Datenschutz für Unternehmen

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Datenschutz für Unternehmen
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Unter Mitarbeit von



Sabine Brunner



Patrick Göschl



Jürgen Hutsteiner



Peter Kleebauer



Florian Mundigler



Rafael Linus Nagel



Sandra Neunteufel



Erik Rusek




Impressum



978-3-85402-379-1



Auch als Buch verfügbar



978-3-85402-378-4



1. Auflage 2020





Das Werk ist urheberrechtlich geschützt.



Alle Rechte vorbehalten.



Nachdruck oder Vervielfältigung, Aufnahme



auf oder in sonstige Medien oder Datenträger,



auch bei nur auszugsweiser Verwertung,



sind nur mit ausdrücklicher Zustimmung der



Austrian Standards plus GmbH gestattet.



Alle Angaben in diesem Fachbuch erfolgen



trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr



und eine Haftung des Autors oder des Verlages



ist ausgeschlossen.





Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im vorliegenden Werk die Sprachform des generischen Maskulinums angewendet.



Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die ausschließ­liche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.





© Austrian Standards plus GmbH, Wien 2020



Die Austrian Standards plus GmbH ist ein

Unternehmen von Austrian Standards International.





Austrian Standards plus GmbH



1020 Wien, Heinestraße 38



T +43 1 213 00-300



F +43 1 213 00-355



E

service@austrian-standards.at





www.austrian-standards.at/fachliteratur







ProjektManagement



Lisa Maria Heiderer



LEKTORAT



Johanna Zechmeister



Cover – Fotocredit



© iStockphoto.com/Pinkypills



gestaltung



Martin Aschauer



Druck



Primerate Kft., H-1044 Budapest




Inhalt





Abkürzungsverzeichnis







Vorwort







1 Begrifflichkeiten und Grund­prinzipien der DSGVO







1.1 Der Weg zur Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO)







1.2 Anwendungsbereich der DSGVO und des DSG







1.3 Wesentliche Begriffe der DSGVO







1.4 Grundprinzipien der DSGVO







1.5 Überblick über das Sanktionen- und Haftungsregime







1.6 Fazit







2 Art 82 DSGVO und Haftungsszenarien







2.1 Augsgangspunkt







2.2 Art 82 DSGVO – Haftung und Recht auf Schadenersatz







2.3 Art 82 DSGVO vs § 33 DSG 2000 – alles beim Alten?







2.4 Aktivlegitimation







2.5 Schaden







2.6 Verschulden und Haftungsbefreiung







2.7 Die Passivlegitimation







2.8 Gesamtschuldnerschaft







2.9 Fazit







3 Projektmanagement im Datenschutz







3.1 Herausforderungen







3.2 Projektformat







3.3 Projektmanagement







3.4 Fazit







4 Die Datenschutzorganisation







4.1 Die Notwendigkeit einer Datenschutzorganisation







4.2 Data-Protection-Management-System (DPMS)







4.3 Praktische Umsetzung eines DPMS







4.4 Das Projektsetup







4.5 Rollen des DPMS







4.6 Fazit







5 Vereinbarungen nach Art 28 DSGVO







5.1 Augsgangspunkt







5.2 Abgrenzung zum Verantwortlichen







5.3 Auswahl des Auftragsverarbeiters







5.4 Die Grundlage der Auftragsverarbeitung







5.5 Zwingende Mindestinhalte







5.6 Besondere Informationspflicht bei rechtswidriger ­Weisung







5.7 Subbeauftragung und Formerfordernis







5.8 Fazit







6 Datenschutz im Konzern







6.1 Konzerninterner Datenaustausch







6.2 Konzernbegriff in der DSGVO







6.3 Konzerninterne Datentransfers innerhalb der Europäischen Union







6.4 Konzerninterne Datentransfers in Drittstaaten







6.5 Abgrenzung – Gemeinsame Verantwortlichkeit und Auftragsverarbeitung







6.6 Konzerndatenschutzbeauftragter







6.7 Fazit







7 Datenübermittlungen an Drittländer oder interna­tionale Organisationen







7.1 Einleitung







7.2 Begrifflichkeiten







7.3 Zulässigkeit der Datenübermittlung







