Czytaj książkę: «Auf der Wiese»

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Andreas Jaun, Sabine JossAuf der Wiese


Andreas Jaun, Sabine Joss

Auf der Wiese

Natur erleben – beobachten – verstehen

www.naturerleben.net


Andreas Jaun ist Biologe mit einem eigenen Büro in Spiez/Schweiz. Neben verschiedenen Projekten in den Bereichen Naturschutz, Artenförderung und Landschaftsplanung ist er auch in der Umweltbildung tätig.

Sabine Joss ist selbstständige Biologin und Journalistin. Sie arbeitet bei verschiedenen Forschungsprojekten und publiziert Beiträge zu Naturthemen in Büchern sowie in Wander- und Reisemagazinen.

Das Projekt «Natur erleben – beobachten – verstehen» mit Büchern, Website und ab Herbst 2011 mit einer iPhone-App wurde unterstützt von:

– BAFU (Schweiz. Bundesamt für Umwelt), Abteilung Arten/Ökologie/Landschaft und Sektion Umweltbildung, Bern

– Ricola AG, Laufen

– Bank Sarasin & Cie AG, Basel

1. Auflage: 2011

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-258-47589-9

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © 2011 by Haupt Berne

Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig.

Gestaltung und Satz: pooldesign.ch

eBook-Herstellung und Auslieferung:

Brockhaus Commission, Kornwestheim

www.brocom.de

www.naturerleben.net in Partnerschaft mit www.naturgucker.net

www.haupt.ch

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Vorbereitung für den Wiesenausflug

Wiesen, Weiden und Hecken: Eine Einleitung

Aus Wäldern wurden Weiden und Wiesen

Lebensraum Wiese

Wiesenboden

Wiesenklima

Wiese ist nicht gleich Wiese

Wachsen und Kämpfen

Lebensraum Hecke

Artenvielfalt und ökologische Nische

Frühling

Einleitung

Die Feldlerche und andere Wiesenbrüter

Wer hat in die Wiese gespuckt?

Die Zauneidechse

Die Feldgrille

Kurzinformationen Frühling

Sommer

Einleitung

Bunte Wiesenbesucher mit klangvollen Namen

Werbung, Täuschung und Betrug

Wildbienen

Der Neuntöter

Blumenuhr

Warnen, Tarnen und Täuschen

Schmarotzer und Halbschmarotzer

Parasiten

Heuschrecken

Zwei verschiedene Blattlausjäger – oder doch nicht?

Die Nacht – die dunkle unbekannte Welt

Kleine nächtliche Sänger

Kurzinformationen Sommer

Herbst

Einleitung

Gräser

Schnecken – langsame Wiesen- und Heckenbewohner

Spinnen und Altweibersommer

Kurzinformationen Herbst

Winter

Einleitung

Überlebensstrategien im Winter

Der Feldhase

Wer hat hier gegraben?

Tierspuren

Kurzinformationen Winter

Artenvielfalt fördern

Anhang

Fragen und Antworten

Dank

Bildnachweis

Vorwort

Obwohl Wiesen und Felder «vor der Haustüre» liegen, sind deren Geheimnisse den meisten von uns doch weitgehend unbekannt. Oft ist uns kaum bewusst, dass die Wiese nicht nur eine Ansammlung von mehr oder weniger ordentlich wachsenden Gräsern und Blumen ist, sondern jeder Quadratmeter ein wahres Netz von Beziehungen beinhaltet: die Spinne mit der Fliege mit der Blüte mit dem Boden mit dem Gras mit der Maus mit dem Wurm. Und wenn wir doch das eine oder andere darüber wissen – Hand aufs Herz: Wie viel davon stammt aus eigenen Beobachtungen? Ist nicht vieles eher angelesen oder aus Dokumentarfilmen und Fernsehsendungen?

Runter vom Sessel, hinein in die Natur! Erleben Sie die unbekannte Natur vor der Haustür, spüren Sie den Zusammenhängen nach und entdecken Sie, wie raffiniert sich die Natur auch auf kleinem Raum eingerichtet hat. Dafür werden keine besonderen biologischen Kenntnisse vorausgesetzt – was Sie für Ihre Erkundungen benötigen, wird durch das vorliegende Buch (und dessen Folgebände) vermittelt. Besonders hilfreich sind dabei die Beobachtungstipps, die Sie stets am Ende der einzelnen Kapitel finden.

