Czytaj książkę: «Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas»
Vorrede
Folgender Brief, den Alexander von Humboldt am 21. Dezember 1857 an mich richtete, gelangte erst drei Monate später in meine Hände, und zwar am Colorado, weit oberhalb der Mohave-Dörfer, wohin er mir, von Fort Yuma aus, durch einen indianischen Läufer nachgesandt worden war. Derselbe bezieht sich auf Temperaturbeobachtungen des Meeres, die ich auf der Reise von Panama nach San Franzisko anstellte und von letzterem Ort aus zurück nach Berlin geschickt hatte; dann aber auch auf einige Fragen, betreffend die Völkerstämme am unteren Colorado.
»Ich kann nur wenige Zeilen des Dankes und der innigen Freundschaft dem Briefe Ihrer liebenswürdigen Gattin beifügen. Ihre Temperatur-Beobachtungen haben mich um so mehr erfreut, als ich selbst genaue Register zwischen Callao und Acapulco vor einem halben Jahrhundert aufgezeichnet. Die warme Temperatur rührt gewöhnlich von der Richtung der Strömung her, von N.W. nach S.O. erkältend, von S.O. nach N.W. erwärmend wirkend. Sie haben leider eine sehr stürmische Ueberfahrt gehabt, aber Ihre glückliche Ankunft hat auch den kranken König, dem ich sie vorgestern erzählte und der sich Ihrer noch immer freundlich erinnert, sehr interessirt. Die Genesung des Königs macht Fortschritte; mögen unsere Hoffnungen sich nicht täuschen. Ich lege diesem Briefe, den Herr von Gerolt durch das Kriegsministerium besorgen wird, das bei, was ich heute gemeinschaftlich mit Ihrer recht schriftstellerischen Frau habe über Ihre Reise, theurer Möllhausen, in die Spenersche Zeitung setzen lassen.
Ich bin stolz, daß da, wo Fort Yuma liegt, auf meiner 1804 gezeichneten Generalkarte von Mexico steht: Indios Yumas. Da ich vermuthe, daß Sie meine zwei großen Karten, aus dem in Paris, 1811, erschienenen Atlas de la Nouvelle Espagne nicht bei sich haben, so mache ich Ihnen ein wildes Croquis von meinem Rio Colorado, wie ich die Völkerstämme nach den in den Archiven von Mexico aufgefundenen Itinerarien des Padre Esc[x,]alanti von 1772 in meiner Karte habe eintragen können. Ich schreibe links von dem Flusse die geschätzten Breitengrade als Maaßstab ein. Die Indianer-Stämme haben seitdem gewiß viel ihre Sitze verändert.Das Faksimile dieses Teils des Briefes, zusammen mit der kleinen Karte, befindet sich im zwanzigsten Kapitel des ersten Bandes auf den Seiten 344/345.
Mein Befinden ist, wie Sie mich verließen, an Kräften abnehmend, ich klage aber nie.
Empfehlen Sie mich freundschaftlichst Ihrem Commandanten, Herrn Lieutenant Ives, und sagen Sie ihm, daß ich ihm dankbar bleibe für Alles, was er Ihnen Freundliches erweist. Ich rede nicht von Wiedersehen, weil ich nicht daran glaube und Sie nicht betrüben will. Gott segne Ihr Unternehmen!
