Czytaj książkę: «Lieblingsplätze Westerwald»
Lieblingsplätze Westerwald
Alexander Richter / Markus Müller
Impressum
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1., überarbeitete Neuauflage 2021
© 2016 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat/Redaktion: Anja Kästle
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung/Bildbearbeitung: Susanne Lutz
unter Verwendung der Illustrationen von © SimpLine – stock.adobe.com; © Sylwia Nowik – stock.adobe.com; © ratkom – stock.adobe.com: © Susanne Lutz; © Benjamin Arnold; © Katrin Lahmer
Kartendesign: Mirjam Hecht; © The World of Maps (123vectormaps.com)
ISBN 978-3-8392-6824-7
Inhalt
Impressum
WW wie Westerwald
Vorwort: Eine Einladung
Westerwald Zentral
1 Das grüne W der großen Fitness
Bad Hönningen: Westerwaldsteig ab Bad Hönningen
2 Klettern mit Blick auf Urrinder
Breitscheid: Klettersteig im Grenzbachtal
3 Kein Schmand kommt aus diesem Dippe
Hartenfels: Burgruine Hartenfels
4 Letzter Zeuge einer verlorenen Kultur
Maxsain: Jüdischer Friedhof
5 Vom Kalten Krieg zur tollen Aussicht
Weidenhahn: Hellebergturm
6 Fastenessen führte zum Freizeitparadies
Freilingen: Freilinger Weiher
7 Die wiedererstandene Motte
Rotenhain: Alte Burg
8 Wasserkraft schafft sogar Basalt
Gemünden: Holzbachschlucht
9 Das Zuhause der gräflichen Vasallen
Westerburg: Burgmannenhaus
10 Wo Stockenten und Golfbälle fliegen
Pottum: Wiesensee
11 Hier darf der Wind pfeifen
Ailertchen: Flugplatz Ailertchen
12 Dieser Weg tut müden Füßen gut
Bad Marienberg: Kurpark mit Barfußpfad
13 Geologische Schatzkiste
Enspel: Stöffel-Park
14 Nichts anbrennen lassen
Nistertal: Birkenhof Brennerei
15 Ein Ort der Ruhe mitten im Dorf
Steinebach an der Wied: Burgruine Steinebach
16 Das Ende eines Generals
Höchstenbach: Marceau-Denkmal im Höchstenbacher Wald
17 Die Wäller Küche: Schlank war gestern
Hachenburg: Gasthaus Zur Krone
18 Die Blaukittel duellieren sich
Hachenburg: Westerwälder Kirmes
19 Eine rollende Legende in Pink
Hachenburg: Cadillac Museum
20 Das kleine Dorf in der Löwenstadt
Hachenburg: Landschaftsmuseum Westerwald
21 Bier und allerlei Brau-Erlebnisse
Hachenburg: Westerwald-Brauerei
22 Bei den weißen Mönchen
Marienstatt: Zisterzienserabtei Marienstatt
23 Bruder Bierbrauer
Marienstatt: Biergarten am Marienstatter Brauhaus
Westerwald Nord
24 Die Kroppacher Schweiz
Stein-Wingert: Naturpfad Weltende
25 Schmuckstück mit Hintergrund
Hamm: Romantik Hotel Alte Vogtei
26 Stefan schießt den Vogel ab
Wissen: Schützenfest
27 Frei atmen unter Tage
Steinebach: Grube Bindweide und Barbaraturm
28 Hallo, Engel
Daaden: Barockkirche mit Kirchturmengel
29 Zweitwohnsitz für Bayerns König
Friedewald: Schloss Friedewald
30 Mit Mocki auf der Pirsch
Emmerzhausen: Stegskopf
31 Konfuser Kompass und Schlittenhunde
Liebenscheid: Ketzerstein bei Weißenberg
32 Das ist der Gipfel – rauf aufs Dach
Willingen: Die Fuchskaute
33 Der Blick in offene Fernen
Liebenscheid: Westerwaldschleife des Rothaarsteiges
Westerwald Ost
34 Könige aus dem Westerwald
Dillenburg: Wilhelmsturm
35 Wer macht denn da Männchen?
Herborn: Vogel- und Naturschutz-Tierpark Herborn
36 Ein Bach verschwindet im Höhlensystem
Breitscheid: Schauhöhle Herbstlabyrinth Breitscheid
37 Auf den Spuren der Missionare
Rabenscheid: Evangelische Kirche
38 Wo die wilden Rinder grasen
