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Der Verstorbene als Bräutigam

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3

Herr von Vieuville, seine Frau und seine Tochter waren auf dem Lande zu Maisons-Lafitte.

Eduard löste sich ein Billet auf der Eisenbahn und fuhr hin.

So weit entfernte sich Nichts von dem gewöhnlichen Gang der Dinge-

Wie er aber an dem Thore des Landhauses ankam, veränderte sich diese Sachlage.

Die Bedienten des Hauses waren davon unterrichtet, daß jede Stunde ein zukünftiger Schwiegersohn ankommen könne, und wie sie also einen jungen Unbekannten sahen, der ganz darnach aussah, beeilten sie sich, ihn mit den seiner Stellung gebührenden Ehren zu empfangen, und einige liefen voran ins Haus und riefen:

»Er ist da! Er ist da!«

Man riß ihm vor Diensteifrigkeit und Freude beinahe hie Kleider vom Leib, so groß war hie Begeisterung.

Der Schwiegervater kam so rasch, als es ihm seine verhärtete Gicht erlaubte, drückte den jungen Manns in seine Arme und zog ihn, ohne ihm nur Zeit zu lassen, zu Wort zu kommen und sich zu erklären, in das Familienzimmer und stellte ihn seiner Frau als den lieben Schwiegersohn uns seiner Tochter als ihren zukünftigen Gemahl vor.

Die Freude, sich am Ziele langgehegter Erwartungen zu sehen, hatte Alle so erfüllt, daß man sich dem Eindruck derselben ohne jeglichen Rückhalt hingab. Woher sollte such nur der leiseste Zweifel an her Identität des jungen Mannes, den man persönlich nicht kannte, aufgestiegen sein?

Es wäre nun freilich nichts natürlicher und selbstverständlicher gewesen, als daß dieser verkannte junge Mann, dieser Pseudo-Schwiegersohn, nach dem ersten Begrüßungsturme sich zu erkennen gegeben und die freudige Illusion her Familie mit Einem Worte zerstört hätte.

Sonderbar genug! Die paar Worte: »ich bin nicht der, den Ihr erwartet, ich bin ein Anderer!« sie schwebten ihm beständig auf der Zunge und konnten doch nicht den Weg auf die Lippen finden!

Es war ihm, als ab seine Worte und seine Gedanken mit einander in Streit gerathen seien und er selbst hilflos in her Mitte stehe. Er wußte, was er hier zu sagen hatte, und wollte es auch sagen und konnte es doch nicht.

Was war der Grund dieses thörichten Zögerns, dieser Furcht vor dem Einen Worte?

War es vielleicht übertriebene Schonung von seiner Seite, daß er sich nicht entschließen konnte, den schönen Traum der glücklichen Familie so rasch zu zerstören? Wohl schwerlich! Er mochte es kaum selber begreifen, wie er sich so ungeschickt benehmen konnte.

Nur das Eine wußte er, daß er in die Augen des Mädchens gesehen hatte und daß es ihm plötzlich war, als müsse er wirklich her Bräutigam des schönen Kindes werden, das so verwirrt und erröthend vor ihm stand.

Dieser Gedanke war über ihn gekommen, er wußte selbst nicht wie, und hatte sich mit der Kraft einer fixen Idee in sein Gehirn festgesetzt. Unter seinem Einfluß ließ er es ruhig geschehen, daß man ihn als Julius, den erwarteten Bräutigam, begrüße und schob die schuldige Erklärung in unbegreiflicher Verblendung immer länger und länger hinaus, bis er sie kaum mehr geben konnte, ohne zu gleicher Zeit beschämt den Zauberkreis, in den er gebannt war, zu verlassen,

Das Töchterlein des Edelmannes war lieblich, frisch und jugendlich und der rosige Hauch der Verlegenheit bei her ersten Begegnung mit einem fremden jungen Manne machte sie nun vollends reizend.

Der Edelmann selbst war ein trefflicher, alter Herr, äußerst joval, mit einem leichten kupferrothen Anflug im Gesicht und sonst sehr voll und abgerundet: er sah ganz aus, wie eine jener wohlwollenden, ehrlichen, aber schwachen Naturen, die man so ganz nach seinem Gefallen sich heranbilden und ziehen kann, wie man will. Solche für Andere bequeme Naturen gibt es in der Welt, wenn auch nicht in großer Anzahl.

