Der Malaiische Archipel

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Der Malaiische Archipel
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Über den Author

Alfred Russell Wallace

(1823–1913) wurde in Usk, Monmouthshire geboren. Er arbeitete zunächst als Landvermesser, Zeichner und Kartograph. In Leicester machte er Bekanntschaft mit Henry Bates, der Wallaces Sammel- und Leseleidenschaft sowie dessen Begeisterung für die Reiseberichte Humboldts und Darwins teilte. Zusammen reisten sie 1848 nach Brasilien, erkundeten das Amazonasbecken, sammelten dort lebende Tierarten und machten diverse Aufzeichnungen. Wallace reiste 1852 zurück nach England und veröffentlichte seine Notizen. 1854 begab er sich für weitere Sammelarbeiten auf eine achtjährige Reise in den Malaiischen Archipel, während der er seine Gedanken zur natürlichen Selektion niederschrieb. Wallace starb am 7. November 1913 in Broadstone, Dorset.

Mit seinem Ternate-Manuskript (1858) tritt Alfred Russel Wallace mit seinen Überlegungen zu Evolutionsmechanismen mit Darwins Über die Entstehung der Arten in heute weitgehend unbekannte Konkurrenz. Ähnlich wie Darwin hatte Wallace vor der Publikation der Schrift Entdeckungsreisen in exotische Länder unternommen und das Verhalten und die Wesensart dort einheimischer Tiere und Pflanzen beobachtet: Gemeinsam mit Henry Bates reist Wallace 1848 nach Brasilien und erforscht mit diesem das Amazonasbecken. 1852 tritt Wallace die Rückreise an und veröffentlicht seine Notizen. Doch lange hält es den leidenschaftlichen Tier- und Pflanzensammler nicht in der Heimat: Während seiner achtjährigen Reise in den Malaiischen Archipel (1854–1862) hält er seine Gedanken über die natürliche Selektion für die Nachwelt fest und vermutet eine biogeographische Grenze, die den Übergang zwischen australischer und asiatischer Fauna markiere. Wallaces Vermutung wird sich später bewahrheiten – Dank ist dem Entdecker gezollt, indem besagte Grenze heute seinen Namen trägt: die Wallace-Linie.

Zum Buch

»Der letzte der Riesen, […] deren wagemutige Forschungen das Gedankengut des Jahrhunderts revolutioniert und weiterentwickelt hatten.«New York Times

Bereits ein Jahr, bevor Charles Darwin seine Evolutionstheorie veröffentlicht, hat Alfred Russel Wallace Evolutionsmechanismen zu Papier gebracht, die verblüffende Ähnlichkeiten mit Darwins später publizierten Überlegungen aufweisen. Alfred Wallace sammelte zudem auf seinen Reisen zum Amazonas (1848–1852) und in den Malaiischen Archipel (1854–1862) unermüdlich unbekannte Arten der Flora und Fauna und stellt die Hypothese einer biogeographischen (Übergangs-)Grenze zwischen der asiatischen und australischen Tierwelt auf. Die in keinem Fall hinter Darwin zurückstehenden Gedanken und Reiseberichte Wallaces über die indonesischen Inseln werden in diesem Band in der ungekürzten Übersetzung von Adolf Bernhard Meyer von 1869 gewürdigt.

DIE 100 BEDEUTENDSTEN ENTDECKER


Alfred Russel Wallace

Alfred Russel Wallace

Der Malaiische
Archipel

Die Heimat von Orang-Utan

und Paradiesvogel

1854–1862

Mit 51 Original-Illustrationen und 9 Karten


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Alle Rechte vorbehalten

Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2014

Lektorat: Dietmar Urmes, Bottrop

Covergestaltung: Nach der Gestaltung von Nele Schütz Design, München

Bildnachweis: Ansicht der Admiralitatsinseln;

