma tat gleichgültig, obwohl es ihr sehr peinlich war. Was sollte er jetzt von ihr denken?
»Ein paar farbige Akzente könnte ich mir vorstellen«, lenkte sie ab und blies eine Haarsträhne wieder zurück, die über ihr Auge rutschen wollte.
»Er ist ein Figaro von Welt, die schönsten Frauen vertrauen auf seinen Stil.« Valentina lächelte ihm charmant zu und legte eine Hand bestätigend auf Emmas Schulter.
Der Frisör war ziemlich flink mit Schneiden und Färben. Seine Hände wuschen sanft und sie genoss es mit geschlossenen Augen. Nach dem Auswaschen fragte er, ob es noch eine Haarkur sein dürfe. Er nahm eine Handvoll Pflegemittel und verteilte es in massierenden Bewegungen auf ihrem Kopf. Emma genoss seine kreisenden Fingerbewegungen. Die Kuppen massierten sanft, jedoch mit einem angenehmen Druck. Sie bekam eine ordentliche Gänsehaut unter dem Abdeckcape. Gut, dass es niemand sah. Sie wäre gewiss rot angelaufen, hätte jemand ihre Reaktion bemerkt. Wie ein erotischer Schauer überlief es sie, von den Haarspitzen bis zu den Oberschenkeln und am Ende hatte sich ein kribbelndes Gefühl zwischen den Beinen breit gemacht. Wie wunderbar, so eine erotische Kopfmassage könnte sie öfter über sich ergehen lassen. Als er fertig war, zupfte der Frisör noch an der neuen Frisur und nebelte etwas Haarspray darüber. Er hielt einen Spiegel hinter ihren Kopf, damit sie die neue Haarpracht bewundern konnte. Emmas Haar war nun nackenlang, mit hellblonden Strähnen, die ihre ursprüngliche, braune Haarfarbe strahlen ließen. Sie nickte langsam, sich selbst betrachtend. Es gefiel ihr, neu gestylt zu sein. Als alles soweit fertig war, bat sie der Frisör zur Zahlung und deutete, sich leicht verbeugend, mit der Hand in Richtung Kasse. Und wieder befiel Emma der Gedanke, dass er schwul sein könnte. Schade eigentlich, sonst hätte sie mit ihm anfangen können, den Umgang mit Männern zu lernen. Aber wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wusste sie, dass sie sich niemals trauen würde, einen fremden Mann anzusprechen.
Wie schön, dass Valentina dabei war. Und das richtige Aussehen würde Emma helfen, offener und lockerer zu werden. Wenn sie jetzt noch geschminkt wäre, käme sie bald an ihr Ziel, das konnte sie deutlich spüren.
»Sieh mal hier, das kleine Schwarze.« Valentina hielt ein freizügiges Oberteil in die Höhe, das auf dem Bügel hing und ziemlich aufreizend aussah. Es war Emma sehr peinlich, dass es dabei auch andere Leute sehen konnten. Valentina kam mit dem knappen Teil auf sie zu gelaufen und hielt es ihr vor die Nase. Emma drehte sich weg, als gehörte sie nicht dazu.
»Stell dich doch nicht so an, Emma!« Valentina legte freundschaftlich eine Hand um ihre Schultern und drückte sie an sich.
»Aber so was will ich doch gar nicht haben.« Sie wehrte sich, obwohl sie wusste, dass Valentina es nur gut mit ihr meinte.
»Na gut, ist vielleicht ein bisschen wenig Stoff für dich. Schau da hinten, da hängen normale Shirts.«
»Normale Shirts? Das sind alles keine normalen Shirts, da sieht man ja alles.«
»Emma!«, entrüstete sich Valentina und schubste sie unauffällig in Richtung Kabine. Irgendwie hatte sie ja Recht, sie sollte sich nicht so haben. Sie hatte schließlich einen Entschluss gefasst und sollte sich den kommenden Dingen fügen, sonst würde das nie etwas. Sie verstand langsam, dass es um weitaus mehr ging, als nur neue Klamotten. Die Kleidung sollte zeigen, was in ihr steckte. »Kleider machen Leute«, hieß es doch und Emma sah ein, dass sie sich offen zeigen sollte. Wie sonst sollte sie Signale in die Männerwelt senden?
