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Czytaj książkę: «Tausend und Ein Gespenst», strona 22

Czcionka:

Zweite Heirath des Vater Olifus

XV

Indessen, da der Gebrauch der Zunge meiner Frau nur gekommen zu sein schien, um mir Artigkeiten zu sagen, so tröstete ich mich darüber, keine stumme Frau zu haben.

Sogar mehr noch; während eines Monats war ich ziemlich glücklich; Jedermann machte mir Glückwünsche. Es gab nur den Pariser, der, wenn ich ihm mein Glück pries, mir antwortete, indem er sang:

Va t'en voir s'ils viennent, Jean,

Va t'en voir s'ils viennent.

(Sieh doch nach, ob sie kommen, Hanns,

sieh doch nach ob sie kommen.)

Man muß ihm die Gerechtigkeit wiederfahren lassen, daß er niemals Vertrauen zu der Buchold gehabt hatte.

Nach Verlauf eines Monates der Ruhe glaubte ich zu bewerken, daß sich das Wetter verfinsterte; es fand noch hier und da Ruhe statt, aber das war die Ruhe, welche dem Sturme vorausgeht. Wie Sie begreifen werden, kannte ich als Seemann das, und ich schickte mich an, ihm die Spitze zu bieten.

Das fing in Bezug auf eine Reise an, die ich nach Amsterdam gemacht habe; sie behauptete, daß ich einer ehemaligen Freundin von mir, welche an dem Hafen wohnte, einen Besuch abgestattet hätte, daß ich die ganze Nacht über bei ihr geblieben sei, und daß wenn diese Freundin am Tage zuvor stumm gewesen wäre, Nichts im Wege gestanden hätte, daß sie am folgenden Tage sprechen gelernt hätte.

Ah! ich muß Ihnen sagen, daß meine Frau in weniger Niger als acht Tagen gelernt hatte Alles zu sagen, und daß sie nach Verlauf dieses Monates allen Sprachmeistern von Amsterdam, von Rotterdam und dem Haag etwas zu rathen aufgegeben hätte.

Was mich bei dem, was sie über meinen Besuch in dem Hafen von Amsterdam sagte, zornig machte, war, daß es die Wahrheit war; man hätte sagen können, daß die Hexe mir gefolgt wäre, daß sie das Haus betreten und daß sie alles das gesehen hätte, was vorgefallen war.

Ich leugnete wie ein Teufel, aber sie beharrte nichts desto weniger darauf zu glauben, was sie wollte und mir zu drohen, das erste Mal, daß mir so etwas wieder begegnen sollte, mich daran denken zu lassen.

Ich nahm die Drohung für das, was gewöhnlich die Drohung einer Frau werth ist, und da Nichts von der Welt mir unerträglicher ist, als ein mürrisches Gesicht, so schmeichelte ich der Buchold so sehr, daß sie am folgenden Tage nicht mehr daran dachte, oder zum Mindesten nicht mehr daran zu denken schien.

Vierzehn Tage verflossen ziemlich ruhig. Am folgenden fuhr ich Reisende nach Edam; sie sollten am selben Übende nach Monikendamm zurückkehren, aber es waren Maler, sie hatten Zeichnungen zu machen gefunden; sie erklärten mir, daß sie mich bis zum folgenden Tage behielten; ich konnte zurückkehren und ihnen sagen, daß, da sie ihre Uebereinkunft nicht hielten, ich die meinige nicht zu halten brauchte. Aber, wie Sie begreifen werden, verläßt man gute Kunden nicht so; außerdem hatte ich in Edam eine ehemalige Freundin, die ich seit meiner Verheirathung mit der Buchold nicht gesehen hatte; als ich in der Straße vorbeikam, hatte sie mir hinter ihrem Vorhange einen kleinen Wink gegeben, und ich hatte mit dem Auge geblinzelt, was so viel sagen wollte, als: Es ist abgemacht, wenn ich einen Augenblick frei habe, so werde ich Dir meinen Besuch abstatten. Ich hatte mehr als einen Augenblick, ich hatte die ganze Nacht.

