Czytaj książkę: «Gefesselt», strona 2

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Kapitel 3

Riley zögerte einen Augenblick, bevor sie das BAU Gebäude betrat, unsicher, ob sie bereit war jemandem gegenüber zu treten. Sie hatte nicht geschlafen und war erschöpft bis auf die Knochen. Die Angst hatte sie wach gehalten und Adrenalin durch ihre Venen gepumpt, bis nichts mehr übrig geblieben war. Jetzt fühlte sie sich einfach leer.

Riley atmete tief durch.

Es hilft nichts, da muss ich durch.

Sie holte noch einmal tief Luft und ging dann entschlossen durch das geschäftige Gewirr aus FBI Agenten, Spezialisten und anderen Mitarbeitern. Während sie durch das Großraumbüro lief, sahen vertraute Gesichter von ihren Computerbildschirmen auf. Die meisten lächelten, als sie sie sahen, andere gaben ihr ein Daumen-hoch-Zeichen. Langsam war sie froh, dass sie gekommen war. Sie hatte etwas gebraucht, um ihre Stimmung zu heben.

“Gute Arbeit mit dem Puppen-Mörder”, sagte ein junger Agent.

Riley brauchte einen Moment, bis sie verstand, was er meinte. “Puppen-Mörder” musste der neue Spitzname für Dirk Monroe sein, den Psychopathen, den sie gerade festgenommen hatte. Der Name ergab Sinn.

Riley bemerkte außerdem, dass einige Gesichter sie wachsamer beobachteten. Zweifellos hatten sie von dem Zwischenfall des Vorabends in ihrem Haus gehört, da das ganze Team nach ihrem panischen Anruf zur Verstärkung gekommen war.

Die fragen sich wahrscheinlich, ob ich wirklich bei Verstand bin, dachte sie. Soweit sie wusste, glaubte absolut niemand in der Agentur, dass Peterson noch lebte.

Riley hielt vor dem Schreibtisch von Sam Flores, einem Laborttechniker mit einer dunklen Brille, der an seinem Computer saß.

“Haben Sie etwas Neues für mich, Sam?” fragte Riley.

Sam sah von seinem Bildschirm auf.

“Sie meinen den Einbruch, richtig? Ich habe mir gerade die vorläufigen Berichte angesehen. Ich fürchte wir haben nicht viel. Das Labor hat nichts an den Kieselsteinen gefunden – keine DNA oder Fasern. Auch keine Fingerabdrücke.”

Riley seufzte entmutigt.

“Lassen Sie mich wissen, wenn sich etwas ändert”, sagte sie und klopfte Flores auf die Schulter.

“Ich würde mich nicht darauf verlassen”, sagte Flores.

Riley ging weiter zu dem Bereich der von den Senior-Agenten geteilt wurde. Als sie an den kleinen, verglasten Büros vorbeiging, sah sie, dass Bill noch nicht da war. Das war eine kleine Erleichterung, aber sie wusste, dass sie früher oder später über die Spannungen zwischen ihnen reden mussten.

Sie kam in ihr eigenes, ordentliches und gut organisiertes Büro und bemerkte sofort, dass sie eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hatte. Sie war von Mike Nevins, dem forensischen Psychiater aus D.C., der von Zeit zu Zeit bei BAU Fällen als Berater tätig war. Über die Jahre war er eine Quelle außergewöhnlicher Einsichten geworden, nicht nur bei ihren Fällen. Mike hatte Riley durch ihre Posttraumatischen Störungen geholfen, nachdem sie von Peterson gefangen und gefoltert worden war. Sie wusste, dass er nachhorchen wollte, ob es ihr gut ging, wie er es so oft tat.

Sie wollte ihn gerade zurückrufen, als die breite Form von Spezialagent Brent Meredith in ihrem Türrahmen erschien. Die kantigen Gesichtszüge des Teamleiters, deuteten seine geradlinige Persönlichkeit an. Sein Anblick und seine Anwesenheit beruhigten sie immer.

“Willkommen zurück, Agentin Paige”, sagte er.

Riley stand auf und schüttelte ihm die Hand. “Danke, Agent Meredith.”

“Wie ich höre, hatten Sie ein kleines Abenteuer letzte Nacht. Ich hoffe es ist alles in Ordnung.”

“Es geht mir gut, danke.”