7.4 Aktuelle Entwicklungen







7.5 Fazit







8 Der One-Stop-Shop und die Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsbehörden







8.1 Einleitung







8.2 Allgemeine Zuständigkeit







8.3 Prinzip der „federführenden Aufsichtsbehörde“ („One-Stop-Shop“)







8.4 Zusammenarbeit und Kohärenz







8.5 Fazit







9 Verarbeitungsverzeichnis und DS-FA







9.1 Einleitung







9.2 Das Verarbeitungsverzeichnis







9.3 Die DS-FA







9.4 Fazit







10 Betroffenenrechte







10.1 Einleitung







10.2 Die Betroffenenrechte im Überblick







10.3 Informationspflicht







10.4 Recht auf Auskunft







10.5 Recht auf Berichtigung







10.6 Recht auf Löschung und Recht auf Vergessenwerden







10.7 Recht auf Einschränkung der Verarbeitung



 





10.8 Recht auf Datenübertragbarkeit







10.9 Widerspruchsrecht







10.10 Recht, keiner Entscheidung aufgrund automatisierter Verarbeitung unterworfen zu werden







10.11 Fazit







11 Datenschutzvorfall







11.1 Definition







11.2 Erkennung und Umgang







11.3 Meldepflichten







11.4 Fazit







12 Informationssicherheit







12.1 Begriffsklärung







12.2 Das Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS)







12.3 Fazit







13 Technische und organisa­torische Maßnahmen







13.1 Einleitung







13.2 Was sind TOMs?







13.3 Privacy-by-design und privacy-by-default







13.4 Die DSGVO und TOMs – Weitere Vorgaben







13.5 Case Study: Technische und organisatorische Maßnahmen umsetzen







13.6 Fazit







14 Datenschutzaudit und Zertifizierungen







14.1 Einleitung







14.2 Vor- und Nachteile einer Zertifizierung







14.3 Grundsätze einer Zertifizierung







14.4 Vorbereitungen und Voraussetzungen für eine ­Zertifizierung







14.5 Der Zertifizierungsprozess







14.6 Fazit







15 Datenschutz im Dienstverhältnis







15.1 Einleitung







15.2 Von der Bewerbung bis zum Eintritt







15.3 Datenschutz im laufenden Dienstverhältnis







15.4 Beendigung des Dienstverhältnisses







15.5 Fazit







16 Interne Untersuchungen und Datenschutz







16.1 Einleitung







16.2 Ablauf einer internen Untersuchung mit dem Schwerpunkt e-Discovery







16.3 Zulässigkeit von e-Discovery-Maßnahmen







16.4 Umgang mit privaten Informationen







16.5 Policies







16.6 Forensic Readiness für den Ernstfall







16.7 Fazit







17 Ausblick







Anhang







Literaturverzeichnis







Die Autoren






Abbildungsverzeichnis





Abbildung 1



Projektmanagementphasen und Managementaufgaben nach DIN 69901







Abbildung 2



Beispielhafte Darstellung einer Projektorganisation







Abbildung 3



Meilenstein- und Phasenplan







Abbildung 4



Einbettung in kombiniertem Modell







Abbildung 5



Widerstands- und Einigungskosten







Abbildung 6



Struktur DPMS







Abbildung 7



CIA-Prinzip (engl. confidentiality, integrity, availability)







Abbildung 8



Vereinfachte Darstellung einer Vorfallbehandlung







Abbildung 9



Handlungsschritte zur Realisierung des Zertifizierungsprojekts







Abbildung 10



Organisation







Abbildung 11



Risikomanagement







Abbildung 12



Ablauf zur Umsetzung der technischen und organisatorischen Maßnahmen







Abbildung 13



Schematische Darstellung eines Geltungsbereichs







Abbildung 14



Schematische Darstellung des Zertifizierungsprozesses







Abbildung 15



Klassischer e-Discovery-Prozess auf Basis des EDRM-Modells







Abkürzungsverzeichnis




Abs

Absatz

ADV

Auftragsdatenverarbeitung

aF

alte Fassung

Art

Artikel

BayLDA

Bayerisches Landesamt für Datenschutzaufsicht

BB

Fachzeitschrift Betriebsberater

BCR

Binding-Corporate-Rules

BfDI

Bundesbeauftragter für den Schutz und die Informationsfreiheit

BGBl.