Und dann war ich dieses Mal vollkommen ruhig. Da meine Freundin Vorsichtsmaßregeln anzuwenden hatte, wenn ich sie vor meiner Verheirathung besuchte, so geschah dies des Nachts, indem ich über eine Gartenmauer kletterte, eine kleine Thür aufmachte, die eine Hecke verschloß, und durch ihr Fenster in das Zimmer stieg.

Niemand hatte damals Etwas von diesen nächtlichen Unternehmungen erfahren, Niemand würde jetzt etwas davon erfahren.

Um eilf Uhr, in einer kohlschwarzen Nacht, ging ich daher nach der Mauer, über welche ich stieg, nach der Thür, welche ich überschritt, nach dem Fenster, das ich erkletterte, und auf dessen Höhe ich zwei hübsche Arme fand,' die mich ganz offen empfingen.

– Bei Gott! sagte Biard, Sie haben eine Art und Weise zu erzählen, Vater Olifus, die den Mund wässerig macht. Auf die Gesundheit der Eigenthümerin dieser beiden hübschen Arme!

– O! mein Herr, trinken Sie viel eher auf die meinige, sagte der Vater Olifus mit schwermüthiger Miene, und indem er ein drittes Glas Ratafia austrank.

– Bah! und was konnte Ihnen denn in diesem kleinen Zimmer begegnen, in welchem Sie so angenehmer Weise erwartet wurden?

– Es war nicht in diesem kleinen Zimmer, mein Herr, es war als ich es verließ.

– Fahren Sie fort, Vater Olifus, wir hören Ihnen aufmerksam zu; Sie erzählen wie Sterne, fahren Sie fort.

– Nun denn! als ich es verließ, wie Sie wohl begreifen werden, war es vor Anbruch des Tages, denn sie hatte Vorsichtsmaßregeln anzuwenden, wie ich Ihnen gesagt habe, und nach dem, was mir zu Haus bei meiner

Rückkehr von Amsterdam begegnet war, wünschte ich selbst nicht gesehen zu werden; nun denn! beim Fortgehen fand ich, nachdem ich die kleine Thür und die Hecke überschritten hatte, ein Hinderniß mitten in der Allee, ein Nichts, einen Bindfaden, ein Kabelgarn, etwas über meinen Weg Gespanntes, ich hatte mein Messer in der Tasche, ich machte es auf und durchschnitt den Faden.

Aber, sehen Sie, im selben Augenblicke erhielt ich einen Stockschlag auf die Rippen, aber einen Schlag! Ha! Schurke, rief ich aus und ich packte den Stock, aber es war Niemand da, als ein Birnbaum, an den der Stock auf eine sehr sinnreiche Weise befestigt war; indem ich diesen Faden durchschnitt, machte ich den Stock frei, so bald der Stock frei war, schlug er.

Ich entfloh, indem ich mir die Rippen rieb. Mein erster Gedanke war gewesen, daß der Vater oder die Brüder irgend etwas gemerkt hätten, und daß sie, indem sie es nicht wagten, mich offen anzugreifen, diesen Hinterhalt vorbereitet hätten.

Da übrigens Niemand gelacht, da Niemand ein Wort gesagt, da sich sogar Niemand gerührt hatte, so machte ich mich auf den Fußzehen davon und kehrte in das Wirthshaus zurück.

Um zehn Uhr verließen wir Edam, eine halbe Stunde nachher befanden wir uns in dem Hafen von Monikendamm.

So bald ich nur in der Ferne mein Haus erblicken konnte, sah ich die Buchold unter der Thür; sie erwartete mich mit einer Miene übler Laune, die mir von schlimmer Vorbedeutung schien; ich nahm im Gegentheile ein lachendes Gesicht an, aber kaum hatte ich die Schwelle überschritten, als sie die Thür hinter mir verschloß.

