Czytaj książkę: «Ehe Er Fühlt»
Blake Pierce
Blake Pierce ist der Autor der Bestseller RILEY PAGE Mystery Reihen, die zehn Bücher umfasst (und mehr). Blake Pierce ist ebenfalls Autor der MACKENZIE WHITE Mystery Reihe, die aus sechs Büchern (und mehr) besteht; der AVERY BLACK Mysterie Reihen, die fünf Bücher (und mehr) umfässt und der neuen KERI LOCKE Mystery Reihe, die aus vier Büchern (und weiteren) besteht.
An alle eifrigen Leser und lebenslange Fans des Mystery und Thriller Genres, Blake liebt es von Ihnen zu hören, bitte besuchen Sie www.blakepierceauthor.com um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben.
Copyright © 2017 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Wenn nicht anders im U.S. Copyright Gesetz von 1976 vorgegeben, darf diese Veröffentlichung nicht wiedergegeben, verteilt oder in irgendeiner Form auf keinen Fall auf einem Datenträger oder einem Abrufsystem gespeichert werden, nicht ohne vorherige Erlaubnis des Autors. Dieses Buch ist ausdrücklich zum persönlichen Vergnügen lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiter verkauft oder an andere Menschen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben oder es nicht ausschließlich für Ihre Nutzung gekauft wurde, dann geben Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Dies ist eine Fiktions Arbeit. Namen, Charaktere, Geschäfte, Organsiationen, Orte, Veranstaltungen und Vorfälle sind entweder das Produkt der Vorstellungskraft des Autors oder werden nur fiktionell genutzt. Jegliche Ähnlichkeit mit aktuellen Personen, lebend oder tot ist zufällig. Buchumschlagsbild Copyright Kichigin, mit Lizenz von Shutterstock.com
BÜCHER VON BLAKE PIERCE
RILEY PAIGE KRIMI SERIE
VERSCHWUNDEN (Band #1)
GEFESSELT (Band #2)
ERSEHNT (Band #3)
GEKÖDERT (Band #4)
GEJAGT (Band #5)
VERZEHRT (Band #6)
VERLASSEN (Band #7)
ERKALTET (Band #8)
MACKENZIE WHITE KRIMI SERIE
BEVOR ER TÖTET (Band #1)
BEVOR ER SIEHT (Band #2)
BEVOR ER BEGEHRT (Band #3)
BEVOR ER NIMMT (Band #4)
BEVOR ER BRAUCHT (Band #5)
EHE ER FÜHLT (Band #7)
AVERY BLACK KRIMI SERIE
GRUND ZU TÖTEN (Band #1)
GRUND ZU FLÜCHTEN (Band #2)
GRUND ZU VERSTECKEN (Band #3)
GRUND ZU FÜRCHTEN (Band #4)
KERI LOCKE KRIMI SERIE
EINE SPUR VON TOD (Band #1)
EINE SPUR VON MORD (Band #2)
EINE SPUR VON LASTER (Band #3)
PROLOG
Er hatte das Buch mindestens schon ein Dutzend Mal gelesen, aber das war okay. Es war ein gutes Buch und er war sogar so weit gegangen, dass er jedem Charakter seine oder ihre eigene Stimme gegeben hatte. Es war auch eines seiner Lieblingsbücher – Etwas Böses ist auf dem Weg von Ray Bradbury. Für die meisten schien es ein merkwürdiges Buch zum Vorlesen der Bewohner des Blindenheimes zu sein, aber allen denen er es vorlas, schien es zu gefallen.
Er näherte sich dem Ende und seine aktuelle Bewohnerin hörte aufmerksam zu. Ellis, eine fünfundsiebzigjährige Frau hatte ihm erzählt, dass sie blind geboren war und die letzten elf Jahre in einem Heim gelebt hatte, nachdem ihr Sohn entschieden hatte, sich der Last seiner blinden Mutter zu entledigen und sie ins Wakeman Heim für Blinde geschickt hatte.
