Czytaj książkę: «Beyoncé - Crazy in Love»

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Aus dem Englischen übersetzt

von Paul Fleischmann


www.hannibal-verlag.de

Impressum

Die Autorin: Anna Pointer

Deutsche Erstausgabe 2015

Englische Originalausgabe by Coronet, einem Imprint von Hodder & Stoughton, a Hachette UK Company, mit dem Titel

„Beyoncé – Running The World – The Biography“

ISBN 978-1-473-60733-0

© 2014 by Anna Pointer

Coverfoto: © REX/Kristin Callahan

Lektorat: Verena Zankl

Übersetzung: Paul Fleischmann

Layout und Satz: Thomas Auer, www.buchsatz.com

© 2015 by Hannibal

Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen

www.hannibal-verlag.de

ISBN 978-3-85445-469-4

Auch als Paperback erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-468-7

Hinweis für den Leser:

Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. Der Autor hat sich mit größter Sorgfalt darum bemüht, nur zutreffende Informationen in dieses Buch aufzunehmen. Es kann jedoch keinerlei Gewähr dafür übernommen werden, dass die Informationen in diesem Buch vollständig, wirksam und zutreffend sind. Der Verlag und der Autor übernehmen weder die Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Schäden jeglicher Art, die durch den Gebrauch von in diesem Buch enthaltenen Informationen verursacht werden können. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.

Zitat

„Ich weiß, dass ich sehr stark bin … Ich bin sogar stärker,

als es mein Verstand verarbeiten und verstehen kann.“

Beyoncé

Inhalt

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Bildnachweise

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Während der donnernde Applaus langsam abebbt, begibt sich das kleine Mädchen zur Mitte der Bühne und grinst in die gierigen Gesichter, die den Theatersaal füllen. Obwohl es gerade einmal sieben Jahre alt ist und kaum über das hölzerne Rednerpult ragt, um ins Mikrophon zu sprechen, weiß es genau, was es sagen will. Es wirkt, als ob es genau dorthin gehöre. Es trägt ein buntes Partykleidchen, die Haare sind sorgfältig angeordnet und es hat sich gerade die Seele aus dem Leib gesungen, um einen großen nationalen Talentwettbewerb zu gewinnen. Das Mädchen holt tief Luft und beginnt zu sprechen. Sein Dank gilt den Eltern und den Juroren, die es als Siegerin auserkoren haben. Und dann – als ob es schon seit Jahren im Scheinwerferlicht stehen würde – führt es die Hand zum Mund und schickt dem Publikum ein Küsschen. Die Geste steckt voller Charme und jugendlichem Showbiz-Flair und demonstriert eine natürliche Verbundenheit mit dem Publikum, das sich nun von den Sitzen erhebt und es dem Mädchen mit noch mehr ohrenbetäubendem Jubel und Applaus dankt. Die Fähigkeit, einen ganzen Konzertsaal zu fesseln, ist ihm sein ganzes Leben lang nicht mehr abhandengekommen und zu einem Markenzeichen seines Erfolgs geworden.

Gehen wir ein Jahr weiter. Das kleine Mädchen ist zu einer echten Performerin erblüht. Jede Bewegung sitzt und wirkt ausbalanciert. Die junge Sängerin strahlt totales Selbstvertrauen aus, während sie jede einzelne Note trifft. Sie nimmt zwar nicht mehr am Wettbewerb teil, aber sie ist noch einmal in die Konzerthalle zurückgekehrt, um dieselbe Talentshow, die sie im Jahr zuvor so überzeugend gewinnen konnte, mit einem Gastauftritt zu beehren. Als sie nun erneut hier auf der Bühne steht, liefert sie so einen umwerfenden Auftritt ab, dass gar kein Zweifel an ihrer strahlenden Zukunft aufkommen kann. Beyoncé Knowles ist auf einem guten Weg, die größte Sängerin der Welt zu werden.

