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Czcionka:

[63]

Art. 35 SGVerfGH.

[64]

Art. 35 SGVerfGH.

[65]

Art. 38 SGVerfGH.

[66]

Siehe Art. 44–47 SGVerfGH.

[67]

Art. 40 SGVerfGH.

[68]

Art. 41 Abs. 1 SGVerfGH.

[69]

Art. 41 Abs. 2 SGVerfGH.

[70]

Marie-Françoise Rigaux/Bernadette Renauld, La Cour constitutionnelle, 2009, S. 311.

[71]

Siehe unten, Rn. 146f.

[72]

Abgesehen von diesen „klassischen“ Zuständigkeiten zielen neuere Vorschläge zur Verfassungsänderung und zur Abänderung des SGVerfGH (vom 24. und 25.7.2013) darauf ab, dem Verfassungsgerichtshof im Rahmen der Umsetzung der sechsten Staatsreform drei weitere spezifische Zuständigkeiten zuzuweisen. So soll der Gerichtshof, wenn diese Vorschläge angenommen werden, mit der Vorabkontrolle der Volksbefragungen, die die Regionen zukünftig über eine Verfassungsänderung in regionalen Angelegenheiten durchführen können, beauftragt werden (siehe Vorschlag zur Einfügung eines Art. 39bis in die Verfassung, Parl. Dok., Kammer, 2012–13, 2966/001, S. 3; Vorschlag eines Sondergesetzes zur Abänderung des Sondergesetzes vom 6.1.1989 über den Verfassungsgerichtshof und des Sondergesetzes vom 12.1.1989 über die Brüsseler Institutionen im Hinblick auf die Ermöglichung der Durchführung von regionalen Volksbefragungen, Parl. Dok., Kammer, 2012–13, 2968/001, S. 3). Der Verfassungsgerichtshof wird ebenfalls die Kontrollzuständigkeit im Hinblick auf Entscheidungen der gesetzgebenden Versammlungen und Organe erhalten, die die Kontrolle der für die Wahlen zur Abgeordnetenkammer getätigten Ausgaben betreffen (siehe Vorschlag zur Abänderung von Art. 142 der Verfassung, Parl. Dok., Kammer, 2012–13, 2969/001, S. 3 und Vorschlag eines Sondergesetzes zur Abänderung des Sondergesetzes vom 6.1.1989 über den Verfassungsgerichtshof, Parl. Dok., Kammer, 2012–13, 2970/001). Schließlich wird der Gerichtshof mit der Kontrolle der Beachtung von Art. 143 § 1 der Verfassung durch die verschiedenen Gesetzgeber des Landes betraut. Diese Bestimmung sieht vor, dass die Föderalbehörde und die föderierten Gebietskörperschaften bei der Ausübung ihrer jeweiligen Befugnisse die Bundestreue respektieren, um Interessenkonflikte zu vermeiden (Vorschlag eines Sondergesetzes bezüglich der sechsten Staatsreform, Parl. Dok., Senat, 2012–13, 5–2232/1, S. 224).

[73]

Schiedshof, Nr. 62/2004, 31.3.2004.

[74]

Roger Moerenhout, Rechtspraakoverzicht Grondwettelijk Hof 2011 – Bevoegdheid en rechtspleging, Tijdschrift voor Bestuurswetenschappen en Publiekrecht 67 (2012), S. 523, 524–525; Marc Verdussen, Justice constitutionnelle, 2012, S. 102ff.; Christian Behrendt, Le juge constitutionnel, un législateur-cadre positif, 2006, S. 34–44. Siehe auch unten, Rn. 59ff.

[75]

Bei Vorabentscheidungsverfahren siehe insbesondere VerfGH Nr. 48/2011, 30.3.2011, Erwägungsgrund B.2 bis 4; Nr. 126/2011, 7.7.2011, Erwägungsgrund B.8. Bezüglich der Nichtigkeitsklagen, siehe beispielsweise VerfGH Nr. 31/2011, 24.2.2011, Erwägungsgrund B.2.2. Der Gerichtshof ist also nicht zuständig für die Beurteilung der Gesetzlichkeit oder Verfassungsmäßigkeit der Königlichen Erlasse, der Erlasse der Regional- und Gemeinschaftsregierungen, der Verordnungen, der Ministeriellen Erlasse, der Kollektiven Arbeitsabkommen, der Gemeindeverordnungen und generell sämtlicher Maßnahmen, die in Ausführung von Gesetzesnormen getroffen wurden (siehe Vincent Thiry, La Cour d’arbitrage – compétence et procédure, 1997, S. 9). Diese Kontrollbefugnis obliegt weiterhin den ordentlichen Gerichten (Art. 159 der Verfassung) sowie der Verwaltungsstreitsachenabteilung des Staatsrates.