Und weil die Natur nichts Statisches ist, sondern das Resultat von Vernetzungen und gegenseitigen Abhängigkeiten und weil das Erkunden ja auch Spaß machen soll, finden Sie überall Verweise auf andere, verwandte Themen im Buch, auf Geräusche, Filme und zusätzliche Bilder auf der Website www.naturerleben.net. Beispielsweise ist das Weinhähnchen selten zu beobachten, obwohl es zu den lautesten Sängern auf der Wiese gehört. Hören Sie seine Stimme auf der Website. Nachdem Sie den attraktiven Rotmilan beim Kreisen über der Wiese beobachtet haben, werfen Sie mit dem Film auf der Website einen Blick in seine Kinderstube. Wenn Sie eigene Beobachtungen oder Fotos mit anderen teilen möchten, können Sie dies dank unserer Partnerschaft mit www.naturgucker.net auch ganz einfach über unsere Website tun.

Filme

Tonspuren

Fotos

Ab all dem Kreuz und Quer und Hin und Her zwischen Buchkapiteln und Website soll auch etwas hängen bleiben – mit den Quizfragen können Sie locker prüfen, wie viele Geheimnisse nun schon gelüftet worden sind.

Ab September 2011 gibt’s noch eine weitere Dimension zu entdecken: mit der iPhone-App zur Buchreihe können zum Beispiel die häufigsten Tier- und Pflanzenarten unserer Wiesen, Felder und Hecken bestimmt werden und das Beantworten der Quizfragen direkt in der Natur schärft Augen und Ohren.

Viel Spaß beim Beobachten, Entdecken und Erleben der Natur wünschen der Autor, die Autorin und Ihr Haupt Verlag!

Vorbereitung für den Wiesenausflug

Wiesen

Die meisten Naturbeobachtungen auf Wiesen, Weiden und Hecken lassen sich vom Weg oder der Straße aus machen, sodass es nicht nötig ist, mitten in die Habitate zu treten. Wiesen, Weiden und Hecken sind Nutzland und haben stets einen Besitzer. Wenn Ihnen das Gras auf halbe Kniehöhe reicht oder eine Grünfläche eingezäunt ist, so sieht es der Bauer nicht gerne, wenn Sie sein Land betreten und Spuren hinterlassen. Bevor Sie eine Wiese betreten, lohnt es sich, den Besitzer um Erlaubnis zu fragen. Bitte beachten Sie auch, dass artenreiche Magerwiesen oft Naturschutzgebiete sind, in denen Sie die Wege nicht verlassen dürfen und das Pflücken von Blumen verboten ist.

Pflanzen

Für zahlreiche Beobachtungen ist es nicht nötig, Pflanzenteile oder ganze Pflanzen abzureißen. Wer die Wiese oder Hecke nach Ihnen besucht, möchte sich ebenfalls an den Blüten am Wegrand freuen und ist Ihnen dankbar, wenn Sie möglichst wenige Pflanzen ausreißen.

Meistens ist es nicht weit bis zur nächsten Wiese – interessante Naturbeobachtungen kann man aber oft sogar schon im Stadtpark machen.

Tiere

Behandeln Sie Insekten, Schnecken und andere Bewohner von Wiesen, Weiden und Hecken sorgfältig und mit Respekt. Lassen Sie Käfer und andere Tiere, die Sie sich aus der Nähe anschauen, an derselben Stelle wieder frei, an der Sie sie gefangen haben: Viele Arten sind nicht in der Lage, den Weg in ihre ursprüngliche Umgebung wieder zu finden oder laufen Gefahr, auf dem Rückweg von Feinden oder im Verkehr getötet zu werden.

Abfälle

Hinterlassen Sie keine Abfälle. Und warum nicht auch einmal störenden Abfall von anderen mitnehmen? In einen zusätzlichen Plastiksack verpackt, machen Abfälle die Tasche nicht schmutzig.

