Czytaj książkę: «Lieblingsplätze Vogelsberg und Wetterau»
Lieblingsplätze
Vogelsberg und Wetterau
Andrea Reidt
Impressum
Ich widme dieses Buch meinem Lebensfreund Rolf D.
Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: lieblingsplaetze@gmeiner-verlag.de
Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Andrea Reidt:
Alexander Wissgott, Pohlheim 42; Landesamt für Denkmalpflege Hessen 86; Christoph Krackhardt 116; Museum der Stadt Butzbach/Rüdiger Fanslau 152
Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.
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2., überarbeitete Neuauflage 2021
© 2018 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat/Redaktion: Ricarda Dück
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Benjamin Arnold
unter Verwendung der Illustrationen von © Sylwia Nowik – stock.adobe.com; © SimpLine – stock.adobe.com; © ratkom – stock.adobe.com; © Benjamin Arnold; © jacartoon – stock.adobe.com; © Fiedels – stock.adobe.com; © 147145778 – stock.adobe.com; © VRD – stock.adobe.com; © Stephi –
stock.adobe.com; © Katrin Lahmer
Kartendesign: © Maps4News.com/HERE
Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten
Printed in Germany
ISBN 978-3-8392-6378-5
Inhalt
Impressum
1 Ritterturnier und Schwertkampf
Ronneburg: Burg Ronnenburg
2 Zeitreise ins Mittelalter
Büdingen: Altstadt und Stadtmauer
3 In Büdingen geht die Post ab
Büdingen: Schlossmuseum
4 Dreibeinige Tontöpfe
Büdingen: Heuson-Museum im Historischen Rathaus
5 Rosensteine aus Baryt
Büdingen: Sandrosenmuseum im Jerusalemtor
6 In der Stille liegt die Kraft
Altenstadt: Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal
7 Auf den Spuren der Oberwaldbahn
Altenstadt: Vulkanradweg ab Höchst
8 Keltenfürst mit Blattkrone
Glauburg: Keltenwelt am Glauberg
9 Die Pechnase hat ausgedient
Ortenberg: Evangelische Marienkirche
10 Hessische Hurdy-Gurdy-Girls
Ortenberg: Musikinstrumenten-Museum Lißberg
11 Tonnenschweres künstlerisches Erbe
Hirzenhain: Kunstgussmuseum
12 Shabby und Chic, Vintage und Tinnef
Gedern: Altes Rentamt im Schloss Gedern
13 Bin so satt, mag kein Blatt
Schotten: Ziegenhof Bär in Burkhards
14 Ein feste Burg ist euer Gotteshaus
Schotten: Evangelische Kirche in Wingershausen
15 Badefreuden statt Hochwasser
Schotten: Niddastausee
16 Legendäre Strecke für Oldtimer
Schotten: Schottenring
17 Schichttorte der Erdgeschichte
Schotten: Geotop Alteburgskopf und Vulkaneum
18 Power auf dem Erlebnisberg
Schotten: Baumkronenpfad und Kletterwald Hoherodskopf
19 Auf Schusters Rappen im Mittelgebirge
Schotten: Spaziergang vom Hoherodskopf zum Taufstein
20 Sauerteigbrot frisch auf den Tisch
Schotten: Altes Backhaus in Götzen
21 Sonnige Hügel, saftige Weiden
Grebenhain: Bergmähwiesenpfad auf der Herchenhainer Höhe
22 Ski und Rodeln gut!
Grebenhain: Wintersport auf der Herchenhainer Höhe
23 Spinnereien um Gottverlassene
Grebenhain: Teufelsmühle in Ilbeshausen-Hochwaldhausen
24 Auf Drei-Seen-Tour
Freiensteinau: Mooser Teiche
25 Wo der Schwarzhalstaucher brütet
Freiensteinau: Naturschutzgebiet Ober-Mooser Teich