[76]

VerfGH, Nr. 142/2011, 27.7.2011, Erwägungsgrund B.6.

[77]

Hierfür ist der Kassationshof zuständig.

[78]

Anzumerken ist, dass in Belgien weder eine Vorabkontrolle noch eine nachträgliche Kontrolle von Verfassungsänderungen besteht (siehe Schiedshof, Nr. 16/1994, 9.2.1994, zitiert nach François Tulkens, La Cour d’arbitrage et le Pouvoir constituant, in: Delpérée/Rasson-Roland/Verdussen [Hg.], Regards croisés sur la Cour d’arbitrage, 1995, S. 32).

[79]

Diesbezüglich ist darauf hinzuweisen, dass die Abgeordnetenkammer und der Senat in den gesetzgebenden Prozess entweder gemeinsam und gleichberechtigt einbezogen werden können (in Art. 77 der Verfassung als sogenanntes „vollständiges Zweikammersystem“ bezeichnetes Verfahren) oder Kammer und Senat zwar gemeinsam, aber mit vorrangiger Rolle der Abgeordnetenkammer handeln (in Art. 78 der Verfassung als sogenanntes „unvollständiges Zweikammersystem“ bezeichnetes Verfahren), oder dass die Abgeordnetenkammer allein tätig wird (in Art. 74 der Verfassung als sogenanntes „Einkammersystem“ bezeichnetes Verfahren).

[80]

Bekanntlich hat die Region Brüssel-Hauptstadt nicht das Recht, Dekrete zu erlassen, sondern nur Ordonnanzen (ordonnances/ordonnanties) mit einem geringfügig anderen Status.

[81]

Art. 138 der Verfassung, die sogenannte „St-Quentin-Klausel“, eröffnet der Französischen Gemeinschaft die Möglichkeit, der Wallonischen Region und der Französischen Gemeinschaftskommission bestimmte ihrer Befugnisse zu übertragen. In diesem besonderen Fall verabschiedet dann dieses letztere Organ die Dekrete, worauf die Zuständigkeit des Verfassungsgerichtshofes zu gründen scheint (siehe ebenfalls Schiedshof, Nr. 72/1995, 9.11.1995 und Schiedshof, Nr. 31/1995, 4.4.1995, in denen der Gerichtshof anerkennt, dass die französische Sprachgruppe im Parlament der Region Brüssel-Hauptstadt und das Kollegium des COCOF einer gesetzgebenden Versammlung sowie einer Regierung entsprechen).

[82]

Scheinbar handelt es sich dabei ganz einfach um ein Versäumnis des Verfassunggebers (in diesem Sinne siehe Uyttendaele [Fn. 6], S. 508, 511).

[83]

Siehe Schiedshof, Nr. 190/2005, 14.12.2005; VerfGH, Nr. 10/2012, 25.1.2012.

[84]

Bei der sogenannten „besonderen“ Mehrheit handelt es sich um die in Art. 4 Abs. 3 der Verfassung erwähnte. Diese Mehrheit setzt innerhalb einer jeden Versammlung des Föderalparlaments eine Mehrheit in jeder der ihr angehörenden Sprachgruppen voraus, wobei die Verabschiedung ebenfalls – wiederum innerhalb jeder Versammlung des Föderalparlaments – mindestens mit einer Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen erfolgen muss.

[85]

Was die mit besonderer Mehrheit verabschiedeten Gesetze betrifft, so werden diese nur anhand der Verfassung und nicht anhand von anderen mit besonderer Mehrheit verabschiedeten Gesetzen kontrolliert (in diesem Sinne siehe André Alen/Frank Meersschaut, Procederen voor het Belgisch Arbitragehof: knelpunten in de bevoegdheid van het Arbitragehof, in: Storme/Beirlaen [Hg.], Procederen in nieuw België en komend Europa, 1991, S. 154, 163).

[86]

Schiedshof, Nr. 51/1993, 1.7.1993; Nr. 7/1996, 18.1.1996.

[87]

Schiedshof, Nr. 61/1996, 7.11.1996; Nr. 75/1998, 24.5.1998. Der Verfassungsgerichtshof vertritt jedoch die Ansicht, dass es sich bei einer Einbürgerung um eine eigenständige Entscheidung des Gesetzgebers handelt, die keine Begründung enthalten muss. Darum sind die Einbürgerungsgesetze nicht anfechtbar (in diesem Sinne, siehe Patricia Popelier, Procederen voor het Grondwettelijk Hof, 2008, S. 43).