– Ah! sagte sie, das ist eine hübsche Aufführung für einen Mann, der sechs Wochen verheirathet ist.

– Welche Aufführung? fragte ich mit unschuldiger Miene.

– O! er wagt noch zu fragen, sagte sie.

– Ohne Zweifel.

– Schweigt, und antwortet.

Ihre grünen Augen funkelten.

– Wo sind Sie heute Nacht um eilf Uhr gewesen? sagen Sie. Wo sind Sie von eilf Uhr bis um fünf Uhr Morgens geblieben? Was ist Ihnen begegnet, als Sie den Ort verließen, wo Sie diese sechs Stunden zugebracht haben?

– Ich weiß nicht was Sie sagen wollen.

– Ah! Sie wissen es nicht.

– Nein.

– Dann will ich es Ihnen sagen. Sie haben um eilf Uhr das Wirthshaus verlassen, Sie sind über eine Mauer geklettert, Sie haben eine Thür aufgemacht, Sie haben ein Fenster erstiegen, Sie sind in ein Zimmer getreten, in welchem Sie bis fünf Uhr Morgens gewesen sind. Um fünf Uhr Morgens sind Sie fortgegangen, Sie haben einen Stockscklag bekommen, und Sie sind in das Wirthshaus zurückgekehrt, indem Sie Sich den Rücken rieben. Sagen Sie ein wenig, ob das nicht wahr ist!

Ich leugnete trotz dem. Ich gestehe, daß ich dieses Mal nicht dieselbe Unbefangenheit hatte, als früher; außerdem trug ich meine Bestrafung mit mir, da ich die Schwiele des Stockes auf den Schultern hatte.

Aber indem ich immerhin leugnete, machte ich der Buchold freundliche Augen. Ich erwischte hier eine Hand, dort eine Wange, und indem sie immerhin noch brummte, verzieh sie mir am Ende, indem sie zu mir sagte: nehmen Sie Sich in Acht; das nächste Mal werden Sie nicht so wohlfeil davon kommen.

O! sagte ich mir in meinem Innern, das nächste Mal werde ich meine Vorsichtsmaßregeln so gut treffen, daß wir wohl sehen werden.

Sie mochte mir ein Zeichen mit dem Kopfe, welches zu sagen schien: Ja, wir werden sehen!

Diese Hexe von Buchold, man hätte sagen können, daß sie bis auf dem Grunde meiner Gedanken läse.

Kurz, wir söhnten uns dieses Mal wieder aus.

Acht Tage nachher fuhr ich Reisende nach Stavorin.

Die Fahrt war lang, es war keine Möglichkeit, am selben Tage zurückzukehren, ich wußte nicht, was ich mit meinem Abende anfangen sollte, als ich mich plötzlich erinnerte, daß ich eine Freundin in der Umgegend hatte.

Es war eine hübsche Müllerin, welche an dem Ufer eines hübschen, zwischen Bath und Stavorin gelegenen Sees wohnte. Wenn ich ihr ehedem Besuche abstattete, so schwamm ich über den kleinen See, und da das Fenster auf das Wasser ging, so hatte sie mir nur die Hand zu reichen, und ich befand mich in ihrem Zimmer.

Dieses Mal war es noch bei weitem bequemer; der See war zugefroren.

Ich borgte mir ein paar Schlittschuhe. Um zehn Uhr brach ich von Stavorin auf; um ein Viertel auf eilf Uhr befand ich mich an dem Ufer des Sees; um zehn Uhr fünf und zwanzig Minuten kam ich unter dem Fenster meiner Müllerin an.

Ich machte das verabredete Signal; das Fenster ging auf.

Mein Treiben war in der Mühle bekannt. Die Müllerin hatte gute Lust zu schmollen; aber sie war eine vortreffliche Frau, so daß der Streit nicht lange dauerte.