akg images GmbH, Berlin

eBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main

ISBN: 978-3-8438-0423-3

www.marixverlag.de

INHALT

Vorrede

ERSTES KAPITEL

Physische Geographie

ZWEITES KAPITEL

Singapur

DRITTES KAPITEL

Malakka und der Berg Ophir

VIERTES KAPITEL

Borneo – Der Orang-Utan

FÜNFTES KAPITEL

Borneo – Reise ins Innere

SECHSTES KAPITEL

Borneo – Die Dajaks

SIEBTES KAPITEL

Java

ACHTES KAPITEL

Sumatra

NEUNTES KAPITEL

Naturgeschichte der indomalaiischen Inseln

ZEHNTES KAPITEL

Bali und Lombok

ELFTES KAPITEL

Lombok – Sitten und Gebräuche des Volkes

ZWÖLFTES KAPITEL

Lombok – Wie der Radscha die Volkszählung vornahm

DREIZEHNTES KAPITEL

Timor

VIERZEHNTES KAPITEL

Naturgeschichte der Timor-Gruppe

FÜNFZEHNTES KAPITEL

Celebes

SECHZEHNTES KAPITEL

Celebes

SIEBZEHNTES KAPITEL

Celebes

ACHTZEHNTES KAPITEL

Naturgeschichte von Celebes

NEUNZEHNTES KAPITEL

Banda

ZWANZIGSTES KAPITEL

Ambon

EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Die Molukken – Ternate

ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Dschilolo

DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Reise nach den Kaioa Inseln und Batchian

VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Batchian

FÜNFUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Ceram, Goram und die Matabello Inseln

 

SECHSUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Buru

SIEBENUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Naturgeschichte der Molukken

ACHTUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Von Makassar nach den Aru Inseln in einer inländischen Prau

NEUNUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Die Kei Inseln

DREISSIGSTES KAPITEL

Die Aru Inseln – Aufenthalt in Dobbo

EINUNDDREISSIGSTES KAPITEL

Die Aru Inseln – Reise ins Innere und Aufenthalt daselbst

ZWEIUNDDREISSIGSTES KAPITEL

Die Aru Inseln – Zweiter Aufenthalt in Dobbo

DREIUNDDREISSIGSTES KAPITEL

Die Aru Inseln – Physische Geographie und Ansichten der Natur

VIERUNDDREISSIGSTES KAPITEL

Neuguinea – Dorey

FÜNFUNDDREISSIGSTES KAPITEL

Reise von Ceram nach Wageu

SECHSUNDDREISSIGSTES KAPITEL

Wageu

SIEBENUNDDREISSIGSTES KAPITEL

Reise von Wageu nach Ternate

ACHTUNDDREISSIGSTES KAPITEL

Die Paradiesvögel

NEUNUNDDREISSIGSTES KAPITEL

Naturgeschichte der Papua Inseln

VIERZIGSTES KAPITEL

Die Menschenrassen im Malaiischen Archipel

ANHANG

Über die Schädel und die Sprachen der Menschenrassen im Malaiischen Archipel

Charles Darwin, dem Verfasser der „Entstehung der Arten“, widme ich dieses Buch, nicht nur als ein Zeichen persönlicher Achtung und Freundschaft, sondern auch als Ausdruck meiner tiefen Bewunderung für seinen Genius und seine Werke.


Orang-Utan von Dajaks angegriffen (auf Holz, gezeichnet von Wolf)

VORREDE

Meine Leser werden natürlich die Frage an mich richten, weshalb ich nach meiner Rückkehr sechs Jahre gezögert habe, ehe ich dieses Buch geschrieben, und ich fühle mich verpflichtet, ihnen vollen Aufschluss über diesen Punkt zu geben. Als ich England im Frühjahr 1862 erreicht hatte, sah ich mich von einer Unmasse verpackter Kisten umstanden, welche die Sammlungen enthielten, die ich von Zeit zu Zeit für meinen Privatgebrauch nach Hause gesandt. Diese umfassten nahezu 3000 Vogelbälge von etwa 1000 Arten und wenigstens 20 000 Käfer und Schmetterlinge von etwa 7000 Arten; außerdem einige Vierfüßer und Landmuscheln. Einen großen Teil derselben hatte ich seit Jahren nicht gesehen, und bei meinem damaligen schwachen Gesundheitszustand nahm das Auspacken, das Sortieren und Ordnen einer solchen Menge von Exemplaren eine lange Zeit in Anspruch.