Meredith sah sie freundlich besorgt an und Riley wusste, dass er sich fragte wie bereit sie für die Arbeit war.

“Würden Sie mich für einen Kaffee in den Pausenraum begleiten?” fragte er.

“Danke, aber es gibt einige Akten, die ich dringend überprüfen muss. Ein andermal.”

Meredith nickte und sagte nichts. Riley wartete darauf, dass er sprach. Er hatte zweifellos gehört, dass sie Peterson als den Eindringling genannt hatte. Er wollte ihr die Möglichkeit geben ihre Meinung zu sagen. Aber sie wusste auch, dass Meredith nicht dazu geneigt sein würde ihr bezüglich Peterson zu glauben.

“Nun, dann gehe ich wohl besser”, sagte er. “Lassen Sie mich wissen, wenn Sie Zeit für einen Kaffee oder Mittagessen haben.”

“Das mache ich.”

Meredith hielt inne und drehte sich noch einmal zu Riley.

Langsam und betont sagte er, “Seien Sie vorsichtig, Agentin Paige.”

Riley verstand die Bedeutung hinter diesen Worten. Erst kürzlich hatte ein anderer Agent, weiter oben auf der Karriereleiter, sie wegen Ungehorsams suspendiert. Die Beurlaubung war aufgehoben worden, aber ihre Position könnte immer noch heikel sein. Riley spürte, dass Meredith ihr eine freundliche Warnung gab. Er wollte nicht, dass sie etwas tat, was sie in Schwierigkeiten bringen würde. Lautstark zu verkünden, dass Peterson noch lebte und in ihr Haus eingebrochen war, könnte Probleme mit den Agenten geben, die den Fall als abgeschlossen deklariert hatten.

Sobald sie alleine war, ging Riley zu ihrem Aktenschrank und zog die dicke Akte über Peterson heraus. Sie legte sie offen auf ihren Schreibtisch und blätterte durch die Seiten, um ihre Erinnerungen an ihren Erzfeind aufzufrischen. Sie fand keine hilfreichen Informationen.

Der Mann blieb ein Rätsel. Es hatte nicht einmal Nachweise seiner Existenz gegeben, bis Bill und Riley ihn schließlich gefunden hatten. Es war möglich, dass Peterson nicht einmal sein richtiger Name gewesen war und sie hatten verschiedene Namen gefunden, die mit ihm in Verbindung gebracht werden konnten.

Während Riley durch die Notizen blätterte, fand sie Fotos von seinen Opfern – Frauen, die in einem flachen Grab gefunden worden waren. Sie alle hatten Brandmale, die Todesursache war manuelle Strangulation. Riley erschauderte bei der Erinnerung an die großen, kräftigen Hände, die sie gefangen und wie ein Tier eingesperrt hatten.

Niemand wusste wie viele Frauen er wirklich getötet hatte. Es könnten noch weitaus mehr unentdeckte Leichen geben. Da Marie und Riley die ersten waren, die die Gefangenschaft überlebt hatten, war bis zu dem Zeitpunkt auch nicht bekannt gewesen, dass er Frauen in der Dunkelheit mit einer Propangasfackel folterte. Und niemand war bereit zu glauben, dass Peterson noch lebte.

Die ganze Sache zog sie runter. Riley war dafür bekannt in den Verstand der Mörder blicken zu können – eine Fähigkeit, die ihr manchmal Angst machte. Trotzdem war sie nie in der Lage gewesen sich in Peterson hineinzuversetzen. Sie hatte das Gefühl ihn noch weniger zu verstehen als je zuvor.

Er war Riley nie wie ein organisierter Psychopath vorgekommen. Die Tatsache, dass er seine Opfer in flachen Gräbern platzierte, deutete auf das Gegenteil hin. Er war kein Perfektionist. Trotzdem war er sorgfältig genug, um keine Spuren zurückzulassen. Der Mann war wirklich paradox.

Sie erinnerte sich an etwas, das Marie kurz vor ihrem Selbstmord gesagt hatte.

“Vielleicht ist er wie ein Geist, Riley. Vielleicht ist das passiert, als du ihn in die Luft gejagt hast. Du hast seinen Körper getötet, aber nicht seinen bösen Geist.”

