Czytaj książkę: «Und dann kam die Muse»

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Und dann kam die Muse Reihe: Appetit

Die Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet dieses Buch

in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.


Erste Auflage 2016

© Größenwahn Verlag Frankfurt am Main, 2016

www.groessenwahn-verlag.de Alle Rechte vorbehalten. eISBN: 978-3-95771-116-8

Brigitte Münch

Und dann kam die Muse

Eine Geschichte für die nächtliche Eingebung



IMPRESSUM

Und dann kam die Muse

Reihe: Appetit

Autorin Brigitte Münch

Seitengestaltung Größenwahn Verlag Frankfurt am Main

Schrift Constantia

Covergestaltung Marti O´Sigma

Coverbild Foto: © Artemis Arnakis: »Kassandra«

Lektorat Yolanda Hellmanns Carvajal

Größenwahn Verlag Frankfurt am Main September 2016 eISBN: 978-3-95771-116-8

INHALT

UND DANN KAM DIE MUSE

REZEPT ZUR NÄCHTLICHEN EINGEBUNG: ›Kaltsunakia aus Kreta‹

BIOGRAPHISCHES

AUS DER REIHE APPETIT

AUS DEM VERLAGSPROGRAMM

Diese Kurzgeschichte von Brigitte Münch

»Und dann kam die Muse« ist ein Auszug aus dem Buch ›Geschenk vom Olymp und andere Bescherungen - Neue ägäische Geschichten‹ Seite 20, Kapiteltitel: ›Sage mir, Muse…‹ erschienen beim Größenwahn Verlag eBook / eISBN: 978-3-942223-59-1 print / ISBN: 978-3-942223-12-6

Tasso stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und das Kinn in die Hände. In früheren Zeiten, dachte er, saß man so über einem leeren Blatt Papier – jetzt starrte man auf den blanken Bildschirm des Computers. Diese wunderbare Maschine, die so vieles erleichterte, konnte eines jedenfalls nicht, genauso wenig wie ein herkömmlicher Schreibblock: eine zündende Idee herbeizaubern. Eine Inspiration ausspucken.

Vor zwei Wochen hatte er den Schlusspunkt hinter seine letzte Novelle gesetzt. Bis dahin hatte die Quelle reich gesprudelt … seitdem jedoch schien sie versiegt zu sein, oder der Brunnen trockengefallen, oder wie immer man es auch mehr oder weniger poetisch ausdrücken mochte – es lief auf dasselbe hinaus. Ein paar vage Ideen, Schemen mehr, führten eine Art Gespensterdasein in seinem Geist, sie ließen sich nicht fassen und nahmen keine tauglichen Formen an. Manche von ihnen machten sich gar lustig über ihn und tauchten auf und ab, wie die Schießbudenfiguren auf dem Jahrmarkt, die man mit einem Stoffball treffen will und meistens verfehlt: Schwupp, ist der Halunke grinsend wieder abgetaucht und der Ball gegen die leere Wand geprallt.

Tasso nahm die Brille ab, rieb sich die Augen und sah zum offenen Fenster hinter seinem Schreibtisch hinaus. Es war eine warme Augustnacht und still bis auf das Zirpen der Grillen. Die Blätter der Olivenbäume im Garten glänzten im Schein des Vollmonds, der die Alleinherrschaft über den tiefschwarzen Nachthimmel angetreten hatte und für die Zeit seiner Machtausübung das Heer der Sterne majestätisch aus seiner Bahn fegte. Eine sanfte Brise strich ab und zu durch die Bäume und brachte sie mehr zum Flüstern als zum Rauschen.

Die Nacht war zu schön, um einfach schlafen zu gehen. Allerdings hätte man mehr davon, dachte Tasso, wenn man sich nach draußen in den Garten setzte, statt hier drinnen vor dem brummenden Computer zu hocken, für nichts und wieder nichts. Man könnte sich ein Glas von dem kühlgestellten Wein holen, sich vielleicht sogar einen Zigarillo gönnen, draußen auf der Gartenbank im Schein des Mondes baden und die wunderbare würzige Nachtluft genießen. Und den Gedanken freigeben und sie nach eigener Lust und Laune durch die Büsche und Bäume streifen lassen.