Um sechs Uhr nahm ich Abschied; ich war vollkommen ruhig; der See war gänzlich öde; Niemand hatte mich kommen sehen, Niemand würde mich fortgehen sehen. Ich nahm meinen Anlauf und brach auf.

Bei dem dritten oder vierten Stoße des Schlittschuhes schien es mir, als ob ich das Eis unter mir krachen fühlte. Ich wollte wieder umkehren, aber es war zu spät. Ich fühlte mich nach einem Orte fortgerissen, wo ich das Wasser plätschern hörte; das Eis war gebrochen worden, während ich bei meiner Müllerin war. Es befand sich etwas wie ein flüssiges Grab vor mir, vergebens stemmte ich mich auf die Absätze, ich gelangte an das Loch – und, gute Nacht! Niemand mehr, – ich lag in dem See.

Glücklicher Weise tauche ich wie ein Seehund. – Ich hielt meinen Athem an und suchte die Oeffnung. – Es ist nicht leicht, sich unter dem Eise zurecht zu finden! – Endlich sah ich eine weit durchsichtigere Streife. Ich schwamm nach der Streife, als ich plötzlich etwas fühlte, das mich bei dem Beine packte und mich auf den Grund des Wassers zog. – Ich hatte den Mund aufgemacht, um Athem zu schöpfen, aber statt einen Mund voll Luft, verschlang ich einen Schluck Wasser. – Das ist nicht dasselbe. – Ich sah Alles blau.

Ich hörte ein Brausen in den Ohren; ich sah ein, daß ich, wenn ich mich nicht auf das schnellste von dem befreite, was mich nach Unten zog, ein verlorener Mensch wäre; ich versetzte einen Fußtritt aus allen meinen Kräften, ich fühlte, daß der Fußtritt getroffen hatte; das, was mich hinunter zog, ließ mich los. Ich benutzte meine Freiheit, um wieder auf die Oberfläche des Wassers zu kommen. Noch während zwei bis drei Sekunden stieß ich gegen das Eis; endlich, erstickend, halb todt, fast ohnmächtig, gelangte ich an die Oeffnung. Ich streckte den Kopf aus dem Wasser, ich athmete mit den Augen, mit der Nase und dem Munde zu gleicher Zeit, ich klammerte mich an das Eis, aber das Eis brach in dem Maße ein, als ich wieder hinaufzusteigen versuchte. Endlich glitt ich mit einem kräftigen Schwunge auf den Bauch; da das Gewicht einen weit größeren Raum einnahm, so widerstand das Eis. Ich stand wieder auf und gab einen Stoß mit dem Schlittschuhe. O! sehen Sie! es gibt kein vor dem Winde fahrendes Schiff, das so schnell segelt, als ich fuhr. Ich legte dreißig Knoten in der Stunde zurück; als ich aber an das Ufer des Sees gelangte, hatte ich keine Kraft mehr. Ich sank ohne Bewußtsein zu Boden, und als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem recht warmen Bette und erkannte das Zimmer des Wirthshauses, aus welchem ich am Abende zuvor aufgebrochen war.

Landleute, welche auf den Markt gingen, hatten mich auf den Boden ausgestreckt, halb todt und drei Viertel erfroren gefunden; sie hatten mich auf ihren Karren gelegt und nach Stavorin zurückgebracht, wo die Wirthin, welche mich kannte, alle mögliche Aufmerksamkeit für mich gehabt hatte.

Dank einer Bole Punsch, welche ich ganz siedend austrank, dachte ich zwei Stunden nachher nicht mehr daran.

Unsere Reisenden hatten endlich gegen zehn Uhr Morgens ihre Geschäfte beendigt; sie hatten Eile zurückzukehren und ich auch, denn ich war nicht ohne Besorgniß über das, was mich zu Haus erwartete. Wir segelten um eilf Uhr ab, der Wind war günstig.