Er war kein Geist und Riley wusste es. Sie war sich sicher – sicherer als je zuvor – dass er dort draußen war und sie sein nächstes Ziel. Trotzdem hätte er ein Geist sein können, soweit es sie anging. Niemand sonst schien an seine Existenz zu glauben.

“Wo bist du, Bastard?” wisperte sie laut.

Sie wusste es nicht und hatte keinen Weg es herauszufinden. Es gab nichts, was sie tun konnte. Sie hatte keine andere Wahl, als es vorerst ruhen zu lassen. Sie schloss die Akte und ordnete sie wieder in ihrem Aktenschrank ein.

Da klingelte ihr Telefon. Sie sah, dass der Anruf durch eine Leitung kam, die sich die Spezialagenten teilten. Es war die Leitung, die von der BAU Zentrale genutzt wurde, um Anrufe an die passenden Agenten weiterzuleiten. In der Regel übernahm der Agent den Fall, der zuerst den Hörer abnahm.

Riley sah zu den anderen Büros. Niemand sonst schien gerade in seinem Büro zu sein. Die anderen Agenten waren entweder im Pausenraum oder arbeiteten an einem Fall. Riley nahm den Hörer ab.

“Spezialagentin Riley Paige. Was kann ich für Sie tun?”

Die Stimme am anderen Ende klang gequält.

“Agentin Paige, hier ist Raymond Alford, Polizeichef in Reedsport, New York. Wir haben hier ein wirkliches Problem. Wäre es in Ordnung, wenn wir das über einen Video-Anruf besprechen würden? Ich denke, das würde bei der Erklärung helfen. Und ich habe einige Fotos, die sie besser selber sehen sollten.”

Rileys Neugier war geweckt. “Natürlich”, sagte sie. Sie gab Alford ihre Kontaktinformationen. Einige Augenblicke später sprach sie mit ihm von Angesicht zu Angesicht. Er war ein schlanker Mann, der älter als sie zu sein schien. Er sah müde und angespannt aus.

“Wir hatten hier einen Mord letzte Nacht”, erklärte Alford. “Einen wirklich hässlichen. Lassen Sie mich ein paar Bilder zeigen.”

Ein Foto erschien auf Rileys Bildschirm. Es zeigte etwas, das die Leiche einer Frau zu sein schien, die an einer Kette über Bahngleisen hing. Die Leiche war in mehrere Ketten gewickelt und schien seltsam gekleidet zu sein.

“Was hat das Opfer an?” fragte Riley.

“Eine Zwangsjacke”, sagte Alford.

Das überraschte Riley. Sie sah sich das Foto genauer an und fand die Aussage bestätigt. Dann verschwand das Foto und Riley sah sich wieder Alford gegenüber.

“Chief Alford, Ich weiß ihren Anruf zu schätzen. Aber warum denken Sie, dass das ein Fall für das BAU ist?”

“Das gleiche ist vor fünf Jahren schon einmal passiert”, sagte Alford.

Das Bild einer anderen Leiche erschien. Sie war ebenfalls eingekettet und trug eine Zwangsjacke.

“Damals war es eine Teilzeit-Mitarbeiterin im Gefängnis, Marla Blainey. Die MO war identisch – außer, dass sie am Flussufer deponiert wurde, nicht aufgehängt.”

Alfords Gesicht tauchte wieder auf.

“Diesmal ist es Rosemary Pickens, eine örtliche Krankenschwester”, sagte er. “Niemand kann sich ein Motiv denken, für keine der Frauen. Sie waren beide bei allen beliebt.”

Alford lehnte sich resigniert in seinem Stuhl zurück und schüttelte den Kopf.

“Agentin Paige, meine Leute und ich sind überfordert. Dieser neue Mord muss eine Nachahmung sein, oder es handelt sich um einen Serienmörder. Das Problem ist, beides ergibt keinen Sinn. Wir haben diese Art von Problem nicht in Reedsport. Reedsport ist eine kleine Touristenstadt am Hudson und wir haben nur etwa siebentausend Einwohner. Manchmal müssen wir einen Streit schlichten oder einen Touristen aus dem Fluss fischen. Aber schlimmer wird es hier normalerweise nicht.”

Riley dachte darüber nach. Das hörte sich tatsächlich nach einem Fall für das BAU an. Sie sollte Alford direkt an Meredith weiterleiten.

Aber Riley schielte zu Merediths Büro und sah, dass er noch nicht zurück war. Sie würde ihn später darüber informieren müssen. In der Zwischenzeit konnte sie ihm vielleicht helfen.