[88]

Schiedshof, Nr. 54/1996, 3.10.1996; VerfGH, Nr. 184/2011, 8.12.2011; Nr. 67/2012, 24.5.2012.

[89]

Schiedshof, Nr. 17/1994, 3.3.1994.

[90]

Schiedshof, Nr. 37/1993, 19.5.1993, Erwägungsgrund B.3.2; VerfGH, Nr. 188/2011, 15.12.2011, Erwägungsgrund B.4.

[91]

Rigaux/Renauld (Fn. 70), S. 38.

[92]

Ist dies nicht der Fall, so ist die sogenannte auslegende Bestimmung als reine rückwirkende Bestimmung zu betrachten. Folglich ist die Rückwirkung nur gerechtfertigt, wenn sie unerlässlich ist zur Verwirklichung der Zielsetzung des Gemeinwohls, wie das ordnungsgemäße Funktionieren oder die Kontinuität des öffentlichen Dienstes (VerfGH, Nr. 189/2002, 19.12.2002, Erwägungsgründe B.12.1 bis B.12.4) (siehe Gutachten des Staatsrates Nr. 46.403/1 vom 10.4.2009 über das Vorprojekt des Programmgesetzes, Parl. Dok., Kammer, 2008–09, 1967/001, S. 46ff., ebenfalls verfügbar in Jan Smets/Greet Verberckmoes, Afdeling Wetgeving Raad van State, Tijdschrift voor Bestuurswetenschappen en Publiekrecht 66 [2011], S. 297–298).

[93]

Schiedshof, Nr. 102/2006, 21.6.2006.

[94]

Rigaux/Renauld (Fn. 70), S. 39, 47.

[95]

Schiedshof, Nr. 70/1988, 14.12.1988.

[96]

Schiedshof, Nr. 124/2005, 13.7.2005; Nr. 126/2005, 13.7.2005; Nr. 126/2005, 13.7.2005, Erwägungsgrund B.13 und VerfGH, Nr. 128/2007, 10.10.2007.

[97]

Christian Behrendt/Frédéric Bouhon, Introduction à la Théorie générale de l’État, 32014, S. 419f.

[98]

Dies bis zur Gesetzesänderung vom 9.3.2003, auf die später einzugehen ist.

[99]

Schiedshof, Nr. 26/1991, 16.10.1991, Erwägungsgrund B.3.

[100]

Schiedshof, Nr. 12/1994, sogenanntes Urteil der „Europäischen Schulen“, 3.2.1994; Schiedshof, Nr. 33/1994, 26.4.1994; Schiedshof, Nr. 76/1994, 18.10.1994. Als Beispiel für eine diese Rechtsprechung befürwortende Richtung der Lehre siehe insbesondere Jean Sébastien Jamart, Observations sur l’argumentation: la primauté du droit international, Revue belge de droit constitutionnel 1999, S. 109.

[101]

Schiedshof, Nr. 20/2004, 4.2.2004.

[102]

In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass in Ermangelung einer Verfassungsbestimmung deutliche Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Verfassungsgerichtshof und dem Kassationshof bestehen. Denn letzterer bestätigt die Vorrangstellung des unmittelbar anwendbaren internationalen Rechts gegenüber dem gesamten belgischen Recht, einschließlich seiner Verfassungsbestimmungen (Kass., 27.5.1971, Le Ski, Pas. 1971, I, S. 887 und 16.11.2004, Pas. 2004, I, S. 1795). Der Verfassungsgerichtshof hingegen vertritt den Standpunkt, dass diese Vorrangstellung des internationalen Rechts sich auf Normen mit Gesetzesrang beschränkt und nicht gegenüber Normen mit Verfassungsrang gilt (Schiedshof, Nr. 12/1994, 3.2.1994). Siehe diesbezüglich Behrendt/Bouhon (Fn. 97), S. 483ff.

[103]

Sondergesetz vom 9.3.2003, Belgisches Staatsblatt, 11.4.2003.

[104]

Uyttendaele (Fn. 6), S. 105–107.

[105]

Art. 26 § 1bis SGVerfGH betrifft nicht alle internationalen Abkommen, die mehr oder weniger eng mit der Europäischen Union oder der EMRK in Zusammenhang stehen. Es muss sich unbedingt um „Gründungsverträge“ handeln, zumindest was die Europäische Union betrifft (Popelier [Fn. 87], S. 55). Der belgischen Regierung zufolge ist ein Vertrag dann ein Gründungsvertrag, wenn er gemäß Art. 34 der Verfassung darauf abzielt, die Ausübung gewisser Zuständigkeiten internationalen Einrichtungen zu übertragen, die dann Entscheidungen mit Normcharakter treffen können, ohne dass hierzu die Zustimmung des belgischen Staates erforderlich wäre (siehe den Entwurf des Sondergesetzes vom 17.10.2002 zur Abänderung des Sondergesetzes vom 6.1.1989 über den Schiedshof, Bericht, Parl. Dok., Senat, 2002–03, 2–897/6, S. 224).