Ich entschloss mich sehr bald, nicht eher meine Reisebeschreibung zu veröffentlichen, als ich nicht wenigstens die wichtigsten Gruppen meiner Sammlung benannt und beschrieben und einige der interessanteren Probleme der Abänderung und geographischen Verbreitung, über die mir beim Sammeln Lichtblicke geworden, ausgearbeitet haben würde. Ich hätte allerdings sofort meine Notizen und Tagebücher drucken lassen und alle Beziehungen auf Fragen der Naturgeschichte einem späteren Werk vorbehalten können, allein ich empfand, dass das ebenso wenig zufriedenstellend für mich selbst sein würde, wie es enttäuschend für meine Freunde und wenig lehrreich für das Publikum gewesen wäre.

Seit meiner Rückkehr bis zum heutigen Tag habe ich achtzehn Abhandlungen in den »Transactions or Proceedings of the Linnaean Zoological and Entomological Societies« veröffentlicht, in denen ich von Teilen meiner Sammlungen Beschreibungen und Kataloge gebe; außerdem zwölf andere in verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften über allgemeinere damit in Zusammenhang stehende Gegenstände.

Nahezu 2000 meiner Käfer und viele Hunderte meiner Schmetterlinge sind von verschiedenen hervorragenden britischen und ausländischen Naturforschern schon beschrieben worden; allein eine viel größere Anzahl bleibt noch zu beschreiben. Unter denen, welchen die Wissenschaft für diese mühsame Arbeit Dank schuldet, muss ich Herrn F. P. Pascoe, den früheren Präsidenten der entomologischen Gesellschaft in London, namhaft machen, welcher die Klassifikation und Beschreibung meiner großen (jetzt in seinem Besitz sich befindenden) Sammlung von Bockkäfern, welche mehr als 1000 Arten umfasst, von denen wenigstens 900 vorher unbeschrieben und den europäischen Kabinetten neu waren, fast vollendet hat.

Die übrigen Insekten-Ordnungen, die wahrscheinlich mehr als 2000 Arten umfassen, befinden sich in der Sammlung des Herrn William Wilson Saunders, welcher dafür Sorge getragen hat, dass der größere Teil derselben von guten Entomologen beschrieben wird. Die Hautflügler allein beliefen sich auf mehr als 900 Arten, darunter 280 verschiedene Arten Ameisen, von denen 200 neu waren.

Der sechsjährige Aufschub der Veröffentlichung meiner Reisebeschreibung setzt mich daher in den Stand, eine, wie ich hoffe, interessante und lehrreiche Skizze der Hauptresultate, zu welchen ich durch das Studium meiner Sammlungen gekommen bin, zu geben; und da die Gegenden, welche ich zu beschreiben habe, nicht stark besucht werden und über dieselben nicht viel geschrieben ist, auch ihre sozialen und physischen Verhältnisse einem schnellen Wechsel nicht unterworfen sind, so glaube und hoffe ich, dass meine Leser viel mehr gewinnen werden, als sie dadurch verloren haben, dass sie mein Buch nicht schon vor sechs Jahren gelesen, in welchem Fall sie es bis heute vielleicht schon wieder ganz vergessen hätten.

Ich muss nun einige Worte über den Plan meines Werkes sagen.