Hunde

Wenn Wildtiere in der Nähe sind, ist es wichtig, dass Sie Ihren Hund an die Leine nehmen: Von wildernden Hunden werden jährlich Tausende von Wildtieren verletzt, und viele gehen dadurch qualvoll zugrunde. Bitte beachten Sie, dass in vielen Naturschutzgebieten strikter Leinenzwang gilt. Bitte lassen Sie Ihren Hund nicht in Wiesen sein Geschäft verrichten. Kühe fressen lieber sauberes Gras und bekommen von Hundekot Verdauungsprobleme.


Ausrüstungsliste

Natürlich sind Beobachtungen auch ohne Spezialausrüstung möglich, doch mit ein paar Hilfsmitteln machen Naturbeobachtungen noch mehr Spaß. Besonders hilfreich sind:


Notizbuch und Schreibzeug
Lupe
Fernglas
Kamera
Pflanzen- und Tierbestimmungsbücher
Taschenmesser
Apotheke mit Desinfektions- und Insektenschutzmittel
Sonnenschutz (Hut, Brille, Crème)
Zwischenverpflegung



Aus Wäldern wurden Weiden und Wiesen

Auf fast jeder Weide oder Wiese in Mitteleuropa wuchs früher einmal Wald. Erst unter dem Einfluss des Menschen entstanden offenes Grünland und Äcker. Wiesen, Weiden und Hecken sind deshalb vor allem Produkte menschlichen Handelns. Werden Sie nicht mehr regelmäßig genutzt, so verbuschen sie mit der Zeit und werden nach und nach wieder von Bäumen bewachsen. Nur gewisse Sonderstandorte wie Moore, Trockenwiesen oder alpine Rasen würden waldfrei bleiben.

Einleitung: «Wiese ist nicht gleich Wiese»

Wiesentypen

Vor 15 000 Jahren


Vor 6000 Jahren

Vor 2000 Jahren


Vor 50–100 Jahren


Heute

Um etwa 6000 v. Chr. wurde in Mitteleuropa mit der Sesshaftwerdung des Menschen auch die Brandrodung des Waldes eingeführt. Die dadurch gewonnen Ackerflächen konnten einige Jahre genutzt werden, bis die Ertragskraft der Böden nachließ und die Menschen sich gezwungen sahen, an einer anderen Stelle wieder neue Ackerflächen zu roden. Mit den noch nicht ortsfesten Siedlungen entsprach die damalige Landschaftsstruktur Mitteleuropas vermutlich dem noch heute in den Tropen vorkommenden Wanderfeldbau.

Die Weiterentwicklung der frühen Landwirtschaft erlaubte es den Menschen schließlich, ortsfeste Siedlungen zu gründen und die bestehenden Ackerflächen durch eine Beweidung vor der Wiederbewaldung zu schützen. So konnten im Umfeld der ortsfesten Siedlung die ersten durch Menschen geschaffenen Grünlandflächen entstehen. Diese wurden abwechslungsweise als Weideland und als Ackerflächen genutzt. Eine Mahd der Grünlandflächen zur Heugewinnung dürfte aber noch lange Zeit höchstens in sehr bescheidenem Ausmaß stattgefunden haben.

Sommerwiese

Mit der zunehmenden Bevölkerungszahl und den sich vergrößernden Viehbeständen erhöhte sich der Winterfutterbedarf. Daher wurden mit der Zeit jene Stellen, an denen das Gras besonders gut wuchs, während eines Teils der Vegetationsperiode zur Gewinnung von Dürrfutter genutzt. Diese Praxis markiert den Beginn der systematischen Wiesenwirtschaft. Neben der Vor- und Nachweide konnten allerdings während vieler Jahrhunderte nahezu alle Wiesen nur einmal pro Jahr zur Heugewinnung gemäht werden. Erst im Laufe des Spätmittelalters konnte an besseren Standorten auf Kosten der Nachweideperiode eine zweite Mahd eingeführt werden. Dieser zweite Aufwuchs wurde als «Emd», «Öhmd» oder auch «Grummet» bezeichnet.