Ihr treuer aber unleserlicher
Alexander von Humboldt
Berlin, den 21. December 1857
Der vierte Band meines Kosmos (Magnetismus, Wärme, Quellen, Erdbeben und Geologie der Vulkane) ist eben erschienen. Ich habe ein Exemplar davon an Herrn von Gerolt geschickt ...«
Ein zweiter Brief folgte mir noch tiefer in die Wildnis nach, und derselbe betrifft hauptsächlich ein Verfahren bei topographischen Darstellungen von Höhen, über das ich, kurz vor meinem Einschiffen in New York, an Alexander von Humboldt berichtet hatte. In diesem Brief heißt es:
»... ein Brief von Jules Marcou, der ganz neuerlichst eine überaus wichtige geologische Arbeit über die Jura-Formation herausgegeben hat. Er schreibt mir aus Zürich in den freundlichsten Ausdrücken über Ihr Werk, mit dem er sehr zufrieden ist; Mitreisende pflegen gewöhnlich strenge zu urtheilen. Sie haben, glaube ich, in Ihrer Gesellschaft einen Topographen, E., von dem ich im Januar 1857 eine kleine Brochüre: New style of drawing from mountain models engraved in copper, erhielt. Der Mann bezeigt eine besondere Freundlichkeit für mich, schreibt mir aber zwei Dinge zu, die mir gar nicht gehören: »B. v. H-t. was the first, who constructed photographic images of the moons surface, from which he calculated the heights of the mountains.« In dem dritten, ganz astronomischen Theile des Kosmos kann wohl nichts dieses Mißverständniß veranlaßt haben. Ich habe mich nie photographisch mit dem Monde beschäftigt, denn die Methode, die Höhe der Mondberge durch die Länge des Schattens zu messen, gehört dem Astronomen Schröter in Lilienthal und ist als sehr unvollkommen, von Olbers durch die Methode der Lichtgrenze ersetzt worden. Eine andere Behauptung von E. deutet aber geradezu auf das Entgegengesetzte der von mir seit 30 Jahren und jetzt geäußerten Meinung. Es steht als Inschrift über einem sehr saubern, sehr zu belobenden Kupferstich: Specimen of Topography, representing the moon and improved style, recently introduced by the Suggestion of Baron von Humboldt. Dies Specimen giebt den Bergen eine Seitenbeleuchtung und ist der senkrechten Beleuchtung der Lehmann’schen Methode, die ich in allen Karten meines Atlas seit 1817 befolgt habe, ganz entgegengesetzt. Mit senkrechter Beleuchtung habe ich herausgegeben in Paris 1817 den Vulkan von Pichincha No. 27, das Tafelland von Antisana No. 26, Jorullo No. 29 und 30, die Cordilleren am Ursprung des Magdalena-Flusses No. 24. Was Herr E. die neue Methode nennt, die der Seitenbeleuchtung, ist gerade die älteste französische, die vertikale Beleuchtung ist die neuere. Ich vertheidige diese letztere (die vertikale Beleuchtung) in Gemeinschaft mit Arago seit 30 Jahren, als die, allen Gebirgsabhängen gleichzeitig genügende Lehmann’sche Darstellung, bin aber nicht so intolerant, mit Männern feindlich zu hadern, welche die entgegengesetzte Meinung haben. Der kranke König hat sich bei mir mehrmals und immer auf das Freundlichste nach Ihnen erkundigt. Seine Genesung ist allerdings im Fortschreiten seit den letzten Wochen, aber die Fortschritte sind langsamer, als wir wünschen. Ich gehöre zu den wenigen Personen, die er oft (mehrmals in der Woche) sieht.
Gott gebe seinen Segen Ihren Unternehmungen. Empfehlen Sie mich auf das Freundlichste dem Commandeur Ihrer Expedition, dem Herrn Lieutenant Ives. Meine Kräfte nehmen langsam ab.
Mit inniger Anhänglichkeit und Freundschaft Ihr
Alexander von Humboldt
Berlin, den 18. Januar 1858«
Wenn ich es nun wage, diese Briefe meinem Werk einzuverleiben und vertrauensvoll der Öffentlichkeit zu übergeben, so geschieht es, um darzulegen, wie Alexander von Humboldt, selbst auch dann noch, als eine merkliche Abnahme der Kräfte ihn beständig an sein nahes Ende mahnte, sich geistig an allen Forschungsreisen beteiligte und mit lebhaftem Interesse auch die Arbeiten der Colorado-Expedition verfolgte. Für mich selbst war diese Teilnahme wie ein freundlicher Schimmer, der auf meinen rauhen Pfaden durch die unwirtlichen Wildnisse des Fernen Westens ruhte. Durch die Vorrede, mit der Alexander von Humboldt mein erstes Reisewerk schmückte, halte ich mich berechtigt, die Beschreibung dieser meiner dritten Weltreise, die ich auf ausdrückliches Gutheißen meines erhabenen, dergleichen Unternehmen stets begünstigenden Königs, durch die Vermittlung Alexander von Humboldts und ausgerüstet mit dessen weitreichenden, mit dem edelsten Wohlwollen ausgestellten Empfehlungen unternahm, ebenfalls mit seinen eigenen Worten beginnen zu dürfen, um so mehr, als dieselben in so naher Beziehung zu der Reise selbst stehen.