Es waren ohngefähr zwölf Meilen von Stavorin nach Monikendamm; wir legten sie in sechs Stunden zurück. Das war gut gefahren.

Dieses Mal erwartete mich die Buchold nicht auf der Schwelle der Thür, sondern an dem Ufer des Meeres. Ihre grünen Augen funkelten in der Dunkelheit wie zwei Smaragde. Sie gab mir einen Wink mit der Hand ihr vorauszugehen und nach Haus zurückzukehren. Fest entschlossen, ihr, wenn sie mich zu sehr langweilen sollte, einige jener kleinen ehelichen Zurechtweisungen zu geben, deren, wie man sagt, die Frauen alle drei Monate bedürfen, wenn man vollkommene Gattinnen aus ihnen machen will, machte ich keine Einwendungen. Ich kehrte also nach Haus zurück, und verschloß die Thür selbst wieder.

Indem ich mich hierauf setzte, sagte ich zu ihr:

– Nun denn! weiter?

– Wie, weiter? rief sie aus.

– Ja. Was wollen Sie von mir?

– Was ich von Ihnen will? Ich will sagen, daß Sie ein schändlicher Mensch sind, so auf die Gefahr hin sich zu ersäufen, herumzulaufen und Ihre arme Frau als Wittwe mit einem Kinde auf den Armen zurückzulassen.

– Wie, ein Kind?

– Ja, Unglückseliger, ich bin schwanger, Sie wissen es wohl!

– Meiner Treue! nein.

– Nun denn! wenn Sie es nicht wissen, so sage ich es Ihnen.

– Das macht mir Vergnügen.

– Ah! das macht Ihnen Vergnügen?

– Soll ich Ihnen etwa sagen, daß mir das leid ist?

– So antworten Sie mir, statt mich um Verzeihung zu bitten?

– Verzeihung, über was?

– Des Nachts wie ein Währwolf herumzustreichen, um den Müllerinnen den Hof zu machen. Ich frage Sie, ist es um sechs Uhr Morgens Zeit Schlittschuh zu laufen?

– Ah! sagte ich zu ihr, ich fange an genug an Ihrem Spioniren zu haben; und wenn Sie mich nicht in Ruhe lassen. . .

– Was werden Sie thun?

Ich hatte ein artiges ostindisches Bambusrohr, das sich wie ein Schilf bog, und das mir dazu diente, meine Sonntagskleider auszuklopfen. Ich nahm es aus einer Ecke, und ließ es an den Ohren der Buchold pfeifen.

– Ich sage Ihnen nur das, meine Liebe.

– O! äußerte sie, Du drohst mir? warte.

Ihre Augen schleuderten grüne Blitze. Sie fiel über meinen Bambus her, riß ihn mir aus den Händen mit eben so viel Leichtigkeit, als ich es aus denen eines Kindes gethan hätte, und, indem sie mit den Zähnen knirschte, versetzte sie mir eine Tracht, – ah, aber! – sehen Sie, daß der Teufel die Waffen darüber ergriffen hätte.

– Bah! äußerten wir.

– Ich hatte die Geschichte des Schiffes vergessen, bei welcher sie uns, wie Sie wissen, beinahe alle sechs durchgebläut hatte; – aber bei den ersten Hieben, welche ich empfing, erinnerte ich mich daran; ich wollte Widerstand leisten, es war ein Hagel! Ich begann damit, zu drohen, zu fluchen, zu wettern, und ich bat am Ende um Verzeihung. Ich hatte mein Theil, wie man zu sagen pflegt, und sogar mehr als mein Theil.

Als sie sah, daß ich auf den Knieen lag, hörte sie auf zu schlagen.

– Da, sagte sie, es ist gut! das wird dieses Mal noch so hingehen; aber daß ich Sie nicht mehr dabei erwische, oder Sie werden das nächste Mal nicht so wohlfeil davon kommen.