Kunstwiese mit kleiner Artenvielfalt

Mit der Abschaffung der gemeinschaftlichen Weide der Tiere wurden während der Aufklärung auch die Allmenden (im Gemeinbesitz befindliche Flurteile) privatisiert. Dadurch wurde es möglich, die alten und ungedüngten Wiesen, welche bislang nur einmal im Jahr gemäht wurden, in gedüngte zweischnittige Wiesen umzuwandeln.

Wiesen, Weiden und Hecken wurden im 19., aber vor allem auch im 20. Jahrhundert durch zunehmende Flurbereinigungen, steigende Viehstückzahlen und den zunehmenden Einsatz von industriell erzeugtem Dünger geprägt. Dies erlaubte eine erhöhte Futterproduktion und machte auch die Nutzbarkeit bislang ertragsarmer Böden möglich. Kehrseite der hohen Futtererträge heutiger Wiesen ist ihre ausgesprochene Artenarmut, welche nicht mehr viel mit den abwechslungsreichen traditionellen Heuwiesen zu tun hat. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und das Verschwinden von Feldgehölzen, Hecken, Einzelbäumen und Kleinstrukturen sind vielerorts auch die typischen Bewohner der traditionellen Kulturlandschaft zurückgegangen oder gar ganz verschwunden. Sie finden in den «ausgeräumten» Wiesen nicht mehr genügend Nahrung, kaum Verstecke und keine Brutstandorte für die Aufzucht ihres Nachwuchses.

Magerwiese mit großer Artenvielfalt

Einleitung: «Artenvielfalt und ökolog. Nische»

Einleitung: «Lebensraum Hecke»

Sommer: «Neuntöter»


Beobachtungstipps


Suchen Sie sich einen ruhigen Platz auf einer Wiese in Ihrer Umgebung und versuchen Sie, sich diese zu verschiedenen Zeiten vorzustellen: während der Eiszeit, als die ersten Menschen auftauchten, zur Zeitenwende, im Mittelalter, vor 100 Jahren … Oder versuchen Sie sich auszumalen, wie diese Landschaft in 50 oder in 100 Jahren aussehen wird. Oder überlegen Sie sich, wie die Landschaft sich wohl verändern würde, wenn sich die Menschen völlig daraus zurückziehen würden?
Hinweis: Alte Landkarten, Ansichtskarten oder Fotos können wertvolle Anregungen geben.

Frage


Was würde geschehen, wenn sich der Mensch völlig aus Europa zurückziehen würde?

Antwort

Lebensraum Wiese

In Wiesen überleben nur Pflanzen, die sich an den häufigen Schnitt anpassen und sich immer wieder regenerieren können. Durch das Düngen werden schnellwüchsige Arten gefördert, welche die langsameren verdrängen. Die meisten Wiesenarten sind mehrjährig und können sich auch vegetativ vermehren. Einjährige Arten wie zum Beispiel der Mohn sind in einer Wiese nicht konkurrenzfähig, weil sie zum Keimen kahlen Boden und viel Licht benötigen. 70 % der Wiesenpflanzen sind Gräser. Nach einem Schnitt können sie an ihren Knoten rasch wieder austreiben. Sie dominieren so stark, dass die verschiedenen Wiesentypen nach ihnen benannt sind (Glatthafer, Goldhafer usw.). Die übrigen vorkommenden Pflanzen werden als Krautpflanzen und Schmetterlingsblütler bezeichnet. Schmetterlingsblütler (Klee-Arten) reichern mithilfe von Knöllchenbakterien den Boden mit Stickstoff an.

Einleitung: «Wachsen und kämpfen»

Lebensraum Wiese

Wiesenboden

Im Boden unter einer Wiese leben im Normalfall unvorstellbare Mengen an Kleinstlebewesen wie Fadenwürmer, Milben, Bodenrädertiere, Käfer, Ameisen, Insektenlarven usw. Wenn also eine Kuh auf einer Wiese liegt, so befinden sich unter ihr Millionen von Bodenlebewesen. Sie sind wichtig für die Zersetzung von Pflanzenresten und in der Folge für die Humusbildung sowie für die Durchmischung und Durchlüftung des Bodens. Regenwürmer tragen zur Humusbildung und -verbesserung bei. Mit ihrem Gangsystem durchlüften sie den Boden und erleichtern vielen Pflanzen das Wurzeln in der Erde. Regenwürmer sind auch Nahrung für den Maulwurf, für viele Vögel, Amphibien, Käfer usw. Maulwurf und Wühlmäuse wiederum tragen mit ihren Gangsystemen ebenfalls zur Durchlüftung des Bodens bei. Vor allem die Wühlmäuse sind wichtige Nahrung für Vögel wie den Turmfalken, den Mäusebussard oder für Säuger wie Fuchs und Wiesel.