“Was waren die Todesursachen?” fragte sie.

“Kehle durchgeschnitten, bei beiden.”

Riley versuchte ihre Überraschung nicht zu zeigen. Strangulation und stumpfe Gewalteinwirkung waren weitaus üblicher.

Das schien ein äußerst ungewöhnlicher Mörder zu sein. Trotzdem war es die Art von Psychopath, die Riley gut kannte. Sie war auf diese Fälle spezialisiert. Es war bedauerlich, dass sie ihre Fähigkeiten bei diesem Fall nicht würde einbringen können. Ihr noch frisches Trauma würde dafür sorgen, dass sie den Fall nicht zugeteilt bekam.

“Haben sie die Leiche abgenommen?” fragte Riley.

“Noch nicht”, sagte Alford. “Sie hängt noch dort.”

“Dann tun Sie es nicht. Lassen Sie sie dort. Warten Sie, bis unsere Agenten da sind.”

Alford sah nicht glücklich darüber aus.

“Agentin Paige, das wird nicht einfach werden. Sie ist direkt neben den Bahnlinien und kann vom Fluss aus gesehen werden. Und die Stadt kann diese Art von Publicity wirklich nicht gebrauchen. Ich stehe unter enormem Druck.”

“Lassen Sie sie dort”, beharrte Riley. “Ich weiß, dass es nicht einfach ist, aber es ist wichtig. Es wird nicht lange dauern. Wir werden noch heute Nachmittag Agenten schicken.”

Alford nickte in stummer Zustimmung.

“Haben Sie mehr Fotos von den letzten Opfern?” fragte Riley. “Irgendwelche Detailaufnahmen?”

“Sicher, ich schicke sie Ihnen.”

Riley betrachtete eine Serie von Nahaufnahmen der Leiche. Die örtlichen Polizisten hatten einen guten Job gemacht. Die Fotos zeigten wie eng und aufwendig die Ketten um die Leiche gewickelt waren.

Schließlich kam sie zu dem Gesicht des Opfers.

Riley spürte wie ihr Herz ihr bis zum Hals schlug. Die Augen des Opfers waren hervorgetreten, ihr Mund durch eine Kette geknebelt. Aber das war nicht, was Riley erschreckte.

Die Frau sah aus wie Marie. Sie war älter und schwerer, aber trotzdem hätte Marie ihr wahrscheinlich sehr ähnlich gesehen, hätte sie noch zehn Jahre länger gelebt. Das Bild traf Riley wie ein emotionaler Schlag in den Magen. Es war, als würde Marie aus dem Grab heraus verlangen, dass sie diesen Mörder fasste.

Sie wusste, dass sie diesen Fall übernehmen musste.

Kapitel 4

Peterson fuhr die Straße entlang, nicht zu schnell, nicht zu langsam, zufrieden, dass er das Mädchen endlich wieder in Sichtweite hatte. Endlich hatte er sie gefunden. Da war sie, Rileys Tochter, alleine, auf dem Weg zur Schule, keine Ahnung, dass er sie verfolgte; dass er kurz davor war ihr Leben zu beenden.

Während er sie betrachtete, hielt sie plötzlich an und drehte sich um, als würde sie vermuten, dass sie beobachtete wurde. Sie blieb einen Moment unsicher stehen. Ein paar andere Studenten gingen an ihr vorbei in das Gebäude.

Er hielt am Bordstein, um zu sehen, was sie tun würde.

Nicht, dass das Mädchen an sich für ihn wichtig gewesen wäre. Ihre Mutter war sein eigentliches Ziel. Ihre Mutter hatte seine Pläne durchkreuzt und dafür musste sie bezahlen. Das hatte sie schon, zumindest teilweise – schließlich hatte er Marie Sayles zum Selbstmord getrieben. Aber jetzt würde er ihr das Mädchen nehmen, das ihr am meisten bedeutete.

Mit größtem Vergnügen sah er zu, wie sie sich umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung ging. Offensichtlich hatte sie entschieden heute nicht zum Unterricht zu gehen. Sein Herz schlug schneller – er wollte sie sofort packen. Aber er konnte nicht. Noch nicht. Er musste sich selber dazu anhalten geduldig zu sein. Es waren zu viele Leute unterwegs.