[106]

Zudem gibt es Erlassgesetze über außerordentliche Vollmachten. In der Praxis ist die Bedeutung derartiger Erlasse sehr umstritten, insbesondere seit dem Urteil Nr. 136/2003 des Verfassungsgerichtshofes vom 22.10.2003. Die Rechtslehre vertritt mehrheitlich die Ansicht, dass der Gerichtshof nicht zuständig ist, um über derartige Erlasse zu befinden, da es sich um Verordnungsnormen handelt. Erst wenn ein solcher Erlass nachträglich durch eine Gesetzesnorm bestätigt oder verlängert wird, dann wird auch er zu einer Norm mit Gesetzesrang, so dass der Gerichtshof für die Prüfung der Verfassungsmäßigkeit zuständig ist. Demgegenüber hat der Gerichtshof im Urteil Nr. 136/2003 eine Kontrolle der Verfassungsmäßigkeit eines Erlassgesetzes über außerordentliche Vollmachten vorgenommen, allerdings ohne dies zu begründen. Insofern bleibt das Urteil unklar: Hält der Gerichtshof sich künftig für die Prüfung der Verfassungsmäßigkeit gewisser Verordnungsnormen für zuständig oder vertritt er die Ansicht, dass ein Erlassgesetz über außerordentliche Vollmachten derart außergewöhnlich ist, dass es letztendlich einer Gesetzesnorm gleichzusetzen ist? (Für eine detailliertere Untersuchung dieser Thematik: Christian Behrendt, Excursion à l’orée de la chasse gardée du juge constitutionnel: La Cour constitutionnelle et le contrôle de la constitutionnalité des arrêtés-lois de temps de guerre, des arrêtés-lois de pouvoirs extraordinaires et des décrets du Congrès national, Revue de la Faculté de droit de l’Université de Liège 2007, S. 529, 545).

[107]

Diese Praxis beruht auf Art. 105 der Verfassung.

[108]

Der Vollständigkeit halber sei klargestellt, dass diese nicht bestätigten KSVE dennoch ganz ausnahmsweise durch den Verfassungsgerichtshof kontrolliert werden können, wenn sie im Nachhinein durch Gesetz geändert werden und diese Änderung nicht rein formaler Art ist, sondern den Gesetzgeber dazu veranlasst, sich den früheren normativen Gehalt des KSVE anzueignen (Schiedshof, Nr. 22/2005, 26.1.2005).

[109]

Siehe insbesondere Schiedshof, Nr. 102/2003, 2.7.2003.

[110]

Schiedshof, Nr. 176/2004, 3.11.2004.

[111]

Schiedshof, Nr. 58/1988, 8.6.1988; Nr. 176/2004, 3.11.2004.

[112]

Rigaux/Renauld (Fn. 70), S. 56. Zu diesem Begriff siehe Géraldine Rosoux, Le contrôle juridictionnel des ‘validations législatives’ en France et en Belgique : un conflit de légitimités, Revue de la Faculté de droit de l’Université de Liège 2005, S. 137.

[113]

Behrendt (Fn. 106), S. 533.

[114]

Schiedshof, Nr. 115/1999, 10.11.1999.

[115]

Das Urteil Nr. 115/1999 wurde durch das Urteil Nr. 101/2000 vom 11.10.2000 bestätigt. Bevor der Verfassungsgerichtshof diese Urteile erließ, hatte er bereits 1999 die Gelegenheit gehabt zu betonen, dass er für die Bestimmungen von Erlassgesetzen, die nach ihrer Verabschiedung auf dem üblichen gesetzgeberischen Wege abgeändert wurden, zuständig ist (Schiedshof, Nr. 89/1999, 15.7.999, Erwägungsgrund B.2.2).

[116]

Schiedshof, Nr. 17/1994, 3.3.1994. Siehe diesbezüglich Jeroen Van Nieuwenhove, Over internationale verdragen, samenwerkingsakkoorden en „etablissement“. Enkele kanttekeningen bij de arresten 12/94, 17/94 en 33/94 van het Arbitragehof, Rechtskundig Weekblad 58 (1994–1995), S. 449; Philippe Coenraets, Réflexions sur le contrôle de constitutionnalité des accords de coopération, Administration publique, édition trimestrielle (APT) 19 (1995), S. 216, 219–227.

