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Czytaj książkę: «Die Dame von Monsoreau», strona 42

Czcionka:

»Warum dies?«

»Weil er Güter in der Gegend besitzt.«

»Er?«

»Er oder seine Frau.«

Bussy biss sich in die Lippen: der Herzog brachte das Gespräch auf den Punkt zurück, von dem er es am Tage vorher nur mit großer Mühe entfernt hatte.

»Ah! Ihr glaubt,« sagte Bussy.

»Allerdings. Méridor ist vier Stunden von Angers; weißt Du das nicht, Du, der Du mir den alten Baron zugeführt hast?«

Bussy begriff, dass er sich nicht durfte aus der Fassung bringen lassen.

»Bei Gott!« sagte er, »ich habe ihn zu Euch gebracht, weil er sich an meinen Mantel hing, und wenn ich ihm nicht die Hälfte davon zwischen den Fingern lassen wollte, wie es der heilige Martin tat, so musste ich ihn wohl zu Euch führen. Übrigens hat ihm meine Protektion nicht viel genützt.«

»Höre,« sprach der Herzog, »ich habe einen Gedanken.«

»Teufel!« sagte Bussy, der den Gedanken des Herzogs stets misstraute.

»Ja … Monsoreau hat die erste Partie gegen Dich gewonnen; doch ich will Dir die zweite überlassen.«

»Wie versteht Ihr das, mein Prinz?

»Das ist ganz einfach; Du kennst mich, Bussy?«

»Ich habe dieses Unglück, mein Prinz.«

»Glaubst Du, ich sei der Mann, eine Schmach zu dulden und unbestraft zu lassen?«

»Je nachdem.«

Der Herzog lächelte mit einem noch viel schlimmeren Lächeln, als das erste Mal, während er sich in die Lippen biß und den Kopf von oben nach unten schüttelte.

»Sprecht, erklärt Euch, Monseigneur,« sagte Bussy.

»Nun wohl! Der Oberstjägermeister hat mir ein Mädchen, das ich liebte, gestohlen, um seine Frau daraus zu machen; ich meinerseits will ihm seine Frau stehlen, um meine Geliebte daraus zu machen.«

Bussy strengte sich an, um zu lächeln; doch so heftig er auch dieses Ziel zu erreichen wünschte, so gelang es ihm doch nur, eine Grimasse zu schneiden.

»Herrn von Monsoreau die Frau stehlen!« stammelte er.

»Nichts ist leichter, wie mir scheint: die Frau ist auf ihre Güter zurückgekommen; Du hast mir gesagt, sie hasse ihren Gemahl; ich kann also ohne große Eitelkeit darauf zählen, sie werde mich Monsoreau vorziehen, besonders wenn ich ihr verspreche … was ich ihr verspreche.«

»Und was werdet Ihr Frau von Monsoreau versprechen?«

»Sie von ihrem Gemahl zu befreien.«

»Ei! warum habt Ihr das nicht sogleich getan?« wollte Bussy rufen.

Doch er hatte den Mut, an sich zu halten.

»Ihr würdet diese schöne Handlung ausführen? sagte er.

»Du sollst es sehen. Mittlerweile werde ich dem Baron immerhin in Méridor einen Besuch machen.«

»Ihr wagt es?«

»Warum nicht?«

»Ihr wollt vor dem alten Baron erscheinen, den Ihr verließt, nachdem Ihr mir gelobt …«

»Ich habe eine vortreffliche Entschuldigung.«

»Woher des Teufels nehmt Ihr sie?«

»Ja, ich werde ihm sagen: Ich habe diese Heirat nicht gebrochen, weil Monsoreau, welcher wusste, dass Ihr einer der vornehmsten Agenten der Ligue seid und dass ich das Haupt derselben bin, uns Beide an den König zu verkaufen drohte.«

»Ah! ah! erfindet Eure Hoheit diese Entschuldigung?«

»Ich muss gestehen, nicht ganz.«

»Dann begreife ich,« sprach Bussy.

