Czytaj książkę: «Das Monster im Schatten», strona 5

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13. Kapitel

In Takumoru mühte sich Hauptmann Asano in der Zwischenzeit damit ab, den ihm erteilten Auftrag auch zum Wohlwollen seiner jungen Herrin zu erfüllen. Die Situation mit dem Bambuswald war unhaltbar geworden. Also hatte er befohlen, daß unweit der Schmiede ein neuer Brunnen ausgehoben wurde. Die Männer des Ortes, die noch verblieben und kampffähig waren, halfen dabei mit all ihrer Kraft, während die Tore nur noch von einer Handvoll seiner loyalsten Soldaten bewacht wurden.

Asano war sich darüber im Klaren, daß alles nicht sonderlich gut war. Wenn der Kriegsherr ihn bei solchen Arbeiten erwischte, wäre er sehr rasch seinen Status wieder los. Doch in den vergangenen Tagen gab es einen anderen Umstand, der ihm sehr viel mehr Sorgen bereitete.

Seine Tochter hatte wieder vermehrt Visionen. Und diese waren nicht eben hoffnungsstiftend. So hatte sie in der vergangenen Nacht gesehen, daß ihr Herr auf dem Weg von der Westküste überfallen würde, nachdem er den Palast des Shoguns wieder verlassen hatte. Die Angreifer trugen seine eigenen Farben und standen wohl unter dem Kommando des Samurai, der eigentlich die Grenze überprüfen sollte. Der eigene Samurai würde sich gegen den Herrn richten, weil als Straßenräuber deutlich mehr zu verdienen war, als der karge Sold, der hier zu erhalten war. Hauptmann Asano gruselte es vor dieser Vision, denn sollte sie sich als wahr erweisen, würde ihm zukünftig alle Verantwortung zufallen. Hierzu war er noch nicht bereit.

Das andere Problem, vor dem er stand, waren die Geschichten und Legenden, die man sich über die schwarze Festung erzählte. Die Handwerker, die nun in Takumoru lebten, hatten sich über ihre neue Heimat kaum informiert und gaben auf Legenden nicht viel. Sie taten ihre Arbeit, so weit es denn möglich war.

Also blieb dem Hauptmann nur noch das Haus des Schmieds und das des Seifensieders. Beide Männer waren ehrenhaft und besaßen ihren Ruf in dem inzwischen sehr in sich zusammengeschmolzenen Dorf. Die schwarze Festung darüber wirkte wie ein Hohn.

Fast schien es, als schaute das Gemäuer verächtlich auf die kleine Gemeinde zu seinen Füßen. Gerade so, als würde sie wie ein Menschenfresser demnächst alles Leben in sich aufnehmen und niemals wieder gehen lassen.

Auch dieser Gedanke bereitete Hauptmann Asano Magengrimmen.

Seine Arbeit war schon schwer genug.

Als der Schmied ihn gewahr wurde, wie er so unruhig durch das Dorf lief, lächelte er ihm zu und legte demonstrativ eine Handvoll frischer Schwerter auf seinen Tresen. Asano wußte die Geste zu schätzen. Schwerter konnten seine Soldaten gerade wirklich gut gebrauchen.

Also machte sich der Hauptmann zu der kleinen Schmiede auf und trat an den Tresen. Der Schmied beendete seine Arbeit an dem Eisen und warf es wieder in die Esse. Dann begegnete er dem nervösen Blick des Hauptmanns.

»Ihr macht euch wieder einmal zu viele Sorgen.«, entgegnete er auf das Ungesagte.

Der Hauptmann nickte zustimmend.

»Es sind nicht meine Sorgen, die ich mir mache, es sind die des Kriegsherrn. Es ändert jedoch nichts an dem Umstand, daß ich sowohl eine Arbeit für meinen Herrn, als auch eine für meine Herrin zu verrichten habe.«

Der Schmied lachte aufmunternd.

»Dann berichtet, vielleicht kann ein einfacher Schmied euch bei einer von euren beiden schweren Aufgaben von Nutzen sein.«

Der Hauptmann brachte ein schräges Lächeln zustande.

»Unsere Herrin möchte von mir wissen, was die Dörfler über die schwarze Festung wissen, vor dessen Toren sie leben. Und mein Herr erwartet, daß ihr trotz allem eure Arbeit noch so verrichtet, wie ihr es sollt. Noch mehr Verluste können wir uns nicht leisten.«

Der Schmied verstand durchaus, was in dem Hauptmann vorging.