Ellis schien ihn gleich zu mögen. Sie hatte ihm später erzählt, dass sie nur wenigen anderen Bewohnern von ihm erzählt hatte, weil sie ihn gerne alleine für sich haben wollte. Und das war in Ordnung für ihn. Tatsache war, dass das sehr gut war, soweit es ihn betraf.
Noch besser, vor drei Wochen hatte sie darauf bestanden, die Mauern des Heimes zu verlassen; sie wollte seine Geschichten in der frischen Luft genießen, mit der Brise auf ihrem Gesicht. Und obwohl es heute keine große Brise gab – war es tatsächlich mörderisch heiß – das war in Ordnung für ihn. Sie saßen in einem kleinen Rosengarten eineinhalb Kilometer vom Heim entfernt. Es war, wie sie sagte, ein Ort, den sie oft besuchte. Ihr gefiel der Geruch der Rosen und das Summen der Bienen.
Und jetzt erzählte seine Stimme ihr die Ray Bradbury’s Geschichte.
Er war froh, dass sie ihn so mochte. Er mochte sie auch. Ellis unterbrach sein Lesen nicht mit Hunderten von Fragen, wie andere das taten. Sie saß einfach da, schaute in die Weite, die sie noch nie richtig gesehen hatte und hing an jedem einzelnen Wort von ihm.
Als er das Kapitel beendet hatte, überprüfte er seine Uhr. Er war bereits zehn Minuten über seine normale Zeit geblieben. Er hatte keine anderen Menschen, die er heute noch besuchen wollte, aber er hatte Pläne für später.
Er legte sein Lesezeichen zwischen die Seiten und legte das Buch ab. Ohne die Ablenkung der Geschichte erkannte er, wie bedrückend die südliche Hitze auf seinem Rücken war.
“War es das für heute?”, fragte Ellis.
Er lächelte bei der Beobachtung. Es wunderte ihn immer wieder, wie gut die anderen Sinne, das Sehen wettmachten. Sie hörte, wie er sich auf der kleinen Bank in der Nähe des Zentrums des Gartens bewegte, dann das weiche Geräusch des Buches, das er auf seine Beine legte.
“Ja, tut mir leid”, sagte er. “Ich habe bereits zehn Minuten überzogen.”
“Wie viel ist noch übrig?”, fragte sie.
“Über vierzig Seiten. Ich denke, wir werden es nächste Woche beenden. Hört sich das gut an?”
“Perfekt”, antwortete sie. Dann zögerte sie kurz und fügte hinzu: “Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie frage … naja Sie wissen schon … das ist dumm, aber …”
“Nein, das ist in Ordnung, Ellis.”
Er lehnte sich zu ihr herüber und ließ sie sein Gesicht anfassen. Sie ließ ihre Hände an den Konturen entlang laufen. Er verstand den Drang danach (und Elli war nicht die einzige blinde Frau, die das mit ihm gemacht hatte), aber er fand es immer noch befremdend. Ein flüchtiges Lächeln überflog sein Gesicht, als sie sich ihren Weg um seinen Kopf tastete und dann ihre Hände entfernte.
“Danke”, sagte sie. “Und danke fürs Lesen. Ich habe mich gefragt, ob Sie irgendwelche Ideen für das nächste Buch haben?”
“Hängt davon ab, in was für einer Stimmung Sie sind?”
“Ein Klassiker, vielleicht?”
“Das ist Ray Bradbury”, antwortete er. “Es geht hier um Klassik, soweit ich weiß. Ich glaube nicht, dass ich den Herr der Fliegen hier irgendwo rumliegen haben.”
“Das ist der, wo die Jungen auf einer Insel stranden, oder?”
“Kurz gesagt, ja.”
“Hört sich gut an. Aber dieser hier … dieses Etwas Böses ist auf dem Weg ist brillant. Gute Wahl!”
“Ja, es ist einer meiner Lieblingsbücher.”
Er war eher froh, dass sie nicht das hinterhältige Lächeln auf seinem Gesicht sehen konnte. Etwas Böses ist auf dem Weg, tatsächlich, dachte er.