26 Klassische Orgelmusik vom Feinsten
Freiensteinau: Evangelische Kirche in Nieder-Moos
27 Alte Rassen und Schneitelbäume
Ulrichstein: Vogelsberggarten
28 Zu Fuß und zu Pferde durch Hessen
Ulrichstein: Museum im Vorwerk
29 Libellen und Seerosen statt Chlor
Ulrichstein: Naturbadebiotop
30 Windiger Park im Paradies
Lautertal: Goldener Steinrück bei Engelrod
31 Wo die Holzhauer wohnten
Lautertal: Alter Galgen zwischen Hopfmannsfeld und Hörgenau
32 Verschindelt und vergessen?
Lautertal: Evangelische Kirche in Dirlammen
33 Den Chatten Kult, den Christen heilig
Lautertal: Totenköppel mit Sippenfriedhof in Meiches
34 Wer die Räube noch rausroppt
Schwalmtal: Bauernhof Hamel in Storndorf
35 Lang lebe die Kuh!
Schwalmtal: Hof Euler in Rainrod
36 50 Kinder, acht Klassen im Schulsaal
Lauterbach: Dorf Heblos
37 Gertrud Riedesel Freifrau zu Eisenbach
Lauterbach: Antikmarkt im Schlosspark Sickendorf
38 Hundert Jahre Einsamkeit
Lauterbach: Heidbergkapelle in Sickendorf
39 Kartoffeln satt!
Lauterbach: »Beulches«-Essen im Gasthaus Roth und Jost in Sickendorf
40 Wo das Landleben intakt ist
Lauterbach: Dorf Allmenrod
41 Ohne Strumpf geh ich net haam!
Lauterbach: Strolchdenkmal an der Lauter
42 Schlau gebaut mit Eiche, Weide und Lehm
Lauterbach: Fachwerkgasse Am Graben
43 Glanz und Gloria im Rokokopalais
Lauterbach: Hohhaus-Museum Lauterbach
44 Tonnenschwere Schätzbullen
Lauterbach: Tierleistungsschau auf dem Festplatz Bleiche
45 Blumen für Bienen und Hummeln
Lauterbach: Blühstreifen am Ackerrand bei Frischborn
46 Ritterburg im Junkerland
Lauterbach: Schloss Eisenbach bei Frischborn
47 Arche Noah, katholisch
Herbstein: Bibelpark im Kolping-Feriendorf
48 Einkaufen bei »Tante Emma«
Herbstein: Schlosspark in Stockhausen
49 Fünf-Burgen-Stadt
Schlitz: Blick auf die Burgenstadt vom Hinterturm
50 Trachten, Tanz und tolles Treiben
Schlitz: Schlitzerländer Trachtenfest auf dem Marktplatz
51 Uralte Wandmalereien
Schlitz: Evangelische Kirche in Fraurombach
52 Rast im Talgrund der Jossa
Grebenau: Dorfplatz Eulersdorf
53 Love and Peace auf der Ritterburg
Breitenbach am Herzberg: Burg Herzberg mit Festival
54 Vom Glück auf dem Rücken der Pferde
Alsfeld: Wanderausritte nach Lingelbach
55 Gründchenbahn über dem Abgrund
Alsfeld: Eisenbahnviadukt bei Eifa
56 Die Niagarafälle des Vogelsbergs
Alsfeld: Blue-Stone-Falls bei Eifa
57 Europas Modellstadt für Denkmalschutz
Alsfeld: Rathaus und Altstadt
58 Wasserburg als Hochzeitshotel
Romrod: Schloss
59 Die »Tasse« schützt vor Hochwasser
Antrifttal: Stausee zwischen Seibelsdorf und Angenrod
60 Comeback des Roten Höhenviehs
Kirtorf: Karlis Kuhschule in Lehrbach
61 Glühkopf im Lanz Bulldog
Homberg (Ohm): Oldtimermuseum Dannenrod
62 Europas größter Basaltsteinbruch
Homberg (Ohm): Aussichtsplattform Basaltsteinbruch bei Nieder-Ofleiden
63 Wo die Ohm ihre Schleife zieht
Homberg (Ohm): Ohmradweg
64 Sieben Dörfer, sieben Gotteshäuser
Feldatal: Evangelische Dorfkirchen
65 Auf den Spuren von Wanderhändlern
Feldatal: Wanderweg Judenpfad ab Kestrich
66 Bilder einer verschwundenen Welt
Mücke: Ernst-Eimer-Stube in Groß-Eichen