Musik ist Beyoncé seit jeher im Blut gelegen. „Mein Dad erzählte mir, dass ich als Baby immer durchgedreht bin, wenn ich Musik hörte, und zu tanzen versucht habe, noch bevor ich überhaupt gehen konnte“, enthüllte sie in Soul Survivors, der Autobiografie ihrer Band Destiny’s Child. „Er hat ein paar peinliche Videos, um es zu beweisen!“ Ihr Vater, Mathew Knowles, würde diese Videos weniger als peinlich denn vielmehr als eines seiner wertvollsten Besitztümer bezeichnen. Er ist seit jeher stolz auf seine ältere Tochter gewesen – genauer gesagt seit dem 4. September 1981, als Beyoncé Giselle Knowles im Park Plaza Hospital in Houston die große Bühne des Lebens betrat. „Meine Mom behauptet, dass es eine einfache und relativ schmerzfreie Geburt gewesen sei – anders als ein paar meiner anderen Auftritte“, schrieb Beyoncé in Soul Survivors. „Meine Eltern einigten sich vor meiner Geburt darauf, dass mein Dad meinen zweiten Vornamen und meine Mutter den ersten aussuchen dürfe. Also stammt ‚Beyoncé‘ von ihr – eigentlich war das ihr Mädchenname.“

Um genau zu sein, ist es eine Ableitung des Mädchennamens ihrer Mutter. Tina hatte als Celestine Ann Beyincé das Licht der Welt erblickt. Um den Namen auch nach ihrer Heirat am Leben zu erhalten, kam sie auf Beyoncé – was bei ihrem eigenen Vater, Lumiz Beyincé, nicht unbedingt gut ankam. „Meine Familie war nicht glücklich darüber“, gestand Tina gegenüber dem Rolling Stone. „Mein Dad sagte, dass sie sauer auf mich sein würde, da sich der Name vom Nachnamen meiner Familie ableitete.“ Lumiz sollte Recht behalten: Als junges Mädchen hasste Beyoncé ihren Namen. „Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, ihn zu lieben, aber als ich klein war, war das für die anderen Kinder einfach nur ein weiterer Grund, mich zu hänseln“, erörterte sie in Soul Survivors. „Jeden Morgen, wenn der Lehrer die Anwesenheit überprüfte, hätte ich mich am liebsten unter meinem Pult verkrochen.“

Aber bevor Beyoncé in die Schule kam, war ihr natürlich nicht bewusst gewesen, dass ihr Name irgendwie ungewöhnlich wäre, und es hatte nichts gegeben, was einen Schatten auf ihre ersten Lebensjahre geworfen hätte. Zuhause wurde sie „Bey“ oder einfach nur „B“ gerufen und beide Koseformen hielten sich bis in ihr Erwachsenenalter. Frühe Fotos zeigen sie als lächelndes, unbeschwertes Kleinkind mit einem süßen runden Gesicht und einem dunkel gelockten Haarschopf. Sobald sie gehen konnte, begann sie, zur Musik im Radio und den Schallplatten ihrer Eltern – etwa von Michael Jackson, Luther Vandross und Prince – zu tanzen. Mathew und Tina hatten es ebenfalls bereits als Kinder geliebt zu singen und auch selbst schon an Talentshows teilgenommen. Tina hatte außerdem in einer Gruppe namens Beltones gesungen. Die Gruppe war nach dem Vorbild von Diana Ross und den Supremes konzipiert gewesen und ihre Kostüme waren von ihr selbst entworfen worfen. Im Haus lief stets Musik und Beyoncé erinnert sich gerne daran, wie sie Lieder mit ihrem Dad, der sie am Keyboard begleitete, sang. Eine ihrer frühesten Erinnerungen ist, wie sie ihrer Mutter einen Song, den sie in der Schule gelernt hatte, vortrug. „Ich war in der ersten Klasse, als mich meine Mom fragte, was ich heute in der Schule gelernt hätte, und ich ihr antwortete: ‚Einen Song.‘ Sie stand am Spülbecken und kümmerte sich um das Geschirr, trocknete sich die Hände an ihrer Schürze ab, drehte sich zu mir und sah mich an. ‚Nun, das ist ja nett‘, sagte sie, ‚dann lass mal hören.‘ Ich saß am Küchentisch, stand aber auf, um ihr vorzusingen, wie es der Lehrer mir gezeigt hatte. Ich werde dieses Gefühl nie vergessen“, erklärte sie in Soul Survivors. „Ich liebte es, für meine Mutter einen Auftritt hinzulegen – es war wie ein Rausch.“ Obwohl Musik seit jeher im Leben von Mathew und Tina eine Rolle gespielt hatte, verfügten sie auch über eine natürliche Begabung für Geschäftliches und waren entschlossen, gegen alle Widrigkeiten finanziell erfolgreich zu sein.