[117]

Popelier (Fn. 87), S. 57.

[118]

Jean Claude Scholsem, La Cour d’arbitrage et les lacunes législatives, in: Arts/Verougstraete/Andersen/Suetens-Bourgeois/Rigaux/Ryckeboer/De Wolf (Hg.), Les rapports entre la Cour d’arbitrage, le Pouvoir judiciaire et le Conseil d’État, 2006, S. 216.

[119]

Ein derartiges positives Eingreifen des Richters ist nur möglich im Falle einer sogenannten „intrinsischen“ Lücke, die also unmittelbar die vom Gerichtshof zu prüfende Norm betrifft. Wenn die Verfassungswidrigkeit nicht auf die kontrollierte Norm selbst, sondern auf das – dem Gesetzgeber anzulastende – Fehlen einer Norm zurückzuführen ist, wird die Lücke als „durch äußere Einwirkungen verursacht“ bezeichnet (für genauere Einzelheiten diesbezüglich siehe Michel Melchior/Claude Courtoy, L’omission législative ou la lacune dans la jurisprudence constitutionnelle, Journal des Tribunaux 127 [2008], S. 669, sowie Christian Behrendt/Martin Vrancken, Qui a peur des lacunes législatives ? Le juge tiraillé entre le respect des prérogatives du législateur et la défense de l’égalité des citoyens, in: Lecocq/Dambre [Hg.], Chronique de droit à l’usage des juges de paix et de police – Rechtskroniek voor de Vrede- en Politierechters, 2013, S. 305–324).

[120]

Schiedshof, Nr. 31/1996, 15.5.1996, Journal des Tribunaux 116 (1997), S. 2, Anm. Henri Simonart.

[121]

Es ist jedoch anzumerken, dass der Gerichtshof nicht abgewartet hat, dass diese Möglichkeit ihm offiziell eröffnet wurde. Er hat seinem Zuständigkeitsbereich sämtliche Rechte und Freiheiten im Wege einer weiten Auslegung von Art. 10 und 11 der Verfassung zugeführt. In der Lehre wird entsprechend die Meinung vertreten, das Gesetz aus dem Jahre 2003 habe die Zuständigkeiten des Gerichtshofes nicht wirklich erweitert, sondern die bestehende Rechtsprechung lediglich gesetzlich verankert (siehe Rigaux/Renauld [Fn. 70], S. 65).

[122]

Mit diesem Gesetz wurden unter anderem die Art. 1 und 26 des Sondergesetzes vom 6.1.1989 über den Verfassungsgerichtshof abgeändert.

[123]

Wie bereits oben angemerkt, zielt ein Vorschlag zur Abänderung des SGVerfGH darauf ab, den Prüfungsmaßstab des Gerichtshofes um den Art. 143 Abs. 1 der Verfassung zu ergänzen. Durch diese Bestimmung wird der Föderalbehörde und den Gebietskörperschaften zur Vermeidung von Interessenkonflikten auferlegt, unter Beachtung der Bundestreue zu handeln (siehe Vorschlag eines Sondergesetzes „zur sechsten Staatsreform“ vom 25.7.2013, Parl. Dok., Senat, 2012–13, 5–2232/1, S. 224).

[124]

Hinsichtlich der Unterscheidung zwischen den Normen föderaler Kompetenzverteilung und den Regeln, mit denen lediglich die Ausübung dieser Kompetenzen verändert wird, siehe Velaers (Fn. 18), S. 123. Siehe ebenfalls Art. 130bis SGVerfGH, mit dem die Normen föderaler Kompetenzverteilung festgelegt werden: „die Konzertierung, die Einbeziehung, die Auskunftserteilung, Stellungnahmen, gleich lautende Stellungnahmen, Vereinbarungen, gemeinsame Vereinbarungen und Vorschläge, die im Sondergesetz vom 8. August 1980 zur Reform der Institutionen, mit Ausnahme der in Artikel 92bis des besagten Gesetzes vorgesehenen Zusammenarbeitsabkommen, sowie im Sondergesetz (vom 16. Januar 1989) über die Finanzierung der Gemeinschaften und Regionen oder auch in jeglichem anderen in Ausführung der Artikel 39, 127 § 1, 128 § 1, 129 § 1, 130 § 1, 135, 136, 137, 140, 166, 175, 176 und 177 der Verfassung ergangenen Gesetz“.