Tasso schaltete den Computer aus, schob den Stuhl zurück und wollte gerade aufstehen – als er ein seltsames Geräusch hörte, das vom Fenster her kam. Etwas wie ein leises Seufzen … Er verharrte reglos in derselben Stellung und horchte. Da war es wieder – ja, es war ein Seufzen … aber von wo, von wem denn? Plötzlich sah er zu seinem Entsetzen, wie sich von außen eine mondbleiche Hand auf den Fenstersims legte! Und kurz darauf folgte eine zweite Hand…. Tasso wollte aufspringen, aber seine Glieder gehorchten ihm nicht. Ihm stockte der Atem, und im Nacken sträubten sich die Haare. Mit fliegendem Puls starrte er auf die beiden weißen Hände – hinter ihnen tauchte alsbald ein ebenso weißer Kopf auf, und schließlich zog sich eine Gestalt nach oben auf den Sims, nahm noch einen kurzen Schwung und ließ sich unter erleichtertem Ausatmen auf dem Fensterbrett nieder.

Aber nein, das war keine Gestalt … Das heißt: Es hatte durchaus Ähnlichkeit mit einem menschlichen Körper, er schien jedoch nicht stofflich zu sein. Kopf und Rumpf, Arme und Beine, alles war da – aber in einer einheitlichen mondweißen Durchsichtigkeit, und das ganze Gebilde waberte wie Nebelschwaden oder weißer Dampf. Wobei es sich jedoch nicht verflüchtigte, sondern im Ganzen an derselben Stelle blieb.

»Guten Abend, Tasso«, sagte das Gebilde mit einer immerhin festen Stimme. »Du hast mich gerufen.«

»Ich … hätte …«

»Entschuldige«, unterbrach ihn der Besucher auf der Fensterbank freundlich, »ich bin unhöflich! Ich sollte mich vielleicht erstmal vorstellen: Ich bin deine Muse. Eigentlich solltest du mich ja kennen.«

»Meine Muse …« Tasso versuchte, in der wabernden Erscheinung einen festen Punkt zu finden.

»Daran gewöhnt man sich nach einer Weile«, erklärte sie, da sie Tassos Irritation bemerkte. »Ich kann mich leider nicht plastischer machen. Das, was du jetzt von mir siehst, ist das Äußerste … Und glaub mir: Es kostet schon Anstrengung genug, diesen Zustand zu erreichen! Ich mache das auch nur sehr selten, und eigentlich ist es gar nicht erlaubt. Heute hatte ich aber so große Lust, mich ein bisschen zu unterhalten …«

»Mit mir?«

»Ja, mit dir. Du rufst mich schon seit einigen Tagen, aber ehrlich gesagt: Ich brauche auch mal etwas Urlaub, ich meine, ich habe in der letzten Zeit recht hart für dich gearbeitet und mal ein bisschen Erholung verdient.«

»Und um mir das zu sagen, bist du gekommen?«

»Oh nein, natürlich nicht!« Sie ließ ein gläsern tönendes Lachen folgen. »Es gehört nicht zu meinen Gewohnheiten oder Pflichten, über irgendetwas Rechenschaft abzulegen. Du merkst es ja selbst, wenn ich dir gerade nicht zu Diensten bin. Ich hatte ganz einfach Lust auf ein bisschen außerdienstliches Plaudern mit dir. Ich mag dich. Und wollte dich mal ganz privat besuchen, wenn du nichts dagegen hast.«

»Aber nein, natürlich nicht, ich fühle mich sehr geehrt! Verzeih nur, wenn ich mich erstmal an deine … äußere Erscheinung gewöhnen muss – ich hätte sie mir ein bisschen anders vorgestellt …«

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