Meine Reisen nach den verschiedenen Inseln hin wurden durch die Jahreszeiten und die Beförderungsgelegenheiten geregelt. Ich besuchte einige Inseln zwei oder drei Mal in verschiedenen Zwischenräumen und musste in einigen Fällen dieselbe Strecke vier Mal zurücklegen. Eine chronologische Anordnung hätte meine Leser verwirrt. Sie hätten nie gewusst, wo sie sich befinden, und meine häufigen Beziehungen auf Inselgruppen, welche den Eigentümlichkeiten ihrer tierischen Produkte und menschlichen Bewohner gemäß klassifiziert sind, wären kaum verständlich gewesen. Ich habe daher eine geographische, zoologische und ethnologische Anordnung getroffen, indem ich von Insel zu Insel in ihrer scheinbar natürlichen Aufeinanderfolge fortschreite, während ich die Ordnung, in welcher ich sie selbst besucht habe, so wenig als möglich berücksichtige.

Ich teile den Archipel in die fünf folgenden Inselgruppen:


I. Die indomalaiischen Inseln: Sie umfassen die Halbinsel Malakka und Singapur, Borneo, Java und Sumatra.
II. Die Timor-Gruppe: Sie umfasst die Inseln Timor, Flores, Sumbawa, Lombok und mehrere kleinere.
III. Celebes – die Sula Inseln und Buton mit inbegriffen.
IV. Die Molukken-Gruppe: Sie umfasst Buru, Ceram, Batchian, Dschilolo und Morotai; ferner die kleineren Inseln Ternate, Tidore, Makian, Kaioa, Ambon, Banda, Goram und Matabello.
V. Die Papua-Gruppe: Sie umfasst die große Insel Neuguinea mit den Aru Inseln, Misole, Salwatti, Wageu und mehrere andere. Die Kei Inseln sind infolge ihrer ethnologischen Beziehungen zu dieser Gruppe gestellt, obschon sie zoologisch und geographisch zu den Molukken gehören.

Auf die Kapitel, welche den verschiedenen Inseln jeder dieser Gruppen gewidmet sind, folgt eines über die Naturgeschichte der betreffenden Gruppe, und es zerfällt demnach das Buch in fünf Abschnitte, von denen jeder eine natürliche Abteilung des Archipels behandelt.

Das erste Kapitel ist ein einleitendes: über die physische Geographie der ganzen Region; und das letzte gibt eine allgemeine Skizze der Menschenrassen des Archipels und der umliegenden Länder. Mit dieser Erläuterung und einem Hinweis auf die Karten, welche dieses Werk begleiten, hoffe ich, dass meine Leser stets wissen werden, wo sie sich befinden und in welcher Richtung sie wandeln.

Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass mein Buch für die Bedeutung der Gegenstände, welche es berührt, viel zu wenig umfangreich ist. Es ist lediglich eine Skizze; aber soweit das Thema behandelt wird, habe ich danach getrachtet, es genau zu tun. Fast der ganze erzählende und beschreibende Teil wurde an Ort und Stelle niedergeschrieben und hat wenig mehr als Wortänderungen erlitten. Sowohl die Kapitel über die Naturgeschichte als auch viele Auslassungen an anderen Stellen des Buches sind in der Hoffnung geschrieben worden, Interesse für die verschiedenen Fragen, welche mit der Entstehung der Arten und ihrer geographischen Verbreitung verknüpft sind, anzuregen. In einigen Fällen war ich in der Lage, meine Ansichten im Einzelnen darzulegen; in anderen dagegen hielt ich es wegen der größeren Kompliziertheit des Gegenstandes für besser, mich auf eine Angabe der interessanteren, die Probleme betreffenden Tatsachen zu beschränken, Probleme, deren Lösung in den Prinzipien zu suchen ist, welche Herr Darwin in seinen verschiedenen Werken entwickelt hat. Die vielen Abbildungen werden, wie ich hoffe, viel zur Hebung und zu dem Wert des Buches beitragen. Sie sind nach meinen eigenen Skizzen, nach Photographien oder nach aufbewahrten Exemplaren angefertigt worden; und nur solche Gegenstände wurden ausgewählt, welche in Wirklichkeit die Erzählung oder die Beschreibung erläutern.