Westernohe: Viehweiden des Hohen Westerwaldes
39 Im Reich der Ziegenprinzessin
Oberrod: Kleine Fromagerie
40 Christus unter dem Hutebaum
Oberrod: Kruzifix
41 Wo fast 100 Glocken zu Hause sind
Greifenstein: Burg Greifenstein
42 Goethe, Leica und ein Reichsgericht
Wetzlar: Spaziergang durch die Altstadt
43 Die Sache mit dem Selterswasser
Mengerskirchen: Probbacher Sauerborn
Westerwald Süd
44 Wie die Lahn durch den Felsen kam
Weilburg: Weilburger Schifffahrtstunnel
45 Vom Marmor, der gar keiner ist
Villmar: Lahn-Marmor-Museum
46 Hier residierte der Bischof (nicht)
Limburg: Lubentiusbasilika in Dietkirchen
47 Erinnerung an schreckliche Zeiten
Hadamar: Gedenkstätte Hadamar
48 Westerwälder Freskenwunder
Waldbrunn: St.-Johannes-der-Täufer in Lahr
49 Ewiges Eis unter dem Berg der Kelten
Dornburg: Eisstollen
50 Hier spuckte einst der Vulkan Feuer
Weltersburg: Kranstein
51 Hoch zu Ross zur Ehre Gottes unterwegs
Salz: Reiterprozession ab Pfarrkirche St.-Adelphus
52 Das Prachtstück, das nie fertig wurde
Molsberg: Schloss Molsberg
53 Wo die alten Sagen klingen
Großholbach: Bildches Eich
54 Von Auswanderern und Holzskulpturen
Montabaur: Wüstung Sespenroth bei Reckenthal
55 Wo sich Bär und Wisent Gute Nacht sagen
Gackenbach: Wild- und Freizeitpark Westerwald
56 Fahr nicht vorbei …
Montabaur: ICE-Bahnhof Montabaur
57 Das gelbe Schmuckstück an der Autobahn
Montabaur: Schloss Montabaur
58 Erinnerung an Rübezahl
Moschheim: Köppelturm auf der Montabaurer Höhe
59 Gläser für den Durst der Welt
Höhr-Grenzhausen: Familienunternehmen Rastal
60 Fit, gesund und schön
Höhr-Grenzhausen: Hotel Heinz
61 Eine Region macht in Ton
Höhr-Grenzhausen: Keramikmuseum Westerwald
62 1.001 Falter
Bendorf: Garten der Schmetterlinge in Sayn
63 Durchblick auf Vater Rhein
Koblenz: Koblenzer Ehrenbreitstein – Seilbahn und Festung
64 Kränchen und Pastille
Bad Ems: Rundgang durch die Altstadt
Westerwald West
65 Alle für einen, einer für alle
Hamm: Historische Raiffeisenstraße ab Hamm
Seine Ideen bleiben aktuell
Genosse Raiffeisen
66 Hauptsache, scharf
Neuwied: Festival der Currywurst
67 Tiere aus aller Welt
Neuwied: Zoo Neuwied
68 Die geteilte Königin
Leutesdorf am Rhein: Weinberge
69 Geschichte zum Mitmachen
Rheinbrohl: Erlebnismuseum RömerWelt
70 Ja, ist denn heut schon Weihnachten?
Waldbreitbach: Krippenmuseum Waldbreitbach
71 Held der Arbeit an der A 3
Willroth: Förderturm von Grube Georg
72 Die Landfrauen von der Höhe
Linz am Rhein: Buttermarkt
73 Willy wählen!
Unkel: Willy-Brandt-Forum
74 Adenauers letzte Ruhe
Bad Honnef: Waldfriedhof Rhöndorf
75 Über 50 Höhen musst Du gehn …
Königswinter: Drachenfels im Siebengebirge
76 Stadt ohne Stadtrecht
Hennef: Rundgang durch Blankenberg
77 Alt sieht hier ganz alt aus
Buchholz: Spaziergang durch Kölsch-Büllesbach
Woher die Landschaft ihren Namen hat
Der Wald im Westen
Bildverzeichnis
Karte
WW wie Westerwald
Vorwort: Eine Einladung