Winter: «Wer hat hier gegraben?»

Spielende Wiesel

Mäusebussard


Beobachtungstipp


Biegen Sie vorsichtig Gras und Kräuter beiseite, sodass Sie auf den Wiesenboden blicken können. Beobachten Sie das Gewusel der Regenwürmer, Schnecken und Käfer.

Unter einer Kuh befinden sich Millionen von Kleinstlebewesen.

Wiesenklima

In den verschiedenen Schichten der Wiese herrschen unterschiedliche mikroklimatische Bedingungen.

Eine Wiese ist keine zweidimensionale Fläche, sondern ein dreidimensionaler Raum. In Wiesen gibt es einen mehrschichtigen Aufbau mit verschieden hoch gewachsenen Pflanzen die eine Ober-, eine Mittel- und eine Unterschicht bilden. In jeder Schicht sind die Lebensbedingungen für die Wiesenbewohner ganz unterschiedlich, so variiert je nach Schicht beispielsweise die Lichtintensität, Temperatur, Windgeschwindigkeit und Feuchtigkeit. In Bodennähe ist es in dichten Beständen kühler, feuchter, schattiger und windstiller als in lockeren Beständen oder in den oberen Schichten der Wiese. Das Mikroklima verändert sich also von unten nach oben; je höher man gelangt, desto wärmer, trockener, heller und besser durchlüftet wird es. In der Bodenregion und im untersten «Stockwerk» leben Käfer, Asseln, Hundert- und Tausendfüßler, Spinnen, Ameisen usw. In der mittleren Schicht kommen ebenfalls Ameisen vor, dazu auch Zikaden, Heuschrecken, Blattläuse, Marienkäfer- und Heuschreckenlarven usw. In der Oberschicht tummeln sich schließlich vor allem Blütenbesucher wie Hummeln, Bienen, Raubwanzen, Krabbenspinnen usw.

Sommer: «Heuschrecken»

Herbst: «Spinnen und Altweibersommer»


Beobachtungstipps


Greifen Sie in einer Wiese mit hohem Gras auf den Wiesenboden. Achten sie auf die Unterschiede von Feuchtigkeit und Temperatur am Wiesenboden oder im Bereich der Blüten.
Legen Sie sich am Rand einer Wiese auf den Boden und blicken Sie den Pflanzen entlang in die Höhe. Beobachten Sie, wie die Gräser im Wind schwanken oder die Insekten herumfliegen.

Wiese ist nicht gleich Wiese

Je nach Pflanzenarten, die in einer Wiese wachsen, unterscheidet man verschiedene Wiesentypen.

Glatthaferwiese oder Fromentalwiese

Grasreiche, bis 1 m hohe Wiese auf regelmäßig gedüngten, nährstoffreichen Böden bis auf 900 m ü.M.

Typische Arten: Glatthafer, Knaulgras, Wollgras, Margerite, Wiesenbocksbart, Sauerampfer, Klappertopf, Zaun-/Vogelwicke.

Wiesentypen: Glatthaferwiese

In diesem dichten, hochgewachsenen Wiesentyp können aus Mangel an Licht kaum niederwüchsige Arten überleben. Glatthaferwiesen werden zwei Mal jährlich geschnitten und im Herbst abschließend beweidet. Dieser blumenreiche Wiesentyp wird bei einem 3. Schnitt deutlich artenärmer. Früher war die Glatthaferwiese großflächiger verbreitet, während in den vergangenen Jahrzehnten viele davon in Kunstwiesen für Silofutter umgewandelt wurden.

Glatthafer- oder Fromentalwiese

Magerwiese oder Halbtrockenrasen

Niedrige, manchmal etwas lückige Wiese auf trockenen und nährstoffarmen (mageren) Böden in sonnigen und trockenen Lagen bis auf etwa 1500 m ü.M.

