Czytaj książkę: «Abenteuer im Odenwald 1+2», strona 3

Czcionka:

Kapitel 8
In der Hütte

Als sie schon langsam müde wurde, kamen sie endlich an der Hütte an. Hütte war eigentlich übertrieben, es war eher ein Schuppen. Nicht einmal gut genug, um ein Fahrrad unterzustellen, befand Lene, aber besser als nichts. Wernher öffnete die Tür und bedeutete ihr, erst einmal draußen zu warten. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass es sicher war, zog er Lene zu sich hinein. „Feuer kann ich leider keines machen, aber ich habe ein paar Lebensmittel in der Nähe und etwas zu trinken, sowie eine Decke. Das muss erst einmal genügen!“, beschied ihr Wernher und Lene schloss resigniert die Augen. Die Hütte bestand aus einem einzigen Raum - die Möbel aus einem Strohhaufen in der Ecke, vermutlich das Bett (sie schüttelte sich schon beim Gedanken daran, dort schlafen zu müssen), eine alte Holzkiste und eine Feuerstelle. Sonst gab es nichts. „Äh, Wernher?“ „Ja Lene, was ist?“ „Ich müsste mal aufs Klo.“ sagte Lene mit gesenktem Kopf. „Aufs Klo? Was ist das?“ „Die Toilette, der Abort.“ „Ah, der Abtritt!“ Abtritt? Ieh! Das klang nicht gut, fand Lene. „Ja, ich glaube, so nannte man das früher.“ „Kommt mit, Mädel. Hier ist ein Loch hinter dem Haus, da könnt ihr euer Geschäft hineinmachen und mit der Schaufel, die danebenliegt, Erde darüber häufen.“ „Gibt es keine Wasserspülung?“ „Wasserspülung? Was soll denn das sein? Wenn ihr mögt, könnt ihr euch auch in einen Bach erleichtern, dann habt ihr Wasserspülung, so viel ihr wollt!“ Lene ging seufzend nach draußen und verschwand hinter der Hütte. Sie tat alles wie geheißen und war froh, dass der Druck erst einmal weg war. Zurück in der Hütte, fiel ihr plötzlich etwas ein. „Wernher, ich könnte mit meinem Handy versuchen, meine Oma anzurufen.“ „Hä?“ Er stand sichtlich auf dem Schlauch. „Na, mit dem Ding das leuchtet. Das ist gleichzeitig ein Telefon. Mit einem Telefon kann man Leute, die weit weg sind, anrufen und mit ihnen reden, auch wenn man sie nicht sieht.“ „So einen Blödsinn habe ich mein Lebtag noch nicht gehört! Dann versucht es halt, wenn ihr meint, dass das funktioniert?“ Seiner abwertenden Bemerkung zum Trotz beäugte er das Handy mit Interesse. „Ich stelle es laut, dann hörst du was ich sage und was Oma antwortet, ebenso.“ Lene schaltete das Handy ein. Sie hatte es heruntergefahren, damit der Akku nicht so schnell alle würde, es war jetzt schon nur noch auf 41 Prozent.