Der mittlerweile 64-jährige Mathew Knowles war 1951 in Gadsden, Alabama, geboren worden, als noch strikte Rassentrennung zwischen Weißen und Schwarzen geherrscht hatte. Seine Familie war arm und lebte in einem winzigen, baufälligen Haus, das kein eigenes Badezimmer hatte. Aber seine Eltern waren fleißige und erfinderische Menschen. Sein Vater, auch er hieß Mathew, war Lastwagenfahrer und überredete die Besitzer seines Trucks, ihm zu erlauben, das Fahrzeug in der Nacht dafür zu verwenden, um das Altmetall, das er von alten Autos und Häusern gesammelt hatte, zu verkaufen. Mathews Mutter arbeitete als Dienstmädchen und verkaufte in ihrer Freizeit Steppdecken und Lebensmittelkonserven. Sein Großvater, der zur Hälfte Cherokee-Indianer war, besaß 300 Morgen Land, die er an eine Papiermühle vermietete. Das Beispiel, das ihm seine Eltern und sein Großvater gaben, inspirierte Mathew dazu, ein Geschäftsmann zu werden. Bereits in der Schule unternahm er erste Schritte als Unternehmer, indem er billig Süßigkeiten einkaufte und sie mit Gewinn an seine Kameraden weiterverkaufte. „Ich wollte schon immer ein Geschäftsmann sein. Ich ging los und kaufte mir für einen Dollar Süßigkeiten und machte damit aus dem einen Dollar in Folge drei Dollar“, erzählte er gegenüber dem Magazin Empower. „Ich hatte zwar eigentlich keine Ahnung von dem, was ich da tat, aber es funktionierte.“

Seine Eltern förderten nicht nur seine unternehmerischen Ambitionen, sondern auch seine schulische Bildung – und seine Liebe zur Musik. Mathew erinnert sich etwa daran, dass er nach dem sonntäglichen Abendessen im Familienkreis regelmäßig als DJ fungierte, während seine Mom und sein Dad im Wohnzimmer tanzten. „Mein Dad war über einen Meter neunzig groß und wog fast 140 Kilo, konnte für so einen großen Kerl aber echt gut tanzen. Ich habe Musik immer schon geliebt“, sagte er. In der Schule sang er im Chor und hatte gemeinsam mit anderen Jungs eine Band, aber er enthüllte später, dass seine heranwachsende Tochter Beyoncé ihren Daddy stets darum bat, bloß nicht zu singen.

Mathew erhielt ein Basketball-Stipendium der University of Tennessee, wechselte aber schließlich an die Fisk University in Nashville, um dort Volks- und Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Als Student an der Fisk begann er darüber nachzudenken, musikalische Talente mit der Hilfe eines lokalen Radiosenders zu fördern. Nachdem er 1974 seinen Abschluss gemacht hatte, legte er dieses Interesse erst einmal auf Eis, um eine Karriere im Verkauf einzuschlagen und für Firmen zu arbeiten, die ihren Kunden etwa Lebensversicherungen oder medizinische Ausrüstung anboten. Schließlich landete er in der Abteilung für bildgebende Diagnostik der Firma Xerox und war dort so erfolgreich, dass er, als 1981 seine erste Tochter zur Welt kam, auf ein sechsstelliges Jahresgehalt verweisen konnte und gemeinsam mit Tina ein komfortables Heim im texanischen Houston bewohnte.