Typische Arten: Aufrechte Trespe, Zittergras, Wiesen-Salbei, Kleiner Wiesenknopf, Wundklee, verschiedene Orchideenarten.

Wiesentypen: Magerwiese

Dieser Wiesentyp wird nicht oder kaum gedüngt und nur einmal pro Jahr gemäht oder im Spätsommer beweidet. Die vorkommenden Pflanzen sind gut an die Trockenheit angepasst. Sie könnten auch auf nährstoffreichen Standorten wachsen, würden dort aber wegen ihrer geringen Konkurrenzkraft von schneller wachsenden Arten verdrängt. Magerwiesen sind sehr artenreich und Lebensraum vieler seltener und geschützter Orchideen und Schmetterlinge. Allerdings ist dieser Lebensraum gefährdet: In den letzten 50 Jahren ist ihre Fläche vor allem in tieferen Lagen stark zurückgegangen. Gründe dafür sind die Intensivierung der Landwirtschaft und die Zunahme der Siedlungsflächen an gut besonnten Lagen.

Einleitung: «Wachsen und Kämpfen»

Magerwiese oder Halbtrockenrasen

Goldhaferwiese

Grasreiche, bis zu 80 cm hohe Wiese auf fruchtbarem Boden zwischen 800 und 2000 m ü.M.

Typische Arten: Goldhafer, Wald-Storchenschnabel, Rote Waldnelke, Schlangen-Knöterich, Trollblume usw.

Goldhaferwiesen sind die typischen Fettwiesen der Berglagen. Sie werden ein bis zwei Mal im Jahr geschnitten, manchmal dazwischen beweidet und regelmäßig gedüngt. Wenn nach künstlicher Beschneiung der Schnee länger liegen bleibt, sinkt die Produktivität dieses Wiesentyps.

Goldhaferwiese

Milchkrautweide

Dichter, niederwüchsiger Rasen zwischen 1000 m und 2500 m ü.M. auf fruchtbaren Böden mit guter Wasserversorgung.

Typische Arten: Gold-Pippau, Steifhaariges Milchkraut, Frühlings-Krokus, viele Kleearten usw.

Wiesentypen: Milchkrautweide

Diese subalpin-alpine Fettweide löst die in tieferen Lagen wachsende Kammgrasweide ab. Sie wird beweidet und gelegentlich gedüngt. Ungedüngt wandeln sich Milchkrautweiden in Borstgrasweiden um.

Milchkrautweide

Kammgrasweide

Grüne, blütenarme Fettweide bis auf 1100 m ü.M. auf nährstoffreichen, gut drainier- ten Böden.

Typische Arten: Kammgras, Kriechender Klee, Gänseblümchen, Schafgarbe, Knaulgras usw.

Wiesentypen: Kammgrasweide

Kammgrasweiden werden regelmäßig beweidet und gedüngt. Viele der darin wachsenden Arten sind tritt- und verbisstolerant, weil sie unterirdische Sprossausläufer oder dem Boden aufliegende Blattrosetten bilden und sich schnell regenerieren können. Oft hinterlässt das weidende Vieh auf Kammgrasweiden höhenkurvenparallele Pfade.

Kammgrasweide

Borstgrasrasen

Kurzgewachsene, blütenreiche Rasen zwischen 900 und 2000 m ü.M. auf sauren oder oberflächlich versauerten Böden.

Typische Arten: Arnika, Männertreu, Bärtige Glockenblume, Kochscher Enzian, Alpen-Klee usw.

Wiesentypen: Borstgrasrasen

Die schmalen, steifen Blätter des dominierenden Borstgrases werden vom Vieh verschmäht und verwittern sehr langsam. Oft bildet sich ein dichter Filz, der wenig Licht für andere Arten durchlässt und auch zu artenarmen Beständen führen kann. Borstgrasrasen eignen sich für eine extensive Nutzung ohne Düngung. Mit Düngung wandeln sie sich in Milchkrautweiden um.

Borstgrasrasen

Kunstwiese

Kunstwiesen sind angesäte, ein- bis mehrjährige Wiesen in tieferen Lagen, die zwischendurch als Acker genutzt werden.