»Wenn ihr etwas über diese Gegend wissen wollt, solltet ihr meine Tochter und ihre Freundinnen fragen. Sie wissen so einiges, immerhin sind sie hier aufgewachsen. Und Takumoru war einmal ein florierendes Dorf. Das vergangene Jahr kostete uns alle einen viel zu hohen Blutzoll. Und für mich sieht es so aus, als wäre an dem Fluch der Festung doch etwas dran.«

Hauptmann Asano warf dem Schmied einen prüfenden Blick zu.

»Aber ihr sagtet doch, daß eure Tochter ...«

Der Schmied nickte zustimmend.

»Wenn ihr etwas Wissenswertes erfahren wollt, fragt sie und ihre Freundinnen. Ich gebe auf dieses Altweibergeschwätz nicht viel. Aber die hier im Dorf verbliebenen Töchter haben als Kinder oftmals den Alten zugehört und so einiges erfahren. Sie wissen es bis heute. Mich selbst hat es nie interessiert. Also fragt die jungen Frauen des Dorfes. Sie sollten Antworten kennen!«

Asano verbeugte sich ehrvoll, doch bevor er sich abwandte, fragte er: »Und wo finde ich die Töchter unseres aussterbenden Dorfes?«

Der Schmied lachte schallend.

»Sie werden am Bach sein, Wäsche waschen. Oder aber sie sammeln am Waldrand Kräuter. Eure Tochter Mariko selbst hat darauf bestanden, daß sie dies tun sollen, weil sie davon sprach, daß die Soldaten des Kriegsherrn verwundet wieder nach Hause kommen werden.«

Der Hauptmann verstand.

Takumoru war eben als Dorf zu klein, um ein Geheimnis auch geheim zu halten.

Hoffentlich verhielt es sich mit den Legenden ähnlich, sonst bekamen sie hier bald solche Schwierigkeiten, daß sie nicht so einfach wieder daraus herausfanden.

14. Kapitel

Asuka, Yuki und Suda befanden sich wirklich am Bachlauf. Doch nicht um Wäsche zu waschen, sondern um dort besonders hilfreiche Heilkräuter zu sammeln. Die Tochter des Schmieds sortierte dabei die Kräuter in einer kleinen Tasche, damit man auch alles gut trocknen konnte.

Die langen schwarzen Haare von Asuka schienen regelrecht in der Sonne zu leuchten. Sie umgab ein Schiller, der irgendwie nichtirdisch war. Doch die Tochter des schmieds, ansonsten auch nicht schlecht gewachsen, gab auf ihre Schönheit nicht viel. Mehr machte ihr Spaß, wenn sie mit ihren Freundinnen zusammen Kräuter suchen oder Wäsche waschen konnte. Wichtig war, daß sie mit den Menschen zusammen war, die ihr etwas bedeuteten.

Yuki, die Tochter des einzigen Bauern, der außerhalb der Befestigung von Takumoru lebte, hatte ihre braunen Haare halbhoch gesteckt. Ihre roten Wangen leuchteten ähnlich wie die Haare der Tochter des Schmiedes. Doch Yuki besaß alles durchdringende Augen, die sogar in der Dämmerung sehen konnten wie ein Falke. Yuki war nicht sehr gesprächig, sondern konzentrierte sich auf ihre Arbeit. Wie immer, wenn sie etwas tat. War zeit zum Reden, redete sie wie ein Wasserfall und war kaum still zu bekommen.

Die dritte im Bunde, Suda, die Tochter des Seifensieders besaß ebenfalls braune Haare, nur trug sie diese lang und offen. Als Einzige der drei trug sie feine Ohrringe, die im heißen Sonnenlicht silbrig schimmerten. Suda kannte sich immer noch nicht mit den Kräutern richtig aus, und brachte ihrer Freundin Asuka oftmals das Falsche. Doch Asuka machte dies wenig aus. Selbst das unscheinbarste Kraut konnte für etwas verwandt werden. Das Suda durch ihre Kenntnisse im Seidensieben deshalb mehr einen Blick für Küchen- als für Heilkräuter hatte, störte da nicht weiter.

Die drei Mädchen sahen von ihrer Arbeit auf, als der Schatten des Hauptmanns auf sie fiel. Suda raffte sofort ihre Röcke zusammen und kauerte sich hin. Sie war nicht eben die Mutigste, aber sie war aufmerksam. Hier waren es ihre Hände, die unnatürlich zu leuchten schienen.

Die Tochter des Schmieds sah zum Hauptmann.