Bundesgesetzblatt

BMDW

Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort

BYOD

Bring-Your-Own-Device

B2B

Business to Business

B2C

Business to Consumer

CIA-Prinzip

Confidentiality-Integrity-Availability-Prinzip

CRM

Customer-Relationship-Management

DAkkS

Deutsche Akkreditierungsstelle

Dako

Datenschutz konkret

DIN

Deutsches Institut für Normung

DPA

Data-Protection-Agent(s)

DPC

Data-Protection-Coordinator(s)

DPM

Data-Protection-Manager(s)

DPMS

Data-Protection-Management-System

DPO

Data-Protection-Officer(s) (Datenschutzbeauftragter)

DSB

österreichische Datenschutzbehörde

DS-FA

Datenschutz-Folgenabschätzung(en)

DSK

Datenschutzkonferenz

DSMS

Datenschutzmanagementsystem

DS-RL

Datenschutzrichtlinie

EDPB

European Data Protection Board

EDPS

European Data Protection Supervisor

EDRM

Electronic Discovery Reference Model

EK

Europäische Kommission

EN

Europäische Norm

ENISA

European Union Agency for Cybersecurity

ERP

Enterprise Resource Planning

ErwGr

Erwägungsgrund

EU

Europäische Union

EuGH

Europäischer Gerichtshof

EUR

Euro

EuroPriSe

European Privacy Seal

EUV

Vertrag über die Europäische Union

EWR

Europäischer Wirtschaftsraum

f

der/die/das folgende

FAQ

Frequently Asked Questions

ff

die folgenden/die fortfolgenden

GDD

Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit

GKK

Gebietskrankenkasse

Hrsg.

Herausgeber

HS

Halbsatz

IBAN

International Bank Account Number

idR

in der Regel

idS

in diesem Sinne

iHv

in der Höhe von

IKS

Internes Kontrollsystem

IKT

Informations- und Kommunikationstechnologie

ID

Identity

iS(d)

im Sinne (der/des)

ISA

Information-Security-Agent

ISAE

International Standard on Assurance Engagements

ISM

Information-Security-Manager

ISMS

Informationssicherheitsmanagementsystem oder Information-Security-Management-System

ISO

International Organization for Standardization

ISR

Information-Security-Responsible

iSv

im Sinne von

IT

Informationstechnik

ITRB

Zeitschrift für IT-Rechtsberater

iVm

in Verbindung mit

iZm

im Zusammenhang mit

JF

Jour-Fixe

JusIT

Die Zeitschrift für IT-Recht, Rechtsinformation und Datenschutz

KFZ

Kraftfahrzeug

KMU

Klein- und Mittelunternehmen

KVP

kontinuierlicher Verbesserungsprozess

lit

litera

MDR

Managed Detection and Response

MS

Mitgliedsstaat

mwN

mit weiteren Nachweisen

OE

Organisationseinheit

OGH

Oberster Gerichtshof

OLG

Oberlandesgericht

ÖNORM

Österreichische Norm

PC

Personal Computer

PDF

Portable Document Format

RL

Richtlinie

Rspr

Rechtsprechung

Rz

Randzahl

S

Satz

SIEM

Security-Incident-and-Even-Management

SIM

Subscriber Identity Module

SoA

Statement of Applicability

TISAX

Trusted Information Security Assessment Exchange

ToE

Target of Evaluation

TOMs

Technische und Organisatorische Maßnahmen

UAbs

Unterabsatz

UGB

Unternehmensgesetzbuch

USA

Vereinigte Staaten von Amerika

USB

Universal Serial Bus

VbR

Zeitschrift für Verbraucherrecht (Manz)