– Den Henker! murmelte ich, am Ende schlägt sie mich gänzlich todt.

– Still, und legen wir uns zu Bett, sagte sie; außerdem müssen Sie ermüdet sein.

Ich war mehr als ermüdet, ich war wie gerädert.

Ich legte mich zu Bett, ohne etwas zu sagen; ich wandte die Nase nach der Wand; ich schloß die Augen; ich that als ob ich schliefe, aber ich schlief nicht.

Sie werden begreifen, daß ich meine Zeit nicht verlor; dieses Leben schien mir nicht zum Aushalten; ich sann über ein Mittel nach, um mich aus den Krallen der Buchold zu ziehen, und mich zugleich an ihr zu rächen. Ich wußte nicht warum, aber es ahnte mir, daß sie es wäre, welche die Geschichte mit dem Stocke in Edam angerichtet, und das Eis des Sees von Stavorin gebrochen hatte.

Noch mehr. Sie werden sich erinnern, daß ich gefühlt hatte, wie mich Etwas auf die Tiefe des Wassers zog, und daß ich mich von diesem Etwas nur durch einen gewaltigen Fußtritt befreit hatte.

Nun aber wollte es mir immer noch nicht aus dem Kopfe kommen, daß es nicht ein Gegenstand, sondern eine Person war, die mich an dem Beine gezogen hatte, und daß diese Person die Buchold gewesen.

Irgend eines Tages werde ich wohl erfahren, daß sie es ist, sagte ich mir, indem ich überlegte.

– Und wie? fragte ich ihn.

– Dam! Sie werden begreifen, ich hatte meine Schlittschuhe an den Füßen. Ich hatte nicht die Vorsicht getroffen, meine Schlittschuh abzulegen, um den Fußtritt zu versetzen. Ein Fußtritt mit einem Schlittschuh ist nicht heilbringend, besonders wenn dieser Fußtritt senkrecht trifft. Nun denn! mein Fußtritt hatte senkrecht getroffen, und wenn es die Buchold war, welche den Fußtritt erhalten hatte, so mußte sie die Spur davon irgendwo haben.

– Das ist richtig.

– Ich sagte mir also: ich muß mich verstellen, mir das Ansehen geben, als ob ich den Stockschlag von Edam, das Ersäufen von Stavorin, die Tracht Prügel von Monikendamm vergessen hätte; wenn sie es ist, so wird sie Alles mit einander bezahlen.

Als ich diesen Entschluß gefaßt, drehte ich mich um.

Als sie am folgenden Morgen noch schlief, hob ich das Betttuch auf und betrachtete sie; sie hatte nicht die geringste Spur eines Schlittschuhes an dem ganzen Körper.

Nur bemerkte ich, daß sie, statt wie gewöhnlich ihre Nachthaube aufzusetzen, ihre Haube von Kupfer aufbehalten hatte.

Gut! sagte ich, wenn Du sie morgen nicht abnimmst, so ist das ein Beweis, daß dahinter Etwas steckt.

Aber wie Sie begreifen werden, ließ ich mir Nichts merken. Ich begann mich anzukleiden, und während ich mich ankleidete, erwachte die Buchold.

Ihre erste Bewegung war, die Hand an ihre Haube von Kupfer zu legen.

Gut! sagte ich nochmals, wir werden wohl sehen.

Aber ich sagte das in meinem Innern, indem ich dabei zu lachen schien; sie schien ihrer Seits, man muß ihr die Gerechtigkeit wiederfahren lassen, sobald der erste Augenblick vorüber war, nicht mehr daran zu denken; der erste Augenblick war freilich heftig.

Der Tag verfloß, ohne daß weder die Eine, noch der Andere von uns von dem sprach, was am vorigen Tage vorgefallen war; wir hatten das Ansehen von zwei Turteltauben.

Als der Abend gekommen, legten wir uns zu Bett.

