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Der junge Norden 19 – Arztroman
O książce
Alex steht am Münchner Hauptbahnhof und wartet auf den Euromed aus Madrid, mit dem Julias Mutter nach München kommen soll. Sie will die schwangere Julia besuchen, um sicherzustellen, dass es ihrer Tochter und dem noch ungeborenen Baby gut geht. Während Alex ungeduldig auf die Anzeigetafel der Züge schaut, erinnert er sich an Julias Ankunft vor noch nicht einmal einem Jahr und lässt vor seinem geistigen Auge Revue passieren, was alles in den so ereignisreichen letzten Monaten passiert ist. Sein Schwelgen in Erinnerungen wird jedoch jäh unterbrochen, als am gegenüberliegenden Bahnsteig eine Frau bewusstlos neben ihrem Trolley und ihrer Reisetasche zusammenbricht. Alex eilt natürlich sofort herzu, leistet Erste Hilfe und verständigt den Rettungswagen. Einer der schwierigsten Fälle im bisherigen Leben des angehenden Mediziners hat seinen Anfang genommen.
»Tschüss, Sina! Bis heute Nachmittag in Physiologie II. Mach's gut!« Alex verabschiedete sich mit einem raschen Kuss von Sina und hastete mit schnellen Schritten die ausgetretene Holztreppe des Mietshauses in der Glockenbachstraße hinunter. Sina blickte ihm nach und hob die Hand, um zu winken, doch Alex nahm sich nicht einmal die Zeit, sich noch einmal umzuwenden. Beim gemeinsamen Frühstück mit Sina hatte er wieder einmal vergessen, dass der Zeiger der Uhr unerbittlich vorrückte, und nun musste er sich sputen, um noch rechtzeitig zu seiner Praktikumsschicht in die Behnisch-Klinik zu kommen. Wie gut, dass er dank der Mechanikerkünste von Bernds Freund wenigstens sein Motorrad wiederhatte! Auf dem Fahrrad wäre die Chance, halbwegs pünktlich zu sein, gleich null gewesen! Mit fliegenden Fingern setzte Alex seinen Helm auf, holte die Maschine aus dem Schuppen und startete. Einen Moment lang runzelte er die Stirn, weil er den Eindruck hatte, dass der Motor ein wenig seltsam klang, tat das Ganze aber als Einbildung ab. Fast musste er über sich selbst lachen. Da die Reparatur ziemlich teuer gewesen war und sein Spargeld fast zur Gänze aufgezehrt hatte, hörte er wohl allmählich Gespenster! Was für eine Verrücktheit! Sollte er sich stattdessen nicht lieber freuen, wie rasch die Maschine beschleunigte? Selbst nach einer ganzen Reihe von Fahrten wurde Alex das Gefühl nicht los, Bernds Freund habe eine Art Turbo eingebaut. Frohgemut drückte Alex aufs Gas und brauste die Glockenbachstraße entlang. Sie war angesichts der morgendlichen Stunde noch fast wie ausgestorben, sodass es flott voranging. Vielleicht blieb ihm, wenn er weiter so viel Glück hatte, in der Behnisch-Klinik sogar noch Zeit für ein Schwätzchen mit seinem Freund, dem Krankenpfleger Chris. Oder er konnte sich für ein Viertelstündchen in eine stille Ecke der Cafeteria zurückziehen, und sich noch einmal das Skript der letzten Physiologie II–Vorlesung zu Gemüte führen. Oder er konnte auf seinem Handy Sina anrufen.
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