Was die Frau Mama anbetrifft, so machte sie gar kein Hehl aus ihren grauen Haaren und ihr ganzes Wesen war ebenfalls zu gefügig, als daß zu befürchten gewesen wäre, daß sie jemals eine jener qualvollen Schwiegermütter geben würde, welche sich mit der Frau Tochter gegen die Ruhe des Schwiegersohnes verschwören.

Mit Einem Wort: es war ein Haus und eine Familie, in deren Mitte Fuß zu fassen nicht unangenehm sein mußte, besonders wenn man im Begriff stand, von den conträrsten Winden Gott weiß wohin verschlagen zu werden.

Und so kam es denn auch, daß Eduard diesen verführerischen Gedanken immer verführerischer finden mußte.

Er spielte seine Rolle ganz vorzüglich und stellte dem zukünftigen Schwiegervater und der Schwiegermutter die Briefe zu, mit deren Ueberreichung er für sie beauftragt war. —

Man kündigte eben an, daß das Mittagessen aufgetragen sei.

Eduard ward neben seine ihm Zugedachte gesetzt, welche wenig sprach, kaum Antwort gab, sehr oft roth ward, welches eine Gattung von Beredsamkeit ist, bei Liebesleutchen sehr hoch im Course stehend.

Clementine war ein junges Mädchen von achtzehn bis neunzehn Jahren, äußerst einfach in ihrem ganzen Wesen, mit einem herzensguten und lieben Gesichtchen, einem unschuldigen Blicke, einer offenen Stirne, welche von zwei sorgfältig geflochtenen hellbraunen Haarzöpfen eingerahmt ward. Ihre Kleidung war ebenso einfach und frisch, als ihre Person: ein rosa Qrgandinkleid mit tausend kleinen Pünktchen, wegen der Jahreszeit ein wenig ausgeschnitten, aber mit einer weißen Tüllspitze garniert, eine kleine Taffetschürze und leichte Spitzenärmel, aus denen ein hübscher weißer Arm und eine niedliche Hand hervorsahen.

Diese ganze Erscheinung hatte nun allerdings keine Spur von Aehnlichkeit mit der heirathsfähigen Tochter, die um jeden Preis an den Mann gebracht werden soll, wie sie Julius ausgemalt hatte, wenn sie in ihrem neuen Staatskleid eingepreßt und darauf angewiesen ist, alle ihre Reize und angenommenen Vorzüge zu entfalten und sich deshalb schon während des Brautstandes vornimmt, sich einmal für all den Zwang und die Unbequemlichkeit, die ihr wegen des Bräutigams auferlegt wird, zu rächen.

Fügen wir auch hinzu, daß Eduard seinerseits ein recht netter Mensch war, daß er einen ausdrucksvollen Blick, eine angenehm klingende Stimme, ein ausgezeichnetes Wesen und ein hübsches Schnurrbärtchen auf der Oberlippe hatte, so daß in Folge aller dieser gewinnenden Eigenschaften der Tüllschleier auf Clementinens weißem Halse vor Freude so hastige Bewegungen machte, wie das Meer unter einer leichten Brise.

Es schien beinahe, als ob ein Vorgefühl des göttlichen Etwas, das kein Psycholog so recht definieren kann, in ihr junges Herz einzöge.

Galant und aufmerksam mit Wahrung des richtigen Maßes dem jungen Mädchen gegenüber, zuvorkommend und liebenswürdig mit Vater und Mutter, gemessen in seiner äußeren Haltung, unterhaltend und heiter im Gespräch, hatte Eduard in wenig Stunden die ganze Familie für sich gewonnen.

Nachdem der Tisch aufgehoben und der Kaffee aufgetragen war, ward hie Unterhaltung etwas bestimmter. Man sprach von Mitgift, von gegenseitiger Uebereinkunft, von Aussteuer und von diesen tausend niedlichen Dingen, welche es bewirken, daß das »Ja« den Herzen und den Lippen den jungen Mädchen entschlüpft, ohne daß sie im Mindesten dessen Bitterkeit empfinden. Später machen sie dann allerdings manchmal ein nachdenkliches Gesicht.

Den Abend machte man einen Gang durch den Park. «