Kapitel 9
Stimme aus einer anderen Zeit

Sie wählte Omas Nummer und hörte es tuten. Tatsächlich – es klingelte! Lene war ganz aufgeregt und konnte kaum noch stillsitzen. „Hörst du es? Es klingelt bei Oma!“ „Tuuut -tuuuut – tuuuut“, dann hörte man, wie jemand abhob. „Faust Helga - Lenchen bist du es? Melde dich doch, sag etwas, ich habe solche Angst um dich“, sprudelte Oma aufgeregt hervor. „Ja, Oma, ich bin es, Lene.“ Sie konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen ungehindert hinunterliefen. „Oma, ich bin in einer anderen Zeit gelandet, bitte hilf mir!“ „Lene, ich höre nur Rauschen und ganz weit weg, das könnte deine Stimme sein. Sprich doch lauter, mein Kind!“ Lene brüllte, so laut sie konnte, ins Telefon, aber es war sinnlos, die Oma verstand sie nicht. Es tat so weh, ihre Stimme zu hören und fast mit ihr reden zu können – fast! Lene schluchzte hemmungslos. Wie konnte das nur sein? Wie?! Sie verstand gar nichts mehr und weinte, bis sie nicht mehr konnte. Wernher hielt sie die ganze Zeit im Arm und tröstete sie. Lene war froh über seine tröstliche Gegenwart. Er streichelte ihr unbeholfen über den Rücken und klopfte ihr ein wenig auf die Schulter. „Ach Wernher, was soll ich denn jetzt machen? Ich kann nicht heim und Oma ist so nah und doch ganz weit weg.“ Er sah sie ratlos an und es fiel ihm nichts anderes ein, als ihr weiter übers Haar zu streichen und sie wieder in den Arm zu nehmen. Lene richtete sich auf und streichelte ihm nun ihrerseits übers Haar. Er war ja auch arm dran. Immerhin wollte ihn jemand umbringen und scheute nicht vor üblen Methoden und sogar Mord nicht zurück - ihr schauderte. Eigentlich fühlte sich sein Haar gar nicht so schmutzig an, wie es aussah. Schön weich war es. Sie streichelte ihn weiter und Wernher nahm ihren Kopf und drückte ihn an seine Brust. „Wir müssen nur fest zusammenhalten, dann werden wir sicher eine Lösung finden aus dieser Not“, murmelte er beruhigend in ihr Haar. Lene legte ihm den Arm um den Hals und zog sich auf seinen Schoß. Das tat gut. Sie fühlte sich richtig wohl und geborgen. Sie kuschelte sich so nah es ging an ihn und hörte seinen Herzschlag - das klang wunderbar beruhigend. Wohlig lächelnd schlief sie ein. Wernher sah auf sie hinunter und machte sich seine Gedanken. Was sollte er nur mit diesem seltsamen Geschöpf anfangen? Er betrachtete ihre langen Wimpern, den wilden ungebändigten, braunen Haarschopf, von einer Art Band zusammengehalten. Vertrauensvoll lag sie lächelnd an seiner Brust und er nahm sie gerührt noch fester in die Arme. Oh je, das waren nicht nur väterliche Gefühle, die er da verspürte, aber er bezähmte sich. Sie vertraute ihm und er hatte nicht vor, ihr Vertrauen zu missbrauchen. Vorsichtig stand er mit ihr auf und trug sie zu dem Haufen Stroh in der Ecke. Er hatte die Decke darübergelegt und bettete nun Lene darauf, klappte die Decke zu, so dass sie hineingerollt dalag. Zärtlich strich er ihr übers Haar, dann machte er sich daran, etwas Essbares zu besorgen. Er wusste eine Stelle im Wald, wo wilde Möhren wuchsen und in der Nähe von Hausen, hatte er auf einer kleinen versteckten Lichtung ein paar Kartoffeln und etwas Mais angebaut. Gut versteckt hinter Brennnesseln, damit sie niemand fände. Sorgfältig schloss er die Tür mit einem zweifelnden Blick auf Lene, hoffend, dass diese nicht auf dumme Gedanken kommen würde und ging schnell los. Er wollte so schnell wie möglich wieder bei ihr sein. Eine Stunde höchstens, würde es dauern, schätzte er. Vorsichtig lief er den Berg weiter hinauf, sich immer hinter den Bäumen haltend. Man konnte nie wissen, wen die feinen Herren Brüder noch auf ihre Seite gebracht hatten. Für Geld taten manche Menschen alles und neuerdings standen überall diese Hochsitze, die man nicht sofort sehen konnte und von denen aus sie einen wunderbaren Ausblick hatten. Er musste aufpassen und trotzdem schnell sein. Da, hinter der Eiche, begann das Dickicht, da ging keiner freiwillig hinein und ließ sich Gesicht, Arme und Beine zerkratzen. Er legte sich auf den Bauch und robbte vorwärts, wobei er mit den Ellbogen sein Gesicht schützte. Hinter den Brennnesseln sah er bereits seine kleine, geheime Pflanzung. Die Schnecken hatten auch schon mit am Mahl teilgenommen, ohne Einladung, versteht sich und sicher hatte auch das eine oder andere Reh daran geknabbert, aber es war noch genug da, für sie beide. Hm, ein paar Maiskolben, ziemlich klein, aber immerhin - die gaben Kraft. Er brach sie vorsichtig ab, ohne die Pflanze zu beschädigen, denn sie trug noch ein paar weitere Maiskölbchen. Dahinter wuchsen die wilden Möhren. Er zog vorsichtig ein paar heraus. Da es vor kurzem geregnet hatte, ging das relativ leicht, ohne dass die Rüben abbrachen. Hatte er nicht irgendwo noch ein paar Radieschen gesät? Ah, da - die waren auch gewachsen. Er erntete vier Radieschen und legte alles zusammen in ein Sacktuch, das er in seinen Säckel steckte. Dann robbte er wieder durch das Dickicht und lief vorsichtig den Berg hinunter, bis zur Hütte. Ein Glück, Lene schlief noch. Als er seine Ernte auf die Kiste legte, die als Tisch diente, räkelte sie sich, leise stöhnend.