»Was führt den Hauptmann der Wache zu drei unbeholfenen, unwichtigen, Mädchen seines Dorfes? Haben wir etwas angestellt, müßt ihr uns auspeitschen?«

Hauptmann Asano sah die junge Frau erschreckt an.

»Ich bin nicht der Samurai, meine Liebe. Eigentlich bin ich im Auftrag unserer Herrin hier. Und euer Vater, Asuka, verriet mir, daß ihr ein wenig die Legenden dieses Ortes kennt.«

Alle drei Mädchen nickten zustimmend.

Die Mädchen kamen über den Bachlauf und traten zu dem Hauptmann in den Schatten der mehr als mißerablen Palisade. Als Erste begann Yuki zu erzählen. Und das, was der Hauptmann von der Bauerstochter hörte, gefiel ihm so gar nicht.

Es ist nun einige Jahrhunderte her, da stand diese ganze Gegend hier, bis hinunter zur Westküste, unter der Herrschaft eines einzigen Mannes. Er war sogar so mächtig gewesen, daß er das Haus im Norden bezwang und unterwarf. Jener Krieger war der Erbauer der schwarzen Festung, die er mit dem Blut seiner Landsleute bauen ließ. Hunderte ließen während des Baues ihr Leben.

Mit eisener Hand regierte er, bis er schließlich von den aufgebrachten Bürgern dreier Herren von eigener Hand gestürzt wurde, weil sich deren Herren nicht getrauten, gegen einen solch starken Kriegerfürsten vorzugehen. Die Angst saß dem Adel im Nacken. Doch der Aufstand wurde durch das einfache Volk ausgelöst und auch erfolgreich geschlagen.

Um sich jedoch vor dem Geist des Kriegers zu schützen, erbaute man nicht weit der schwarzen Festung ein kleines Kloster auf, in dem ein Dutzend heiliger Männer darauf achten sollten, daß sein Geist sich niemals wieder befreite. Denn er war so bösartig, so kalt, daß selbst die Hölle für ihn eher ein Ort für die Freizeit als wirklich eine Bestrafung darstellte.

Das Kloster liegt in Richtung Osaka, ein wenig die Straße hinab geht dann eine Abzweigung ab, die zu jenem Gebäude führt. Nur dazu muß man den Bambuswald durchqueren, oder man watet über die Felder. Doch dann dauert der weg viel länger. Und man sieht das Kloster erst, wenn man die Felder hinter sich gelassen hat.

Der Hauptmann war bar dieser Geschichte deutlich überrascht. Er befand sich zwar nun seit Jahren im Dienst seines Herrn, aber ein Kloster hatte er in der näheren Umgebung niemals wahrgenommen. Vielmehr war ihm aufgefallen, daß der Bambuswald nach jeder Bluttat ob im Dorf selbst oder außerhalb davon zu wachsen schien. Es war eine unheimliche Erfahrung.

Doch die Bauerstochter war mit ihrem Bericht noch nicht fertig.

Der Krieger, der diese schwarze Festung einst bauen ließ, war ein solcher Tyrann, daß nicht nur auf der Baustelle ständig Menschen starben, sondern auch in seinem Wohnzelt, welches er im Zentrum des jetzigen Dorfes errichtet hatte.

Er hatte niemals ein Problem damit, Frauen zu schänden, und deren Männer und sie umzubringen, wenn sie ihm nicht mehr zu Willen waren. Das Blut floß in Strömen. Tag um Tag, Monat um Monat, Jahr um Jahr, bis die Festung stand. Als sie schließlich fertig war, hatte das Blutvergießen dennoch kein Ende, denn dann führte er mit seinen Getreusten einen Kriegszug gegen Osaka und eroberte die Stadt. Dieser Krieger unterwarf sie regelrecht und wütete in ihren Mauern, bis die Stadt das erste Mal bis auf die Grundmauern abbrannte.

Doch damit hatte er immer noch nicht genug.

Er fiel in den Norden ein, entmachtete den dortigen Kriegsherrn und richtete ihn im Wald unweit der Stelle hin, an der sich nun der Brunnen befindet. Doch damit nicht genug. Um seinen Nachbarn ein deutliches Zeichen seiner Macht und seines Blutdurstes zu liefern, ließ er den Leichnam des benachbarten Kriegsherrn zerstückeln und an jeden Fürsten ein Stück schicken.

Mit der Aufforderung, wer denn den Mut besäße, sich ihm zu stellen, würde seinen Titel mit Ehre und zurecht tragen. Wer ihn jedoch besiegte, könnte über seine Lande herrschen, wie er es denn wollte.