Obgleich Alexander von Humboldt, gemäß des ersten Briefes, »nicht an ein Wiedersehen glaubte«, so wurde mir doch das große Glück zuteil, nach dreizehnmonatiger Abwesenheit die Erfolge meiner Reise vor ihm niederlegen zu können und von ihm, nach Einsicht meiner reichhaltigen Sammlung von Skizzen und bildlichen Darstellungen, die wärmste Aufmunterung zu dieser Arbeit zu erhalten. Die Ausführung derselben betrachtete ich gleichsam als ein heiliges Vermächtnis des Dahingeschiedenen und seines königlichen Freundes.
Schon am Schluß meines ersten Werkes habe ich mich über den Zweck und die einzuschlagende Richtung der Colorado-Expedition ausgesprochen; im Einleitungskapitel dieses Buches dagegen gebe ich in gedrängter Kürze eine übersichtliche Beschreibung der von der Expedition berührten Punkte und Territorien. Es bleibt mir also noch übrig, zu erwähnen, daß ich es mir zur Aufgabe gemacht habe, in den nachfolgenden Blättern Naturschilderungen sowie hervorragende Erlebnisse und Begebenheiten mit den Reiseberichten und Beobachtungen eng zu verflechten, ohne dadurch die dergleichen Werken streng gebührende Wahrheit und Genauigkeit zu beeinträchtigen. Ich hegte dabei den Wunsch, es dem Leser zu erleichtern, sich in Gedanken der Expedition nicht nur zuzugesellen, sondern sich auch in allen Lagen bei derselben heimisch zu fühlen, sei es nun, wenn beschäftigt mit ernsten Arbeiten und mühevollen Forschungen in starren Wildnissen oder auf der fröhlichen Wanderung durch grünende Landschaften, sei es inmitten einer das Gemüt erhebenden Naturumgebung oder im Kreise treuer Gefährten vor dem behaglichen Lagerfeuer.
Bei wissenschaftlichen Erläuterungen und Zitaten habe ich, wo nur immer tunlich, die amerikanischen »Reports« zu Hilfe genommen; dieselben enthalten einesteils die neuesten und sichersten Nachrichten über jene Regionen. Dann aber auch geschah es in gerechter Bewunderung der riesenhaften Arbeiten, welche die Regierung der Vereinigten Staaten anordnet, leitet und ausführt, sowie in dankbarer Erinnerung an die fremden Mitarbeitern so liberal gewährten Erleichterungen und Vorteile.
Bei der Wahl von Illustrationen, welche einer bedeutenden Anzahl größerer Zeichnungen entnommen werden mußten, habe ich vorzugsweise Szenerien berücksichtigt, die mehr den Charakter des betreffenden Landstrichs als das Malerische einzelner Punkte vor Augen führen; und ich kann mich nur mit größter Anerkennung darüber aussprechen, wie der talentvolle, namentlich als Tierzeichner hervorragende Herr Leutemann in Leipzig meine Ideen aufgefaßt und so getreu in verjüngtem Maßstab wiedergegeben hat.
Potsdam, im Mai 1860
Balduin Möllhausen
Erstes Kapitel
Der große Colorado des Westens; Charakter des Flusses, seines Tals und der von ihm durchschnittenen Länderstrecken
Unter den zahlreichen Expeditionen, welche die Regierung der Vereinigten Staaten in den letzten Jahren ausrüstete, um die unermeßlichen Länderstrecken zwischen dem Missouri und den Küsten der Südsee erforschen zu lassen, verdient gewiß besondere Erwähnung die im Spätsommer 1857 ausgesandte, der die Aufgabe gestellt wurde, ein genaueres Bild und bestimmtere Nachrichten über den Rio Colorado, der in den Meerbusen von Kalifornien mündet, zu verschaffen.