Er nahm das Buch, abgenutzt und ramponiert von der jahrelangen Nutzung, erstmalig vor über dreißig Jahren geöffnet. Er wartete, bis sie bei ihm stand, wie ein ungeduldiges Date. Sie hatte ihren Gehstock dabei, aber benutzte ihn selten.
Sie gingen zurück zum Wakeman Home für Blinde, ein kurzer Weg. Er fragte sich, wie es sein musste, sich auf alle seine anderen Sinne verlassen zu müssen, um sich zu bewegen. Es musste erschöpfend sein, sich in einer Welt zu bewegen, die man nicht sehen konnte.
Während er ihr Gesicht studierte, hoffte er am allermeisten, dass Ellis genossen hatte, was sie von dem Buch gehört hatte.
Er hielt das Buch eng an sich gedrückt, fast schon ein wenig enttäuscht, dass Ellis niemals das Ende erfahren würde.
*
Ellis erwischte sich dabei, wie sie an die jungen Männer von Etwas Böses ist auf dem Weg, dachte. Es war Oktober im Buch. Sie wünschte sich, dass hier ebenfalls Oktober wäre. Aber nein … es war Ende Juli in Südvirginia und sie glaubte nicht, dass es noch heißer werden könnte. Auch nach der Planung ihres Spaziergangs kurz vor der Dämmerung, betrug die Temperatur immer noch grausame 32° Grad, laut Siri auf ihrem iPhone.
Leider hatte sie Siri gut kennengelernt. Sie war eine gute Art, die Zeit verstreichen zu lassen, wenn sie in ihrer hochnäsigen, kleinen Stimme Ellis über Belanglosigkeiten, Wetter und Sport aufklärte.
Es gab ein paar wenige technisch versierte Menschen im Heim, die immer aufpassten, dass all ihre Computer Gadgets aktuell waren. Sie hatte ein MacBook mit iTunes und einer recht beträchtlichen Musikbücherei. Sie hatte auch das neuste iPhone und sogar eine ganz aktuelle App, die auf ein angehängtes Gadget antwortete, die es ihr ermöglichte, in Braille zu interagieren.
Siri hatte ihr gerade gesagt, dass es 30°C draußen waren. Das schien unmöglich, wenn man bedachte, dass es fast 19:30 Uhr war. Aber okay, dachte sie. Ein wenig Schweiß schadet niemandem.
Sie dachte daran ihren Spaziergang ausfallen zu lassen. Es war ein Spaziergang, den sie mindestens fünf Mal die Woche machte. Und sie hatte ihn heute bereits gemacht, als sie sich mit dem Mann getroffen hatte, der ihr vorlas. Sie brauchte die Übung nicht, aber … naja sie hatte bestimmte Rituale und Routinen. Es ließ sie sich normal fühlen. Sie fühlte sich gesund. Außerdem lag etwas Bestimmtes in dem Geräusch des Abends, während die Sonne unterging. Sie konnte fühlen, wie sie unterging und hörte es manchmal, wie ein sanftes elektrisches Summen in der Luft, während die Welt ruhig wurde, zog die Dämmerung ein.
Sie entschied sich also ihren Spaziergang zu machen. Zwei Menschen im Haus sagten ihr auf Wiedersehen, bekannte Stimmen – eine gefüllt mit Langeweile, die andere mit abgestumpften Beifall. Sie genoß das Gefühl der frischen Luft auf ihrem Gesicht, als sie auf den Hauptrasen trat.
“Wo gehen Sie denn jetzt hin Ellis?”
Es war eine weitere bekannte Stimme – die des Verwalters von Wakeman, ein fröhlicher Mann, namens Randall Jones.
“Mein üblicher Spaziergang”, antwortete sie.
“Es ist aber so heiß! Machen Sie einen kurzen Spaziergang. Ich will nicht, dass Sie ohnmächtig werden!”
“Oder das ich meine alberne Sperrstunde verpasse”, erwiderte sie.
“Ja oder das”, sagte Randall ein wenig spöttisch.