»Du begreifst?« versetzte der Herzog, sich in der Antwort seines Edelmanns täuschend.

»Ja.«

»Ich werde ihn glauben machen, seine Tochter verheiratend, habe ich sein Leben, das bedroht gewesen, gerettet.«

»Das ist herrlich.«

»Nicht wahr? doch wenn ich bedenke … Schau' einmal aus dem Fenster, Bussy.«

»Warum dies?«

»Schau' immerhin.«

»Gut, es geschieht.«

»Wie ist das Wetter?«

»Ich muss Eurer Hoheit gestehen, schön.«

»Wohl, so bestelle Pferde, und wir wollen ein wenig sehen, wie es dem guten Méridor geht.«

»Sogleich, Monseigneur.«

Und Bussy, der seit einer Viertelstunde die ewig komische Rolle von Mascarille in Verlegenheit spielte, stellte sich, als wollte er weggehen, schritt nach der Türe, kehrte aber wieder um und fragte:

»Verzeiht, Monseigneur, wie viel Pferde befehlt Ihr?«

»Vier, fünf, wie Du willst.«

»Wenn Ihr die Sache mir überlasst, Monseigneur, so werde ich ein Hundert bestellen.«

»Gut, ein Hundert,« sprach der Prinz erstaunt, »doch warum dies?«

»Um ungefähr fünfundzwanzig zu haben, deren ich im Falle eines Angriffs sicher bin.«

Der Prinz bebte.

»Im Falle eines Angriffs!« rief er.

»Ja, ich habe sagen hören, es gebe sehr viele Waldungen in dieser Gegend, und es wäre nichts Seltsames, wenn wir in irgend einen Hinterhalt fielen.«

»Ah! ah!« sprach der Prinz, »dächtest Du?«

»Monseigneur weiß, dass der wahre Mut die Vorsicht nicht ausschließt.«

Der Prinz wurde träumerisch.

»Ich werde hundert und fünfzig bestellen,« sagte Bussy und schritt abermals auf die Türe zu.

»Warte einen Augenblick,« sprach der Prinz.

»Was gibt es, Monseigneur?«

»Glaubst Du, ich sei in Angers in Sicherheit, Bussy?«.

»Bei Gott, die Stadt ist nicht fest, jedoch gut verteidigt …«

»Ja, gut verteidigt, aber sie kann schlecht verteidigt werden; so brav Du auch bist, so wirst Du doch immer nur an einem Orte sein.«

»Das ist wahrscheinlich.«

»Wenn ich in der Stadt nicht in Sicherheit bin, und ich bin es nicht, da Bussy daran zweifelt …«

»Ich habe nicht gesagt, ich zweifle daran, Monseigneur.«

»Gut, gut, wenn ich nicht in Sicherheit bin, so muss ich mich rasch darein bringen.«

»Das sind goldene Worte, Monseigneur.«

»Ich will das Schloss untersuchen und mich darin verschanzen.«

»Ihr habt Recht, Monseigneur, gute Verschanzungen, das ist die Hauptsache.«

Bussy stammelte; er war nicht an die Furcht gewöhnt, und es fehlte ihm an klugen Worten.

»Und dann noch ein anderer Gedanke.«

»Der Morgen ist fruchtbar, Monseigneur.«

»Ich will die Méridor hierher kommen lassen.«

»Monseigneur, Eure Gedanken sind heute außerordentlich scharf und kräftig. Steht auf und lasst uns das Schloss untersuchen.«

Der Prinz rief seine Leute; Bussy benützte diesen Augenblick, um hinauszugehen.

Er fand den Haudouin in den Vorzimmern. Ihn suchte er.

Bussy führte ihn in das Kabinett des Herzogs, schrieb eine Zeile, ging in ein Treibhaus, pflückte einen Strauß von Rosen, wickelte das Billet um die Stiele, begab sich in den Stall, sattelte Roland, steckte den Strauß in die Hand des Haudouin, und lud diesen ein, aufzusitzen.