Ich habe den Herren Walter und Henry Woodbury, deren Bekanntschaft ich auf Java zu machen das Vergnügen hatte, meinen Dank abzustatten für eine Anzahl von Photographien der Gegenden und der Eingeborenen, welche mir von größtem Nutzen gewesen sind. Herr William Wilson Saunders gestattete mir in entgegenkommender Weise, die seltsamen gehörnten Fliegen abzubilden; und Herrn Pascoe bin ich verpflichtet für die Darleihung von zweien der sehr seltenen Bockkäfer, welche auf der Tafel der borneonischen Käfer dargestellt sind. Alle anderen abgebildeten Spezimina befinden sich in meiner eigenen Sammlung.

 

Da der Hauptzweck aller meiner Reisen der war, naturgeschichtliche Gegenstände sowohl für meine Privatsammlung zu erhalten, als auch Museen und Liebhaber mit Duplikaten zu versorgen, so will ich eine zusammenfassende Angabe über die Zahl der Exemplare machen, welche ich gesammelt habe und welche in gutem Zustand angekommen sind. Ich muss vorausschicken, dass ich gewöhnlich einen oder zwei und manchmal auch drei malaiische Diener zu meiner Unterstützung hatte, und fast während der Hälfte der Zeit half mir ein englischer Assistent, Charles Allen. Ich war gerade acht Jahre von England fort, aber da ich ungefähr 14 000 Meilen innerhalb des Archipels durchreist und 60 bis 70 einzelne Ausflüge gemacht habe, von denen jeder einige Vorbereitungen und etwas Zeitverlust involvierte, so denke ich, dass ich nicht mehr als sechs Jahre wirklich mit Sammeln zubrachte.

Ich finde, dass sich meine östlichen Sammlungen auf Folgendes belaufen:


Es bleibt mir jetzt nur noch übrig, allen jenen Freunden meinen Dank auszusprechen, denen ich für ihre Hilfe und ihre Auskünfte verpflichtet bin. Besonders gebührt mein Dank dem Council of the Royal Geographical Society, durch dessen wertvolle Empfehlungen ich gewichtige Unterstützung bei unserer eigenen Regierung und bei der holländischen erhielt; ferner Herrn William Wilson Saunders, dessen liebenswürdige und liberale Aufmunterung am Anfang meiner Reise mir von großem Nutzen gewesen ist. Ich fühle mich auch Herrn Samuel Stevens (welcher als mein Agent tätig gewesen) für die Sorgfalt in hohem Maße verpflichtet, welche er meinen Sammlungen schenkte, und für die unermüdliche Ausdauer, mit welcher er mich sowohl mit nützlichen Auskünften als auch mit allen Dingen, welche ich notwendig brauchte, versorgt hat.

Ich hoffe zuversichtlich, dass diese und alle anderen Freunde, welche auf irgendeine Weise an meinen Reisen und Sammlungen Interesse genommen haben, beim Durchlesen meines Buches einen schwachen Widerschein der Freuden empfinden werden, welche ich selbst bei den darin beschriebenen Erlebnissen und Dingen genossen habe.

ERSTES KAPITEL
PHYSISCHE GEOGRAPHIE

Bei einem Blick auf den Globus oder auf eine Karte der östlichen Hemisphäre fällt uns zwischen Asien und Australien eine Anzahl großer und kleiner Inseln auf, welche eine zusammenhängende, von jenen bedeutenden Ländermassen geschiedene und mit ihnen nur in loser Verbindung stehende Gruppe bilden. Unter dem Äquator liegend und bespült von dem lauen Wasser des großen tropischen Ozeans, erfreut sich diese Gegend eines gleichmäßiger heißen und feuchten Klimas als fast irgendein anderer Teil der Erdkugel und ist fruchtbar an anderswo unbekannten Naturprodukten. Früchte in reichstem Maße und die wertvollsten Gewürze sind in derselben zu Hause. Sie bringt die Riesenblumen der Rafflesia hervor, die großen grün beschwingten Ornithoptera (Fürsten des Schmetterlingsgeschlechtes), den menschenähnlichen Orang-Utan und die schimmernden Paradiesvögel. Sie ist bewohnt von einer ihr eigentümlichen, interessanten und nirgends sonst auf diesem Inselzug vorkommenden Menschenrasse, den Malaien, und ist nach diesen der Malaiische Archipel genannt worden.