Sie ging weiter, fühlte die drohende Anwesenheit des Hauses hinter sich abnehmen. Sie fühlte die offene Fläche vor sich, der Rasen, der auf sie wartete. Daneben war der Bürgersteig und 800 Meter später, der Rosengarten.
Ellis hasste den Gedanken, dass sie fast sechzig wurde und eine Sperrstunde hatte. Sie verstand es, aber sie fühlte sich damit wie ein Kind. Trotzdem, abgesehen von ihrer Blindheit hatte sie es recht gut im Blindenheim. Sie hatte sogar den netten Mann, der einmal in der Woche zum Vorlesen kam – und manchmal auch zwei Mal. Sie wusste, dass er auch anderen vorlas. Aber diese Menschen waren in anderen Heimen. Hier bei Wakeman war sie die Einzige, der er vorlas. Sie fühlte sich besonders dadurch. Sie fühlte sich, als wenn er sie bevorzugte. Er hatte sich bei ihr beschwert, dass die meisten lieber Romanzen oder Bestseller genossen. Aber bei Ellis konnte er Dinge lesen, die er genoss. Vor zwei Wochen hatten sie Cujo von Stephen King beendet. Und jetzt dieses Bradbury Buch und –
Sie hielt inne in ihrem Spaziergang und wandte leicht ihren Kopf.
Sie dachte, sie hätte etwas in der Nähe gehört. Aber nach dem sie angehalten hatte, hörte sie es nicht wieder.
Wahrscheinlich nur ein Tier, das rechts von mir durch die Wälder streift, dachte sie. Es war immerhin Südvirginia … und es gab viele Wälder und viele Viecher, die darin lebten.
Sie schwang ihren Stock vor sich und fand eine merkwürdige Beruhigung in diesem vertrauten klick klick Geräusch, als es den Gehweg streifte. Obwohl sie natürlich noch nie den Pfad oder die Straße daneben gesehen hatte, wurden sie ihr mehrere Male beschrieben. Sie hatte sogar ein geistliches Bild in ihrem Kopf zusammengesetzt, verband die Gerüche mit der Beschreibung von Blumen und Bäumen, die einige der Pflegekräfte und Helfer des Heimes ihr gegeben hatten.
Innerhalb von fünf Minuten konnte sie die Rosen mehrere Meter vor sich riechen. Sie konnte die Bienen darum summen hören. Manchmal dachte sie, sie könnte sogar die Bienen riechen, die mit Pollen bedeckt waren und welchen Honig sie irgendwo produzieren.
Sie kannte den Pfad zum Rosengarten so gut, dass sie den Weg auch ohne ihren Blindenstock finden würde. Sie war den Weg mindestens tausend Mal in den elf Jahren in dem Heim gelaufen. Sie kam hierher, um über ihr Leben nachzudenken, wie die Dinge so schwierig geworden waren, dass ihr Mann sie vor fünfzehn Jahren verlassen hatte und dann ihr Sohn vor elf Jahren. Sie vermissten den Bastard von Ex-Mann nicht, aber sie vermisste das Gefühl der Hand eines Mannes an ihr. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann war das einer der Gründe, warum sie es so sehr genoß, das Gesicht des Mannes zu fühlen, der ihr vorlas. Er hatte ein starkes Kinn, hohe Wangenknochen und sprach in dieser gedehnten Sprechweise, der man gerne zuhörte. Er konnte ihr das Telefonbuch vorlesen und sie würde es genießen.
Sie dachte an ihn, als sie den bekannten Umriss des Gartens betrat. Der Boden war kiesig und fühlte sich hart unter ihren Füßen an, aber alles andere vor ihr fühlte sich weich und einladend an. Sie machte einen Moment Pause und bemerkte, dass wie üblich an Nachmittagen, sie den Platz ganz für sich hatte. Niemand anderes war da.
Wieder hielt sie an. Sie hörte etwas hinter sich.
Ich fühle es auch, dachte sie.
“Wer ist da?”, fragte sie.