Keiner der Nachbarn getraute sich, und auch der Kaiser griff nicht ein, weil selbst im Kaiserhaus die Angst vorherrschte, daß dieser Krieger so machtversessen sei, daß er nach der Kaiserkrone greifen würde. Also entstand ein Bündnis der getreuen Häuser des Kaisers, niemals mehr zuzulassen, daß es mehr als drei schwarze Festungen im Land gäbe. Eine jede hat eine solche blutige Geschichte zu erzählen.-

Hauptmann Asano mußte das eben gehörte erst einmal verdauen. Ihm war von der Beschreibung des jungen Mädchens richtig schlecht geworden. Er war nicht zart besaitet, aber die Bauerstochter beschrieb die Bluttaten dermaßen im Detail, daß man Angst bekommen konnte.

Die Mauern der Burg mit Blut erbaut. Die Steine mit dem Ruß verbrannter Körper geschwärzt, um zu zeigen, daß es nichts gab, was den Besitzer aufhalten konnte. Und dann noch von einem Krieger geschaffen, der das Wort Skrupel nicht einmal im Ansatz kannte.

Hauptmann Asano bekam nun selbst Angst vor der schwarzen Festung, die schattenspendend über den Vieren aufragte.

Für den heutigen Tag hatte er mehr als genug gehört. Es war klar, daß er dies seiner Herrin umgehend berichten mußte. Er selbst jedoch würde von jetzt an keine Nacht mehr in der Festung verbringen. Nur noch, wenn ein ausdrücklicher Befehl ihn dazu zwang.

15. Kapitel

Hara stromerte wieder einmal durch die schwarze Festung. Sie kannte beinahe jeden Stein in dem alten Gemäuer. Hin und wieder unternahm sie solche Wanderungen durch das Gebäude, weil es nie schadete, unerkannte Zugänge zu kennen, die Dritten unbekannt waren.

Die Zofe liebte nicht eben ihr neues Zuhause. Die alte Burg des Kriegsherrn hatte ihr besser gefallen. Dort war es immer licht gewesen, und auch der Garten war schöner und größer angelegt gewesen. Die schwarze Festung bot solchen Komfort nicht. Dafür schien sie ein wahrer Irrgarten zu sein.

Es gab geheime Zugänge zu der Küche und zu den Gesinderäumen. Beinahe jeder Raum war durch einen entsprechenden Geheimgang zu erreichen. Nicht jeder Raum. So waren die Privatgemächer des Kriegsherrn über Geheimgänge nicht zu finden, denn er war der einzige nach allen Seiten abgeschottete Raum. Fast so, als hätte der Erbauer der Burg sich davor gefürchtet, was in der Nacht in seinen eigenen Mauern lauern möchte.

Hara jedoch hatte davor weniger Angst.

So streifte sie immer wieder durch das Gemäuer und kannte so viele seiner Geheimnisse. Manche jedoch waren nicht für einfache Augen gedacht, und schon oftmals hatte sie Geheimtüren übersehen, da sie auf der anderen Seite, in dem Labyrinth zwischen den Mauern einfach nicht gekennzeichnet waren.

Jetzt befand sie sich auf einer der unteren Ebenen. Neben dem Kerker hatte sie eine Türe gefunden, die ihr bislang nicht aufgefallen war. Mit einer vor sich hin blakenden Fackel war sie hinunter gegangen, um sich diesen Gang einmal ein wenig näher anzusehen.

Viel besonderes hatte sie nicht gefunden. Nur eine Handvoll alter Knochen, die sogar noch einen Dolch in der skelettierten Hand hielten. Jenen Dolch nahm sie zur Sicherheit an sich. Er war vielleicht alt, aber seine Schneide glänzte noch silbrig.

Der Gang wurde ein wenig abschüssig und teilte sich dann plötzlich an einer breiten Kreuzung in vier weitere auf. Jeder einzelne abgehende Gang war finster wie eine mondlose Nacht.

Instinktiv entschied sie sich für denjenigen, der leicht abschüssig wirkte.

Als sie ihn betrat, trat ein merkwürdig süßer Geruch in ihre Nase, der ihr nicht weiter besonders vorkam, weil sie schon ein paar Mal solche Stellen im Gemäuer gefunden hatten, die einfach nur süß rochen, obwohl nicht einmal Pflanzen am Boden sichtbar waren.