vs

versus

VO

Verordnung

VPN

Virtual Private Network

VT

Vertriebstätigkeit

WADA

World Anti-Doping Agency

WKO

Wirtschaftskammer Österreich

WLAN

Wireless LAN

WP

Working Paper der Artikel 29 Gruppe

XML

Extensible Markup Language

Z

Zahl, Ziffer

ZD

Zeitschrift für Datenschutz

ZIIR

Zeitschrift für Informationsrecht





Vorwort




Seit 25. Mai 2018 ist EU-weit die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gültig. Das Thema Datenschutz ist spätestens seit diesem Zeitpunkt in aller Munde und stellt für viele Unternehmen eine große Herausforderung dar. Dabei ist Datenschutz nichts Neues, es hat sich mit der DSGVO nur einiges verändert. Während nach dem DSG 2000 die Strafen für Datenschutzverstöße meist sehr gering waren, sind die Sanktionen für Verstöße gegen die DSGVO erheblich. Die Höchststrafen würden für einige Unternehmen nicht nur einen herben Verlust bedeuten, sondern könnten sogar existenzbedrohend sein. Für Unternehmen soll aber nicht nur das Risiko einer hohen Strafe bei Nichteinhaltung der gesetzlichen Vorgaben im Fokus stehen. Ziel dieses Buch ist es, den für Datenschutz verantwortlichen Mitarbeitern dabei zu helfen, die DSGVO umzusetzen und aufzuzeigen, wie durch erfolgreich umgesetzte Datenschutzprojekte ein Wettbewerbsvorteil erzielt werden kann.

 



Datenschutz betrifft jedes Unternehmen. Ohne die Verarbeitung personenbezogener Daten, eingeschlossen Mitarbeiterdaten, ist die Erfüllung des Geschäftszwecks nicht möglich. Viele sehen in der DSGVO ein Datenverarbeitungsverbots-Gesetz und damit eine Einschränkung in ihrer Geschäftstätigkeit. Dabei verbietet die EU-Verordnung die Verarbeitung von personenbezogenen Daten nicht; sie fordert lediglich die Einhaltung bestimmter Grundsätze. Diese Grundsätze werden dem Leser in den ersten Kapiteln vorgestellt. Außerdem wird geklärt, was personenbezogene Daten eigentlich sind und welche Neuerungen sich in der DSGVO gegenüber dem DSG 2000 ergeben. Darüber hinaus werden Grundlagen des Projektmana­gements, die essenziell für die Durchführung eines Datenschutzprojektes sind, beleuchtet. Diese Grundlagen werden dann praxisnah in der Einführung einer Datenschutzorganisation angewendet.



Die gesetzlichen Vorgaben der DSGVO sind zum Teil auslegungsbedürftig und ließen bisher zahlreiche Fragen, deren Beantwortung für die Praxis essenziell ist, offen. Das vorliegende Buch versucht, Klarheit zu schaffen, indem es diese Fragen beantwortet und die praktische Umsetzung der wichtigsten Vorgaben wie das Führen von Verarbeitungsverzeichnissen, das Erstellen von Datenschutz-Folgeabschätzungen, die Beachtung von Betroffenenrechten und die Vorgehensweise bei einem Datenschutzvorfall praxisnah beschreibt. Zudem werden die Vorgaben aufgezeigt, die speziell international tätige Unternehmen betreffen. Beispielsweise wird der richtige Umgang mit personenbezogenen Daten, die in Niederlassungen in verschiedenen Ländern verarbeitet werden oder die gesetzeskonforme Datenübermittlung an Unternehmen aus nicht EU-Ländern behandelt.



Datenschutz ist jedoch kein ausschließlich rechtliches Thema, sondern betrifft alle Unternehmensabläufe, in denen personenbezogene Daten verarbeitet werden, so auch die IT. Im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung sind IT-Systeme dazu imstande, immer mehr Daten zu verhältnismäßig immer geringeren Kosten zu sammeln und zu verarbeiten. Somit bringt die DSGVO auch für IT-Systeme Vorgaben, welche durch technische und organisatorische Maßnahmen umgesetzt werden müssen, mit sich. Auch weniger verbreitete Konzepte wie Privacy-by-Design und Privacy-by-Default werden in diesem Buch beschrieben. Dabei handelt es sich um Grundsätze zur Etablierung einer datenschutzfreundlichen Softwareentwicklung und zur Umsetzung datenschutzkonformer Systemeinstellungen. Diese Konzepte sind insbesondere wichtig, da auch IT-Systeme auf dem aktuellen Stand der Technik in der Regel auf Datengewinnung und nicht auf das Entfernen von alten und nicht mehr benötigten Daten ausgerichtet sind. Das ist auch der Grund, warum Unternehmen kaum Daten löschen, solange sie nicht gesetzlich dazu verpflichtet sind. Vielmehr werden die gesammelten Daten als „Datenschatz“ wahrgenommen, da sie in vielen Fällen entsprechend verarbeitet für Marketingzwecke genutzt werden können. Dies steht im Widerspruch zur DSGVO und wird noch einige Unternehmen vor große Herausforderungen stellen, gerade bei der Umsetzung von Löschkonzepten. Datenschutz bedingt daher einen Paradigmenwechsel: weg von „wir sammeln alles für die Ewigkeit“ hin zu „wir nutzen aktuelle Daten nur, solange wir diese benötigen“.