Auch Tina, mittlerweile 60 Jahre alt, stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Als jüngstes von sieben Kindern louisianisch-kreolischer sowie außerdem noch afrikanischer, indianischer, französischer und irischer Abstammung wuchs Tina in Galveston, Texas, auf. Ihre Mutter Agnèz ermöglichte ihr den kostenpflichtigen Besuch von katholischen Privatschulen, indem sie für Herrschaften der gehobenen Gesellschaft Kleidung schneiderte. „Meine Mutter zahlte einen Teil der Schulgebühren auch damit, indem sie Roben für Ministranten, Umhänge für Priester und Messgewänder anfertigte“, erzählte sie dem Magazin Ebony. „Sie war wirklich sehr begabt. Leute kamen zu ihr, damit sie ihnen Kleider für den Schulball und schicke Abendkleider schneiderte.“

Mitte der Siebzigerjahre arbeitete Tina in einer Bank und lernte Mathew auf einer Party kennen. Allerdings sollte zuerst noch ein Jahr vergehen, bevor sie anfingen, fest miteinander zu gehen. 1979 heirateten sie schließlich. Sie waren ein erfolgreiches und glamouröses junges Ehepaar, das sich dank des Gehalts, das Mathew bei Xerox verdiente, einen beneidenswerten Lebensstil leisten konnte. Sie hatten ein schönes Haus, Autos und Geld. Da war es nur logisch, dass sie darüber nachdachten, Kinder zu haben, und zu Weihnachten 1980 war Tina schließlich schwanger mit ihrem ersten Baby.

Als Beyoncé dann auf der Welt war, kündigte Tina ihren Job bei der Bank und eröffnete mithilfe ihrer Ersparnisse einen Frisörsalon namens Headliners. Er wurde die angesagteste Adresse für betuchte Afroamerikaner in Houston und oftmals wurden während der Blütezeiten des Salons gar 24 Kunden gleichzeitig betreut. Tatsächlich lief das Geschäft so gut, dass es sich die Familie leisten konnte, in ein Haus mit sechs Schlafzimmern in einer grünen Straße namens Parkway Drive im vornehmlich von Afroamerikanern bewohnten Viertel Third Ward zu ziehen. Beyoncés Erinnerungen an ihre Kindheit würden stets von fundamentaler Bedeutung für sie sein. Das würde immerhin so weit gehen, dass sie ihr späteres Management-Team Parkwood taufte.

1986 gebar Tina eine zweite Tochter – Solange. Zwischen den beiden Schwestern lagen fünf Jahre, was sie allerdings nicht davon abhielt, eine sehr enge Bindung zueinander zu entwickeln. Als ältere Schwester behandelte Beyoncé Solange besonders fürsorglich und liebte es, sie zu umhegen, zu bemuttern, sie als Baby zu halten und dabei zu helfen, sie zu baden, zu füttern oder ihr die Windeln zu wechseln. Sie war ihrer Mutter eine große Unterstützung. Tina sagt außerdem, dass auch später, als die beiden heranwuchsen, Streitereien Seltenheitswert besaßen. „Es gab mal eine Phase, in der Solange Beyoncé auf die Nerven ging, weil sie sich dauernd Klamotten ausborgte, ganz typisches Verhalten eben. Aber sie passten schon immer aufeinander auf und stehen sich sehr nahe“, erzählte sie gegenüber Access Hollywood. „Da gab es nie die Art von Rivalität, die die Leute manchmal gerne zu sehen glauben. Sie sind einfach Schwestern so wie andere Schwestern auch und sie lieben und unterstützen einander.“

Der Frieden wurde in erster Linie dadurch bewahrt, dass Solange, wie sie sagt, sich weigerte, Vergleiche zwischen sich und ihrer großen Schwester zu ziehen. „Für meine Familie war ich immer die Rebellin“, erzählte sie in Texas Monthly. „Ich zog mich immer ganz anders an. Ich habe mich nie über meine Schwester definiert.“