Derselbe ist für die meisten Engländer vielleicht der mindestbekannte Teil der Erde. Unsere Besitzungen darin sind gering an Zahl und dürftig; selten werden von uns Erforschungsreisen dorthin unternommen, und in vielen Kartenwerken wird er beinahe nicht beachtet und teils dem Festland von Asien, teils den Inseln des Großen Ozeans beigefügt. So gewinnen wenige Menschen die Vorstellung, dass er als großes Ganzes den Haupterdteilen verglichen werden kann und dass einige der einzelnen Inseln größer sind als Frankreich oder Österreich. Der Reisende aber wird bald anderer Meinung. Er segelt Tage, selbst Wochen längs den Ufern einer dieser Inseln, die oft so groß sind, dass deren Bewohner sie für ein ausgedehntes Festland halten. Er erfährt, dass man Touren zwischen diesen Inseln meist nur nach Wochen und Monaten berechnet und dass ihre verschiedenen Einwohner oft so wenig untereinander bekannt sind wie die Eingeborenen des nördlichen Festlands von Amerika denen des südlichen. Bald gelangt er dahin, diese Region als eine von der ganzen übrigen Welt gesonderte anzusehen, mit ihren eigenen Menschenrassen und ihren eigenen Ansichten der Natur; mit ihren eigenen Ideen, Empfindungen, Sitten und Sprechweisen, mit einem Klima, einer Vegetation, einer Tierwelt, alles von durchaus ihr eigentümlichem Charakter.

Von vielen Gesichtspunkten aus bilden diese Inseln ein geschlossenes geographisches Ganzes, und als solches sind sie stets von Reisenden und Männern der Wissenschaft behandelt worden; aber ein sorgsameres und mehr ins Einzelne gehendes Studium derselben von verschiedenen Seiten aus offenbart die unerwartete Tatsache, dass man sie in zwei Teile von fast gleicher Ausdehnung trennen muss, welche weit auseinandergehen in ihren Naturprodukten und in Wirklichkeit zu zweien der Haupterdteile gehören. Ich bin in der Lage gewesen, dieses in bemerkenswerten Einzelheiten durch meine Beobachtungen über die Naturgeschichte der verschiedensten Teile des Archipels darzutun; und da ich bei der Beschreibung meiner Reisen und meines Aufenthalts auf den verschiedenen Inseln mich beständig auf diesen Gesichtspunkt beziehe und Tatsachen zu seiner Stütze beibringe, so halte ich es für ratsam, mit einer allgemeinen Skizze derjenigen der wichtigsten Charaktere der malaiischen Region zu beginnen, welche die später darzulegenden Tatsachen interessanter erscheinen lassen und ihre Tragweite für die allgemeine Frage leichter verständlich machen. Ich beginne daher damit, die Grenzen und die Ausdehnung des Archipels zu skizzieren und die wesentlicheren Charaktere seiner Geologie, physischen Geographie, Vegetation und seines animalischen Lebens zu bezeichnen.

Begriffsbestimmung und Grenzen – Aus Gründen, welche sich vornehmlich auf die Verbreitung des Tierlebens stützen, betrachte ich als in den Malaiischen Archipel eingeschlossen die Malaiische Halbinsel1 bis zu den Tenasserim und die Nikobaren im Westen, die Philippinen im Norden und die Salomonen jenseits Neuguineas im Osten. Alle großen Inseln, die innerhalb dieser Grenzen liegen, sind durch unzählige kleinere miteinander verknüpft, sodass keine einzige derselben von den anderen gänzlich geschieden zu sein scheint. Mit nur wenigen Ausnahmen erfreuen sie sich alle eines gleichmäßigen und sehr ähnlichen Klimas und sind bedeckt von einer üppigen Waldvegetation. Ob wir nun ihre Form und Verteilung auf Karten studieren oder wirklich von Eiland zu Eiland reisen, unser erster Eindruck wird der sein, dass sie ein zusammenhängendes Ganzes bilden, dessen Teile alle aufs Nächste miteinander verwandt sind.