Sie betrachtete ihre Freundin. Valentina war schon wegen ihrem imposanten Auftreten und dem Reiz der südländischen Frauen ihr bestes Vorbild. Zwar war Emma keine feurige Italienerin, aber sie wollte es schaffen, ihren eigenen aufreizenden Stil zu erreichen. In einem Dessous-Geschäft hielt ihr Valentina einen wunderschönen BH vor die Brust. Emma hätte niemals nach einem BH gegriffen. Sie bestellte solche Dinge lieber aus einem Katalog, da brauchte sie niemandem beim Kauf ins Gesicht zu sehen. Röte stieg ihr in die Wangen. Es prickelte hitzig auf der Gesichtshaut und sie wurde nervös.
»Damit dein Busen schön zur Geltung kommt. Die Männer stehen nicht auf Naturbrüste, die herunterhängen.« Valentina lachte leise und knuffte Emma freundschaftlich auf den Oberarm. Dann stiegen sie in die Kabine und zogen den Vorhang zu. Der BH war schwarz mit einem silbernen Rüschenrand und dezenten Trägern. Er zauberte eine runde Form aus Emmas Busen. Wow, wie schön! Aber war das nicht zu aufreizend? Sie schielte zum Vorhang, ob er auch dicht geschlossen war. Neugierige Blicke konnte sie nicht ertragen, sie war doch halb nackt! Sie drängte sich an Valentina. Ihre Freundin nickte anerkennend und hob die Augenbrauen.
»Sieh hin.« Valentina drehte Emma in Richtung Spiegel. Es stand ihr wirklich gut, die schwarzen Körbchen passten haargenau. Mit zwei Fingern strich sie über die prallen Brüste. Gemeinsam betrachteten sie diesen ungewohnten Anblick. Ein gutes Gefühl erfasste Emma. Die qualitative Kleidung fühlte sich sanft auf der Haut an und saß perfekt am Körper.
»Ich sehe ja aus, wie eine … eine richtige Frau…«, stammelte sie und staunte in den Spiegel hinein. Ihre Brüste schienen größer und runder geworden zu sein. Was so ein BH alles hervor zaubern konnte.
»Und was für eine. Donna mia! So wirst du auffallen, Emma.«
Emma ließ ihre Finger über die wohlgerundeten Brüste gleiten und streichelte sanft über das Material des neuen BHs. Er fühlte sich insgesamt fest an, seine Oberfläche war samtig weich. Emma konnte den Blick nicht vom Spiegel abwenden. Dann zog sie ihren Bauch ein, sodass sie vor dem Spiegel noch schlanker wirkte. Das sah schon ganz anders aus. Der neue schwarze BH und die enge, schwarze Jeans passten wunderbar zusammen. Ihr flacher Bauch wirkte selbst auf sie einladend, zu gern hätte sie jetzt einen Bauchnabelkuss bekommen. Wenn sie jemanden kennen würde … Verträumt blickte sie in den Spiegel. Was neue Klamotten bewirken konnten. Sie zog ihr neues Glitzershirt über den Kopf. Es sah Klasse aus. Ein etwas länger geschnittener, schwarzer Blazer hatte es Emma angetan, diesen kaufte sie auch noch. Sie hatte die neu erstandenen Sachen anbehalten und die alten in einer großen Plastiktüte verstaut. Es fehlten noch passende Schuhe zum neuen Stil, dann wäre der Tag perfekt.
»Aber bitte keine hohen, auf denen kann ich nicht laufen«, sagte Emma zu Valentina.
»Na, es gibt doch auch schöne flache Schuhe, sie müssen nicht hoch sein, sie sollen einfach zu dir passen.«
Sie durchliefen die Reihen des nahe gelegenen Schuhgeschäfts und Emma steuerte direkt auf die flachen Schuhe zu, die ihr gefielen.«Das sind Ballerinas«, klärte Valentina sie auf. Die Schuhe passten ausgezeichnet zu Emmas neuem Outfit. Die elegante Form wurde von einigen blinkenden, winzigen Schmucksteinchen in der Mitte betont, deren Anordnung wie ein Sternenhimmel auf dem schwarzen Material glitzerte.