Tina beschrieb sich selbst stets als überaus familienorientiert und ihre Töchter genossen all die üblichen Vorzüge der Kindheit. Weihnachten war immer eine besonders fröhliche Zeit. Es wurden Weihnachtslieder angestimmt, ein glitzernd dekorierter Baum wurde aufgestellt und es gab Truthahn mit allem Drum und Dran. Ein weiterer besonderer Termin im Kalender der Familie war die Houston Livestock Show inklusive Rodeo. Die Mädchen freuten sich jedes Jahr darauf. „Es war wie ein riesiges Familien-Picknick. Wir aßen frittierte Snickers-Riegel“, erinnerte sich Beyoncé später im Magazin Essence.

Heute, als Mutter, blickt Solange voller Zuneigung auf ihre gemeinsame Kindheit zurück und besteht gleichzeitig darauf, dass diese sich nicht besonders von jener anderer Leute unterschied. „Meine Schwester und ich bekamen keine teuren Klamotten. Als Kinder wollten wir unbedingt diese Fila-Sneakers, aber meine Mutter nahm uns stattdessen mit zum Flohmarkt, wo sie uns Imitate kaufte“, erzählte sie im Guardian. „Schaut euch nur die frühen Videos von Destiny’s Child an, da könnt ihr sie sehen!“

Auch wenn der innige Wunsch nach den Markenturnschuhen unerfüllt blieb, waren die beiden Schwestern immer die reizendsten Kinder, wobei Beyoncés Schüchternheit von Solanges Unverblümtheit ausbalanciert wurde. Ein frühes Foto zeigt sie in zueinander passenden Schottenröcken: Beyoncé blickt gelassen in die Kamera, wohingegen Solange die Zunge herausstreckt und mit beiden Händen winkt.

Um etwas Taschengeld dazuzuverdienen, kehrte Beyoncé den Fußboden und sang für ein kleines Trinkgeld in Tinas Salon, womit sie sich in der Regel ihre Saisonkarte für den Themenpark Six Flags AstroWorld finanzierte. Die Attraktion hatte zwar mit Thunder River einen künstlichen Wasserlauf mitsamt Stromschnellen sowie mit Greezed Lightin’ eine Achterbahn, die Beyoncé liebte, im Programm, der Park musste aber 2005 dennoch die Pforten schließen. Die beiden Schwestern besserten ihr Budget außerdem auf, indem sie kleine Shows bei sich zuhause organisierten und Eintrittskarten dafür verkauften. „Niemand wollte zu uns nach Hause kommen, weil wir buchstäblich aus allem, was wir fanden, eine Bühne machten“, erzählte Beyoncé NBC. „Wir stapelten Zeug übereinander, rissen die Einrichtung nieder und der Kassettenrekorder ragte über allem … Und wir verkauften Eintrittskarten. Die kosteten so um die fünf Dollar, was einigermaßen gewagt war.“

Im Bewusstsein, dass ihre beiden Töchter nichts mehr liebten, als vor anderen aufzutreten, ließen Tina und Mathew hinter dem Haus eine Konstruktion bestehend aus mehreren Ebenen errichten, um den Mädchen eine ansehnliche Bühne bieten zu können. Sie versuchten, jeden Tag eine Show auf die Beine zu stellen. Tina sagt: „Das machte einen großen Teil ihres Lebens aus und das war, was sie am liebsten taten. Sie versuchten, Shows zu organisieren.“ Solange erinnert sich auch noch daran, wie ihre Schwester ununterbrochen vor dem Spiegel übte. „Ich habe ganz, ganz frühe Erinnerungen daran, wie sie alleine in ihrem Zimmer probt“, erzählte sie GQ. „Ich kann mich ganz genau daran erinnern, dass sie sich eine Textzeile aus einem Song oder einer Nummer vornahm und immer und immer wieder wiederholte, bis sie perfekt saß und stark rüberkam … Wenn jeder sonst längst gesagt hätte, dass er müde sei und eine Pause benötige, machte sie noch weiter, um die Sache zu meistern.“