Wie am Abende zuvor, legte sich die Buchold mit ihrer Haube von Kupfer zu Bett.

Die ganze Nacht über hatte ich teufelmäßige Lust aufzustehen, die Lampe anzuzünden und die kleine Feder zu drücken, welche die verteufelte Haube öffnet; aber als geschähe es absichtlich, man hätte sagen können, daß die Buchold das Fieber hätte, sie warf sich beständig im Bette herum. Ich faßte Geduld in der Hoffnung, daß sie die folgende Nacht einen ruhigeren Schlaf haben würde.

Die folgende Nacht kam herbei; ich hatte mich nicht geirrt. Diese Nacht schlief sie wie ein bleierner Hund. Ich stand vorsichtig auf und zündete die Lampe an. Die Buchold lag gerade auf der Seite. Ich drückte die Feder, die Platte ging auf, und ich sah unter der Platte über die Schläfe einen Streif, über welchen ich mich nicht irren konnte.

Die Schiene des Schlittschuhes hatte die Haut des Kopfes durchschnitten, und ohne ihre verfluchten grünen Haare, welche den Stoß gemildert hatten, hätte sie ihr den Schädel zerschmettert.

Ich war mit mir im Reinen; meine Frau hatte nicht nur die Mechanik von Edam vorbereitet, sie war es auch, welche das Eis des Sees aufgehauen, und es war meine Frau gewesen, welche in der Absicht, mich zu ersäufen, mich bei dem Beine gezogen hatte.

Sobald ich ersäuft war, kehrte sie nach Monikendamm zurück, und da wir Alles dem zuletzt Ueberlebenden vermacht hatten, so erbte das arme liebe Kätzchen von mir.

Sie werden begreifen, daß man gegen ein solches Geschöpf keine Rücksicht mehr zu nehmen hatte. Mein Entschluß war im Voraus gefaßt. Ich hatte Alles, was ich an Geld besaß, in einen Beutel gethan, mit diesem Gelde wollte ich mich nach gleichviel welchem Lande einschiffen, und in diesem Lande würde ich, gleichviel was mir begegnen sollte, immerhin ruhig und glücklich leben, vorausgesetzt, daß ich fern von der Buchold lebte.

Entschlossen, meinen Plan auszuführen, löschte ich dem zu Folge die Lampe aus, kleidete mich geräuschlos an, nahm meinen Beutel aus dem Schranke und erreichte auf den Fußzehen die Thür.

Als ich die Hand auf den Drücker legte, fühlte ich eine Kralle, welche mich bei dem Kragen packte und mich zurückzog.

Ich wandte mich um, es war die Hexe, die Buchold; sie hatte gethan, als ob sie schliefe und Alles gesehen.

– Ah! sagte sie, so greifst Du es an? nachdem Du Mich betrogen, läßt Tu mich sitzen, und indem Du mich sitzen läßt, richtest Du mich zu Grunde! warte! warte!

Sie nahm das Bambusrohr aus einer Ecke des Zimmers, aber ich nahm einen Feuerblock aus dem Kamine. Wir schlugen uns Beide zu gleicher Zeit; nur blieb ich stehen, und sie fiel wie ein Sack zu Boden.

Sie fiel wie ein Sack zu Boden, indem sie einen Schrei, oder vielmehr, indem sie einen Seufzer ausstieß, und sobald sie einmal auf dem Boden lag, rührte sie sich nicht mehr.

– Gut! sagte ich, sie ist todt; meiner Treue, um so schlimmer; ich habe ihr nur das gethan, was sie mir thun wollte!

Und indem ich fühlte, ob mein Beutel wirklich in der Tasche war, stürzte ich aus dem Hause, verschloß die Thür hinter mir, warf den Schlüssel in das Meer, und begann über die Wiese in der Richtung von Amsterdam hin zu laufen.

Eine halbe Stunde nachher befand ich mich an dem Ufer des Meeres.