67 Kriegsgetümmel in heiligen Hallen
Lich: Kloster Arnsburg
68 Eine Weiße Fahne zu viel
Lich: Kriegsopferfriedhof im Kloster Arnsburg
69 Galloways vor Barbarossa-Burg
Münzenberg: Burg, Stadt und Salzwiesen
70 Bürgerpracht mit Goldgickel
Butzbach: Altes Rathaus
71 Ein Schwibbogenhaus für Schmalhans
Butzbach: Museum der Stadt
72 Der Hessische Turnvater
Butzbach: Weidighaus am Kirchplatz
73 Ökologie, harte Arbeit, rosiges Glück
Bad Nauheim: Rosenschule Ruf und Rosenmuseum in Steinfurth
74 Größtes Jugendstilensemble Europas
Bad Nauheim: Sprudelhof
75 Von Sole und weißem Gold
Bad Nauheim: Trinkkuranlage
76 Erholung im Wetterauer Kohlenpott
Wölfersheim: Wetterauer Seenplatte
77 Wo Auerochsen für Kröten weiden
Echzell: Bingenheimer Ried
78 Töpfe fürs Auge
Reichelsheim: Keramikwerkstatt im Pappelhof bei Beienheim
79 Immer am Fluss entlang
Nidda: Niddaroute durch Bad Salzhausen
80 Haube auf Haube gen Himmel gereckt
Ranstadt: Evangelische Kirche in Ober-Mockstadt
81 Klein-Venedig der Wetterau
Florstadt: Dorf Staden
82 Vom Römerkastell zur Barbarossaburg
Friedberg: Burgkirche und Adolfsturm
83 Vor der Hochzeit Ein rituelles bad
Friedberg: Judenbad Mikwe
84 Fanfieber um Elvis Presley
Friedberg: Wetterau-Museum
85 Äpfel, Kirschen, Pflaumen
Friedberg: Radtour durch die Wetterauer Streuobstwiesen
86 Traute Nachbarn mitten im Dorf
Niddatal: Ehemalige Synagoge in Assenheim
87 Gottfried und der Dom der Wetterau
Niddatal: Katholische Pfarrkirche in Ilbenstadt
88 Glückliche Schweine, freundliche Kühe
Bad Vilbel: Dottenfelderhof
Quellenverzeichnis
Allgemein genutzte Literatur
Marktplatz von Butzbach
1 Ritterturnier und Schwertkampf
Ronneburg: Burg Ronnenburg
Schwungvoll schüttet ein Mann einen Eimer Wasser in den Schacht. Erwartungsvolle Stille. Langsam zähle ich und komme bis zehn, dann platscht es hohl aus der Tiefe herauf. In dem alten Wachhaus des Burgtores von Burg Ronneburg versammeln sich oft kleine und große Menschen, um den 96 Meter tiefen Brunnen zu bestaunen, aus dem frühere Generationen mittels eines (noch sichtbaren) Tretrads ihr Wasser hochwuchten mussten. Von hier aus wurde das kostbare Nass an seinen Verwendungsort geschleppt, zum Beispiel in die Küche im Saalbau der Kernburg. Dort lodert ein kräftiges offenes Feuer auf der für das Burgmuseum restaurierten alten Herdstelle, über der sich ein hoher Rauchfang erhebt. Am Tisch in der Küchenecke warten schon einige als Ritter und fahrende Volksleute verkleidete Gäste ungeduldig auf Speis und Trank.
Südwestlich von Büdingen thront Burg Ronneburg auf einem Basaltkegel, vor 1231 in der Stauferzeit errichtet, weitgehend im baulichen Zustand des 16. Jahrhunderts erhalten und saniert. Der Renaissance-Helm des Bergfrieds ist gerade noch von Weitem sichtbar, bald jedoch werden die dicht wachsenden Bäume diese außergewöhnliche hessische Höhenburg ganz verdecken – sofern man sich nicht für einen Kahlschlag entscheidet. Früher wollte man nahende Feinde von oben frühzeitig erspähen, heute hätte nicht nur ich gern von unten freien Blick auf die imposante Burg.