Typische Arten: Italienisches Raigras, Knaulgras, Wiesenschwingel, Kriechender Hahnenfuß, Weiß-Klee.

Wiesentypen: Kunstwiese

Sie sind stark gedüngt und werden intensiv genutzt. Je nach Klima und Bodenbeschaffenheit sind bis zu 6 Schnitte pro Jahr möglich. Je intensiver die Nutzung ist, desto artenärmer ist eine Wiese. Kunstwiesen sind deshalb sehr artenarm (max. 20 Arten) und können nur von Pflanzen bewachsen werden, die sich nach einem Schnitt schnell wieder regenerieren können.

Kunstwiese


Weitere natürlich vorkommende Wiesentypen, zu denen jeweils verschiedene Pflanzengesellschaften gehören

Feucht- und Nasswiesen: Im Bereich von Mooren und Feuchtgebieten oder entlang von Gewässern.

Watt- und Salzwiesen: In Meeresnähe. Die vorkommenden Arten sind salztolerant und ertragen auch Überflutungen durch Salzwasser.

Steppenrasen: In Trockengebieten mit weniger als 500 mm Niederschlag pro Jahr.

Sandfluren: Auf Sand von Küsten- oder Binnendünen, die nur noch wenig verweht werden.


Alpine Rasen: Oberhalb der Waldgrenze.

Wachsen und kämpfen

Zwar hört man keine Geräusche und sieht auch keine Bewegungen, doch unter den Wiesenpflanzen herrscht starke Konkurrenz. Zusätzlich beeinflusst die Bewirtschaftung die Artenzusammensetzung in einer Wiese.

In einer dicht bewachsenen Wiese gibt es kaum Bestandeslücken, und kaum ein Flecken Erde bleibt ungenutzt. Entstehen durch Scharrspuren von einem größeren Tier, durch Erdhaufen von Maulwurf oder Schermaus vegetationslose Stellen, so beginnt sogleich der Kampf darum. Sofort versuchen verschiedene Pflanzen entweder mit Samen oder mit der Bildung von Ausläufern diese noch unbewachsene Fläche zu besiedeln.

Winter: «Wer hat hier gegraben?»

Schermaus

Die Konkurrenz zwischen Pflanzen beginnt schon im Wurzelraum um Wasser und Nährstoffe. Einige Arten kämpfen dabei mit chemischen Mitteln, indem sie über ihre Wurzeln für andere Arten wachstumshemmende Substanzen ausscheiden (Nussbaum). Augentrost-, Zahntrost- und Klappertopf-Arten zapfen mit speziellen Saugwurzeln (Haustorien) die Wurzeln anderer Pflanzen an und saugen ihnen Wasser und Nährstoffe ab.


Unter den Wiesenpflanzen herrscht starke Konkurrenz.

Entscheidend für das Wachstum und die Entwicklung einer Pflanze ist auch das Licht. Schneller wachsende Arten können andere überholen und sind dadurch im Vorteil; dies gilt besonders dann, wenn sie wie Wiesen-Bärenklau oder Wiesen-Storchenschnabel große Blätter besitzen und damit kleinwüchsigere Konkurrenten beschatten. Arten, die kleine Blattranken besitzen wie die Wiesen-Platterbse oder die Vogelwicke, winden sich um höher wachsende Pflanzen und hangeln sich an fremden Stängeln und Halmen in die Höhe ans Licht.

Selektion der Arten durch den Menschen

Mehr noch als die zwischenartliche Konkurrenz der Pflanzen hat die Bewirtschaftung einen entscheidenden Einfluss auf die Artenzusammensetzung in einer Wiese. Abgesehen von der Nutzungsform und -häufigkeit der Schnitte spielen auch die Bodenverhältnisse, das Nährstoffangebot sowie die klimatischen Einflüsse (Licht, Temperatur, Niederschläge, Wind, Meereshöhe usw.) eine wichtige Rolle.