Sie bekam keine Antwort. Sie war so spät hier hergekommen, weil sie wusste, dass der Garten dann leer war. Manche kamen hier nach sechs Uhr abends her, weil die Stadt Stateton in der sich das Wakeman Blindenheim befand, ein kleiner Ort war.
Als sie vor fünfzehn Minuten herausgekommen war, hatte sie nach Bewegungen gelauscht, um zu hören, ob noch jemand vor ihr auf dem Rasen war und es war niemand da gewesen. Sie hatte auch niemand anderen auf dem Weg hier her zum Garten gehört. Es gab die Möglichkeit, dass jemand mit Absicht hier hergekommen war, um sich anzuschleichen oder sie zu erschrecken. Aber das wäre gefährlich. Es gab Strafe für solch ein Verhalten in der Stadt, Gesetze, die von einer bewährten Süd-Polizei erzwungen wurden, die nicht zimperlich war, wenn es um einheimische Jugendliche und Tyrannen ging, die versuchten, die Behinderten zu mobben.
Aber da war es schon wieder und das Gefühl, dass jemand da war, war jetzt stärker. Sie roch jemanden. Es war kein schlechter Geruch. Tatsächlich war er ihr bekannt.
Angst durchfuhr sie und dann öffnete sie ihren Mund, um zu schreien.
Aber ehe sie das konnte, fühlte sie plötzlich einen immensen Druck an ihrem Hals. Sie fühlte auch etwas anderes, das aus der Person wie Hitze entstieg.
Hass.
Sie würgte, konnte nicht schreien, nicht sprechen, nicht atmen sie fühlte, wie sie auf ihre Knie sank.
Der Druck, der sich um ihren Hals zog und das Gefühl des Hasses schienen in sie zu dringen, als Schmerz sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete und zum ersten Mal war Elli erleichtert, dass sie blind war. Als sie fühlte, wie das Leben aus ihr wich, war sie erleichtert, dass sie sich das Gesicht des Teufels nicht anschauen musste. Stattdessen hatte sie nur die allzu bekannte Dunkelheit hinter ihren Augen, die sie bei was auch immer sie nach diesem Leben erwartete, willkommen hießen.
KAPITEL EINS
Mackenzie White war immer in Bewegung, sie war völlig zufrieden damit auf ihre kleine Kabine beschränkt zu sein. Sie war noch glücklicher, als McGrath sie vor drei Wochen angerufen hatte, um ihr zu sagen, dass es dank einer Runde von Regierungsentlassungen ein freies Büro gab, und wenn sie wollte, wäre es ihrs. Sie hatte ein paar Tage gewartet und als es niemand anderes genommen hatte, war sie eingezogen.
Es war minimal möbliert, nur mit ihrem Tisch, einer Bodenlampe, einem kleinen Bücherschrank und zwei Stühle gegenüber ihrem Tisch. Ein großer Dry-Erase Kalender hing an der Wand. Sie starrte auf den Kalender, während sie eine Pause zwischen E-Mails und Anrufen machte, in dem Versuch mehr Einzelheiten über einen bestimmten Fall herauszufinden.
Es war ein älterer Fall …. Ein Fall, der mit einer Visitenkarte verbunden war, die sie auf dem Dry-erase Kalender mit einem Magneten befestigt hatte:
Barker Antiquitäten
Es war der Name eines Geschäfts, das anscheinend niemals existiert hatte.
Alle Ermittlungsversuche, die aufkamen, wurden für gewöhnlich sofort wieder gestrichen. Am nächsten waren sie dem Ganzen gekommen, als Agent Harrison einen Ort in New York entdeckt hatte, der eine mögliche Verbindung sein konnte. Aber das war am Ende ein Mann gewesen, der alte Knock-off Antiquitäten in seiner Garage in den späten 80ern verkauft hatte.
Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass sie so nahe dran war, einen Hinweis zu finden, der sie zu Antworten führen würde, nach denen sie gesucht hatte – Antworten im Hinblick auf den Tod ihres Vaters und dem augenscheinlich verbundenen Mord, der früher in diesem Jahr stattgefunden hatte.