Schon zur Zeit der ersten Kolonisierung der westlichen Küstenländer Amerikas durch die Spanier widmeten die frommen und energischen Missionare ihre Aufmerksamkeit dem Fluß, der unbekannten Regionen entströmte und der lange für ein Kalifornien vom Festland trennender Meeresarm gehalten wurde; eine Meinung, die Pater Kino erst im Jahre 1700 vollkommen widerlegte.
Den Beschreibungen jener Zeit, die zuweilen ans Märchenhafte grenzten, begann man mehr Glauben beizumessen, als spätere Forscher, die den Gila und den unteren Colorado bereisten, diese teilweise bestätigten und die von den Pelzjägern über den oberen Fluß eingezogenen, freilich unverbürgten Nachrichten sich als übereinstimmend mit denen der Missionare auswiesen. Die Trapper, die von dort zurückkehrten, sprachen nämlich von meilentiefen, unzugänglichen Schluchten, was unzweifelhaft die Stellen gewesen sein müssen, die von den Spaniern mit dem Namen »Cajones profundisimos« belegt wurden und von denen es unter anderem heißt, daß dort der Spiegel des Flusses so tief läge, daß man von den Ufern abwärts schauend das Wasser nicht zu unterscheiden vermöge. Man kannte freilich die geographische Lage der Mündung des Colorado sowie auch einiger Punkte, wo Expeditionen denselben überschritten hatten; ebenso waren die Quellen des Grand-River und des Green River, welche unter dem 38. Grad nördlicher Breite sich vereinigend den Colorado bilden, teilweise astronomisch bestimmt worden; man wußte auch, daß der Colorado das Hochland zwischen dem Wasatch-Gebirge und den Rocky Mountains durchschneidet und die Wasser dieses ungeheuren Landstrichs aufnimmt; doch war man gänzlich im unklaren über den Fluß selbst von der Vereinigung der beiden Hauptarme bis hinunter zum 35. Grad n. Br., der Stelle, wo Captain Whipple im Jahre 1854 denselben überschritt.
Im Vergleich nun mit den Anstrengungen, die es die in den folgenden Blättern beschriebene Expedition kostete, und im Vergleich mit den Entbehrungen und Gefahren, welchen sie viele Monate hindurch unterworfen war, sind die gewonnenen Resultate nur sehr gering zu nennen; doch liegt wenigstens die sichere Bestätigung der obenerwähnten Nachrichten vor, indem man weiß, daß vom Zusammenfluß von Grand River und Green River bis hinunter zur Mündung des Rio Virgin (36° n. Br.) der Colorado eine unzugängliche Felsenwüste durchströmt. Möglich ist es, daß auf der Westseite des Flusses erfolgreichere Forschungen hätten angestellt werden können, doch die offenen Feindseligkeiten der Mormonen und der ihnen verbündeten Indianer verhinderten unsere Expedition, nachdem das Ende der Schiffbarkeit mittels eines kleinen Dampfbootes erreicht war, anders als auf die Gefahr eines gänzlichen Untergangs hin das linke Ufer zu verlassen; während es doch gerade Mormonen gewesen waren, die bis kurz vor Ausbruch des schnell beendigten Krieges am meisten auf Erforschung des Colorado, als einer Emigrantenstraße nach dem großen Salzsee oder zurück nach dem Staat Sonora, bestanden hatten. Die Schiffbarkeit des Colorado reicht also, selbst bei dem günstigsten Wasserstand, nicht über die Mündung des Rio Virgin hinaus — eine Strecke, die von der Spitze des Golfs von Kalifornien bis zu diesem Punkt wenig über 500 engl. Meilen beträgt. Die zur dortigen Schiffahrt bestimmten Dampfboote müssen überdies von einer ganz besonderen Konstruktion sein, um überhaupt verwendet werden zu können, indem bei niedrigem Wasserstand zahlreiche Sandbänke das Fahrwasser bis auf wenige Zoll verstopfen, in nassen Jahreszeiten dagegen so unglaublich große Wassermassen durch die Felsentore schäumen, daß es unmöglich erscheinen muß, selbst mittels Dampfkraft ein Fahrzeug stromaufwärts zu schaffen.