Datenschutz ist kein Kurzzeitprojekt, sondern ein Prozess, der über längere Zeit in mehreren Schritten in einem Unternehmen eingeführt und nachhaltig gelebt werden muss. Das vorliegende Buch soll österreichischen Unternehmen helfen, diesen Prozess zu meistern und anhand von Beispielen Einblicke in die Praxis des gelebten Datenschutzes geben.



Besonders bedanken möchten wir uns bei Mag. Julia Schuster, LL.M. (NYU), Mag. Anna-Maria Minihold, LL.M., Mag. Lorenz Rattey und Lara Weissenberger, ohne deren Einsatz an ein Gelingen des Buches nicht zu denken gewesen wäre.



Über Ihre Kommentare, Ihr Feedback und Ihre Verbesserungsvorschläge freuen wir uns unter verlag@austrian-standards.at.



Wien, Oktober 2020, Die Herausgeber





1 Begrifflichkeiten und Grund­prinzipien der DSGVO



Sabine Brunner, Rafael Linus Nagel






1 Begrifflichkeiten und Grundprinzipien der DSGVO

1.1 Der Weg zur Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO)



Der Datenschutz gilt als eine vergleichsweise junge Rechtsmaterie. Das erste Datenschutzgesetz wurde im Jahr 1970 in Hessen (Deutschland) erlassen. In Österreich betrat man im Jahr 1978 mit dem Datenschutzgesetz ebenfalls legistisches Neuland. Angesichts der rasanten technischen Fortschritte war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich auch die EU dem Thema Datenschutz annehmen würde.





1.1.1 Europäische Datenschutzrichtlinie als Vorgängerbestimmung



Im Jahr 1995 erließen das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union die Richtlinie 95/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24. Oktober 1995 zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten und zum freien Datenverkehr (im Folgenden „DS-RL“). Der Hintergedanke war schon damals eine umfassende Harmonisierung der Rechtslage zur Herstellung eines gleichwertigen Schutzniveaus in allen Mitgliedsstaaten (im Folgenden „MS“) der EU.



Mit der DS-RL konnte dieses Ziel jedoch nur bedingt erreicht werden: Dies war vor allem der unterschiedlichen Umsetzung der Richtlinie in den einzelnen MS und der uneinheitlichen Rechtsprechung der jeweiligen Aufsichtsbehörden geschuldet.



In der unternehmerischen Praxis wurde der Datenschutz bis vor Kurzem eher stiefmütterlich behandelt, während die Verarbeitung von personenbezogenen Daten im Zuge der weltweiten Vernetzung sowie aufgrund technologischer Entwicklungen rasant zunahm. Mit dem Jahr 2016 sollte sich dies jedoch schlagartig ändern.





1.1.2 Die Geburtsstunde der DSGVO



Am 24. Mai 2016 trat die Verordnung (EU) 2016/679 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. April 2016 zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten, zum freien Datenverkehr und zur Aufhebung der Richtlinie 95/46/EG (DSGVO) in Kraft. Diese Verordnung hob die bisher in Geltung stehende DS-RL auf und sollte erst ab 25. Mai 2018 zur Anwendung gelangen. Den Normadressaten wurde sohin eine zweijährige „Schonfrist“ zur Umsetzung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen gewährt.



Die Grundprinzipien der DS-RL finden sich im Wesentlichen auch in der DSGVO wieder, den entsch