Kapitel 10
Ein Festmahl

„Ich habe euch etwas mitgebracht!“ Stolz präsentierte er Lene seine Ausbeute. „Die sind aber klein!“ wunderte sich Lene. „In meiner Zeit ist alles größer. Gedüngt bis zum Gehtnichtmehr und hochgezüchtet.“ Wernher schüttelte missbilligend den Kopf und putzte eine Rübe mit der Hand notdürftig ab und reichte sie Lene, die heißhungrig hineinbiss. Hm, so süß schmeckten die heutzutage nicht mehr. „Schmeckt die aber gut!“ Wernher freute sich und bot ihr nun auch die Maiskölbchen und Radieschen an. Sie wollte jedoch nur weiteressen, wenn er auch etwas äße. Er brauchte seine Kraft. „Was machen wir denn jetzt? Hast du eine Idee, Wernher?“ Wernher kaute bedächtig und holte dann tief Luft. „Ich habe nachgedacht, als ich vorhin unterwegs war, zu meinem geheimen Garten und ihr geschlafen habt. Es kann jederzeit passieren, dass mich meine Häscher erwischen und mir endgültig den Garaus machen. Was wird dann aus euch? Das darf nicht passieren. Ich habe Freunde in Erlenbach. Weitläufige Verwandte. Die bitten wir um Hilfe und Geleitschutz. Mit ihrer Hilfe kehren wir hierher zurück und versuchen, das Loch wieder zu finden, um hineinzuklettern. Vielleicht kommt ihr dann auf diese Weise wieder zurück. Genauso, wie ihr herkamt. Was meint ihr?“ „Klingt gut“, meinte Lene und kaute begeistert an ihrem Radieschen. „Du bist ein guter Gärtner, hm!“ Sie verdrehte verzückt die Augen. „Wenn man Hunger hat, schmeckt alles gut“, meinte er. „Hast du auch etwas zu trinken, Wernher?“ „Dazu müssten wir zum Brunnen gehen, oder an den Bach. Ich habe gedacht, wir trinken später etwas, wenn wir daran vorbeikommen, denn wir müssen, auf dem Weg zu meinen Verwandten, sowieso in diese Richtung.“ „Gute Idee“, meinte Lene und dachte nach. „Moment mal, liegt mein Rucksack irgendwo?“ „Meinst du das blaue Ding da?“ Wernher reichte ihn ihr ihren hinüber. „Ja, genau der!“ Lene öffnete den Reißverschluss, während Wernher ihr gebannt zusah. „Das ist ja schön, zeigt mal dieses Ding – funktioniert das ganz ohne Knöpfe?“ Lene ließ ihn ein paarmal den Reißverschluss auf- und zuziehen, bevor sie ihm den Rucksack aus der Hand nahm. „Sieh mal, ich habe da noch etwas.“ Sie nahm die Flasche Fruchtschorle heraus und reichte sie ihm zum Trinken zu. „Ein Schraubverschluss ist das!“ „Aha.“ Wernher schraubte sie mühelos auf und hielt bewundernd den Deckel in der Hand. Im Dunkeln hatte er gar nicht darauf geachtet. „Trink!“ Er setzte die Flasche an die Lippen und trank ungefähr die Hälfte, bevor er sie Lene zurückreichte. „Ihr auch!“ Lene trank ganz bewusst, mit geschlossenen Augen und schloss den Deckel. Wer weiß, wann sie wieder etwas aus ihrer Zeit trinken konnte. „Wir können die Flasche am Brunnen füllen und mitnehmen, damit wir unterwegs etwas zum Trinken haben.“ „Gute Idee“, meinte Wernher lächelnd. „Ihr seid praktisch veranlagt, Lene!“ Stolz öffnete sie den Rucksack, verstaute die Flasche und nahm eine Tafel Schokolade heraus, die sie in einem Seitenfach als Notration fast immer dabeihatte. Endlich wurde sie auch wirklich in einer Notsituation gebraucht, dachte Lene. Sie brach eine Reihe ab und reichte sie Wernher zu. „Was ist das?“ fragte er sie mit großen Augen. „Schokolade mit Nüssen.“ „Hm“, begeistert schloss er die Augen und ließ ein Stück auf seiner Zunge zergehen. „Ist das gut!“, so etwas Gutes habe ich noch nie gegessen!“ Lene lächelte glücklich und freute sich, dass es ihm schmeckte. „Aber wir müssen langsam los, oder?“ Lene sah ihn fragend an. Er legte die Stirn in Falten und antwortete zögernd. „Eigentlich wäre es sicherer, im Dunkeln zu gehen, damit uns niemand sieht. Ich weiß nicht, was passiert, wenn wir entdeckt werden. Immerhin haben sie meinen Tod in Kauf genommen als sie mich in das Loch warfen und eure Geschichte wird auch niemand glauben, ihr würdet höchstens noch der Hexerei verdächtigt werden.“ „Stimmt, du hast recht, Wernher!“ Bedrückt ließ sich Lene zurück auf ihr Lager fallen. „Was machen wir jetzt?“ Er setzte sich zu ihr und legte sich seinerseits zurück. „Wir versuchen zu schlafen. Die Hütte ist gut getarnt und niemand hat Grund, uns zu suchen. Keiner weiß, dass ich noch lebe und dass ihr hier seid, weiß auch Niemand.“ Lene antwortete nachdenklich. „Gut, ich denke, du hast recht. Du kennst dich hier aus und kannst eher beurteilen, was am besten ist. Versuchen wir zu schlafen. Ich glaube zwar nicht, dass ich es kann, aber ausruhen ist auch viel wert. Schläft mer nit, so ruht mer doch, sagte schon meine Oma immer.“ Wernher lächelte zufrieden, zog sie in seine Arme und legte sich gemütlich hin. Lene ließ es ganz selbstverständlich geschehen und ruckelte sich zurecht, bis sie bequem an ihn gekuschelt lag.