Wenn auch auf der ganzen als schiffbar bezeichneten Strecke der eigentliche Charakter des Flusses und seines Gebietes keine wesentlichen Veränderungen erleidet, so bietet sich dem Reisenden doch eine fortwährende Abwechslung der Szenerie. Bald sind es dürre Wüsten und Kiesebenen, die bis an die Ufer reichen, bald schmale, wenig fruchtbare Täler, die sich zu beiden Seiten hinziehen. Über diese hinweg erblickt man phantastisch ausgezackte Gebirgszüge, die sich vielfach dem Fluß nähern, denselben in enge Schluchten einzwängen und ihn an ihren abschüssigen Porphyr- oder Sandsteinwänden abprallen lassen, während in den schäumenden Wellen sich die wunderlichsten Formen von Schlössern und Obelisken spiegeln, welche die Natur aus festem sowie aus nachgiebigem Gestein auf den Höhen ausmeißelte. Überall vermißt man indessen die Baumvegetation. Hin und wieder ragen zwar einzelne Cottonwood-Bäume, an ihren malerischen Formen weithin erkennbar, über die schmalen Streifen der Weidengebüsche empor; dornenreiche Mesquitebäume drängen sich zu grün schimmernden, aber undurchdringlichen Gruppen zusammen, wie auch auf nahrungslosem Kies und in dürren Felsritzen riesenhafte Kakteen ihre Wurzeln schlagen, doch fehlt dem Stromgebiet des Colorado das, was den Menschen anlockt und liebreich zum Niederlassen einlädt; es fehlt ihm die Schönheit einer lebenden Natur, die sich in üppiger Vegetation kundgibt und die durch groteske Formationen der mächtigen, aber starren Gebirgsmassen nicht ersetzt werden kann.
Die Täler, von denen selbst die größten nur geringen Umfang haben, bieten, abgesehen vom Holzmangel, weder den Flächenraum noch die Fruchtbarkeit des Bodens, welche die weiße Rasse bei der Gründung von Kolonien verlangt. Zahlreiche Stämme der Eingeborenen, die durch den Verkehr mit den Europäern noch nicht verdorben oder geschwächt sind, entnehmen allerdings dort ihren Unterhalt der Zeugungskraft des Bodens, doch reichen bekanntlich die Wünsche eines ganzen Indianerstammes lange nicht so weit als die Habgier eines einzigen der Kolonisation voraneilenden Landspekulanten. Es könnte daher von dieser Seite wenigstens die nächste Zukunft den Eingeborenen am Colorado vor den Eingriffen der sogenannten Zivilisation gesichert bleiben und die gewagte Behauptung des Majors der Vereinigten Staaten Emory, daß »die Zivilisation entweder umkehren oder die wilden Indianer ausgerottet werden müßten«,Report of William H. Emory, Major 1. cavalry, on the United States and Mexican Boundary survey, vol. I., pag. 64. After studying the character and habits of that class of Indians, called wild Indians, and bearing in mind the mild and humane government extended over them by the missionaries of the church of Rome, without producing any results, I have come to the deliberate conclusion, that civilisation must consent to halt when in view of the Indian camp, or the wild Indians must be exterminated. fürs erste vielleicht noch nicht an den dortigen Stämmen versucht werden. Der Rio Virgin, der, im Norden entspringend, da in den Colorado mündet, wo die Schiffbarkeit dieses Stroms beginnt, hat seine Quellen in den Wasatch-Gebirgen in der Nähe eines Passes, durch den eine alte spanische Straße in das Große Becken (Great Basin oder Utah territory) führt; es würde sich also eine vergleichsweise bequeme Verbindung zwischen dem Utah-Territorium und dem Staat Sonora herstellen lassen, indem Karawanen, die das Mormonengebiet verlassen und der Richtung des Rio Virgin folgen, den Colorado da erreichen könnten, von wo aus ihnen auf diesem Fluß selbst ein gefahrloser Weg gegen Süden offenstehen würde. Weit entfernt davon, meine Ansicht der meiner Reisegefährten voranstellen zu wollen, wage ich zu behaupten, daß diese Benutzung als Heerstraße der einzige Vorteil ist, der dem Colorado und seiner Lage abgewonnen werden kann.