Sie folgte dem Gang weiter hinab. Stellenweise war auf Mauerwerk verzichtet worden. Da sah die junge Zofe nackten Stein. Der Weg führte noch weiter hinunter. Bis er schließlich überraschend nach links abknickte und wieder vollständig gemauert wurde. Mehr als ungewöhnlich für ein solches Gemäuer. Irgendwie schien dieser Teil der Festung nicht zum Rest zu passen.

Der Tritt wurde wieder fester. Der Boden war nicht mehr einfach unbehandelter Stein, sondern es waren feine Steine eingeschnitten worden. Es sah aus wie verlegter Boden, aber es war sorgfältig bearbeiteter Stein.

Schließlich endete der Gang vor einer stabilen, metallverstärkten Türe. Sie besaß sogar ein stabiles schloß, in dem ein alter rostiger Schlüssel steckte. Hara hatte das letzte Mal ein solches Schloß mit einem Schließmechanismus in der palastartigen Burg des Shoguns gesehen. Auch dort hatte das Schloß den Eindruck gemacht, als sei es mehrere Jahrhunderte alt.

Die junge Frau berührte den Schlüssel und spürte dabei einen eiskalten Hauch. Auch schien sich der süßliche Geruch hier unten noch mehr zu verstärken. Es war ein unheimliches Gefühl, welches sie in diesem Augenblick beschlich.

Hara schien von dem Schlüssel einen leichten Stromschlag zu erhalten, denn sie zuckte einen Moment zurück, bis sie den Mut fand, ihn in seinem Schloß herumzudrehen. wider Erwarten ging dies leichter als sie dachte.

Doch die massive Tür wirkte unendlich schwer. Außerdem schien sie eine sehr lange Zeit nicht bewegt worden zu sein. Die Zofe ergriff die breite Klinke und zog daran so fest sie konnte. Federleicht schwang die Tür nach außen in den Gang auf.

Sie leuchtete kurz mit ihrer Fackel hinein, und schon sprangen dort selbst Fackeln an, die in einem unwirklichen rotblauen Licht zu leuchten schienen. Hara bekam das erste Mal Angst, seitdem sie in der schwarzen Festung weilte.

Dieser Ort fühlte sich irgendwie nicht wirklich an.

Er wirkte verflucht.

Gerade so, als würden hier Dämonen lauern, die nur um ein unschuldiges Opfer lechzten. Trotzdem betrat sie den Raum, der direkt hinter der Pforte von einer langen, anschüssigen Treppe gesäumte wurde, die halb um ihn herumführte, bevor sie schließlich auf einem sandigen Boden zu enden schien.

Die Fackeln des Raumes leuchteten unwirklich, aber hell genug, um jedes Detail zu erkennen. Auf halber Höhe unter der Treppe war ein gewaltiges silbernes Schild angebracht, auf dem sich Schriftzeichen befanden, die Hara nicht lesen konnte.

Zwar war sie als Zofe des Lesens und Schreibens mächtig, doch diese Symbole konnte sie nicht einmal mit Anstrengung entziffern. Das Schild war nicht verwittert, sondern leuchtete wie am ersten Tag. Auf dem äußeren Rand befanden sich alte Schriftzeichen, die ihr durchaus geläufig waren. Doch sie konnte nicht alle Zeichen entzifern, diese Schrift war zu alt, um sie noch richtig lesen zu können.

Das zentrale Symbol des Schildes bildete ein gewaltiges Gekrakel, welches wirklich nicht zu entziffern war. Es schien fast so, als hätte sich der Schmied bemüht, mehrere Schriftzeichen übereinander anzubringen. Doch es war selbst für einen Schriftgelehrten kaum möglich, sie sauber zu trennen. Das Symbol war nicht zu entschlüsseln.

Unter dem silbernen Schild lagen am Grund des gewaltigen Raumes die Knochen von mehreren Menschen. Hara bekam nun wirklich Angst. Ihre Augen zitterten leicht, genauso wie ihre Arme und Beine. Diese Halle hatte einem völlig anderem Zweck gedient, als es auf dem ersten Eindruck erkennbar war. Und sie war gewaltig.

Wenn man vom Fuß der Treppe maß, und die Treppe selbst war gut fünf Fuß breit, dann war der Raum in etwa zwanzig mal fünfundzwanzig Meter. An seinem hinterem Ende befand sich eine weitere Türe. Sie war genauso massiv wie die am Kopf der Treppe gehalten, auf der Innenseite jedoch mit einem einfachen goldenen Symbol markiert. Das Symbol war aus echtem, Gold gegossen und wirkte massiv, jedenfalls schwerer als die Tür, an der es hing.