Sie versuchte an dem Gefühl, dass da draußen etwas war festzuhalten, es war unsichtbar, aber dennoch irgendwie direkt vor ihrer Nase. Das musste sie, an Tagen wie diesem, wenn sie drei mögliche Hinweise hatte, die alle durch Handy Anrufe und E-Mails gestorben war.
Die Visitenkarte war für sie zu einem Puzzlestück geworden. Sie starrte jeden Tag darauf, versuchte eine Herangehensweise herauszufinden, die sie noch nicht probiert hatte.
Sie war so darin vertieft, dass sie sich ein wenig erschrak, als jemand an ihre Bürotür klopfte. Sie schaute zur Tür und sah Ellington dort stehen. Er steckte seinen Kopf hinein und schaute sich um.
“Naja, eine Büroanstellung steht dir immer noch nicht.”
“Ich weiß”, sagte Mackenzie. “Ich fühle mich wie eine Heuchlerin. Komm rein.”
“Oh, ich hab nicht so viel Zeit”, sagte er. “Ich hab mich nur gefragt, ob du vielleicht mit mir Mittagessen gehen willst.”
“Klar”, antwortete sie. “Warte unten auf mich in einer halben Stunde und –“
Ihr Telefon klingelte und unterbrach sie. Sie las das Display und sah, dass es McGraths Durchwahl war. “Eine Sekunde”, sagte sie. “Das ist McGrath.”
Ellington nickte und machte ein spielerisch ernstes Gesicht.
“Agentin White”, sagte sie.
“White, hier ist McGrath. Ich will Sie beide in meinem Büro sehen, so schnell wie möglich, es geht um einen neuen Auftrag. Sagen Sie Ellington Bescheid und bringen Sie ihn mit.”
Sie öffnete ihren Mund um Ja, Sir zu sagen, aber McGrath legte auf, bevor sie so viel Atem hatte holen können.
“Scheint so, als ob das Mittagessen warten muss”, sagte sie. “McGrath will uns sehen.”
Sie teilten einen unbehaglichen Blick, als derselbe Gedanke sie zu durchfahren schien. Sie hatten sich schon oft gefragt, wie lange sie ihre Beziehung vor ihren Kollegen geheim halten konnten, besonders vor McGrath.
“Glaubst du er weiß Bescheid”, fragte Ellington.
Mackenzie zuckte mit den Schultern. “Ich weiß es nicht. Aber er hat gesagt, er will uns wegen eines Auftrag sehen. Wenn er es also weiß, dann ist das anscheinend nicht der Grund für seinen Anruf.”
“Dann lass es uns herausfinden”, meinte Ellington.
Mackenzie loggte sich auf ihrem Computer aus und zusammen mit Ellington ging sie durch das Gebäude und in Richtung McGraths Büro. Sie versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass es ihr wirklich egal war, ob McGrath über sie Bescheid wusste. Es war kein Grund zur Suspendierung oder Ähnliches, aber er würde ihnen wahrscheinlich nie wieder erlauben zusammenzuarbeiten, wenn er es herausfand.
Sie versuchte also ihr Bestes sich nicht allzu besorgt zu sein, war es aber trotzdem ein wenig. Sie versuchte es so gut wie möglich hinunterzuschlucken, als sie sich McGraths Büro näherten. Sie versuchte absichtlich so weit wie möglich entfernt von Ellington zu gehen.
***
McGrath schaute sie argwöhnisch an, als sie auf den beiden Stühlen vor seinem Tisch Platz nahmen. Es war ein Stuhl, an den Mackenzie sich langsam gewöhnte, darauf zu sitzen und entweder eine Lektion zu bekommen oder von McGrath gelobt zu werden. Sie fragte sich, was es heute wäre, ehe er ihnen ihren Auftrag zuteilte.