Der Westerwald zählt von allen halbhohen Landstrichen Deutschlands (und davon gibt es über 40) mit Abstand die meisten Gäste. Die Krux dabei ist allerdings, dass die Mehrzahl der potenziellen Besucher die Region nur per Auto oder ICE durchrast. Denn mit der Hochgeschwindigkeitstrasse der Bahn zwischen Köln und Frankfurt und der A 3, einer der meistbefahrenen Autobahnen des Landes, führen zwei viel genutzte Verkehrswege durch die waldigen Höhen zwischen Eifel, Bergischem Land und Taunus. Wer doch mal länger bleibt und sich auf die Region einlässt, staunt nicht schlecht. »WW«, wie der Westerwald auf vielen Autokennzeichen abgekürzt wird, ist mit seinen moderaten Höhen, mit viel Wald und Wiese, mit reichlich Fachwerk, mit leckerer Hausmannskost, mit eigenem Bier, mit eigenem Wein und mit vielen netten und oft auch noch unentdeckten Ecken ein starkes Stück Deutschland. Und zum Durchrasen eigentlich viel zu schade.
Unsere 77 Lieblingsplätze, darunter einige Orte der Stille, sind ganz besondere Schätzchen, die oft nur Insidern bekannt sind. Wir sind zum Ende der Welt gewandert. Wir haben eine Stadt entdeckt, die gar keine Stadtrechte (mehr) hat. Wir haben stählerne Zeugen der großen und langen Bergbau-Geschichte der Region bestiegen. Wir sind im Stöffel-Park in die Frühzeit gereist. Wir sind durch einen Schifffahrtstunnel gefahren und haben Willy Brandt und Konrad Adenauer besucht. Wir haben Naturphänomene wie »ewiges« Eis und einen unterirdischen Bach erlebt. Wir haben den Platz gefunden, von dem aus im 19. Jahrhundert ein ganzes Dorf nach Amerika ausgewandert ist. Wir waren aber an manchen Orten auch dem Schrecken der NS-Zeit in der Region auf der Spur.
Das Gesicht des Waldes im Westen prägen nicht zuletzt gemütliche Städtchen wie Hachenburg, Montabaur, Westerburg oder Linz am Rhein, die alle für reichlich Romantik-Flair stehen. Oder prächtige Burgen und Schlösser, Kirchen und Klöster wie in Greifenstein, Molsberg und Marienstatt. Angereichert das Ganze mit viel Natur – Wasser, Wald, Wiesen. Die Menschen hier lieben es eher rau, irgendwann werden sie aber auch herzlich.
Der Westerwald steht überdies für einzigartige Persönlichkeiten: Kaiser, Könige, Zaren. Die Wurzeln des niederländischen Königshauses reichen bis tief hinein in den Westerwald, in dessen Gebiet auch der weitblickende Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen wirkte. Zudem der unermüdliche Goethe. Sport-Asse wie »Mocki« Mockenhaupt oder Fußball-Torwart Bodo Illgner sind oder waren hier zu Hause.
Der alte Gassenhauer über den Wind, der im Westerwald kalt pfeift, ist so verkehrt nicht. Tatsächlich gibt es Tage, da möchte man meinen: Ja sind wir denn hier in Sibirien? Auch der Regen macht um unser Mittelgebirge, das das typische Reizklima dieser Höhenlage aufweist, keinen Bogen, im Gegenteil – die Wassermengen, die von oben herunterkommen, sind bemerkenswert.
Die geografische Abgrenzung – wo fängt der Westerwald an, wo hört er auf? – haben wir großzügig, aber nicht zu weitläufig und über vier Flüsse und drei Bundesländer definiert: im Norden die Sieg, im Westen der Rhein, im Süden die Lahn und im Osten die Dill. Alles, was innerhalb dieses Wasser-Vierecks liegt, zählt in diesem Buch zur Mittelgebirgs-Destination Westerwald, die sich über die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen erstreckt. Natürlich gibt es, wie immer, auch hier Ausnahmen, gleich mehrere an der Zahl. So liegt Limburg ebenso wie Weilburg, Wetzlar und Koblenz knapp außerhalb unserer definierten Grenzen – den Städten ist dennoch je ein Lieblingsplatz gewidmet, weil sie alle als Tore zum Westerwald gelten (können) und zudem zumindest teilweise auf Westerwald-Gebiet liegen.