Kapitel 11
Schöne Nähe

In Gedanken versuchte sie, sich ein Bild von der Situation zu machen - dachte an das Loch, den sonderbaren Traum, das Geräusch, an Wernher. Hm, Wernher - sie lächelte verträumt - der fühlte sich gut an, wie er so nah bei ihr lag. Er roch ganz angenehm und war schön warm und kuschelig. Sie fühlte sich sicher und langsam driftete sie in den Schlaf. Sie erwachte von einem lauten Schrei und wollte schnell aufspringen. Eben dies ging jedoch nicht, weil etwas Schweres halb auf ihr lag. Wild sah sie sich in der inzwischen einsetzenden Dämmerung um und erkannte, dass es Wernhers Bein war, das so schwer auf ihr lastete. Wernher selbst atmete heftig und fuchtelte mit einer Hand herum. „Hinweg, sage ich euch, verschwindet!“, brüllte er wie von Sinnen. Lene sah aufgeregt um sich. Wer denn?! Da war doch niemand! Offenbar hatte er einen Albtraum. „Schhhhhh“, machte sie vorsichtig. Nicht, dass er sie für einen Feind aus seinem Traum hielt und ihr den Garaus machte. „Wernher, alles ist gut, ich bin ja da.“ Tröstend strich sie über seinen Rücken und streichelte ihm über die Haare. Mit einem Ruck setzte er sich auf und drehte sich zu ihr herum, ein Messer in der Hand. Langsam kehrte das Verständnis in seine Augen zurück. „Ach so, ihr seid es!“ er legte das Messer zur Seite und Lene schluckte erleichtert. Er hatte ganz schön bedrohlich ausgesehen. Zum Glück hatte er sie erkannt und nicht gleich zugestochen. Er legte sich wieder hin und schloss die Augen, wobei er Lene fest an sich zog und ihr über die Wange streichelte. „Ihr seid ein schönes Weib und lieb dazu. Wie kommt es, dass ihr noch keinen Mann habt. Oder habt ihr einen, Weib?“ „Ich heiße Lene“, meinte sie erbost und ich habe keinen Mann, weil ich noch keinen wollte!“ „Vielleicht hast du ja auch auf mich gewartet“, meinte Wernher selbstgefällig. „Oh ja, ganz sicher habe ich auf einen schmutzigen, stinkenden Mann aus der Vergangenheit gewartet, der mich glücklich macht!“, meinte Lene zornig. „Das war nicht nett von euch. Wartet nur bis morgen, dann werdet ihr genauso stinken wie ich, oder habt ihr etwa Seife und Wasser dabei?“ Kleinlaut sah ihn Lene an und schämte sich, dass die Wut mit ihr durchgegangen und sie gemein zu ihm gewesen war. „Es tut mir leid, du hast recht. Es war nicht nett, das zu sagen.“ Wernher war zum Glück nicht nachtragend und nahm sie wieder in die Arme. Das tat so gut, da konnte sie sich direkt daran gewöhnen. Sie sah in sein inzwischen vertrautes Gesicht. Die Augen hatten sich bereits an das Dämmerlicht gewöhnt und sie sah, dass seine blauen Augen voller Freundlichkeit und einem anderen, undefinierbaren Ausdruck auf ihr ruhten. Sie schaute ihn forschend an. Er sah so liebevoll und gleichzeitig so, hm – lustvoll – aus? Oh je! Sie spürte, wie ihre Beine weich wurden und sich im Bauch ein flaues Gefühl ausbreitete. Was war das denn? Seine