[125]

Popelier (Fn. 87), S. 83, 87–88; Der Verfassungsgerichtshof hat bestätigt, dass Bestimmungen, mit denen ergänzende Zuständigkeiten gewährt werden, zuständigkeitsverteilend sind und daher zu seinen Maßstabsnormen gehören (Schiedshof, Nr. 24/1986, 26.6.1986; Nr. 27/1986, 22.10.1986).

[126]

Anmerkung der Redaktion: „Zentrifugal“ ist die Entwicklung des belgischen Föderalismus insofern, als dieser durch die Dezentralisierung eines vormals bestehenden Einheitsstaates gekennzeichnet ist.

[127]

Popelier (Fn. 87), S. 83, 87–88.

[128]

Siehe Schiedshof, Nr. 8/1990, 7.2.1990; Nr. 92/2003, 24.6.2003.

[129]

So kommt der Verfassungsgerichtshof beispielsweise im Urteil Nr. 39/1997 vom 14.7.1997 zu dem Schluss, dass ein Königlicher Erlass über das Statut der Staatsbediensteten zu den Normen der Zuständigkeitsverteilung gehört, da er Art. 87 Abs. 4 des Sondergesetzes vom 8.8.1980 zur Reform der Institutionen umsetzt (siehe Popelier [Fn. 87], S. 85).

[130]

Christian Behrendt, Quelques réflexions relatives aux effets, en droit, des arrêts de la Cour constitutionnelle, in: De Leval/Balot (Hg.), L’effet des décisions de justice: contentieux européens, constitutionnel, civil et pénal, 2008, S. 133. Siehe beispielsweise Schiedshof, Nr. 144/2005, 21.9.2005, wo der Gerichtshof urteilte, dass eine vom flämischen Dekretgeber verabschiedete Bestimmung zur Regelung der Zuständigkeit der Gerichtshöfe und Gerichte in Steuersachen im Widerspruch zu den Regeln der Zuständigkeitsverteilung und insbesondere Art. 146 der Verfassung steht, der diese Zuständigkeit der Föderalbehörde vorbehält. Der Gerichtshof ist außerdem der Ansicht, dass der Dekretgeber sich in diesem Fall nicht auf Art. 10 des Sondergesetzes vom 8.8.1980 zur Reform der Institutionen stützen konnte, der besagt, dass „[d]ie Dekrete Rechtsbestimmungen enthalten können, die sich auf Angelegenheiten beziehen, die nicht in die Zuständigkeit der [Parlamente] fallen, sofern diese Bestimmungen für die Ausübung ihrer Befugnis erforderlich sind“ (Hervorhebung durch den Autor). Dieser Artikel ist die gesetzliche Grundlage für die Theorie der sogenannten impliziten Zuständigkeiten (zu diesem Thema, siehe Johan Vande Lanotte, De impliciete bevoegdheden op een Belgisch spoor, in: Alen [Hg.], Zeven knelpunten na zeven jaar staatshervorming, 1988, S. 81–143; Geneviève Cerexhe, Les compétences implicites et leur application en droit belge, 1989 und jetzt kürzlich erschienen, Margo Merckaert, Het concept ‘impliciete bevoegdheden’ in het Europees en het national constitutioneel recht, in: Alen/Theunis [Hg.], Leuvense staatsrechtelijke standpunten, Bd. III, 2012, S. 289, insb. S. 305ff.).

[131]

In Belgien ist die Umwandlung des Einheitsstaates in einen Föderalstaat in mehreren Phasen erfolgt (von 1970 bis heute). Gewisse Änderungen wurden in der Verfassung festgeschrieben, die meisten dieser Reformen aber erfolgten über die Verabschiedung von Sondergesetzen.

[132]

Rigaux/Renauld (Fn. 70), S. 68.

[133]

Schiedshof, Nr. 65/1988, 15.6.1988. Siehe diesbezüglich André Alen/Frank Meersschaut, Procederen voor het Belgische Grondwettelijk Hof: knelpunten in de bevoegdheid van het Arbitragehof, in: Storme/Beirlaen (Hg.), Procederen in nieuw België en komend Europa, 1991, S. 154; Popelier (Fn. 87), S. 82.

[134]

Popelier (Fn. 87), S. 82.

[135]

Siehe oben, Rn. 76ff.

[136]

Schiedshof, Nr. 29/1986, 18.11.1986; Nr. 38/1987, 30.6.1987.

[137]

In Art. 10 der Verfassung ist das Gleichheitsprinzip, in Art. 11 das Prinzip der Nichtdiskriminierung verankert und Art. 24 betrifft die Rechte im Zusammenhang mit dem Unterrichtswesen.