Westerwald Zentral
1 Das grüne W der großen Fitness
Bad Hönningen: Westerwaldsteig ab Bad Hönningen
Das sattgrüne W weist uns den Weg. Verlaufen geht nicht, denn über 1.000-mal lässt die markante Markierung keinen Irrtum zu. Der Westerwaldsteig ist ein schönes Stück Herausforderung an Fitness und Ausdauer und beweist einmal mehr, dass ein Mittelgebirge den bergigen Wortteil zu Recht führt. Mal auf, mal ab und immer wieder abwechslungsreich. Wir merken schnell: Hat man erst einmal den Höhenrücken erreicht, öffnen sich weite Horizonte. Über 235 Kilometer führt der Weg von Bad Hönningen am Rhein (Rheinland-Pfalz) ins hessische Herborn im Dilltal.
Der Westerwaldsteig ist das Herzstück, das den beliebten Rheinsteig mit dem mehrfach ausgezeichneten Rothaarsteig im Sauer-/Siegerland verbindet. Das »Wanderloch« dazwischen, in der Mitte Deutschlands, wurde 2008 geschlossen. Christoph Hoopmann, Chef des Westerwald Touristik-Service in Montabaur, weiß: »Dieser Weg ist kein leichter, ist aber enorm für die Region.« Der Steig quer durch das Mittelgebirge zwischen den Ballungsräumen an Rhein, Ruhr und Main ist Teil des Qualitätskonzepts, mit dem die deutsche Wandergemeinde seit einiger Zeit neue Wege beschreitet. Aber auch auf dem Westerwaldsteig gilt: Mach mal Pause – zum Beispiel im Westerburger Land, wo ich das Segeln gelernt habe und ein Freund das erste Mal huckepack mit dem Fallschirm abgesprungen ist. Und wo ich in Westerburg das Trachtenmuseum im Alten Rathaus besichtigt habe.
Die Streckenführung des Steigs ist stark geprägt von Wald- und Wiesen-Etappen – und von himmlischer Ruhe. Von Herborn geht es über das Dach des Mittelgebirges, die 647 Meter hohe Fuchskaute, entlang der Krombachtalsperre. Spannend wird es in der Holzbachschlucht, wenn es gilt, den 30 Meter tiefen Graben auf Stegen zu überwinden. Schwindelfrei sollte man auf den schmalen Schluchtsteigen sein.
Wer richtig gut zu Fuß ist, kann in Deutschlands Mitte drei Steige kombinieren: Rhein-, Westerwald- und Rothaarsteig – ja, wo laufen sie denn …?
1
Westerwaldsteig
Startpunkt:
Tourist-Information
Hauptstraße 84
53557 Bad Hönningen
02635 2273
Westerwald Touristik-Service
Kirchstraße 48a
56410 Montabaur
02602 30010
2 Klettern mit Blick auf Urrinder
Breitscheid: Klettersteig im Grenzbachtal
Mitten im Westerwald geht es ein wenig alpin zu: Im Puderbacher Land wird ein Stück des oft eher harmlosen Westerwaldsteiges zu einem echten Steig. Auf dem im Grenzbachtal nahe Döttesfeld gelegenen Hölderstein wurde der erste Klettersteig in der Region erbaut. Über einem kammartigen Ausläufer des mittelrheinischen Schiefergebirges führt eine etwa 300 Meter lange Strecke durch die Felslandschaft. Darauf muss man über Krampen, Steigbügel, Stifte, drei Leitern sowie am Ende über eine kleine Brücke einen Höhenunterschied von etwa 80 Metern überwinden. Mit entsprechender Ausrüstung kann der Steig auch von Kletteranfängern bewältigt werden. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind allerdings erforderlich.