»Gefalle ich dir so?«, fragte sie und drehte sich noch einmal herum, dabei auf den Zehenspitzen gleitend, als wollte sie eine Pirouette drehen.
»Du musst nicht mir gefallen, sondern den Männern, aber das ist mit Sicherheit der richtige Einstieg. Du siehst sehr elegant aus. Beinahe majestätisch. Wie eine Contessa.« Valentina deutete eine huldvolle Verbeugung an.
»Was heißt Contessa?«
»Es heißt Gräfin. Aber Principessa würde dir noch viel besser stehen!« Es hieß Prinzessin, das konnte Emma auch ohne Übersetzung verstehen. Emma lachte über diese witzige Geste, zog die Schuhe wieder aus und ging damit zur Kasse. Es standen noch vier Kunden vor ihnen an. Die Zeit reichte für einen Smalltalk. So unterhielten sie sich über Aussehen und Wirkung, über Frauen die auf Männer Eindruck hinterlassen und über Männer, die Frauen unwiderstehlich finden können.
»Und was denkst du, wo man sie findet?« fragte Emma schließlich, während sie die Ballerinas auf die Theke stellte.
»Männer gibt es wie Sand am Meer, du findest sie eigentlich überall«, meinte Valentina.
»Das ist doch keine Antwort.« Emma sah sie fragend an.
»Ich selber finde sie in Diskotheken am schnellsten. Und ich werde immer fündig, das weißt du doch.« Valentina lächelte wie der Sonnenschein.
»Das ist kein Ort für mich, du kennst mich. Da ist es viel zu laut und zu voll.« Emma schüttelte den Kopf.
»Hast du es schon mal im Internet probiert?«
»Internet? Ach Mensch! Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin!«, sagte sie überrascht und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
Dann war sie dran, die Schuhe zu bezahlen.
Zurück auf dem langen Fliesenkorridor des Einkaufscenters hatte Emma eine Ecke entdeckt, in der große Mülltonnen standen. Sie schleuderte die Tüten mit den alten Klamotten hinein. Der Deckel senkte sich und vergrub symbolisch ihr vorheriges Aussehen. Für immer. Auf dem Weg zurück betrachtete sie sich in den Schaufensterscheiben. Leichtfüßig schwebte sie, sich selbst betrachtend, an den großen Fenstern vorbei, die nun eine ganz andere Emma spiegelten. Sie lächelte und bemerkte nicht, dass ihr ein junger Mann entgegen kam. Im letzten Moment sah sie den schnellen Schatten aus den Augenwinkeln, fast hätte es einen Zusammenstoß gegeben.
»Huch! Tschuldigung«, stammelte Emma erschreckt und legte eine Vollbremsung hin. Der junge Mann ging an ihr vorbei, lächelte und blickte sie direkt an. Sein Kopf drehte sich mit, als er weiter ging. Er sah ihr nach und pfiff hinter ihr her. Meinte er wirklich sie? Machten es die neuen Klamotten aus? Galt dieser bewundernde Pfiff wirklich Emma? Lange hatte sie so etwas nicht erlebt. Das war eine Beachtung, wie sie schöner nicht sein konnte. Nun war sie stolz und genoss die Bewunderung des fremden, gut aussehenden Typen. Ach könnte sie ihn doch näher kennen lernen. Doch er war zu schnell verschwunden. Er bog um die nächste Ecke und weg war er …
Als sie wieder zurück in ihrer Wohnung war, drückte sie mit dem Rücken die Haustüre zu, lehnte sich dagegen und ließ die Bilder des ereignisreichen Tages noch einmal Revue passieren. Dann sah sie an sich hinunter. Der moderne, elegante Blazer, die schöne neue Hose, die flachen Schuhe. Emma seufzte zufrieden und hatte plötzlich die Vision vom großen Glück mit einem neuen Mann. Ab jetzt hieß es, Chancen suchen, Bekanntschaften schließen und sich in das Abenteuer Männer stürzen.