Hara betrat nun den Boden der Halle, der wirklich sandig und weich war.

Wenn man die Treppe herunterkam, fiel einem sofort auf, daß im unteren Bereich der Halle eine Vermauerung bestand. diese war etwa dreißig Steine hoch, und fest mit der Kante der Wand verschmolzen. auch hier waren die Steine dunkel bis schwarz. Fast schien es, als wollte die schwarze Festung ihrem Namen mehr als nur gerecht werden.

Die junge Zofe dachte noch einmal an den Schlüssel, den sie oben abgezogen hatte.

Dieser Raum hier wirkte absolut sicher, sah man von der Handvoll Skelette ab, die unterhalb des silbernen Schildes lagen und von mehr als einem guten Dutzend Kerzen beleuchtet wurden.

Die restlichen Wände der Halle waren unbehauener Stein. Kalter Stein. Er wirkte naß glänzend, obwohl er trocken war. Es schien fast so, als sei das innere dieses gewaltigen Raumes einmal einem gewaltigen Feuer ausgesetzt gewesen. Trotzdem bestand der Boden aus weichem, leicht federnden, Sand.

Die Zofe durchschritt den Raum mit festen Schritten, sich immer wieder dabei ermahnend, daß sie hier unten nichts zu suchen hatten. Doch sie wollte wissen, was hinter jener zweiten Tür lag, die sie entdeckt hatte.

Also folgte Hara einer kleinen Trittspur bis hinüber zu der zweiten Tür.

Auch hier gab es wieder einen kompliziert wirkenden Schließmechanismus und ein Schlüsselloch. Neugierig probierte sie aus, ob der Schlüssel, den sie an der oberen Tür gefunden hatte, auch hier paßte.

Er tat es. Mit einem Schnappen rastete er ein.

Dieses Schloß ließ sich genauso leicht öffnen.

Als sie dann die Tür öffnete, traf die junge Frau grelles Sonnenlicht.

Ein Lichtstrahl kam durch die schwere Holztür herein, obwohl der Eingangsbereich zugewuchert wirkte. Dieser Lichtstrahl traf den silbernen Schild, woraufhin die gesamte Halle in einem noch unwirklicheren Licht erstrahlte, daß man Angst bekommen könnte.

Hastig verschloß Hara wieder die Türe, instinktiv drehte sie den Schlüssel auch wieder im Schloß herum. Der Schnappmechanismus ertönte ein weiteres Mal, dann konnte sie den schweren Schlüssel aus seinem Schloß entfernen.

Schnell rannte sie durch die Halle und wieder die Treppe hinauf.

egal, was sie hier gefunden hatte. Es würde für die Dorfbewohner zur Unterbringung reichen, sollte die schwarze Festung noch einmal überfallen werden. Der Raum bot genug Platz und sie standen oben den Soldaten nicht mehr im Weg.

Der Kriegsherr würde mit ihrem Fund bestimmt mehr als einverstanden sein. Vielleicht erlangte sie so endlich seine Gunst, daß er in ihr nicht mehr das kleine Mädchen sah, wie er es bisher immer tat. Diese Halle war ein Geschenk der Götter.

Die Zofe verriegelte wieder die obere Tür, aber sie ließ den Schlüssel nicht an seinem Platz, sondern befestigte ihn an ihrem eigenen Schlüsselbund. So würde sie jederzeit auf ihn zurückgreifen können, sollte er einmal benötigt werden.

Diese unterirdische Halle, mochte sie auch noch so gruslig und gefährlich wirken, war genau der Lichtblick, den die Dorfbewohner brauchten. Hara würde mit diesem Fund ihr Ansehen auch bei den verbliebenen Dörflern steigern können. Immerhin würde diese Halle bei einem weiteren Angriff ihnen das Leben retten.

Die junge Zofe war mit sich selbst sehr zufrieden.

Ihre Streifzüge durch die schwarze Festung begannen sich allmählich auszuzahlen. Das Gemäuer war ihr immer noch unheimlich, doch nun konnte sie damit leben. Sie würde diesen Fund dazu benutzen, um eigenen Einfluß zu erwerben.

Kriegsherr Takumoru war kein Scheusal wie sein Shogun. Er war ein Ehrenmann. Der Kriegsherr würde ihre Initiative zu schätzen wissen, wenn sie ihm erst einmal von diesem Fund berichten würde. Vielleicht würde er sie dann endlich auf einen Status heben, der dem seiner leiblichen Tochter gleichgestellt war.

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