Während der mittelalterlichen Burgfestspiele an mehreren Herbstwochenenden ist der Teufel los auf der Ronneburg: Auf der Wiese sind die Zelte großer Ritterlager aufgestellt. Kunsthandwerker, Gaukler und Zauberer, Wahrsagerinnen und Schauspieler sowie Marketender mit Schmuck, Naturalien, Lammfellen und Holzspielzeug – sie alle bieten ihre Waren und Dienste an.
Es gibt kaum eine Burganlage im weiten Umfeld, deren Träger so zahlreiche und vielseitige historische »Burgbelebungen« organisiert, wie der Verein Freunde der Ronneburg dies ganzjährig bewältigt.
1
Burg Ronneburg
63549 Ronneburg
06048 950905
2 Zeitreise ins Mittelalter
Büdingen: Altstadt und Stadtmauer
Büdingens Altstadt steht komplett unter Denkmalschutz. In schönster Waldlandschaft, am südöstlichen Rand der fruchtbaren Wetterau, liegt diese intakte mittelalterliche Residenzstadt mit Gassen, Mauern, Bürgerhäusern aus Stein und Fachwerk, die ihresgleichen sucht.
Der Grüne Turm mit spitz zulaufendem Dach ist keineswegs der bedeutendste der 22 Türme im 1510 vollendeten Befestigungsring um Alt- und Neustadt. Dazu zählen der Hexenturm, der Pulverturm, das Mühltor, der Meliorsturm an der Lohstegbrücke, der Rote Turm, der Ludwigsturm und das Obertor mit Schussspuren aus dem Dreißigjährigen Krieg. Am stattlichsten wirkt das Große Bollwerk, ein 20 Meter hoher Artillerieturm mit vier Meter dicken Mauern und 16 Geschützkammern. Ebenfalls imposant ist das »Jerusalemer Tor«, das eigentlich schlicht »Untertor« heißt. Seinen Spitznamen erhielt es von geflüchteten Hugenotten und Waldensern, die im evangelischen Büdingen – ihrem »Jerusalem« – Schutz fanden. Dank eines für diese Zeit ungewöhnlichen »Toleranzpatents« des liberal gesinnten Grafen Ernst Casimir I. von 1712 durften sie in der Vorstadt vor dem Untertor wohnen. Das Innere der Toranlage erlebt man im Rahmen einer Besichtigung des in den dicken Türmen untergebrachten Sandrosenmuseums.
Viele Schilder an Altstadthäusern informieren über einstige Bewohner. An die Schlossmauer und viele Häuser klammern sich bunte Froschfiguren. Der Frosch ist das Wahrzeichen der »Beuringer Frääsch«, so der Spitzname der Büdinger. Die Legende berichtet, dass um 1522 eine junge gräfliche Braut nachts wegen des lauten Gequakes rund ums Schloss nicht schlafen konnte. Der Graf ordnete an, alle Frösche zu entfernen. Man setzte sie in den Bach, der sie ins Nachbardorf schwemmte, sodass Büdingen froschfrei war.
Das plüschige Café Hexenstübchen mit Oma-Dekor in der Nähe der Mühltorbrücke hat leckere Torten, herzhafte Kleinigkeiten und bietet Kulturprogramm (www.cafehexenstuebchen.de).
2
Altstadt Büdingen
Startpunkt: Lohsteg
63654 Büdingen
Büdinger Tourismus und Marketing
Marktplatz 9
63654 Büdingen
06042 96370
3 In Büdingen geht die Post ab
Büdingen: Schlossmuseum
Der blaue Briefkasten an der Sandsteinmauer des Büdinger Schlossplatzes ist zwar die Nachbildung eines Postkastens des Jahres 1896, aber Sie können Ihre Ansichtskarte vom Büdingen-Ausflug hier vertrauensvoll einwerfen. Über eine kleine Brücke direkt daneben geht es in die Vorburg der stauferzeitlichen Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert. Das Schloss, dessen Kern von einer 13-eckigen Mauer aus Buckelquadern umschlossen ist und das von Romanik bis Barock fast alle Baustilmoden des vergangenen Jahrtausends aufweist, wird seit 1258 von der fürstlichen Familie zu Ysenburg und Büdingen bewohnt, heute in 23. Generation. Es lohnt sich, an einer Schlossführung teilzunehmen. Man betrachtet das Sternengewölbe und das Chorgestühl aus Eiche in der Schlosskapelle, die Fresken aus dem 16. Jahrhundert im Palas und wirft einen Blick in die Alchemistenküche in der alten Hofapotheke, wo einer der Grafen ein naturwissenschaftliches Kabinett einrichtete. Das auf 1553 datierte große Wandbild in der Graf-Diether-Stube zeigt eine winterliche Sauhatz vor der Kulisse eines verschneiten Dorfes und erinnert an Motive des Holländers Brueghel.