Wenn man nun eine kurze Strecke vor der Mündung des Rio Virgin, in der Absicht, die verworrenen vulkanischen Gebirgsmassen zu umgehen, welche die Landreise am Colorado hinauf unmöglich machen, den Fluß auf der Ostseite verläßt, so gelangt man tüchtig aufsteigend bald bis zu einer Höhe von 5000 FußAlle in diesem Werk vorkommenden Höhenangaben sind nach barometrischen Messungen bestimmt worden. über den Meeresspiegel. In dieser Höhe gelingt es noch zuweilen, Schluchten zu entdecken, die, dem Reisenden zugänglich, hinab an den Strom führen. Es ist dann immer ein langer und äußerst beschwerlicher Weg, doch findet man dort Gelegenheit, mächtige Felswände zu bewundern, welche sich bis zu 3000 Fuß hoch senkrecht über dem etwa 1000 Fuß hoch gelegenen Spiegel des Colorado erheben, der wild tobend über losgerissene Felsblöcke dahinstürzt. Zurück auf das Hochland führt anfangs die Hauptschlucht und später jede der wie ein Geäder einmündenden Nebenschluchten, die nicht durch herabgerolltes Gestein verstopft ist.
Bei fortgesetzter Reise gegen Nordosten gelangt man endlich in den Winkel, der vom Colorado und dem aus Südosten kommenden Colorado Chiquito gebildet wird, und zugleich auf eine Höhe von 9000 Fuß über dem Meeresspiegel und etwa 7500 Fuß über dem Spiegel des Colorado. Dort nun beginnt das Hochland, das sich wie eine weite, ununterbrochene Fläche nach allen Richtungen hin ausdehnt und dessen Horizont selten von nebligen Bergkuppen, häufiger aber von spaltenähnlichen Einschnitten in der Ebene selbst unterbrochen wird. — Eine unbeschreiblich beängstigende Einsamkeit herrscht dort oben; verkrüppelte Zedern wechseln durch die Luftspiegelung scheinbar in der Ferne ihre Gestalt oder ragen, abgestorben und ihres dunkelgrünen Schmuckes beraubt, ähnlich verwitterten, riesenhaften Geweihen vorweltlicher Hirsche, empor; sengende Hitze erwärmt die felsige Fläche, dörrt die im einsamen Winkel keimenden Halme und reift die stacheligen Früchte saftreicher Kakteen. Eisiger Sturm, von heftigem Donner begleitet, wirbelt zu anderen Zeiten dichte Schneemassen über die Hochebene, Untergang drohend den dorthin verirrten Menschen und Tieren.