Ausdehnung des Archipels und der Inseln – Der Malaiische Archipel erstreckt sich auf mehr als viertausend Meilen2 Länge von Ost nach West und ist über dreizehnhundert Meilen breit von Nord nach Süd. Er würde sich über einen Flächenraum gleich dem von Europa vom äußersten Westen bis tief nach Zentralasien hinein ausdehnen oder würde die breitesten Teile Südamerikas bedecken und noch weit jenseits des Landes bis in den Großen und Atlantischen Ozean hinein reichen. Er enthält drei Inseln, die größer sind als Großbritannien, und auf eine derselben, Borneo, könnte man alle Britischen Inseln legen, und sie würden noch von einer See von Wäldern eingerahmt werden. Neuguinea, wenn es auch eine weniger geschlossene Figur bildet, ist wahrscheinlich größer als Borneo. Sumatra ist ungefähr von gleicher Ausdehnung wie Großbritannien; Java, Luzon und Celebes sind jede etwa von dem Umfang Irlands. Achtzehn weitere Inseln sind durchschnittlich so groß wie Jamaika; mehr als hundert sind so groß wie die Insel Wight, und Eilande und Inselchen von geringerem Umfang gibt es unzählige.

Die absolute Ausdehnung des Landes im Archipel ist nicht größer als die, welche in Westeuropa eine Strecke von Ungarn bis Spanien umfasst; aber gemäß der Art, nach welcher das Land unterbrochen und zerteilt ist, verhält sich die Verschiedenartigkeit seiner Produkte mehr in Proportion zu der bedeutenden Oberfläche, über welche die Inseln ausgebreitet liegen, als zu der Masse von Land, welche sie darbieten.

Geologische Gegensätze – Einer der Hauptvulkangürtel auf der Erdoberfläche streicht durch den Archipel und ruft einen schlagenden Gegensatz in der Szenerie der vulkanischen und nicht vulkanischen Inseln hervor. Eine gebogene Linie, besetzt von einer großen Anzahl tätiger und von Hunderten ausgebrannter Vulkane, kann durch die ganze Länge von Sumatra und Java gezogen werden und von da durch die Inseln Bali, Lombok, Sumbawa, Flores, die Sermata Inseln, Banda, Ambon, Batian, Makian, Tidore, Ternate und Dschilolo bis nach Morotai.3 Hier ist eine nicht bedeutende, aber gut zu erkennende Lücke oder Schicht von ungefähr zweihundert Meilen nach Westen hin, wo der Vulkangürtel wiederbeginnt, in Nord-Celebes, und durch Sjao und Sangir auf die Philippinen übergeht, auf deren Ostseite er sich in einer gebogenen Linie bis auf die nördlichste Spitze fortsetzt. Von der äußersten östlichen Krümmung dieses Gürtels bei Banda schreiten wir an tausend Meilen weiter über einen nicht vulkanischen Distrikt zu den von Dampier im Jahre 1699 beobachteten Vulkanen an der Nordostküste von Neuguinea und können von da einen anderen vulkanischen Gürtel ziehen durch Neubritannien, Neuirland und die Salomonen an die östlichen Grenzen des Archipels.

In der ganzen von dieser weit ausgedehnten Linie von Vulkanen besetzten Gegend und innerhalb einer beträchtlichen Breite an jeder Seite derselben kehren Erdbeben beständig wieder; leichte Erschütterungen werden in Zwischenräumen von wenigen Wochen oder Monaten gespürt, während stärkere, welche ganze Dörfer verwüsten und mehr oder weniger Lebens- und Eigentumsbeschädigungen verursachen, sicherlich fast jedes Jahr in einem oder dem anderen Teil dieses Distriktes vorkommen. Auf vielen der Inseln bilden die Jahre der großen Erdbeben die chronologischen Zeiträume der Eingeborenen, nach denen sie das Alter ihrer Kinder dem Gedächtnis einprägen und die Daten vieler wichtiger Ereignisse bezeichnen.