Aber das ist noch nicht alles, wofür man im Grenzbachtal etwas Mut braucht. Denn in der rekultivierten Talaue unterhalb des Höldersteins leben in großen Gehegen halbwilde Heckrinder. Sie sollen die vom Wald befreite Landschaft am Grenzbach durch Abweiden vor erneuter Verbuschung schützen. Wenn man Glück hat, kann man sie schon vom Klettersteig aus in der Ferne entdecken. Wanderer können aber auch direkt mit den stark gehörnten, rückgezüchteten Urrindern auf Tuchfühlung gehen. Denn der Westerwaldsteig führt quer durch ihr Gehege. Natürlich ist der Durchgang so angelegt, dass die Tiere nicht entweichen können.
Der Klettersteig am Hölderstein ist eigentlich ein kleines Stück des Westerwaldsteiges. Aber da er nur mit entsprechender Ausrüstung begangen werden darf, gibt es natürlich auch eine Umgehung, die von normalen Wanderern benutzt werden kann. Oder man nimmt den – allerdings etwas steilen – Weg, der die Kletterer nach dem Aufstieg zurück an den Ausgangspunkt bringt. Leicht erreichen kann man den Klettersteig vom Wanderparkplatz nahe Breitscheid über den gelb markierten Zuweg des Westerwaldsteiges.
Miete von Kletterausrüstungen: Hotel Zum Wiedbachtal in Döttesfeld, Telefon 02685 1060, oder Verbandsgemeinde Puderbach, 02684 858112.
2
Klettersteig im Grenzbachtal
Startpunkt: Wanderparkplatz nahe 56305 Breitscheid.
Zugang über den gelb markierten Zuweg des Westerwaldsteiges
Touristinformation »Puderbacher Land«
Hauptstraße 13
56305 Puderbach
02684 858160
3 Kein Schmand kommt aus diesem Dippe
Hartenfels: Burgruine Hartenfels
Weithin sichtbar schaut es übers Wäller Land hinaus, das Schmanddippe bei Hartenfels. Jedem Wäller ist der Ausdruck »Dippe« ein Begriff: Er bezeichnet einen hohen, zylinderförmigen Milchtopf, der zur Rahmgewinnung fürs Buttermachen diente. Und ebenso sieht der letzte noch gut erhaltene Rest der Burg Hartenfels aus – der über 20 Meter hohe Bergfried. Sonst sind von der Befestigungsanlage aus dem 13. Jahrhundert, die nach einem Brand 1477 wiederhergestellt wurde, aber schon gut 100 Jahre später erneut zum Teil verfallen war, nur noch kleine Mauerreste erhalten.
Die Burg diente dem Schutz der Hohen Straße, der einst wichtigsten Handelsstraße zwischen Frankfurt am Main und Köln. Diese Straße ist heute die Bundesstraße 8, die nur wenige Kilometer entfernt an Hartenfels vorbeiläuft. Fast das ganze Jahr über ist der über dem Dorf gelegene Burgberg mit den Ruinen frei zugänglich. Nur einmal im Jahr muss man Eintritt bezahlen: am Pfingstsonntag, wenn Rock am Turm viele Musikfans nach Hartenfels lockt. Dann geht es auf dem sonst ruhig daliegenden Burgberg richtig rund.
Die kleine Gemeinde Hartenfels ist aber noch aus einem ganz anderen Grund quasi weltbekannt: Im Ort gibt es ein Dorf im Dorf, das sogenannte Huf-Dorf. Das ist eine Musterschau von modernen Fachwerkhäusern, die mitten im Ort von dem mehr als 100 Jahre alten Familienunternehmen Huf Haus produziert und in die ganze Welt exportiert werden. Die Häuser haben mit traditionellen Fachwerkgebäuden nur wenig gemein, geht ihr Holz doch eine Symbiose mit viel Glas ein. Sie werden ganz nach den Wünschen der künftigen Besitzer konstruiert. Ein Besuch im Huf-Dorf lohnt sich allemal, auch wenn nicht jeder das nötige Kleingeld hat, um sich eines der hochwertigen Häuser zuzulegen.
Am Waldrand südöstlich des Dorfes findet man das Naturdenkmal Zehntgarben, eine Basaltformation, zu der ein Bauer versteinert worden sein soll, weil er den Zehnten nicht ablieferte.
3
Burgruine Hartenfels
Hauptstraße 1
56244 Hartenfels