Dann führte er ihn vor die Stadt, wie Hainan Mardachai, zeigte ihm eine Art von Fußpfad und sprach:

»Hier lass Roland gehen; am Ende des Pfades findest Du den Wald, im Wald einen Park, um diesen Park eine Mauer, an der Stelle der Mauer, wo Roland stille hält, wirfst Du den Strauß über die Mauer.«

»Derjenige, welchen man erwartet, kommt nicht,« sagte das Billet, »weil derjenige, welchen man nicht erwartete, gekommen ist, und zwar drohender als je, denn er liebt immer noch. Nehmt mit den Lippen und dem Herzen Alles, was unsichtbar in diesem Papiere ist.«

Remy ließ Roland die Zügel schießen, und dieser eilte im Galopp in der Richtung von Méridor fort.

Bussy kehrte zu dem herzoglichen Palast zurück und fand den Prinzen angekleidet.

Für Remy war es die Sache einer halben Stunde. Fortgetragen wie eine Wolke vom Wind, den Worten seines Herrn vertrauend, jagte Bussy durch Wiesen, Feld und Wald, über Bäche und Hügel, und hielt erst vor einer halb eingestürzten Mauer an, deren Kamm durch Epheu an die Zweige der Eichen festgebunden zu sein schien.

Hier erhob sich Remy auf seinen Steigbügeln, befestigte das Billet noch besser an den Strauß, stieß einen kräftigen Laut aus und warf den Strauß über die Mauer.

Es erscholl ein kleiner Schrei von der andern Seite, woran er erkannte, dass die Botschaft im Hafen angelangt war.

Remy hatte nichts mehr hier zu tun, denn man hatte keine Antwort von ihm verlangt.

Er wandte daher nach der Seite, von der er gekommen war, den Kopf des Pferdes, das sein Mahl auf Kosten der Eichelernte einnehmen wollte und eine lebhafte Unzufriedenheit äußerte, als man es in seinen Gewohnheiten störte; doch Remy machte einen ernsten Gebrauch von Sporen und Reitpeitsche: Roland fühlte sein Unrecht und schlug seinen gewöhnlichen Galopp an.

Vierzig Minuten nachher erkannte er seinen neuen Stall, wie er das Gebüsch erkannt hatte, und nahm von selbst seinen Platz an der mit Heu gefüllten Raufe und an seiner von Haber strotzenden Krippe ein.

Bussy besuchte das Schloss mit dem Prinzen.

Remy kam in dem Augenblick wieder zu ihm, wo er ein zu einer Schlupfpforte führendes unterirdisches Gewölbe in Augenschein nahm.

»Nun!« fragte er seinen Boten, »was hast Du gesehen? was hast Du gehört? was hast Du gemacht?«

»Eine Mauer, einen Schrei, acht Stunden,« antwortete Remy auf die lakonische Weise der Kinder Sparta's, die sich zum Ruhm der Gesetze Lykurgs den Bauch von Füchsen zerfleischen ließen.

Siebzehntes Kapitel
Eine Truppe von Angevins

Es gelang Bussy, den Herzog so gut mit seinen Kriegszurüstungen zu beschäftigen, dass er zwei Tage lang weder nach Méridor zu gehen, noch den Baron nach Angers kommen zu lassen Zeit fand.

Zuweilen jedoch kam der Herzog auf seine Besuchsgedanken zurück. Doch sogleich spielte Bussy den Eifrigen, untersuchte die Musketen der ganzen Wache, ließ die Pferde zum Kriege requirieren, Kanonen auffahren, Laffeten in den Stand setzen, als ob es sich um die Eroberung eines fünften Weltteils handelte.

Wenn Remy dies sah, so fing er an, Charpie zu machen, seine Instrumente zu schleifen, seine Balsame zu bereiten, als ob er die Hälfte des Menschengeschlechtes wundärztlich behandeln müsste.

Der Herzog wich dann vor diesen ungeheuren Vorbereitungen zurück.

Es versteht sich von selbst, dass Bussy von Zeit zu Zeit unter dem Vorwande, die Runde bei den äußeren Festungswerken zu machen, auf seinen Roland sprang und in vierzig Minuten zu einer gewissen Mauer gelangte, auf die er sich um so leichter schwang, als er bei jedem Erklettern einige Steine fallen machte und der Mauerkamm, unter seinem Gewichte einsinkend, allmählich eine Bresche wurde.

Roland brauchte man nicht mehr zu sagen, wohin man ging; Bussy durfte ihm nur die Zügel schießen lassen und seine Augen schließen.

»Bereits sind zwei Tage gewonnen,« sagte Bussy »und ich müsste viel Unglück haben, wenn mir in den nächsten zwei Tagen nicht ein kleines Glück zu Teil würde.«

Bussy hatte nicht Unrecht, wenn er auf sein gutes Glück baute.

Am Abend des dritten Tages, als man eine ungeheure Zufuhr von Lebensmitteln, den Ertrag einer Requisition des Herzogs bei seinen lieben und getreuen Angevins, in die Stadt einließ, als Herr von Anjou, um den guten Prinzen zu spielen, das schwarze Brot der Soldaten kostete und mit seinen Zähnen gesalzene Heringe und getrockneten Kabeljau zerriss, hörte man einen gewaltigen Lärmen an einem der Tore der Stadt.

Herr von Anjou erkundigte sich, woher der Lärmen käme, doch Niemand konnte es ihm sagen.

Es erfolgte hierdurch eine Austeilung von Schlägen mit Partisanenstielen und von Kolbenstößen an eine gute Anzahl von Bürgern, welche durch die Neuheit eines seltsamen Schauspiels herbeigezogen wurden.

Ein auf einem weißen, von Schweiß triefenden Rosse reitender Mann hatte sich an der Barriere des Pariser Tores gezeigt.

In Folge seines Einschüchterungssystems hatte sich Bussy zum Generalkapitän des Landes Anjou, zum Großmeister aller Plätze ernennen lassen und die strengste Disziplin besonders in Anjou eingeführt; Niemand konnte ohne ein Losungswort aus der Stadt Hinaus, Niemand konnte ohne dasselbe Losungswort oder irgend ein Feldzeichen in die Stadt herein.

Diese Disziplin hatte keinen andern Zweck, als den Herzog zu verhindern, irgend Jemand an Diana zu schicken, ohne dass er es wusste, und Diana zu verhindern nach Angers zu kommen, ohne dass er davon benachrichtigt würde.

Das wird vielleicht etwas übertrieben erscheinen. Doch fünfzig Jahre nachher machte Buckingham ganz andere Tollheiten für Anna von Österreich.

Der Mann mit dem Schimmel war also wie gesagt in wütendem Galopp angelangt und gerade auf den Posten zugeritten. Doch der Posten hatte seinen Befehl; der Befehl war der Schildwache gegeben worden; die Schildwache kreuzte die Partisane; der Reiter schien sich nicht viel darum zu bekümmern, doch die Schildwache rief: In's Gewehr! der Posten kam heraus und man musste sich in eine Erklärung einlassen.

»Ich bin Antraguet und will den Herzog von Anjou sprechen,« sagte der Reiter.

»Wir kennen keinen Antraguet,« antwortete der Führer des Postens, »wenn Ihr aber den Herzog von Anjou sprechen wollt, so wird Euer Wunsch erfüllt werden, denn wir verhaften Euch und führen Euch zu Seiner Hoheit.«

»Mich verhaften?« entgegnete der Reiter, »das müsste mir ein lustiger Lümmel sein, der Charles von Balzac d'Entragues, Baron von Cuneo und Grafen von Graville, verhaften wollte.«

»Das wird dennoch geschehen,« sagte seinen Ringkragen zurecht richtend der Bürger, der zwanzig Mann hinter sich hatte und nur einen vor sich sah.

»Wartet ein wenig, meine guten Freunde,« rief Antraguet, »Ihr kennt die Pariser noch nicht, nicht wahr? Gut, ich will Euch ein Pröbchen von dem geben, was sie zu tun im Stande sind.«

»Verhaften wir ihn! führen wir ihn zu Monseigneur,« riefen die wütenden Milizer.

»Nur sachte, meine kleinen Lämmer von Anjou, ich werde dieses Vergnügen haben.«

»Was sagt er da? fragten sich die Bürger.

»Er sagt, sein Pferd habe erst zwölf Stunden gemacht,« antwortete Antraguet, »und er werde Euch Allen über die Bäuche reiten, wenn Ihr Euch nicht auf die Seite schiebt. Auf die Seite also, oder, Ventreboeuf …«

Und da die Bürger von Angers aussahen, als verstünden sie den Pariser Fluch nicht, so nahm Antraguet das Schwert in die Hand und schlug mit einem wunderbaren Cirkelhieb die nächsten Schäfte der Hellebarden ab, deren Spitzen man ihm entgegenstreckte.

In weniger als zwei Minuten waren fünfzehn bis zwanzig Helebarden in Besenstiele verwandelt.

Die wütenden Bürger drangen mit Stockschlägen auf den Ankömmling ein, der vorne, hinten, rechts und links mit einer außerordentlichen Gewandtheit parierte.

»Ah! ah! der schöne Einzug,« sagte er lachend, und sich auf seinem Pferde windend, »oh! die ehrlichen, die guten Bürger von Angers! wie man sich hier so herrlich belustigt! Der Prinz hat sehr Recht gehabt, Paris zu verlassen, und ich habe wohlgetan, ihm nachzufolgen.«

Und Antraguet parierte nicht nur auf's Schönste, sondern von Zeit zu Zeit, wenn er sich nicht zu sehr bedrängt fühlte, zerhieb er mit seiner spanischen Klinge das lederne Koller des Einen, die Pickelhaube des Andern, und schlug zuweilen auch mit einem platten Schwertstreiche irgend einen unklugen Krieger nieder, der sich, den Kopf nur geschützt durch die angevinische Wollenmütze,19 in den Streit mischte.

Die aufrührerischen Bürger schlugen nach Herzenslust, verstümmelten sich gegenseitig, und griffen dann wieder von Neuem an; man hätte glauben sollen, sie kämen wie die Soldaten von Kadmos aus der Erde hervor.

Antraguet fühlte, dass er müde zu werden anfing, und rief, als er die Reihen immer dichter werden sah:

»Ruhig, Ihr Leute, es ist gut; Ihr seid mutig wie die Löwen, das bleibt abgemacht, und ich werde Zeugniß davon ablegen. – Doch Ihr seht, dass Ihr nur noch Hellebardenstiele habt, und dass Ihr nicht mit Euren Musketen umzugehen wisst. Es war mein Entschluß, in die Stadt hineinzureiten, doch ich wusste nicht, dass sie von einem Heere von Cäsaren bewacht wird. Ich leiste darauf Verzicht, Euch zu besiegen. Guten Abend, lebt wohl, ich gehe, sagt nur dem Prinzen, ich wäre ausdrücklich von Paris gekommen, um ihn zu sehen.«

Es war indessen dem Kapitän gelungen, das Feuer der Lunte seiner Muskete mitzuteilen, im Augenblick aber, wo er die Kolbe an seine Schulter legte, versetzte ihm Antraguet mit seinem biegsamen Rohre so wütende Streiche auf seine Finger, dass er sein Gewehr losließ und abwechselnd auf dem rechten und dem linken Fuße sprang.

»Schlagt ihn todt! schlagt ihn todt!« riefen die wütenden, mordgierigen Milizer, »lasst ihn nicht entfliehen, er darf nicht entwischen!«

»Ah!« sagte Antraguet, »so eben wolltet Ihr mich nicht hineinlassen, und nun soll ich nicht hinaus; nehmt Euch in Acht, das verändert meine Taktik: Statt mich des flachen Schwertes zu bedienen, werde ich die Schneide benützen, statt Hellebarden abzuschlagen, werde ich Faustgelenke abschlagen; sprecht, meine lieben Schafe von Anjou, wird man mich hinauslassen?«

»Nein, schlagt ihn tot! er ist müde! schlagt ihn tot!«

»Sehr gut, ganz vortrefflich, ganz nach Eurem Belieben.«

»Ja! ja!«

»Wohl, so nehmt Eure Finger in Acht, denn ich schlage die Hände ab.«

Kaum hatte er diese Worte vollendet, kaum schickte er sich an, seine Drohung zu verwirklichen, als ein zweiter Reiter am Horizont erschien, mit derselben Wuth herbei eilte, im schärfsten Galopp die Barriere erreichte und wie der Blitz in das Gemenge fiel, das nun zu einem wahren Kampfe wurde.

»Antraguet!« rief der Ankömmling, »Antraguet, ei! was Teufels machst Du denn mitten unter diesen Bürgern?«

»Livarot!« rief Antraguet sich umwendend, »ah! bei Gott, Du bist als Entsatz willkommen … Montjoie und Saint-Denis!«

»Ich wusste wohl, dass ich Dich einholen würde; vor vier Stunden bekam ich Nachricht von Dir, und seit diesem Augenblick folge ich Dir auf der Ferse. Doch in was bist Du denn geraten? Gott vergebe mir, man massakriert Dich.«

»Ja, es sind unsere Freunde von Anjou, welche mich weder hinein, noch herauslassen wollen.«

»Meine Herren,« sprach Livarot den Hut in die Hand nehmend, »wäre es Euch gefällig, ein wenig rechts oder links auf die Seite zu gehen, damit wir durch können?«

»Sie verhöhnen uns!« riefen die Bürger, »schlagt sie tot! schlagt sie tot!«

»Ha! so sind die Bürger von Anjou,« sprach Livarot, mit der einen Hand seinen Hut wieder auf den Kopf setzend, mit der andern sein Schwert ziehend.

»Ja, Du siehst,« sagte Antraguet, »leider sind es ihrer Viele.«

»Bah! wir drei werden schon mit ihnen fertig.«

»Ja, wir drei, wenn wir zu drei wären, doch wir sind nur zu zwei.«

»Hier kommt Ribeirac.«

»Er auch?«

»Hörst Du ihn?«

»Ich sehe ihn.«

»He, Ribeirac! he, hierher! hierher!«

In demselben Augenblick erschien wirklich Ribeirac, nicht weniger eilig als seine Gefährten, vor der Stadt Angers.

»Ah! man schlägt sich,« sagte Ribeirac, »das ist ein glücklicher Fall. Guten Morgen, Antraguet, guten Morgen, Livarot.«

»Lasst uns angreifen,« sprach Antraguet.

Die Milizer betrachteten ziemlich verblüfft die neue Verstärkung, die den zwei Freunden zukam, welche von dem Zustande der Angegriffenen in den der Angreifenden überzugehen sich anschickten.

»Ah! sie sind ein ganzes Regiment,« sagte der Kapitän der Miliz zu seinen Leuten, »meine Herren, unsere Schlachtordnung scheint mir fehlerhaft zu sein, und ich schlage vor, eine halbe Wendung links zu machen.«

Mit der Geschicklichkeit, welche sie bei der Ausführung militärischer Bewegungen charakterisiert, begannen die Bürger sogleich eine halbe Wendung links.

Dies kam davon her, dass sie, abgesehen von der Aufforderung ihres Kapitäns, welche sie natürlich zur Klugheit zurückführte, die drei Reiter in einer martialischen Haltung, welche auch die Unerschrockensten zittern machte, sich neben einander aufstellen sahen.

»Es ist ihre Vorhut,« riefen die Bürger, welche sich selbst einen Vorwand zur Flucht geben wollten. »Lärm geschlagen!«

»Feuer!« riefen die Andern, »Feuer! Feuer!«

»Der Feind! der Feind!« schrien die Meisten.

»Wir sind Familienväter. Wir sind uns unsern Frauen und Kindern schuldig. Rette, wer sich retten kann,« brüllte der Kapitän.

Und in Folge dieser verschiedenartigen Schreie, welche jedoch, wie man sieht, insgesamt denselben Zweck hatten, entstand ein furchtbarer Tumult in den Straßen und die Stockschläge fingen an wie Hagel auf die Neugierigen zu fallen, deren gedrängter Kreis die Furchtsamen zu entfliehen verhinderte.

Nun gelangte der Lärmen des Zankes bis auf den Platz vor dem Schlosse, wo der Prinz, wie gesagt, das schwarze Brot, die gesalzenen Heringe und den getrockneten Kabeljau seiner Parteigänger kostete.

Bussy und der Prinz erkundigten sich; man sagte ihnen, drei Männer oder vielmehr drei eingefleischte Teufel, welche von Paris gekommen, machten diesen ganzen Höllenlärm.

»Drei Männer!« sagte der Prinz, »sieh doch nach, was es ist, Bussy.«

»Drei Männer?« sprach Bussy, »kommt Monseigneur.«

Und Beide brachen auf: Bussy voran, der Prinz vorsichtig in Begleitung von etwa zwanzig Reitern folgend.

Sie kamen an Ort und Stelle, als die Bürger das von uns erwähnte Manoeuvre zum großen Nachtheil der Schultern und Schädel der Neugierigen auszuführen anfingen.

Bussy erhob sich auf seinen Steigbügeln, und sein Adlerauge erkannte, in das Gemenge tauchend, Livarot an seiner langen Gestalt.

»Tod meines Lebens!« rief er dem Prinzen mit einer Donnerstimme zu, »kommt doch herbei, Monseigneur: es sind unsere Freunde von Paris, die uns belagern.«

»Ei! nein,« antwortete Livarot, mit einer den Lärmen der Schlacht beherrschenden Stimme, »es sind im Gegenteil Deine Freunde von Anjou, die uns angreifen.«

»Nieder das Gewehr!« rief der Herzog, »nieder das Gewehr, Ihr Halunken, es sind Freunde!«

»Freunde!« riefen die Bürger, gequetscht, geschunden, lendenlahm. »Freunde! dann hätte man ihnen die Parole geben sollen; seit einer guten Stunde behandeln wir sie wie Heiden und sie behandeln uns wie Türken.«

Und die zurückweichende Bewegung wurde vollends ausgeführt.

Livarot, Antraguet und Ribeirac rückten als Triumphatoren in den durch das Weichen der Bürger frei gewordenen Raum, und Alle beeilten sich, Seiner Hoheit die Hand zu küssen, wonach Jeder sich in die Arme von Bussy warf.

»Ich glaube,« sagte philosophisch der Kapitän, »ich glaube, es ist eine Truppe von Angevins, während wir es für einen Flug von Geiern hielten.«

»Monseigneur,« flüsterte Bussy dem Herzog zu, »ich bitte Euch, zählt Eure Milizer.«

»Warum dies?«

»Zählt sie immerhin, nur so ungefähr, im Ganzen, ich meine nicht einen um den andern.«

»Es sind ihrer wenigstens hundert und fünfzig.«

»Ja, wenigstens.«

»Was willst Du damit sagen?«

»Ich will damit sagen, dass Ihr hier keine ausgezeichnete Krieger habt, da sie sich von drei Männern schlagen ließen.«

»Das ist wahr,« versetzte der Herzog, »hernach?«

»Hernach? reitet einmal aus der Stadt hinaus mit solchen Burschen!«

»Ja,« versetzte der Herzog, »doch ich werde mit den drei Männern ausreiten, welche die Andern geschlagen haben.«

»Oh wehe!« sagte Bussy ganz leise, »daran dachte ich nicht. Die Feigen sollen leben, ihrer Logik wegen.«

19.Bonnet traditionell aus Wolle
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Data wydania na Litres:
06 grudnia 2019
Objętość:
1081 str. 3 ilustracje
Właściciel praw:
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