Einleitung: «Wiese ist nicht gleich Wiese»

Meist noch bevor die meisten Wiesenpflanzen verblüht sind, werden sie gemäht. Als Folge davon bleibt für sie keine Zeit, Samen ausreifen zu lassen und abzusamen. Würde der erste Schnitt später erfolgen, so wären Futterwiesen artenreicher. Ein früherer Schnitt begünstigt Arten mit großer Regenerationsfähigkeit oder tief liegenden Erneuerungsteilen wie Blattrosetten oder Kriechtrieben (z. B. Löwenzahn und Kriechender Günsel). Auf Wiesen oder Weiden bevorzugen Tiere die wohlschmeckenden, zarten Arten und verschmähen solche mit Stacheln oder Bitterstoffen. Gewisse Arten (z. B. Disteln) werden stehengelassen und können sich ausbreiten. Wenn eine Wiese nicht mehr beweidet oder gemäht wird, so verbuscht sie, und nach einigen Jahren wächst wieder Wald darauf.


Der Löwenzahn ist eine der wenigen Wiesenpflanzen, dem die kurze Zeit bis zum Schnitt reicht, um Samen ausreifen zu lassen. Die meisten anderen Pflanzen werden gemäht, bevor sie verblüht sind und abgesamt haben.


Was uns diese Pflanzen zeigen

Einige Pflanzen geben uns Hinweise auf die Beschaffenheit des Bodens, auf dem sie wachsen. Man nennt sie daher «Indikatorpflanzen» (oder «Zeigerpflanzen»). Folgende Arten sind Indikatoren für bestimmte Eigenschaften des Bodens:


Der Schlangen-Knöterich (Persicaria bistorta) zeigt feuchte Bodenverhältnisse an.


Wiesen mit so üppigem Bewuchs von Scharfem Hahnenfuß (Ranunculus acris) sind reichlich gedüngt.


Wiesen-Salbei (Salvia pratensis) wächst nur auf nährstoffarmen Wiesen und Weiden.


Nährstoffreiche Wiese mit dominierendem Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) im Unterland.


Wiese auf feuchtem, relativ nährstoffreichem Boden in den Voralpen. Wald-Storchenschnabel (Geranium sylvaticum) und Rote Waldnelke (Silene dioica) fallen durch ihre Farben auf.


Wiese mit Margeritten (Leucanthemum vulgare) und Glockenblumen (Campanula sp.) an einem sonnigen, eher trockenen Standort in den Alpen.

Pflanzen als Indikatoren

Intensiv bewirtschaftete Wiesen sehen alle ähnlich aus. Bei einer weniger intensiven Nutzung sind vor dem ersten Schnitt die standörtlichen Unterschiede hingegen gut erkennbar. Pflanzen sind je nach Bedingungen unterschiedlich konkurrenzkräftig. Viele Arten sind Indikatoren oder Zeigerpflanzen für bestimmte Bedingungen an einem Standort. Wenn man ihre Vorlieben kennt, so kann man schon von Weitem auf die ökologischen Verhältnisse an einem Standort schließen.

Winter: «Artenvielfalt fördern»

Pflanzengesellschaften

Pflanzen mit ähnlichen Vorlieben wachsen zusammen in sogenannten Pflanzengesellschaften. Eine Pflanzengesellschaft (Assoziation) ist die Idealform eines Vegetationstyps. Doch die Vegetation entspricht nur selten dem theoretischen Idealfall. Oft ist es auch für Fachleute nicht möglich, Pflanzenbestände in der Natur eindeutig einer bestimmten Pflanzengesellschaft zuzuordnen.


Beobachtungstipps


Beobachten Sie ein Stück Wiese vom Frühling bis in den Herbst. Achten Sie dabei auf die dominierenden Pflanzenarten, Wiesenfarben und darauf, welche Arten wann blühen.
Versuchen Sie mithilfe von Zeigerpflanzen Wiesen mit unterschiedlichen Bodeneigenschaften zu finden.
Versuchen Sie in einer Wiese eine Pflanzenart zu finden, die parasitisch oder halbparasitisch lebt.
Beobachten Sie Kühe, Schafe oder Pferde beim Fressen auf der Weide. Achten sie darauf, ob die Pflanzen abgebissen, gezupft oder abgerissen werden.
Suchen Sie Arten, die sich mit Blattranken in die Höhe winden und sich dabei an andere Pflanzen klammern.
Versuchen Sie solche Blattranken zu entwinden.

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