Als Beyoncé fünf war, nahmen sie ihre Eltern zu einem Event mit, der ihr Leben verändern sollte – einem Konzert von Michael Jackson. „Ich war fünf Jahre alt und es war mein erstes Konzert“, sollte sie später in der australischen TV-Show Sunday Night erzählen. „An diesem Abend wurde mein Lebenssinn entschieden. Er ist der Grund, warum ich tue, was ich tue. Ohne ihn hätte ich diese Magie nie zu spüren bekommen.“

Ungefähr zur selben Zeit entstand ein Heimvideo, das Beyoncé mit Zahnlücken dabei zeigt, wie sie einen Rap über sich selbst vorführt und dabei ein Selbstvertrauen an den Tag legt, das den meisten Kindern dieses Alters fremd sein dürfte. Sie schnippte mit den Fingern und bewegte sich geschickt zu ihrem Reim:

I think I’m bad

Beyoncé’s my name

Love is my game

So take a sip of my potion

and do it in slow motion

She thinks she’s bad

Baby, baby don’t make me mad.

Mathew und Tina waren tiefreligiös und der Besuch in der Kirche ein sonntäglicher Fixtermin. Als Beyoncé sieben war, sang sie dort auch im Kirchenchor. Ursprünglich besuchte die Familie einen katholischen Gottesdienst, wechselte aber später in die St. John’s United Methodist Church, wo sie regelmäßig die Messe besuchte. Die junge Beyoncé liebte es, Gospel zu singen, und erzählte VH1: „Er ist in der Lage, einen zu berühren und Emotionen zu behandeln, wie gesprochene Worte das nicht können. Es ist die schönste Musik, die es gibt.“

Sobald das Schuljahr zu Ende war, besuchten die beiden Schwestern ihre Cousine Angie Beyincé, mit der sie sehr eng befreundet waren. „Am letzten Schultag holte mich Tante Tina ab“, sagte Angie dem Observer. „Ich verbrachte den ganzen Sommer bei ihnen zuhause. Am Abend vor dem ersten Schultag wurde ich dann wieder zurückgebracht. Beyoncé und Solange liebten Janet Jackson“, erinnerte sie sich. „Wir quatschten die ganze Nacht und guckten Showtime at the Apollo. Meine Schlange Fendi kroch über den Fußboden. Sie saß auf unseren Köpfen, während wir fernsahen.“ Angie sollte eine essenzielle Rolle in Beyoncés Zukunft spielen, als sie schließlich Vizepräsidentin des 400 Mitarbeiter umfassenden Teams bei Parkwood wurde und ihr außerdem dabei half, viele ihrer Songs zu schreiben.

Eine weitere von Beyoncés Lieblingsshows war die Verfilmung von A Star Is Born – später würde sie sich sogar um eine Rolle im Remake bewerben. „So wurde ich zu einem Barbra-Streisand-Fan. Dann sah ich schließlich Judy Garlands Version von A Star Is Born und realisierte, dass alle 20 bis 30 Jahre ein neuer Star geboren wird, der als neues Talent eine ganze Generation und Ära repräsentiert. Ich dachte nicht, dass ich jemals die Gelegenheit bekommen würde, dieser Star zu sein“, sagte sie.