Die Britischen Inseln und Borneo nach dem gleichen Maßstab

Ich kann nur kurz einiger furchtbarer Eruptionen, welche in dieser Gegend statthatten, Erwähnung tun. Was die Höhe der Verluste an Leben und Eigentum und die Bedeutung ihrer Wirkungen betrifft, so sind sie von keinen geschichtlich aufgezeichneten übertroffen worden. Vierzig Dörfer wurden durch den Ausbruch des Papandayan auf Java im Jahre 1772 zerstört; der ganze Berg wurde gesprengt, und ein großer See trat an seine Stelle. Durch den großen Ausbruch des Tambora auf Sumbawa im Jahre 1815 wurden zwölftausend Menschen getötet, die Asche verdunkelte den Himmel und fiel dick nieder auf Erde und See im Umkreis von dreihundert Meilen. Selbst ganz kürzlich, seitdem ich das Land verlassen habe, geriet ein Berg, der mehr als zweihundert Jahre ruhig gewesen, wieder in Tätigkeit. Die Insel Makian, eine der Molukken, wurde im Jahre 1646 durch eine heftige Eruption aufgerissen, welche auf der einen Seite des Berges eine ungeheure sich bis in sein Herz hinein erstreckende Kluft hinterließ. Er war, als ich ihn zuletzt besuchte, im Jahre 1860, bis zum Gipfel mit Vegetation bekleidet und mit zwölf bevölkerten malaiischen Dörfern bebaut. Am 29. Dezember 1862, nach 215 Jahren vollständiger Ruhe, brach er plötzlich wieder auf, er zerriss, und das Ansehen des Berges veränderte sich vollständig; der größere Teil der Einwohner kam um, und solche Massen von Asche wurden ausgeworfen, dass der Himmel über Ternate, vierzig Meilen von da, sich verdunkelte und die Ernte auf dieser und auf den umliegenden Inseln fast gänzlich zerstört wurde.

Die Insel Java besitzt mehr Vulkane, tätige und erloschene, als irgendein anderer bekannter Distrikt von gleicher Größe. Es sind an fünfundvierzig, und viele derselben geben sehr schöne Beispiele vulkanischer Kegel im Großen, einzelner oder doppelter, mit vollständigen oder abgestumpften Gipfeln von durchschnittlich zehntausend Fuß Höhe.

Es ist jetzt festgestellt, dass fast alle Vulkane sich langsam aufgetürmt haben durch die Anhäufung der von ihnen selbst ausgeworfenen Massen – Schlamm, Asche und Lava. Die Öffnungen oder Krater aber verändern oft ihre Lage, sodass ein Land von einer mehr oder weniger unregelmäßigen Reihe von Hügeln in Ketten und Massen, die nur hier und da bis zu stattlichen Kuppen aufsteigen, bedeckt und doch das Ganze durch wirkliche vulkanische Tätigkeit hervorgerufen sein kann. Auf diese Weise entstand der größte Teil Javas. Wohl fanden dort einige Erhebungen statt, hauptsächlich an der Südküste, wo ausgedehnte Klippen von korallenartigem Kalkstein gefunden werden; auch mag dort eine Unterlage von geschichteten Felsen vorkommen; aber dennoch ist Java im Wesentlichen vulkanischen Ursprunges und diese herrliche und fruchtbare Insel – dieser Garten des Ostens und vielleicht im Großen und Ganzen die reichste, die bestkultivierte und bestregierte tropische Insel der Erde – verdankt ihre eigentliche Existenz jener selben furchtbaren vulkanischen Tätigkeit, welche noch jetzt dann und wann ihre Oberfläche verwüstet.