Augen kamen immer näher. Gebannt sah sie hinein und dann auf seinen Mund, soweit er in diesem Bartgestrüpp zu erkennen war. Nicht übel sah er aus! Ob das kitzelte? Er legte seine Lippen auf die ihren und sie ließ es aufgeregt geschehen. Nein, es kitzelte nicht. Sie lächelte glücklich. Zärtlich spielten ihre Zungen miteinander und es war, als ob sie sich schon ewig auf diese Weise nahe wären. Vertraut - und doch aufregend - und einfach wunderschön. Lene war ganz überrascht von ihrer Reaktion. Nie und nimmer hätte sie gedacht, dass sie sich so schnell auf einen Mann einlassen würde, aber es war ja nicht irgendein Mann, es war Wernher, ein ganz und gar besonderer Mann und es war eine außergewöhnliche Situation. Wer weiß, was noch alles passieren konnte, oder würde! Sie lächelte zufrieden. Es war wie ein Traum. Sie lebte einfach, so gut sie konnte und dazu gehörte alles, anscheinend auch die Liebe. Lene spürte seine Hand auf ihren Brüsten und es fühlte sich wunderbar und vollkommen richtig an. Ihr ganzer Körper kribbelte und sie legte nun ihrerseits mutig die Hand in seinen Schritt. Eine imposante Wölbung erwartete sie dort und nun gab es kein Halten mehr. Mit Ziehen und Zerren wurden sämtliche hinderlichen Kleidungsstücke entfernt und mit einem tiefen Stöhnen drang er in sie ein. Ah, war das schön und kein bisschen komisch, sondern einfach vollkommen, gut und richtig! Lene stöhnte wohlig lächelnd und genoss in vollen Zügen, ihm nahe zu sein. Komisch, wie konnte das so schön sein, ein fremder Mann in einer anderen Zeit. Wie, sich so vertraut anfühlen? Lene küsste ihn und bewegte sich dabei in müheloser Choreografie mit ihm. Als hätten ihre beiden Körper ein Eigenleben und würden sich schon ewig auf diese Weise kennen. Danach lagen sie da, streichelten und küssten sich und sprachen leise miteinander. Erzählten sich gegenseitig kleine Geschichten aus ihrem Leben von den Menschen, die sie liebten und die ihnen nahestanden. Wernher hatte eine Ziehmutter gehabt, weil seine eigene Mutter früh verstarb, wie ihm seine Ziehmutter erzählt hatte, als er erst acht Jahre alt gewesen war. Die Ziehmutter war gut zu ihm gewesen, er hatte Glück gehabt und so war er zu diesem Pfaffstangengut in Hausen gekommen. Seine Zieheltern wollten ihn nicht mittellos zurücklassen, sollten sie sterben. Sie kannten ihre Söhne und deren Habgier zu gut. Der Ziehvater war jedoch in Ungnade gefallen, bei der Obrigkeit und die hohen Herren weigerten sich, nach dessen Tod das Pfaffstangengut als Wernhers Erbe und Besitz anzuerkennen. Der Ziehvater hatte seinerzeit nicht die vollständige Pacht bezahlen können und so betrachteten sie es inzwischen als Besitz des Aschaffenburger Stifts und sich als die Weisungsbeauftragten, da sie alle Güter in der Gegend, die etwas wert waren, verwalteten. Es tat ihm gut, sich alles einmal von der Seele reden zu können.