Während Beyoncé zuhause glücklich war und sich geborgen fühlte, erschwerte ihre intensive Schüchternheit ihr Schulleben an der St. Mary’s Elementary in Fredericksburg, Texas. Die Hänseleien, die ihr Name provozierte, entfachten Unsicherheiten bezüglich ihres Erscheinungsbildes und sie wurde zu einem stillen, in sich gekehrten Kind, das sich nicht traute, im Unterricht die Hand zu heben. „Ich war so ein Kind, das es nicht ertrug, wenn es jemand nicht mochte“, erzählte sie einmal MTV. „Typischerweise musste ich dann darüber nachgrübeln und die Sache in Ordnung bringen.“

Beyoncé war durchaus bewusst, dass sie ein paar der Mädchen ablehnten, weil die Jungs sie süß fanden, obwohl sie vermied, mit ihnen zu sprechen. Sie war so schüchtern, dass sie lieber das Weite suchte, als eine direkte Unterhaltung zu riskieren. Im Unterricht war sie besonders still und nervös und hatte in vielen Fächern zu kämpfen. „Manche Kinder müssen nicht viel büffeln. Aber ich musste mich für die Schule definitiv ins Zeug legen“, schrieb sie in Soul Survivors. Mathe erwies sich als besonders beschwerlich: „Ich hatte Angst vor den Zahlen, sie schüchterten mich ein – genauso wie der Junge neben mir. Er nannte mich dumm und hässlich. Ich war ja ohnehin schon so unsicher, also glaubte ich ihm. Ich trug ständig Jungsklamotten, weil ich so stämmig war, und er verunsicherte mich noch mehr.“

Beyoncé hatte zu dieser Zeit noch keine Ahnung, wie umwerfend sie in Wirklichkeit war. Sie hielt sich nicht nur für übergewichtig, sondern war auch davon überzeugt, dass sie mit ihren Ohren Dumbo Konkurrenz machen könnte. Sie versuchte, sich so gut wie möglich im Hintergrund zu halten, und wählte Kleidung, die ihr dabei half, sich unsichtbar zu machen. Auf einem Schnappschuss aus ihrer Schulzeit trägt sie etwa einen Kleiderrock mit einem langärmeligen weißen Pullover darunter – kein Vergleich zu den rassigen Kostümen, die sie heute auf der Bühne trägt. „Ich tat alles, um keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Die Leute bilden sich ihre Meinung über dich, egal, was du tust oder wie du aussiehst“, sagte sie. „Man hielt mich für eingebildet … manche Leute missinterpretieren Schüchternheit und denken, du wärst einfach nur arrogant. Die geben dir dann nicht einmal eine Chance.“

Um das Selbstvertrauen ihrer Tochter aufzupolieren, engagierten Tina und Mathew einen Nachhilfelehrer, der ihr mit ihren schulischen Verpflichtungen helfen sollte, und ermutigten sie außerdem, an der Schule Tanzstunden zu nehmen. Diese Stunden waren schließlich der erste Schritt auf ihrem Weg zum Superstar, da ihre Lehrerin, Darlette Johnson, ihr Potenzial erkannte. Beyoncé kann sich noch genau an den Tag erinnern, als Darlette sie singen hörte. In einem Fernsehinterview sagte sie: „Sie meinte bloß: ‚Baby, sing für mich. Ich habe dich da drüben zu diesem Song singen gehört. Also sing mal für mich.‘ Das tat ich dann auch und sie sagte: ‚Du kannst ja richtig gut singen.‘ Sie sagte, ich solle bei einer Talentshow auftreten, und ich verliebte mich in die Bühne. Ich verdanke ihr sehr viel.“ Darlette erinnert sich so: „Ich wusste, dass sie ein Star war. Ich wusste es einfach. Sie war noch im Tanzstudio und war die letzte im Raum. Ich sang einen Song ziemlich falsch und sie beendete ihn für mich – und traf dabei genau den Ton. Deshalb sagte ich: ‚Sing ihn noch einmal.‘ Sie war vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Ihre Eltern kamen, um sie abzuholen. Ich sagte ihnen: ‚Sie kann singen! Sie kann richtig gut singen!‘ Ich ließ sie bei ein paar Tanz- und Gesangswettbewerben antreten, und der Rest ist Geschichte. Als ich sie zum ersten Mal singen hörte, wusste ich bereits, dass sie etwas Besonderes war.“