“Also lassen Sie uns zuerst einmal mit Gerüchten aufräumen”, sagte McGrath. “Ich habe bemerkt, dass da was zwischen Ihnen vor sich geht. Ich weiß nicht, ob es Liebe ist oder nur ein Flirt oder was … und es ist mir auch ehrlich gesagt egal. Aber das ist Ihre erste und einzige Warnung. Wenn das Ihre Arbeit beeinträchtigt, dann werden Sie nie wieder als Partner zusammenarbeiten. Und das wäre verdammt schade, weil Sie beide wirklich gut zusammenarbeiten. Haben wir uns verstanden?”
Mackenzie sah keinen Grund zu widersprechen. “Ja Sir.”
Ellington wiederholte ihre Antwort und sie grinste, als sie sah, dass er ein wenig peinlich berührt aussah. Sie nahm an, er war nicht der Typ, der daran gewöhnt war, von Vorgesetzten gemaßregelt zu werden.
“Okay, da wir das jetzt aus der Welt geschafft haben, kommen wir jetzt zum Fall”, sagte McGrath. Wir haben einen Anruf vom Sheriff einer kleinen südlichen Stadt, namens Stateton bekommen. Dort befindet sich ein Blindenheim – und das war es, soviel ich weiß. Letzte Nacht wurde dort eine blinde Frau ganz nah an der Einrichtung getötet. Und als wenn das nicht schon tragisch genug wäre, ist es der zweite Mord an einer blinden Person im Staat Virginia innerhalb von zehn Tagen.
In beiden Fällen scheint es ein Trauma im Nacken zu geben, was ein Erwürgen anzeigt, sowie auch Reizung an den Augen.”
“War das erste Opfer auch Bewohner des Heimes?”, fragte Mackenzie.
“Ja, aber soweit ich weiß, war das ein viel kleineres Heim. Ursprünglich wurde spekuliert, dass der Mörder ein Familienmitglied war, aber es hat nur eine Woche gedauert, bis das ausgeräumt war. Mit einer zweiten Leiche und dem, was aussieht wie ein sehr spezifisches Set an Zielen, ist es wahrscheinlich nicht zufällig. Sie verstehen also die Dringlichkeit dieser Situation, hoffe ich. Ehrlich, wenn ich das so höre, machen mir Kleinstädte bald Angst. Es gibt nicht viele Menschen dort, es sollte also einfacher sein, schnell den Verdächtigen zu finden. Ich gebe Ihnen beiden den Fall, weil ich von Ihnen erwarte, den Fall innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden abzuschließen. Weniger wäre noch besser.”
“Ist Agent Harrison in dem Fall nicht involviert?”, fragte Mackenzie. Da sie seit seine Mutter gestorben war, nicht wieder mit ihm gesprochen hatte, fühlte sie sich schon fast schuldig. Auch wenn er sich nie wie ein Partner angefühlt hatte, respektierte sie ihn dennoch.
“Agent Harrison wird woanders gebraucht”, sagte McGrath. “Für diesen Fall wird er für Sie recherchieren … Recherchen, schnellere Informationen und solche Dinge. Ist es Ihnen unangehnem mit Agent Ellington zu arbeiten?”
“Nein überhaupt nicht Sir”, antwortete sie und bereute das sie überhaupt etwas gesagt hatte.
“Gut. Die Personalabteilung bucht Ihnen ein Zimmer in Stateton. Ich bin kein Idiot …. Also habe ich nur ein Zimmer angefordert. Auch weenn bei Ihnen nichts außer dieser kleinen Affäre herauskommt, dann spare ich dem Büro zumindest die Unterbringungskosten.”
Mackenzie war sich nicht sicher, ob das McGraths Versuch war einen Witz zu machen. Es war schwer zu sagen, weil dieser Mann nie zu lächeln schien.
Als sie aufstanden, um ihren Auftrag zu erfüllen, fiel Mackenzie auf wie vage McGraths Antwort auf Harrison ausgefallen war. Er war anderweitig beschäftigt, dachte Mackenzie. Was sollte das bedeuten?
Das war aber dennoch nicht ihre Sorge. Stattdessen hatte sie einen Fall von McGrath zugeteilt bekommen, der schnell erledigt werden sollte. Sie konnte bereits die Herausforderung in sich brodeln fühlen, die sie dazu drängte, sofort anzufangen.