Wenn man nun in der Absicht, den Großen oder den Kleinen Colorado wiederzufinden, seine Schritte gegen Norden lenkt, dahin, wo Spalten im Boden mächtige Türme und Mauern bilden, zugleich aber auch den Lauf großer Gewässer verraten, so gelangt man bald in ein Labyrinth von Schluchten, die durch ihre Tiefe um so mehr überraschen, als sie aus der Ferne kaum an einer geringen Senkung des Bodens zu erkennen sind. Einer solchen Schlucht nachzufolgen, gelingt nur teilweise, indem Abgründe von 50 bis 500 Fuß Tiefe den Weg in der Schlucht selbst bald abschneiden; und auf einer vorstehenden horizontalen Felsenlage wie auf dem äußersten Rand eines Dachs an grauenvollen Abgründen hinreitend, gelangt man auch nur dahin, wo selbst der sichere Huf des Maultiers keinen Halt mehr findet und der Weg zurück eingeschlagen werden muß; ein Weg, der über der furchtbaren Tiefe frei in der Luft zu schweben scheint; wo man sich gern die Augen beschattet, um die Felsmassen nicht zu erblicken, die sich scheinbar träge aneinander vorbeischieben; wo die unter den Füßen sich lösenden Steine nicht rollen, sondern unhörbar weite Räume durchfliegen, tief unten auf felsigem Boden zerspringen und der auf diese Weise erzeugte, durch die Entfernung aber gedämpfte Schall unheimlich in den Spalten und Klüften verhallt. Was mit Hilfe von Tieren nicht gelingt, das versucht der Mensch noch mit eigenen Kräften. Lange Stricke auf dem gefährlichen Pfad benutzend, gelangte unsere Expedition allerdings weiter, doch auch nur so weit, um die Unmöglichkeit einzusehen, den Höhenunterschied zwischen der Hochebene und dem Spiegel des Colorado, der über 7000 Fuß beträgt, ganz zu überwinden. Es blieb also nur noch übrig, zu versuchen, gerade dort die Höhe zu gewinnen, um einen Blick in diese abgeschlossene Welt zu werfen. Was man nun von dort oben erblickt, ist unbeschreiblich und überraschend. Wie ein Chaos verschwimmen ineinander tiefe Schluchten; Tausende von Fuß hoch liegen übereinander die Formationen verschiedener Epochen, deutlich erkennbar an den grellen Farbkontrasten; senkrecht stehen die Wände, als ob die geringste Erschütterung sie hinabzustürzen vermöchte; schwindelnd bebt man bei dem erhabenen Anblick und gewinnt eine schwache Ahnung von der Unendlichkeit bei dem Gedanken, daß der fallende Tropfen die Schlünde bildete, die dem Beobachter von allen Seiten entgegenstarren.
Gegen 3000 Fuß tief waren die äußersten Schluchten, bis zu welchen unsere Expedition gelangte; trockener roter Sandstein bildete dort den Boden. Wenige Meilen weiter, noch 4000 Fuß tiefer, floß der Colorado, doch mehr als menschliche Kräfte wären nötig gewesen, dahin zu gelangen, von wo ein Blick hinab auf den Fluß hätte gewonnen werden können. Wir sahen den Colorado nicht wieder.
So steht dort der Mensch nahe vor seinem Ziel, das ihm dennoch unerreichbar ist; gegenüber einer furchtbar erhabenen Natur fühlt er seine Ohnmacht; er beneidet die Weihe, die furchtlos über den Abgründen schwebt, er folgt ihr im Geist und schafft sich mit ahnungsvollem Grauen ein Bild von dem Felsental des Colorado des Westens, das vielleicht noch für kommende Jahrhunderte dem Menschen ein Geheimnis bleiben wird.
Mehrfach versuchten wir weiter östlich und nördlich den Fluß, dessen Uferbänke wir vom Fuß der San-Franzisko-Berge aus zu unterscheiden vermochten, noch einmal wieder zu erblicken, doch undurchdringlich fanden wir überall die Felsenwüste. Selbst die freundlichen Moqui-Indianer schienen durch besonderen Widerwillen abgehalten zu werden, einen Pfad hinunter nach dem Colorado zu suchen oder zu zeigen.
Der gänzliche Mangel an Lebensmitteln sowie die täglich lichter werdenden Reihen unserer ermatteten und halbverhungerten Maultiere zwangen uns endlich, von allen ferneren Versuchen abzusehen. Wir schieden mit Bedauern von diesem interessanten Feld und sahen also nichts von den Naturszenen, die ein Fluß aufweisen muß, der auf einer Strecke von etwa 300 engl. Meilen nahe an 3000 Fuß zu fallen hat.
Dies nun ist eine kurze Beschreibung des Rio Colorado und seines Gebietes, zu dessen Erforschung unsere Expedition ausgezogen war. Ich stelle dieselbe voran, um allen denjenigen, die mich im Geist Tag für Tag auf meiner langwierigen und mühevollen Reise durch die Urwildnisse des Fernen Westens begleiten wollen, eine jedesmalige Orientierung zu erleichtern.