Peterson fuhr weiter, einmal um den Block, und zwang sich geduldig zu sein. Er musste ein Lächeln der Vorfreude unterdrücken. Durch das, was er für ihre Tochter geplant hatte, würde Riley auf mehr Weisen leiden, als sie sich vorstellen konnte. Obwohl das Mädchen noch ungelenk und schlaksig aussah, ähnelte sie ihrer Mutter sehr. Das würde es besonders befriedigend machen.

Das Mädchen kam wieder in Sicht, während sie eilig die Straße entlang ging. Er hielt wieder und beobachtete sie für ein paar Minuten, bevor er bemerkte, dass sie die Straße nahm, die aus der Stadt führte. Falls sie alleine nach Hause gehen wollte, dann würde das der perfekte Moment sein, um sie zu schnappen.

Mit klopfendem Herzen fuhr Peterson noch einmal um den Block, um die Vorfreude auszukosten.

Die Leute mussten lernen bestimmte Vergnügen hinauszuzögern. Peterson wusste, wie er genau bis zum richtigen Zeitpunkt warten musste. Verzögerte Befriedigung machte alles noch angenehmer. Er hatte das durch Jahre voller köstlicher, andauernder Grausamkeit gelernt.

So viel, auf das man sich freuen kann, dachte er zufrieden.

Als das Mädchen wieder in Sichtweite kam, lachte Peterson laut auf. Sie versuchte per Anhalter zu fahren. Gott meinte es offenbar heute gut mit ihm. Er schien dazu bestimmt zu sein ihr Leben zu nehmen.

Mit dem freundlichsten Lächeln, das er zu Stande bringen konnte, hielt er neben ihr an.

“Kann ich dich irgendwo hin mitnehmen?”

Das Mädchen lächelte ihn breit an. “Danke. Das wäre super.”

“Wo soll es denn hingehen?” fragte er.

“Ich lebe außerhalb der Stadt.”

Das Mädchen gab ihm die Adresse.

Er sagte, “Da komme ich dran vorbei. Spring rein.”

Das Mädchen setzte sich auf den Beifahrersitz. Mit zunehmender Befriedigung sah er, dass sie sogar die Haselnussbraunen Augen ihrer Mutter hatte.

Peterson drückte den automatischen Knopf, um die Fenster und Türen zu verriegeln. Durch das leise Summen der Klimaanlage bemerkte das Mädchen es nicht einmal.

*

April fühlte ein angenehmes Rauschen von Adrenalin, als sie den Sicherheitsgurt anlegte. Sie war noch nie per Anhalter gefahren. Ihre Mutter würde einen Anfall bekommen, sollte sie es herausfinden.

Natürlich geschah ihr das Recht, dachte April. Es war absolut daneben gewesen sie die Nacht bei ihrem Vater verbringen zu lassen – und das nur wegen der verrückten Idee von ihr, dass Peterson in ihrem Haus gewesen war. Das konnte nicht stimmen, und April wusste es. Auf der Fahrt zu ihrem Vater hatten die zwei Agenten ihr das auch gesagt. So wie die beiden miteinander geredet hatten, schien die ganze Agentur zu denken, dass ihre Mutter eine Schraube locker hatte.

Der Mann sagte, “ Also, was bringt dich nach Fredericksburg?”

April wandte sich ihm zu. Er war ein angenehm aussehender Typ mit einem großen Kinn, wuscheligen Haaren und Bartstoppeln. Er lächelte.

“Schule”, antwortete April.

“Ein Sommerkurs?” fragte der Mann.

“Genau”, sagte April. Sie hatte nicht vor ihm zu sagen, dass sie sich entschieden hatte den Unterricht ausfallen zu lassen. Nicht, dass er wie die Art von Mann aussah, die das nicht verstehen würde. Er schien ganz cool zu sein. Vielleicht hätte er kein Problem damit ihr zu helfen die Autorität ihrer Eltern zu umgehen. Trotzdem war es besser kein Risiko einzugehen.

Das Lächeln des Mannes wurde leicht verschmitzt.

“Und was denkt deine Mutter darüber, dass du per Anhalter fährst?” fragte er.

April spürte, wie sie rot wurde.

“Oh, sie hat kein Problem damit”, log sie.