[138]

Einige Autoren vertreten den Standpunkt, der Gesetzgeber hätte hier eigentlich die Art. 10, 11 und 24 der Verfassung, die zu Titel II gehören, vom Anwendungsbereich des Gesetzes ausnehmen müssen, da der Gerichtshof aufgrund von Art. 142 Abs. 2 Satz 2 der Verfassung für diese sowieso zuständig ist (siehe Behrendt [Fn. 130], S. 133).

[139]

Velaers (Fn. 18), S. 166ff.

[140]

Siehe beispielsweise kürzlich VerfGH, Nr. 29/2010, 18.3.2010.

[141]

Schiedshof, Nr. 23/1989, 13.10.1989, sogenanntes Biorim-Urteil.

[142]

Schiedshof, Nr. 18/1990, 23.5.1990, sogenanntes Befriedungsurteil (arrêt de pacification/pacificatie-arrest), Erwägungsgrund B.11.3. Siehe Popelier (Fn. 87), S. 118ff. Die Autorin merkt an, dass der Verfassungsgerichtshof im Gegensatz zu seiner ursprünglichen Behauptung im Befriedungsurteil seine Kontrolle nicht mehr auf die Rechte und Freiheiten beschränkt, die sich aus Bestimmungen mit direkter Wirkung ergeben. Die Erklärung hierfür liegt im objektiven Charakter der Streitsachen, mit denen der Gerichtshof befasst wird (S. 138). Siehe ebenfalls Rigaux/Renauld (Fn. 70), S. 81.

[143]

André Alen/Koen Muylle/Willem Verrijdt, De verhouding tussen het Grondwettelijk Hof en het Europees Hof voor de rechten van de mens, in: Alen/Theunis (Hg.) (Fn. 130), S. 3, 17ff.

[144]

Popelier (Fn. 87), S. 78.

[145]

Siehe beispielsweise kürzlich VerfGH, Nr. 24/2013, 28.2.2013, Erwägungsgrund B.3.2.

[146]

Rigaux/Renauld (Fn. 70), S. 80.

[147]

Schiedshof, Nr. 136/2004, 22.7.2004, Erwägungsgrund B.5.3. Auf diese Theorie hat der Verfassungsgerichtshof häufig zurückgegriffen, insbesondere in folgenden Urteilen: VerfGH, 2/2011, 13.1.2011; Nr. 22/2011, 3.2.2011; Nr. 23/2011, 10.2.2011; Nr. 30/2011, 24.2.2011; Nr. 102/2011, 31.5.2011; Nr. 116/2011, 30.6.2011; Nr. 201/2011, 22.12.2011; Nr. 2/2012, 11.1.2012 oder aber Nr. 71/2012, 31.5.2012. Siehe Alen/Muylle (Fn. 2), S. 523–528.

[148]

Es muss deutlich darauf hingewiesen werden, dass der Gerichtshof nicht zuständig ist, um unmittelbar eine Verletzung des internationalen Rechts durch den belgischen Gesetzgeber festzustellen. Er kann in seine Kontrolle lediglich die Bestimmungen des in Belgien anwendbaren internationalen Vertragsrechts einbeziehen, die denselben Gegenstand haben wie die verfassungsrechtlichen Bestimmungen, für die er unmittelbar zuständig ist. Bezüglich des Begriffs der „entsprechenden Rechte“ siehe den Vorschlag eines Sondergesetzes vom 12.7.2007 zur Änderung von Art. 26 des Sondergesetzes vom 6.1.1989 über den Schiedshof, Parl. Dok., Senat, außerord. Sitzung 2007, 4–12/1.

[149]

Schiedshof, Nr. 50/2003, 30.4.2003, Erwägungsgrund B.8.4.

[150]

Siehe Jean Thierry Debry, Saisir la Cour constitutionnelle d’un recours en annulation, in: Martens (Hg.), Saisir la Cour constitutionnelle et la Cour de Justice de l’Union européenne, 2012, S. 9–54.

[151]

Uyttendaele (Fn. 6), S. 520.

[152]

Art. 2 Nr. 2 SGVerfGH.

[153]

Für eine detaillierte Untersuchung des Klageinteresses, siehe Rigaux/Renauld (Fn. 70), S. 106–141.

[154]

Siehe insbesondere Schiedshof, Nr. 63/1997, 28.10.1997; Nr. 125/2000, 29.10.2000.