Kapitel 12
Rückblende

Wernher -12. Juli 1441

„Wernher!“ erscholl ein lauter Ruf. Wernher war gerade dabei gewesen, die alte Stute zu füttern, die im kleinen Stall neben der zerstörten kleinen Wasserburg Nuwenstat stand. Dort hauste er mit seinen Ziehbrüdern Hans und Madern Bache von Nuwenstat, im Keller der zerstörten Burg, der noch einigermaßen gut erhalten war. Von den Stallungen daneben war nichts mehr übrig, bis auf eine Box, in der die alte Stute Rosalinde stand. „Was ist denn?“ Wernher nahm den Eimer, in dem er Rosalinde Hafer gebracht hatte und trat zu Hans. „Wernher, wir bräuchten dich morgen!“ Die Brüder ließen Wernher spüren, dass er als Ziehbruder in ihrem verarmten Zuhause nur noch geduldet war. Sie hatten einen Groll auf ihn, weil ihre Mutter stets freundlich zu ihm gewesen war, genau wie ihr Vater Jorg, der diese Wasserburg 1403 erbaut hatte. Als ihr Vater einmal zu viel getrunken hatte, rutschte ihm heraus, dass er die Burg in den letzten 20 Jahren nur erhalten konnte, weil er Wernher damals als seinen Ziehsohn aufnahm, als dieser mit seinen Eltern verfolgt wurde und in Gefahr geriet. Die Eltern von Wernher mussten reiche Leute in Not gewesen sein und so konnten sie Jorg, als Lohn für seine Hilfe ermöglichen, die Wasserburg zu erhalten und instand zu halten. Er nahm Wernher dankbar auf und behandelte ihn fast wie seine eigenen Kinder, die darauf nicht freundlich reagierten, waren sie doch 6 und 8 Jahre älter als Wernher, der als Sechsjähriger in den Haushalt kam. Es kam ihnen gar nicht zupass, die Zuneigung und das Gut der Eltern mit diesem dahergelaufenen Balg teilen zu müssen. Doch der Burg war kein Glück beschieden. Als Vater Jorg starb, der zuvor wegen Händel mit der Kirche von den Aschaffenburgern mit dem Kirchenbann belegt wurde, war die Burg verarmt. Die Mutter folgte dem Vater kurze Zeit später und beide wurden in einem unbekannten Grab beerdigt. Vater Jorg hatte sein Leben lang versucht, die Burg zu halten, aber die Zeiten waren hart. Der lange Krieg hatte ihn ausgeblutet, wie viele Menschen damals. Die Brüder Madern und Hans jedoch raubten nach dem Tod der Eltern Reisende aus, besonders solche, die unter dem Schutz des Erzbischofs standen. Zu groß war ihr Zorn auf die Kirchenmänner. Nun hatte Wernher keine Beschützer mehr, die ihn gernhatten und seine beiden Ziehbrüder sannen nur darauf, wie sie ihn loswerden konnten. Wernher spürte zwar ihren Groll, konnte sich aber keinen Reim darauf machen und wollte nur Ruhe und Frieden. „Ich helfe euch gerne, Madern“, antwortete er daher bereitwillig. „Gut, dann bringe morgen Rosalinde nach Hausen hinter der Sonne, auf das Pfaffstangengut. Der dortige Lehensmann braucht sie dort zum Pflügen.“ „Zum Pflügen? Um diese Jahreszeit?“ „Ja, zum Pflügen“, ärgerte sich Madern, dass es Widerworte gab. „Es kann dir egal sein, welche Jahreszeit es ist. Du tust was dir gesagt wird, und basta!“ „Gut, ich mache es ja, reg dich nicht auf, wann soll ich dort sein? „Geh los, wenn die Sonne aufgeht, dann bist du rechtzeitig da!