Das Kleinstädtchen Büdingen bietet seinen Besuchern weit mehr, als man bei 8.000 Einwohnern im Kernort erwarten würde. Es besitzt sechs reich bestückte Museen. Abgesehen vom Schlossmuseum gibt es das stadthistorische Heuson-Museum im Historischen Rathaus, das Sandrosenmuseum im Jerusalemer Tor, das 50er-Jahre-Museum im spätgotischen Bau der ehemaligen Herberge zum Schwan, das Metzgermuseum im historischen Schlaghaus, in einem Turm an der Mühltorbrücke. Das Modellbau-Museum im Oberhof, dem ältesten Renaissancebau Büdingens, zeigt 150 Exponate – Modelle von historischen Kriegsschiffen, Eisenbahnen, einer Bohrinsel, eines Rummelplatzes und einer Hafenanlage.
Beim traditionellen Mittelalterfest in Büdingen wirken etwa 130 Händler, Handwerker, Gaukler, Musikgruppen mit. Es gibt einen Viehmarkt, mehrere Lager mit historischen Zelten und einen Festumzug.
3
Schlossmuseum
Schlossplatz 1
63654 Büdingen
06042 96470
4 Dreibeinige Tontöpfe
Büdingen: Heuson-Museum im Historischen Rathaus
Das Heuson-Museum im Historischen Rathaus von Büdingen erinnert an alte Handwerksberufe – Drechsler, Weber, Tuchfärber, Ziegler, Töpfer. Hier sieht Elisabeth Johann in den 1970er-Jahren erstmals die Sammlung der Töpferfamilie Winterling. Es ist eine Initialzündung: Fortan widmet sich die damalige Stadtarchivarin von Butzbach leidenschaftlich der Geschichte der Wetterauer Töpfer.
Bis ins 15. Jahrhundert waren die unglasiert gebrannten Tongefäße durchlässig. Das Material kam aus Lehmgruben der heimischen Wälder. Erst die Glasur, eine Masse aus Quarz und Bleiverbindungen, macht sie wasserdicht. Die Glasurfarben aus Mineralien stellten die Töpfer selbst in Erzmühlen her: Mangan (braun), Kupfer (grün und rot), Eisenfeilspäne (gelb), Kobalt (blau). Noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert »herrschte die einfache Irdenware in den Küchen vor«, berichtet Elisabeth Johann – Schüsseln, Siebe, Tiegel, Wasser- und Ölkrüge, Kannen, Teller, Becher. An einem Haken über dem offenen Herdfeuer hing der eiserne Kessel, Tontöpfe aber »hatten häufig drei Beine, um Glut darunter zu schieben«. Manche Tongefäße waren reich verziert mit Maiglöckchen, Vögeln, Blättern, Fingertupfenleisten, Monogrammen und Inschriften. Außerdem bauten die Töpfer Kachelöfen. Ungefähr 200 Jahre florierte dieses Handwerk in Altenstadt, Oberau, Höchst, Rommelshausen. 67 Töpferfamilien, die ihr Handwerk über viele Generationen weitergaben, fand die Keramikforscherin in den Kirchenbüchern dieser Orte. Die Vermarktung besorgten meist andere: Allein das Gewerberegister von Oberau nennt 22 Personen, die zwischen 1844 und 1860 mit Tongeschirr handelten. Schon bald darauf aber kam industriell gefertigtes Emaille-Geschirr in Mode – das Töpfern ernährte keine Familie mehr.
Die Tradition der »Dippemess« überlebte unter diesem Namen nur in Frankfurt. Keramik- und Töpfermärkte finden in Hessen zwischen April und Oktober statt.
4
Heuson-Museum im Historischen Rathaus
Rathausgasse 6
63654 Büdingen
06042 950032