[155]

Schiedshof, Nr. 104/2006, 21.6.2006, wo der Gerichtshof entschied, dass „[d]er Umstand, dass die angefochtene Bestimmung sich direkt und nachteilig auf die Lage des Klägers auswirken kann, [ausreicht], um das durch das [SGVerfGH] vorgeschriebene Interesse zu beweisen. Der Gerichtshof braucht sich im Übrigen nicht die Frage nach den Aussichten des Klägers, dass im Falle der Nichtigerklärung [das Urteil des Kassationshofes] zurückgezogen wird, zu stellen, da nicht behauptet werden kann, das Interesse an der Nichtigerklärung einer beschwerdegegenständlichen Norm würde sich auf die Möglichkeit der späteren Anwendung des Zurückziehungsverfahrens beschränken“ (Erwägungsgrund B.2.6). Zur Restitutionsklage als Instrument einer solchen „Zurückziehung“ siehe unten, Rn. 169.

[156]

Schiedshof, Nr. 35/1996, 6.6.1996; Nr. 28/2002, 30.1.2002.

[157]

Dies ist beispielsweise der Fall bei Eltern, deren Kind im fünften Jahr der Sekundarstufe ist und die gegen ein Dekret klagen, das den Hochschulzugang regelt. Hier handelt es sich nicht um ein sofort durchzusetzendes Interesse, aber das Kind kann nach Beendigung der Sekundarstufe ein Hochschulstudium aufnehmen (Schiedshof, Nr. 48/1998, 22.4.1998).

[158]

Behrendt (Fn. 130), S. 123.

[159]

Schiedshof, Nr. 13/1991, 28.5.1991.

[160]

Schiedshof, Nr. 19/1990, 31.5.1990.

[161]

Schiedshof, Nr. 30/1998, 18.3.1998.

[162]

Rigaux/Renauld (Fn. 70), S. 107.

[163]

Die Abgeordnetenkammer und der Senat.

[164]

Schiedshof, Nr. 72/1995, 9.11.1995.

[165]

Uyttendaele (Fn. 6), S. 520, Anm. 57.

[166]

„Das Stabilitätserfordernis ist im Bereich des öffentlichen Rechts besonders ausgeprägt, was die Verhältnisse zwischen der öffentlichen Hand und den Bürgern sowie zwischen den verschiedenen Behörden selbst anbelangt“ (Entwurf des Sondergesetzes über den Schiedshof vom 16.11.1988, Begründung, Parl. Dok., Senat, 1988–89, 483/1, S. 6).

[167]

Schiedshof, Nr. 27/1986, 22.10.1986.

[168]

Art. 3 § 2 SGVerfGH.

[169]

Art. 4 Abs. 1 Nr. 1, 2 SGVerfGH.

[170]

Art. 4 Abs. 2 SGVerfGH.

[171]

Siehe beispielsweise Schiedshof, Nr. 49/1997, 14.7.1997.

[172]

Popelier (Fn. 87), S. 291.

[173]

Verdussen (Fn. 47), S. 62.

[174]

Siehe Joëlle Sautois, Saisir la Cour constitutionnelle d’une demande de suspension, in: Martens (Hg.) (Fn. 150), S. 55–84.

[175]

Art. 21 SGVerfGH.

[176]

Ein Klagegrund ist dann ernsthaft, wenn er die Nichtigerklärung der streitgegenständlichen Norm bewirken kann und er auch prima facie begründet erscheint, also nach einer ersten Prüfung durch den Gerichtshof (Popelier [Fn. 87], S. 218). Siehe beispielsweise Schiedshof, Nr. 17/2007, 17.1.2007; VerfGH, Nr. 106/2007, 19.7.2007.

[177]

Roger Moerenhout, De vordering tot schorsing voor het Arbitragehof, Tijdschrift voor Bestuurswetenschappen en Publiekrecht 60 (2005), S. 146.

[178]

Zu diesem Begriff siehe Patricia Popelier und insbesondere die von ihr angeführte Liste der Urteile des Verfassungsgerichtshofes (Fn. 87, S. 219ff.). Dem Verfassungsgerichtshof zufolge kann mangelnde Eile der Antragsteller bei der Beantragung der Aussetzung das Fehlen eines zwingenden Grundes für die Aufschiebung der sofortigen Ausführung des Gesetzes beweisen (Schiedshof, Nr. 22/1989 [Fn. 176], Erwägungsgrund B.3).

[179]

VerfGH, Nr. 107/2012, 9.8.2012, Erwägungsgrund B.4. Siehe Uyttendaele (Fn. 6), S. 523.

[180]

Schiedshof, Nr. 1/1985, 5.4.1985.

[181]

Schiedshof, Nr. 60/1992, 8.10.1992.

[182]

Siehe Bernadette Renauld, Saisir la Cour constitutionnelle d’une question préjudicielle, in: Martens (Hg.) (Fn. 150), S. 86–142.