“ Wernher war es recht. Einen Tag weniger die Launen der Brüder ertragen zu müssen, freute ihn und würde ihm guttun. Den Weg scheute er nicht. Dann hatte er seine Ruhe, das war nicht zu verachten. In letzter Zeit waren Hans und Madern immer gemeiner und unleidlicher ihm gegenüber geworden. Bei der Raubritterei hatte er nie mitgemacht. Er hatte sich lieber in die Arbeit geflüchtet. Es gab immer genug zu tun, auch wenn sie außer Rosalinde nur noch vier Hühner hatten. Die Brüder rührten keinen Finger daheim und hatten außer ihren Händeleien nicht viel im Sinn. So kümmerte sich Wernher um die Tiere, und dass etwas zu essen auf dem Tisch stand. Er machte den Hühnerstall zu und ging zu Bett. Als er sich hinlegte, hörte er seine Ziehbrüder noch dispunieren, aber verstand nicht, was sie sagten und es interessierte ihn auch nicht. Das war ein Fehler, den er kurz darauf bereute, denn sie planten sein Verderben. Die beiden hatten nämlich Arbeit angeboten bekommen vom Grafen von Wertheim. Hans als Burgmann auf der Breuburg und sein Bruder Madern als pfalzgräflicher Dienstmann auf der Feste Otzberg. Dann hätte die Not ein Ende und sie könnten friedlich leben und sich endlich verheiraten. Nur Wernher war ihnen noch im Wege und da sie ihn lange genug geduldet hatten, war der Hass immer weitergewachsen, ohne dass dieser es ahnte. Der Weg ins Pfaffstangengut war eine Falle. Sie wollten sich des ungeliebten Ziehbruders endlich ein für alle Mal entledigen. Als sich Wernher deshalb am nächsten Morgen auf den Weg machte, waren die Brüder schon längst im Pfaffstangengut angekommen. Sie erklärten dem Lehnsmann, er solle Rosalinde von Wernher in Empfang nehmen und dann Augen und Ohren verschließen. Auf dem Rückweg hatten sie eine Falle vorbereitet. Sie wollten eine tiefe Grube, die sonst mit einem schweren Eichenholzdeckel verschlossen war, öffnen und Wernher hineinstürzen lassen. Dann wäre er entweder gleich tot, oder zumindest schwer verletzt und würde in ein paar Tagen vom Erdboden verschluckt sein, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie selbst hätten sich nicht einmal die Hände schmutzig gemacht. Wenn man dann seine Leiche irgendwann entdeckte, wäre es tragischer Unglücksfall gewesen. Sie grinsten voller Vorfreude. Es geschah genau wie geplant und als Wernher kopfüber in das Loch gestürzt war, erschienen die Gesichter seiner zwei Brüder über dem Rand. Sie sahen ihn anscheinend bewusstlos daliegen und beeilten sich, das Loch schnell wieder zu verschließen. Wernher jedoch hatte sie gesehen, als er hinunterstürzte und tat nur so, als sei er bewusstlos. Indes nutzte es ihm nichts, er war dem Verderben anheim geliefert. So fand ihn Lene.

17,23 zł
Gatunki i tagi
Ograniczenie wiekowe:
0+
Objętość:
331 str. 3 ilustracje
ISBN:
9783753186917
Wydawca:
Właściciel praw:
Bookwire
Format pobierania:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip
Pierwsza książka w serii "Odenwaldliebe"
Wszystkie książki z serii