Es war auch Darlette, die Beyoncé ermutigte, an einer Schulaufführung teilzunehmen und dabei John Lennons „Imagine“ zu singen. Sie war gerade erst sieben Jahre alt und so eingeschüchtert von dem Gedanken, vor einem Publikum zu singen, dass sie vor Angst fast erstarrte. Sie fürchtete sich davor, dass sie nicht in der Lage sein würde zu sprechen – geschweige denn zu singen! Aber sobald die Musik einsetzte, entspannten sich ihre Nerven wie von Zauberhand. „Ich hatte eine Heidenangst und wollte es nicht mehr tun, aber Darlette sagte: ‚Komm schon, Baby, raus mit dir.‘ Ich erinnere mich, wie ich rausging und mich fürchtete, bis die Musik einsetzte. Ich weiß nicht, was da vor sich ging. Auf einmal war ich anders.“

Beyoncé hatte ganz einfach ihre Stimme gefunden, und sie war so süß wie Honig. Neben ihr verblassten alle anderen teilnehmenden Kinder, die mitunter schon 15, 16 Jahre alt waren. Das Publikum würdigte sie mit stehenden Ovationen. „Ich beschloss, dass die ganze Welt meine Bühne sein würde“, sagte sie. „Ich fühlte mich nur wohl, wenn ich sang oder tanzte. Ich wollte Performerin werden. Bis ich zu performen begann, war ich ein schüchternes Mädchen gewesen.“

Als ihre Eltern sie bei der Talentshow mit so viel Inbrunst und Selbstvertrauen „Imagine“ singen hörten, wurde auch ihnen klar, über was für ein außergewöhnliches Talent ihre Tochter verfügte. Mathew sagte gegenüber dem Magazin Billboard: „Ihre Mutter und ich sahen uns an: ‚Das kann doch nicht unsere Beyoncé sein, denn die ist schüchtern und still.‘ Wir kannten uns nicht mehr aus. Wir waren gekommen, um sie zu unterstützen, aber auf der Bühne war sie plötzlich eine ganz andere Person als die Beyoncé, die wir als ihre Eltern kannten.“ Tina meinte dazu auf CBS: „Auf der Bühne wurde sie lebendig und hatte Selbstvertrauen. Ich dachte mir: ‚Wer ist das denn?‘ Das war eigentlich der Anfang von allem. Wir ermutigten sie dabei, weil dadurch ihre Persönlichkeit zur Geltung kam.“ Beyoncé selbst erklärte in Billboard, wie sehr sich ihre Welt veränderte, als sie ihre Stimme entdeckte: „Ich ließ mich fallen, wenn ich auf der Bühne war. Es war die angenehmste Zeit für mich. Die Bühne war ein Ort, an dem ich nicht scheu sein konnte.“

Sie hatte ihre Berufung gefunden, und ihre ganze Familie wurde davon mitgerissen. Mathew und Tina meldeten sie für ungefähr 30 Talentwettbewerbe an. Ein paar dieser Veranstaltungen waren zum Teil Talentshow und zum Teil Schönheitswettbewerb – ein Aspekt, der ihr nicht sonderlich behagte, da sie sich von Natur aus eher burschikos gab. Allerdings kam sie mittlerweile mit ihrem Selbstbild zurecht und gewann jeden dieser Wettbewerbe. Die Ablagen in ihrem Zimmer ächzten nun unter der Last der glänzenden Trophäen. „Sie wurde nie Zweite, immer nur Erste“, erinnerte sich Mathew voller Stolz. Wie sie später so eloquent in der Tageszeitung USA Today zu Protokoll gab, musste sie sich nicht einmal anstrengen: „Alles, was ich je gemacht habe, ist ganz natürlich gekommen. An meiner ersten Talentshow nahm ich mit fünf Jahren teil. Songs schrieb ich dann mit neun … Es steckte einfach in mir drin. Ich denke, wenn man für gewisse Dinge wie geboren ist und man die Dinge einfach im Herzen hat, warum sollte man das dann nicht so stark wie möglich ausleben?“

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