Ich weckte einen mir befreundeten Fischer, der in seiner Hütte schlief. Ich erzählte ihm, daß ich so unglücklich mit meiner Frau wäre, daß ich diese Nacht beschlossen hätte, auszuwandern. Ich bat ihn dem zu Folge, mich nach Amsterdam zu fahren, wo ich die erste Gelegenheit ergreifen würde, Holland zu verlassen.

Der Fischer kleidete sich an, schob seine Barke in das Meer und steuerte nach Amsterdam.

Eine halbe Stunde nachher fuhren wir in den Hafen. Ein prachtvoller Dreimaster schickte sich an nach Ostindien abzusegeln, und lichtete in diesem Augenblicke die Anker.

Ich bin schnell entschlossen.

– Ah! bei meiner Treue, sagte ich zu meinem Freunde, da ist, was ich brauche, und wenn der Kapitän billig ist und nicht zu viel für die Ueberfahrt verlangt, so ist es möglich, ein Geschäft mit einander zu machen.

Und ich rief den Kapitän an.

Der Kapitän kam an das Geländer.

– Holla! Barke, wer ruft? fragte er.

– Ich. . .

– Wer. . . Sie?

– Jemand, der wissen möchte, ob Sie noch Platz für einen Passagier haben.

– Ja, fahrt an das Steuerbord, dort werden Sie die Treppe finden.

– Das lohnt nicht der Mühe, werfen Sie mir ein Fallreep zu.

– Gut! Wie es scheint gehören Sie zum Handwerk.

– Ein Wenig.

Ich wandte mich nach dem Fischer um.

– Was Dich anbetrifft, mein Freund, sagte ich zu ihm, so will ich, daß Du auf meine Gesundheit trinkst, und hier ist ein zehn Guldenstück. – Ah! Tausend Donnerwetter, was ist das?

– Was gibt es? fragte er.

Ich hatte meinen Beutel geöffnet, und statt voll Gold zu sein, war er voller Kiesel.

– Meiner Treue, mein Freund, sagte ich zu dem Fischer, indem ich ihm meinen Beutel zeigte, wie Du siehst, war der gute Wille da. Aber ich bin bestohlen.

– Ah! bah!

– Ja, auf Ehre.

Und ich leerte meinen Beutel in die Barke aus.

– Ei nun! um so schlimmer, Vater Olifus, sagte der wackere Mann. Es ist nicht zu ändern, die gute Absicht war da; das wird mich nicht abhalten auf Eure Gesundheit zu trinken, seid unbesorgt.

– Ohe! rief eine Stimme von der Höhe des Verdeckes; hier ist das verlangte Kabeltau.

Ich gab dem Fischer eine Hand, ergriff das Tau und kletterte wie ein Eichhörnchen hinauf.

– Hier bin ich, sagte ich, indem ich auf das Verdeck sprang.

– Nun denn! sprach der Kapitän, und Eure Koffer?

– Hat man etwa Koffer nöthig, um Matrose zu sein?

– Matrose? Ihr habt gesagt Passagier.

– Passagier?

– Ja.

– Dann habe ich mich versprochen. Ich habe sagen wollen: Haben Sie noch Platz für einen Matrosen?

– Wohlan! Du siehst mir wie ein guter Bursche aus, sagte der Kapitän. – Ja, ich habe Platz für einen Matrosen, und das noch für einen Matrosen zu vierzig Gulden monatlich, da ich Kapitän im Dienste der Ostindischen Compagnie bin, und die Ostindische Compagnie gut bezahlt.

– Wenn sie gut bezahlt, so wird man ihr gut dienen, das ist Alles,

Der Kapitän sagte mir Nichts weiter, ich antwortete ihm nicht mehr; die Anwerbung war eben so gültig gemacht, als wenn alle Notare der Welt sie unterschrieben hätten.

Am zweiten Tage befanden wir uns auf offener See.