Der Mann kicherte. Es war kein angenehmes Geräusch. Und plötzlich fiel April etwas auf. Er hatte gefragt, was ihre Mutter dachte, nicht was ihre Eltern darüber dachten. Warum hatte er das so betont?

Der Verkehr war morgens recht dicht um die Schule. Es würde eine Weile dauern nach Hause zu kommen. April hoffte, dass der Mann nicht vorhatte sich den ganzen Weg zu unterhalten. Das könnte schnell peinlich werden.

Aber nach ein paar Straßenblocks in vollkommener Stille, fühlte sich April noch unbehaglicher. Der Mann hatte aufgehört zu lächeln und sah eher grimmig aus. Sie bemerkte, dass alle Türen verschlossen waren. Verstohlen versuchte sie das Beifahrerfenster aufzumachen. Es bewegte sich nicht.

Das Auto hielt hinter eine Reihe von Autos an einer Ampel. Der Mann betätigte den linken Blinker. Panik erfasste April.

“Ähm … wir müssen hier geradeaus”, sagte sie.

Der Mann antwortete nicht. Hatte er sie einfach nicht gehört? Sie brachte nicht die Nerven auf, um noch einmal zu fragen. Außerdem wollte er vielleicht einfach nur eine andere Route nehmen. Aber sie konnte sich keinen Weg denken, auf dem er sie in dieser Richtung nach Hause bringen konnte.

April wusste nicht, was sie tun sollte. Vielleicht um Hilfe schreien? Würde sie jemand hören? Und was wenn der Mann sie einfach nicht gehört hatte? Vielleicht hatte er gar nicht vor ihr etwas anzutun. Das wäre furchtbar peinlich.

Dann sah sie jemanden mit seinem Rucksack über den Schultern den Bürgersteig entlangschlurfen. Es war Brian, ihr quasi fester Freund in letzter Zeit. Sie klopfte laut an das Fenster.

April atmete erleichtert auf, als Brian sich umdrehte und sie sah.

“Willst du mitfahren?” bedeutete sie ihm lautlos.

Brian grinste und nickte.

“Oh, das ist mein Freund”, sagte April. “Können wir anhalten und ihn mitnehmen, bitte? Er ist sowieso gerade auf dem Weg zu meinem Haus.”

Es war eine Lüge. April hatte keine Ahnung, wo Brian gerade hin wollte. Der Mann sah finster aus und grunzte. Er schien nicht glücklich darüber zu sein. Würde er anhalten? Aprils Herz schlug schneller.

Brian sprach in sein Handy, während er auf dem Bürgersteig stand und wartete. Aber er sah direkt auf das Auto und April war sich sicher, dass er den Fahrer deutlich sehen konnte. Sie war froh einen potenziellen Zeugen zu haben, nur für den Fall, dass der Mann etwas vorhatte.

Der Mann betrachtete Brian, und sah deutlich, wie er in sein Handy sprach und zu ihnen sah.

Ohne ein Wort zu sagen, entriegelte er die Türen. April bedeutete Brian hinten einzusteigen, also öffnete er die Tür und setzte sich. Er schloss die Tür als die Ampel umsprang und die Autos wieder anfuhren.

“Danke fürs Mitnehmen”, sagte Brian fröhlich.

Der Mann antwortete nicht. Er blickte weiter finster vor sich her.

“Er bringt uns zu mir nach Hause, Brian”, sagte April.

“Cool”, erwiderte Brian.

April fühlte sich jetzt sicher. Falls der Mann wirklich böse Absichten hatte, würde er wahrscheinlich nicht sie beide entführen. Er würde sie bestimmt direkt nach Hause fahren.

April fragte sich, ob sie ihrer Mutter von dem Mann und ihren Vermutungen über ihn erzählen sollte. Aber das würde bedeuten zuzugeben, dass sie den Unterricht geschwänzt hatte und per Anhalter gefahren war. Ihre Mutter würde ihr bis in alle Ewigkeit Hausarrest verpassen.

Außerdem, dachte sie, konnte der Fahrer nicht Peterson sein.

Peterson war ein psychopathischer Killer, kein normaler Mann, der ein Auto fuhr.

Und Peterson war schließlich tot.

12,25 zł
Ograniczenie wiekowe:
16+
Data wydania na Litres:
10 września 2019
Objętość:
261 str. 3 ilustracje
ISBN:
9781632917102
Format pobierania:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip