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Czytaj książkę: «Die Dame von Monsoreau», strona 11

Czcionka:

»Ich blieb bei diesem Gedanken, dem einzigen wahrscheinlichen und in der Tat auch einzigen wahren, stehen.

»Auf die Bitten von Gertrude trank ich eine Tasse Milch und aß ein wenig Brot.

»Der Morgen verging mit dem Entwerfen von wahnsinnigen Plänen für eine Flucht. Und dennoch konnten wir hundert Schritte von uns, im Schilfrohr angebunden, eine Barke mit ihren Rudern sehen. Wäre diese Barke in unserem Bereiche gewesen, so hätten meine durch den Schrecken angespornten Kräfte, im Vereine mit den natürlichen Kräften von Gertrude, genügt, um uns aus der Gefangenschaft zu befreien.

»Während dieses Morgens störte uns nichts. Man brachte uns das Mittagsbrot, wie man uns das Frühstück gebracht hatte. Ich fiel vor Schwäche beinahe um und setzte mich zu Tische, wo ich nur von Gertrude bedient wurde; sobald unsere Wächter unser Mahl aufgetragen hatten, zogen sie sich zurück. Doch plötzlich entdeckte ich, mein Brot brechend, ein Billet.

»Ich öffnete es hastig; es enthielt nur folgende Worte:

›Ein Freund wacht über Euch. Morgen werdet Ihr Kunde von ihm und Eurem Vater erhalten.‹

»Man begreift, wie groß meine Freude war: mein Herz schlug, dass die Brust hätte springen sollen. Ich zeigte das Billet Gertrude. Der Rest des Tages ging mit Hoffen und Warten hin.

»Die zweite Nacht verlief eben so ruhig, als die erste; dann kam die so sehr ersehnte Stunde des Frühstücks, denn ich zweifelte nicht, ich würde in meinem Brod ein neues Billet finden. Ich täuschte mich nicht; das Billet war in folgenden Worten abgefasst:

›Die Person, welche Euch entführt hat, kommt diesen Abend um zehn Uhr im Schlosse Beaugé an; doch der Freund, der über Euch wacht findet sich um neun Uhr unter Euren Fenstern mit einem Briefe Eures Vaters ein, der Euch das Vertrauen empfehlen wird, das Ihr ihm vielleicht ohne diesen Brief nicht gewähren würdet.

›Verbrennt dieses Billet.‹

»Ich las den Brief wieder und wieder, dann warf Ich ihn nach dem Bitten des Schreibers in das Feuer. Die Handschrift war mir völlig unbekannt, und ich gestehe, ich wusste nicht, woher er kommen konnte.

»Gertrude und ich verloren uns in Mutmaßungen; hundertmal gingen wir im Verlauf des Morgens an das Fenster, um zu sehen, ob wir Niemand an dem Ufer des Teiches und in der Tiefe des Waldes entdecken könnten; Alles war öde.

»Eine Stunde nach dem Mittagessen klopfte man an die Türe; es war zum ersten Male, dass man zu einer andern Zeit, als zu der, wo man uns das Essen brachte, bei uns einzutreten versuchte; da wir indessen kein Mittel hatten, uns von innen einzuschließen, so mussten wir den Eintritt zugeben. Es war der Mann, der mit uns an der Türe der Sänfte und im Hofe des Schlosses gesprochen hatte. Ich vermochte ihn nicht am Gesicht zu erkennen, da er verlarvt war, wenn er mit uns sprach; doch bei den ersten Worten, die er von sich gab, erkannte ich ihn an der Stimme.

»Er reichte mir einen Brief.

›In wessen Auftrag kommt Ihr, mein Herr?‹ fragte ich.

›Das Fräulein wolle den Brief lesen, und es wird selbst sehen,‹ antwortete er.

›Ich kann diesen Brief nicht lesen, da ich nicht weiß, von wem er kommt.‹

›Mein Fräulein, es steht in Eurem Belieben, zu tun, was Ihr wollt. Ich hatte Befehl, Euch diesen Brief zu übergeben; ich lege ihn zu Euren Füßen nieder; gefällt es Euch, denselben aufzuheben, so werdet Ihr ihn aufheben.‹

»Und der Diener, der ein Stallmeister zu sein schien, legte den Brief wirklich auf das Tabouret, auf welchem meine Füße ruhten, und entfernte sich.

›Was ist zu tun?‹ fragte ich Getrude.

›Wenn ich dem Fräulein einen Rat geben dürfte, so wäre es der, den Brief zu lesen. Vielleicht enthält er die Offenbarung einer Gefahr, der wir uns, darauf aufmerksam gemacht, zu entziehen im Stande sein werden.‹

»Der Rat war so vernünftig, dass ich von meinem ersten Entschluss abging und den Brief öffnete.«

In diesem Augenblick unterbrach sich Diana in ihrer Erzählung, stand auf, öffnete einen kleinen Schrank von der Art derjenigen, für welche wir den italienischen Namen Stippo beibehalten haben, und zog aus einem seidenen Portefeuille einen Brief hervor. Bussy warf einen Blick auf die Adresse und las:

»An die schöne Diana von Méridor.«

Dann die junge Frau anschauend, sagte er:

»Diese Adresse ist von der Hand des Herzogs von Anjou.«

»Ah!« rief Diana mit einem Seufzer, »er hat mich also nicht getäuscht.«

Dann, als Bussy zögerte, den Brief zu öffnen, fuhr sie fort:

»Lest, der Zufall hat Euch mit dem ersten Schlage in das Innerste meines Lebens versetzt; ich darf keine Geheimnisse mehr für Euch haben.«

Bussy gehorchte und las:

›Ein unglücklicher Prinz, den Eure himmlische Schönheit im Herzen berührt hat, wird diesen Abend um zehn Uhr zu Euch kommen, um sein Benehmen gegen Euch zu entschuldigen, ein Benehmen, für welches es, wie er wohl fühlt, keine andere Entschuldigung gibt, als die unüberwindliche Liebe, die er für Euch empfindet.‹

Franz.«

»Dieser Brief war also wirklich vom Herzog von Anjou?« fragte Diana.

»Ach! ja,« antwortete Bussy, »es ist seine Handschrift und sein Namenszug.«

Diana seufzte und murmelte:

»Sollte er weniger schuldig sein, als ich glaubte?«

»Wer, der Prinz?« fragte Bussy.

»Nein, er, der Graf von Monsoreau.«

Bussy seufzte ebenfalls und sprach dann:

»Fahrt fort, Madame, und wir werden den Prinzen und den Grafen beurteilen.«

»Dieser Brief, an dessen Echtheit zu zweifeln ich damals keine Ursache hatte, da er so sehr mit meinen eigenen Befürchtungen übereinstimmte, bezeichnete mir, wie es Gertrude vorhergesehen, die Gefahr, der ich ausgesetzt war, und machte mir die Vermittlung des unbekannten Freundes, der mir im Namen meines Vaters seine Hilfe anbot, noch viel kostbarer. Meine ganze Hoffnung beruhte also auf ihm.

»Unsere Nachforschungen begannen wieder; die Scheiben durchdringend, verließen unsere Blicke den Teich und den unsern Fenstern gegenüberliegenden Teil des Waldes nicht mehr. In der ganzen Ausdehnung, welche unsere Blicke zu umfassen vermochten, sahen wir nichts, was sich auf unsere Hoffnungen zu beziehen und dieselben zu unterstützen schien.

»Es kam die Nacht, doch da wir uns im Monat Januar befanden, so trat die Nacht sehr bald ein; vier bis fünf Stunden trennten uns daher noch von dem entscheidenden Augenblick; wir warteten voll Bangigkeit.

»Es war eine von den schönen, klaren Winternächten, während welcher man sich, wenn keine Kälte herrschte, gegen das Ende des Frühjahrs, oder gegen den Anfang des Herbstes versetzt glauben würde. Der Himmel glänzte mit tausend Sternen besät, und aus einer Ecke dieses Himmels beleuchtete der Mond, einer Sichel ähnlich, die Landschaft mit seinem silbernen Schimmer. Wir öffneten das Fenster in dem Zimmer von Gertrude, welches in jedem Fall weniger streng beobachtet werden musste, als das meinige.

»Gegen sieben Uhr stieg ein leichter Dunst von dem Teiche auf, doch einem Gazeschleier ähnlich, hinderte dieser Dunst nicht, zu sehen, oder allmählich an die Dunkelheit sich gewöhnend vermochten vielmehr unsere Augen diesen Dunst zu durchdringen.

»Da uns nichts die Zeit ermessen half, so hätten wir nicht sagen können, wie viel Uhr es war, als wir am Saum des Waldes durch diese durchsichtige Finsternis Schatten sich bewegen zu sehen glaubten. Diese Schatten schienen sich vorsichtig zu nähern, wobei sie sich an die Bäume hielten, welche die Finsternis verdichteten und ihnen zugleich Schutz gewährten. Wir kamen auf den Gedanken, diese Schatten könnten am Ende nur ein Spiel unseres ermüdeten Gesichts sein, als das Wiehern eines Pferdes den Raum durchdrang und bis zu uns gelangte.

»Das sind unsere Freunde,« flüsterte Gertrude.

›Oder der Prinz,‹ erwiderte ich.

›Oh! der Prinz,‹ sagte sie, ›der Prinz würde sich nicht verbergen.‹

»Diese so einfache Äußerung zerstreute meinen Verdacht und beruhigte mich.

»Wir verdoppelten unsere Aufmerksamkeit.

»Ein Mann schritt allein heran: es kam mir vor, als verließe er einige Menschen, welche unter dem Schutze einer Baumgruppe zurückgeblieben waren.

»Dieser Mann ging gerade auf die Barke zu, band sie von ihrem Pfahl los, stieg hinein und die Barke glitt leicht in der Richtung nach unserem Fenster über das Wasser hin.

»Während sie vorrückte, strengten sich meine Augen furchtbar an, um die Dunkelheit zu durchdringen.

»Ich glaubte von Anfang die hohe Gestalt und dann die düsteren, scharf ausgeprägten Züge des Grafen von Monsoreau zu erkennen. Als er zehn Schritte von uns war, blieb mir kein Zweifel mehr.

»Ich fürchtete mich nun eben so sehr vor der Hilfe, als vor der Gefahr. Ich blieb stumm, unbeweglich und in die Ecke des Fensters gedrückt, so dass er mich nicht sehen konnte. Sobald er am Fuße der Mauer war, band er seine Barke an einem Ringe an, und ich sah seinen Kopf auf der Höhe des Fenstergesimses erscheinen.

»Ich vermochte mich eines leichten Schreis nicht zu erwehren.

›Ah! Verzeiht,« sprach der Graf von Monsoreau, ›ich glaubte, Ihr erwartetet mich.‹

›Ich erwartete allerdings irgend Jemand, mein Herr,‹ antwortete ich, »doch ich wusste nicht, dass Ihr der Jemand wäret.«

»Ein bitteres Lächeln zog über das Antlitz des Grafen hin.

›Wer außer mir und Eurem Vater wacht über der Ehre von Diana von Méridor?‹

›In dem Briefe, den Ihr mir geschrieben, mein Herr, sagtet Ihr mir, Ihr kämet im Auftrage meines Vaters?‹

›Ja, mein Fräulein, und da ich vorhergesehen, Ihr würdet an meiner Sendung zweifeln, so nehmt dieses Billet des Barons.‹

»Und der Graf reichte mir ein Papier.

»Wir hatten weder Kerzen noch Kandelaber angezündet, damit es uns freistünde, in der Dunkelheit Alles zu tun, was uns die Umstände gebieten würden. Ich ging aus dem Zimmer von Gertrude in das meinige, kniete vor dem Feuer nieder und las bei dem Schimmer der Flamme des Herdes:

»Meine liebe Diana, der Herr Graf von Monsoreau kann Dich allein der Gefahr entreißen, der Du preisgegeben bist, und diese Gefahr ist ungeheuer. Vertraue Dich ihm ganz und gar an, wie dem besten Freunde, den uns der Himmel zu schicken vermag.«

»Er wird Dir später sagen, was Du nach dem innigsten Wunsche meines Herzens zu tun hast, um die Schuld abzutragen, die wir gegen ihn eingehen. ›Dein Vater, der Dich ihm zu glauben, und mit Dir und ihm Mitleid zu haben bittet,

›Baron von Méridor.‹

»Es waltete nichts Festes in meinem Geiste gegen Herrn von Monsoreau ob; der Widerwille, den er mir einflößte, war mehr instinktartig, als eine Folge vernünftiger Gründe. Ich hatte ihm nichts vorzuwerfen, als den Tod einer Hirschkuh, und das war ein sehr leichtes Verbrechen für einen Jäger.

»Ich trat daher wieder an das Fenster.«

›Nun?‹ fragte er.

›Mein Herr, ich habe den Brief meines Vaters gelesen; er sagt mir, Ihr wäret bereit, mich von hier wegzuführen; doch er sagt mir nicht, wohin Ihr mich führen werdet.‹

›Ich führe Euch dahin, wo Euch der Baron erwartet, mein Fräulein.‹

›Und wo erwartet er mich?‹

›Im Schlosse Méridor.‹

›Also werde ich meinen Vater wiedersehen?‹

›In zwei Stunden.‹

›Oh! mein Herr, wenn Ihr die Wahrheit sprecht …‹

»Ich hielt inne; der Graf erwartete sichtbar das Ende meines Satze?

›Zählt auf meine ganze Dankbarkeit,‹ fügte ich mit zitternder, schwacher Stimme bei, denn ich erriet, was er von dieser Dankbarkeit erwarten konnte, und hatte nicht die Kraft, dies auszusprechen.

›Ihr seid also bereit, mir zu folgen, mein Fräulein?‹ fragte der Graf.

»Ich schaute Gertrude unruhig an; es war leicht zu sehen, dass das düstere Gesicht des Grafen sie nicht mehr beruhigte, als mich.

›Bedenkt, dass jede entfliehende Minute unendlich kostbarer für Euch ist, als Ihr Euch einbilden könnt,‹ sagte er. ›Ich bin ungefähr eine halbe Stunde zurück; es wird bald zehn Uhr sein, … und habt Ihr nicht die Nachricht erhalten, der Prinz werde um zehn Uhr im Schlosse Beaugé eintreffen?‹

›Ach ja!‹ antwortete ich.

›Ist der Prinz einmal hier, so kann ich nichts mehr für Euch tun, als mein Leben ohne Hoffnung einsetzen, während ich es in diesem Augenblick mit der Gewissheit, Euch zu retten, wage.‹

›Warum ist mein Vater nicht gekommen?‹

›Denkt Ihr, Euer Vater sei nicht von Spähern umgeben? Denkt Ihr, er könne einen Schritt tun, ohne dass man weiß, wohin er geht?‹

›Doch Ihr?‹ fragte ich.

›Bei mir ist es etwas Anderes; ich bin der Freund, der Vertraute des Prinzen.‹

›Aber mein Herr,‹ rief ich, ›wenn Ihr der Freund, der Vertraute des Prinzen seid, so …‹

›So verrate ich ihn, Euch zu Liebe, ja so ist es. Ich sagte Euch auch in diesem Augenblick, ich wage mein Leben, um Eure Ehre zu retten.‹

»Es lag ein solcher Ausdruck von Überzeugung in dieser Antwort des Grafen und sie stand so sichtbar mit der Wahrheit im Einklang, dass ich, obgleich es mir noch teilweise widerstrebte, mich ihm anzuvertrauen, doch keine Worte fand, um dieses Widerstreben auszudrücken.

›Ich warte,‹ sagte der Graf.

»Ich sah, dass Gertrude eben so unentschlossen war, als ich.

›Seht,‹ sagte Herr von Monsoreau zu mir, ›wenn Ihr noch zweifelt, so schaut auf jene Seite.‹

»Und auf der entgegengesetzten Seite zeigte er mir, am andern Ufer des Teiches hingehend, eine Truppe von Reitern, welche nach dem Schlosse vorrückten.

›Wer sind diese Männer?‹ fragte ich.

›Es ist der Herzog von Anjou mit seinem Gefolge,‹ antwortete er.

›Mein Fräulein,‹ sagte Gertrude, ›wir haben keine Zeit zu verlieren.‹

›Es ist bereits zu viel verloren,‹ sprach der Graf, ›im Namen des Himmels entscheidet Euch.‹

»Ich fiel auf einen Stuhl, es gebrach mir an Kräften, und ich murmelte nur:

›Oh! mein Gott! mein Gott!‹

›Hört,‹ sagte der Graf, ›hört, sie klopfen an das Thor.‹

»Man hörte in der Tat den Hammer unter der Hand von zwei Männern erdröhnen, welche wir hatten von der Gruppe sich trennen und vorauseilen sehen.

›In fünf Minuten ist es nicht mehr Zeit,‹ sprach der Graf.

»Ich versuchte aufzustehen; meine Beine wankten.

›Hilf mir, Gertrude,‹ stammelte ich, ›hilf mir!‹

›Mein Fräulein,‹ sagte das arme Mädchen, ›hört Ihr das Thor sich öffnen? Hört Ihr die Pferde im Hofe stampfen?‹

›Ja! Ja!‹ antwortete ich mit einer Anstrengung.

›Doch die Kräfte fehlen mir.‹

›Oh! ist es nur das?‹ sagte sie und nahm mich in ihre Arme, hob mich auf, wie sie es mit einem Kind getan hätte, und legte mich in die Arme des Grafen.

»Die Berührung dieses Mannes fühlend, bebte ich so heftig, dass ich ihm beinahe entschlüpft und in den See gefallen wäre.

»Aber er presste mich an seine Brust und setzte mich in dem Schiffe nieder.

»Gertrude folgte mir, und stieg herab, ohne einer Hilfe zu bedürfen.

»Da gewahrte ich, dass mein Schleier sich losgemacht hatte und auf dem Wasser schwamm.

»Es kam mir der Gedanke, er würde unsere Spur anzeigen.

›Meinen Schleier! meinen Schleier!‹ sagte ich zu dem Grafen, ›fangt doch meinen Schleier auf.‹

»Der Graf warf einen Blick auf den Gegenstand, den ich ihm mit dem Finger bezeichnete, und erwiderte dann:

›Nein, es ist besser auf diese Art.‹

»Und die Ruder ergreifend, gab er der Barke einen mächtigen Antrieb, dass wir uns mit ein paar Stößen nahe am Ufer des Teiches befanden.

»In diesem Augenblick sahen wir die Fenster meines Zimmers sich erleuchten! Diener traten mit Lichtern ein.

›Habe ich Euch getäuscht?‹ fragte Herr von Monsoreau, ›war es Zeit?‹

›Oh! ja, ja, mein Herr, Ihr seid in der Tat mein Retter,‹ antwortete ich.

›Die Lichter liefen indessen in großer Unruhe bald in meinem Zimmer, bald in dem von Gertrude hin und her. Wir hörten Rufe; ein Mann trat ein, vor dem die Andern zurückwichen. Dieser Mann näherte sich dem offenen Fenster, erblickte den auf dem Wasser schwimmenden Schleier, und stieß einen Schrei aus.

›Seht Ihr, dass ich wohl daran getan habe, den Schleier zurückzulassen?‹ sagte der Graf, ›der Prinz wird glauben, Ihr habet Euch, um ihm zu entgehen, in den See gestürzt, und während er Euch suchen lässt, fliehen wir.‹

»Da zitterte ich wirklich vor den finsteren Tiefen dieses Geistes, der schon zum Voraus auf ein solches Mittel gerechnet hatte.«

Dreizehntes Kapitel
Wer Diana von Méridor war
Der Vertrag

Es trat wieder ein kurzes Stillschweigen ein. Beinahe eben so sehr bewegt bei dieser Erinnerung, als sie es in der Wirklichkeit gewesen war, fühlte Diana, wie ihr die Stimme den Dienst verweigern wollte. Bussy hörte ihr mit allen Fähigkeiten seiner Seele zu und schwor zum Voraus einen ewigen Hass allen ihren Feinden, wer sie auch sein möchten.

Endlich, nachdem sie an einem Flacon gerochen hatte, den sie aus der Tasche zog, fuhr Diana fort:

»Kaum hatten wir den Fuß auf die Erde gesetzt, als sieben bis acht Männer auf uns zuliefen. Es waren Leute des Grafen, unter denen ich zwei Diener zu bemerken glaubte, welche unsere Sänfte begleiteten, als wir durch die Menschen angegriffen wurden, die mich nach dem Schlosse Beaugé führten. Ein Stallmeister hielt zwei Pferde an der Hand; das eine derselben war ein Rappe des Grafen, das andere ein für mich bestimmter weißer Zelter. Der Graf half mir den Zelter besteigen und schwang sich auf sein Ross, sobald ich im Sattel saß.

»Gertrude ritt auf dem Kreuze hinter einem von den Dienern des Grafen.

»Diese Anordnungen waren kaum getroffen, als wir uns im Galopp entfernten.

»Der Graf nahm meinen Zelter beim Zaume; ich bemerkte ihm, ich verstände gut genug zu reiten, dass er sich dieser Vorsichtsmaßregel überheben könnte, doch er entgegnete mir, mein Pferd wäre scheu und könnte einen Seitensprung machen, der mich von ihm trennen würde.

»Wir ritten ungefähr zehn Minuten, als ich die Stimme von Gertrude mich rufen hörte. Ich wandte mich um und sah, dass unsere Truppe sich in zwei Hälften geteilt hatte; vier Mann schlugen einen Seitenpfad ein und führten sie in den Wald fort, während der Graf von Monsoreau und die vier andern mit mir den bisherigen Weg verfolgten.

›Gertrude!‹ rief ich.

›Mein Herr, warum kommt Gertrude nicht mit uns?‹

›Das ist eine unerlässliche Maßregel,‹ antwortete der Graf, ›wenn wir verfolgt werden, so müssen wir zwei Spuren zurückgelassen haben; man muss auf zwei Seiten sagen können, man habe eine Frau durch Männer entführen sehen; dann können wir hoffen, dass der Herzog von Anjou einen falschen Weg einschlägt und einer Zofe nachjagt, statt uns zu verfolgen.«

»Obgleich scheinbar vernünftig, befriedigte mich die Antwort nicht: doch was war zu sagen, was war zu tun? Ich seufzte und wartete.

»Überdies war der Weg, den der Graf verfolgte, wohl derjenige, welcher nach dem Schlosse Méridor zurückführte. In einer Viertelstunde sollten wir, so wie wir ritten, das Schloss erreichen, als der Graf plötzlich, auf einem Kreuzwege des Waldes, der mir wohl bekannt war, statt sich auf dem Wege zu halten, der mich zu meinem Vater zurückbrachte, links einbog und einen Pfad wählte, der sich sichtbar von der Richtung unseres Schlosses entfernte. Ich schrie laut auf und stützte bereits, trotz des raschen Laufes meines Zelters, die Hand auf den Sattelknopf, um zu Boden zu springen, als der Graf, der ohne Zweifel alle meine Bewegungen beobachtete, sich auf meine Seite neigte, mich mit seinem Arme umschlang, von meinem Rosse aufhob und auf den Sattelbogen seines Pferdes setzte. Sobald der Zelter sich frei fühlte, entfloh er wiehernd durch den Wald.

»Diese ganze Handlung wurde so rasch von Seiten des Grafen ausgeführt, dass ich nicht Zeit hatte, einen Schrei auszustoßen.

»Herr von Monsoreau legte mir schnell die Hand auf den Mund und sprach:

›Mein Fräulein, ich schwöre Euch bei meiner Ehre, dass ich Alles auf Befehl Eures Vaters tue, wie ich Euch bei dem ersten Halt, den wir machen, beweisen werde; genügt Euch dieser Beweis nicht oder scheint er Euch zweifelhaft, so seid Ihr, ebenfalls bei meiner Ehre, frei, mein Fräulein.‹

›Mein Herr, Ihr sagtet mir, Ihr würdet mich zu meinem Vater führen,‹ rief ich, seine Hand von mir stoßend und den Kopf zurückwerfend.

›Ja, ich sagte Euch das, weil ich sah, dass Ihr zögertet, mir zu folgen, und ein Augenblick dieses Zögerns mehr richtete uns zu Grunde, ihn, Euch und mich, wie Ihr selbst sehen konntet. Nun lasst hören,‹ sagte der Graf anhaltend, ›wollt Ihr den Baron töten? Wollt Ihr geraden Wegs Eurer Schande in die Hände, laufen? Sprecht ein Wort, und ich führe Euch nach dem Schlosse Méridor zurück.‹

›Ihr sagtet, Ihr würdet mir einen Beweis geben, dass Ihr im Namen meines Vaters so handeltet.‹

›Wohl, so empfangt diesen Beweis. Nehmt diesen Brief und lest ihn in dem ersten Lager, wo wir anhalten. Wollt Ihr, wenn Ihr ihn gelesen, in das Schloss zurückkehren, so seid Ihr frei, das wiederhole ich Euch abermals bei meiner Ehre. Doch bleibt Euch noch einige Achtung vor den Befehlen des Barons, so werdet Ihr nicht zurückkehren, dessen bin ich gewiss.‹

›Vorwärts, mein Herr, damit wir rasch das erste Lager erreichen, denn es drängt mich, Gewissheit zu erlangen, ob Ihr die Wahrheit sprecht.‹

›Erinnert Euch, dass Ihr mir freiwillig folgt.‹

›Ja, frei, in so weit ein Mädchen in einer Lage frei ist, wo es auf der einen Seite den Tod seines Vaters und seine Schande, und auf der andern die Notwendigkeit steht, sich dem Worte eines Mannes anzuvertrauen, den es kaum kennt; gleichviel, ich folge Euch freiwillig und Ihr könnt Euch dessen versichern, wenn Ihr mir ein Pferd geben wollt.‹

»Der Graf hieß einen von seinen Leuten durch ein Zeichen absteigen; ich sprang von seinem Pferde herab und befand mich einen Augenblick nachher neben ihm im Sattel.

›Der Zelter kann nicht fern sein,‹ sagte er zu dem Mann, der abgestiegen war, ›sucht ihn im Walde, ruft Ihn, Ihr wisst, dass er wie ein Hund auf seinen Namen oder auf die Pfeife kommt. Ihr werdet uns in La Châtre wieder einholen.‹

»Ich bebte unwillkürlich, La Châtre war bereits mehr als zehn Stunden von dem Schlosse Méridor auf der Straße nach Paris entfernt.

›Mein Herr,‹ sagte ich zu ihm, ›ich begleite Euch, doch in La Châtre werden wir unsere Bedingungen machen.‹

›Das heißt, mein Fräulein,‹ erwiderte der Graf, ›in La Châtre werdet Ihr mir Eure Befehle geben.‹

»Dieser scheinbare Gehorsam beruhigte mich nicht; da mir jedoch die Wahl der Mittel nicht zu Gebot stand und dasjenige, welches sich mir zeigte, das einzige war, um dem Herzog von Anjou zu entkommen, so setzte ich schweigsam meinen Weg fort. Bei Tagesanbruch erreichten wir La Châtre. Doch statt in das Dorf zu reiten, ritten wir hundert Schritte von den ersten Gärten querfeldein und wandten uns nach einem abgelegenen Hause.

»Ich hielt mein Pferd an und fragte:

›Wohin gehen wir?‹

›Hört, mein Fräulein,‹ sprach der Graf, ›ich habe bereits die außerordentliche Schärfe Eures Geistes wahrgenommen, und, an Euren Geist appelliere ich auch. Können wir, vor den Nachstellungen des nach dem König mächtigsten Prinzen fliehend, in einem gewöhnlichen Gasthofe und mitten in einem Dorfe anhalten, wo uns der erste der beste Bauer, der uns sieht, angeben wird? Man kann einen Menschen erkaufen, aber man kann nicht ein ganzes Dorf erkaufen.‹

»In allen Antworten des Grafen lag eine Logik oder wenigstens eine scheinbare Logik, der ich wenig entgegen zu halten wusste.

›Gut,‹ sagte ich zu ihm, ›reiten wir weiter.‹

»Und wir setzten uns wieder in Marsch.

»Wir wurden erwartet; ein Mann hatte sich, ohne dass ich es bemerkte, von unserer Eskorte getrennt und war voraus geritten. Ein gutes Feuer brannte in dem Kamin eines ziemlich reinlichen Zimmers, und ein Bett stand bereit.

›Hier ist Euer Zimmer, mein Fräulein,‹ sagte der Graf, ›ich werde Eure Befehle erwarten.‹

»Er grüßte, zog sich zurück und ließ mich allein. »Es war meine erste Sorge, mich der Lampe zu nähern und den Brief meines Vaters aus meiner Brust hervorzuziehen . . . Hier ist er, Herr von Bussy; ich mache Euch zum Richter, lest.«

Bussy nahm den Brief und las:

›Meine viel geliebte Diana, wenn Du, wie ich nicht bezweifle, meiner Bitte Dich fügend, dem Herrn Grafen von Monsoreau gefolgt bist, so weißt Du durch ihn, dass Du das Unglück gehabt hast, dem Herzog von Anjou zu gefallen, und dass er es gewesen ist, der Dich entführen und nach dem Schlosse Beaugé bringen ließ; schließe aus dieser Gewalttat, wozu der Herzog fähig ist, und welche Schande Dich bedroht. Es gibt ein Mittel, dieser Schande, die ich nicht überleben würde, zu entkommen; es besteht darin, dass Du unsern edlen Freund heiratest; bist Du einmal Gräfin von Monsoreau, so wird Dich der Graf verteidigen, und er hat mir geschworen, Dich durch alle ihm zu Gebot stehende Mittel zu verteidigen. Es ist daher mein Wunsch, geliebte Tochter, dass diese Heirat so bald als möglich stattfinden möge, und wenn Du meinen Wünschen entsprichst, so füge ich meiner entschiedenen Einwilligung meinen väterlichen Segen bei und bitte Gott, er möge Dir alle Schätze des Glückes gewähren, die seine Liebe für Herzen wie das Deinige vorbehalten hat.

»Dein Vater, der Dir nicht befiehlt, sondern Dich bittet,

»Baron von Méridor.‹

»Ach!« sprach Bussy, »wenn dieser Brief von Eurem Vater ist, Madame, so lautet er nur zu bestimmt.«

»Er ist von ihm und darüber habe ich keinen Zweifel; nichtsdestoweniger las ich ihn dreimal ehe ich einen Entschluss fasste. Endlich rief ich den Grafen. Er trat sogleich ein, woraus ich ersah, dass er vor der Türe gewartet hatte.

»Ich hielt den Brief in der Hand.

›Nun,‹ sagte er zu mir, ›Ihr habt gelesen?‹

›Ja,‹ antwortete ich.

›Zweifelt Ihr immer noch an meiner Ergebenheit und an meiner Achtung?‹

›Ich würde daran gezweifelt haben, mein Herr,‹ antwortete ich, ›hätte mir nicht dieser Brief den mir fehlenden Glauben geboten. Doch lasst nun hören, mein Herr, angenommen, ich wäre geneigt, dem Rate meines Vaters nachzukommen: was gedenkt Ihr zu tun?‹

«»Ich gedenke Euch nach Paris zu führen, mein Fräulein; dort ist es noch leichter, Euch zu verbergen.‹

›Und mein Vater?‹

›Ihr wisst wohl, dass er überall sein wird, wo Ihr seid, und sobald Ihr nicht mehr durch seine Gegenwart gefährdet werden könnt, wird der Baron nachfolgen.‹

›Wohl, mein Herr, ich bin bereit, Euren Schutz unter den Bedingungen anzunehmen, die Ihr mir vorschreibt.‹

›Ich schreibe nichts vor, mein Fräulein,‹ entgegnete der Graf, ›ich biete Euch einzig und allein ein Mittel zur Rettung.‹

›Wohl, ich verbessere meine Worte und sage mit Euch: ich bin bereit, das Mittel der Rettung, das Ihr mir anbietet, unter drei Bedingungen anzunehmen.‹

›Sprecht, mein Fräulein.‹

›Die erste ist die, dass mir Gertrude zurückgegeben wird.‹

›Sie ist da,‹ sagte der Graf.

›Die zweite, dass wir bis Paris getrennt reisen.‹

›Ich wollte Euch diese Trennung anbieten, um Euer Zartgefühl zu beruhigen.‹

›Und die dritte, dass unsere Heirat, wenn nicht ihre Dringlichkeit von meiner Seite anerkannt wird, nur in Gegenwart meines Vaters stattfindet.‹

›Das ist mein lebhaftestes Verlangen und ich zähle auf seinen Segen, um den des Himmels auf uns herabzurufen.‹

»Ich war ganz erstaunt, denn ich glaubte, ich würde bei dem Grafen einen Widerstand gegen diesen dreifachen Ausdruck meines Willens finden, und er machte im Gegenteil nicht die geringste Einwendung.«

›Mein Fräulein,‹ sagte Herr von Monsoreau, ›erlaubt mir nun, Euch ebenfalls einige Ratschläge zu geben.‹

›Ich höre, mein Herr.‹

›Reist nur bei Nacht.‹

›Hierzu bin ich entschlossen.‹

›Überlasst mir die Sorge für Eure Lager und die Wahl des Weges; alle meine Vorsichtsmaßregeln werden ein Ziel im Auge haben, das, Euch dem Herzog von Anjou entkommen zu lassen.‹

›Wenn Ihr mich liebt, wie Ihr sagt, mein Herr, so sind unsere Interessen dieselben; ich habe daher keinen Einwurf gegen Euer Verlangen zu machen.‹

›In Paris nehmt endlich die Wohnung an, die ich für Euch bereit halten werde, so einfach und abgelegen sie auch sein mag.‹

›Ich will nur verborgen leben, mein Herr, und je abgelegener und einfacher die Wohnung ist, desto mehr muss sie einer Flüchtigen zusagen.‹

›So verstehen wir uns also in jedem Punkte, mein Fräulein, und um mich mit diesem von Euch entworfenen Plane in Einklang zu setzen, habe ich Euch nur noch meine Ehrfurcht zu bezeigen, Eure Kammerfrau zu schicken, und mich mit dem Wege zu beschäftigen, den Ihr verfolgen sollt.‹

›Mein Herr,« erwiderte ich, »ich bin meinerseits Edeldame, wie Ihr Edelmann seid, haltet alle Eure Versprechungen, und ich werde alle die meinigen halten.«

»Mehr verlange ich nicht,‹ rief der Graf, ›und diese Zusage gewährt mir die Versicherung, dass ich bald der Glücklichste der Menschen sein werde.‹

»Nach diesen Worten verbeugte er sich und ging weg.

»Fünf Minuten nachher trat Gertrude ein.

»Die Freude dieser treuen Dienerin war groß; sie hatte geglaubt, man wollte sie für immer von mir trennen. Ich erzählte ihr, was vorgefallen war; ich bedurfte einer Person, welche in alle meine Absichten eingehen, alle meine Wünsche unterstützen, vorkommenden Falles ein halbes Wort verstehen, auf ein Zeichen oder auf eine Gebärde gehorchen würde. Diese Bereitwilligkeit von Herrn von Monsoreau setzte mich in Erstaunen und ich befürchtete irgend eine Verletzung des zwischen uns festgestellten Vertrages.

»Bald hörten wir das Geräusch eines Pferdes, das sich entfernte. Ich lief an das Fenster, es war der Graf, der im Galopp wieder den Weg einschlug, dem wir gefolgt waren. Warum kehrte er auf diesem Wege zurück, statt vorwärts zu reiten? das begriff ich nicht. Doch er hatte den ersten Artikel des Vertrags vollzogen, indem er mir Gertrude zurückgab, und vollzog den zweiten, indem er sich entfernte. Es war nichts zu sagen. Überdies beruhigte mich dieser Abgang des Grafen, nach welchem Ziele er sich auch richten mochte.

»Wir brachten den ganzen Tag, von unserer Wirtin bedient, in dem kleinen Hause zu: erst am Abend traf derjenige ein, welchen ich für den Anführer unserer Eskorte gehalten hatte, und fragte nach meinen Befehlen. Da mir die Gefahr um so größer vorkam, je näher ich bei dem Schlosse Beaugé war, so antwortete ich ihm, ich wäre bereit; fünf Minuten nachher kehrte er zurück und meldete mir mit einer Verbeugung, dass man nur noch auf mich warte. Vor der Türe fand ich meinen weißen Zelter; er war, wie es der Graf von Monsoreau vorhergesehen, auf den ersten Ruf zurückgekommen.

»Wir marschierten die ganze Nacht und hielten bei Tagesanbruch an. Ich berechnete, dass wir ungefähr fünfzehn Stunden zurückgelegt hatten; übrigens waren von Herrn von Monsoreau alle Vorsichtsmaßregeln genommen worden, dass ich weder durch die Müdigkeit, noch durch die Kälte litt. Der von ihm gewählte Zelter hatte einen besonders sanften Trab, und man warf mir, als ich das Haus verließ, einen Pelzmantel über die Schultern.

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06 grudnia 2019
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